Falkenmord - Sabine Gronover - E-Book

Falkenmord E-Book

Sabine Gronover

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Beschreibung

Schmitt & Kemper unter Greifvögeln Unweit seiner Volieren wird der Warendorfer Falkner Henry Thomas tot aufgefunden, ermordet mit einer zur Waffe umfunktionierten Greifvogelkralle. Die Kommissare Schmitt und Kemper, gerade mit einem schnöden Fall von Zechprellerei in einem ortsansässigen Hotel beschäftigt, beginnen sofort mit den Ermittlungen und stellen fest: Der flüchtige Hotelgast hatte sich noch vor dem Mord nach dem Falkner erkundigt. Es scheint einen Zusammenhang zwischen den Fällen zu geben. Im Umfeld des Toten mischen gleich mehrere Exfrauen und eine Exgeliebte mit, und der etwas labile Sohn des Opfers, der am städtischen Theater arbeitet, spielt den Ermittlern immer wieder neue Rollen vor. Je mehr Geheimnisse des Falkners das Ermittlerduo aufdeckt, desto verwirrender wird der Fall. Als schließlich der kleine Dackel des Hauptkommissars beinahe selbst zum Opfer eines Greifvogels wird, hat Schmitt endgültig die Schnauze voll von falschen Fährten und stellt die richtigen Fragen.

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Bisher von der Autorin bei KBV erschienen:

Wölfe im Münsterland

Edles Geblüt

Die Rotte

Sabine Gronover, geboren 1969 in Hamm-Heessen, studierte Diplom-Pädagogik und Kunsttherapie an der WW Universität Münster und arbeitet als Therapeutin an der LWL-Klinik Münster sowie auf einer Palliativstation und im Hospiz. Sie lebt mit ihrer Familie und einigen Tieren auf dem Land in Mersch-Drensteinfurt.

Falkenmord ist der vierte Teil ihrer Münsterland-Krimireihe bei KBV. www.sabinegronover.de

SABINE GRONOVER

FALKENMORD

Originalausgabe

© 2023 KBV Verlags- und Mediengesellschaft mbH, Hillesheim

www.kbv-verlag.de

E-Mail: [email protected]

Telefon: 0 65 93 - 998 96-0

Umschlaggestaltung: Ralf Kramp

unter Verwendung von © misplaced_photon und

© Marcus Retkowietz - beide: stock.adobe.com

Lektorat: Volker Maria Neumann, Köln

Druck: CPI books, Ebner & Spiegel GmbH, Ulm

Printed in Germany

Print-ISBN 978-3-95441-646-2

E-Book-ISBN 978-3-95441-653-0

Probleme kann man niemalsmit derselben Denkweise lösen,durch die sie entstanden sind.

Albert Einstein

INHALT

1. KAPITEL

2. KAPITEL

3. KAPITEL

4. KAPITEL

5. KAPITEL

6. KAPITEL

7. KAPITEL

8. KAPITEL

9. KAPITEL

10. KAPITEL

PERLHUHN-RAGOUT MIT ORANGEN

DANKSAGUNG

1. KAPITEL

Die Luft roch angenehm feucht und blumig, der Frühling nahte. Ihre Lieblingszeit war eigentlich der Herbst, wenn es zunehmend früher dunkel wurde und sich eine gewisse Ruhe auf die Umgebung legte. Im Sommer meinten alle Leute, sie müssten die meiste Zeit draußen herumspringen, ihren Müll verteilen und lauthals die Sonne anbeten. Im Herbst dagegen hatte sie den Wald für sich allein.

Sie hörte den Jogger, bevor sie ihn sah, und duckte sich schnell hinter eine der dicken Eichen. Es war ein sportlicher Typ mit breiten Schultern und einem lockeren Laufbild. Bis unerwartet aus dem Dickicht ein Bussard wie ein Pfeil hervorstieß, seine Flügel nach hinten streckte und die Krallen vorwärts ausrichtete.

»Kamerad, bleib bloß, wo du bist!«, rief der Jogger aus und wehrte den Vogel mit den Armen ab.

Der Vogel ließ sich dadurch jedoch nicht beeindrucken, sondern wurde durch das Manöver erst richtig aggressive und griff erneut an. Sie sah, wie der junge Mann die Hand schützend zum Gesicht hob, doch es war zu spät. Der Bussard erwischte ihn mit scharfen Krallen im Gesicht. Blut quoll zwischen den Fingern hervor. Sie konnte das erschrockene Gesicht deutlich sehen. Lauf doch endlich weg, hätte sie ihm am liebsten laut zugerufen. Denn mehr wollte der Greifvogel ja gar nicht, wusste sie. Das Tier verteidigte nur seinen Horst und würde sofort von dem Mann ablassen, wenn der seinen Hintern endlich wegbewegte. Stattdessen wedelte der Jogger wütend mit den Armen in der Luft herum, entschied sich dann aber doch noch zum Rückzug. Er rannte plötzlich in die Richtung, aus der er gekommen war.

Nach zwei Minuten wagte sie selbst sich aus der Deckung und suchte nach dem Horst. Denn nur dann griffen Mäusebussarde an, wenn sie jemanden aus der Nähe ihrer Brut verjagen wollten. Mit ruhigen Bewegungen schoss sie ein Foto von dem Horst, als sie ihn gefunden hatte.

»Sorg du mal schön für deine Brut, damit die Jungen groß und stark werden«, sagte sie leise und ging lächelnd davon.

* * *

»Wie siehst du denn aus?«

Sein Chef blickte ihn belustigt an, und er hatte damit gerechnet. Dirk Kemper wusste, wie er gerade aussah. Als hätte er mit einer Furie gekämpft. Jeder, der ihn kannte, wusste, dass seine Freundin Ella ihn verbal in die Enge treiben konnte, nicht aber ihre Fingernägel in sein Gesicht vergraben würde. Aber genau so sah er aus. Zwei dicke, blutrote Striemen zogen sich über seine linke Wange. Da konnte er nur hoffen, dass keine Narbe zurückblieb. Als Polizist, der viel auf seine körperliche Fitness hielt und einen Ruf zu verlieren hatte, konnte er jetzt mit einigen blöden Kommentaren rechnen. Das war Dirk bewusst, als er am heutigen Montag auf seiner Dienstelle in Warendorf erschien.

»Ich wurde angegriffen. Beim Joggen.«

»Von einer Frau oder von einem Ast?« Kommissar Horst Schmitt grinste.

Der musste gerade laut tönen, dachte Dirk. Wenn sein tierphobischer Chef wüsste, woher er die tiefen Kratzer an der Wange hatte, würde das Spötteln aufhören. Er setzte sich auf seinen Platz, machte eine kunstvolle Pause und verkündete dann: »Von einem Mäusebussard.«

»Du meine Güte. Ich habe davon gelesen, dass die Vögel recht frech werden können, wenn man ihren Jungen im Horst zu nahe kommt. Sie brüten zurzeit. Was musst du auch immer durch den Wald laufen?« Völlig ungerührt, kein Zittern in der Stimme und schon gar kein Mitleid. Seitdem Schmitt an einen Dackel gekommen war, wurde er immer abgebrühter. Dabei würde der Dackel in einem Meerschweinchengehege kaum auffallen, so klein war er.

