Fallen Angel - Emily Story - E-Book

Fallen Angel E-Book

Emily Story

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Beschreibung

"David ist die Ursache meiner Angst, aber gleichzeitig auch mein Heilmittel. Ich habe Angst ihn wieder zu verlieren, Angst mich seinetwegen an meine Vergangenheit zu erinnern, Angst an dieser schicksalhaften Liebe zu Grunde zu gehen. Und trotzdem brauche ich ihn wie die Luft zum Atmen…"Auf der Suche nach ihrer Vergangenheit erkennt July nach und nach, dass David der Schlüssel zu ihren verlorenen Erinnerungen ist.David ist der Mann, den sie schon seit ihrer Kindheit liebt, und er ist der einzige, der ihr sagen kann, was damals in Texas geschehen ist.Doch er weicht ihren Fragen immer wieder aus, und July ahnt nicht, dass der smarte Englischprofessor ein schreckliches Geheimnis hat, ein Geheimnis von dem sie niemals erfahren darf…

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Emily Story, Mia Wallace

Fallen Angel

BookRix GmbH & Co. KG80331 München

Vorspruch

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Stars, hide your fires; let not light see my black and deep desires…

– William Shakespeare

 

 

 

Prolog

„Lass mich nicht alleine, David, bitte“, flehe ich inständig. Wir stehen am Waldrand. Es ist schon dunkel und in der Ferne hört man das Grollen eines Gewitters, das langsam näher kommt.

David streicht mir über das zerzauste Haar. „Ich habe keine andere Wahl, July.“ Seine schönen blauen Augen sehen mich eindringlich an. „Du weißt, wie gefährlich es ist, wenn ich hierbleibe. Möchtest du, dass sie uns für immer trennen?“

Ein Schauer des Entsetzens läuft mir über den Rücken, als ich wieder daran denke, was geschehen ist. Nicht nachdenken, bloß nicht nachdenken…

Ich fange an zu schluchzen. „Dann nimm mich mit, David. Ich habe doch niemanden mehr außer dir.“ Verzweifelt schlinge ich meine Arme um seine Taille und presse meine Wange gegen seine Brust.

Ich spüre, wie sich sein Brustkorb schwer atmend hebt und senkt und drücke mich noch fester an ihn, um ihm zu zeigen, dass ich zu ihm gehöre, dass ich ein Teil von ihm bin, und dass er mich nicht einfach so alleine lassen kann.

Seufzend streicht David mit der Hand über meinen Rücken. „Du weißt, dass ich dich nicht mitnehmen kann, aber ich werde wiederkommen.“ Er hebt meinen Kopf und breitet seine Hände um mein Gesicht. „Mein Engel“, murmelt er dann mit einem schmerzhaften Tonfall, der mich erschauern lässt. „Mein süßer Engel.“ Dabei betrachtet er mich so eindringlich, als wolle er sich meine Züge ein letztes Mal genau einprägen.

Eine verzweifelte Angst überkommt mich, als ich realisiere, dass ich David für immer verlieren werde. Er kann mich doch nicht alleine lassen in dieser Hölle…

„Wir werden uns wiedersehen, das verspreche ich dir“, sagt er leise.

Er versucht sich von mir zu lösen, doch ich klammere mich verzweifelt an ihn. „Bitte, geh nicht. Ich brauche dich doch.“

David stößt einen schweren Seufzer aus. „Es tut mir leid, mein Engel. Es tut mir so leid.“ Er nimmt meine Handgelenke und macht sich von mir los. „Wir werden uns wiedersehen“, sagt er noch einmal und lässt seine Fingerspitzen über meine Wange gleiten. Ich meine Tränen in seinen Augen glitzern zu sehen, bevor er sich umdreht und geht.

Wie gelähmt blicke ich dem Mann hinterher, den ich mehr als alles andere auf der Welt liebe, wie er zwischen den Bäumen im Dunkel des Waldes verschwindet. Er war das einzige, was mich all die Jahre am Leben erhalten hat. Und der brennende Schmerz in meiner Brust ist schlimmer, als jeder andere Schmerz, den ich die letzten Jahre ertragen musste.

Es fängt an zu regnen und grelle Blitze zucken über den Himmel, doch ich stehe einfach nur da und starre in die Dunkelheit des Waldes. Ich höre das Krachen der Donnerschläge und merke, wie mich der Regen völlig durchnässt, doch der Schmerz David verloren zu haben, hat mich vollkommen gefühllos gemacht.

Ich weiß nicht, wie lange ich so apathisch am Waldrand stehe und das Unwetter über mich ergehen lasse, als ich plötzlich loslaufe.

