Fat. Gay. Vegan. - Sean O ́Callaghan - E-Book

Fat. Gay. Vegan. E-Book

Sean O ́Callaghan

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Beschreibung

Sean 0'Callaghan, erfolgreicher Blogger, erzählt in Fat. Gay. Vegan. Wie er sich zu einem (unverbissenen, nicht missionierenden) Veganer entwickelte, und gibt Antworten auf Fragen, die Veganer wie nicht-Veganer bewegen.Sean erklärt auf ebenso praktische wie humorvolle Weise, wie wirklich jeder es schafft, seinen Lebensstil umzustellen oder wie er es ausdrückt: "Wenn es mir, dem dicken, schwulen Kerl, gelungen ist, Veganer zu werden, dann schaffst du das auch!" Mit einem einfachen Rezept am Ende jedes Kapitels, das Tipps für gesundes Junk-Food-Essen (Nein, kein Widerspruch!) bietet, und so nicht nur den Einstieg erleichtert, sondern auch Genuss verspricht.

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EINE BESSERE WELT BEGINNT BEI DIR

Aus dem Englischen vonFrances Hoffmann

Für alle, die es besser machen undmitfühlender sein wollen.

Das eBook einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Der Nutzer verpflichtet sich, die Urheberrechte anzuerkennen und einzuhalten.

1. eBook-Ausgabe 2019

LEO Verlag ist ein Imprint der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG

Copyright © 2018 Sean O’Callaghan

First published by Watkins, an imprint of

Watkins Media Limited, UK 2018

Titel der englischen Originalausgabe:

Fat.Gay.Vegan. Eat, drink and live like you give a shit!

© der deutschen Ausgabe 2019 by LEO Verlag

in der Scorpio Verlag GmbH & Co. KG, München

Umschlaggestaltung: Guter Punkt, München

nach einer Vorlage von Watkins Media Limited

Lektorat: Angela Hermann-Heene

Satz und Layout: Danai Afrati & Robert Gigler, München

Konvertierung: Bookwire

ePub-ISBN: 978-3-95736-137-0

Alle Rechte vorbehalten.

www.leoverlag.de

INHALT

Einleitung

Kapitel eins: Warum vegan?

Kapitel zwei: Vegan 101

Kapitel drei: Vegan heißt vegan

Kapitel vier: Vegane Ethik

Kapitel fünf: Warum Gemeinschaften so wichtig sind

Kapitel sechs: Veganes Reisen

Kapitel sieben: Der Veganismus der Zukunft

Fazit

Weiterführende Adressen

Dank

EINLEITUNG

Tief im Inneren will jeder von uns das Richtige tun, auch wenn uns manchmal Kräfte, die mächtiger scheinen als wir selbst, aus der Bahn werfen.

»Ich folge dir auf Instagram. Ich liebe deinen Namen!«

»Hey, bist du dieser dicke, schwule Veganer?«

»Entschuldige, schreibst du nicht diesen Blog über dick und schwul sein?«

»Bist du … nein, ich möchte das nicht sagen. Ich will deine Gefühle nicht verletzen!«

Wenn du mich heute das erste Mal als Fat Gay Vegan kennenlernst, wirst du von diesem Namen vermutlich fasziniert oder zumindest ein wenig neugierig geworden sein, was dahintersteckt. Von all den Dingen, die ich im Laufe der Jahrzehnte getan habe, während ich mich auf diesem zerbrechlichen Planeten herumtrieb, scheint die Tatsache, dass ich mich selbst als FGV bezeichne, das bisher Beeindruckendste gewesen zu sein – jedenfalls gemessen an der Unzahl von Menschen aus aller Welt, mit denen ich seither in Kontakt stehe. Ich werde gleich noch darauf eingehen, was ich da eigentlich mache, doch bevor ich ein Loblied auf mich anstimme und darüber doziere, wie man ein anständiger Veganer wird, möchte ich dir zumindest einen kleinen Einblick in die Ursprünge des Fat Gay Vegan geben.