Schmollend fuhr Dirk den Computer hoch. »Pass bloß auf, dass so ein Greif nicht mal deinen John davonträgt. Den verspeisen die zum Frühstück.«

Jetzt glitt tatsächlich ein leicht panischer Blick über das Gesicht des Kommissars. »Meinst du wirklich, das könnte passieren? Dackel sind doch auch Raubtiere. Das müsste so ein Bussard doch ahnen.«

Dirk zog die Augenbrauen hoch. Sich John als Raubtier vorzustellen, fiel ihm schwer, auch wenn sein Chef streng genommen recht hatte. Ein Dackel war sogar ein Jagdhund. »Ich habe mal gesehen, wie sich so ein Vogel ein Meerschweinchen aus dem Freigehege meiner Nichte gepackt hat und damit weggeflogen ist. Den Bussard, der mich angegriffen hat, hat es jedenfalls nicht interessiert, dass ich am Abend zuvor noch raubtiergleich ein halbes Hähnchen gegessen hatte und dass ich eher einem Baum ähnele als einem Kaninchen. Er ist mit den Krallen voran auf mich los, und nur ein gezielter Haken auf seinen Schnabel hat ihn verscheucht.« Dirk nickte gewichtig und fasste an seine Wange, auf der die beiden Kratzer ganz schön brannten.

Unwillkürlich ging die Hand von Horst Schmitt nach unten, wo sein John auf einer Decke zusammengerollt lag und schlief. Dann meinte er, während er aufstand und näher kam. »Vielleicht solltest du das verarzten lassen. Also desinfizieren zumindest. Raubvogelkrallen sind bestimmt alles andere als sauber.«

Dirk dachte daran, dass seine Freundin Ella ihm dies auch schon empfohlen hatte, aber er war kein Weichei und hatte wegen dieser Kratzer nicht zu spät zum Dienst erscheinen wollen. Ella hatte ihn ruppig beim Erzählen seiner Heldentat unterbrochen und gezischt: »Auf einen Raubvogel beim Angriff einfach draufzuhauen, ist ja wohl die dümmste aller Ideen. Davor wird dringend gewarnt.« Missbilligend hatte sie ihren Kopf geschüttelt, dass die blonden Haare Wellen schlugen. Als wenn er groß Zeit zum Nachdenken gehabt hätte. Abwehrreaktionen geschahen meist instinktiv.

»Lass mal, Horst. Das heilt schon wieder«, sagte er nun ein wenig genervt zu seinem Chef. »Haben wir nichts Besseres zu tun, als über meine Blessuren zu reden?«

»Doch, aber es wird dir nicht gefallen. Im Hotel Johann hat ein Kunde die Zeche geprellt. Er habe auf seine ganz eigene Art ausgecheckt, meinte der Hotelier zumindest. Der geht davon aus, dass sein Gast nämlich so heimlich verschwunden ist, dass er nur das Fenster genommen haben kann. Sämtliche Personenangaben, die er gemacht hat, sind falsch. Fühlst du dich in der Lage, dort hinzufahren und dir eine Personenbeschreibung geben zu lassen? Fred Hauptmann ist schon vor Ort und nimmt Fingerabdrücke etc.«

Dirk stöhnte innerlich. Ausgerechnet der rotbärtige Fred, der alles tat, um Kommissar Schmitt zu beeindrucken. Und dabei auch noch kollegial und nett war. Und zwar auf eine Art, die es Dirk schwer machte, schlecht über ihn zu reden. Aber Fred hatte wohl erkannt, dass Dirk die rechte Hand des Kommissars bleiben würde und war vor einigen Monaten zur Spusi gewechselt. Stöhnend und steif stand Dirk wieder auf. Da hätte er sich ja gar nicht erst hinzusetzen brauchen. »Und was machst du, Chef? Kommst du nicht mit?«

»Ich ruhe mich aus und warte auf einen interessanteren Fall.« Schmitt strich mit der Hand über seinen kurzen Bürstenschnitt und lächelte diabolisch.

Dirk schnappte sich den Schlüssel eines Dienstfahrzeugs und machte sich auf den Weg. Trotz der Hotelparkplätze parkte er den Wagen mit einer kindlichen Freude direkt vor der Eingangstür des Hotels. An der Rezeption erwartete ihn ein rotgesichtiger Mann Anfang vierzig, der zwar ein volles Gesicht, aber eine relativ schmale Figur besaß, sodass er optisch falsch zusammengesetzt schien.

»Also so eine Frechheit ist mir noch nicht untergekommen. Da zeigt man sich einmal nachgiebig und akzeptiert die Barzahlung, und dann so was.«

Dirk zog die Brauen hoch. »Guten Tag erst mal. Dirk Kemper mein Name. Wenn er bar bezahlt hat, ist doch alles gut, oder hat er die Handtücher mitgenommen?«

Der Hotelier, der sich mit dem Namen Rolf Maas vorstellte, raufte sich seine dünnen Haare. »Er hat für eine Nacht bar bezahlt und dann bei einem Mitarbeiter verlängert. Der dachte natürlich, wie hätten eh die Kreditkarte gespeichert, und hat es abgenickt. Der gesamte Verzehr aus Restaurant und Bar und die vier Nächte, das alles wurde einfach immer auf die Zimmernummer notiert.«

Das war mal ein geschicktes Vorgehen, dachte Dirk und zückte Stift und Notizbuch und schrieb sich alles auf, was in die Anzeige musste. Bei dem Namen, den der Mann beim Einchecken angegeben hatte, runzelte er misstrauisch die Stirn. Markus Müller aus Köln. Na prima. Er gab die hinterlegte Adresse ein und suchte den Mann zunächst einfach über verschiedene Register und starrte dann grinsend auf sein Handy. »Die gute Nachricht ist: Ihr Gast hat Humor. An der angegebenen Adresse befindet sich ein Friedhof. Hoffentlich ist das kein Hinweis, dass er Selbstmord begehen wollte.« Dirk steckte das Handy wieder ein und grinste noch immer, bis ihn der Hotelier anpflaumte.

»Sie finden das wohl alles sehr witzig, oder? Wir Gastronomen haben es eh schon schwer genug, da zählt jede Rechnung.« Am Ende fragte Maas beinahe bittend: »Sie kriegen den Kerl, oder?«

Dirk nickte nur dezent. »Mal sehen. Ist ja nicht ganz einfach mit einem wahrscheinlich falschen Namen und ohne Foto. Der kann schon über alle Berge sein.«

Eine blonde, dralle Frau in der Kleidung einer Servicekraft kam aus dem Restaurant und pfiff wie ein Hafenjunge. »Hallo, Ihr Job scheint ja richtig gefährlich zu sein. Das sieht sehr nach einer weiblichen Raubkatze aus.« Sie blickte amüsiert auf die tiefen Kratzer, und Dirk antwortete prompt: »Es war ein Mäusebussard, aber ja, wahrscheinlich weiblich.«

»Chef«, wandte sie sich an ihren Kollegen, »einer aus der Radfahrertruppe meinte, er habe mit unserem Flüchtigen ein paar Worte gewechselt. Er wohnt angeblich wirklich in Köln.« Dann wandte sie sich wieder an Dirk. »Sie können ja mal bei den Kollegen in Köln wegen der Fingerabdrücke nachfragen.« Sie setzte ein schlaues Gesicht auf, was ihren Ratschlag aber nicht schlauer machte.