Kopflos renne ich in die Finsternis, in der David verschwunden ist.

„David!“ rufe ich schluchzend, während ich im Nachthemd und mit nackten Füßen durch das dichte grüne Dickicht stolpere und mich an den Dornen der Sträucher verletze. „David! David…“

„July!“ höre ich Davids Stimme aus weiter Ferne. „July!“ Er klingt aufgeregt. „Wach auf, July!“

Langsam komme ich aus meinem Albtraum zu Bewusstsein, während ich immer noch erstickt „David, David“ schluchze.

Doch wir liegen zusammen in seinem Bett und er hält mich fest in seinen Armen.

Erstes Kapitel

Schweigend sitzen David und ich am nächsten Morgen am Frühstückstisch in seiner Küche. Nach meinem Albtraum heute Nacht, bin ich immer noch völlig durch den Wind. Ich weiß, dass damals in Texas etwas Schreckliches geschehen ist, aber ich kann mich einfach nicht erinnern, was es war. Zwar hat David mir einiges über meine Vergangenheit erzählt, aber da sind immer noch so viele offene Fragen. Warum mussten David und ich uns damals trennen? Was ist geschehen, dass er aus Oakhurst weggehen musste? Warum hat meine Mom all die Jahre versucht ihn von mir fernzuhalten?

Ich habe keine Ahnung.

Es ist ein schreckliches Gefühl, eine Fremde in seiner eigenen Vergangenheit zu sein.

Nachdenklich tunke ich mein Croissant in ein Glas Schokocreme und beiße dann ein Stück ab. Während ich kaue, beobachte ich David, der mir mit einer Tasse Kaffee in der Hand gegenübersitzt und im Harvard Review liest. Er trägt seine Brille zum Lesen, so eine Nerd-Brille mit dunklem Rahmen, die bei ihm allerdings supersexy aussieht. David sieht einfach immer fantastisch aus, selbst wenn er bloß kaffeetrinkend eine Zeitschrift liest und sich dabei ab und zu gedankenverloren mit der Hand durch die dunklen Haare fährt.

Ich kann es immer noch kaum glauben, dass dieser unwiderstehliche Mann mein Freund ist. Und obwohl wir schon ein paar Monate zusammen sind, und uns kennen seit wir Kinder sind, macht er mich immer noch nervös.

Er hebt den Kopf und sieht mich mit seinen wundervollen blauen Augen an. „Geht es dir besser?“ fragt er mich.

Ich nicke, und er streicht mir mit dem Handrücken über die Wange. „Willst du über deinen Albtraum reden?“

Ich lege mein angebissenes Croissant auf meinen Teller und blicke an David vorbei nach draußen, in den verwilderten Garten.

„Was ist damals passiert, David?“ frage ich ihn irgendwann ernst.

David seufzt, bevor er seine Brille abnimmt und sich die Augen reibt.

Ich weiß, dass er nicht gerne darüber spricht, aber er ist der einzige, der mir etwas über meine Vergangenheit sagen kann.

„Ich habe dir schon erzählt, dass deine Eltern etwas gegen unsere Beziehung hatten und alles getan haben, um mich von dir fernzuhalten“, erklärt er mir ausweichend.

„Aber warum?“ will ich ungeduldig wissen.

Er zögert und trinkt einen Schluck Kaffee. „Dein Dad und ich hatten einige Differenzen, die auch zu Handgreiflichkeiten geführt haben. Irgendwann ist die Sache dann eskaliert und er hat mir den Kontakt zu dir verboten.“ David schweigt und ich sehe ihn betroffen an.

„Du hast dich mit meinem Dad geprügelt? Aus welchem Grund?“ frage ich ihn fassungslos.

David stellt seine Tasse auf den Tisch und reibt sich nervös den Nacken. „Er hat dich nicht gut behandelt, July“, sagt er dann unbehaglich. „Es tut mir leid, dass ich das sagen muss, aber Thomas war ein versoffener Cop, der sich nicht unter Kontrolle hatte. Und als ich erfahren habe, dass er dich schlägt, bin ich einfach ausgerastet.“ Er zuckt entschuldigend mit den Schultern, so als wäre es das Normalste der Welt, dass man sich mit dem Vater seiner Freundin prügelt.

Schwer atmend stütze ich den Ellbogen auf dem Tisch ab und lasse meinen Kopf in meine Hand sinken.

