4000 Meilen bis ins Paradies - Ralf Reiter - E-Book

4000 Meilen bis ins Paradies E-Book

Ralf Reiter

0,0
9,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Dieses Buch beschreibt unseren Segeltörn von Panama zu den Gambier Inseln, im Südpazifik. 4000 Seemeilen durch eins, der einsamsten Gebiete der Welt. Zahlreiche Herausforderungen waren zu meistern und der Crew wurde eine Menge an Geduld abgefordert, weil die Bedingungen nicht optimal waren. Doch die Erzählungen beschränken sich nicht nur auf den Törn an sich. Mit Flashlights werden die Erlebnisse und das Alltagsleben auf See und vor Anker, während des fünfmonatigen Aufenthalts, auf dem Archipel, spannend erzählt. Ob die Gambiers das Paradies auf Erden sind, kann sich jeder Leser für sich selbst beantworten. Für uns ist es das Paradies gewesen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Ralf Reiter

4000 Meilen bis ins Paradies

4000 Meilenbis insParadies

Inhaltsverzeichnis

Impressum

© 2023 Ralf Reiter

Umschlaggestaltung, Illustration: Ralf Reiter

Fotos: Ralf Reiter

Lektorat, Korrektorat: Gabriele Katala

Herausgeber: Ralf Reiter

Schillerstrasse 12, 71364 Winnenden

[email protected]

www.glenswelt.com

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

4000 Meilen

bis ins

Paradies

Ralf Reiter

Sapere Aude

_________________

Wage es, weise zu sein

_________________

Habe Mut,

dich deines eigenen

Verstandes zu bedienen

Immanuel Kant

Prolog

An das, dass wir unsere Pläne des Öfteren umwerfen, habe ich mich schon gewöhnt. Als ich das erste Mal von der Idee hörte, 4000 Seemeilen über das Meer zu segeln, um eine Stecknadel namens Gambier zu finden, dachte ich so für mich: Was andere können, können wir auch. In den 51 Tagen unserer Überfahrt gab es oft ein Auf und Ab meiner Gefühle, wobei ehrlich zugegeben, das Ab deutlich überhand hatte. Kein Wind, dann wieder zu viel und von der falschen Richtung, zerrten ganz schön an den Nerven. Zu allem Überfluss passierten auch noch verschiedene andere Dinge, die keiner, mitten im Nirgendwo, braucht. Aber warum einfach, wenn es doch auch kompliziert gehen kann. In der ganzen Zeit rückte mein Problem, mit der Seekrankheit, die mich immer wieder plagt, in den Hintergrund. Es ging mir, trotz aller Anspannung, erstaunlich gut und ich konnte sogar Bücher lesen. Als dann endlich Land in Sicht kam, fiel der ganze Stress, der sich gerade in den letzten Tagen, durch die schwierigen Bedingungen, angesammelt hatte, wie ein Stein ins Wasser und es überwog der Stolz es geschafft zu haben.