Dirk wies sie darauf hin, dass die Datenbank mit den erfassten Fingerabdrücken sogar in mehreren Ländern global abrufbar sei. »Sollte Ihr Hotelgast in den Niederlanden am Strand seine Fingerabdrücke beim Raub eines Fischkutters hinterlassen haben, dann wissen wir das auch hier in Deutschland«, setzte er neunmalklug hinzu. »Wie war denn seine Aussprache?«

»Feucht, oder was meinen Sie?«, fragte die Blonde mit einem frechen Lächeln.

Dafür hatte Dirk nur ein Heben der linken Augenbraue übrig.

Der Hotelier antwortete ernsthafter: »Er sprach jedenfalls wie ein Rheinländer, Kölner oder Düsseldorfer. Das passte schon zur Adresse.«

In dem Moment vibrierte Dirks Handy in der Hosentasche. Chef stand im Display. Er entschuldigte sich mit einem Nicken und drehte sich um, als er das Gespräch annahm und Schmitt ihm mitteilte:

»Vergessen Sie den langweiligen Mundraub im Hotel. Wir haben einen Toten!«

* * *

Er sah den Adler kreisen, in großen Runden, die immer enger wurden, während das schöne Tier langsam näher kam. Eine majestätische Ruhe ging von ihm aus. Henry bewunderte die schöne Färbung des Adlers, der auf ihn zusteuerte. Dann sah er die unglaublich kräftigen Füße, die mit den gebogenen, tödlichen Krallen an Dinosaurier erinnerten. Das Schlagen der Flügel war nun gut zu hören. Die Krallen voraus flog der Greifvogel zu ihm und landete dann mit einem letzten Schlagen der Flügel auf seinem Arm. Dank der Lederhülle spürte er nichts von den Krallen.

Vis-à-vis mit einem Adler, das hatte sich Henry schon als Kind gewünscht. Der gebogene Schnabel und die stechend braunen Augen waren für den kleinen Jungen damals keine tierischen Merkmale gewesen. In Greifvögeln steckten verwandelte Helden, das waren nicht einfach Tiere. Die Arbeit als Erwachsener mit Greifvögeln hatte ihm einen Teil des Zaubers von damals genommen. Aber die Faszination war geblieben. Klug, mutig und unerbittlich waren seine Vögel.

Liebevoll betrachtete er den Adler, der zu einer Sammlung von drei Raubvögeln gehörte. Henry war seit über zwanzig Jahren Falkner. Den Adler hatte er sich erst vor Kurzem gegönnt. Mit so einem Vogel war es komplizierter als mit Wüstenbussarden oder Falken. Ein Adler wollte mehr, er ging eine Partnerschaft mit seinem Falkner ein und konnte dabei schon mal unangenehme Besitzansprüche geltend machen. Dessen war sich Henry bewusst. Mit langsamen Schritten ging er zu der großen Voliere und setzte Dragon dorthin zurück. Die Dämmerung hatte ihn überrascht; es war schon später, als er gedacht hatte. Die Arbeit mit Tieren ließ ihn die Zeit vergessen.

Ein Geräusch aus dem Schuppen, in dem er lauter Trainingsmaterial und jagdliche Utensilien aufbewahrte, machte ihn stutzig. Welche Maus war so leichtsinnig, in Reichweite von drei oft frei fliegenden Raubvögeln eine Wohngelegenheit zu suchen? Bei dem Gedanken musste er grinsen und nahm seinen Lederschutz ab, um ihn in den Schuppen zu bringen. Dort herrschte Dämmerlicht, und seine Augen mussten sich erst daran gewöhnen. Es gab auch einen Lichtschalter, aber es dauerte immer ewig, bis die alte Neonröhre reagierte. Also fand er sich lieber so zurecht und legte den Lederhandschuh in ein Regalfach, in dem sich noch weitere Lederutensilien für die Falknerei befanden.

Plötzlich packte ihn jemand von hinten am Kragen und zog die Jacke nach unten. Mit einem Aufschrei drehte Henry sich um und blickte auf eine Raubvogelklaue, die sich in diesem Moment mit voller Kraft in seine Kehle grub und die Haut mitsamt den darunter liegenden Gefäßen aufriss. Henrys Hand ging reflexartig zu seiner Kehle. Warm floss es ihm durch die Finger, seine Kraft ließ augenblicklich nach und der Arm sank hinab. Er bekam keine Luft mehr und ging mit einem gurgelnden Laut zu Boden.

Das Letzte, was er sah, war sein Blut, wie es über ein paar dunkle Sneaker spritzte, als er auf dem Boden aufschlug. Nur noch schwach hörte Henry das Gekreische seiner Raubvögel.

* * *

Schmitt legte auf und rieb sich über ein paar kaum sichtbare Bartstoppeln. Vielleicht hätte er Dirk besser seinen Job machen lassen, aber der Anruf, den er gerade von einer gewissen Mildred Buhl bekommen hatte, war mehr als skurril gewesen. Die Dame hatte ihm mitgeteilt, dass ihr das Schreien der Raubvögel vom Nachbargrundstück nicht zum ersten Mal den letzten Nerv geraubt habe. Aber heute Mittag sei es besonders schlimm gewesen.

»Haben Sie mal einen Bussard und einen Falken um die Wette singen hören?«

Sprach man bei diesen Vögeln überhaupt von Singen, fragte sich Schmitt, zunehmend amüsiert von der Dame, deren Anliegen er nicht recht erraten konnte. Eine Lerche war ein Singvogel, aber ein Falke? Schmitt hatte ihr höflich, wie es seine Art war, geantwortet: »Nein, meiner Meinung nach sind diese Vögel recht lautlos. Den Ruf einer Eule habe ich nachts schon mal gehört. Das klang sehr gemütlich.«

»Hören Sie mal, ich rede hier nicht von einem romantischen Spaziergang in Mutters Natur. Hundert Meter von mir entfernt hält mein Nachbar Raubvögel. Er hat mehrere davon, mordlustig – und einer riesengroß! Und wenn die nicht alltäglich beschäftigt werden, dann sind sie unleidlich.«

Das klang jetzt eher so, als spräche sie von ihrem Ehemann. Unleidlich. Er grinste. »Darf der das denn einfach so?«, fragte Schmitt, dem das Gespräch aus irgendeinem Grund sogar Spaß machte. Er liebte die ländliche Bevölkerung Westfalens.