Ich weiß, dass mein Dad mich geschlagen hat. Doch nachdem er sich das Leben genommen hat, ist er einfach aus meiner Erinnerung verschwunden – so wie viele andere Dinge auch. Nur David habe ich nie vergessen. Und auch, wenn ich ihn nicht gleich erkannt habe, als wir uns nach all den Jahren an der Stanford University wiedergesehen haben, hat er mich während unserer Trennung täglich begleitet: Mit seinen tröstenden Worten, die ich nie vergessen habe, unserer gemeinsamen Leidenschaft für Shakespeare und alte Bücher, und meinem Wunsch in Harvard studieren zu wollen wie er. Aber auch meine Verlustängste und meine Angst vor Gewittern haben etwas mit David zu tun. Und meine Albträume, in denen ich ihn suche und verzweifelt seinen Namen rufe, während ich alleine durch den Wald irre. David ist die Ursache meiner Angst, aber gleichzeitig auch mein Heilmittel. Ich habe Angst ihn wieder zu verlieren, Angst mich seinetwegen an meine Vergangenheit zu erinnern, Angst an dieser schicksalhaften Liebe zu Grunde zu gehen. Und trotzdem brauche ich ihn wie die Luft zum Atmen.

Ich sehe ihn an, während er wieder in seiner Zeitschrift liest. Er hat sich tatsächlich mit meinem Dad angelegt? Mich erschüttert dieser Gedanke, weil ich als kleines Mädchen immer dachte, dass mein Dad unverwundbar ist und es niemanden auf der Welt gibt, der den Mut hat ihn herauszufordern. Nicht, dass ich meinen Dad für einen Superhelden gehalten hätte. Ganz im Gegenteil, in meiner nebeligen Erinnerung ist er ein unberechenbarer, gewalttätiger Mann, vor dem jeder Angst hatte. Selbst meine Mom.

„Hat mein Dad dich angezeigt, nachdem du dich mit ihm geschlagen hast?“ will ich plötzlich wissen.

David hebt den Kopf und trinkt kurz seinen Kaffee aus. „Nein“, antwortet er dann und stellt seine leere Tasse auf den Tisch. „Er hat mir bloß gedroht, dass er mich umbringen wird, wenn er mich noch einmal mit dir zusammen sieht.“ Er zuckt mit den Schultern. „Aber wie du siehst, hat er seine Drohung nicht wahr gemacht.“

Ich finde seinen schwarzen Humor gar nicht komisch. Unwillkürlich muss ich an meinen Traum denken. Du weißt, wie gefährlich es ist, wenn ich hierbleibe. Möchtest du, dass sie uns für immer trennen?

Hat David Oakhurst am Ende verlassen, weil mein Dad ihn bedroht hat?

Seufzend nehme ich meine Tasse Earl Grey und trinke einen Schluck. Warum kann ich mich an einzelne Szenen meiner Vergangenheit so detailliert erinnern, während andere Ereignisse weiterhin im Nebel bleiben, selbst wenn David mir davon erzählt?

Ich weiß es nicht.

David steht auf, kommt zu mir und drückt mir liebevoll einen Kuss auf die Stirn. „Denk nicht so viel über das alles nach, mein Engel, okay?“

Ich nicke und versuche zu lächeln.

Auf jeden Fall kann ich jetzt zu meinem früheren Leben ein weiteres Puzzleteil hinzufügen, denn dass mein Dad und David sich so gehasst haben, wusste ich nicht.

Zweites Kapitel

„Hey Bücherwurm“, begrüßt Stuart mich und lässt sich neben mir in einen der gemütlichen Ledersessel der Stanford Library plumpsen. „Hast du Lust mit mir Laufen zu gehen?“

Ich nehme den Bleistift aus meinem Mund und blicke von meinem Collegeblock auf. „Ich muss lernen, Stuart.“

Stuart verzieht das Gesicht, so als wäre Lernen eine ansteckende Krankheit oder so etwas. „Aber es ist so schönes Wetter draußen“, versucht er es weiter.

Jetzt verziehe ich das Gesicht. „Und genau aus diesem Grund bin ich hier drinnen.“ Ich hasse „schönes“ Wetter. Für mich ist das Wetter erst schön, wenn es kalt und stürmisch ist.

Stuart muss lachen. „Du bist ganz schön untypisch für eine Texanerin, weißt du das“, gibt er dann belustigt zurück.

Ich sehe ihn erstaunt an. „Woher weißt du, dass ich aus Texas bin?“ frage ich ihn verblüfft, weil ich mir sicher bin, dass ich es bisher noch niemandem an der Stanford erzählt habe.

„Hey, das war nur eine Vermutung, weil du diesen leichten Akzent hast. Aber das muss dir nicht peinlich sein, schließlich ist unser Professor Perfect auch Texaner.“ – „Professor Perfect?“ – „Professor Kennedy“, klärt er mich auf.

