F*** Dich Herzschmerz - Kate Lewandowski - E-Book
SONDERANGEBOT

F*** Dich Herzschmerz E-Book

Kate Lewandowski

0,0
5,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Als Pia ihren langjährigen Freund Marek zum Geburtstag überraschen will, kommt er ihr zuvor. Das Bild von ihm und der nackten Brünetten auf seinem Schoß brennt sich in ihren Kopf. Von einem Augenblick auf den nächsten stürzt ihre vermeintlich heile Welt zusammen. Wie konnte er ihr das bloß antun? Zwischen Verzweiflung, Wut und verrotzten Taschentüchern trifft sie schließlich eine Entscheidung: So kann es nicht weitergehen! Über anonyme Briefe wird sie auf eine Webseite aufmerksam, die sich F*** Dich Herzschmerz nennt. Während sie an dem 10-Schritte-Programm arbeitet, um den verdammten Liebeskummer in den Griff zu bekommen, verändert sie nebenbei ihr ganzes Leben. Aber wer hat ihr diese Briefe geschickt und gibt es mit Marek vielleicht doch noch ein Happy End?

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Vorwort
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
Kapitel 17
Kapitel 18
Kapitel 19
Kapitel 20
Kapitel 21
Kapitel 22
Kapitel 23
Kapitel 24
Kapitel 25
Kapitel 26
Kapitel 27
Kapitel 28
Kapitel 29
Kapitel 30
Kapitel 31
Kapitel 32
Kapitel 33
Kapitel 34
Heute
Liebe Leserin, lieber Leser!

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

SP

K. LEWANDOWSKI

 

 

 

F*** DICH

HERZSCHMERZ

 

 

 

 

 

Romanratgeber

 

Impressum

 

Bibliografische Information der Deutschen

Nationalbibliothek:

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar.

 

Deutsche Erstausgabe April 2022

©2022 Kate Lewandowski

 

Alle Rechte vorbehalten. Das Werk darf - auch auszugsweise - nur mit Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden.

 

E-Mail: [email protected]

 

Vertrieb durch Tolino Media

Covergestaltung: Katrin Laube

Lektorat & Korrektorat: Katharina Kay

 

Kate Lewandowski

c/o Block Services

Stuttgarter Str. 106

70736 Fellbach

 

www.fdichherzschmerz.com

www.katvanarbour.com

 

Für Dich,

 

wenn du dein Leben zurückhaben willst oder lebensbejahende Geschichten liebst.

 

 

 

 

 

Vorwort

 

Wer kennt ihn nicht? Liebeskummer. Ein unwillkommener Schmerz einer endenden Liebe. Eben war noch alles gut und zack ist es vorbei. Dabei ist es egal, wer sich von wem getrennt hat oder ob eine unerfüllte Liebe der Grund für den Liebeskummer ist, alles beginnt mit einer wilden Achterbahnfahrt der Gefühle, die alles durcheinanderwirbelt. Schmerz, Verzweiflung und Wut wechseln sich in rasantem Tempo ab und können überwältigend sein.

Jeder Mensch leidet anders. Während die einen weinen und wütend werden und sich schließlich in ihr Schneckenhaus zurückziehen, betäuben andere den Kummer mit exzessiver Feierei. Dieser Herzschmerz kann so groß werden, dass es einige Menschen derart aus der Bahn wirft, dass sie ihren Alltag nicht mehr bewältigen können.

Machen wir uns nichts vor. Liebeskummer ist scheiße und tut verdammt weh! Aber er ist auch Teil unseres Lebens und gibt uns die Chance, den bisherigen Lebensweg neu zu überdenken.

Und hier beginnt die Geschichte von Pia. Sie ist verletzt, wütend und kann nicht glauben, dass ihr die Liebe so übel mitspielt. Aber sie lässt sich nicht unterkriegen. Mithilfe ihrer besten Freundin Annika und den Tipps einer Webseite zeigt Pia dem beschissenen Herzschmerz den Mittelfinger.

Wenn es dir ähnlich ergeht wie Pia oder du Lust auf eine lebensbejahende Geschichte hast, dann ist F*** Dich Herzschmerz genau das Richtige.

 

Bist du bereit für Veränderungen?

 

 

 

Kapitel 1

 

 

Aufgeregt lief Pia die Straße entlang. Der schwere Beutel zog ihre rechte Schulter in die Tiefe, aber sie steuerte mit ihrer linken dagegen. Sie kam sich vor wie eine bucklige Alte. Für die hübsche Rosenhecke vor dem Haus, deren süßer Duft die Luft erfüllte, hatte sie weder Auge noch Nase und auch das Grüßen einer Nachbarin ging reaktionslos an ihr vorüber. Pia strahlte bis über beide Ohren, bekam nichts mit und blendete ihre unmittelbare Umgebung aus. Ihr Kopf war voll mit den To-dos des Tages. Je näher sie Mareks Wohnung kam, umso nervöser wurde sie. Ihr Herz schlug schneller und ihre Handinnenflächen wurden feucht. Und das lag nicht nur am hitzigen Sommer. Vor der Haustür überprüfte sie in der Glasscheibe ihr Outfit und roch heimlich unter ihren Armen. Alles war in bester Ordnung.

