Was ist eigentlich mit unserer Weltumsegelung: Teil 2 Atlantik - Ralf Reiter - E-Book

Was ist eigentlich mit unserer Weltumsegelung: Teil 2 Atlantik E-Book

Ralf Reiter

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Beschreibung

Das Buch beschreibt die Reiseerlebnisse, unserer Weltumsegelung auf einem 41 ft. Katamaran, im Atlantik. Von Gibraltar segeln wir über Madeira zu den Kanaren. Hier verbringen wir eine Weile, um das Coronageschehen abzuwarten. Leider tritt keine Besserung ein, so dass wir unsere Pläne ändern und über die Kap Verden nach Französisch Guyana segeln. Hier endet der zweite Teil unserer Reise bevor es in die Karibik geht.

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EPUB

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Was ist eigentlich mit unserer Weltumseglung?

Weltumseglung mit dem 41ft Katamaran

Katinka

Teil 2

Atlantik

 

 

 

 

 

 

Ralf Reiter

 

 

© 2021 Ralf Reiter

Umschlaggestaltung, Illustration: Ralf Reiter

Fotos: Ralf Reiter

Lektorat, Korrektorat: Gabriele Katala

Herausgeber: Ralf Reiter

Schillerstraße 12, 71364 Winnenden

 

[email protected]

 

www.glenswelt.com

 

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.

 

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Porto Santo

Von Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft

Der botanische Garten Madeira

Langfahrtsegeln in Corona Zeiten

Hoffentlich geht das gut

Schwarzer Sand

Ironie des Schicksals

Die Balkone von Santa Cruz de La Palma

Es geht wieder aufwärts

La Palma – unvergesslich

Langfahrtsegler sind wasserscheu

Was für ein Ritt!

Das Rigg

Santa Cruz de Teneriffa

Krank sein kostet richtig Geld

Frau Doktor Busse-Stahl

Die Insel Teneriffa

Segeltag oder Warum haben wir eigentlich kein Motorboot?

Immer diesen Ärger mit dem Personal

Im Jahr 2525

Zeichen und Wunder

Der Norden Gran Canarias

Unser Fitnessprogramm

Gran Canaria, auf dem Weg nach Indien

Das andere Gran Canaria

Die Inseln des ewigen Frühlings

Segeln auf der Kante

Corona gibt noch lange nicht auf

Kommunikation an Bord

Vom Essen und Trinken

Die Bucht vor Anfi

Von der Seetauglichkeit

Wenn die Welle bricht

Der Nordost-Passat

Von Aussteigern und anderen Vögeln

Der Abschied vom Überfluss

Maschinenwartung oder Yogaübung mit Notfallplan

Insel der Gegensätze, Santo Antao

Die Zeit – Von der vierten Dimension

Die Entstehungsküche der Hurrikans

Ausgeraubt

Wer den Schaden hat, spottet jeder Beschreibung

Atlantiküberquerung – Wenn die Katze anfängt zu fauchen

Zusammenfassung

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wie man auf einem Schiffe befindlich, sein Vorwärtskommen nur am Zurückweichen und demnach Kleiner werden der Gegenstände auf dem Ufer bemerkt, so wird man sein Alt- und Älterwerden daran inne, dass Leute von immer höheren Jahren einem jung vorkommen.

Arthur Schopenhauer

 

 

 