In einer seltsamen Ära, die sich zeitlich noch vor der Twilight-Trilogie, aber schon nach den Nacktfotos von Pete Wentz abspielt, war ich erfolgreicher Blogger auf einer Social Media Platform, wo Selfies, bevor man sie als Selfies bezeichnete, die Währung waren und der Eyeliner besonders dick aufgetragen wurde. Ja, ich war Blogger auf »MySpace«. Wenn man die Fans der »Fall Out Boys« und die benutzerdefinierten Hintergrundbilder mit schmerzhaft langen Ladezeiten endlich überwunden hatte, um schließlich auf meine Seite zu gelangen, konnte man einen Eindruck davon gewinnen, was mich so am Leben hielt. Um diese Geschichte abzukürzen: Ich lebte für das Reisen, vegane Ernährung, den Kampf für Tierrechte, meine Liebe zur Popmusik und Schwulenkram wie Pride Paraden und den Aufstieg von Lady Gaga.

Ein, zwei Jahre lang schrieb ich Kritiken zu veganen Restaurants in der ganzen Welt, die gar nicht so witzig waren, wie ich gern geglaubt hätte, und dann fiel MySpace auf ganz unwürdige Weise in Ungnade, und vegane Blogger und Emo-Kids mussten sich fortan allein im Dschungel durchschlagen. Schließlich hatten wir jede Menge Gefühle, und die Welt sollte davon erfahren!

Obwohl ich schon seit 1999 Veganer war, ergab es sich erst 2010, als ich in UK strandete, wo ich bis heute lebe, dass ich dem Aktivisten in mir einen größeren Stellenwert einräumte. Ich beschloss, in London eine vegane Szene aufzubauen, und fand, dass ein Blog sich wunderbar dazu eignen würde, Menschen sowohl online als auch im wahren Leben zu sozialen Events zusammenzuführen.

Ich entschied mich für einen Blog, weil es mir gefiel, mich auf einer solchen Plattform auszuleben. Bald stellte ich fest, dass auch das Feedback, das ich von meinen Lesern bekam, eine große Motivation für mich war. Um jedoch die Leute dazu zu kriegen, dass sie immer wieder auf meine Seite kamen und sich ansahen, was ich zu sagen hatte, musste mein Blog ein wenig fokussierter werden. Damals auf MySpace sprangen meine Gedanken wild zwischen flapsigen Kommentaren zum neuesten Melodram um Britney Spears und zu den köstlichen veganen Taquitos, die ich während eines Urlaubs in Berkeley verschlungen hatte, hin und her. Der Blog brauchte jetzt eine echte Identität, also beschloss ich angesichts meines erwachenden Interesses an den Tierrechten, ein Veganismus-Blogger zu werden.

So ein Blog steht und fällt mit seinem Namen. Da draußen im Wilden Westen des World Wide Web gibt es unzählige Namen, die fast identisch sind, und ich wollte ganz sicher kein weiterer pflanzenbasierter Heini oder einer von den selbstverliebten »Ach-heute-bin-ich-mal-verrückt«-Narzissten werden. Zu dem Zeitpunkt, da ich beschlossen hatte, meine dicken Finger in die Luft zu strecken, um auch etwas beizutragen, gab es wahrlich schon genug strahlende, vor Leben sprühende, dynamische Veganismus-Blogger, die die Szene überschwemmten.

Der Name Fat Gay Vegan brauchte ein paar Jahre, ehe er sich ans Tageslicht traute. Die Idee, Wörter zu verwenden, die oft benutzt worden waren, um mich in eine Schublade zu stecken oder meine Gefühle zu verletzen, kam mir während eines Vortrags an der Uni. Ich hatte die Aufgabe, meine Persönlichkeit darzustellen, also stand ich in einer übertriebenen, hemmungslosen Zurschaustellung meiner selbst allein im Scheinwerferlicht, um den Hals eine Kette, von der lauter riesige Etiketten herabhingen. Bitte nicht lachen. Auf jedem Etikett stand ein anderes Wort, lauter Begriffe, die mich im Leben herunterzogen. Schwul. Schwuchtel. Tunte. Veganer. Du weißt schon. Eines nach dem anderen nahm ich die Zettel ab und ließ sie in einer symbolischen Geste der Befreiung von verletzenden Zuordnungen zu Boden fallen. Selbst jetzt noch, während ich das schreibe, bekomme ich eine Gänsehaut.

