Family Talk - Prof. Dr. Karl J. Kluge - E-Book

Family Talk E-Book

Prof. Dr. Karl J. Kluge

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Beschreibung

"Wie redest du mit mir?" "Was fällt dir ein, so mit mir umzugehen?" "Schluß, Aus, wir beide sind miteinander fertig!" sind Auszüge aus heftigen Streitgesprächen zwischen Müttern und wortbegabten Töchtern oder Söhnen vor und in der Pubertät. Diesem Kommunikations-Stil können Sie vorbeugen bzw. ihn ändern, indem Sie und die Familie Family Meetings mit Anwesenheitspflicht ansetzen und die Kultur des kontrollierten Dialogs einführen und pflegen. Leitfäden machen Sie "sprachfähig".

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Family Talk

Karl J. Kluge und Renate Müller

Familie ohne Hauen und Stechen

Aktuelle Beiträge zum FamilienSinn, zur Zweitfamilie,

zur Jugend- und Familienhilfe und zur Beziehungskultur

Band 1

Impressum

E-Book-Ausgabe April 2014

© 2014 Fleet Street Press, Oberer Kalbacher Weg 10, 603437 Frankfurt am Main, Deutschland

Kontakt: [email protected]

Covergestaltung: Julia Graff, Weil der Stadt

Bildnachweis Icon: © istockphoto.com/sodafish

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie;

detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über www.d-nb.de abrufbar.

Die Verwertung dieses Textes, insbesondere Vervielfältigung, Sendung, Aufführung, Übersetzung, auch auszugsweise, ist ohne schriftliche Genehmigung durch den Verlag urheberrechtswidrig und nicht gestattet.

Alle Rechte vorbehalten.

ISBN 978-3-944479-96-5

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

1. Leitfaden und Pocket-Modul zum Verstehen der „Niederlagenlosen-Methode“

2. Leitfaden zur Annahme Ihres Kindes

3. Leitfaden und Pocket-Modul zur Bedeutung der „ Sprache der Annahme“

4. Leitfaden und Pocket-Modul zum Anwenden des „Aktiven Zuhörens“

5. Leitfaden zum „Sich-im-Aktiven-Zuhören-Üben“

6. Leitfaden und Pocket-Modul, „Sich-Gehör-zu-verschaffen“

7. Leitfaden und Pocket-Modul zur Praxis der „Niederlagenlosen Ich-Botschaften“

8. Leitfaden und Pocket-Modul zur „Umwelt-Veränderung statt Kinder-Regulierung“

9. Leitfaden und Pocket-Modul zum „Umgang mit unvermeidlichen Eltern-Kind-Konflikten“

10. Leitfaden und Pocket-Modul zur „Handhabung elterlicher Über-Macht/Autorität“

11. Leitfaden und Pocket-Modul zur „Niederlagenlosen Erziehung“

12. Leitfaden und Pocket-Modul zur „Anwendung der win-win-Erziehung“

13. Leitfaden und Pocket-Modul zur „Beachtung und Umsetzung von Wertevorstellungen und Überzeugungen“

14. Leitfaden und Pocket-Modul zu „Eigener Veränderung“

Erfahrungsbericht: „Family Meeting“ – Uns hält das Miteinander-Reden zusammen und fordert uns. Eva-Maria Saßenrath-Döpke

Literaturempfehlungen

Vorwort

Wer mit humanpsychologischen Werten aufwächst, braucht sich nicht zu sorgen – weder Eltern noch Kinder.

Warum der Familytalk in jeder Erziehungs-Beziehung bedeutsam ist:

1976 lernte ich Thomas Gordon und seine „Familienkonferenz“ kennen. Begeistert von seinen Ideen und Beispielen aus der „Angewandten Humanistischen Psychologie“ brachte ich diese in unser Familienleben ein. In Gesprächen bei Tisch, vor und nachdem unsere Kinder ihre Schulzeugnisse erhielten, in Elterntrainings, im 20jährigen BegabungsCampus und in Lehrerausbildungskursen begleitete ich erfolgreich Kinder und Eltern auf ihren Wegen zur Problemlösung – unter Beachtung der Gordon‘schen „Win-Win-Methodik“.

Thomas Gordons Vorgaben überzeugten mich und meine Familie, Studierende und andere Interessierte nachhaltig. Unsere Beziehungen besserten sich auf allen Ebenen. Besonders in Krisen führte unser neues Beziehungsklima zu familiengerechten, das heißt kind- und elterngerechten Lösungen. Nicht immer kurzfristig – jedoch kompromissfreundlich.