Vorwort

Mit diesem Buch erscheint der zweite Teil unseres Abenteuers Weltreise mit einem 41ft. Katamaran. Es beschreibt die Erlebnisse in der Zeit in der wir den Nord-Atlantik bereisen. Als wir uns entschlossen, eine solche Reise durchzuführen und wir uns an die Planung derselben machten, hat man den Begriff „Corona“ allenfalls einmal in einem Apothekerheftchen gelesen. Als uns die erste Welle im Jahr 2020 erwischte, lagen wir gerade in Rom. Wir hielten dennoch an unseren Plänen fest. Da der Plan uns nach Südamerika führen sollte, verweilten wir eine ganze Weile auf den Kanaren, da Brasilien, Uruguay, Argentinien und Chile ihre Grenzen schlossen. Als wir dann die zweite Welle in Spanien und die dritte Welle auf den Kanaren erlebten, spürten wir, dass sich die Welt verändert. Das wir unsere Pläne von Zeit zu Zeit den Gegebenheiten anpassen müssen war uns auch klar. Dass sie sich aber so sehr ändern, wird uns erst so nach und nach bewusst. Waren wir zu Beginn der Pandemie noch sehr zuversichtlich, dass sich alles wieder einrenken wird, sind wir in dem Punkt, nicht mehr so zuversichtlich. Das abkapseln vieler Länder und die immer wieder ändernden Hürden, wie Lockdown, PCR-Test, Impfpflicht machen es äußerst schwierig unser Projekt fortzuführen. Vieles Sehenswertes bleibt uns, durch Corona-Maßnahmen, verwehrt, Veranstaltungen finden nicht statt. Die Welt verändert sich und das liegt nicht nur am Klimawandel. Trotzdem halten wir an dem Projekt fest und stecken unsere nächsten Reiseziele Schritt für Schritt ab, je nach neuer Situation und vorhanden Möglichkeiten. Wir haben uns also nach gut acht Monaten entschlossen, die Kanaren zu verlassen und nicht über den Äquator zu segeln sondern auf der Nordhalbkugel zu bleiben und Französisch Guyana als südamerikanisches Land zu bereisen. Hier endet dann auch der zweite Teil. Wir werden der klassischen Barfußroute folgen und andere Länder entdecken. Waren die Kanaren noch sehr europäisch geprägt, haben wir auf den Kap Verden zum ersten Mal mit unserem Boot eine andere Welt betreten, eine Welt die wir bisher noch nicht gekannt haben. Die Herausforderung Atlantiküberquerung, die ebenfalls noch in diesem Teil beschrieben ist, hat uns an unsere Leistungsgrenze gebracht. Wobei man nie genau sagen kann wo die genau ist. Wir sind auf jeden Fall froh und glücklich, diese Überquerung, zu einer sehr unüblichen, noch in der Hurrikan Saison liegenden, Zeit, geschafft zu haben. Welche Route wir in Zukunft einschlagen werden, steht wie gesagt, in den Sternen. Ihr könnt uns aber weiterhin auf unserer Homepage www.glenswelt.com verfolgen und die tatsächliche Route mit der geplanten Route abgleichen. Wir wünschen viel Spaß beim lesen dieses Buches und hoffen, für den einen oder anderen, Anregungen geben zu können, beschriebene Reiseziele zu besuchen. Dabei muss jedoch gesagt werden, dass die beschrieben Orte und das Erlebte von uns so empfunden wurde und in keiner Weise als grundsätzlich gegeben angesehen werden kann. Dafür leben wir in einer viel zu schnelllebigen Zeit, welche ständig Veränderungen mit sich bringt. Es ist also möglich, dass man zu einem anderen Zeitpunkt andere Bedingungen vorfindet. Aber ist das nicht gerade der Reiz am Reisen?

 

Porto Santo

 