Überspringen wir ein paar Jahre bis zu einem Gespräch mit einem Freund, in dem ich darüber scherzte, dass Menschen mich irgendwie als Mängelexemplar betrachteten, weil ich dick, schwul und Veganer war. Man hatte mir diese Etiketten oft genug aufgedrückt, um sich über mich lustig zu machen, und jetzt wollte ich einen Weg finden, sie für mich zurückzuerobern und in Besitz zu nehmen. Je weiter sich mein Blog entwickelte, umso mehr begann auch meine Online-Persönlichkeit Fat Gay Vegan ein Eigenleben als lebenslustiger, moppeliger, Kartoffeln liebender Nice-Guy zu führen. Inzwischen weiß ich gar nicht mehr, wie viele Menschen mir erzählt haben, dass sie mir in den sozialen Medien allein aufgrund des Namens folgten.

Dicke Menschen erhalten eine Menge negatives Feedback in der Gesellschaft, und du kannst mir glauben, dass ich auch als Schwuler im Laufe meines Lebens immer wieder Rückschläge und Diskriminierung einstecken musste. Auch der Veganer in mir hat die Nase voll von Leuten, die ich kenne oder auch nicht kenne, die meinen, sie müssten sich über mein Mitgefühl lustig machen, als sei es die witzigste Sache der Welt. Darum war es schlichtweg herrlich, genau diese drei Wörter aufzugreifen, die mich so oft hatten herabsetzen sollen, und sie in eine durchweg positive Auszeichnung zu verwandeln.

Ich habe eine geschlossene Online-Community gegründet, die sich inzwischen auch zu von mir veranstalteten Events im echten Leben trifft. Das heißt, dass die Menschen den Namen Fat Gay Vegan mittlerweile mit etwas Positivem und mit Mitgefühl verbinden. Die FGV-Plattform hilft Menschen auf ihrem Weg zum Veganismus und unterstützt sie dabei, dranzubleiben – zum Wohle der Tierwelt. Inzwischen liebe ich es, die Begriffe Fat, Gay, Vegan aus dem Mund eines Fremden zu hören, denn meist handelt es sich dabei um glückliche Menschen, die mir zeigen wollen, dass sie auf meiner Seite stehen. Wörter, die in mir früher Unwohlsein oder ein Gefühl von Ausgegrenztsein hervorriefen, sind mir zu einer Freude geworden, und es ist unglaublich, dass sie inzwischen für Tierliebe stehen.

Ein besonderes Gefühl ist es auch, wenn Menschen diese Wörter laut in der Öffentlichkeit sagen. Jedes Mal, wenn der Name meines Blogs in einer Menschenmenge genannt wird, fühlt sich das für mich wie ein kleiner politischer Akt des Trotzes und der Respektlosigkeit an. Schon lange lasse ich nicht mehr zu, dass mich Menschen mit diesen Worten verletzen können, und zu erleben, wie sie in positiven Zusammenhängen zu mir gesagt werden, bekräftigt diesen Sieg noch.

Doch genug von mir. Ich denke, ich habe mich hinreichend als Fat Gay Vegan vorgestellt. Falls du noch Fragen hast, können wir uns gern auf ein Bier treffen (du zahlst doch, oder?) und alle Unklarheiten aus dem Weg räumen. Jetzt muss ich aber mein Buch vorstellen.

Inzwischen dürfte klar sein, dass ich weder ein Starkoch noch ein Superstar unter den Ernährungsberatern bin. Was habe ich also zu einem Buch über Veganismus beizutragen – abgesehen von Geschichten darüber, wie man sich überfrisst, auf wie viele verschiedene Arten man Kartoffeln zubereiten kann und über meine Liebe zu Bier, Popmusik und frittiertem Comfort Food?

Ich glaube, meine Sicht auf den Veganismus ist recht einmalig, und ich hoffe, dass ich damit andere Menschen inspirieren kann. Ich ernähre mich jetzt seit fast zwei Jahrzehnten vegan; ich war als Veganer in verschiedenen Ländern zu Hause und habe erlebt, wie sich die Bewegung von einer Randnotiz hin zur Größenordnung von Leitartikeln in überregionalen Zeitungen entwickelt hat und immer mehr Prominente vegan zu leben begannen. Und heute finden gigantische Veganismus-Events mit Zehntausenden von Menschen statt! Wenn man mit so vielen Veganern in Kontakt kommt wie ich, gibt es immer das ein oder andere zu lernen, das es wert ist, geteilt zu werden.