Thomas Gordons beziehungserhaltende Grundlagen, humanpsychologisch fundiert, unterscheiden Grundlagen und Methoden/Techniken. Diese Unterscheidung war unser erster Schritt im eigenen elterlichen Lernprozess.

Wir arbeiteten daran, kommunikationsoffener zu formulieren:

Zuhören ist mehr als hören!

Alle Gefühle sind erlaubt, jedes Verhalten jedoch nicht!

Auch Kinder übernehmen Verantwortung!

Vorbild ist die „halbe Miete“!

Thomas Gordons „Niederlagenlose-Methode“ und seine Grundhaltung führten bis heute dazu, dass sein familienpädagogisches Angebot auch noch nach ca. 40 Jahren hoch bedeutsam, jung, überzeugend und einsichtig wirkt. Thomas Gordons „Familienkonferenz“ garantiert nicht, dass des Lesers Familien-/Erzieherleben einfacher wird – wohl jedoch anders! Und zwar nachhaltig, friedfertig und in Anerkennung jener Kinder, die mit gewaltfreien, kinderanerkennenden Eltern/Erziehern niederlagenlos kommunizieren. Denn Familie ist Kommunikation, die jede (r) erlernen und einbringen kann, Diese erlernbare Eltern-/Familien-Kommunikation will nicht nur der Kinder Bestes – sie bewirkt auch Familienglück.

Meinen besonderer Dank und meine Anerkennung widme ich Frau Britta Lankes, die sich mit besonderer Aufmerksamkeit und Ausdauer der Erstellung dieses Manuskriptes widmete. Ich danke meiner Erziehungs- und Elternpartnerin Eva sowie unseren Töchtern Nicola und Annette, die für dieses Kommunikations-Modell offen wurden, darin ein pädagogisches Zuhause fanden und später an ihre Kinder weitergaben. An eine Jugend, die den Weltfrieden favorisiert, das Win-Win-Konzept anstrebt und auf dem Recht auf Anerkennung besteht.

Karl-J. Kluge

Köln, Viersen, im März 2014

1. Leitfaden zum Verstehen der „Niederlagenlosen-Methode“

Das Allerwichtigste zuerst:

Das Konzept der „Niederlagenlosen-Methode“ der Konfliktbewältigung unterscheidet sich von den konträren Auffassungen „Ich siege-du unterliegst“ und „Ich unterliege-du siegst“.

Erstere wirkt sich durch Macht, Verbot, Beschränkung und Befehl aus.

Die „Niederlagenlosen-Methode“ dagegen meint eine Beschlussfassung

bei der Bewältigung von Konflikten, mit der sich Eltern und Kinder ihren Pflichten entsprechend einbringen.

Statt Kampf um den Sieg baut dieses Konzept auf aktivem, vorurteilsfreiem Zuhören und aufrichtigem Mitteilen auf.

Der Kerngedanke dieser Methode ist, durch wirksame Aufbereitung von Konflikten Vertrauen und Disziplin in die Familie zurück zu bringen.

Der Aspekt der Annahme jedes Familienmitgliedes ist dabei psychologisch von zentraler Bedeutung.

Ein Elternteil berichtet:

Als der begabte John sechzehn Jahre alt war, stellte er unser größtes Problem dar.

Er hatte sich von uns abgewandt. Alle Sanktionen und Anklagen waren wirkungslos.

Nach einem Intensiv-Kursus für Eltern mit Thomas Gordon geschah der Wandel auch nicht über Nacht.

Nach tiefgehenden Veränderungen in unserer elterlichen Haltung, unseren Wertvorstellungen und unserem Verhalten veränderte sich unser gegenseitiges Beziehungsverhältnis.

Von Rebellion und Wutanfällen, vom Versagen in der Schule wandelte sich John zu einem offenen, freundlichen, liebevollen Menschen, der seine Eltern als „zwei der liebsten Leute“ bezeichnet.

Kennen Sie auch den Vorwurf: „Die Schuld an den Problemen und Schwierigkeiten der Jugend tragen die Eltern“?

So klagen Psychologen nach Untersuchungen beängstigender Statistiken über die rapide zunehmende Zahl von Kindern und Jugendlichen, die schwerwiegende oder lähmende emotionale Probleme entwickeln. Wir stimmen nicht dem Vorwurf zu, doch beobachten wir in unseren Beratungsstellen:

„Sie als Eltern werden zwar beschuldigt, doch nicht geschult“, führen wir an.

