Fahrten und Schicksale eines Deutschen in Texas - Hermann Ehrenberg - E-Book

Fahrten und Schicksale eines Deutschen in Texas E-Book

Hermann Ehrenberg

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Beschreibung

Herman Vollrath Ehrenberg riskierte als junger deutscher Einwanderer sein Leben im Kampf um die Unabhängigkeit von Texas und überlebte ein Massaker an mehreren hundert texanischen Soldaten. Während seine Kameraden in einer Reihe aufgestellt und erschossen wurden, konnte Ehrenberg zum San Antonio River fliehen, wo ihm von einem mexikanischen Kavallerieoffizier mit einem Säbel die Stirn und der linke Arm aufgeschlitzt wurde. Trotz allem erreichte er den Fluss und schwamm sich in Sicherheit. Sechs Jahre später, nachdem er in seine Heimat Deutschland zurückgekehrt war, schrieb Ehrenberg diesen Bericht über seine Abenteuer in Texas.

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Seitenzahl: 379

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Fahrten und Schicksale eines Deutschen in Texas

 

HERMANN EHRENBERG

 

 

 

 

 

 

 

Fahrten und Schicksale eines Deutschen in Texas, H. Ehrenberg

Jazzybee Verlag Jürgen Beck

86450 Altenmünster, Loschberg 9

Deutschland

 

ISBN: 9783988682154

 

www.jazzybee-verlag.de

[email protected]

 

 

INHALT:

1. Mexiko vor 1835.1

2. New-Orleans.5

3. Nacogdoches.11

4. Das Coffee House.15

5. Das Ehrenmahl.21

6. Der Marsch nach San Antonio.24

7. Der Prärie-Brand.28

8. Das Lager der Miliz.35

9. Die Überrumpelung.47

10. San Antonio.61

11. Der Aufbruch nach Matamoras.68

12. Fannins Landung.78

13. Die Eröffnung des Kampfes im J. 1836.82

14. Der 2. März 1836.86

15. Der Fall der Alamo.92

16. Die Schlacht von Coleto.95

17. Die Gefangenschaft.108

18. Die Ermordung der Gefangenen.116

19. Fannins Tod.122

20. Die Flucht durch die Wildnis.125

21. Die Kolonien.133

22. Urreas Lager.140

23. Der alte Sam.151

24. An der Colorado.156

25. Die Amnestie.160

26. Der Zug nach Matagorda.164

27. Matagorda. 166

28. San Jacinto.171

29. Die Retirade.177

30. Fort von der freien, souveränen Prärie!187

31. Der Fang des Rheinpreußen.194

32. Santa Anna.198

33. Santa Annas Versuch zur Flucht.202

34. Schluss.208

 

1. Mexiko vor 1835.

 

Bis zum Freiheitskampfe hatten zwar die spanischen unersättlichen Beamten und Aristokraten alles Männliche, alles Selbstgefühl der Mexikaner durch Betrug und blutige Hinrichtungen gefesselt, und Sklaven, nein schlimmer als solche, Hunde waren die Völker auf den eigenen schönen Hochebenen und Gebirgen Anahuaes. Indes noch waren diese Blutsauger nicht die größten Feinde, mit denen die Nation zu kämpfen hatte, ein anderer, gefährlicherer, mit den vorigen Hand in Hand gehend, hatte seine furchtbare Waffe gegen die Bewohner gezückt.

Loyolas Zöglinge hatten mit Hilfe der Folter und des Scheiterhaufens den einst friedlichen Völkern eine den Geist tötende Formen-Religion aufgezwungen. Mit Demoralisation fingen diese Diener Gottes an, die Indianer zum Christentum zu bekehren, und herrlich, ja herrlich ist ihnen das fromme Werk gelungen; ihr Meisterstück haben sie hier gezeigt und nicht einen Schritt sind sie hinter ihren Brüdern in Süd-Amerika zurückgeblieben. Schaudernd wandert der Blick von den Grenzen der Nordamerikaner-Freistaaten über den Süden hinab; herrliche, unvergleichliche Ländereien dehnen sich hier aus, aber alle diese üppigen Strecken sind mit Mord und Wollust befleckt.

Mexikos unbeschreibliches Elend hatte endlich jenen Punkt erreicht, auf dem zu verharren andere als menschliche Kräfte erforderlich sind. Wütend, wahnsinnig rissen sich die in Lumpen gehüllten Volksmassen empor, und schlecht oder auch gar nicht bewaffnet stürzten sie zum Kampfe. Zum Kampfe! zum Kampfe! erscholl es an die Berge Tenochtitláns, und tausendstimmig prallte das Echo nach Süd und Ost, Nord und West donnernd zurück. Nieder mit den Gachupines! Nieder mit den Hunden! Mexiko sei frei! frei! viva Mexico!

Elf lange schwere Jahre kämpften und mordeten die Parteien; Horden in Lumpen, nackt, Räubern nicht unähnlich, wenn sie es nicht wirklich waren, zogen im Lande umher, und Blut, Blut war die Losung von allen Seiten. Die eine Rotte, die Spanier, trugen das Mordschwert aus Habsucht und für Sklaverei, die andere, die Mexikaner, für krasse Rache an ihren Unterdrückern, die bereits seit Jahrhunderten die Geißel über ihnen schwangen.

Das Jahr 1821 kam heran und mit ihm des spanischen Despotismus letzte Stunde. Die vizekönigliche Regierung selbst wurde gezwungen, Mexikos Unabhängigkeit anzuerkennen. Nach langem Streiten unter den Patriotenhäuptlingen bemächtigte sich Iturbide des Ruders der erschütterten Staatsmaschine. Iturbide ward Kaiser.

Ungeachtet ihrer Form hätte die neue Regierung wohltätig für das Land wirken können, aber Verrat spinnend sann Iturbide nur darauf, das kaum entfesselte Volk von Neuem zu Sklaven zu machen. Zahllose Neider, des Kaisers Handlungen misstrauisch beobachtend, ergriffen freudig diese Gelegenheit, ihn zu stürzen, und schon nach einem Jahre war die kaiserliche Regierung vernichtet; Iturbide verbannt, und nun — 1824 — eine höchst freie Verfassung, die, wenige Artikel ausgenommen, fast ganz mit der des Nordamerikaner-Staatenbundes übereinstimmte, angenommen.

Hätte das Volk damals nur einigermaßen Sinn für politische Freiheit gehabt, so würde es jetzt eine fast eben so bedeutungsvolle Rolle auf dem Welttheater wie die Nachbarrepublik spielen. Aber die trägen Sklaven der Priester überließen diesen und einigen ehrgeizigen hervorragenden Soldaten das politische Feld und die Zügel der Regierung, ohne sich ihrer Rechte, Anteil an Kampf und Sieg zu nehmen, zu bedienen.

Die Spanier waren verjagt, Mexikos glühender Hass abgekühlt, und wieder versank das Volk in jenen Zustand, der nur wenig vom Tierleben verschieden ist. Sinnlicher Genuss und ein Leben ohne Arbeit war Alles, was man verlangte. Verschiedene Parteien erhoben sich, aber sämtlich strebten sie dahin, sich Herrschergewalt zu erringen. Ihre verschiedenen Bahnen kreuzten sich jedoch, feindlich traten sie gegen einander auf, und durch Vorspiegelungen aller Art und Aufforderungen der Priester wurde das unwissende Volk gleich Bullenhunden Bruder auf Bruder  zum Kampfe gehetzt, ohne dass es wusste, für welche Sache es die Muskete trug.

So war bis zum Jahre 1832 dieser Garten der neuen Welt ein Schauplatz schwarzer Taten. In diesem Jahre aber proklamiert Santa Anna die Restauration der reinen Verfassung von 1824. Er wirft sich zum Führer der liberalen Partei auf, um die Despoten-Herrschaft Bustamente's zu stürzen. Es gelang, und wieder begann sich Mexikos unvergleichliches Phlegma zu zeigen; wieder überließ sich das Volk der lieben Ruhe, und mit Ausnahme der Bewohner von Zacatecas traute es der Doppelzüngigkeit des Siegers, Santa Anna.