»Himmel Herrschaftszeiten, Sie sollten mit den Gesetzen des Landes schon ein wenig vertraut sein, oder bin ich gar nicht mit der Polizei verbunden? Sie sind doch noch für Mord zuständig, oder?«

»Ja, aber ein Raubvogel folgt seiner Natur, wenn er ein Kaninchen erlegt. Und das Halten von Raubvögeln obliegt den Falknern. Da müsste man jetzt prüfen, ob Ihr Nachbar …«

Weiter kam er nicht. »Ich kürze das jetzt mal ab, Herr Kommissar. Mein Nachbar heißt Henry Thomas, und er ist Falkner. Oder besser: Er war es. Und ich möchte, dass Sie jetzt vorbeikommen oder jemanden schicken, der sich mit Raubvögeln auskennt. Die können hier nicht bleiben.«

Schmitt nahm nun mit Bedacht den Hörer in die andere Hand. Er hatte die Vermutung, etwas Wichtiges nicht verstanden zu haben. Oder verschwieg die Dame ihm etwas Wesentliches? Vorsichtig fragte er: »Wo, sagten Sie, ist Ihr Nachbar Henry gerade?«

»Ich habe noch gar nicht gesagt, wo er ist, aber wenn Sie es nun schonungslos wissen möchten: Er liegt in seinem Schuppen, und seine Kehle sieht aus wie ein schlecht zubereitetes Mett. Bevor die nächste dumme Frage kommt, ein Krankenwagen macht keinen Sinn mehr, aber so ein paar Leute, die Spuren sichern können wie beim Tatort im Fernsehen, sollten sich mal Zeit nehmen. Der Schuppen bietet da einiges.«

Als er sich nun mit dem Kollegen Kemper auf den Weg machte, hatte er keine Ahnung, was sie erwartete. Laut Adresse lag das Grundstück ein wenig außerhalb von Warendorf in Richtung Telgte. Die Frau am Telefon hatte ihm versprochen, am Tatort zu bleiben, bis Schmitt mit seinen Männern dort auftauchte. Ihr einen Seelsorger anzubieten, das hatte Schmitt sich nicht getraut. Mildred Buhl machte nicht den Eindruck, als bräuchte sie tröstenden Zuspruch. Aber womöglich sein junger Kollege neben ihm.

Dirk Kemper begleitete ihn schon seit ein paar Jahren und hatte daher auch schon Leichen gesehen. Aber die Beschreibung von Frau Buhl ließ viel Raum für Horrorszenarien zu. Daher bereute Schmitt es nun, dass er so übereifrig Dirk aus dem Hotel wegberufen hatte. Unterwegs im Auto klärte er ihn über die Details auf. Die Hand des jungen Polizisten ging unwillkürlich zu seiner Wunde an der Wange, die Schmitt hier im Auto doch erheblich gerötet vorkam.

»Ein Falkner? Das ist doch mal ein interessantes Mordopfer. Hat einer seiner Raubvögel die Lieblingstaube des Nachbarn getötet?«

Noch scherzte der junge Kollege herum, doch wenig später hielten sie auf dem Schotterweg direkt neben den Volieren. Beim Anblick der drei Raubvögel, die sie mit ihren stechenden Blicken ganz genau beobachteten, wurden sie beide etwas andächtig. Selbst ein majestätischer Adler blickte auf sie herab.

»Was für herrschaftliche Tiere«, sagte Schmitt und wirbelte herum, denn die kräftige Altstimme einer Frau ertönte.

»Schönheit gepaart mit Mordlust, wenn Sie mich fragen. In Montreal soll ein Steinadler mal ein Kleinkind gepackt haben und wollte damit davonfliegen. So ein Adler gehört doch nicht nach Warendorf.«

Schmitt blickte auf eine Frau Anfang sechzig mit grauen Haaren, die unter einem Kopftuch hervorlugten, und einem vom Wetter gegerbten, vollen Gesicht. Ihre kräftigen Beine steckten in Gummistiefeln, und er stöhnte innerlich auf, als er die Blutspuren auf dem hellgrünen Gummi entdeckte. Die Dame hatte also den Tatort bereits verdorben. Aber wie hätte sie auch sonst feststellen sollen, ob ihr Nachbar noch Hilfe brauchte.

»Guten Tag, Kommissar Schmitt«, sagte er, »wir hatten miteinander telefoniert. Das ist Herr Kemper, mein Assistent. Können Sie uns die Leiche zeigen?« Er wurde unterbrochen, denn nun kamen auch die beiden Beamten von der Spurensicherung.

Mildred Buhl blickte mit zusammengekniffenen Augen gegen die Sonne und zeigte auf einen Holzschuppen. »Da drin liegt er. Sind auch schon ein paar Fliegen dabei. Ich schätze, er hat es schon gestern Abend hinter sich gehabt.«

Schmitt ging voran, die beiden Männer der Spusi folgten artig. Schmitt gab Dirk aber ein Zeichen, bei der Frau zu bleiben. Im Schuppen hörte er bereits das Brummen einiger Fliegen. Es war März, und die wenigen warmen Tage hatten bereits für das Erwachen zahlreicher Insekten gesorgt. Und der metallische Geruch von Blut nahm ebenfalls zu, doch zum Glück war die Nacht kalt genug gewesen, um den Verwesungsprozess in Grenzen zu halten.

Henry war ein großer, schlanker Mann gewesen, der nun beinahe die Länge seines Schuppens einnahm. Und es war nur zu deutlich, woran er gestorben war. Die Kehle war aufgerissen, als hätte sich ein Raubtier über ihn hergemacht. Schmitt zuckte zusammen, denn der Anblick erinnerte ihn schlagartig an den Mordfall in Oelde, bei dem eine Frau ganz ähnliche Verletzungen am Hals aufgewiesen hatte und viele Bürger und Bürgerinnen panisch einen herumstreifenden Wolf in Verdacht gehabt hatten. Schmitt trat vorsichtig näher und untersuchte den Kopf des Toten, fand aber keine Zeichen weiterer Gewaltanwendung. Auch nicht am Oberkörper, soweit er das in der Kürze feststellen konnte. Angesichts der Volieren hätte man vermuten können, dass ein Raubvogel ihm die Kehle aufgeschlitzt hatte, aber so naiv war nicht einmal Kommissar Schmitt, auch wenn er große Tiere für potenziell gefährlich für Leib und Leben hielt. In der Theorie. In der Praxis war das größte Raubtier der Mensch.

»Kollegen, ich tippe auf Mord. Wer kümmert sich um einen Bestatter, der uns den Leichnam schnellstmöglich in die Rechtsmedizin bringt?«

Fred, einer der Männer von der Spusi, zog bereits sein Handy hervor. »Ich kümmere mich darum.« Doch auch er konnte den Blick kaum von der Leiche abwenden, während er in den Kontakten nach einer Nummer suchte und dann das Handy wählen ließ.

Der zweite Beamte packte derweil eine Kamera aus und machte Fotos von dem Leichnam und der inzwischen mit den typischen Schildchen ausgestatteten Umgebung.

Der Tote war etwa Anfang fünfzig, schätzte Schmitt, und sportlich. Einen Ehering trug er nicht, doch das musste nichts bedeuten. Vorsichtig tastete der Kommissar in den Jackentaschen nach einem Portemonnaie und zog schließlich eine Brieftasche und ein Handy hervor. Er blickte sich in dem Schuppen um, ob er eine mögliche Waffe erkennen könnte, die für das Massaker verantwortlich war, doch er entdeckte nur harmloses Werkzeug sowie Fallen, Lederhandschuhe und allerlei Krimskrams.