Welches „Berufsausbildungsprogramm“ steht Ihnen zur Verfügung? Wo können Sie das Wissen und die Kenntnisse erwerben, um diese Elternarbeit erfolgreich zu tun?

Thomas Gordon entwickelte in den sechziger Jahren unter der Bezeichnung „Elterliches Effektivitätstraining“ ein Programm, das wir zur Schulung von Eltern und Elternberatern durchführten, damit es zu weniger Schwierigkeiten kommt.

Eine unserer Vorarbeiten war die Entwicklung und Bereitstellung von Leitfäden für die Hand für das Training von Eltern begabter Schüler.

Was wir Ihnen in diesen Leitfäden anbieten, ist eine Vorgehensweise, die der Schlüssel zu einem „vertrackten Schloss“ Ihrer Familiensituation werden könnte, nicht zwangsläufig sein muss. Es gibt keine Verhaltensweise, die auf alle denkbaren Familienzusammenhänge passt, behaupten wir.

Die Bedeutung des psychologischen Annehmens

Sie als Eltern werden von Zeit zu Zeit zwei unterschiedliche Arten von Empfindungen Ihren Kindern gegenüber wahrnehmen: die des Annehmens und die des Nicht-Annehmens von kindlichem Verhalten.

Verdeutlichen Sie sich mit Hilfe einer „Pro und Contra-Liste“ detailliert, welches Verhalten Ihres Kindes für Sie annehmbar, welches für Sie auf Dauer nicht annehmbar wäre.

Sie werden vermutlich feststellen, dass für Elternteil A eine Verhaltensweise annehmbar erscheint, während Elternteil B dasselbe Kindesverhalten als unannehmbar einstuft.

Der zweite Teil des Annehmens wird durch Ihr Kind mitbestimmt.

Sie legen nicht jedem Kind gegenüber die gleiche Annahme an den Tag. Dieser Anspruch ist nicht nur irrig, er lässt auch falsche Schuldgefühle entstehen.

Manchen Kindern gegenüber fällt es Eltern schwerer, diese anzunehmen. Sie erscheinen vielleicht so ganz anders in ihrem Temperament geartet als Sie, vielleicht auch körperlich nicht so anziehend wie ein anderes Ihrer Kinder.

Annehmen wollen und doch nicht annehmend sein

Stefan malte ein Bild und zeigt es dem Vater. „Das ist ja wirklich wunderschön. Ja, da hast du dir richtig Mühe gemacht.“ Der Vater warf einen kurzen Blick auf das Bild. Solches Gekritzel hat er schon oft genug gesehen…

Eltern spielen manchmal ihre Rolle vermeintlich geradezu musterhaft. Verbal erscheint dieser Vater annehmend, innerlich sieht er sich überfordert bzw. desinteressiert.

Diese Art von „gemischten Botschaften“ verursachen im Kind Verwirrung und Unsicherheit. Seine subtile Wahrnehmung lässt es Nicht-Annahme spüren. Erlebt das Kind häufig diese Inkonsequenz, entsteht in ihm der Eindruck, nicht wertgeschätzt, nicht geliebt zu sein.

Thomas Gordons Konzept der „win-win“- Konfliktbewältigung war uns und kann Ihnen in Alltagssituationen zu einer sicheren Basis werden und zu einer veränderten Einstellung und Verhalten in der Kindererziehung führen.

Es ist sehr leicht möglich, dass Eltern und Kinder zu einem herzlichen, vertrauten, auf gegenseitiger Liebe und Respekt beruhendem Verhältnis kommen, wenn bisherige Einstellungen überdacht und verändert werden. Auf dem Weg dorthin bieten wir Ihnen an, sich zu verdeutlichen, zu welcher dieser Gruppen Sie tendieren:

Die Sieger

Sie begründen überzeugend ihr Recht, ihre Autorität, ihre Macht über ihre Kinder auszuüben. Verbote, Beschränkungen, Gehorsam, Androhung von Strafen prägen die Kommunikation.

Die Unterliegenden

Sie vermeiden bewusst, Beschränkungen aufzuerlegen. In Konflikten siegt das Kind, der Elternteil unterliegt.

Die Schwankenden

Sie suchen nach einer „vernünftigen Mischung“ aus Strenge und Nachsicht, Härte und Milde, Beschränkung und Duldsamkeit

Ein Beispiel:

„Ich versuche, mit meinen Kindern nachsichtig zu sein, bis es so arg wird, dass ich sie nicht mehr ertragen kann. Dann habe ich das Gefühl, andere Saiten aufziehen zu müssen und fange an, meine Autorität zu gebrauchen, bis ich so streng werde, dass ich mich selbst nicht mehr ausstehen kann.“

Körperliche Züchtigung?