Es war ein günstiger Augenblick für diesen, und er wurde benutzt. Die kurz vorher versprochene Wiederherstellung der gesetzlichen Verfassung wurde von Neuem negiert, des Diktators Gesetze durch die Bajonette der rohen Soldaten — Indianer in Kraft gesetzt, und alle Staaten, die sich gegen diesen gewaltsamen Umsturz und gegen ihre eigene Vernichtung erhoben, von seinen Rotten unterworfen. Eine Zentralregierung sollte eingesetzt, die freien souveränen Staaten in bloße Provinzen verwandelt und die ganze Nation unter militärische Vormundschaft gestellt werden.

Nun tritt die nordöstlichste Provinz, Texas, in den Vordergrund, und wenige Worte sind nötig, um das Folgende zu verstehen.

Texas hatte bis zu Mexikos Befreiungskampfe nur eine sehr geringe mexikanische Bevölkerung, die sich in den Städten San Antonio, La Bahia (Goliad), Nacogdoches und einigen Missionsanstalten zusammenhäufte, wo sie durch ihre eigene Menge einigermaßen gegen die Gewalttaten der wilden Comanchen und anderer Prärie-Indianer geschützt war.

Der Grund, dass ein solches Land wie Texas nicht mehr als 6000 Einwohner zählte lag einerseits in der Eifersucht der Spanier gegen die Nachbarstaaten, von deren freien, aufgeklärten Institutionen sie Alles zu fürchten hatten, und anderseits darin, dass die erwähnten Indianer allen Verkehr und alle Kultur des Bodens ungemein erschwerten. Ihre Horden schwärmten in allen Grenzprovinzen umher und drangen sogar tiefer als diese in die übrigen Staaten. In Texas zahlten die mexikanischen Behörden den Comanchen Tribut, und beehrte einer der roten Häuptlinge San Antonio mit seinem Besuch, so musste ihm der Chef der Truppen gehorsamst Pferd und Bügel halten.

Um diesen Raubzügen Einhalt zu tun, nahm die spanische Regierung kurz vor ihrem Falle den Plan eines Amerikaners, Moses Austin, an, welcher zum Schutze der Grenzländer eine Kolonie seiner Landsleute in Texas gründen wollte. Moses Austin starb bald, nachdem er den Grund zur Kolonisation gelegt hatte; sein Sohn Stephan F. Austin setzte das Werk fort. Hunderte und Hunderte von Familien strömten aus den Staaten herüber; der mexikanische Kampf brach aus; die Freiheit siegte und eine andere, den Kolonisten freundlichere Politik wurde von der neuen Regierung verfolgt. Ihre alten Rechte wurden ihnen zugestanden, neue eingeräumt und ihnen eine besondere, der amerikanischen Bevölkerung passende Verfassung gegeben. Von Jahr zu Jahr wurden die Ansiedlungen größer und neue mit Genehmigung der Generalregierung angelegt.

Immer sicherer konnten die Ansiedler auf ihren Pflanzungen leben, denn bald wagten es die Indianer nicht, mit den entschlossenen, kräftigen Nordamerikanern wie mit den Mexikanern zu spielen. Auch nach Mexiko waren die Blicke der Texaner gerichtet, und nur zu deutlich erkannten sie die Gebrechen der verschiedenen auf einander folgenden Regierungen. Um selbst kräftig mitzuwirken, war Texas zu weit von dem Kampfplatze entfernt, aber auf dem eigenen Boden kämpfte man immer für die Verfassung von 1824, während diese von den Parteien in Mexiko jämmerlich verzerrt wurde.

Bis zum Jahre 1832 hatten bereits verschiedene willkürliche Gesetze das Wohl der Kolonisten im Innersten berührt, diese aufs Höchste empört, und nur durch deren entschlossenes Auftreten sahen sich die schwachen Verwaltungen gezwungen, ihnen in einigen Punkten Recht zukommen zu lassen.

Entrüstet und mit Verachtung blickten die kühnen Geister Nordamerikas auf die sinnliche Nation herab, mit der sie sich verbrüdern sollten; mit einem Volke, das keinen Blick über die Gegenwart hinaus warf und noch lange das Werkzeug listiger Priester zu bleiben versprach. Diese Rasse mit Indianer-, Neger- und spanischem Blute in den Adern, die die erhabene Freiheit nicht begreifen konnte und sich selbst ihrer Rechte nicht bewusst war; mit dieser Rasse konnten sich die aufgeklärten Kolonisten unmöglich vermischen; indes noch immer hofften sie von der Zukunft das Beste.

Schon hatten verschiedene unruhige Bewegungen in Texas stattgefunden, und so eben war ein Teil der Bürger gegen einige Besatzungen, wegen ungerechter Handlungen derselben, unter Waffen, als plötzlich die freudige Nachricht in den Kolonien ankam, dass Santa Anna sich an die Spitze der liberalen Partei gestellt habe. Auch hier wurde sogleich dieselbe Fahne erhoben, und die Besatzungen mussten sich dieser unterwerfen.

Santa Anna indes, wie schon erwähnt, wurde seinem politischen Glaubensbekenntnis untreu, und eifersüchtiger als irgend eine Regierung bisher, blickte die seinige auf die Kolonien in Texas. Deren Ansuchen an die Generalregierung, da sie nun reif und konstitutionell berechtigt waren, einen eigenen Staat in der Union zu bilden, blieb ohne Erfolg: ihr Wortführer Stephan F. Austin wurde in der Stadt Mexiko eingekerkert und lange ohne Verhör gelassen, friedliche Bürger grundlos auf bloßen Verdacht verhaftet, und andere Exzesse mehr verübt.

Da kam Austin, nach zweijährigem Aufenthalt in Mexiko, von dort im Sommer 1835 zurück, und jubelnd empfingen ihn die gekränkten Kolonisten. Brenzo de Zavala, ein Mexikaner und Held des Freiheitskampfes, der sich Santa Annas Gewaltstreichen entgegengestemmt hatte, musste Mexiko verlassen und begab sich unter den Schutz der Texaner.

Ugartechea, der damalige Chef von Texas, erhielt Befehl von San Antonio aus, in die Kolonien zu marschieren und Zavala mit Gewalt in Ketten zu legen. Bald nach ihm erschien General Cos von Matamoras, bestimmt, das Oberkommando zu nehmen, mit Verstärkung in den Kolonien. Mit ihm erschienen eine Reihe sinnloser Gesetze für die Texaner, von denen ich nur folgende zwei erwähnen will.

Sämtliche Waffen der Texaner sollten abgeliefert werden, und nur aus besonderer Gnade wurde den Bewohnern von je fünf Plantagen ein Gewehr zugestanden.

Ferner wurde es den Kolonisten untersagt, Kirchen zu bauen; ähnlich, unausführbar waren alle übrigen Verordnungen.

Wie unsinnig oder boshaft, in einem von räuberischen Indianern umgebenen Lande, wie Texas damals war, das erste dieser Gesetze ist, und wie rechtswidrig das andere, und so alle übrigen, habe ich wohl nicht nötig auseinander zu setzen und denke genug gesagt zu haben, welches Recht die Kolonisten hatten, Gewalt gegen Gewalt in Anwendung zu bringen; und nun zur Revolution!

 

 

2. New-Orleans.

 

Volksversammlung — prangten zwei Fuß hohe Buchstaben an allen Ecken der schnurgeraden Straßen von New-Orleans —große Volksversammlung diesen Abend acht Uhr in der Arkade. Es gilt der Freiheit, der Souveränität eines Volkes, in dessen Adern das Blut der Anglo-Sachsen rollt. — Texas, das Prärieland, ist aufgestanden, um dem Tyrannen Santa Anna und den herrsch- und habsüchtigen Priestern Mexikos bewaffnet entgegenzutreten. Die liberalen Bürger der Union werden um Hilfe gebeten. Wir haben deshalb eine Zusammenkunft der Bewohner unserer Stadt veranstaltet und hoffen unsere Mitbürger zahlreich auf dem Platze zu sehen. Das Comité für Texas.