Dirk Kemper erschien am Eingang des Schuppens und lugte hinein. »Krass, was ist denn mit dem passiert?«

»Bleib, wo du bist, Dirk, hier trampeln schon genug Leute herum.« Das hätte er sich ja denken können, dass eine furchtbar hergerichtete Leiche dem Polizisten nicht das Frühstück hervorholte. Solange es ein Mann war. Bei einer Frauenleiche wurde Kemper sensibel. »Hier, prüf doch mal die Papiere des Unglücksraben.« Schmitt reichte ihm die Brieftasche und Dirk verschwand wieder aus dem Blickfeld.

Dafür stand nun Mildred Buhl im Türrahmen und rümpfte die Nase. »Ich hab nix übrig für Falkner und Jäger, aber das hat wohl keiner verdient. Wer macht so was, Herr Kommissar?«

»Ich werde es herausfinden«, antwortete er grimmig. »Aber jetzt ist es noch zu früh für diese Frage, meine Liebe. War Ihr Nachbar verheiratet?«

»Ja«, sagte sie und nickte.

»Dann sollten wir seine Frau benachrichtigen.«

Das Lachen, das Mildred Buhl nun anstimmte, passte nicht zur Situation, und er blickte erstaunt auf.

»›Frauen‹, mein Lieber«, wiederholte sie seine Anrede. »Henry war mehrmals verheiratet. Ich kenne Ehefrau zwei und drei und denke, bei den beiden sollten Sie die Alibis überprüfen und nicht die Tränen zählen, die sie großzügig vergießen werden.« Sie machte ein wichtiges Gesicht.

Innerlich stöhnte Schmitt und zog sein Notizbuch aus der Tasche, während er nun den Beamten der Spurensicherung das Feld überließ. Ein böiger Wind zog auf, und die fahle Frühlingssonne verschwand zunehmend hinter dichten Wolken. Schmitt zog seinen feinen, aber wenig warmen Trenchcoat zusammen. »Können wir irgendwo hingehen, wo es wärmer ist?«

Die Frau musterte ihn und nickte knapp. »Kommen Sie mit zu mir, sind nur hundert Meter in die Richtung.« Sie zeigte vage Richtung Westen, und bevor sie gleich losmarschierte, wedelte Schmitt mit den Autoschlüsseln. »Soll ich Sie mitnehmen?«

»Nee. Das schaffe ich schon. Und Sie auch.«

Dabei hatte sie nicht einmal eine Jacke an, sondern trug zu den Gummistiefeln eine Jeanshose und ein langes Sweatshirt.

Im Inneren ihres alten Bauernhauses erwartete ihn eine gemütliche Wohnküche, in der eine hypermoderne Siebträgerkaffeemaschine auf einem Bord stand. Was für ein wunderbarer Anblick, dachte Schmitt. Der Duft von frisch gebackener Hefe lag in der Luft und verstärkte seinen Kaffeedurst. Wer eine solche Maschine besaß, der war ein Kaffeegenießer, einer, der der Bohne den nötigen Respekt entgegenbrachte. Und so blickte er begeistert auf die flinken Finger von Mildred Buhl, die ihm nun einen der besten Kaffees brühte, die er in letzter Zeit genossen hatte.

Nachdem er sich die Hände gewaschen hatte, machte er es sich gemütlich. »Dann legen Sie mal los. Denn jetzt ist eine ausgezeichnete Gelegenheit, alles an Klatsch, Tratsch und Wissen über Ihren Nachbarn Henry loszuwerden. Fangen wir mit den Frauen an.«

»Birte Schmor, Ehefrau Nummer zwo, nett und freundlich, aber auch etwas flach, wenn Sie mich fragen.« Und sie machte eine eindeutige Handbewegung zum Kopf hin, bevor sie fortfuhr. »Claudia Vogel, Ehefrau Nummer drei, hat in der Tat einen Vogel im Oberstübchen, wie ihr Name schon verrät, aber intellektuell ist sie auf der Höhe. Die Dame hat ihn einiges gekostet, als er sich im letzten Jahr von ihr trennte. Beide wohnen noch in Warendorf, und beide haben ein Motiv.« Sie hielt ihren Kaffeebecher mit beiden Händen fest und blickte ihn an. »Er kam gut an bei den Mädels.«

Schmitt erwiderte ihren Blick und fragte sich, ob Henry bei Mildred auch mal gut angekommen war. Auch wenn sie ein paar Jährchen älter war, durfte sie ja für jüngere Männer schwärmen.

»Er hatte viel Zeit, denn er arbeitete selbstständig von zu Hause aus, irgendetwas im Softwarebereich. Daher war er oft bei seinen Viechern.«

»Sie mögen keine Raubvögel?«

»Doch, sind schöne Tiere. Aber seine Vögel töten auf Kommando und nicht nur, weil sie Hunger haben. Sie sind mir unheimlich. Nichtsdestotrotz werde ich die Viecher versorgen, bis sich jemand darum kümmert. Wussten Sie, dass Turmfalken oft eingesetzt werden, um die Tauben an Kirchen zu dezimieren? Das ist ein wahres Blutbad, was die anrichten, deshalb wird es oft dann gemacht, wenn wenig Leute unterwegs sind.«

Schmitt hatte sich noch nicht viel mit dem Thema Jagd mit Raubvögeln beschäftigt. Doch er hatte es immer so verstanden, dass an den Kirchtürmen extra Nistkästen angebracht wurden, damit besonders viele Falken dort brüteten und so die Anzahl der Tauben in Schach hielten. Aber eventuell ergab sich aus der Jagd mit Greifvögeln ein Motiv. Es gab ja genug militante Tierschützer. »Hatte Henry Feinde?«

Mildred Buhl trank mit sichtlichem Genuss ihren schwarzen Kaffee und sagte amüsiert: »Jede Menge, aber ob darunter jemand war, der so viel Energie verwendet hat, ihn zu töten, wage ich zu bezweifeln. Das Risiko war der Mann nicht wert. Also, er war nicht böse oder so, er war nur nervig, wissen Sie, was ich meine?«

Schmitt nickte, wusste es aber nicht so wirklich. Als verwitweter Mann Mitte fünfzig fühlte er sich eher einsam, als dass andere ihm schnell auf die Nerven gingen. Und wenn er an seine Nachbarschaft dachte, dann kam ihm als Erstes das Bild der sympathischen, meist gut gelaunten Nachbarin von gegenüber in den Sinn. Er machte sich Notizen, dankte für den Kaffee und marschierte die hundert Meter zurück, um Dirk einzusammeln. Den hatte er zurückgelassen, damit er den Bestatter in Empfang nehmen konnte.

Ein großer, schwarzer Kombi parkte nun vor dem Schuppen, und soeben kamen ihm zwei dunkel gekleidete Männer mit ausdruckslosem Allerweltsgesicht entgegen. Kam ihm das immer nur so vor, dass die alle gleich aussahen, oder war seine eingeschränkte Wahrnehmung bei dieser Berufsgruppe dafür verantwortlich?