Ich möchte anderen helfen, und einer meiner innigsten Wünsche ist es, dass sich Menschen für ihre Entscheidung, vegan zu leben, wertgeschätzt, ja, gefeiert fühlen. Mein starkes Mitgefühl für Tiere ist untrennbar mit meiner Leidenschaft verbunden, mich gegen Unterdrückung und Diskriminierung jeder Art einzusetzen.

Das ist die Basis dieses Buches. Ich will mit dir darüber reden, wie du so viel wie möglich für Tiere tun kannst, ohne dabei zu vergessen, dass unsere Verantwortung sehr viel weiterreicht als bis zum Veganismus. Ich glaube, wenn wir uns nur für Tiere einsetzen, dabei aber ignorieren oder unabsichtlich dazu beitragen, dass Menschen ebenfalls unterdrückt werden, ist das kein wahres Mitgefühl. Es gibt keinen Grund, weshalb wir auf dem Weg in ein veganes Leben nicht alle Aspekte unseres empathischen Selbst erforschen und erweitern sollten.

Für mich ist dieser universelle Ansatz eines mitfühlenden Lebens genau das Richtige, aber ich verstehe auch, wenn es darin einiges gibt, was nicht jeder gerne hören möchte. Ich wäre allerdings schockiert, wenn du aufrichtig von dir behaupten würdest, dass du mit wirklich gar nichts, was in diesem Buch steht, etwas anfangen kannst. Ich glaube, menschliche Güte ist ein universelles Ziel, auch wenn wir auf unterschiedlichen Wegen dorthin gelangen. Wenn du also einfach das Beste für Menschen, Tiere und den Planeten willst, dann werden wir bestimmt gut miteinander klarkommen.

Tief im Inneren will jeder von uns das Richtige tun, auch wenn uns manchmal Kräfte, die mächtiger scheinen als wir selbst, aus der Bahn werfen. Wir geben uns Mühe, keine Kleidung aus Ausbeuterbetrieben zu kaufen, wir versuchen, uns gegen Fanatismus aufzulehnen und freundlich über die Menschen zu denken, die wir kennen und die wir nicht kennen. Ich hoffe, dieses Buch kann als kleine Erinnerungsstütze dienen, wie wir alle integer und aufrichtig bleiben können, während wir uns für bessere Lebensbedingungen für Tiere einsetzen. Ich gebe mir die größte Mühe, niemanden auszuschließen und nicht zur Unterdrückung anderer Menschen beizutragen, aber auch ich bin froh, wenn mich hin und wieder jemand explizit an mein Vorhaben erinnert. Oft bitte ich meine Freunde, mich darauf aufmerksam zu machen, wenn ich nicht liebevoll genug bin. Und ich sehe mir Dokumentationen an und lese Artikel sowie Bücher über den Widerstand gegen Unterdrückung, um mich in meiner Haltung zu bestärken. Ob du nun schon lange Veganer bist oder erst am Anfang dieser Reise stehst, vielleicht wird dieses Buch ja zu einem kleinen Werkzeug in deiner Trickkiste für ein besseres Leben.

In diesem Buch geht es darum, was ein veganes Leben in der realen Welt eigentlich beinhaltet, angefangen beim Einkauf von Nahrungsmitteln bis hin zum Reisen. Es geht auch darum, was Veganismus für mich und was er für einige meiner Freunde bedeutet und wie es uns gelingt, eine Verbindung zwischen unserem Handeln und der Behandlung von Tieren herzustellen. Ich gebe Ratschläge, wie man ein mitfühlender Konsument wird, aber ich möchte dir auch dabei helfen, deine zwischenmenschliche Beziehungen zu Nichtveganern zu bewahren und dabei einen respektvollen und inklusiven Umgang zu pflegen, während du dich gleichzeitig in deiner Haltung nicht beirren lässt.