Die zahlreichen Blätter der Stadt beeilten sich, die neuen Ereignisse aus Texas dem Publikum mitzuteilen. Die Sympathie war allgemein, und die öffentlichen Organe der Whigs sowohl, wie die der Demokraten und die kleinen neutralen Blätter verbanden sich zur Unterstützung der Brüder jenseits der Sabine, und vereint donnerten sie ihre gewichtige Stimme unter das Volk der Vereinigten Freistaaten von Nordamerika.

Öffentliche, freisinnige Journale, denen es erlaubt ist, dem Volke die Wahrheit zu verkünden, sind die Stütze des Staates; sie verhindern den Rückschritt der Zivilisation und begeistern den Bürger zu edlen Taten, tauschen die Gedanken aus und schützen vor den Intrigen der Jesuiten aller Konfessionen, deren Ziel von jeher die Tyrannisierung der Welt war. Auch hier entflammten sie die Gemüter; und sowohl der Amerikaner wie der Europäer, der Protestant wie der Katholik rüstete sich, um auf dem heiligen Altare der Freiheit zu opfern.

Von der Kathedrale schlug es bedächtig acht, und ein aus Menschen bestehender Mississippi strömte dem riesigen Kaffeehause, der Arkade, zu. Tausende standen schon unter den hohen Kolonnaden, und Kopf reihte sich an Kopf auf den gedrängten Galerien.

Redner auf Redner bestieg die Tribüne. Das unbändige Getöse des Volkes verhallte, und der Wüste Stille lag auf der Versammlung. Kräftige Reden, die die Ursachen des Nationalaufstandes der Texaner dem Publikum mitzuteilen zum Zwecke hatten, wurden gehalten; andere enthielten die Bitten der Kolonisten an die Bewohner der Freistaaten um Unterstützung gegen den Usurpator Santa Anna, der in Verbindung mit den Priestern die freie 1824 eingesetzte Konstitution Mexikos zertrümmert hatte. Aber auch die kurzen Reden mehrerer Bürger gingen zu den Herzen der dicht um die Bühne gedrängten Massen, und glücklich war der, welcher heute zum Volke sprach, mochte auch immerhin sein Sprachorgan nicht das Beste sein, denn die Sache, für welche er das Wort nahm, war zu seinen Gunsten, und bei jedem Ruhepunkte donnerte das Publikum seinen Beifall für den Kampf um die üppige Prärie.

Die enthusiastischen Bürger drängten sich nach der auf der Bühne liegenden Subskriptionsliste, und noch ehe die Versammlung die Kolonnaden verließ, waren bereits 10,000 Dollars gezeichnet. Eine andere Liste wurde für Freiwillige, die ihre ehemaligen Landsleute im Kampfe unterstützen wollten, eröffnet. Ein sechs Fuß hoher Kentuckyer betrat die jetzt freie Bühne und zeichnete obenan, unter dem donnernden Hurra der ihn umringenden begeisterten Menge, seinen Namen; denn Old Kentucky war wie immer das Erste, die Büchse zu ergreifen, wenn es zum Kampfe für Recht ins Feld ging. Die Versammlung wurde geschlossen, und die Listen am nächsten Morgen zur ferneren Teilnahme in demselben Gebäude ausgelegt.

Squire Stern, der Botschafter der Texaner, ein geborener Deutscher, war entzückt über den Erfolg.

Am nächsten Nachmittag, dem 12. Oktober 1835, steuerte die Washita bereits mit den ersten texanischen Freiwilligen, die erste Kompanie der Grauen, die den Weg zu Lande machen wollten, den Mississippi hinauf. Wir hatten uns alle schleunigst graue, für das Leben in der Prärie passende Kleider angeschafft, welche wir fertig in den zahlreichen Magazinen fanden und von denen der Name unserer Kompanie herstammt. Unsere Waffen waren die Büchse, Pistolen und das aus den Indianerkämpfen bekannte Bowie Knife. Auch empfingen wir von dem texanischen Comité mehrere Kanonen am Bord, die mit uns die Reise machen sollten. Einen Tag nach unserer Abreise verließ eine zweite Kompanie Graue New-Orleans, ging jedoch durch den Meerbusen von Mexiko nach Texas ab, und die nächste Expedition, welche ausgerüstet wurde, waren die Tampico Blues, deren Bestimmungsort jedoch nicht Texas, sondern, wie ihr Name sagt, die mexikanische Stadt Tampico war. Sie bestand aus Amerikanern, Britten, Franzosen und mehreren Deutschen. Unsere beiden Kompanien der Grauen zählten sechs der Letzteren.

Die Washita verließ bald die gewaltigen Fluten des Mississippi und wandte sich links in den schmalen, aber tiefen Red-River. Hier war es, wo wir zuerst unsere Büchsen probierten, und zwar an den unzähligen, starkgepanzerten Alligatoren, die auf den zahlreichen alten Baumstämmen lagen, mit denen alle Ströme der Urwälder eingefasst sind. Sie sonnten sich und pflegten gewöhnlich nicht eher Notiz von den vorüberfahrenden Grauen zu nehmen, als bis sie einige Kugeln von uns hinab in ihr schlammiges Element warfen. Nur selten zeigte sich die Wohnung eines Pflanzers an den feuchten, undurchdringlich bewaldeten Ufern, und erst in der Nähe von Alexandria, einer kleinen Stadt auf der rechten Seite des roten Stromes, blickten freundlich einige Niederlassungen hervor. Die Ankunft der Grauen war hier schon erwartet worden, und bald war die gesamte Miliz auf den Beinen, um die Kämpen der Freiheit stattlich zu bewirten. Unsere Ungeduld jedoch, den Kriegsschauplatz zu betreten, gestattete uns keinen langen Aufenthalt, sondern nachdem wir mit der respektablen Miliz ein Glas ächten Holländer, oder auch Einigen besser mundenden Champagner auf das Wohl der Kolonien geleert hatten, marschierten wir in pompöser Parade nach der schnaufenden Washita zurück; und sowie der Signalglocke letzter Ton in den Wäldern erschollen war, brauste das Boot durch die dicken, trüben Wogen den Strom hinauf. Bevor wir Natchitoches erreichten, waren wir mit der Wahl unserer Offiziere fertig. Breece wurde ohne Mitbewerber zum Hauptmann erwählt.

In Natchitoches wurden wir auf ähnliche Art wie in Alexandria empfangen, und da wir hier noch einige Gegenstände zu erwarten hatten, so wurde zum ersten Male unter den schattigen Bäumen des Urwaldes unser Lager aufgeschlagen. Die freigebigen Bürger sandten uns sogleich eine Wagenladung von Vorräten aller Art heraus, und wenn wir durch die Straßen schritten, so wurden wir von allen Seiten zum freundlichen Mahl eingeladen. Ungeachtet dieses angenehmen Lebens war bereits am zweiten Tage nach unserer Ankunft, wegen Untätigkeit, einige Unzufriedenheit in der Kompanie ausgebrochen, und es war die höchste Zeit, dass Hauptmann Breece gegen zwei Uhr im Lager erschien und Befehl zum schleunigen Aufbruche gab. So eben war die wichtige Nachricht eingelaufen, dass die Kolonisten einen baldigen Angriff auf San Antonio beabsichtigten. Wir hatten deshalb wenig Zeit übrig, wenn wir Anteil an diesem ruhmvollen Werk haben wollten.