Wir sind jetzt den dritten Tag auf See. Langsam kehrt Ruhe ein, der Wind nimmt mehr und mehr ab. Eine gewisse Routine macht sich an Bord breit und wir genießen das Positive am Atlantik. Gegenüber dem Mittelmeer ist der Wind hier stetiger und man muss nicht ständig die Segelstellung wechseln. Seit zwei Tagen haben wir die Segel nicht mehr angerührt. Jetzt wo der Wind langsam abflacht und mehr aus Ost kommt, baumen wir die Genua aus und fahren sie auf Steuerbord, während der Baum des Großsegels auf Backbord liegt. Immer noch mit fünf Knoten liegen wir über dem berechneten Schnitt. Als wir gestern, kurzzeitig, zum Teil 11 Knoten auf der Logge hatten, waren wir etwas erstaunt, dass wir mit unserer Katinka überhaupt so schnell segeln können. Schiffsverkehr ist hier draußen, so gut wie nicht vorhanden, ab und zu zeigt sich ein kleines Dreieck auf dem AIS, aber das Schiff passiert außerhalb unserer Sichtweite. Auch sonst sind wir von der Zivilisation abgeschnitten, kein Handyempfang, kein WLAN, das einzige was wir noch haben ist der Kurzwellenempfang, um uns ein Wetterfax auf den Computer zu laden. Auch auf dem UKW Frequenzen ist es ruhig geworden. Wir genießen die Ruhe und bereiten uns auf eine weitere Nacht vor. Da die Nachtwachen, wenn draußen überhaupt nichts los ist, für uns sehr anstrengend sind, haben wir einen neuen Wachrhythmus eingeführt. Wir wechseln uns alle zwei Stunden ab, was zumindest dem Wachgänger sehr hilft. Am vierten Tag haben wir stundenlang gar keinen Wind und unsere Geduld wird mal wieder auf die Probe gestellt. Die Welle und ein bisschen Rest Wind drückt uns mit zwei Knoten Richtung Madeira. Wie gewonnen so zerronnen sagt man bei uns, die gewonnen Meilen vom zweiten und dritten Tag schmelzen dahin, und am fünften Tag haben wir unseren Durchschnitt wieder erreicht. Am sechsten Tag kommt wieder Wind auf und es wird klar, dass wir in der Nacht in Porto Santo ankommen werden. Das machen wir zwar äußerst ungern, aber da es sich um ein Hafenbecken handelt, in dem wir ankern, ist wenigsten die Welle kein Problem. Inzwischen haben wir den Leuchtturm von Porto Santo querab. Der Wind hat auf 20 Knoten zugenommen und es sind auch schon wieder fast acht Knoten Fahrt über Grund. Kurz vor der Hafeneinfahrt bergen wir die Segel und fahren unter Motor in das Hafenbecken ein. Das grüne Leuchtfeuer zeigt uns den Weg, vom Roten, wie in der Karte erwähnt, keine Spur. Am nächsten Tag stellte sich heraus, dass es ausgefallen war. Langsam tasten wir uns an den vorhandenen Booten vorbei, von denen nur das Ankerlicht zu sehen ist. Wir suchen nach einem freien Platz, um 22:30 Uhr fällt der Anker und wir sind in Porto Santo angekommen. Das Einschlafen will uns nicht gelingen, und so wird es noch eine lange Nacht bei einem Glas Rotwein. Am nächsten Morgen steht eine Menge an. Auf die E-Mail, die ich vor unserer Abreise an Porto Santo geschrieben hatte, kam keine Reaktion. Ich rufe Port Control über Funk an und wir klären den Ablauf für den obligatorischen Corona Test, ohne den, natürlich negativ, wir nicht an Land dürfen. Fatima, am anderen Ende ist sehr freundlich und erklärt uns die Prozedur und arrangiert einen Termin. Um zwei Uhr treffen wir am Dinghy Dock auf ca.15 Personen, die wie wir den Test absolvieren müssen. Wir werden abgeholt und unter Aufsicht in einen Raum geleitet. Auch hier treffen wir wieder auf eine sehr nette Krankenschwester die den Test durchführt. Sie verabschiedete sich mit den Worten, dass das Testergebnis bis zum nächsten Morgen um acht Uhr vorliegen wird. Tatsächlich ist das Ergebnis am nächsten Morgen da und wir dürfen uns frei auf der Insel bewegen. Leider wird da nichts draus, da in der Nacht mächtige Fall Böen uns das Dinghy samt Motor und Benzinkanister umgedreht haben. Jetzt ist erst einmal Schadensbegrenzung angesagt. Am frühen Morgen wird der Motor zerlegt und kräftig mit Süßwasser gespült. Über die Zündkerzenöffnungen das Wasser wieder abgelassen und dann mit WD40 konserviert. Einzelne Komponenten habe ich abgebaut um das Motorengehäuse besser vom Salzwasser befreien zu können. Am nächsten Tag baue ich alles wieder zusammen. Bis auf den Sprit der eventuell mit Seewasser verseucht ist, ist nun alles zum Probelauf bereit. Am Nachmittag halten wir dann nach einer Tankstelle Ausschau und rudern an Land. Leider ist die nächste 2,5 Kilometer entfernt und mit einem stinkenden Benzinkanister ist auf der Insel nur schwer eine Mitfahrgelegenheit zu finden. Also muss Plan B greifen. Am nächsten Tag wollen wir mit dem Sackkarren bis zur Tankstelle laufen und das Ganze zu Fuß erledigen. Doch auch hieraus wird nichts, da schon das nächste Sturmtief über uns hinweg fegt. Bei 25 Knoten Wind mit Böen von 42 Knoten lassen wir das Boot nur ungern, ja aus guter Seemannschaft gar nicht allein. Also muss der Probelauf noch warten. Trotz den Umständen gefällt uns das was wir bisher von der Insel gesehen haben sehr gut. Die Leute sind sehr freundlich und wir bewegen uns seit langem einmal wieder auf Corona freiem Gebiet. Für die kleine Insel, sind die Einkaufsmöglichkeiten enorm und wenn man nach etwas Speziellem fragt weiß der Eine, immer einen Anderen der weiß wo man so etwas bekommt. Das gefällt uns sehr gut hier. Sobald wir die notwendigen Dinge erledigt haben, werden wir uns die Insel noch ein bisschen genauer anschauen und dann nach Madeira weitersegeln.