Mit dem Schlüssel in der Hand lief sie die Stufen nach oben, bis in den vierten Stock. Plötzlich öffnete sich mit einem Schwung die Nachbartür und Pia fuhr erschrocken zusammen. Der schwere Beutel drohte ihr von der Schulter zu rutschen, doch im letzten Moment konnte sie mit einer ungraziösen Verrenkung ein Aufschlagen auf den Boden verhindern.

»Guten Morgen!«, rief ihr Tills muntere Stimme zu. Breit grinste er sie an. »So möchte ich auch gern mal zum Geburtstag überrascht werden.« Sein kurzes blondes Haar hatte er elegant gescheitelt, was gut zu dem schicken grauen Anzug passte, den er trug. Farbliches Highlight war das dunkelrote Hemd, das ihm einen verwegenen Touch verlieh.

Verwirrt sah sie ihm nach, als er an ihr vorbeihuschte und die Stufen hinunterging. »Wie meinst du das?« »Keine Angst, ich kann schweigen wie ein Grab.« Er zwinkerte ihr zu und verschwand beim nächsten Treppenabsatz aus ihrem Blickfeld.

Sie zog die Stirn kraus und wendete sich kopfschüttelnd der Wohnungstür zu.

Langsam drehte sie den Schlüssel im Uhrzeigersinn, bis das leise Knacken ertönte und sich die Tür öffnen ließ. Sie zog die Schuhe aus und lief auf Zehenspitzen weiter durch den Flur. Die schwere Einkaufstasche stellte sie auf der Küchenzeile ab und schloss vorsichtig die Küchentür hinter sich, damit Marek nicht durch ihr Gerumpel wach werden würde. Leise summend packte sie die Lebensmittel aus. Orangen, für selbst gepressten Saft, Mareks Lieblingskäse aus dem Feinkostladen an der Ecke, etwas Aufschnitt und Räucherlachs. Marmelade hatte sie für sich selbst mitgebracht, denn Marek mochte es zum Frühstück eher herzhaft. Sie packte noch zwei Becher Mousse au Chocolat, die Tüte mit den frischen Brötchen und schließlich den kleinen Kuchen, den sie mit einer Geburtstagskerze verzieren wollte, auf den Küchentisch. Obwohl sie sich überwiegend vegetarisch ernährte, überwand sie ihre Abscheu und briet ihrem Freund Marek Eier mit Speck. Es war schließlich sein Geburtstag. Als es lautstark in der Pfanne knisterte und sich der Geruch des gebratenen Specks in ihre Nase verirrte, verzog Pia das Gesicht und hoffte, dass Marek es nicht hören würde.

Im Anschluss an die Vorbereitung deckte sie den Tisch vor dem großen Fenster im Wohnzimmer, darauf bedacht, so leise wie möglich zu sein. In die Mitte des Tisches stellte sie eine dünne Vase, die sie von zu Hause mitgebracht hatte, und bestückte sie mit einer langstieligen roten Rose. Passend dazu faltete sie dunkelrote Servietten und legte sie auf die beiden Teller. Zufrieden ließ sie den Blick über den fertig gedeckten Frühstückstisch schweifen und atmete tief durch. Alles war perfekt. Leise öffnete sie das Fenster, um die frische Morgenluft hineinzulassen, und nahm den Blick über die Stadt in sich auf. Es war Freitagmorgen und sie sah auf den gut besuchten Arnimplatz, mitten in Prenzlauer Berg. Sie beobachtete ein paar Eltern mit ihren Kindern, die vermutlich auf dem Weg in die Kita waren und Spaziergänger, die ihren Hunden kleine Tüten mit deren Hinterlassenschaften bis zum nächsten Mülleimer hinterhertrugen. Die Sonne erwärmte sanft Pias Gesicht und das Grün der Bäume tat sein Übriges, um ihr ein Lächeln auf die Lippen zu zaubern. Es würde ein fantastischer Tag werden, den sie liebevoll bis ins kleinste Detail geplant hatte. Nach dem Frühstück würden sie einen Ausflug zum See machen, schwimmen, die Sonne genießen und reden. Danach gab es Eis am Potsdamer Platz, denn dort befand sich Mareks Lieblingseiscafé. Für den Abend nahm sie sich vor ein bisschen spontan zu sein und würde ihm die Wahl des Restaurants überlassen. Danach vielleicht noch Kino, wenn er darauf Lust hatte.