Kaum war eine halbe Stunde vorüber, als wir schon eiligst durch die Windungen der wildreichen Wälder vorwärtsschritten, und um neun Uhr am Abend hatten wir bereits eine Strecke von 42 Meilen zurückgelegt. Am nächsten Tage mussten wir ein mit Uncle-Sam's-Truppen besetztes Fort umgehen, welches hier auf der Grenze steht, um die Ansiedler der Staaten gegen die wilden Indianerstämme zu schützen. Auch unseren Durchzug nach der mexikanischen, jetzt texanischen Grenze durfte der kommandierende Offizier nicht erlauben, sollte nicht das freundliche Verhältnis zwischen Mexiko und der Union gestört werden; weshalb wir so vorsichtig zu Werke gingen.

Einige Meilen über die Beobachtungslinie hinaus übernachteten wir bei einem Gentleman, namens Thompson, und erreichten von hier am nächsten Tage die spiegelblanke Sabine, von der ein Teil die Vereinigten Staaten begrenzt. Die Silberfluten, die einen freundlicheren Anblick darboten als die dicken lehmigen Wellen des Red-Rivers, rollten sanft dem Golfe zu, und auf dem jenseitigen Ufer — Texas — empfingen uns die zum Schutze der Heimat und der Familien zurückgebliebenen Männer der Gegend.

Die zarte Hand einer Texanerin überreichte uns im Namen sämtlicher Schönen des Landes eine prächtige, blauseidene Fahne, auf der folgende Inschrift prangte: To the first company of Texian Volunteers from New-Orleans.

Nachdem wir den Boden der neuen Heimat geküsst, die heilige Weihe des Bürgers empfangen, und Hauptmann Breece den Damen unsern unaussprechlichen Dank einigermaßen abgestattet hatte, marschierten wir begeistert weiter, und am darauffolgenden zweiten Tage erreichten wir das neue Städtchen San Augustin.

Kaum hatten wir den Wald, der dasselbe umringt, verlassen, so marschierte uns die treffliche Miliz unter dem dumpf tönenden Klange einer Trommel entgegen, aus welcher der Tambour in Harmonie mit seinem eigenen Schritte die schaurigsten Laute hervorlockte. Regelmäßig fielen seine Schläge auf die schlaffe Haut, und aus den dunkeln Forsten grollte das Echo wie eine Geisterstimme zurück. Aber diese Art von Musik ist sehr geeignet, sentimentale Gedanken zu erregen, und diese stimmten durchaus nicht mit denen der enthusiastischen Grauen überein, weshalb unser Tambour begann, den lebhaften Beer in the mug-Marsch zu rollen, der eine gänzliche Revolution in der Umgebung hervorrief, aber das Gute bewirkte, dass unsere Ohren nur noch wenig von dem Totenmarsch der jetzt mit uns zusammentreffenden Miliz litten.

Auf des Bürgerhauptmanns Kommando schwieg die Unvergleichliche, und auch die Töne der unseren verhallten gerade zur rechten Zeit, um die Hurras der würdigen Hinterwäldler zu vernehmen. Die dreifarbige Flagge flog rauschend an uns vorüber und von Neuem begleiteten der Trommel dumpfe Töne den gravitätischen Marsch der Miliz, die zwei Mann hoch an uns vorüber paradierte, sich dann unserer Kolonne anschloss, und mit fliegenden Farben zogen in gehöriger Entfernung, um das Absatztreten zu verhüten, die alten und die neuen Bürger auf den Marktplatz von San Augustin. Drei Böller jauchzten uns Willkommen entgegen, aber was uns am aufrichtigsten freute, waren die wahrhaft riesenhaften Beefsteaks und Roast-Beefs, die an den ungeheuren Kaminen unserer Ankunft warteten, um sogleich auf dem spiegelnden Porzellan die weißen Tafeln der Kolonisten zu verzieren.

Große Gläser mit Milch nebst perlendem Wasser standen vor jedem glänzenden Gedeck, so dass für alle Begünstiger des Mäßigkeitsvereins vollkommen gesorgt war, aber für diejenigen, denen diese Verbindung ein Bild des Schreckens ist, standen die schön geschliffenen Karabinen, gefüllt mit echtem Cognac und holländischem Gin in der Mitte der Tische, und das einfache, lakonische „Helft Euch selbst“ unserer Wirte war die ganze Zeremonie, die wir beim Essen hatten.

Nach dem Eintritt der Nacht saß ich mit noch vier meiner Kameraden und unserem Wirt nebst seinen Söhnen um ein hellloderndes Kaminfeuer, und der erste Nordweststurm dieses Herbstes fegte von den weitentfernten Felsengebirgen herab durch die Waldungen des nordöstlichen Texas. Innerlich glücklich saßen wir in der gemütlichen Wohnung des alten Kolonisten, der uns mit feurigen Anekdoten aus dem Freiheitskampfe der Staaten ergötzte. Still saßen wir mit den ernsthaften Bewohnern des Westens im weiten Kreis um die sengende Glut, und nur der alte grauköpfige Pflanzer, der an der rechten Seite der Esse saß, und dessen scharfe Züge mit einer glühenden Farbe übergossen waren, welche ihm ein schreckendes Ansehen verlieh, war stets in Bewegung. Das Schüreisen in seiner Rechten, wühlte er das Feuer von einer Seite zur anderen beständig um; kaum lagen die Baumstämme so günstig, dass die Flammen hell durch die Zwischenräume brachen, so brachte die kundige Hand in wenigen Minuten Alles mit dem Eisen wieder in eine verschiedene Lage, und ungeachtet der Störung prasselten die Flammen von Neuem hervor. Inzwischen hörten wir Neulinge der Wildnis mit Entzücken den begeisternden Erzählungen des Pflanzers zu und staunten über die unermüdliche Tätigkeit und Geschicklichkeit desselben, während seine achtzehn- und zwanzigjährigen Sprösslinge mit den Mienen gedankenloser Zerstreuung, wie es schien, nette kleine Figuren aus Holz schnitzelten. Aber kaum waren diese erschaffen, so riefen die Künstler mit ihrem kleinen, scharfen Taschenmesser unzählige Veränderungen hervor, und immer kürzer wurde der Stab, bis endlich die letzte Figur in die Flammen flog und ein anderes Stück zur Verkürzung des abends herbeigeholt wurde. Aus allen diesen Erscheinungen hätten wir sogleich die Ansiedler aus dem gastfreundlichen Kentucky erkannt, hätten uns auch nicht des Pflanzers Erzählungen von dem Triumphe seiner Landsleute bei New-Orleans über die Britten angezeigt, dass er einer jener trefflichen Schützen war, denen Old Hickory, wie General Jackson seiner Unbiegsamkeit wegen genannt wurde, befahl: nicht eher auf den anstürmenden Feind zu feuern, als bis sie das Weiße der Augen sähen; streng befolgten sie seinen Befehl, die erste Linie der Britten fiel, und nach kurzem, aber schrecklichem Kampfe flohen die Übriggebliebenen in großer Verwirrung über den sumpfigen Boden dieser Gegend nach ihrer Flotte zurück. Aber das nur sechs Meilen davon entfernte New-Orleans und die Freiheit der Union war gerettet, und alle Hoffnungen der englischen Krone, die transatlantischen Kolonien wieder zu unterwerfen, auf ewig verschwunden.

Von Zeit zu Zeit floss ein guter Rat für uns und seine Söhne in lakonischer Form über seine Lippen, und nicht genug konnte er Sparsamkeit mit dem Pulver empfehlen, weil jeder Fehlschuss von unserer Seite dem Feind neuen Mut einflöße, während ein sparsames, aber wirkendes Feuern demselben nur Grausen bringe.

Es mochte elf Uhr sein, als wir uns auf einen Haufen von Bären- und Büffelhäuten warfen, um am nächsten Morgen mit der Sonne nach dem noch zwei Tagereisen entfernten Nacogdoches aufzubrechen, von welchem Platze wir, jedoch zu Pferde, unsere große 490 Meilen lange Reise nach San Antonio antreten wollten.

Das Signal zum Aufbruch erscholl, und nach dem kräftigen Frühstück, das unsere gütigen hübschen Wirtinnen bereitet hatten, marschierten wir ab; einen Salut der kleinen Böller wünschte uns Glück auf den Weg, und das Echo des Waldes überbrachte den freundlichen Bewohnern San Augustins unsern herzlichen Dank.

