Familienmord - Ralf Reiter - E-Book

Familienmord E-Book

Ralf Reiter

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Beschreibung

Wie verzweifelt muss ein Familienvater sein, um seine Familie umzubringen? Der Roman erzählt von einem Ehemann und Vater, der sich immer weiter in Lügen verstrickt, bis er keinen Ausweg mehr findet. Er zieht sich in eine Welt zurück, die ihm seine Handlungen ertragen lassen. In dieser Welt ist kein Platz für Mord. Deshalb hat er bis zu seinem Tod, den Mord an seiner Familie nie zugegeben.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2022

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Impressum

 

© 2022 Ralf Reiter Umschlaggestaltung, Illustration: Ralf Reiter Fotos: Ralf Reiter Lektorat, Korrektorat: Gabriele Katala Herausgeber: Ralf Reiter Schillerstrasse 12, 71364 Winnenden [email protected] www.glenswelt.com Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

1

 

Der Hund bellte wie verrückt und konnte sich kaum noch beruhigen. Tom Harvey wurde unruhig und ärgert sich. Das macht er doch sonst nicht. „Dusty! Komm her, was ist den los mit dir?“ Der Hund, ein Langhaarschäferhund mit prächtigem Fell, wachen Augen und einer beeindruckenden Größe, kommt auf Tom zu gerannt, bleibt fünf Meter vor ihm stehen, bellt ihn an und rennt wieder zum Ufer des Rogue Rivers. „Der Hund ist völlig durchgedreht, so ein blödes Vieh.“ Der Rogue River mündet bei Wedderburn, im US Bundesstaat Oregon in den Pazifik. Am 19. Dezember, kurz vor Weihnachten, ist es kalt und die tiefliegenden Wolken werden von einer steifen Brise, von See kommend, vor sich her getrieben. Ein Wetter bei dem nicht viele unterwegs sind, schon gar nicht, wenn sie nicht müssen. Tom liebt dieses Wetter, kann er doch den Hund ohne Probleme frei laufen lassen. Nicht, dass er ihm nicht aufs Wort hören würde, aber es ist einfach entspannter, wenn er ihn nicht immer wieder zu sich herrufen muss. Tom konnte so einfach besser über Dinge nachdenken die ihn beschäftigen, und über die er im Alltagsleben, keine Zeit hatte nachzudenken. Aber heute machte Dusty Ärger. Er erreicht Doly Rock und sieht Dusty auf einem Felsen stehen und hinaus aufs Wasser bellen. Der Richtung folgend, sieht er einen kleinen Körper im Wasser treiben. Geschockt tippt er, mit zitternden Fingern, die Nummer des Notrufs. Als er auflegte ist er kreidebleich und ihm ist kotzübel.