Pia sah auf ihre Uhr. Es war kurz nach neun. Den Kaffeeautomaten wollte sie erst anschalten, nachdem sie Marek mit leidenschaftlichen Küssen geweckt hatte, denn die Maschine arbeitete ohrenbetäubend und würde nur die Überraschung kaputtmachen. Pia sah sich ein letztes Mal um und prüfte, ob sie auch nichts vergessen hatte, dann schlich sie durch den langen Flur zum Schlafzimmer. Ein Schrei hallte unerwartet durch den Flur. Erschrocken zuckte sie zusammen. Dann ertönte ein zweiter Schrei, etwas leiser und tiefer. Mit einem Mal wurde ihr ganz flau im Magen. Der erste Gedanke, dass jemand Hilfe benötigen würde, verflog sofort. Sie riss die Schlafzimmertür auf und starrte in das verzerrte Gesicht von Marek, auf dessen Schoß eine nackte Brünette saß. Erschrocken sah er auf und zog die Nackte von sich herunter. »Pia, was machst du jetzt schon hier?«

»Ich, ich …« Ihr blieben die Worte im Hals stecken, als sie realisierte, dass ihr Freund sie gerade betrog. Anstatt etwas zu sagen, wirbelte sie herum und flüchtete. Als der hübsch gedeckte Frühstückstisch in ihr Blickfeld kam, überschlugen sich die aufkeimenden Gefühle und erzeugten in ihrem Inneren hohe Wellen. Es brodelte in ihr wie in einem Vulkan, der drohte auszubrechen. Mit einer einzigen Handbewegung fegte sie das komplette Frühstück vom Tisch. Sie sah rot. Das laute Scheppern des zerspringenden Porzellans drang nur ganz dumpf in ihre Ohren. Ihr Kopf arbeitete auf Hochtouren und schirmte alles um sie herum ab.

»Pia, was soll denn das?« Marek stürmte hinterher und geriet ins Straucheln, als er versuchte seine Jogginghose überzuziehen. Pia hielt abrupt an.

»Was das soll?« Das war doch nicht sein Ernst! Ihr erhitzter Körper zitterte. Sie konnte das Adrenalin regelrecht spüren, das sie unter Strom setzte. »Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag«, spie sie ihm entgegen, schnappte sich ihre Schuhe und verließ wie ein wütender Stier die Arena der Schande. Im Hausflur stieß sie mit jemandem zusammen, aber der aufkommende Tränenschleier und die Scham sorgten dafür, dass sie einfach weiterlief. Jeder Schritt wurde begleitet von lautstarkem Schluchzen und Schniefen. In ihrem Kopf lieferten sich unzählige Gedanken ein Match der besonderen Art. Wenigstens kam der Bus gleich. Sie stieg ein, setzte sich in den hinteren Teil und vergrub ihr Gesicht in den Händen. Niemand sollte ihre Tränen sehen, die unaufhaltsam über ihre Wangen liefen. Ihr Herz zog sich schmerzlich zusammen, als die Bilder des Verrats vor ihr auftauchten. Ihr Freund und die Nackte mit den wippenden braunen Haaren, wie sie sich die Seele aus dem Leib vögelten. Übelkeit überkam sie. Nachdem sie aus dem Bus gestiegen war, rannte sie die zwei Blocks keuchend bis nach Hause. Ihr Magen schmerzte fürchterlich, als würde eine Faust ihre Innereien in einem erbarmungslosen Klammergriff halten. Kälte stieg ihr die Speiseröhre hoch und brachte einen Brechreiz mit, den sie kaum unterdrücken konnte. Die tief sitzende Enttäuschung wollte raus und forderte die Freiheit gewaltsam ein. In letzter Sekunde schaffte sie es bis in ihre Wohnung und erreichte gerade noch die Toilette, als das Würgen begann und die bittere Galle ihre Zuflucht in der Kloschüssel suchte. Ihr ganzer Körper zuckte und zitterte. Erbärmliches Quieken, gefolgt von nicht enden wollenden Heulkrämpfen, setzte ein und zwang sie in die Knie. Zusammengerollt wie ein Häufchen Elend wiegte sie sich vor Erschöpfung in den Schlaf.

 

 

 

Kapitel 2

 

 

Das vertraute Geräusch einer eingehenden Nachricht ließ Pia langsam die Augen öffnen. Im ersten Moment schien alles gut zu sein, bis auf das unangenehme Ziehen im Nacken. Als sie realisierte, wo sie war und warum sie neben der Toilette auf dem schmalen Badvorleger lag, kam die Erinnerung wie ein erbarmungsloser Bumerang zurück und katapultierte ihr die Realität mitten ins Gesicht.

Marek hatte sie betrogen.

Mühsam setzte sie sich auf und rieb sich die Augen. Ihr war erneut zum Heulen zumute, aber die Quelle ihrer Tränen war vorerst versiegt. Sie zog das Handy aus der Tasche, die neben ihr auf dem Boden lag, und schaute auf das Display. Es war kurz nach vier. Hatte sie tatsächlich den halben Tag hier verbracht? Ungläubig schüttelte sie den Kopf. Neben drei Anrufen von Marek, die sie ignorierte, sah sie eine Nachricht von ihrer besten Freundin Annika auf dem Display. Sie öffnete die App.