Wenige Wochen nachher sahen wir die Männer wieder; die tapferen Augustiner wollten im Kampfe der Freiheit nicht fehlen, und nochmals ergriff der alte Pflanzer die blanke Büchse, die seit 1815 nur gegen die Tiere des Waldes feindlich gewettert hatte. Mit jugendlichem Feuer trat er nochmals in die Reihen der Kämpfer, und vereinigt mit seinen schlanken Söhnen, war er stets da, wo die feindlichen Kugeln am dichtesten hagelten.

 

 

3. Nacogdoches.

 

Es war der zweite Tag nach unserer Abreise von San Augustin, wo wir beabsichtigten, in Nacogdoches einzutreffen, aber die hereinbrechende frostige Nacht fand uns noch zerstreut in den verschiedenen Teilen der Wälder, und die Meisten übernachteten in den einzelnen Plantagen, die in einer Entfernung von 5 bis 6 Meilen von einander an dem Wege lagen; doch je mehr wir uns der Stadt näherten, desto seltener fand man zu jener Zeit die Wohnungen des weißen Mannes, ungeachtet dieser Teil des Landes der bevölkertste ist.

Bereits war eine geraume Zeit seit dem letzten absterbenden Schimmer der Sonne verschwunden, als Mehrere von uns in Gesellschaft sich sehnsuchtsvoll nach eines Pflanzers Wohnung umsahen; wir blickten vergebens in den dichten, mit Finsternis umhüllten Wald, und dachten daran, unser Quartier im Freien aufzuschlagen. Plötzlich erblickten wir eine offene, waldlose Gegend, die wir anfangs für die Felder mehrerer Pflanzer hielten; wir überzeugten uns jedoch bald, dass es eine Prärie war, die erste bedeutende, die wir auf unserer Reise antrafen.

Nicht weit von uns schlugen einige Hunde an, und bald stand ein niedriges Blockhaus vor unseren Blicken, aus dessen kleinen Fenstern uns ein blendendes Licht entgegen strahlte.

Die Bewohner, eine kleine Familie, saßen um das Feuer, und beschäftigt mit sich selbst, nahmen sie wenig Notiz von der Störung, die das laute Klaffen der Hunde verursachte.

Ein einziger schlanker, kräftiger Mann, dem virginischen Schlage ähnlich, stand mit seiner Büchse an der dunkeln Seite der Tür und blickte scharf auf uns, als wir näherkamen; jedoch als er unsere Farbe erblickte, ließ er die Büchse sinken und nötigte uns freundlich ins Haus zu dem lockenden Feuer und einem erquickenden Kaffee. Nachdem wir den Wirt benachrichtigt hatten, dass wir Freiwillige von New-Orleans wären, schüttelte er uns nochmals kräftig die Hand, worauf er uns seine vorsichtige Stellung vor dem Hause erklärte. Er war erst seit Kurzem über die Sabine gezogen und beabsichtigte, sich hier mit seiner Familie anzubauen; da aber die Cherokee nebst den Cuschattes zuweilen ihr Wesen hier trieben und man ihnen doch nicht so recht trauen könnte, so wäre er bei unserer Annäherung hinaus gegangen, um zu erfahren, was für Wanderer noch so spät ihren Weg durch die öde Prärie nähmen. Zwar, fügte er hinzu, indem er auf die blühende Wirtin zeigte, habe ich immer, wenn ich zurückkomme, die Genugtuung, von meiner alten Frau da ausgelacht zu werden, aber ich denke, ein bisschen Vorsicht ist besser als ein bisschen Leichtsinn. Auch wir lachten, stimmten ihm jedoch bei, besonders da er ein Neuling im Lande sei.

Da wir hörten, dass Nacogdoches nur noch 6 Meilen entfernt sei, so entschlossen wir uns kurz, diesen Zweistundenmarsch noch zu machen, und ungeachtet des zuredenden Wirtes und seiner schönen Familie, stürmten wir nochmals in die Finsternis hinaus, doch nicht eher, bis wir ein frugales Abendessen, Schinken und Eier und das einer amerikanischen Tafel fast nie fehlende Beefsteak, hatten verzehren helfen.

Erquickt durch dieses Mahl erreichten wir bald das Ende der Prärie, und wieder empfing uns der Forst, welcher sich von hier bis zur Stadt ohne Unterbrechung ausdehnt.

Endlich nach einem uns ewig scheinenden Marsche erhoben sich die schwarzen Gestalten der Wohnungen von Nacogdoches um uns her, und unvermerkt befanden wir uns in dem südöstlichen Viertel der kleinen Stadt.

Ganz ermüdet klopften wir an ein zweistöckiges Haus, dessen Äußeres, wie das der übrigen, kein Zeichen eines Bewohntseins verriet, doch hatten wir nicht nötig weiterzugehen, da ein alter Neger die Tür öffnete und mit einem freundlichen Licht in der Hand die ersten Grauen von New-Orleans im Namen seines Herrn willkommen hieß.

Wir befanden uns im Hause des Squire Stern, der schon Alles auf unsern Empfang hatte vorbereiten lassen, und in wenigen Minuten dampfte ein einladendes Supper auf der Tafel. Nach dem zweistündigen Marsch waren wir von Neuem imstande, Wunder in dem Angriff auf die gewaltigen Roast-Beefs und besonders den trefflichen Wildbraten zu verrichten. Während wir unsere Arbeit auf die feierlichste Weise vollbrachten, sprach Niemand, außer dem alten Schwarzen, der uns von Zeit zu Zeit einige Floskeln seines Gumbow-Englisch zum Besten gab. Und eben lachten wir recht herzlich, als unser gütiger Wirt, höchlichst erfreut über unsere Ankunft, hereintrat. Auch er war erst vor einigen Tagen von der Königin des Mississippis zurückgekommen und hatte schon am gestrigen Tage unsere Ankunft erwartet; auch freute er sich, einige Landsleute unter uns zu finden.

„Bob,“ rief er dem alten Neger zu, „Bob — vier von den langen — schlanken aus der Ecke auf dem Sand, verstehst Du?“

„Bob versteht Massa,“ sagte der alte Guineaneger, als er die Stube verließ, um Folge zu leisten.

„Nun,“ fuhr der Squire fort, indem er Platz nahm, „wie gefällt Euch unser Texas?“

„Himmlisch, Squire,“ nahm Peter Mattern das Wort, „und die Kolonisten alle so ein gastfreundliches und kreuzbraves Völkchen, dass ich mich schwerlich fürs Erste nach Frankfurt zurücksehnen werde, besonders da ich hoffe, dass Santa Anna uns eine Wolke seiner Kreaturen auf den Hals jagen wird.“

„Arbeit genug,“ sagte der Squire, „wird für uns Alle sein, jede ehrliche weiße Haut wird die Büchse schultern müssen, um seine Familie und Habe vor der Gier der Feinde zu schützen; doch wir werden Keinen zwingen — Keinen, Gentleman — ein Jeder muss freiwillig und mutig zum Kampfe ziehen, denn es ist eine erhabene, gerechte Sache, die unsere Nation zum Kampfe ruft; es ist unsere Religion, unser Gott, wofür wir fechten, und die Freiheit unserer Kinder ist es, für die wir das Bowie Knife wetzen.“

„Und dafür,“ fiel Georg Curtman ein, „wollen auch wir versuchen, ob unsere Kugeln treffen, und als Bürger des neuen Staates schwöre ich Euch meinen letzten Tropfen germanischen Blutes für die neue Republik —“

„Halt, Landsmann, Pst! Pst! wollen wir ganz Mexiko gegen uns aufhetzen? auch sogar die liberale Partei? Nein! nochmals Pst! noch sind wir zu schwach, allein zu stehen, und nur in Verbindung mit dieser liberalen Partei können wir Santa Anna stürzen. Vielleicht in späteren Zeiten, wenn noch viele unserer Brüder auf dieser Seite der Sabine die Wälder ausrotten und das Land mit Büchsen und kräftigen Armen vermehren, dann können wir die Fahne der Selbstständigkeit entfalten, und dann erst, nur dann, lasset uns die Freiheit der Prärie proklamieren.“