*

Die Küstenwache trifft zuerst ein und zieht den leblosen kleinen Körper auf einen Felsen ans Ufer. Tom bekommt die ganze Sache nur schemenhaft mit. Wie durch einen dichten Nebel hört er die Stimme, die ihn jetzt schon ein paarmal angesprochen hat, rufen: „Sir! Sir, ist das ihr Hund. Würden sie ihn bitte an die Leine nehmen, sonst können wir hier nicht arbeiten.“ „Oh Gott, Dusty komm hier!“ Dusty gehorcht aufs Wort und Tom setzte sich auf einen Stein, weil ihm so langsam die Knie weich wurden. Wenig später trifft Inspector Tamara Millstone am Fundort ein. Sie hatte Dienst, als sie der Anruf aus der Notrufzentrale erreichte. Eine Kinderleiche wurde von einem Passanten, bei Doly Rock, am Ufer des Rogue Rivers, gefunden. Ein mulmiges Gefühl machte sich in ihr breit. Sie hat sich noch nie an den Anblick von Leichen gewöhnen können und bei einer Kinderleiche war das noch einmal etwas anderes. Tamara ist eine erfahren Ermittlerin und schon über 15 Jahre im Dienst. Die Leiche war ein kleiner Junge, maximal fünf Jahre. Sie beugte sich zu ihm herab, konnte aber keine äußerliche Gewalt feststellen. Der Bub ist nur mit einer Unterhose bekleidet, hat einen gepflegten Haarschnitt und geschnittene Fingernägel. Die leichte Rötung am Fußgelenk fiel ihr zunächst nicht auf. Jeff, der Gerichtmediziner, war inzwischen eingetroffen und untersuchte die Leiche genauer, aber auch er konnte keine Gewalteinwirkung feststellen. „Wahrscheinlich ertrunken. Vermutlich weggelaufen und ins Wasser gefallen. Gibt es denn keine Vermisstenanzeige?“ „Wir werden das überprüfen“ sagte Tamara. Sie geht zu Tom hinüber, der immer noch wie ein Häufchen Elend auf dem Felsen sitzt. „Mein Name ist Tamara Millstone, ich bin hier die leitende Ermittlerin“, stellte sie sich vor. „Sie haben die Leiche gefunden. Darf ich sie nach ihrem Namen fragen?“ „Mein Name ist Tom Harvey und ich wohne in Wedderburn. Ich gehe hier immer mit meinem Hund spazieren.“ „Ist ihnen, außer der Leiche, noch etwas anderes aufgefallen? Personen, die sich auffällig benommen haben oder sonst etwas?“ „Nein, bei dem Wetter trifft man hier kaum jemanden.“ Sie musterte ihn eingehend und stellte fest, dass er ganz schön mitgenommen aussah. Nach einer Weile fragte sie ihn, „brauchen sie ärztliche Hilfe, oder ein Glas Wasser“, obwohl sie gar nicht wusste, wo sie das Wasser herbekommen sollte, doch Tom meinte nur „Nein Danke“. „Dann warten sie noch einen Moment hier, bis einer meiner Kollegen, ihre Daten aufgenommen hat. Anschließend können sie nach Hause gehen.“ „Wissen sie schon was passiert ist?“ „Nein, das wissen wir nicht, wir stecken noch am Anfang unserer Ermittlungen.“ Sie ließ ihn zurück und wandte sich an einen Kollegen, der gerade dem Gerichtsmediziner zur Hand ging. „Mike, nimm doch bitte die Daten von Mr. Harvey auf und wenn der Todeszeitpunkt feststeht, überprüfe sein Alibi.“ „Ok, mach ich Tamara.“ Zum Gerichtsmediziner zugewandt sagte sie: „Und, kannst du schon was sagen?“ „Noch nicht viel, den genauen Todeszeitpunkt kann ich erst in der Gerichtmedizin untersuchen, aber der Junge lag allerhöchstens drei Tage im Wasser.“ Die Leiche wird in die Gerichtsmedizin nach Portland gebracht und die Ermittlungen nehmen ihren Gang. Tamara schaute flussaufwärts, konnte aber im ersten Moment keine geeignete Stelle finden an der, der Junge ins Wasser gefallen sein könnte. Sie wird ein Team losschicken müssen, das das Flussufer absucht. Die Frage, die sich Tamara stellte: Wie kommt ein fast nacktes Kind, unbemerkt in die Nähe des Rogue Rivers, in dieser Jahreszeit, in der man normalerweise dick angezogen ist? In ihr stieg eine Ahnung hoch, dass der Fall, sie alle noch lang beschäftigen wird.

 

2

 

 