 

 

Von Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft

 

„Hey!“ ruft jemand aus dem Auto das neben uns hält, „brauchst du Sprit?“ Wir stehen am Straßenrand und schauen etwas verdattert, weil wir es gar nicht glauben können, dass mit unserem Aufzug, einen Sackkarren hinter sich herziehend auf dem ein 20l Benzinkanister vor sich hin stinkt, jemand uns eine Mitfahrgelegenheit anbietet. „ Spring rein“, ich wollte noch erwidern, dass der Kanister aber ganz schön nach Benzin riecht, da hat er ihn schon gepackt und hinter dem Fahrersitz verstaut. Wir steigen ebenfalls ein und fahren zur Tankstelle. Als wir getankt hatten, wollen wir uns von dem netten Menschen verabschieden, aber er ließ nicht mit sich verhandeln und so fahren wir mit ihm zur Marina, wo er uns am Dinghy Dock verabschiedet. Ein Bier, einen Kaffee oder sonst irgendetwas? „Geht leider nicht, meine Kinder warten schon.“ Ja, an diese Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft muss man sich erst einmal gewöhnen oder besser nicht, weil dies was ganz besonderes ist. Wir nutzen die gewonnene Zeit zum Einkaufen und testen unseren Außenbordmotor, der sich offenbar wieder wohl fühlt und seinen Dienst ohne zu meckern aufgenommen hat. Das schöne Wetter nutzend, machen wir uns am nächsten Tag auf den Weg, den markanten Berg, der aussieht wie ein Zuckerhut, zu besteigen. Pico do Castelo heißt er und ist 437 m hoch. Zunächst geht es durch die Vororte von Vila Baleira immer den Hügel hinauf. Auf halbem Weg hat man schon einen guten Blick auf den Flughafen von Porto Santo. Die Insel ist unten recht kahl. Auf einer Höhe von 200m beginnt ein breiter Gürtel von Kakteen zu wachsen. Erst auf 300m Höhe findet man auf der Insel Wald. Heute ist es zwar nicht übermäßig warm, trotzdem bringt der stark ansteigende Pfad uns ganz schön ins Schwitzen. Auf der Nordseite des Pico do Castelo weht ein kühler Wind. Wir erreichen die Spitze und machen unsere erste Rast. Die kleinen Echsen auf der Steinmauer sind zutraulich und krabbeln Gaby sogar den Rücken hoch. Leider wissen die kleinen Viecher nicht, dass das Gaby überhaupt nicht mag. Mit einem Aufschrei springt sie auf und der kleine Kerl sucht, vor lauter Schreck, fluchtartig das Weite. Von hier oben kann man die gesamte Insel überblicken, und wir beschließen morgen einen Strandspaziergang, entlang der Südküste, bis an den westlichsten Punkt der Insel zu machen. Doch zunächst geht es erst mal wieder runter. Auf halber Strecke finden wir eine Schutzhütte in der ein Gästebuch liegt. Wir tragen uns ein und dokumentieren somit, dass wir auf der Insel waren. Im Dorf angekommen lassen wir uns auf einer Terrasse mit Barbetrieb nieder und schauen den vorbeilaufenden Leuten nach. Das machen wir besonders gern, die warme Nachmittagssonne scheint uns dabei auf den Bauch. Von der Marina Porto Santo bis zum Ponta da Calheta, dem westlichsten Zipfel der Insel, sind es runde 11 Kilometer. 