Gaby Katala

Als wir uns das erste Mal mit dem Pazifischen Ozean beschäftigten, segelten wir noch in der Karibik. In Santa Marta trafen wir dann Valentina, eine Deutsche mit Wurzeln in Ecuador. Sie wollte ein Stück mit uns segeln, ist dann aber im letzten Moment abgesprungen. Wie auch immer, der Plan war, nach dem Durchqueren des Panamakanals zunächst einmal nach Ecuador zu segeln. Reinhold, Eigner der SY Mare, treffen wir dann zum ersten Mal in der Linton Bay in Panama. Aber erst in der Shelter Bay Marina schmieden wir den Plan, gemeinsam ein Stück im Pazifik zu segeln. Wir unterstützen einander bei der Kanaldurchfahrt und bereiten uns auf der Pazifikseite, in Vista Mar, auf den großen Ozean vor. Da die Galapagos-Inseln zwar ein Naturerlebnis sind, aber die Einreise mit einem Segelboot von Seiten Ecuador an viele Bedingungen geknüpft ist, kommen wir sehr schnell von einem Besuch der Inselgruppe ab. Immer noch schwebt uns das Festland von Ecuador vor und folglich die Weiterreise zu den Gambier Inseln. Auch Reinhold ist von der Idee begeistert, sind doch die Gambiers, nicht auf den ausgetretenen Pfaden, die die sogenannte Barfußroute, sonst so besegelt. Mit einem vierwöchigen Aufenthalt ist die Strecke auch nicht länger als zu den Marquesas. Und so nehmen unsere Pläne langsam Gestalt an. Reinhold hat das Problem, eine Crew zu finden, was sich nicht so ganz einfach gestaltet. Zum einen ist die Reise ziemlich lang und dann sollte das Zwischenmenschliche ja auch noch passen. Wir beide, Gaby und ich, warten geduldig und klären die Einreisebestimmungen für Ecuador. Letztendlich ist auch das Festland für Yachten nicht so einfach. Man braucht einen Agenten, der alles abwickelt, und die Yacht muss irgendwo bleiben können, wenn wir Landausflüge machen. Es stellt sich schließlich heraus, dass Ecuador mit vielen Fragezeichen verbunden ist. Die Sicherheit der Yacht und der Crew gaben letztendlich den Ausschlag, uns gegen Ecuador zu entscheiden. Die Kosten, die für eine Einreise entstanden wären, waren der zweite Grund, warum wir auf Ecuador verzichten. Nach all den Überlegungen stehen wir nun wieder ganz am Anfang. Wir wägen unsere Optionen erneut ab. Da wäre zum Beispiel die Variante, nach Mexiko zu segeln und von dort auf die Marquesas. Mexiko wäre mit Sicherheit ein sehenswertes Land. Allerdings schrecken die vorherrschenden Winde ein bisschen ab. Dann könnte man natürlich auch die Marquesas ansteuern. Runde 3800 Seemeilen von Vista Mar, wenn man die Galapagos-Inseln ausnimmt. Das sind auch nur 200 Seemeilen weniger als zu den Gambiers. Und da sind sie wieder. Die Gambiers, die wir, wenn wir unsere Route über Kap Horn gesegelt, sowieso angelaufen wären. Weil Südamerika in der Coronazeit seine Grenzen geschlossen hatte, konnten wir damals nicht gegen Süden segeln und mussten unsere Pläne schon einmal komplett ändern. Mit den Gambiers würden wir wieder auf unsere geplante Route zurückkommen. Wir entscheiden uns also für die längste Route unseres Lebens und planen die Gambiers mit einer Distanz von über 4000 Seemeilen ein. Eine Route, die uns in die einsamste Gegend der Welt führt. Ein Abenteuer, das uns physisch und psychisch alles abverlangt. Eine Reise, die wir nicht mehr vergessen werden. In 51 Tagen bewältigten wir große und kleine Herausforderungen. Wir wurden auf eine enorme Geduldsprobe gestellt, um schließlich das Gefühl von Stolz und Zufriedenheit zu ernten. Dieses Buch erzählt die Geschichte unserer Reise und hält besondere Erlebnisse auf den Gambiers fest. Ich hoffe, die einzelnen Sprünge in den Tagesgeschehen können vom Leser nachvollzogen werden und führen nicht allzu sehr zur Konfusion. Ich wünsche den Lesern viel Spaß mit diesem Buch und allen Seglern immer eine Handbreit Wasser unter dem Kiel und haltet die Ohren steif.