„Meint der geehrte Squire,“ fiel ich ihm in die Rede, „dass wir nach Texas kamen, um uns von Neuem unter den Absolutismus zu beugen, nachdem wir kaum das Leben eines freien Volkes haben kennen lernen? — Meint der ehrenwerte Gentleman, dass die Grauen die Prärien betraten, um unter Santa Annas oder irgendeiner dieser Kupferfratzen-Zuchtrute die Urwälder auszurotten? um für ihre Pfaffen das Land zu durchbrechen, oder große Herden zu ziehen, damit, wenn die Sippschaft mal Lust bekäme, sie es ebenso machen würde, wie der Erzfeind, der jetzt den Dolch des Despotismus über Mexiko schwingt? Nein — bedanken uns, Squire — bleiben nicht auf halbem Wege stehen — gehen den whole hog, wie unsere Freunde in den Staaten sagen. Auch brauchen unsere Mitbürger nicht ängstlich zu sein, die schon so lange ersehnte Zeit ist erschienen — old Kentucky wird, seinem Charakter getreu, auch jetzt nicht müssig zuschauen, und ich wette eins gegen zehn, schon jetzt hallt der Waffenruf: für eure Brüder in Texas! — für die Freiheit Amerikas! — durch die Berge ihres gastfreundlichen Staates, und in Kurzem werden ebenfalls die ganzen südlichen Staaten ihre Hilfe senden, wenn es der Unabhängigkeit gilt; wollt Ihr aber, dass noch ferner die drei Farben Mexikos über Texas schweben, diese Farben, die ihrer Unechtheit wegen jetzt in ein gräuliches Einerlei verschossen sind, und die von Tage zu Tage mehr den Schein annehmen, mit dem die ganze Schar der Jesuiten und ihr Anhang so gern die Welt verdunkeln möchte, so wird die Nation, durch deren Gebiet der große Mississippi sich windet, deren Küsten die Wellen des Golfs, des stillen Meeres, des atlantischen Ozeans, der großen Seen im Norden umbrausen, diese große Nation wird nicht mit den Bewohnern der Mexikaner-Provinz Texas sympathisieren, wenn sie nicht energisch auf einmal das Joch abschütteln, auf einmal eine Fahne aufpflanzen will, deren Farben im Glanze einer südlichen Sonne glühen: nur dann wird der Süden und der Westen seine Jugend über die Sabine schicken, um der neu ins Leben springenden Republik zu helfen; deshalb nochmals, Squire — die Republik!!!“

„Halt, junger Mann, hier kommt Bob, mögen das Wort bekräftigen mit altem vaterländischen Rebensaft.“

Bob, der mit vier Bouteillen hereintrat, stellte dieselben auf den Tisch, und der Squire füllte die Gläser bis zum Rande, ergriff das seine, und als deutscher Spross rief er aus: „Dieses perlende Glas dem alten ehrwürdigen Rhein. Mögen seine Wogen baldigst nur das Land einer einzigen, einer großen freien Nation durchströmen!“

„Der alte deutsche Rhein!“ wiederholte der aus verschiedenen Nationen zusammengesetzte Chorus, und das fließende Gold des ersten Glases rollte über unsere Gaumen.

„Aber nun, Squire,“ sagte von Neuem füllend Peter Mattern, „die Republik Texas! Mag der Rio del Norte die Grenze gegen Mexiko sein, mit Uncle Sam wollen wir dann schon fertig werden.“

„Gentleman, diesen Toast trinke ich mit Freuden; doch wollt Ihr, dass unsere Waffen erfolgreich sind, so verbergt ihn tief in Eurem Innern. Es weilen Verräter unter uns, Santa Anna und der Pfaffen Gold wirkt im Verborgenen, um uns bei der ganzen Nation verhasst zu machen, und noch ist, wie ich vorher bemerkte, es nicht an der Zeit, die Maske abzuwerfen; das würde die neun Millionen Mexikaner gegen die Prärien und Wälder hetzen; aber bald wird dieser Tag kommen, wo wir frei handeln können, und dann wird das Volk in Masse die Republik erklären, und dann rufe auch ich: der freie, unabhängige Staat Texas! und für diese Ära lasst uns unsere Gläser leeren.“

„Für diese Ära!“ stimmten wir, die Gläser leerend, bei, und nochmals leerten wir für den Stammvater von Texas, Stephan F. Austin, unsere Humpen.

Sterns Vorschlage, obgleich elf Uhr vorbei war und das Lager unserer wartete, nämlich nach dem Mexikaner-Coffee-house zu gehen, stimmten wir willig bei. Hier fanden wir die Mexikaner-Bevölkerung von Nacogdoches, die beinahe die Hälfte der ganzen Einwohnerzahl betrug, in buntem Gewimmel. Eine Menge Weiber, Männer und Mädchen drängten sich durch das mit einem erstickenden Dunst angefüllte Zimmer, in welches wir traten.

 

 

4. Das Coffee House.

 

Schändliche Zoten in gebrochenem Englisch drangen aus einem Haufen Menschen, einer Zigeunerbande nicht unähnlich, und bei jedem vierten Worte hörte man entweder ein damn oder ein spanisches carajo von einem Wesen aus der Mitte der Stube unter dem lauten Beifallsgeschrei der Umstehenden. Der Squire, der schon seit vielen Jahren dergleichen Szenen gesehen hatte, drängte sich durch die Zuschauer, die ihm und uns bei unserem Erscheinen neugierig Platz machten.

„Nun,“ sagte der Squire, „sollen die Grauen sehen, mit was für einem Feind wir es zu tun haben: wie Ihr hier die Mexikaner sehet, so ist die ganze Nation, die wenigen von Spaniern abstammenden vielleicht ausgenommen, die die Nobilität Mexikos vorstellen, aber in moralischer Hinsicht sind sie alle gleich. Ein Mord auf ihrem Gewissen wiegt wenig, und während die Reichen, sogenannten Gebildeten, sich selbst alle Sünde vergeben, vergibt der Padre in San Antonio der ärmeren, sogenannten ungebildeten Klasse für einige Pesos noch immer alle leichten Sünden, und ein gut zugerittener Mustang für Seine Ehrwürden, den Apostel Roms hier in Westen, überwiegt alle Kriminalfälle, die sich ereignen, beschwichtigt das Gewissen gänzlich und erlöst die Seelen der Verstorbenen aus dem schrecklichen Fegefeuer, wo wir Ketzer ohne Barmherzigkeit schmachten und leiden.“

Unter diesen Bemerkungen waren wir an die innere Seite eines lebenden Ringes gekommen und erblickten ein vier und drei Viertel Fuß hohes Männchen, das in den reizendsten Attituden, wenn die Bewegungen einer solchen hölzernen Figur, wie diese, reizend genannt werden können, vor einer nicht größeren Mexikaner-Donna umhersprang. Die niedrigen Reden und die mehr als reizenden Stellungen der Beiden, die in einer dem Namen nach anständigen Gesellschaft den Fandango so noble tanzten, füllte uns mit Erstaunen, und man glaubte eher sich unter einer Anzahl jener Wesen zu befinden, die vor einigen Jahren noch in Natchez under the hill das ruchloseste Leben trieben; doch die Spuren jener Zeiten sind im letztbesagten Orte verschwunden, und große Magazine und Handlungen bedecken die Stellen, von welchen die rechtschaffenen Bürger jene Kreaturen verjagten.