»Sie wissen, wo Sie hinmüssen?«

»Jip, Chef. Wie immer, wenn der Anruf von Ihrer Mannschaft kommt.« Das klang so, als müsste er die Leute kennen. Er nickte nur freundlich.

Als er eine halbe Stunde später ein Team zusammengetrommelt hatte, das aus Dirk, den Kollegen der Spurensicherung und seiner Wenigkeit sowie einer Praktikantin bestand, konnte die eigentliche Arbeit beginnen. Schmitt verteilte die ersten Aufgaben. »Dirk, du fährst zu Ehefrau Nummer zwei, eine Birte Schmor, und ich nehme mir Ehefrau Nummer drei vor. Und du, Jenny …« Er blickte zu der neuen Praktikantin hinüber, einer Studentin, die von der Polizeischule aus Hiltrup kam. »Du findest alles über Henry Thomas heraus. Jag seinen Namen durchs Netz, schau dir seine Freunde oder Geschäftspartner an, seine Facebook-Seite, wenn vorhanden, sammle alles, was es über ihn im Netz gibt. Es muss ja auch noch eine Ehefrau Nummer eins geben.« Er sah sehr wohl, dass das eh schon schmale, längliche Gesicht der Praktikantin noch länger wurde, aber sie hatten hier keine Task-Force von zehn Leuten, wie das in Krimiserien häufig dargestellt wurde. Sie mussten sich aufteilen.

»Kann ich nicht mitkommen und mir eine Vernehmung ansehen? Dabei lerne ich viel mehr.« Ihre braunen Rehaugen bettelten.

»Jetzt geht es nicht ums Lernen, sondern um einen Mord und um schnelle Ergebnisse. Ich lasse dir John da.« Er verließ schnell das Büro, bevor er sich einen Vortrag darüber anhören konnte, dass er Praktikanten zum Hundesitten missbrauchte.

* * *

Dirk fand die Wohnung, in der Birte Schmor wohnte, erst nach mehrmaligem Wenden, Fluchen und Überlegen. Sie befand sich in einer Sackgasse und gehörte als Einliegerwohnung zu einem größeren Haus. Geöffnet wurde die Tür von einem jungen, langhaarigen und südlich aussehenden Mann. Zu jung, um ihr neuer Partner zu sein, stellte Dirk fest, als eine blonde, kleine und sehr zierliche Frau im Flur erschien. Sie musste um die vierzig sein. Auf seine Polizeiuniform reagierten die Leute stets auf besondere Weise.

Empört sprach die Frau den jungen Mann an: »Metim, hast du etwas angestellt?«

»Ja klar, ich bin Türke. Ey, was soll der Scheiß? Der steht doch vor Ihrer Tür.« Metim machte ein grimmiges Gesicht und zupfte an seinem Bart.

Dirk sprang ihm zur Hilfe. »Ich möchte tatsächlich zu Frau Schmor. Sind Sie das?« Ein spitzer Schrei, und dann blickten ihn zwei babyblaue Augen an.

»Kann ich gehen?«, fragte Metim, und ein bisschen Triumph klang mit.

Sie nickte nur und führte Dirk in einen hübschen Wohnraum mit einem großen Flügel in der Mitte. »Dirk Kemper mein Name, guten Tag. Ich möchte Sie wegen Ihres Exmannes Henry Thomas sprechen. Wer war denn der junge Mann?«

»Mein Schüler. Was will Henry von mir? Hat er mich etwa angezeigt?« Sie nestelte an einem grünen Halstuch herum und ließ sich auf ein blaues Sofa plumpsen.

Was für eine merkwürdige Frage, dachte Dirk und wartete erst einmal ab, was da sonst noch so kam.

Die Dame blickte auf. »Ich habe das doch nicht so gemeint. Wirklich.«

»Können Sie mir das letzte Treffen mit Henry Thomas aus Ihrer Sicht genauer schildern?«, fragte er sie und kam sich ein klein wenig schäbig vor, weil er so tat, als würde ihr Exmann noch leben.

»Wir haben uns letzte Woche gestritten, und dann habe ich meinen Hund auf ihn gehetzt.«

Dirk blickte um sich. Von welchem Hund sprach sie wohl? Er räusperte sich besorgt. »Haben Sie einen abgerichteten Rottweiler, oder wie darf ich das verstehen?«

Statt einer Antwort stand sie auf und öffnete die Tür zur Küche. Etwas Kleines, Wuscheliges stürzte aus dem Raum und sprang an seinem Bein hoch. Kleiner als eine Katze, stellte Dirk fest und rief sich die große Gestalt des toten Falkners ins Gedächtnis.

»Das ist Goliath, und er hat sehr spitze Zähne. Wenn ich ein bestimmtes Wort sage, dann beißt er zu. Wissen Sie, Henry sieht immerzu auf mich herab. Als wir verheiratet waren, wurde es immer schlimmer. Er hat mich verwöhnt, aber ich war immer sein kleines Frauchen. Und das hat sich bis heute nicht geändert. Er ist der große Falkner, der jeden Raubvogel zu zähmen weiß, arbeitet als Freelancer erfolgreich mit wichtigen Firmen zusammen und kennt jeden Kommunalpolitiker mit Vornamen. Ich wollte ihm beweisen, dass ich das auch kann.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust und setzte ein trotziges Gesicht auf, das nicht zu ihrem Alter passte.

»Was können Sie auch, und was ist überhaupt passiert?«

»Goliath abrichten. Er hat sich in sein Bein verbissen, und als er zugreifen wollte, ist mein kluger Hund schnell weggerannt. Und Henry ist wutschnaubend zu seinem Auto. Nehmen Sie mir den Hund jetzt weg?« Nun wurde ihr kleines Gesicht wieder traurig und weckte sofort und ganz klassisch seinen Beschützerinstinkt.

Es wurde Zeit für die grausame Wahrheit. »Frau Schmor, Herr Thomas hat Sie nicht angezeigt. Und er wird es auch nicht mehr tun. Denn er wurde ermordet.« So schonend wie möglich versuchte er die näheren Umstände zu beschreiben.

Nach der ersten Schockstarre liefen ein paar Tränen die gepuderten Wangen hinunter und hinterließen eine zarte Spur. Sie wandte sich ab, und er konnte ihre Mimik schlecht einschätzen. Doch dann rief sie erschrocken aus: »Aber dann sind Sie ja bei der falschen Frau. Er hatte doch noch die Claudia.«

Die Exfrauen kannten sich also gut genug, dass sie die Vornamen benutzten, registrierte Dirk, beruhigte seine Gesprächspartnerin und erklärte, dass sie bei einem Mordfall alle möglichen Kontaktpersonen befragten.