 

»Hallo Süße! Marek hat mir geschrieben, ich soll mich um dich kümmern. Gab es Stress auf Arbeit? Ich kann in einer Dreiviertelstunde bei dir sein.«

 

Pia antwortete mit einem knappen »Danke«, dann stand sie langsam auf. Ihre Beine fühlten sich so schwach an, als würden sie keinerlei Muskelmasse besitzen und ihre Kehle war ausgetrocknet. Mit der Zunge fuhr sie über ihre spröden Lippen. Der Blick in den Spiegel zeigte ihr das Antlitz einer aufgequollenen Zombieschönheit mit dunklen Augenringen und fahler Haut. Strähnig und schlapp hing ihr honigblondes Haar herunter und gab dem Desaster einen würdigen Rahmen. Ihr Herz fühlte sich an, als würde es in einem Schraubstock stecken. Der Druck schmerzte. Sie spülte sich gurgelnd den Mund aus, um den widerlich sauren Geschmack des Erbrochenen zu vertreiben. Danach tapste sie in die Küche und trank ein Glas Mineralwasser hinterher. Nachdem sie geräuschvoll aufgestoßen hatte, sah sie in den Kühlschrank, auch wenn der Hunger ausblieb. Es herrschte gähnende Leere, denn sie hatte alles mit zu Marek genommen. Und wieder überkam sie ein Gefühl der Trauer und Verzweiflung. Wütend schmiss sie die Kühlschranktür zu und ging ins Wohnzimmer. Eine geöffnete Tüte Erdnussflips lag auf dem Tisch. Pia ließ sich matt auf die Couch plumpsen, fischte ein paar trockene Flips heraus und kaute lustlos auf ihnen herum. Sie schmeckten wie gesalzene Pappe mit Erdnussaroma. Unbefriedigt ging sie zurück in die Küche und holte das große Glas Nuss-Nugatcreme aus dem Schrank und einen Esslöffel. Das war die Medizin für alles. Egal ob sie traurig war oder schlechte Laune hatte, diese braune Köstlichkeit tröstete sie ein wenig. Sie öffnete den Deckel, tauchte den Löffel hinein und steckte ihn sich in den Mund.

Im Wohnzimmer schaltete sie den Fernseher an und ließ sich sanft berieseln von den Dramen deutscher Seifenopern. Normalerweise schaute sie diese verblödenden Formate nicht, aber heute kamen sie ihr gerade recht. Sie gaben ihr das Gefühl nicht ganz allein zu sein und dämmten die Gedankenflut etwas ein.

Es klingelte.

Lustlos schleppte sie sich an die Tür. Es war Annika. Mit einem aufgesetzten Lächeln, das sie nicht lange aufrechterhalten konnte, ließ sie ihre Freundin herein.

»Was ist los?« Annikas mitleidiger Gesichtsausdruck war zu viel. Die Dämme brachen erneut und Tränen fluteten ihre Wangen. Pia stürzte in die Arme ihrer besten Freundin.

»Süße, was ist passiert?« Annika versuchte sich von Pia zu lösen, aber diese ließ es nicht zu. Sie klammerte sich wie eine Ertrinkende an ihre Freundin und Annika gab ihr diesen Moment. Nachdem die Flut erneut alles aus Pia herausgespült hatte, ließ sie locker.

»Marek hat mich betrogen«, flüsterte sie.

»Was?« Annika konnte das leise Wispern nicht verstehen.

»Marek fickt eine andere«, schrie sie ihrer Freundin entgegen. Annika stand mit offenem Mund da und brauchte einen Augenblick, um ihre Sprache wiederzufinden. »Bist du dir sicher?«

Erneut bahnten sich Tränen den Weg aus Pias Körper. »Ich … ich wollte ihn heute mit einem Geburtstagsfrühstück überraschen.« Sie geriet ins Stocken. »Seine Überraschung für mich war eine vollbusige Brünette, die nackt auf ihm saß.« Pia ätzte die Worte dahin, als wären sie pures Gift.

»Wow, krass.« Annika war erneut sprachlos. Sie zog ihre Jacke aus und umarmte ihre Freundin erneut. »Erzähl mir alles«, bat sie.

»Da gibt es nicht viel zu erzählen.« Pia löste sich, ging ins Wohnzimmer und hielt Annika die Flips vor die Nase. Diese lehnte mit einem zarten Naserümpfen ab und setzte sich zu ihr auf die Couch. »Ich bin echt geplättet«, gab sie zu.

»Ach komm, du mochtest Marek nie sonderlich.«

»Das mag sein, aber so ein hinterfotziges Verhalten, hätte ich ihm nicht zugetraut.«

»Pfff. Da kann ich ja froh sein, dass wir noch nicht zusammengezogen sind.« Missmutig schob sich Pia die nächsten Flips in den Mund. Dass ein paar daneben gingen und sich auf den Polstern ausbreiteten, störte sie in diesem Moment nicht im Geringsten. Das Schweigen ihrer besten Freundin entging ihr nicht. »Sag schon!«

»Was meinst du?«

»Dass er sowieso nie mit mir zusammenziehen wollte, sonst hätte er es schon längst getan. Dass er mich irgendwie immer auf Abstand gehalten hatte. Dass …, ach scheiße. Du hattest recht.«

»Es tut mir so leid!«

»Kannst du heute bei mir bleiben?« Pia sah ihre Freundin mit traurigem Blick an. »Mädelsabend mit Lieferdienst und Serienmarathon?«

»Das würde ich gern, aber ich muss doch morgen früh nach Frankfurt fahren. Am Montag beginnt das Lifecoaching und Samstag und Sonntag treffe ich mich dort mit ein paar ehemaligen Kommilitonen.« Entschuldigend zog sie ihre Schultern nach oben.