11 Kilometer goldgelber Sandstrand. Ich glaube deshalb heißt die Insel auch die „Goldene Insel“. Es sind nur wenige Leute unterwegs. Die großen Ressorts der Insel haben geschlossen. Keine Ahnung wie sich die Betriebskosten der großen Anlagen finanzieren lassen. Ein paar kleine Hotels haben noch geöffnet, sind aber bei weitem nicht ausgebucht. Die südwestliche Ecke ist für seine traumhaften Sonnenuntergänge bekannt, aber solange wollen wir heute nicht warten und treten am frühen Nachmittag den Rückweg an. Möchte man bequem laufen, sucht man sich den vom Wasser verdichteten Sand weil man da nicht zu tief einsinkt. Leider läuft man da immer ein bisschen schräg weil der Strand zum Meer hin abfällt. Möchte man dagegen gerade laufen sinkt man immer etwas mehr ein und es ist mühsamer voran zu kommen. Gaby macht es nichts aus, wenn sie schräg laufen muss, außerdem sind die Chancen, Muscheln zu finden am Wasser weitaus größer. Ich dagegen mag es lieber gerade und sinke dafür etwas mehr ein. Wenn man uns dann so laufen sieht möchte man meinen, dass wir uns gestritten haben, und jeder seine Ruhe vor dem andern haben will. Das wäre auch mal eine Methode Konflikte zu bewältigen nur leider haben wir, wenn wir uns Streiten, meistens keinen Strand zu Verfügung, schon gar nicht so einen schönen breiten. Wie auch immer, nach unserer Rückkehr auf die Katinka holen wir das Beiboot rein und machen uns für unsere Abreise fertig. Die Ankerwinsch knarzt und ich ahne Böses. Es ist sieben Uhr morgens und es fängt erst an zu dämmern. Viel sieht man noch nicht, nur das was man sieht gefällt mir überhaupt nicht. Am Anker hängt ein Betonklotz. Ich fahre mit dem Bootshaken zwischen Anker und Betonklotz und lass die Kette ausrauschen. Mit einem Flop verabschiedet sich der Klotz und fällt in die Tiefe. Noch einmal Glück gehabt. Wir laufen aus dem Hafen aus und setzen Segel, Kurs Richtung Madeira. Mit fünf Knoten kommen wir recht zügig voran. Der Wind nimmt noch etwas zu und so erreichen wir auch wieder mal acht Knoten, so dass wir schneller als geplant im Hafen von Quinta do Lorde einlaufen. Die Marina gehört zu einem großen Hotel Ressort, welches offensichtlich Pleite gegangen ist. Hier gibt es nur noch die Marina und die Captain`s Bar. Der riesige Hotelkomplex, der einem kleinen Dorf gleichkommt, ist geschlossen. Wir mieten uns für eine Woche hier ein um ein günstiges Wetterfenster auf die Kanaren abzuwarten, und werden von hier aus die Insel erkunden. Das Personal hier in der Marina ist, wie schon gewohnt, sehr freundlich und hilfsbereit. Am Morgen gibt es einen Brotlieferservice direkt ans Boot und auch mit der Beschaffung des Leihwagens ist man uns sehr behilflich.