Nervös spiele ich an einem losen Faden meines dunkelroten Stanford-Pullunders herum. „Kennedy ist Texaner?“ frage ich dabei scheinheilig.

Stuart nickt. „Stefanie hat es mir erzählt“, sagt er dann. „Und sie muss es ja wissen, schließlich haben die beiden ja ein sehr enges Verhältnis.“ Er setzt das Wort „Verhältnis“ mit seinen Finger in Anführungszeichen und grinst.

Ich finde seine Bemerkung nicht sehr lustig. Denn obwohl ich weiß, dass es nicht stimmt, verletzt es mich. Alleine der Gedanke, dass dieses blonde Flittchen etwas mit David haben könnte, versetzt mir schon einen schmerzhaften Stich ins Herz.

„Aber sei nicht traurig, Süße, du hast ja noch mich“, tröstet Stuart mich ironisch und steht aus seinem Sessel auf. Er drückt mir einen feuchten Schmatzer auf die Wange und verabschiedet sich von mir.

Ich schließe mein Ringbuch und blicke ins Leere.

Mir gefällt dieses ganze Gerede nicht, weil es alles nur noch schwerer macht. Natürlich wusste ich von Anfang an, dass meine heimliche Beziehung mit David nicht leicht werden würde, schließlich ist er mein Professor. Aber was hätten wir machen sollen? Es kann noch Jahre dauern, bis ich promoviert habe, und so lange hätte ich unmöglich warten können ohne an meiner Sehnsucht zu David zu Grunde zu gehen. Trotzdem ist es ein schreckliches Gefühl zu wissen, dass wir mit unserer Liebe unsere ganze Zukunft aufs Spiel setzen. Denn, wenn es rauskommt, dass David und ich ein Verhältnis haben, werden wir beide von der Stanford suspendiert und können unsere akademische Karriere begraben.

Mit einem schweren Seufzer lasse ich mich zurück in den Sessel sinken. Das ist alles so unfair. Da habe ich endlich den Mann wiedergefunden, den ich schon mein ganzes Leben lang liebe und jetzt dürfen wir immer noch nicht zusammen sein.

Als ich am späten Nachmittag in mein Appartement komme, schnappe ich mir als erstes meinen Laptop und setze mich damit auf das Sofa in dem kleinen Erker.

Schon seit ein paar Tagen warte ich auf eine Mail von meiner besten Freundin June, die gerade ein Studiensemester in Florenz verbringt. Ich vermisse sie wirklich wahnsinnig, und obwohl ich ihr die Erfahrung gönne, bin ich froh, wenn sie wieder in Kalifornien ist.

Ungeduldig öffne ich das Mail-Programm. Und während ich meine E-Mails checke, stelle ich fest, dass tatsächlich auch eine Nachricht von June dabei ist.

Während ich die Zeilen lese, die sie mir geschrieben hat, kaue ich nervös an meinen kurzen Fingernägeln herum:

Liebe July,

Ich hoffe bei dir ist alles okay und du bist immer noch glücklich mit unserem heißen Professor.

Bei mir läuft im Moment alles absolut perfekt. Ich habe dir doch von Luca, meinem sexy Italiener erzählt. Und jetzt halt dich fest: Wir haben uns verlobt!!!

Luca hat mir einen richtigen Antrag gemacht mit roten Rosen, Champagner und einem Wahnsinns-Klunker. Oh July, du glaubst gar nicht, wie happy ich gerade bin.

Allerdings hat die ganze Sache auch einen Haken. Wenn Luca und ich tatsächlich heiraten, werde ich meinen Abschluss wohl in Florenz machen. Ich hoffe aber, dass du mich spätestens zu meiner Hochzeit besuchen kommst. Es würde dir hier sicher gefallen, auch wenn hier ständig die Sonne scheint und es ziemlich warm ist. Aber die Landschaft und die Stadt sind einfach nur atemberaubend romantisch. Vielleicht kannst du deinen sexy Professor ja überreden mitzukommen. Ich würde mich so freuen, dich zu sehen.

Ich hoffe wirklich, dass du gerade genauso glücklich bist wie ich.

Baci,

Juni.

Mit einem leisen Seufzer schließe ich das E-Mail-Programm. Natürlich bin ich enttäuscht, dass June nicht mehr zurück an die Stanford kommt, aber irgendwie kann ich sie auch verstehen.

Ich freue mich, dass sie so glücklich ist. Und obwohl ich sie ein bisschen darum beneide, dass sie in Europa ist, möchte ich gerade an keinem anderen Ort sein als hier.

Sehnsüchtig blicke aus dem Fenster auf die Francisco Bay, die gerade in das warme Licht der Abendsonne getaucht wird. Ja, ich habe mich richtig in Kalifornien verliebt – in jeder Hinsicht.