»Oh«, meinte Frau Schmor. »Er hat auch noch einen Sohn. Aber ob Sie den so unverblümt sprechen sollten.« Sie machte eine kunstvolle Pause, und Dirk wartete einfach ab. Sie würde schon erzählen, was sie loswerden wollte. Und sie wollte von sich ablenken. Und richtig. »Wenn Jan nicht in der Psychiatrie ist, ist er meist am Theater zu finden. Das ist seine zweite Heimat geworden. Zu Hause macht er die Tür manchmal gar nicht auf, am Theater erreichen Sie ihn besser.«

»Arbeitet er in der Psychiatrie?«

»Leider hält er sich dort schon mal als Patient auf. Er ist etwas labil.« Sie lächelte sanft. »Henry hat, Entschuldigung, hatte für seinen Sohn nie viel Verständnis. Der Bengel würde zwar verrückte Gestalten und sogar Mörder auf der Bühne spielen, aber im realen Leben würde er durchdrehen, wenn auch nur eine Maus getötet wird. Das hat Henry neulich noch gesagt und sich aufgeregt. Aber wie das Verhältnis aktuell war, kann ich nicht sagen.« Ein harmloser Blick traf ihn. Allzu harmlos, fand Schmitt.

»Worum ging es bei Ihrem Streit mit Henry letzte Woche?«

»Muss ich die Frage beantworten?«

»Wenn die Aussage Sie in dem Mordfall belastet, natürlich nicht. Aber ich rate immer zur Ehrlichkeit.«

»Ich habe Henry doch nicht umgebracht. Das können Sie doch nicht ernsthaft denken. Aber ich möchte trotzdem nichts dazu sagen.« Sie presste die Lippen zusammen wie ein Kind, das keinen Spinat essen will.

»Gut.« Dirk klappte sein Notizbuch zu und erhob sich. »Dann versuche ich es zunächst mal im Theater. Ich frage mich allerdings, ob es gut ist, einem labilen, jungen Mann den Mord an seinem Vater ohne verwandtschaftliche Rückendeckung mitzuteilen. Es gibt doch bestimmt noch eine Mutter, oder?«

Sie schüttelte zu seinem Erstaunen den Kopf. »Henry hat seine erste Frau durch einen tragischen Haushaltsunfall verloren. Ich glaube, damit fing dann erst seine Rastlosigkeit, was Frauen betrifft, an. Aber wenn Jan sich am Theater befindet, wird er gute Freunde um sich haben, und wenn er in der Psychiatrie ist …« Sie machte wieder eine bedeutungsschwangere Pause »Dann hat er ja alles um sich, was er braucht. Therapeuten, Beruhigungsmittel, Ärzte.«

Dirk war sich nicht ganz sicher, ob die Dame ihm gerade mit Ironie begegnete. Er schrieb sich die Adresse und den vollen Namen des Jungen auf und verabschiedete sich mit dem Hinweis, dass sie im Falle einer Reise erst Bescheid geben müsse.

Als er aus dem Haus trat, kam ihm ein älteres Ehepaar entgegen, das anscheinend im Haupthaus wohnte. Erstaunt musterten sie seine Uniform. »Ist alles in Ordnung mit Frau Schmor?«

Er nickte höflich und sagte dann: »Ihr Exmann wurde ermordet, und wir müssen alle Kontaktpersonen befragen. Frau Schmor hatte letzte Woche Streit mit ihm, nicht wahr?«

Beide nickten betroffen, die Mundwinkel gingen synchron nach unten.

»Das ist schon lustig, dass so ein kleiner Hund solch einen großen Menschen verjagen kann. Scheint ein treuer Geselle, der kleine Goliath.«

Die Frau rührte sich als Erste. »Ja, wenn jemand ihr zu nahe kommt, macht Goliath seinem Namen alle Ehre.«

»Ist Herr Thomas denn handgreiflich geworden?« Dirk bemühte sich um einen lockeren Ton.

Der alte Herr reagierte darauf prompt. »Immerhin hat er versucht, sie zu küssen. Das kann man durchaus als eine Handgreiflichkeit sehen, wenn die Frau nicht geküsst werden will, nicht wahr?« Das Gesicht des Mannes blieb ausdruckslos.

Eventuell hatte er seine eigene Meinung über die Nachbarin. Jedenfalls war das eine durchaus interessante Anmerkung, denn Henry Thomas wollte vielleicht zu Ehefrau Nummer zwei zurück. Und jetzt war er tot.

Die nächste Frage lag auf der Hand: »Hat Frau Schmor aktuell einen Freund oder Partner?«

Das Ehepaar schaute sich an, und sie schüttelte den Kopf. »Nicht, dass wir etwas mitbekommen hätten.«

Dirk schaute auf die Uhr und beschloss, jetzt gleich noch nach Jan Thomas zu suchen.

Doch unterwegs rief sein Chef an. »Wo bleibst du denn? Wir müssen nach Münster. Unsere Leiche wird gleich obduziert.«

»Henry Thomas hat einen Sohn, den ich gerade aufsuchen wollte und …« Weiter kam er nicht, denn Schmitt unterbrach ihn einfach. »Ja, weiß ich schon. Gute Idee. Den bring einfach mit, sag ihm, er müsse die Leiche seines Vaters identifizieren.«

»Chef, der junge Mann scheint recht labil zu sein, vielleicht überfordern wir ihn damit.«

Sein Chef schnaubt ungeduldig. »Dirk, wir beginnen gerade mit einer Mordermittlung. Für einen Stuhlkreis ist jetzt keine Zeit. Außerdem sind die Leute bei der Gerichtsmedizin sicher geschult damit, dass mal der eine oder andere in Ohnmacht fällt. Bring ihn mit!«

Das Theater am Wall hatte natürlich für Normalsterbliche an einem frühen Nachmittag geschlossen, aber für einen Polizisten war es nur wichtig, ob jemand da war. Den Einlass verschaffte er sich dann schon. Und da er Musik und Stimmen aus dem Gebäude hörte, machte er sich durch lautes Klopfen an einem Fenster bemerkbar. Das Haus erinnerte in der Front an ein Kino aus den Fünfzigerjahren.

Der Haupteingang wurde ihm geöffnet und eine kleine, mollige Frau mit einer roten Haarmähne und einem einnehmenden Gesicht blickte ihn fragend an. Sie trug entweder ein Kostüm oder hatte einen ganz eigensinnigen Kleidungsstil, denn sie sah aus wie eine Marktfrau aus dem zwanzigsten Jahrhundert. Ihre Begrüßung war immerhin witzig. »Kommst du zum Vorsprechen oder bist du echt?

»Guten Tag. Polizist Dirk Kemper, ich suche Herrn Thomas in einer wichtigen familiären Angelegenheit.«

Unwillkürlich ging ihre Hand zum Mund, sie nagte an ihrem Daumennagel und schien zu überlegen. Das Ergebnis fiel zu seinen Gunsten aus. »Okay, komm rein. Jan hilft mir grad bei den Kostümen.« Und während sie flink voranschritt, fragte sie ihn: »Is’ was mit seinem Vater? Habt ihr ihn verhaftet?«

»Wieso sollten wir ihn verhaften? Ist er kriminell?«

Sie zuckte mit den runden Schultern und meinte, ohne sich zu ihm umzudrehen: »Ich find’s kriminell, Raubvögel zum Töten zu benutzen. Aber mich fragt ja keiner.«

Sie betraten die Bühne von hinten, auf der drei Personen in einem Wust aus Klamotten saßen und diese sortierten. »Jan, Besuch für dich.«

Ein schmaler, junger Mann mit dunklen, kurzen Locken blickte ihn teilnahmslos an. War seine Generation denn schon so abgebrüht, dass sie bei einer Polizeiuniform nicht wenigstens besorgt dreinschauten, dachte Dirk verdutzt. Er stellte sich vor und fragte, ob er ihn kurz allein sprechen könne.