»Ach ja, stimmt«, fiel es Pia wieder ein. Annika war dabei sich als Finanzcoach selbstständig zu machen und nahm jede Fortbildung und jedes vielversprechende Coaching in Anspruch, das sich ihr bot. Pia freute sich für ihre beste Freundin, dass sie sich ihren Traum erfüllte, aber es war einfach ungerecht. Sie brauchte ihre Freundin heute. Unwillkürlich fing sie wieder an zu schluchzen.

»Süße, ich bleibe zwar nicht über Nacht, aber ich werde den ganzen Abend mit dir verbringen, okay? Meine Sachen sind gepackt und die Unterlagen wollte ich eh erst im Zug durchgehen.«

Pia sah sie mit geröteten Augen an. »Weißt du eigentlich, wie lieb ich dich hab?« Dankbar drückte sie Annika einen Kuss auf die Wange, auch wenn sie der Nacht bange entgegensah.

»Und ich dich!«

 

Nach unzähligen vollgerotzten Taschentüchern, ein paar rauen Wikingern, zwei leeren Pizzaschachteln und Schokoladeneis mit Browniestückchen wurde es Zeit, sich von Annika zu verabschieden und in eine ungewisse Nacht zu starten. Sie begleitete ihre Freundin bis zur Tür. »Wann bist du eigentlich wieder da?«

»Mittwochabend. Ich hoffe, du stehst das durch. Wenn du willst, können wir jeden Abend telefonieren, okay? Und zwischendurch können wir schreiben.«

Pia nickte stumm und versuchte ihre Enttäuschung zu verbergen, aber ihrer besten Freundin entging nichts.

»Pia, du schaffst das! Das ist nicht das Ende der Welt. Du bist nicht die Erste, die betrogen wurde, und du wirst auch nicht die Letzte sein.«

Vermutlich sollten sie diese Worte trösten, aber diese Wirkung kam nicht bei ihr an. Pia nickte kurz, drückte Annika halbherzig und wünschte ihr eine gute Fahrt. Dann schloss sie langsam die Tür.

»Schon klar, dass ich nicht die Einzige auf der Welt bin, die durch so einen Scheiß durch muss.« Schmollend ging sie zurück ins Wohnzimmer, kuschelte sich in ihre Decke und versank in Selbstmitleid. Sofort tauchte das Bild von Marek und seiner Gespielin vor ihr auf, wütete in ihren Gedanken herum und zerrte an ihren Nerven.

Wieso musste ihr das passieren? Warum fickte Marek eine andere? Ob er diese blöde Schlampe liebte? Oder steht er nur auf ihre Riesenmöpse? Aber so klein waren ihre eigenen auch wieder nicht. Oder war sie, Pia, so schlecht im Bett, dass er sich eine Neue suchen musste? Lag es an ihr? Jede dieser Fragen warf nur noch mehr Fragen auf, sodass ihr irgendwann schwindelig wurde. »Ich wünschte, ich hätte ihm eine fette Szene gemacht«, schmollte sie in sich hinein. Sie nahm den weichen Kuschelhasen, der auf der Rücklehne der Couch saß, und drückte ihn an sich. Er war ein Geschenk ihrer Oma, die vor einigen Jahren gestorben war. Sie war 89 Jahre alt, als sie eines schönen Frühlingstages nach Aussage der Ärzte friedlich eingeschlafen war. Ein Lächeln umspielte Pias Mundwinkel beim Gedanken an die lebenslustige Frau, die mit ihr in Endlosschleife Karten gespielt hatte. Pia schloss die Augen und wollte an die schönen Tage mit ihr zurückdenken, aber immer wieder schlich sich eine andere Szene in ihren Kopf. Marek und die Nackte. Die beiden torpedierten unentwegt ihren Verstand und drängten sich zwischen ihre Erinnerungen. Pia schnaubte wütend wie ein Stier und versuchte sich vorzustellen, wie die Szene hätte ablaufen sollen, nachdem sie die beiden auf frischer Tat ertappt hatte. Sie wünschte sich, sie wäre cool geblieben. In ihrem Kopf entstanden ein paar Szenen, wie sie besser hätte reagieren können.