Ralf Reiter

Strecke von Vista Mar bis Galapagos

Strecke von den Galapagos Inseln zu den Gambier Inseln

Das Gambier Archipel

Übersicht

Themen: 1. Tag Abreise von Vista Mar 2. Tag Die 1. Nacht – Nachtwache – Verkehrstrennungsgebiet – Großkreis – Ersten 10.000 Seemeilen – Schwedische Yacht mit fehlendem Feuerzeug 3. Tag Erster Flautentag – E-Mail mit dem Buddy Boat – Sonnenbrand Kurzbeschreibung Weltreise – Größe des Pazifiks – Erste Mal Parasail (3 Knoten Wind ist Ende) 4. Tag Flappende Segel – Motor oder Segeln – Bootsabstände – Traum von Polynesierinnen und weißem Strand – Fehlende Seekrankheit – Beschreibung der Nachtwache – Mondumlauf 5. Tag Das Problem mit Iridium – weitere Beschreibung des Großkreises – wir biegen nach Süden ab 6. Tag Beschreibung setzen des Parasail – Strömung aus West - Beschreibung der Gambiers (Inseln, Menschen, Perlenzucht) – Der erste Tölpel 7. Tag Der unartige Tölpel – Überlegungen, den Kurs Richtung Marquesas zu wechseln – Erneute Motor Diskussion – Geschichte der Gambiers (1. Entdecker) – Die Tölpelfamilie 8. Tag Delfine und Tölpel – Gecko Charly – Ausklarieren Panama – Rote Bänder Tölpelschreck 9. Tag Squalls und ihre Folgen – Unordnung im Schiff – Das Buch Segelrouten Weltmeere – Aufräumen – Familie Tölpel 10. Tag Kühlschrank – Batterieversorgung per Dieselmotor – Beschreibung Nachtwache – Weitere Beschreibung Gambier Inseln – Gegenwehr der Tölpelinvasion - Kurzer Ernährungstipp – Tölpelabwehr 11. Tag Angeln mit der Schleppleine – Tölpel auf dem Bug – Ich schreibe den Blog – Es kommt Wind auf – Beschreibung Einreise Galapagos – Kosten Galapagos und Panamakanal – Und wieder kommen die Tölpel 12. Tag Keine Tölpel am Morgen – Endlich etwas Wind – Riss im Segel – Erneute Tölpelattake Sonnenuntergang – Letzte Tölpelabwehr – Großfall gerissen 13. Tag Schadensanalyse – Lösung – Umsetzung – weiter Richtung Gambier – keine Tölpel mehr 14. Tag Mühsame Nachtwache – Äquatortaufe – Tölpel sind weg – Obst und Gemüse – Wieder kein Wind 15. Tag Zeitzonen – Südostpassat ab 5° Süd – Wanderung zum Mt. Duff 16. Tag Alarm auf der Katinka – Motor überhitzt – Fehlersuche – Defekter Impeller – Erklärung Antriebssystem Katinka – Reparatur erledigt – Wind aus Südsüdwest – Delfine und Schildkröte – Tölpel sind weg 17. Tag Gründonnerstag, kein Fisch – Die Squalls bringen die Fahrt – Das Versorgungsschiff auf den Gambiers – Tanken auf den Gambiers – Reffen im Squall – Frisches Obst und Gemüse auf den Gambiers – Einkaufen um fünf 18. Tag Karfreitag – Tiefstes Etmal überhaupt – vom Duschen an Bord – keine Dünung im Pazifik – Von Fischen im Freiwasser – Rifffische und Ciguatera – Erster Tauchgang auf den Gambier – Wasser- und Lufttemperaturen im Mai und Juni auf den Gambiers – Keine Positionsveränderung 19. Tag Wieder weiter nach Westen – Die 1000ste Jahresmeile – Der Wetterguru Vili – Wanderung auf Nordseite Mangareva – Die Gastfreundschaft der Polynesier – Ab dem 5ten Breitengrad kommt Wind. 20. Tag Kein Wind – Verklemmtes Fall im Mast – Rumpfreinigen im Freiwasser – Schildkröte – Erster Fisch im Pazifik – Mahi Mahi 21. Tag Ostermontag – Die ersten 1000 Seemeilen liegen hinter uns – Alptraum im Ankerfeld vor Rikitea 22. Tag Weiter kein Wind – Laval und die Missionierung der Gambiers – Population auf den Gambiers 23. Tag Misslungenes Setzen des Parasails – der erste Frustschrei – die Kübeldusche – SpotGen3-Tracker fällt aus. 24. Tag Immer noch Flaute – Fischer mit unmarkierter Reuse im Wasser – Der Passatgürtel ist erreicht – UTC-6 25. Tag Konzentration und 2 m hohe Wellen – Erstes Etmal über 100 Seemeilen (126) – Unser Buddy-Boat ist 130 SM entfernt – Wanderung zur Flughafenaussichtsplattform – Fliegende Hühner – Weitere Wanderung – Arm ausgekugelt 26. Tag Wetterkonditionen am 26. Tag – Letzte Schiffsbegegnungen mit Fischern und Frachtern – Das Grab des letzten Königs von den Gambiers – Der Konvent Rouru – Der Garten des Meteorologen 27. Tag Batterieanzeige fast Null – Erklärung Stromverbrauch – Windgenerator – Lichtmaschinen-Ladegerät – Die Wanderung nach Kirimiro 28. Tag Welle und Äquatorialstrom – Gaby und die Seekrankheit – Die Bücher gehen aus – Die Geschichte vom Pizzabäcker in Rikitea 29. Tag Routine-Rundgang – Der Wassermacher, was er kann, wie er installiert wurde 30. Tag Vier Wochen unterwegs – Die Hälfte der Strecke noch nicht erreicht - Das Ziel: 100 Seemeilen am Tag – Fritz the German 31. Tag Von der Einsamkeit – 2000 Meilen, halbe Strecke – Schmetterlingsbeseglung – Die schwedische Yacht Hathor – Der Unterschied zwischen Schweden und Deutschen – Visaverlängerung in Panama 32. Tag Größe unseres Parasail – Der 105te Längengrad – Maria Himmelfahrt auf Akamaru – Das Großfall wird in den Mast gezogen 33. Tag Parasail bei Nacht – Atemgeräusche in der Nacht und Delfine am Morgen – Wieder Schmetterlingsbeseglung – Entfernung Großkreis und Mare – Heute sehr viel Arbeit an Bord – Abendessen – Kampf gegen die Müdigkeit – Logbuch – Ohren statt Augen während der Nachtfahrt 34. Tag Frühstücken – BBQ auf Taravai – Pott Luck – Herves Geburtstag – Entfernung Großkreis 35. Tag Flautengebiet am 13. Breitengrad – Im Süden noch schlechtere Bedingungen – 20 Seemeilen aufgeholt – Decksroutine und Umgang mit Fehlern – Vormittagsschlaf – Winter auf den Gambiers – Flaute auf dem Ozean und Wind am Ankerplatz – Du riechst! 36. Tag Wassermacher und eine Runde duschen – Erinnerung an den Samstagbadetag als Junge – Installation eines Wassermachers – Arbeit an Bord und eine Runde Domino – Von dunklen Nächten bei Neumond 37. Tag Die nächste Flaute – Der innere Schweinehund – Wir widerstehen dem Motor – Der Bölle – Frage nach dem Warum – Suche nach dem Paradies 38. Tag Gedanken zur Nachtfahrt – Der Mann im Mond ist ein Hase – Weiße Elefanten 39. Tag UFO gesichtet – Vorbereitung für Starkwind – Schmetterlingsbeseglung – Noch einmal einen ruhigen Tag – Gabys Kritik an der Segelstellung – Die Suche nach den Gambier Inseln – Wieder eine Geburtstagsfeier auf Taravai – Sturm vor Taravai 40. Tag Erneut eine Delfinschule – Das Wetter ändert sich und Wolkentürme bauen sich auf – Am Abend die ersten Squalls – Wieder einmal ein Etmal über 100NM – Die Mare fährt uns wieder davon – Wenn du 25 °C als kalt empfindest – Die tropische Konvergenzzone ist weit im Süden – Wieder einmal der Schweinehund 41. Tag Kräftiger Wind und wenig Schlaf – Etmal 161NM – Ruhe finden – Schnorcheln in der Bai Gahutu – Abschied von Taravai 42. Tag Weiterhin Kreuzsee – Die Angst – Größtes Etmal der Überfahrt – Reparaturarbeiten in Rikitea – Hohe Welle und nur noch 1000NM - UTC-8 – Muttertag – Lärmschutz bei 8,5 Knoten 43. Tag Wieder einmal Fehlanzeige mit dem Wetter – Bis zu 30 Knoten Wind – Finger verletzt – Stumpfes Zieh- und Zupfkapelle – Reha ausgekugelter Arm – JoJos und das Internet – Reparatur Außenborder – Immer noch 7 Knoten Fahrt 44. Tag Ein entspannter Segeltag – Freuen uns auf die Mare – Iridium – Der Finger – Die SY Giebateau mit ihrem unerschöpflichen Wissen 45. Tag Wieder mal einen Squall – die 500 Meilen Grenze – 103 Meilen zur Mare – Neuer Verband für den Finger – Wir träumen von den Gambiers – Wir treffen die Crew der Mare wieder in Rikitea – Faszination Sonnenuntergänge 46. Tag Der Wind lässt wieder nach, die Welle bleibt – Riggkontrolle – Wechsel der Wanten auf den Gambiers – Am Abend gibt es eine Westernpfanne – Großfall erneut gerissen 47. Tag Wieder kein Wind – Eine zerlegte Umlenkrolle – Entscheidung, ohne Groß weiterzusegeln – Das Flautengebiet aus Nordwest – Besichtigung einer Perlfarm – Gedanken an die alten Seefahrer – Von der Größe des Pazifiks 48. Tag Immer noch kein Wind – Der Finger wird in Rikitea professionell verarztet – Wir nehmen wieder Fahrt auf – Die letzten Vorbereitungen zur Abfahrt von den Gambiers – Wind von 25 Knoten und mehr 49. Tag Der Weg durch die Vorhölle – Letzter Abend mit dem „Alten Schweden“ – Das Wetter beruhigt sich – Wetter im Winter auf den Gambiers und ein paar Ankertipps – Wellen in der Nachtfahrt 50. Tag Noch einmal ein Squall in der Vorhölle – Das Minerva-Riff – Einklarieren – Der Wind dreht 30 Meilen vor dem Pass auf Süd – Verlängerung – Noch einmal ein kurzer Power-Nepp 51. Tag Gambiers erreicht – Anfahrt aufs Außenriff – Innerhalb des Archipels – Das Fahrwasser – Der Ankerplatz – Endlich angekommen