 

Der botanische Garten Madeira

 

Wenn einem Segler auf Langfahrt etwas fehlt, dann sind es die Pflanzen und Blumen, die es auf See einfach nicht gibt. Wir haben einen Basilikumstrauch an Bord, den wir hegen und pflegen. Mittlerweile ist es ein beachtlicher Strauch geworden, den wir damals in Italien als kleines Pflänzchen erstanden haben, doch kann das eine blühende Landschaft natürlich nicht ersetzen. Umso mehr freut man sich, wenn auf einer Insel eine so vielfältige und exotische Pflanzenwelt, wie auf Madeira anzutreffen ist. Nebel zieht auf und wo vor wenigen Sekunden die Felswand noch zu sehen war, sieht man die Hand vor Augen nicht mehr. Der Pico Ruivo ist mit 1875m der höchste Berg auf Madeira. Vom Pico do Arieiro sind es runde sechs Kilometer. Sechs Kilometer die es in sich haben. Zunächst führt der Weg vom Gipfel des Arieiro steil bergab bis auf unter 1500m, dann folgt eine relativ flache Passage bis man wieder steil zum Ruivo ansteigen muss. Ringsherum steil abfallende Hänge, so wie in den Anden. Die Vegetation ist gigantisch. Hier wächst und blüht fast alles. Blau, rot, gelb und vor allem das intensive grün ist faszinierend. Am Wegrand laufen Rebhühner entlang, die offensichtlich Wanderer gewohnt sind. Ich stehe im ersten Tunnel und versuche die Handylampe zu aktivieren, was mir als Endfünfziger, nicht gleich gelingt. Wenn ich eine App auf dem Handy nicht einmal die Woche benutze, fallen mir deren Anwendung und vor allem das Auffinden immer etwas schwer. Aber ohne Licht geht in dem Tunnel nichts, man sieht weder wo man hin tritt, noch wie tief die Decke herunter kommt. In der Flachpassage folgen noch weitere drei dieser Tunnel. Kurz vor dem Gipfel findet sich eine Berghütte, in der man sogar einen Kaffee bekommt. Auf dem Gipfel angekommen haben sich alle Mühen gelohnt. Man wird mit einer Wahnsinns Aussicht belohnt. Auf dem Rückweg stehe ich am Aufstieg des Arieiro und sehe die Felswand, an der der Weg entlang führt im Nebel verschwinden. Für nicht ganz Schwindelfreie kann das durchaus ein Vorteil sein, sieht man doch nicht, wie weit es nach unten geht. Aber Scherz beiseite, wenn man nicht schwindelfrei ist, sollte man die Tour nicht machen, dazu sind die Grade zu schmal und die Auf.- und Abstiege zu steil. Der Weg ist gut gesichert und ich hangele mich wegen der mangelnden Sicht am Drahtseil entlang. Gut, ich gebe zu, ein bisschen hängt das auch mit den schwindenden Kräften zusammen, die einen aufrechten Gang immer schwerer machen. Nach 6 Stunden, 12 Kilometer und rund 800 Höhenmeter sind meine Seebeine froh wieder am Ausgangspunkt angekommen zu sein. Schön war’s! Leider kann ich nicht verhehlen, dass der Muskelkater in den nächsten Tagen, gar garstig war. Doch auf solche Kleinigkeiten kann Gaby keine Rücksicht nehmen, schließlich gibt es auf der Insel ja noch viel zu erkunden. Funchal, die Hauptstadt der Insel hat viel zu bieten. Wir besuchen sie an mehreren Tagen. Heute waren der Hafen, das Kolumbusdenkmal und der Markt an der Reihe. Wir sind froh die Marina Quinta do Lorde angelaufen zu haben. Zwar ist hier überhaupt nichts los, ja des Nachts ist das verlassene Hoteldorf sogar etwas unheimlich, aber die Infrastruktur ist deutlich besser und es gibt hier viel mehr Platz.

---ENDE DER LESEPROBE---