»Nee, meinte Jan. Das sind meine Freunde, angestellt habe ich nichts, also können Sie auch hier mit mir sprechen.«

»Es geht um Ihren Vater.«

»Dann bleibe ich erst recht bei meinen Freunden sitzen«, meinte Jan und schaute auf seine Hände, an denen der Fingernagel des kleinen Fingers jeweils schwarz angemalt war.

Noch besser, dachte Dirk und blieb sachlich. Das Trösten könnten die Freunde dann viel besser übernehmen. »Ihr Vater ist heute Morgen ermordet im Schuppen bei seinen Raubvögeln aufgefunden worden, und ich muss Sie bitten, mich zu begleiten, um die Leiche zu identifizieren. Es tut mir sehr leid.«

»Einen Scheiß muss ich«, meinte Jan, sprang auf und verließ fluchtartig den Raum.

Die Frau, die Dirk geöffnet hatte, blickte ihn vorwurfsvoll an und rannte dann hinter Jan her.

Mist, das hatte sich sein Chef sicher anders vorgestellt. Dirk schaute kurz in die Runde, drehte auf dem Absatz um und folgte der Frau. Er sah sie gerade noch hinter einer Tür verschwinden und steuerte darauf zu. Plötzlich wurde er von hinten am Arm gepackt. Ein Mann in einem Arbeitskittel hielt ihn fest. »Hallo, das ist privat, auch für Beamte. Was oder wen suchen Sie denn?«

»Jan Thomas. Sein Vater wurde ermordet, und ich muss ihn bitten, mich in die Gerichtsmedizin zu begleiten.« Der Mann lehnte sich nun gegen die Wand. »Henry ist tot? Spielen Sie hier eine komische Nummer, oder sind Sie echt?«

Das war ein Theater hier, insofern war die Frage sogar berechtigt, aber Dirk hielt sich schon für sehr authentisch. Auch wenn er mal auf einer Party für die Animationsnummer gehalten worden war. Er reagierte daher ein wenig pubertär und zeigte auf seine Dienstwaffe. »Wie echt sieht die Ihrer Meinung nach aus? Ich muss jetzt wirklich dringend Jan Thomas um Mithilfe bitten. Können Sie ihn für mich da rausholen? Ich weiß, wie hart das für den Jungen sein muss, aber in den ersten Stunden haben wir die größtmögliche Chance, einen Mörder zu finden. Bitte.« Der Hausmeister, oder was immer er war, setzte ein wichtiges Gesicht auf, musterte Dirk noch mal gründlich, nickte dann knapp und verschwand hinter der Tür. Ungeduldig trat Dirk von einem Fuß auf den anderen und wartete eine gefühlte Ewigkeit, bis sich die Tür endlich öffnete und die merkwürdig gekleidete Freundin von Jan heraustrat. »Ich komme mit Ihnen.«

»Was ist mit Jan?«

»Was glauben Sie, was mit Jan ist?« Der Ton war nicht einmal unfreundlich, aber sie siezte ihn jetzt plötzlich, was er komischerweise schade fand. »Er ist total fertig. Ist ja nicht so, als wäre er umringt von zahlreichen Verwandten. Seine Mutter ist schon vor Jahren gestorben, und Geschwister hat er keine. Können wir los?«

Dirk überlegte kurz und nickte. »Sie können Henry Thomas also auch identifizieren?«

Ein knappes Nicken.

»Und Sie trauen sich das zu?«

»Wieso glauben Männer eigentlich immer, sie könnten eher eine Leiche betrachten als Frauen? Umgekehrt wird ein Schuh draus, mein Lieber. Jan kann es in jedem Falle nicht. Nicht jetzt. Ich hole mir eine Jacke.«

Wenige Minuten später trat sie mit einem pinkfarbenen Regencape auf die Straße und stieg in den Wagen. Sie hatte sich umgezogen.

»Woher kannten Sie Henry Thomas?«, fragte er und scherte auf die Straße aus. »Und bitte anschnallen.«

Umständlich schnallte sie sich an, und er ahnte, dass sie das nicht oft genug tat. Oder sie fuhr selten Auto. »Ich bin ein paar Mal mit ihm ausgegangen.«

Er konnte es nicht verhindern, dass er sie überrascht ansah. Sie war Anfang dreißig, schätzte er, und Henry Thomas mindestens fünfzig.

»Finden Sie mich zu dick?« Sie lächelte provokant.

Dirk schien es klüger, darauf nicht zu antworten. »Was ist schiefgegangen?«, fragte er stattdessen.

»Nichts. Es war kurz und gut, aber Henry war für eine feste Beziehung zu alt für mich, und wir waren zu unterschiedlich. Eigentlich war es nur etwas Körperliches. Ach übrigens, Jan weiß das nicht. Er denkt, ich hätte seinem Vater im Haushalt geholfen. Sie wissen ja, Theaterspielen ist eine brotlose Kunst. Ich muss mir immer noch etwas dazuverdienen.« Sie strich sich ihren bunten Rock glatt und lehnte sich mit einem Seufzer zurück. »Puh, langsam kommt der Schock über seinen Tod bei mir an. Ihre Nachricht kam so plötzlich, das hatte etwas Unwirkliches. Wie ist Henry ermordet worden und warum?«

»Das Warum würden wir gerne von Ihnen hören oder von Jan. Alles, was Sie über den Mann wissen, kann wichtig sein. Alles.«

Sie schwieg, während Dirk Gas gab. Von Warendorf bis Münster fuhr man eine knappe halbe Stunde, je nach Verkehrslage.

Nach einer Weile sagte sie. »Ich bereite mich jetzt erst auf den Anblick des toten Henry vor, und danach überlege ich, ob ich etwas weiß, das ich Ihnen erzählen möchte.«

Dirk drehte das Radio lauter, in dem gerade die Imagine Dragons eines ihrer pathetischen Lieder zum Besten gaben. An der Röntgenstraße in Münster entdeckte er bereits Schmitts dunklen Audi und stellte das Dienstfahrzeug daneben. Beim Aussteigen fiel Dirk seine eigene Nachlässigkeit ein. »Sagen Sie mal, wie heißen Sie eigentlich?«

Sie lachte. »Sie sind mir vielleicht einer, schleppen einfach Frauen in Ihrem Dienstfahrzeug ab und haben keine Ahnung, wen Sie da überhaupt mitnehmen. Mein Name ist Steffi Sandmann.«

Je tiefer sie dann in das Innere des Gebäudes vordrangen, desto stiller wurde Steffi. Kommissar Schmitt erwartete sie in einem der Flure und nickte ihnen erstaunt zu. »Ich dachte doch tatsächlich, Jan wäre der Name für einen Sohn.« Sein Chef reichte ihr die Hand und gab ein knappes »Mein Beileid« von sich.

Dirk klärte ihn auf und stellte Steffi Sandmann vor.