Ich muss lächeln, als ich wieder daran denke, wie ich David hier das erste Mal begegnet bin, ohne zu ahnen, dass wir uns bereits seit unserer Kindheit kennen.

Es klingt komisch, aber wenn ich daran zurückdenke, wie er damals in den Hörsaal kam und mein ganzer Körper auf einmal verrückt gespielt hat, glaube ich, dass das ein Zeichen war. Ein Zeichen, dass mein Herz ihn erkannt hat. Denn er hat mich von Anfang an, an etwas erinnert, das ich vor Jahren einmal gekannt und für immer verloren habe.

Und sich ohne es zu wissen ein zweites Mal in denselben Mann zu verlieben, muss einfach Schicksal sein.

Ich weiß selbst, dass die ganze Geschichte total verrückt klingt, aber es ist mein persönliches Märchen. Allerdings bin ich mir nicht sicher, ob es ein Happy End geben wird.

Ich versuche diesen trüben Gedanken zu vertreiben, indem ich mich wieder meinen Computer widme und nach „Florenz“ google.

Fasziniert betrachte ich die stimmungsvollen Bilder der toskanischen Hauptstadt, den Duomo, mit seiner rötlichbraunen Kuppel und dem Campanile aus farbigem Marmor, die romantische Ponte Vecchio und die anderen Brücken, die über den Arno führen, die alten Ziegeldächer, und im Hintergrund die Berge im Dunst der untergehenden Sonne.

Ich seufze, während ich mir vorstelle, wie wunderschön es wäre mit David händchenhaltend durch die Straßen und Gassen dieser romantischen alten Stadt zu bummeln. Wir könnten in einem verträumten Ristorante eine Pizza essen und knutschend über die Piazza della Signoria gehen, ohne uns Gedanken darüber machen zu müssen, dass uns jemand erwischt und uns beim Dekan anschwärzt.

Drittes Kapitel

Gähnend stehe ich am nächsten Morgen an meinem Postfach im Departement und sortiere meine Post.

Der übliche Kram, denke ich gelangweilt, als mir plötzlich ein weißer Umschlag auffällt, in dem sich ein harter Gegenstand befindet. Der Umschlag ist nicht beschriftet. Was kann das sein? Neugierig öffne ich ihn und hole einen Schlüssel mit einer roten Schleife heraus.

Es dauert eine Weile, bis ich realisiere, was ich gerade in meinen Händen halte: Davids Hausschlüssel! Ich bin baff. Erst vor ein paar Wochen hat er mir erzählt, wie wichtig ihm seine Privatsphäre ist, und dass er noch nie mit einer Frau zusammengelebt oder ihr seinen Schlüssel gegeben hat. Und jetzt legt er mir dieses kostbare Stück seiner Freiheit einfach kommentarlos in mein Uni-Postfach? David überrascht mich immer wieder.

Selig befestige ich den unbezahlbaren Liebesbeweis an meinem Schlüsselanhänger, bevor ich den Rest der Post achtlos in meine Collegetasche stopfe und gut gelaunt zu meiner Vorlesung gehe.

Als ich am Abend zu David komme, benutze ich meinen neuen Schlüssel, um die weiße Tür seines Südstaaten-Hauses zu öffnen.

Und ich muss sagen, dass es sich echt großartig anfühlt. Besonders als ich eintrete und David mich nur mit einem Handtuch um die Hüften begrüßt. Was für ein Empfang!

„Du bist schon da?“ fragt er mich, während ich mich an dem beeindruckenden Anblick seines muskulösen, halbnackten Körpers weide. Er hat früher Football gespielt, und im Gegensatz zu mir ist er auch heute noch sehr sportlich.

„Ich konnte es nicht mehr aushalten ohne dich“, gebe ich zu.

Er kommt zu mir und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. „Ging mir auch so.“ – „Ich hoffe, es war okay, dass ich den Schlüssel benutzt habe“, sage ich dann unsicher und lasse meine Hand über das Lost Angel-Tattoo auf seiner Brust gleiten.

Er schenkt mir ein sexy Lächeln. „Klar, dafür ist er ja da“, erwidert er und löst sich von mir. „Ich muss mir nur schnell etwas anziehen, okay?“

„Schade“, murmele ich, bevor ich meinem wunderschönen Adonis die Treppen hinauf in sein Schlafzimmer folge.

Ich bleibe an der Tür seines geräumigen Ankleidezimmers stehen und beobachte, wie er ein paar Sachen aus den Schränken holt.