 

Szene 1: Die Furie

 

Pia öffnet die Tür und starrt auf ihren Freund, der gerade von einer Brünetten zugeritten wird. Augenblicklich sieht sie rot und gibt die Zügel an eine dunkle Seite in sich ab. Wie ein Tornado stürmt sie auf das Miststück zu und zerrt es an den Haaren von Marek herunter und wirft es zu Boden. Die Fremde kreischt erschrocken auf, aber Pia lässt nicht von ihr ab. In ihrem Kopf setzt das Pfeifen des Songs Twisted nerv ein und schon zieht sie die Brünette am Arm und schleudert sie quer durch den Raum. Mit voller Wucht knallt diese daraufhin gegen den Schreibtisch, der unter ihr zusammenbricht. Gerade als sie sich wieder aufrappelt, packt Pia sie an den Schultern, zerrt sie zum geöffneten bodentiefen Fenster und schubst sie hinaus. Die Beziehungszerstörerin prallt gegen das Balkongeländer. Pia spürt eine unbändige Stärke in sich wachsen. Bevor die Brünette zusammensackt, gibt sie ihr einen kräftigen Stoß. Wie in Zeitlupe sieht sie ihre Kontrahentin fallen. Der panische Gesichtsausdruck ist eine Wohltat für ihre geschundene Seele.

»Pia, spinnst du?«

Die Augen zu Schlitzen geformt, nimmt Pia ihr nächstes Opfer ins Visier.

»Oh Marek, wenn du dich fragst, wann du in deinem Leben mal zu weit gegangen bist …«, langsam schreitet sie auf ihn zu. Das Gesicht wie versteinert. »Die Antwort ist: hier und heute.« Dann kickt sie ihn mit einem gekonnten Tritt zu Boden.

»Pia, bist du irre?« Durch seine weit aufgerissenen Augen starrt er sie ungläubig an.

»Ich denke nicht, dass du in der Position bist, solche Fragen zu stellen.« Begleitet von diesen Worten knockt ihn ihre Faust aus.

 

Szene 2: Die Kreative

 

Pia reißt die Schlafzimmertür auf und starrt auf ein hormongesteuertes Intermezzo. Nackte Haut klatscht rhythmisch gegeneinander. Mit verschränkten Armen lehnt sie sich in den Türrahmen.

Mit einem Mal schreckt Marek hoch. »Oh Gott, Pia. Es ist nicht das, wonach es aussieht.«

Pia schweigt und neigt den Kopf, dann zieht sie eine Augenbraue fragend in die Höhe. »Es ist nicht das, wonach es aussieht?« Ihre Stimme ist gefasst. Nachdenklich führt sie ihren Zeigefinger an die Unterlippe und tippt darauf herum. »Es ist nicht das, wonach es aussieht? Also, wenn das kein Sex ist, dann ist mir etwas sehr Wichtiges in den letzten Jahren entgangen.« Ihre Stimme ist ruhig. Pia geht einige Schritte auf die beiden zu. Während sich die Brünette langsam von Marek herunterbewegt, stottert und druckst er herum wie ein Unwissender während einer Prüfung.

»Wenn das hier kein Sex ist, was ist es dann? Spielt ihr eine Szene aus Godzilla nach und du bist Tokio? Oder hat Missy hier vergessen, wo ihr G-Punkt liegt, und du warst so hilfsbereit ihn zu suchen?« Mareks Schultern hängen schlapp herab und er weicht ihrem Blick aus, aber Pia ist in Fahrt und redet sich weiter in Rage. »Ist dein Schwanz seit Neuestem ein Detektor für Gebärmutterhalskrebs und sie deine erste Patientin?« Während sie mit dem Finger auf die Brünette zeigt, die sich gerade ihre Hose zuknöpft, macht sie einen Schritt auf Marek zu. Ihre Gesichter berühren sich beinahe. »Klär mich auf. Was ist es?«

»Pia, du benimmst dich kindisch. «Entsetzt sieht sie ihn an. »Kindisch? Ich benehme mich kindisch? Wenn dem so wäre, würde ich laut schreien: »Ihhh, was macht ihr da?« Oder Missy eins mit der Schippe überziehen. Aber ich versuche lediglich einen Sachverhalt, der mir eindeutig erscheint, genauer zu beleuchten, denn du sagst ja, es ist nicht so, wie es aussieht.«

 

 

Szene 3: Die Coole

 

Pia huscht durch die Tür und entdeckt Marek in wilder Verrenkung mit einer vollbusigen Brünetten, deren lange Locken verschwitzt an ihrem Körper kleben. Von einem Moment auf den Nächsten ebben ihre Gefühle ab, fahren hinunter in den Stand-by-Modus. »Störe ich?«

Marek und sein Betthäschen zucken zusammen.

»Was machst du hier?«

»Ich sehe den vermutlich schlechtesten Porno aller Zeiten.«

»Was? Wie?« Mehr bringt Marek nicht heraus.

Wenn es nicht so zum Heulen wäre, würde sie jetzt laut auflachen. Aber nicht einmal ihre Mundwinkel ließen ein Schmunzeln zu, denn der Schmerz saß einfach zu tief.

»Verdammtes Arschloch«, schrie sie in ihren Stoffhasen und weinte sich erneut die Augen aus.