Verantwortungsbewusste, selbstdisziplinierte, kooperative Kinder zu erziehen ist möglich ohne körperliches Züchtigen.

Verdeutlichen Sie sich, dass jede Form von körperlicher Züchtigung für eine totale Beziehung zum Kind inakzeptabel und kontraproduktiv wirkt.

Gewalt vergiftet die Beziehung zwischen Eltern und Kind langfristig bis dauerhaft.

Ihre eigene Biographie

Machen Sie sich bewusst, dass die Methoden Ihrer eigenen Erziehung Ihre Eltern-Kind- Beziehung mitprägen. Mussten Sie z.B. als Dreijähriger so lange bei Tisch sitzen wie Ihre Eltern, erwarten sie dieses Verhalten auch beim eigenen Kind.

Der „win-win-Ansatz“ zeigt einen erprobten, bewährten und lohnenden Weg zu richtig verstandener Elternschaft auf. Den ersten Schritt dorthin haben Sie bereits mit uns jetzt getan.

Pocket-Modul zum Verstehen des „Win-Win-Ansatzes“

Dieses Gordon-Konzept unterscheidet sich von den konträren Auffassungen:

„Ich-siege-du-unterliegst“     ⇔     „Ich-unterliege-du-siegst“.

Erstere ist gekennzeichnet durch angewandte Macht, Verbote, Beschränkungen und Befehle. Der „win-win-Ansatz“ arbeitet stets auf eine Beschlussfassung bei der Bewältigung von Konflikten hin, in die sich Eltern und begabte Kinder zu gleichen Teilen verstehend einbringen.

Der Kerngedanke dieser Methode ist der, durch wirksame Bearbeitung von Konflikten Vertrauen und Disziplin in die Familie einzubringen. Das Konzept stellt ein Elterliches Effektivitätstraining mit dem Ziel der wirksamen Behandlung von Konflikten dar.

•  Ihre Stellung und Position zu festigen und einem Verlust ihrer Stellung entgegen zu steuern, dazu wurden diese Leitfäden entwickelt.

•  Sie als Eltern erlernen und erproben sich im Rahmen fachlicher Begleitung, die Erziehung Ihres zu begabenden Kindes aktiv in die Hand zu nehmen.

•  Sie begleiten Ihr Kind dahingehend, Verantwortung zu akzeptieren und eigene Lösungsideen zu entwickeln. „Ich räume unsere Küche nach dem Mittagessen auf. Mich stört, dass Topf und Geschirr bis zum Abendessen herumstehen, wenn du dir später dein Essen wärmst. Da muss eine Lösung her, die wir beide akzeptieren. Wie kann sie aussehen?“

Ihre Angebote als Eltern an Ihr Kind berücksichtigen, dass

•  es nicht „den einzig richtigen Weg“ von Erziehung und Familienleben an sich gibt. „Mit Stefan vereinbarten wir im Alter von 14 Jahren, dass er mit seinem Trainer nach einer Sportveranstaltung bis 20 Uhr nach Hause kommt. Welche gemeinsame Lösung finden wir für Bernd?“

•  der Aspekt der Annahme und Nicht-Annahme des Kinde eine zentrale Rolle innerhalb der Interaktionen spielt. „Im Terrassen- und Flurbereich kann ich Tragen der Fußballschuhe akzeptieren, nicht aber im Wohnzimmer.“

•  das eigene Verhalten in Konfliktsituationen für ein gesundes Familienklima und die Entwicklung des positiven Selbstbildes des Kindes zentrale Bedeutung besitzt. „Ich sorge mich um deine Gesundheit und dein Wohlergehen, wenn ich nicht weiß, wo du dich nach Einbruch der Dunkelheit aufhältst.“

•  Sie ein psychologisch gesundes Klima schaffen, in dem Wertschätzung praktiziert wird und die Meinung jedes Familienmitglieds gleichwertig ist. Wir möchten am Wochenende wandern gehen. Ich bin sehr neugierig, welche Pläne und Wünsche du hast.

•  „Sie sich selbst entlasten durch die Überzeugung, nicht auf sämtliche Probleme Ihres talentierten Kindes eine Antwort haben zu müssen.