Als erstes überprüft Tamara die Vermisstenanzeigen. Seltsamerweise vermisste niemand einen kleinen Jungen in diesem Alter. Die Theorie, dass er ausgebüxt ist und durch einen Unfall zu Tode gekommen war, wurde immer unwahrscheinlicher. Die Bezirksstaatsanwältin Lisa Winwood erschien am Nachmittag in Tamaras Büro und fragt nach dem Stand der Ermittlungen. „Außer der Leiche haben wir nichts. Der Junge wird von niemandem vermisst. Durch sein gepflegtes Äußeres und durch die leichte Bekleidung, kann er sich, vor seinem Tode, nicht lange draußen aufgehalten haben. Wahrscheinlich ist er nicht von hier. „Müssen wir das FBI informieren?“ „Ich weiß nicht, aber vermutlich müssen wir über die County Grenze hinaus suchen, möglicherweise sogar über die Bundesgrenze, was dann in den Zuständigkeitsbereich des FBIs fallen würde.“ „Wie sieht es mit der Presse aus? Haben wir ein Foto von dem Kind, das wir veröffentlichen können?“ „Nein, haben wir nicht. Die Aufnahmen am Fundort sind für die Öffentlichkeit nicht geeignet. Außerdem ist es keine erwachsenen Leiche, da reagiert die Bevölkerung immer sehr emotional.“ „Hör mal Tamara, ohne die Öffentlichkeit werden wir in dem Fall nicht weiter kommen. Wenn wir den kleinen Jungen identifizieren wollen, müssen wir die Presse einbinden.“ „Wahrscheinlich hast du Recht Lisa.“ „Gut, wir machen jetzt folgendes: Du rufst die Gerichtsmedizin an und besorgst ein Foto, das wir an die Presse geben können und ich informiere das FBI und setze eine Pressekonferenz für morgen früh an.“ „OK, so machen wir es.“ Lisa Winwood verlässt das Büro und Tamara greift zum Hörer um die Gerichtsmedizin in Portland anzurufen. „Hi Jeff, hier ist Tamara.“ Hallo Tamara, du bist zu früh, ich hab noch nichts für dich.“ „Ja, ist mir klar, ich rufe wegen was anderem an. Die Vermisstenanzeigen geben nicht viel her, ich brauche ein Foto, das wir in der Presse veröffentlichen können.“ „Das wird schwierig, die Augen des Kindes sind geöffnet, sowas kann man nicht veröffentlichen.“ „Wir retuschieren das Bild hier am Computer, schick mir bitte die Aufnahme.“ Ok, mach ich.“ Tamara legte den Hörer auf und rief nach Mike, der an seinem Schreibtisch immer noch die Vermisstenanzeigen durchging. „Mike, Jeff schickt gleich ein Bild von dem Jungen. Wir brauchen bis morgen früh ein Bild das wir der Presse zur Veröffentlichung geben können, vielleicht finden wir dann heraus wer der Junge ist.“ „Bist du sicher, dass wir das so machen wollen, Tamara. Du weißt wie empfindlich die Bevölkerung bei Kinderleichen reagiert.“ „Ja ich weiß, aber ich sehe keine andere Chance und außerdem ist es mit der Bezirksstaatsanwältin abgeklärt.“ „Ok Tamara, du bist der Boss.“ Sie wandte sich um und ging zurück in ihr Büro und schloss die Tür hinter sich. Einmal tief durchatmen. Sie spürte, dass die ganze Situation sie nicht unberührt gelassen hat. Die Hände im Nacken zusammengefaltet saß sie in ihrem Stuhl und starrte an die Decke. Die Drossel der Neonröhre, die ein helles Licht auf ihren Schreibtisch warf, summte leise vor sich hin. Der Sekundenzeiger der Uhr, die an der einzigen Bürowand hing, die sie im Rücken hatte, tickte unaufhörlich. Tack, tack, tack. Auf