„Hattest du einen schönen Tag?“ fragt er mich dabei. Er steht mit dem Rücken zu mir und lässt sein Handtuch fallen. Mit großen Augen betrachte ich seine großartige nackte Rückseite.

„Hmmmm“, beantworte ich seine Frage geistesabwesend, ohne meinen Blick von seinen breiten Schultern und seinem durchtrainierten Po lösen zu können. Instinktiv frage ich mich, was Gott sich wohl dabei gedacht hat, als er diesen umwerfend verführerischen Mann schuf. Wahrscheinlich war Davids Schöpfer eine Frau, schlussfolgere ich schließlich leicht amüsiert, während ich versuche meinen Atem und die Schmetterlinge in meinem Bauch unter Kontrolle zu bringen. Gott, dieser Mann macht mich immer noch völlig verrückt.

„Hat deine Mom sich eigentlich noch mal bei dir gemeldet?“ erkundigt er sich und verpasst meiner leidenschaftlichen Bewunderung mit einem Schlag einen Dämpfer.

„Ich habe sie immer weggedrückt“, erwidere ich unbehaglich und spiele an den Fransen meiner zerschlissenen Jeans herum. „Ich habe irgendwie ein schlechtes Gewissen deswegen.“

David zieht sich seine Jeans und das weinrote T-Shirt der Harvard University an. Das Shirt, das ich in der ersten Nacht bei ihm als Nachthemd getragen habe, spannt sich eng um seinen Oberkörper und sieht bei ihm natürlich supersexy aus.

„Du hast ein schlechtes Gewissen, weil du dich nicht von ihr tyrannisieren lassen willst?“ bemerkt er sarkastisch, während er zu mir kommt und das Licht im Ankleidezimmer ausknipst.

„Sie ist halt meine Mom“, erwidere ich, wobei ich auf der Innenseite meiner Wange herumkaue und nach Argumenten suche, um meine Mutter in Schutz zu nehmen. „Sie hat mir mein Studium ermöglicht“, füge ich schließlich achselzuckend hinzu.

David nimmt mein Gesicht in beide Hände und hebt es, so dass ich in seine ernsten blauen Augen sehen muss. „Du alleine hast er dir ermöglicht an die Stanford zu gehen, Juliette. Deine Intelligenz, dein Fleiß, dein Ehrgeiz, und dass du niemals aufgegeben hast.“

Ich schenke ihm ein dankbares Lächeln.

„Du hast mich Juliette genannt“, bemerke ich dann, „wie in der Nacht, als du so betrunken warst und ich dich aus San Francisco heimfahren musste.“ Ich weiß zwar, dass Juliette mein richtiger Name ist, aber es fühlt sich komisch an, wenn David mich so nennt.

David grinst. „Ich war nicht so betrunken, wie du denkst.“

Ich hebe meine Augenbrauen. „Echt nicht?“

Er schüttelt den Kopf und breitet dann seine Arme um mich. „Aber es war interessant zu erfahren, was du mit mir anstellst, wenn du denkst, dass ich es nicht merke und vollkommen wehrlos bin.“

Ich spüre, wie ich in seinen Armen auf einmal ganz klein werde. Er hat tatsächlich noch mitbekommen, wie ich seine Situation ausgenutzt habe? Wie peinlich. Alleine der Gedanke, wie ich ihn damals in seinem Alkoholdelirium fast geküsst hätte, treibt mir sofort wieder die Röte ins Gesicht.

„Es hat unglaublich gut getan, dich in dieser Nacht einfach nur in meinen Armen halten zu dürfen, ohne etwas sagen oder mich später dafür rechtfertigen zu müssen“, bemerkt er schließlich und streichelt sanft meinen Rücken. „Ich habe dich wirklich wahnsinnig vermisst, mein Engel. Und es tat fast weh dich zwar sehen, aber nicht berühren oder küssen zu dürfen.“ Er macht eine Pause. „Aber ich habe dich immer geliebt, July, selbst als du mich nicht erkannt hast“, fügt er dann eindringlich hinzu.

Seufzend vergrabe ich meinen Kopf an seiner Brust und inhaliere seinen herrlich maskulinen Duft. Ja, auch ich habe ihn immer geliebt, auch wenn mein Verstand mir am Anfang einen Streich gespielt hat. Aber er war der Mann, auf den ich immer gewartet habe, seit er mich damals verlassen hat. Ich habe manchmal das Gefühl, als hätte ich bevor ich David wiedergetroffen habe in einer Blase gelebt. In einer Blase der Einsamkeit und der Angst, in der ich alle Gefühle in mir verdrängt und sie durch Lernen und Ehrgeiz kompensiert habe. Ja, es ist als wäre ich mit David erst lebendig worden.