2. Leitfaden und Pocket-Modul zur Annahme Ihres Kindes

Das Allerwichtigste zuerst:

Wenn Sie von heute auf morgen Eltern werden und „das Reich der Elternschaft“ betreten, verfallen Sie bitte nicht dem irrigen Glaubenssatz, plötzlich ein fehlerloser Mensch sein zu müssen.

Sie dürfen weiterhin ein wirklicher Mensch mit Fehlern, Unzulänglichkeiten und wirklichen Empfindungen sein.

Es wird immer Verhaltensbereiche Ihres Kindes geben, in denen Ihnen die Annahme Ihres begabten Kindes leicht, in anderen Bereichen schwer fällt.

Sie müssen als Vater und Mutter keine „geschlossene Front“ Ihrem Kind gegenüber bilden, weil Sie unterschiedliche Menschen mit unterschiedlichen Gedanken und Gefühlen sind. Entscheidend ist, dass Sie die Qualität der Echtheit in Ihrer Elternschaft bewahren.

„Ich kann nie Vertrauen zu meinen Eltern haben, denn obwohl sie es nicht sagen weiß ich, dass sie mit vielem, was ich sage, nicht einverstanden sind.“ So die Aussage eines Teenagers über sein Erleben und Wahrnehmen in der Familie.

Wenn Menschen zu Eltern werden, passiert es mitunter, dass sie in ihrer neuen Rolle und Funktion vergessen, dass sie Menschen sind, wirkliche Menschen mit wirklichen Empfindungen bzw. Gefühlen.

Sie machen sich seltsame Glaubensgrundsätze zu eigen: „Ich muss stets konsequent sein.“

Sie müssen allzeit gerecht sein und Opfer bringen. „Ich muss trotz großer Müdigkeit jeden Abend zwei Runden „Memory“ spielen.

Sie müssen in ihren Gefühlen immer konsequent bleiben. „Es gibt kein Dessert, wenn du das Gemüse nicht isst.“

Sie müssen ihre Kinder stets lieben. „Ich muss meinem Kind jederzeit körperliche Zuwendung geben, wenn es das Bedürfnis äußert.“

Sie müssen allen Kindern gegenüber Liebe und Annahme empfinden. „Ich muss jedem Kind dasselbe Maß körperlicher Zuwendung zeigen.“

Sie dürfen nicht die Fehler begehen, die ihre Eltern an ihnen machten.

Sie als Eltern begabter Kinder sind Menschen, die von Zeit zu Zeit zwei unterschiedliche Arten von Empfindungen Ihren Kindern gegenüber wahrnehmen.

Die Bereiche Annahme und Nicht-Annahme

Wie annehmend Sie sich als Elternteil gegenüber ihrem Kind verhalten können hat zu einem Teil damit zu tun, welche Persönlichkeitsstruktur Sie als Eltern leben.

Annahme ist ein Charakteristikum Ihrer Persönlichkeit, der Tatsache, dass Sie sich selbst mögen und vieler anderer Persönlichkeitsvarianten, z.B. Ihres Temperaments, Ihrer Toleranzschwelle etc.

Sie kennen dieses Empfinden: In der Gegenwart annehmender Menschen fühlen Sie sich wohl, angenommen, dürfen sich so geben, wie Ihnen gerade zu Mute ist. Sie können z.B. nach einem persönlichen Erfolg einen „Freudentanz“ aufführen, ohne schräge Blicke zu fürchten.

Der zweite Teil annehmenden Verhaltens wird vom Kind her bestimmt.

Fällt es Ihrem Kind permanent schwer, abends einzuschlafen, schreit es häufig ohne für Sie erkennbaren Grund, werden Sie vermutlich Annahme ihm gegenüber schwerer aufbringen als einem Kind, dass Sie Ihre Nachtruhe ungestört genießen lässt.

Machen Sie sich bewusst: Gefühle der Annahme sind stets auch abhängig von Ihrer eigenen Belastbarkeit.

Fühle ich mich als Elternteil nach einer Vierzigstundenwoche erschöpft, wird mich das chaotische Zimmer des Zwölfjährigen wahrscheinlich mehr stören als nach einem entspannten Wochenende auf dem Lande.

Die Existenz von zwei Elternpersonen trägt dann zur Komplexität des Annahme-Bildes in der Familie bei. Sie als Vater und Mutter können (und müssen) nicht immer dieselben Empfindungen auf das momentane Verhalten Ihres Kindes verspüren.

Sie dürfen und werden sich manchmal inkonsequent verhalten aus der Tatsache heraus, dass Sie die Situation, die Kinder und sich selbst unterschiedlich bewerten.