 

 

 

Kapitel 3

 

 

Ein schriller Ton ließ Pia aus dem Schlaf hochschrecken. Benommen sah sie sich um. Sie war im Wohnzimmer vor dem Fernseher eingeschlafen. Das ist ihr schon lange nicht mehr passiert. Sie wollte sich gerade genüsslich recken und strecken, als die Realität sie wie ein Laster überrollte.

Marek ist fremdgegangen.

In dem Moment, als sie die Erkenntnis traf, klingelte es erneut. Sie nahm sich ihre Kuscheldecke, hing sie sich um die Schultern und schlurfte zur Tür.

»Ja bitte?«, krächzte sie in die Sprechanlage.

Erschrocken zuckte sie zusammen, als jemand gegen ihre Tür hämmerte. Vorsichtig öffnete sie sie einen Spalt. Noch bevor sie erkannte, wer da vor ihr stand, wurde sie auch schon zurück in ihre Wohnung gedrängt. »Hey, was soll das?«, protestierte sie.

»Sag mal, spinnst du?«, Marek stand vor ihr. »Weißt du eigentlich, was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe?«

Bitte was? Sie starrte ungläubig in sein ernstes Gesicht.

»Ich dachte, du liegst irgendwo tot in der Gosse«, regte er sich auf.

Pia fiel die Kinnlade herunter. Was bildete sich dieser Penner eigentlich ein? »Stopp! Was ist dein Problem?«

Mit wütenden Augen sah er sie an. »Du bist einfach abgehauen und hast auch nicht auf meine Anrufe reagiert.«

»Tsss«, entwich es ihr. »Ist das dein Ernst?« Sie stemmte ihre Hände in die Hüfte, dabei rutschte ihr die Decke etwas über die Schulter. »Ich erwische dich dabei, wie dich irgend so eine Trulla zureitet, und du wirfst mir vor, ich wäre abgehauen?«

»Ja, Schatz.« Er suchte nach Worten. »Wir sind doch erwachsene Menschen. Ich wollte es dir … Ich habe einen Fehler gemacht. Lass uns darüber reden.« Mit reumütigem Blick sah er ihr in die Augen.

»Du hast einen Fehler gemacht?« Pia war fassungslos. In ihrem Inneren regte sich etwas und schwoll zu einer düsteren Wolke heran, kurz davor aus ihr herauszubrechen. »Sich mit Bräunungscreme einschmieren und glauben, dass es niemandem auffällt, ist ein Fehler. Den Geburtstag der besten Freundin vergessen, ist ein großer Fehler. Das, was du getan hast, geht über einen Fehler machen weit hinaus.«

»Pia, ich weiß, du bist aufgebracht, aber lass uns doch darüber reden«, sprach er beruhigend auf sie ein, was sie nur noch mehr anfachte.

»Verschwinde!«, schrie sie ihm ins Gesicht. Sie spürte Hitze in sich aufsteigen.

»Okay, okay!« Beschwichtigend hielt er die Hände vor sich. »Wenn du dich beruhigt hast, ruf mich bitte an.« Dann drehte er sich zögerlich um und ging.

Pia schnaufte fassungslos. Dieser Dreckskerl war sich scheinbar nicht einmal darüber im Klaren, was er ihr angetan hatte. Sie pfefferte die Tür zu, sodass es im ganzen Haus schepperte und ließ sich dann langsam und schluchzend an ihr hinuntergleiten. Das konnte doch alles nur ein schlechter Scherz sein. Der Kloß, der sich in ihrem Hals bildete, schmerzte. Hinunterschlucken ließ er sich nicht ohne Weiteres. Sie hatte das Gefühl, keine Luft mehr zu bekommen und wedelte panisch mit den Händen. Der Schweiß lief ihr über die Stirn und sie fing an zu hyperventilieren. Nur mühsam bekam sie ihre Atmung wieder unter Kontrolle. Der Duft seines Aftershaves lag noch in der Luft und brachte alles durcheinander. Zu ihrer Wut gesellte sich eine unwillkommene Sehnsucht. Beide Gefühle tobten in ihrem Inneren und kämpften um die Vorherrschaft. Sie rollte sich erschöpft in ihre Decke ein und blieb liegen, direkt vor der Tür. Sie hatte keine Kraft, um sich zu bewegen. Konnte sie nicht einfach hier und jetzt sterben?