Auch die braune Dame verstand den Tanz in Vollkommenheit und schlug mit ihren Kastagnetten den Takt zu einer aus miserablem Englisch zusammengesetzten Übersetzung eines mexikanischen Gesanges, den ihr beinahe durchsichtiger Gefährte uns mit einer krächzenden Rabenstimme vorschrie. Er bot in der Tat einen allerliebsten Gegenstand der Betrachtung dar: sein langes, kohlenschwarzes Haar schwang sich in wilden Wirbeln um den verhältnismäßig sehr großen Kopf, so dass wir nur zuweilen mit einem flüchtigen Blick die kupfernen, wild verzerrten Züge und den weit geöffneten Mund erblickten.

Ein alter Fiedler, ebenfalls ein Abkömmling Montezumas, stand in furchtbarem Enthusiasmus an der Seite des Kreises, und sowie der braune Bogen über die drei Saiten der Könntesein-Cremonenser kreischte, so bewegte sich mit ungeheurer Schnelligkeit der kleine taktstampfende Fuß und folgte den nicht sehr langsamen Bewegungen der Señora.

Der Señor qualmte eine echte Havana und die Señora eine liebliche Zigarito, die ihrem zum Küssen niedlichen Munde und ihrer ganzen Person sehr noble stand. Der mexikanische Ole Bull mit seiner Zauberfiedel stand im grausigen Dampfe, und über der umringenden Masse sehr respektabler Dons und Donnas hing ein graues Wolkenmeer.

„Squire,“ sagte ich, „das ist genug, vollkommen genug für die Unterhaltung eines abends, lasst uns frische Luft schöpfen. Es ist ein höchst interessanter Ort, dieses Kaffeehaus, und was für ein gewaltiger Unterschied ist nicht zwischen dem Fandango in der Heimat und dem Fandango auf den Brettern des Saint Charles in New-Orleans!“

Der Squire erwiderte lachend, dass er sich stets sehr amüsiere, wenn er hierher gehe, „doch,“ fügte er hinzu, „noch haben wir nicht Alles gesehen, tretet durch diese Tür, und nicht weniger interessant werdet Ihr die schwarze Kammer finden.

Die schwarze Kammer war wirklich ein schwarzes Gemach: der Rauch von 100,000 Zigarren hatte sich an den ehemals weißen Wänden niedergeschlagen und bildete eine förmliche Rinde.

Schwarz, wie mit Samt ausgeschlagen, waren der Boden, die Wände, die Decke, die Fensterrahmen, die Stühle, Schränke und die zusammengeschrumpften Bewohner; selbst einige hübsche kleine mexikanische Amazonen schienen von dem Rauche dieser Spielhausatmosphäre geschwärzt zu sein. Am merkwürdigsten war mir das faltige Gesicht einer alten Matrone. Um ihre lange, etwas herunterhängende römische Nase zog der aufsteigende Dampf in bunten, krausen Wölkchen, und durch den dünnen langen Hals rollte eine Tasse Kaffee nach der anderen hinab. Wenn sie nicht mit dem lieben Bräu beschäftigt war, oder da sie Grog, Kaffee und andere Gegenstände feil hatte, mit dem Verkauf derselben, so war das graue, hexenartige Haupt in beständiger Bewegung, und sowie der Zauberfiedler seiner Dreisaitigen die schmelzendsten Laute entlockte, so wogte das bemooste Haupt bald langsam, bald geschwind über der stets leeren, obgleich oft gefüllten Tasse.

Nur der Tisch war blank, denn der ewige Gebrauch desselben, das ewige Scheuern der Arme, rieb den schwarzen Dampf stets von Neuem ab. Jeder Platz auf den Bänken war besetzt und Silberhaufen waren auf der Tafel aufgestapelt. Die Mitte der einen Seite schmückte ein pfiffiger, einäugiger, hagerer Kreole von Louisiana, bewacht von zwei blacklegs, ehemaligen, aber nun vertriebenen Bewohnern von Natchez unterm Berge, die kaum dem Manillaseil der dasigen Bürger entkommen waren und es bloß ihren langen Spazierstöcken zu danken hatten, dass sie nicht, wie ihre schwarzfüßigen Genossen zu Vicksburg, in der Luft zum Krächzen der Raben und dem Heulen des Windes tanzten. Diese drei Gentlemen, dieses noble Trio, wanderten mit Meilenstiefeln über die Sabine, um dem schrecklichen Lande zu entfliehen, wo man ganz kühl, so mir nichts dir nichts, rechtschaffene Leute ihres Schlages an die Zweige der Eichen als Ornamente befestigte.

Jetzt waren sie hier, um für die mexikanischen Pesos einige Proben ihrer schwarzen Kunst abzulegen, und hinter ihrem Pharaotische wuchs der Silberberg von Minute zu Minute. Mit jeder Karte, die der Kreole abzog, strichen die Trabanten das blanke Metall ganz gefühllos ein, ohne zu bedenken, mit welchem Schmerz der Verlust der letzten Pesos dem Verzweifelten die Brust zusammenschnürte. Ohne ein Wort hervorzubringen, hafteten der Spieler gierige Blicke auf ihrem verschwindenden Gelde.

Die braunen, wirklich hübschen Züge eines schwarzgekleideten Mädchens zogen sich krampfhaft zusammen; eine unnatürliche Dampfsäule, wie aus einem Krater, stieg von der Zigarre in die schon stark geschwängerte Luft, leblos hingen ihre dunklen Augen auf der Karte, welche die verbarg, die über ihren letzten Peso entschied. Das höllische Einauge zog ab, und maschinenmäßig holten die noblen Gesellen von Natchez das Letzte der Unglücklichen herab. Wütend sprang diese auf, schlug mit der brennenden Cabannis und mit geballter Faust auf den Tisch, dass die Funken stoben, und stürmte zur Tür hinaus, um — nachdem der Wind sie ein wenig erfrischt hat — morgen Abend, so's der Herr will, ihr heute verlorenes Geld wieder zu gewinnen.

Es schlug zwölf von der kleinen Schwarzwälder-Wanduhr, die in dieser Hölle hing, als die aus Natchez verbannten Geister für heute die Bank schlossen, nicht weil sie schon genug gewonnen hatten, sondern weil sie gewonnen hatten, was zu gewinnen war, und die Mexikanos mit ihren Reibeisengesichtern segelten, ohne Ballast, langsam durch das schwarze Gemach.

„Señora,“ schrie der Kreole der eingenippten Sybille zu, „— damn it Señora, Grog, Grog! sieht die Alte nicht, dass wir durstig sind? damn your eyes! her mit Eurem Gebräu, die Señoridas sind warm, und draußen braust der Nordweststurm so kalt, dass die Schönen sich den Tod holen würden, wenn sie nicht sogleich ein erquickendes Glas von Eurer Rumkomposition erhalten. Also hurtig, Alte, hurtig!“

„Wie viele Gläser,“ krähte die Alte, „befiehlt der Senor?“

„Damn you,“ brach der Kreole los, „zwei, drei, vier Glas für jeden, so viel meine werten Freunde trinken wollen; denkst Du, altes Droschkenpferd, wenn Sam Johnson traktiert, er knickert um 10 — 15 oder 20 Dollars? Nein, niemals, damn his soul, wäre er so ein Lump, so verdiente er nicht, der Sohn seines noblen Papas zu sein. Dammit, wie oft sind Hunderte von mir dahin geflogen, und Sam Johnson ist noch immer Sam Johnson.“

„Ihr habt gut sprechen, Señor,“ murmelte die Alte, „scharrt die blanken Pesos mit solcher Leichtigkeit zusammen, dass man beinahe glauben möchte, Ihr ständet mit dem“ — indem sie drei Kreuze machte — „die Mutter Maria behüte uns, im Bunde.“

„Halts Maul, Ihr alte Falte, und eilt, dass Euer höllischer Trank fertig wird, statt der unziemlichen heillosen Anspielungen, wenn ich nicht mit meinen guten Freunden den alten Patrick in Nahrung setzen soll.“

Die magische Cremonenser im anderen Zimmer war verklungen, die Tänzer verschwunden, und nur noch in der schwarzen Kammer zechten die halbverzweifelt Ausgebeutelten, um den Schmerz ihres Verlustes in dem glühenden, feurigen Betäubungstranke zu ersticken, den die braune Hexe von Nacogdoches in ihrem rauchenden Winkel gebraut hatte.