1.Tag

Dienstag, den 21.03.2023

Mittagsposition 08°13,2'N; 079°56,3'W

17 NM von Vista Mar und 4014 NM zu den Gambiers Es kam dann doch ganz anders als wir es geplant hatten. Die Crew der Mare war vom Ausklarieren noch nicht zurück, und Reinhold, der Skipper, über Signal, nicht zu erreichen. Wir haben, wie besprochen, um kurz nach acht Uhr zum Tanksteg versetzt und den Dieseltank Rand voll gemacht. Aus einer Luke krame ich noch einen Benzinkanister hervor, den wir ebenfalls befüllen, um für das Dinghy erst einmal ausreichend Sprit zur Verfügung zu haben. Wir sind etwas aufgeregt. Schließlich ist es ein Vorhaben, das man nicht alle Tage angeht. 4000 Seemeilen durch ein Gebiet, das einsamer nicht sein kann. Der Pazifische Ozean ist riesig groß. Auch wenn 4000 Seemeilen eine schier unvorstellbare Distanz darstellt (zumindest tut sie das für uns), ist sie nur ein kleiner Teil dieses endlos erscheinenden Ozeans. Wir haben Respekt, vielleicht schlottern uns auch ein wenig die Knie, aber im Moment ist das Adrenalin im Körper so hoch, dass wir es nicht bemerken. Routinemäßig spulen wir unser Programm ab. Aus unserer Box ablegen, zum Tanksteg hinüberfahren, dort wieder anlegen. Schon unzählige Male haben wir das in anderen Marinas gemacht, und so stellt das auch heute kein Problem dar. Der eineinhalbmonatige Aufenthalt in Vista Mar hat nun ein Ende. Panama ade! Französisch Polynesien, wir kommen! Wenn da nicht diese wahnsinnig große Distanz dazwischen liegen würde. Alle Bemühungen unsererseits, die Strecke zu verkürzen, sind letztendlich am Geld gescheitert. Geld, das wir nicht ausgeben wollten. Gebühren, die der ecuadorianische Staat erhebt, die uns nicht angemessen erscheinen. So haben wir die Galapagos Inseln sehr schnell abgeschrieben, weil neben den Gesamtkosten für einen vierwöchigen Aufenthalt von 2000 US$ auch noch eine aufwendige Einreiseprozedur notwendig ist. Das Festland Ecuador hätte uns auch gereizt, aber auch hier muss man mit ungefähr 1000 US$ für die Einklarierung rechnen. Also haben wir auch diese Option irgendwann fallen gelassen. Wir hätten auch zu den Marquesas segeln können, was eine etwas kürzere Strecke bedeuten würde, aber irgendwie üben die Gambier Inseln einen unwiderstehlichen Reiz auf uns aus, sodass wir dieses Abenteuer wagen.