Du findest hier also nützliche Tipps, wie man auf Dauer ein zufriedener, engagierter und effektiver Veganer bleibt. Da ich die Weisheit nicht mit Löffeln gefressen habe, habe ich auch andere Veganer um ihre Mitwirkung an diesem Buch gebeten. Ich habe mich an Freunde, Kollegen und Menschen, die ich bewundere, gewandt, um ein breiteres Erfahrungsspektrum in dieses Buch einfließen zu lassen. Teile des Buches mögen dir vorkommen, als würde ich eine ganze Kavallerie von Minderheiten-Superstars ins Feld führen, um eine fortlaufende Liste abhaken zu können, doch die einzige andere Option wäre gewesen, dass ein weißer Mann dich darüber belehrt, warum man nicht sexistisch, rassistisch, behindertenfeindlich oder transphobisch sein soll. So geht das nicht.

Jede Stimme in diesem Buch wurde von mir gebeten, uns dabei zu helfen, ein Verständnis dafür zu entwickeln, wie wir noch besser gegen Unterdrückung kämpfen können. Viele der Menschen, die hier zu Wort kommen, sind meine Freunde, die ich nicht nur liebe, sondern die ich auch für überragend intelligent und »angeknipst« halte. Es ist mir eine Ehre, dass sie zu diesem Buch beigetragen haben, und ich bin mir sicher, du wirst ihre Geschichten zu schätzen wissen.

Um dir ab und an eine Pause von meinem rechtschaffenen Gelaber zu gönnen, gibt es am Ende der einzelnen Kapitel immer eines meiner Lieblingsrezepte als Belohnung. Mir gefällt der Gedanke, dass sich einige meiner Leserinnen und Leser die Zeit nehmen, kurz in die Küche zu huschen und sich eine Portion Kartoffelbrei-Taquitos oder Chipotle-Käse-Popcorn zu machen.

Dieses Buch vermittelt dir einen Eindruck von dem, was mich am Leben erhält. Ich habe meinen Beruf als Lehrer an den Nagel gehängt, weil ich das Gefühl hatte, dass ich als Veganer, dem auch die Menschen am Herzen liegen, etwas Wichtiges zu sagen habe. Meine Veranstaltungen sollen die Menschen glücklicher machen, und der Blog, den ich täglich schreibe, soll unabhängige vegane Unternehmen fördern. Es ist nicht einfach, auf diese Weise Geld zu verdienen, meine Rechnungen zu bezahlen und dabei nicht in Stress zu geraten, aber ich tue all dies, weil ich glaube, dass ich damit etwas bewegen kann.

Aber was ist nun mit den Tieren? Du hast dir schließlich dieses Buch besorgt, weil dir Tiere am Herzen liegen, stimmt’s? Dieses Buch ist keine Sammlung oder Aufzählung der schlimmsten Dinge, die Menschen Tieren antun. Ja, es geht mir auch um die Misshandlungen und das Leiden, dem Tiere ausgesetzt sind, aber ich weiß, dass du nicht dumm oder schlecht informiert bist. Ich will nicht deine Intelligenz beleidigen, indem ich dir auf jeder Seite sage, dass Tiere Gefühle haben und Menschen ihnen die Hälse durchschneiden. Das weißt du ja schon. Du hast dieses Buch gekauft, weil du schon längst dabei bist, dein Mitgefühl für Tiere zu erweitern. Ich bin nur hier, um dir dabei Gesellschaft zu leisten und dich daran zu erinnern, dass du es schaffen kannst. Alles, was in diesem Buch steht, soll dazu dienen, die Lebensumstände von Tieren zu verbessern, auch wenn es sich manchmal nicht so anfühlt. Man kann nicht nach bestem Wissen und Gewissen das Richtige für Tiere tun, ohne sich all der anderen Formen von Unterdrückung bewusst zu werden.

Das Einzige, was ich mir wirklich für dieses Buch wünsche, ist, dass die Menschen es mit offenem Geist und offenem Herzen lesen. Auch wenn du noch kein Veganer bist und auch keiner werden willst, sollst du wissen, dass dieses Buch genauso für dich geschrieben wurde wie für jeden langjährigen Veganer. Wenn du auf etwas stoßen solltest, das dich nicht direkt abholt, ist es in Ordnung, darüber nachzudenken und später darauf zurückzukommen. Hey, es ist sogar in Ordnung, nicht meiner Meinung zu sein. Ich kann dich nur bitten, mir zuzuhören. Danke für deine Zeit und danke, dass du mich auf dieser Reise durch den ethischen Veganismus begleitest. Ich genieße deine Gesellschaft schon jetzt!