„June will heiraten“, verkünde ich die frohe Botschaft, als wir später gemeinsam in einem großen Polstersessel vor dem Kamin sitzen und Wein trinken. „Sie hat in Florenz jemanden kennengelernt und sich mit ihm verlobt.“

David zieht erstaunt die Augenbrauen hoch. „Wie lange kennen sie sich denn?“ – „Erst ein paar Monate, aber June ist total happy.“ Ich nippe an meinem Glas Rotwein. „Sie hat uns zu ihrer Hochzeit eingeladen“, sage ich dann. „Wäre das nicht großartig sie in Florenz zu besuchen?“

David blickt abwesend in das flackernde Kaminfeuer, während er den Wein in seinem Glas schwenkt. „Florenz ist eine wundervolle Stadt und mit Sicherheit einer der romantischsten Orte der Welt. Ich würde wirklich gerne mit dir dort hinfliegen“, sagt er dann und schenkt mir ein Lächeln.

Ich weiche seinem Blick aus, als ich realisiere, dass ich mir so eine kostspielige Reise eigentlich gar nicht leisten kann.

„Ich fürchte nur, dass wir damit warten müssen, bis ich einen Job habe“, bemerke ich vorsichtig und schäme mich bei dem Gedanken, dass ich arm wie eine Kirchenmaus bin.

David streichelt zärtlich meine Wange. „Wenn deine Freundin uns zu ihrer Hochzeit einlädt, können wir aber nicht warten, bis du einen Job hast“, sagt er dabei lächelnd. „Aber vielleicht kann ich mit einer gemeinsamen Reise nach Florenz ja wiedergutmachen, dass ich dir die letzten Jahre nichts zum Geburtstag geschenkt habe“, deutet er dann an.

Ich bin sprachlos. Überglücklich falle ich ihm um den Hals und hätte dabei fast unseren Wein verschüttet. „Du bist echt der Beste“, presse ich heraus.

„Hast du das bezweifelt?“ Lachend nimmt David mir mein Glas ab und stellt es zusammen mit seinem auf den Boden. „Ich würde alles für dich tun, nur um dieses Strahlen auf deinem bildhübschen Gesicht zu sehen“, sagt er dann, und bevor ich etwas erwidern kann, nimmt er meinen Mund mit seinen vollen Lippen leidenschaftlich in Besitz.

Ich liebe es ihn zu schmecken, und zu spüren dass er mich auch will. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals und klettere auf seinen Schoß, während ich seinen Kuss erwidere. Seine starken warmen Hände streicheln meinen Rücken und pressen mich näher an ihn, so dass meine weichen Formen mit den harten Muskeln seiner Brust verschmelzen. David fühlt sich so verdammt gut an. Und er gehört mir, mir allein, denke ich überwältigt, während ich mich noch fester an ihn presse.

„Ich liebe dich, mein süßer Engel“, haucht er mit seinen Lippen auf meinen Lippen, bevor er mich erneut impulsiv küsst.

Ich lasse mich fallen und genieße das berauschende Gefühl, das sein Kuss und seine Berührungen in mir auslösen.

David breitet seine Hände um meinen Po und steht gemeinsam mit mir auf.

Während wir uns immer noch stürmisch küssen, stößt er mit dem Fuß die Tür auf und trägt mich durch den Flur, die Treppen hinauf ins Schlafzimmer.

Er setzt mich behutsam auf seinem Bett ab, das ganz frisch mit duftender weicher Bettwäsche bezogen ist.

„Habe ich dich überrumpelt?“ fragt er und sieht mit einem sinnlichen Blick auf mich hinab.

Statt einer Antwort packe ich ihn an seinem weinroten Harvard-Shirt und ziehe ihn zu mir aufs Bett.

Ich bin immer stolz auf mich, wenn ich mich traue David zu zeigen, wie sehr ich ihn will, denn ich bin nicht gerade der männerverschlingende Vamp, sondern eher zurückhaltend im Bett – leider. Und obwohl ich David so sexy finde, dass ich ständig wild über ihn herfallen könnte, traue ich mich meistens nicht. Ja, ich fürchte fast, ich habe so viel Sexappeal wie ein Kaninchen, während Davids Sexappeal dem eines griechischen Liebesgotts gleicht.

Leidenschaftlich schiebt er mein T-Shirt hoch und lässt zuerst seine Hände, dann seine wundervollen Lippen über meinen Oberkörper wandern. „Du schmeckst himmlisch“, seufzt er dabei genießerisch.