 

 

 

Kapitel 4

 

 

Montag. Eine eingehende Nachricht riss Pia aus dem Schlaf. Es war Anastasia, ihre Lieblingskollegin, die ihr einen schönen Urlaub und viele reizvolle Stunden zu zweit wünschte. Das war wie ein Schlag ins Gesicht. Jammernd ließ sich Pia in die Kissen zurückfallen. Aber woher hätte Anastasia auch von Pias Elend wissen sollen? Bisher hatte sie nur mit Annika darüber gesprochen. Seit Freitag nach dem Vorfall, wie sie es mittlerweile nannte, war sie nicht mehr mit anderen Menschen in Kontakt gewesen, geschweige aus dem Haus gegangen. Es war auch nicht nötig. Das Essen ließ sie sich liefern, auch wenn sie kaum Appetit verspürte, und der Rest von ihr befand sich in einer Blase aus Wut, Trauer, Selbstvorwürfen und Selbstzweifeln. Wie konnte er ihr das nur antun? Und wieder prasselten die Bilder von den beiden nackten Körper auf sie ein. Warum schmerzte es nur so stark? War sie vielleicht sogar selbst schuld, weil sie Marek nicht die Freundin war, die er brauchte? Warum war sie nicht in der Lage gewesen, ihn zu halten? Hatte sie nicht alles dafür getan, um ihn glücklich zu machen? Ihre Gedanken drehten sich wie in einem Karussell, kamen und gingen, einer nach dem anderen und sie versuchte vergeblich, sie festzuhalten und zu ordnen. Sie fühlte sich gefangen in einer Schleife aus Weinen, Fluchen und Haare raufen. Aber das Schlimmste an dieser Situation war, dass heute ihr achttägiger Urlaub begann. Sie hatte so viel für Marek und sich geplant. Er selbst hatte zwar keinen Urlaub bekommen, aber sie hätte ihm jeden Feierabend mit einer schönen Freizeitaktivität versüßen wollen. Sie war sogar bereit gewesen, in den blöden Actionfilm mit Vin Diesel zu gehen. Nun sehnte sie sich nach ihrer Arbeit und der damit verbundenen Ablenkung. Sie sah die Kinder vor sich, mit den großen Kulleraugen und dem riesigen Drang, ihre Welt zu erkunden. Seit fast sechs Jahren arbeitete sie inzwischen in der Krippengruppe der Kita Wachstumsschub und liebte diese Arbeit seit dem ersten Tag. Das Lachen der Kinder und die Fortschritte, die sie in diesem einen Jahr in ihrer Gruppe machten, bevor sie in die nächste Gruppe wechselten, war so erfüllend, auch wenn die Arbeitsbedingungen sehr zu wünschen übrig ließen. Pia rollte sich zur Seite und zog die Decke über ihr Gesicht. Zu allem Überfluss fehlte es ihr sogar an der nötigen Motivation, um sich zu waschen und zurechtzumachen. Als der Pizzalieferant demonstrativ die Nase gerümpft hatte, wurde ihr allmählich bewusst, in welchem furchtbaren Zustand sie sich befand. Dieses Dilemma hatte erneut einen Heulkrampf ausgelöst.

Nach einer gefühlten Ewigkeit hievte sie sich aus dem Bett hoch, um sich ins Badezimmer zu begeben und eine erste Bestandsaufnahme ihres derzeitigen Zustands zu machen. Als sie durch den Flur ging, nahm sie im Augenwinkel etwas wahr. Irritiert sah sie auf den Boden vor der Wohnungstür. Dort lag ein grüner Briefumschlag. Die Briefkästen unten im Flur wurden erneuert. Zum Glück hatte dieses alte Haus noch Briefschlitze an jeder Tür, so musste die Postbotin nicht überall klingeln. Langsam ging sie darauf zu und hob ihn auf. Als Absender diente ein Aufkleber mit der Aufschrift: F*** Dich Herzschmerz. Stirnrunzelnd öffnete sie die Tür. Natürlich war niemand da, aber man konnte ja nie wissen. Pia ging zurück ins Wohnzimmer. Ein seltsames Gefühl überkam sie, als sie den Umschlag öffnete. Eine Karte lag darin. Auf der einen Seite las sie:

 

»Es nimmt der Augenblick, was Jahre geben.«

 

Johann Wolfgang von Goethe

 

www.fdichherzschmerz.com

 

Auf der anderen Seite war ein gebrochenes Herz zu sehen, welches von einem Pflaster zusammengehalten wurde. Aber was sollte das? Pia suchte in dem Umschlag nach einer Erklärung, aber er war leer. Sie legte ihn achselzuckend auf den Tisch und ging ins Bad. Jetzt würde sie erst einmal duschen und sich die Zähne putzen, denn wenn schon fremde Menschen ein Problem mit ihrer Hygiene hatten, dann sollte sie das ernst nehmen. Schließlich würde sie demnächst wieder auf ihre Dienste angewiesen sein.

 

Frisch gewaschen und mit fruchtig duftendem Haar kam sie aus dem Bad. Sie musste tatsächlich zweimal duschen, denn als sie sich nach dem ersten Mal mit dem Handtuch abrubbelte, lösten sich zu winzigen Klümpchen gebildete Hautzellen ab und hinterließen das Gefühl, als hätte sie überall Sand am Körper. Das fühlte sich widerlich an. Nachdem sie sich mit ihrem Luffa-Schwamm abgerieben hatte, war ihre Haut endlich zart und rein. Sie zog das dunkelrote Shirt an, mit dem Aufdruck »Einen Scheiß muss ich!«, und die schwarze kurze Hose.

---ENDE DER LESEPROBE---