Auch wir gingen nach Hause und sagten dem Squire unsere Verwunderung, diese aus Natchez vertriebenen Gaudiebe hier in Texas zu finden, um mit ihrem niederträchtigen Geschäft eine neue Ära unter den Mexikanern anzufangen.

„Das wird nur kurze Zeit gut halten,“ erwiderte der Gefragte, „denn bald wird der letzte Peso aus der Tasche der Mexikaner verschwunden sein; und Sam Johnson und Co., wenn sie nichts mehr zu tun haben, werden unserer Armee nach San Antonio folgen, und ich sehe keinen Unterschied zwischen der treffenden Kugel eines respektablen Pflanzers, oder der eines respektablen Taschendiebes, — beides respektable Gentlemen vor dem Feinde, vorausgesetzt sie tun ihre Pflicht.“

„Was, Squire?“ erwiderte ich erstaunt, „denkt Ihr, diese jetzt Alles verschlingenden, aufschneidenden Gesellen werden je Courage haben, vor den Feind zu treten? Da irret der geehrte Squire ganz gewaltig. Der Knall des ersten Schusses, Sir, wird Euch ein solches langbeiniges Spazierengehen der respektablen Gaudiebgentry zeigen, dass es Vergnügen machen wird, diese Burschen in ihrer Glorie dem Rio Grande zuschreiten zu sehen, um in Matamoras oder anderen Plätzen mexikanisches Silber zu zapfen.“

„Nun, auch gut,“ antwortete gleichgültig der Squire, „es ist alles eins, wie wir sie über die Grenze schaffen. Wollen sie nicht fechten — nun — da mögen sie laufen — und wollen sie nicht laufen — nun dann sollen sie tanzen.“  —

„Was — tanzen, Squire? wie kommt Ihr auf's Tanzen jetzt? — Bitte, wie meint Ihr das?“

„Pah,“ fuhr der Squire fort, „meine, die noblen Burschen, von denen die Rede ist, werden tanzen können — Sam Johnson verstehet den Highlandfling in Vollkommenheit — kann ihn einmal nach unserer Pfeife tanzen.“

„Squire, Ihr seid ein unlösliches Rätsel, ich muss Euch bitten, wenn's erlaubt ist und Ihr die Grauen Eures Vertrauens würdig haltet, uns den Schleier von jenen dunkeln Worten zu heben.“

„Warum sollte ich nicht?“ murmelte der bedächtige Texaner. — „Nun,“ — fuhr er fort, pausierte eine Weile und begann von Neuem: „ich meine, wenn sie nicht fechten wollen — nun — so werden sie, wie ein überflüssiges Stück Zeug am Nagel, an die erste beste Sycamore gehängt.“

Wir prallten erschrocken einige Schritte zurück. „Das ist nicht der Ernst des respektablen Squire,“ sagte Curtman. „Menschenhängen, Sir, ist keine Kleinigkeit.“

„Eben deswegen, Sir, weil es keine Kleinigkeit ist, müssen wir es in Anwendung bringen. Was schert sich diese Gentry um Kleinigkeiten?“ fuhr der Squire fort.

„Aber“ versetzte ich, „haben die Texaner ein Recht, ihre Mitmenschen so aus der Welt zu schaffen, wenn diese nichts in den Grenzen von Texas verbrochen haben?“

„Why — ich weiß nicht — kümmert mich wenig — aber wir tun es,“ sagte der Squire.

„Why,“ sagte Peter Mattern, dem Squire unwillkürlich im Reden nachahmend — „Why — wir tun es — das ist leicht gesagt, aber welches Recht habt Ihr dazu?“

„Welches Recht?“ fuhr der Squire fort, „welches Recht haben die Staaten, uns eine Anzahl dieser Gaudiebe über den Hals zu jagen? — Wer erlaubt dem Diebesgesindel, unsere Prärie mit ihrem Dasein zu besudeln? besonders da Mexiko hinlänglich bis jetzt dafür gesorgt hat, dass in der gehassten Provinz Texas stets ein vollkommenes Assortiment dieses Artikels vorhanden ist — aber 's muss anders werden — bald — bald, marschieren sollen sie — Pack und Bündel zu ihrem Seelsorger über den Rio Grande oder zu dem in hell; — fort müssen sie, und die Provinz darf in einigen Jahren nichts mehr von diesem Gesindel aufzuweisen haben. Laufen, fechten oder baumeln davon können sie wählen, wollen ein von solchen Raubvögeln unbesudeltes, freies Land haben, und mit unserer Freiheit muss eine strenge Gerechtigkeit eintreten; die Gesetze müssen respektiert werden. Aber Vergebung denen, die den alten Pfad verlassen; es ist das letzte Mal, dass ihnen die Hand gereicht wird, einen Vorhang über die schwarze Vergangenheit zu werfen; das letzte Mal, Gentlemen.“

„Squire, Ihr seid schrecklich, aber gerecht;“ fügte ich hinzu, „jedoch lieb wäre es mir, wir könnten ohne die Hilfe der besiegten Gentlemen die Freiheit erkämpfen; es ist eine zu heilige Sache, dass solche Hände sollten Teil daran nehmen.“

„Schwärmerei, Grauer; wenn der Sieg errungen wird, so kann es uns gleich sein, wer es getan hat, und es ist besser, dass der Hirsch fällt, als die trächtige Kuh — besser der einzige Hahn, als die einzige brütende Henne. — Fällt einer der Spieler, so geschieht der Welt eine Wohltat, fallt dagegen einer der Kolonisten, so verlieren wir einen guten Bürger und haben eine verlassene Familie im Lande, während vielleicht ein Viertel Loth Blei, aus des Spielers Büchse, dem Leben des tötenden Schützen vorher ein Ende gemacht hätte. Nein, Gentlemen, keiner ist uns so verächtlich, dass er nicht auf irgendeine Art bei der Abwälzung des Zentral-Kolosses von unserem Eldorado könnte angestellt werden. Überall werden sich hervorragende Spitzen zum Stützpunkt ihres Hebels darbieten und die resultierende Kraft wird mit Leichtigkeit den Koloss über den unser Land begrenzenden Rio Grande rollen, und nachher ist es Zeit, unsere inneren Angelegenheiten zu ordnen.“

Wir standen nun vor unserem zweistöckigen Nachtquartier, und wirklich müde, wünschten wir uns gegenseitig einen guten Schlaf. Bald waren unsere Wünsche erfüllt, ungeachtet mein Geist die ganze Coffeehouseszene mit manchen Veränderungen wiederholte.

 

 

5. Das Ehrenmahl.

 

„Die Freiwilligen aus den Staaten!“ schrie ein großer starker Mann, der an einem Ende der 150 Fuß langen, aus Brettern zusammengeschlagenen Tafel saß. „Die Grauen!“ rief er und goss den brausenden Champagner auf seinen Toast herab; die beiden Reihen an den Seiten der überfüllten Tafel hoben gleichzeitig ihre Gläser empor, und der nächste Augenblick schäumte für 80 Dollars des edlen Getränks auf's Wohl der Grauen hinweg.

In der Mitte der Tafel stand festlich geschmückt Mr. Petz, ein großer schwarzer Bär, Haut und Knochen, Fleisch und Klauen, und zwischen seinen grimmigen Zähnen hielt er die der Konstitution von 1824 angemessene Flagge; der übrige Teil war mit Racoons, Squirrels und Turkies besetzt, aber auch zwei große, schön braungeröstete Keulen und ein Ochsenrückgrat zierten die Tafel. Aber so wie Trabanten um ihren Planet, so standen dienstpflichtig um die verschiedenen Behälter der obgleich gebratenen, jedoch immer noch wilden Tiere bunt vermischt der schäumende Saft der Champagne und der perlende des Rheins.