Hastig greife ich nach dem Bund seines Shirts, um es ihm auszuziehen. Zum Glück macht seine Sexyness meine Ungeschicklichkeit wieder wett, denn ich stelle mich jedes Mal saudämlich an, wenn ich ihn ausziehen will.

Mit einer verführerischen Pose zieht er sein Shirt über den Kopf und befreit sich anschließend spielerisch von seiner Jeans, bevor er mir meine Klamotten vom Leib reißt.

Während Davids beeindruckender nackter Körper mich fast unter sich verschwinden lässt, spüre ich seine Männlichkeit, die sich hart gegen meine Scham drängt und ein verlangendes Feuer in meinem Unterleib entfacht.

Er rutscht ein Stück herunter und schenkt mir ein verführerisches Lächeln, bevor er seine Hände unter meinen Po schiebt und seinen Kopf zwischen meine Beine sinken lässt.

„Ahh!“ stöhne ich überrascht auf, als seine Lippen mich dort unten küssen. Und während seine Zunge in meine intimsten Regionen vordringt, schwinden mir die Sinne.

Alleine seine Berührungen lösen jedes Mal schon einen prickelnden Schauer auf meiner Haut aus, aber das, was er jetzt gerade tut, gleicht einem Tsunami, der sich durch meinen ganzen Körper ausbreitet und mich stürmisch davon reißt.

Leise stöhnend windet sich mein Körper, über den ich völlig die Kontrolle verloren habe, unter seinen geschickten Lippen.

„Ahhh!“ entfährt es mir tief aus meinem Inneren, und in der nächsten Sekunde, werde ich von einem wirbelsturmartigen Höhepunkt durchgeschüttelt.

„War es schön für dich?“ fragt David mich, nachdem er wieder zu mir hochgerutscht ist. Seine verführerischen Lippen glänzen noch von mir.

„Ja“, hauche ich leise. Ich blicke in seine erregten blauen Augen und plötzlich schäme ich mich.

„Was ist los?“ will er wissen, als er bemerkt, dass ich seinem Blick ausweiche. „Stimmt etwas nicht?“

Ich blinzele ihn verlegen an. „Ich… ähm …“ stottere ich unsicher. Ich nehme all meinen Mut zusammen. „Ist es schlimm, dass ich bisher… dass ich mich … äh … dass ich mich noch nie bei dir revanchiert habe … da unten meine ich.“ Ich spüre, dass ich während meiner brillanten Rede tiefrot geworden bin. Oh Mann, ist das peinlich.

David lächelt mich zärtlich an. „Mir macht es Spaß dich ‚da unten‘ zu verwöhnen.“ Er streicht mir ein paar wilde Haarsträhnen aus dem Gesicht. „Ich erwarte nicht, dass du dich dafür revanchierst. Wenn du eines Tages Lust dazu verspürst, ist es schön, wenn nicht, wird es mich nicht umbringen, okay?“

Ich nicke und versuche dem Blick seiner meerblauen Augen standzuhalten. Ich habe immer noch ein schlechtes Gewissen und schäme mich, weil ich mich nicht traue ihn mit dem Mund zu befriedigen. Dabei würde ich es wirklich gerne tun, aber ich habe einfach Angst etwas falsch zu machen und ihm wehzutun. Vielleicht ist er ja auch ganz froh darüber, dass ich es nicht versuche, weil er weiß, wie dämlich ich mich anstelle.

„Hey.“ Er lässt seinen Daumen sanft über meine Wange gleiten und drückt mir einen Kuss auf die Lippen. „Ich liebe es dich zu küssen, dich zu berühren, dich zu verwöhnen und mit dir zu schlafen. Du bist wundervoll im Bett, und es ist großartig zu sehen, wie leidenschaftlich du bist.“

Ich kaue auf meiner Lippe. „Aber, ich bin nicht sehr…“ Ich suche nach dem richtigen Wort. „…aktiv.“

David streicht mit dem Daumen über meine Unterlippe, in die ich wieder meine Zähne gegraben habe.

„Ich bin der aktive Part“, sagt er dann. „Ich finde es süß, dass du so zurückhaltend bist. Ich brauche keine Frau, die die Führung übernimmt, weder im Bett, noch in irgendeinem anderen Bereich meines Lebens, okay?“ Er schenkt mir ein souveränes Lächeln.

„Okay“, erwidere ich und muss ebenfalls lächeln. Professor Kennedy scheint mir ein ziemlich dominantes Alphatier zu sein, denke ich ein bisschen amüsiert. Allerdings passt er damit sehr gut zu mir, denn ich bin alles andere als selbstbewusst. Ja, ich bewundere ihn für seine Selbstsicherheit und für das, was er erreicht hat. Und ich will ihn mehr als alles andere auf der Welt.