KAPITEL EINS:

WARUM VEGAN?

Man muss die Fakten wissen, den eigenen Anteil erkennen und im Herzen fühlen, dass es einfach das Richtige ist.

Es mag dir komisch vorkommen, aber ich werde dieses Kapitel nicht damit beginnen, dir zu erklären, warum ich Veganer bin. Das wäre doch allzu offensichtlich, oder?

Ich würde gern mit einer etwas älteren Geschichte aus meinem persönlichen Erfahrungsschatz beginnen, damit wir uns in Ruhe beschnuppern können. Du sollst wissen, woher ich komme, damit du verstehst, wie ähnlich wir uns sind. Das ist mein ganz persönlicher, hinterhältiger Trick, okay? Wenn dich dann die Welle der Erkenntnis erwischt und dir klar wird, wie unfassbar einfach und sinnvoll die Entscheidung für ein veganes Leben ist, werde ich wie ein freundlicher dicker Onkel in deinem Kopf hocken und flüstern: »Ich wusste doch, dass du das hinkriegst.«

Der Tag wird kommen, an dem du verkündest: »Hey, wenn der dicke schwule Kerl das schafft, dann schaffe ich das auch!«

Nun ergreif doch bitte meine haarige Hand, damit wir uns auf eine kleine Zeitreise in ein Australien begeben können, in dem Hugh Jackman sich noch lange nicht in Wolverine verwandelt hatte, Paul Hogan ein Nationalheld war und das Beste, was ein schwuler Junge wie ich sich erhoffen durfte, der endgültige Abschied von seiner Heimatstadt war.

Wenn man als kleiner Junge in Australien aufwächst, kommt man an Tieren einfach nicht vorbei. Als junger Mensch (damals zwar schwul, aber weder dick noch Veganer) war ich in dieser Stadt am Meer, die ich nur widerwillig mein Zuhause nannte, tagtäglich mit der Existenz von Tieren konfrontiert. Ich begegnete ihnen auf meinem Teller, in meiner Brotbüchse, im Meer, im Fernsehen und in Form von Kleidung auch an meinem Körper.

Den Großteil meiner prägenden Jahre lebte ich zusammen mit meiner Mutter auf einem billigen Dauercampingplatz an der Küste von Queensland. Es war zugleich ein extremes wie auch einfaches Leben, in dem meine größte Sorge darin bestand, die verschlafene Hauptstraße in einem Stück zu überqueren, um uns aus dem Fish & Chips-Imbiss unser Abendessen zu besorgen. Wenn ich irgendwo ein paar Münzen zusammenkratzen konnte, bestellte ich immer auch ein paar frittierte Würstchen dazu oder spielte Prince auf der Jukebox.

Ich weiß nicht genau, ob der Begriff ›Surf and Turf‹ tatsächlich aus dieser Ecke der Welt stammt, aber sie hat sich definitiv als Hauptstadt von Steaks und Meeresfrüchten einen Namen in der Geschichte der Menschheit gemacht. Meine Mutter nahm mich mit in Pubs und Cafés, wo Kellner in Sandalen und pastellfarbenen Hypercolor-T-Shirts (ja, solche, die bei Hitze die Farbe wechselten) uns gewaltige Speisekarten in die Hand drückten, in denen unzählige Möglichkeiten, ein Stück Fleisch zuzubereiten, vorgestellt wurden. Wenn ich mich recht erinnere, war das Gericht meiner Wahl meist ein Krabbencocktail. Im Netz gefangene Meeresbewohner, die erst zerkrümelt und dann gebraten wurden, ehe man sie in einem schicken matten Glas mit scharfer Soße, die an den Seiten heruntertropfte, servierte.