Ich bezahle unsere noch ausstehenden Liegegebühren und die Tankfüllung im Marinebüro, und wir werden herzlichst verabschiedet. Man wünscht uns eine gute Reise und würde sich freuen, uns einmal wiederzusehen. Es war eine schöne Zeit hier in Vista Mar und die Leute sind wirklich sehr nett. Leider liegt die Marina etwas weit ab vom Schuss und man braucht immer ein Taxi, aber die Kosten sind nicht allzu groß und wenn man sich das Geld für die Fahrt mit einer anderen Crew teilen kann, umso besser. Auf dem Rückweg von dem Marina-Büro zum Boot versuche ich nochmal Reinhold zu erreichen, doch der Skipper von der Mare, die uns auf dieser Reise begleiten wird, hat wohl andere Sachen zu tun, als mit mir zu sprechen. Das macht aber auch nichts, da die Mare ohnehin schneller ist als wir. Ein letzter Check: Gaby und ich schauen uns noch einmal an, haben wir auch nichts vergessen? Und dann ist es so weit. Leinen los!

Beim Herausfahren aus der Marina blockieren Fischer mit ihrem Netz die Ausfahrt. Gaby, die noch die Fender verstaut, macht mich auf das vor uns liegende Netz aufmerksam. In meiner Angespanntheit habe ich die Fischer zwar bemerkt, aber das Netz habe ich nicht gesehen. Da hätte die Reise schon gleich am Anfang ein schnelles Ende gefunden. Doch ich weiche dem Netz aus und setze im Anschluss Kurs 180° Richtung Galapagos. Der Autopilot surrt und die Anspannung fällt so langsam von uns ab. Die erste Mittagsposition wird genommen und es stellt sich erstaunlich schnell die uns bekannte Bordroutine ein. Auf unseren Handys haben wir noch Netzempfang und wir verabschieden uns von unseren Freunden, Bekannten und Verwandten. Für die nächsten sechs Wochen werden wir nur über eine Iridium-Satellitenverbindung mit der Außenwelt kommunizieren können. Auch Reinhold meldet sich endlich und teilt uns mit, dass alles geklappt hat. Er wird jetzt ebenfalls noch tanken gehen und anschließend aufbrechen. Mit zehn Knoten Wind aus Nordost segeln wir in unsere erste Nacht. Das berechnete Etmal liegt bei 93 nautischen Meilen. Das ist nicht besonders gut, aber auch nicht allzu schlecht. Wir haben also gleich von Anfang an Verbesserungspotenzial, was will man mehr. Gemischte Gefühle machen sich breit. Auf der einen Seite werden wir immer ruhiger, auf der anderen Seite bleibt eine gewisse Restunruhe. Haben wir auch wirklich nichts vergessen, wird alles halten und was wird in den nächsten Tagen und Wochen auf uns zukommen. Wie das so ist, nimmt die Reise einen völlig anderen Verlauf als wir uns das vorgestellt haben.