der rechten Seite war der Gang durch eine Glasscheibe abgetrennt, nach vorne war das Großraumbüro ebenfalls durch eine Glasscheibe getrennt. Links von ihr befand sich das Fenster zur Straße. Im fünften Stock bekam sie nur noch wenig vom Straßenlärm mit. Sie dachte nach, wer bist du? Wo kommst du her? Das Telefon klingelt und sie wurde jäh aus ihren Gedanken gerissen. Sie nahm den Hörer ab und am anderen Ende meldete sich Marc Hempel Sonderermittler beim FBI. „Das ging aber schnell“ hörte sich Tamara sagen. „Bei Kindern sind wir immer besonders hellhörig und sensibel“ antwortete Marc. „Was haben sie bis jetzt?“ „Ehrlich gesagt wir tappen noch im Dunkeln. Die Vermisstenanzeigen geben nicht viel her und die Obduktion läuft im Moment noch. Die Staatsanwältin will morgen eine Pressekonferenz geben und dabei ein Foto veröffentlichen, das wir gerade präparieren.“ „Gut, ich werde morgen früh da sein und dann können wir alles Weitere besprechen.“ „Also gut Marc, dann sehen wir uns morgen früh.“ Tamara legte den Hörer auf und trat aus dem Büro. Mike, den Hörer zwischen Schulter und Kinn geklemmt, lässig auf seinem Stuhl wippend, winkte sie hektisch an seinen Schreibtisch und stellt den Lautsprecher an. Stan Carpender vom Harald & News war am Apparat. Ein wenig verzerrt kam seine Stimme aus dem Lautsprecher. „Hallo Mike, hier ist Stan vom Harald & News. Was ist denn bei Euch los? Habe etwas von einer Leiche gehört.“ „Du weißt, dass ich dir nicht sagen darf, Stan.“ „Komm schon alter Junge, es soll dein Nachteil nicht sein.“ „Das hab ich jetzt überhört, ich kann dir wirklich noch nichts sagen, nur so viel, dass ein kleiner Junge wurde heute Mittag, Tod aus dem Rogue River geborgen wurde, die Polizei arbeitet mit Hochdruck an der Identifizierung des Kindes, für Morgen ist eine Pressekonferenz angesetzt.“ „Was heißt, arbeitet an der Identifizierung, gibt es keine Vermisstenanzeige?“ „Nein gibt es nicht.“ „Sonst noch was?“ „Wir stehen noch am Anfang der Ermittlungen.“ „Ok Mike, viel ist es nicht, trotzdem Danke. Wir sehen uns Morgen bei der Pressekonferenz.“ „Es knackte in der Leitung und Tamara sagt „Gut gemacht, wie ich diese Aasgeier hasse.“ Das Telefon klingelte erneut und Jeff war am Apparat. „Hi Mike, weißt du wo Tamara steckt, ich hab das Obduktionsergebnis.“ „Hallo Jeff, Tamara steht genau neben mir, ich stell dich auf Lautsprecher.“ „Ja gut, hallo Tamara. Also der Junge ist ertrunken. Es gibt keine äußerlichen Verletzungen. Lediglich am rechten Fußgelenk befinden sich leichte Abschürfungen, die von einem Seil herrühren können. Möglicherweise war er irgendwo festgebunden. Der Todeszeitpunkt liegt irgendwann im Laufe des Tages des 17. Dezember. Laut Mageninhalt vermutlich in den Morgenstunden.“ „Keine Kopfverletzungen, keine Quetschungen, keine Hämatome?“ „Nein, nichts dergleichen.“ „Ok Jeff, schick mir den Bericht so schnell du kannst.“ „Mach ich Tamara, übrigens das Bild ist in deinem Postfach.“ „Sehr gut, Danke.“ Jeff hängte auf und Tamara wandte sich zu Mike. „Also zuerst das Bild und dann das Alibi von Mr. Harvey überprüfen. Ich telefoniere mit der Staatsanwältin und stimme mit ihr die morgige Pressekonferenz ab.“