Meine Kindheit war das, was man, höflich ausgedrückt, als sozialökonomisch benachteiligt bezeichnen würde, aber korrekterweise müsste man von arm sprechen, wenn man bedenkt, dass ich den Großteil meiner vorpubertären Jahre über nie ein richtiges Haus betreten habe. Ich verbrachte meine Tage damit, in den Klippen herumzuklettern und die Fischerboote zu beobachten, die mein preisgünstiges Mittagessen an Land brachten, während über ihnen unablässig fußballgroße kreischende Möwen kreisten und im Sturzflug im Fahrwasser der Boote fischten. Wenn ich Glück hatte (oder genügend Geduld aufbrachte), konnte ich Delfine oder Wale beobachten, die zwischen meinem Felsversteck und der benachbarten Insel durch die sonnendurchflutete Bucht schwammen. Ich wusste nicht, wohin diese Tiere unterwegs waren, geschweige denn, woher sie kamen. Ich wusste nur, dass sie sich von diesem armen Jungen, der dort am Strand lebte, entfernten, genau wie die Passagiere der Jumbojets, die sich bequem zurücklegten, während sie über die ewig hungrigen Möwen hinweg und in den unfassbar blauen Himmel über mir flogen.

Wenn die Sonne allzu heiß brannte oder die salzige Gischt mir zu schaffen machte, kletterte ich von den bröckeligen roten Klippen herab und machte mich auf den Heimweg entlang der sandigen, mit Kiefernzapfen, glatt polierten Glasscherben und kunstvoll verschlungenem Treibholz übersäten Bucht. Bei meinen täglichen Streifzügen am Strand warteten regelmäßig unerwartete, wenn auch nicht gerade außergewöhnliche Überraschungen auf mich.

Eines späten Sommernachmittags erspähte ich vor mir an der Küste eine Gruppe sonnengebräunter Kinder und Teenager, die sich um einen flachen Gezeitentümpel scharten. Ich ging an den glitzernden Schmuckstücken im Sand, die normalerweise meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hätten, vorbei, weil ich dachte, dass dort vorn am Strand etwas Spektakuläres zu entdecken war. Strandkinder haben meist nicht viel zu tun, und es ist leicht, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen, aber das dort war wirklich eine ziemliche Menschenmenge, die einen Mordsspaß verhieß.

Ich drängelte mich zu einem Platz, der zwar nicht gerade in der ersten Reihe lag, mir aber über die Schultern der kleineren Kinder hinweg einen guten Blick auf das Geschehen ermöglichte. Was sich da in dem Gezeitentümpel vor meinen Augen wand und wild um sich schlug, war ein Hai. Kein Monstrum à la der Weiße Hai, das an Land gekommen war, um endlich Rache zu nehmen an einer Familie, die ihn in den Siebzigern verärgert hatte. Bei dem Hai, der in dem Gezeitentümpel gestrandet war, handelte es sich um einen kompakten Fisch, der gerade einmal 60 cm lang war. Aber natürlich hielten sich alle, die nahe genug dran waren, für unglaublich mutig, wenn sie das gefangene Tier mit Stöcken stupsten und anstießen. Es wand sich verzweifelt in dem flachen Becken, bis es schließlich zu erschöpft war, um weiter zu kämpfen. Es hatte sich scheinbar damit abgefunden, einfach dort zu liegen und das Gestocher über sich ergehen zu lassen.

Nach all den Jahren ist meine Erinnerung sicher nicht mehr taufrisch. Es vergingen jedenfalls nur Sekunden oder Minuten, bis schließlich ein Erwachsener mit demselben genervten Gesichtsausdruck, den alle Erwachsenen zur Schau tragen, wenn Kinder lästig werden, zu uns herüberstürmte. Er schubste uns aus dem Weg, nahm den Hai bei der Schwanzflosse und warf ihn zurück in den trüben Ozean.

Wenn man sich den ganzen Tag lang draußen in der Natur aufhält, kommt man irgendwie stärker mit Leben und Tod in Berührung. Eines Tages, ich war gerade mit meiner Familie auf einem unserer Ausflüge rüber zur Insel gegenüber der Bucht, entdeckten wir eine Riesenschildkröte, die im Mondlicht ihre Eier vergrub. Einige Zeit später entdeckte unsere Gruppe von Strandpiraten eine weitere Schildkröte. Sie war gigantisch und tot – irgendwer hatte ein riesiges Stück aus ihrem Panzer und Fleisch gebissen. Meiner Meinung nach konnte nur der Weiße Hai dafür verantwortlich sein, obgleich einige der älteren Kinder, die sich für besonders schlau hielten, hartnäckig darauf beharrten, dass der Schuldige nur eine Schiffsschraube sein konnte.