2. Tag

Mittwoch, den 22.03.2023

Mittagsposition 06°39,1'N; 080°47,2'W

142 NM von Vista Mar und 3889 NM zu den Gambiers Wir segeln mit 5,5 Knoten durch die Nacht. Wieder einmal die erste Nacht seit langem, und wieder ist die erste Nacht eine ganz besondere Nacht. Ein klarer Sternenhimmel, die Landnähe und nicht allzu viel Verkehr sind immer hilfreich, aber gerade in der ersten Nacht sind solche Konditionen uns immer sehr willkommen. Die Handgriffe funktionieren noch nicht auf Anhieb, die Bedienung des Plotters ist noch nicht in Fleisch und Blut übergegangen, an die Schiffsbewegung sind wir noch nicht gewöhnt. Kurz gesagt, es geht einfach alles noch ein bisschen harzig, was sich aber schnell legt. Der Rundumblick wird schnell zur Routine, und obwohl laut AIS klar ist, dass der Frachter locker an uns vorbei passt, wird das Fernglas herausgeholt und die Positionslichter und somit die Fahrtrichtung des Schiffes sondiert. Die Einteilung der Nachtwachen ist bei uns nicht definitiv festgelegt, und so sind wir jedes Mal von neuem am Experimentieren, um herauszufinden, was für uns das Beste ist. Mag sein, dass es auch daran liegt, dass wir viel zu aufgeregt sind, um jetzt schlafen zu gehen, so bleiben wir beide wach und bewundern den Sternenhimmel. Ziemlich genau um Mitternacht erreichen wir das Kap Punta Mala und biegen nach Südwesten ab, um nicht in das Verkehrstrennungsgebiet zum Panamakanal zu geraten. Wie an vielen Kaps gibt es auch hier den Kap-Effekt, und der Wind brist auf 17 Knoten auf. Wir nehmen ein bisschen von der Genua weg. Ich beobachte den Plotter ganz genau und versuche eine Lücke durch den Verkehr zu finden, was bei dem geringen Verkehr nicht allzu schwierig ist. Mit Umrundung des Kaps und Kurs Südwest verabschieden wir uns vom Festland Mittelamerikas und sagen Panama endgültig auf Wiedersehen. Die Galapagos-Inseln liegen ca. 750 Seemeilen voraus. Auf dem Plotter habe ich mir vor der Abfahrt den Großkreis zu den Gambier Inseln berechnet und ihn abgespeichert. Die kürzeste Route geht nördlich an der Inselgruppe vorbei. Um uns alle Möglichkeiten offenzuhalten, nehmen wir Kurs auf die Mitte des Galapagos-Archipels. Am Morgen haben wir schon einen beträchtlichen Abstand vom Festland gewonnen und es gibt das erste Frühstück auf der Katinka. Sogar Gaby, die sonst immer am Anfang mit Seekrankheit zu kämpfen hat, ist hungrig. Die Schifffahrtsrouten laufen etwas nördlich von uns, sodass nur ein paar Segelyachten um uns herum sind. Ein paar werden zu den Galapagos-Inseln, ein paar zu den Marquesas segeln. Außer der Mare und uns wird es wohl keine weitere Yacht geben, die zum gleichen Zeitpunkt auf dem Weg zu den Gambier Inseln ist. Sehen tun wir die Yachten meistens nur auf dem AIS, vielleicht auch mal weit am Horizont. Selten kommt eine sehr nah.

Am Nachmittag sitzen wir im Cockpit und feiern unsere ersten 10.000 Meilen seit unserer Abreise in Loano (auf der Katinka gibt es immer etwas zu feiern), als wir über VHF-Kanal 16, angerufen werden. Eine schwedische Yacht fragt nach, ob wir ein Feuerzeug entbehren könnten: Ihres hätte den Geist aufgegeben und es wäre sonst keines an Bord zu finden. Wir schauen kurz nach und können eins entbehren. So verabreden wir ein Rendezvous und übergeben ein Feuerzeug. Gar nicht so einfach, auch wenn der Wind nicht gerade kräftig und die Welle besonders hoch ist. Wir packen das Feuerzeug in ein Marmeladenglas, beides in eine Tüte und lassen die Yacht quer ab an Backbord kommen. Ich werfe dann die Tüte ins Großsegel, wo der Inhalt unbeschadet von der Crew aufgenommen werden kann. Die Yacht ist zu den Marquesas unterwegs und wir verabschieden uns. Man hilft gerne, wo man kann. Über das Iridium-Satellitensystem erhalten wir die erste Positionsangabe der Mare, die sich ungefähr 60 Seemeilen hinter uns befindet. Allerdings geht uns so langsam der Wind aus, und schon am zweiten Tag fangen die Segel an zu flappen, was ich ganz besonders liebe. Wir harren also der Dinge, die da kommen. Haben wir uns doch vorgenommen, den Motor nur im äußersten Notfall einzusetzen. Zum einen ist es noch sehr weit zu den Gambiers, und zum anderen, wo will man auf diesem riesigen Ozean eigentlich hin Motoren? Also fangen wir schon einmal an, uns in Geduld zu üben. Leider spricht die Wettervorhersage für die nächsten Tage von maximal 4 Knoten Wind, was sich bei unserer Abfahrt gestern noch alles ganz anders angehört hat, aber so ist das nun mal, und wir werden sehen, wie wir damit fertig werden. Indessen alles hat auch seine guten Seiten, und so bleibt uns die Zeit, unser erstes Abendessen vorzubereiten und die 10.000 Meilen noch einmal gebührend zu feiern.