 

3

 

 

Der Raum war viel zu klein für die vielen Pressemitarbeiter, die irgendwie davon Wind bekommen haben. Tamara fand es immer wieder erstaunlich, wie schnell sich sowas herum spricht. Der Raum hatte kein Tageslicht und war nur durch das Neonlicht beleuchtet. Wenn man von außen in den Raum hineinkam schmiss es einen glatt um. Menschliche Ansammlungen waren für Tamara nichts und als sie den Raum betrat, bekam sie Beklemmungen, außerdem waren die Körperausdünstungen, von manchem Zeitgenossen, fast nicht zu ertragen. Sie hätte gerne auf dieses Vergnügen verzichtet, aber die Bezirksstaatsanwältin hat auf ihre Anwesenheit bestanden. Bis tief in die Nacht hinein haben sie gestern noch an dem Foto gearbeitet, das sie heute der Presse übergeben wollen. Es ist immer noch nicht optimal, aber nachdem heute Vormittag die Staatsanwältin und das FBI dazu genickt haben, war auch Tamara damit einverstanden. Viel Schlaf hat sie gestern Nacht nicht bekommen und das Neonlicht ließ sie um Jahre altern. Die Pressekonferenz, im Court House in Gold Beach, startete eine halbe Stunde später als angesetzt. Man wollte erst noch Marc Hempel vom FBI auf den neusten Stand der Ermittlungen bringen, bevor man vor die Presse trat. Lisa Winwood, die Bezirksstaatsanwältin, übernahm die Führung und Tamara war ganz froh darüber. „Meine Damen und Herrn, mein Name ist Lisa Winwood, Bezirksstaatsanwältin von Curry County. Zu meiner Linken Inspector Tamara Millstone und Lieutanant Mike Haston. Zu meiner Rechten Sonderermittler Marc Hempel vom FBI. Wir möchten sie darüber informieren, dass wir gestern die Leiche eines kleinen Jungen, ca. 5 Jahre, aus dem Rogue River geborgen haben. Trotz intensiven Bemühungen, ist es uns bisher nicht gelungen, die Identität des Jungen festzustellen. Wir werden deshalb im Anschluss der Pressekonferenz ein Foto des Jungen an sie verteilen mit der Bitte um Mithilfe. Der Junge weißt keine äußerlichen Verletzungen auf. Todesursache ist ertrinken. Wie der Junge in den Fluss gelangte, ist uns zum jetzigen Ermittlungstand unbekannt. Wir gehen derzeit von einem Unfall aus, können aber auch ein Gewaltverbrechen nicht ausschließen, da der Junge nicht vermisst wird und die Frage nach dem Aufenthaltsort der Eltern des Jungen weiter offen ist. Wir gehen weiterhin davon aus, dass der Junge nicht aus Curry County stammt. Deshalb haben wir zu einem frühen Zeitpunkt das FBI eingeschaltet. Wir möchten sie bitten das Foto, welches wir ihnen aushändigen werden, zu veröffentlichen und bitten die Bevölkerung um sachdienliche Hinweise. Insbesondere, kennt jemand diesen Jungen und wo hielt er sich in den letzten Tagen auf. Vielen Dank. Hat jemand Fragen?“ Stan Carpender vom Harald & News ist unter den Journalisten und findet als erster wieder die Worte. Man merkte, dass selbst eingefleischten Presseleuten, der Tod des kleinen Jungen an die Nieren ging. „Welche Vermisstenlisten haben sie bereits abgearbeitet?“ Mike trat hervor und beantwortete die Frage. „Wir haben die Datenbank des Countys und des Staates Oregon abgefragt. Mit Hilfe des FBIs werden wir die Suche jetzt auf die gesamten Vereinigten Staaten ausweiten.“ „Wie kann es sein, daß der Junge nicht vermisst wird?“ Marc Hempel tritt nach vorne. „Im Moment wissen wir das noch nicht. Es kann aber nicht ausgeschlossen werden, dass die Eltern ebenfalls einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen sind. Deshalb ist es erste Priorität den Jungen zu identifizieren.“ Ein Raunen ging durch den Raum. „Könnte es sein, dass die Eltern den Jungen umgebracht haben und jetzt auf der Flucht sind.“ Tamara die kaum noch Luft in dem stickigen Raum bekam und vor allem eins wollte, so schnell wie möglich raus, wandte sich an die Presseleute. „Auch diese Möglichkeit ziehen wir in Betracht, können aber im Moment nicht sagen ob die Eltern Täter oder Opfer sind.“ Lisa Winwood ergriff erneut das Wort. „Wenn sie keine Fragen mehr haben, beenden wir die Pressekonferenz hiermit. Vielen Dank für ihre Aufmerksamkeit. Bevor sie gehen, vergessen sie nicht, das Foto hier vorne abzuholen. Vielen Dank.“ Im Raum wurde es wieder lauter und die Leute diskutierten und versuchten die Zusammenhänge, des eben gehörten auf die Reihe zu bringen. Tamara nutzte die Gelegenheit und noch ehe sie jemand greifen konnte, war sie verschwunden. Die anderen folgten ihrem Beispiel und man traf sich erneut im Polizeirevier, in Tamaras Büro.

 

4

 

 

Die Pumpe der Espressomaschine brummte vor sich hin. Der Kaffee floss aus der Maschine und bildete am Tassenrand die Crema, die sie so liebte. Der Duft von frisch gemahlenen Kaffee verbreitete sich in ihrem Büro. Kein Vergleich zu der Plörre die es draußen auf dem Gang am Automaten gab.

---ENDE DER LESEPROBE---