3. Tag

Donnerstag, den 23.03.2023

Mittagsposition 06°10,8'N; 081°12,7'W

183 NM von Vista Mar und 3848 NM zu den Gambiers Es kommt dann meistens noch schlechter als angekündigt. Der Wind erreicht mal schlappe 2 Knoten aus Nordwest, Hallo! Stillstand, und das schon am dritten Tag. So stellen wir mit Sicherheit keine Geschwindigkeitsrekorde auf. Aber was nicht ist, kann ja immer noch werden. Im Übrigen sind wir nicht angetreten, einen Rekord aufzustellen, vielmehr wollen wir gesund und munter ankommen. So verbringen wir unseren ersten Flautentag mit viel Lesen und mit der Planung für die Gambier Inseln. Jeder hängt so seinen Gedanken nach, doch an Arbeit wollen wir uns nicht recht gewöhnen. Obwohl dies, gerade bei dem Wetter, deutlich einfacher ist, als wenn wir segeln würden. Auf dem AIS sind noch einige Yachten vorhanden und ab und zu lässt sich auch einmal ein Frachter sehen. Letztere ziehen ihre Kurslinie mit 17 Knoten über den Bildschirm, während die anderen mehr oder weniger im Einklang dahin dümpeln. Die Mare ist mittlerweile auch im Flautengebiet angekommen und kommt dadurch auch nicht näher. Komischerweise sehe ich sie auf dem AIS nicht, obwohl ich andere Schiffe in ihrer Nähe deutlich mit Kennung, Schiffstyp und Geschwindigkeit auf dem Schirm habe. Durch E-Mails, zweimal am Tag, in denen wir unsere Position austauschen, ist mir der Standort bekannt. Auch unsere Katinka ist bei der Mare, nicht auf dem AIS. Mit 60 Seemeilen sind wir auch außerhalb der Funkreichweite für einen UKW-Empfang. So begnügen wir uns, einstweilen mit unserem Buddy-Boat per E-Mail in Kontakt zu bleiben. Ich blinzele in die Sonne und wache auf, weil Gaby ruft, „Es gibt Kaffee!“ Ich bin weggenickt und merke, dass die Haut leicht rot ist. Als ich eingeschlafen war, lag ich noch im Schatten, jetzt knallt die Sonne voll auf meinen Körper. Das fehlt mir noch, einen Sonnenbrand. Schnell stehe ich auf und rette mich wieder in den Schatten. Doch zu spät, am Abend, muss kühlende Aftersun-Creme Linderung bringen, was nur leidlich funktioniert. Immerhin können wir der Haut so viel Flüssigkeit zuführen, dass sie sich in den nächsten Tagen nicht schält. Es gilt also aufzupassen hier draußen. Die Sonne ist ziemlich intensiv und man kann sich schnell die Haut verbrennen. Ich stehe im Cockpit, mit dem Oberkörper über dem Steuerstandsitz gelehnt, und blicke, mit einer Tasse Kaffee in der Hand, hinaus aufs Meer. Zunächst war da die Idee, mit einem Segelboot die Welt zu umrunden. Oftmals mit Gaby besprochen, scheiterte die Umsetzung, an ihrem Veto. Eines Tages sagte sie dann, „Was ist eigentlich mit unserer Weltumseglung?“ Das ließ ich mir nicht zweimal sagen. Wir kauften ein Boot, weil wir unser Altes schon längst hergegeben hatten und planten die Reise um die Welt. Als wir dann im Mittelmeer starteten, das war im Jahr 2019, kam Corona dazwischen. Unsere Pläne wurden mehrmals um geschmissen und wir zweifelten oft an der Durchführbarkeit, trotzdem zogen wir unsere Kurslinie durchs Mittelmeer, hinaus auf den Atlantik, in die Karibik und schließlich durch den Panamakanal in den Pazifik. Ja, wer hätte das, 2019, gedacht. Wie haben wir uns den Pazifik vorgestellt? Rau, mit hohen Wellen, stürmisch und groß. Jetzt liegt er platt vor uns, wie der Bodensee. Das Einzige, was an unseren Vorstellungen stimmt, ist die Größe. Ich habe mir den Stillen Ozean, wie er auch heißt und dessen Name er momentan alle Ehre macht, auf Google Earth angesehen. Das hat mir gehörigen Respekt eingeflößt. Man muss schon ungefähr wissen, wo sich die unzählig kleinen Inselchen befinden, wenn man hineinzoomen will, um sie genauer zu betrachten.

---ENDE DER LESEPROBE---