Ich frage mich oft, ob es sich um dieselbe Schildkröte handelte. Oder ob es eines ihrer Babys war, das die lebensgefährliche Reise aus dem sandigen Nest in die rauen Wellen überlebt hatte.

Mit meinem Vater fischen zu gehen, war eine Konfrontation mit Leben und Tod, an die ich keine besonders guten Erinnerungen habe, was hauptsächlich daran lag, dass mein Vater in jeder Hinsicht ein furchtbarer Mensch gewesen ist. Keine Sorge, er kann den Verlag nicht mehr verklagen oder beleidigt sein. Er starb vor einigen Jahren und ist nun zusammen mit der tragischen Meeresschildkröte und den billigen, im Netz gefangenen Krabben als bloße Erinnerung abgeheftet.

Mein Vater, mit dem ich wider besseres Wissen und entgegen meiner Wünsche jedes zweite Wochenende verbringen musste, nahm mich immer mit auf einen kalten, dunklen Pier, wo ich ihm dann zusehen durfte, wie er lebendige Würmer auf Haken spießte, um damit Fische zu fangen. Ich weiß nicht genau, ob mir damals schon schwante, wie grausig die Fischerei eigentlich ist, aber ich erinnere mich noch genau, wie vollkommen niedergeschlagen ich während dieser Ausflüge immer war. Die Fische zappelten und wanden sich in dem Eimer, über den ich unerklärlicherweise immer die Oberaufsicht hatte, während mein Vater mich dafür zur Sau machte, dass ich nicht Manns genug war, es ihm gleichzutun. Ich war vielleicht fünf Jahre alt, aber diese Erfahrung ließ mich schon erahnen, dass man Tiere und Menschen gleichermaßen freundlich behandeln sollte. Er mag ein mieser Vater gewesen sein, aber immerhin war mir diese Situation eine wichtige Lehre.

Als Kind habe ich viel gelesen, und Bücher dienten mir als wunderbare Möglichkeit, aus der Wirklichkeit zu fliehen. Eines der eindrucksvollsten Bücher von damals war die traurige Geschichte eines Außenseiters namens Andy. I Own the Racecourse von Paticia Wrightson handelte von einem bedauernswerten Jungen, dem weisgemacht wurde, er hätte einem Obdachlosen für ein bisschen Kleingeld die lokale Pferderennbahn abgekauft. Kinderbücher waren damals noch keine Geschichten mit Happy End, so viel steht fest.

Inspiriert von meinem Antihelden aus jener deprimierenden Geschichte, ließ ich hin und wieder meinen Lieblingsplatz am Strand hinter mir und besuchte die Rennbahn, die nur wenige Blocks vom Meer entfernt lag. Die verlassene Sprecherkabine war für mich der perfekte Außenposten, um zu beobachten, wie die Pferde mit der Peitsche über die Bahn getrieben wurden, während die Menge jubelte und auf der glänzenden neuen Zuschauertribüne aus Glas und glitzerndem Stahl Bier in sich hineinschütteten. Aus irgendeinem mir unbekannten Grund faszinierten mich die Pferde. Ich war als Kind eigentlich kein Pferdefan gewesen, aber etwas an den Pferden hier auf der Rennbahn schlug mich in seinen Bann.

In Australien wurden uns Pferderennen als chauvinistische Freizeitaktivität verkauft, für die Schulkinder sich zu interessieren hatten, wenn sie als anständige Bürger durchgehen wollten. Der Melbourne Cup ist ein Rennen, bei dem die ganze Nation in jedem Jahr alles stehen und liegen lässt, und meine Schule bildete da keine Ausnahme. In australischen Schulen gab es Fernseher auf fahrbaren Gestellen, und wenn der Melbourne Cup stattfand, wurde ein solcher Fernseher in unser Klassenzimmer gefahren, damit wir das Rennen verfolgen konnten.

Einer der verantwortungsvolleren Schüler wurde mit einer leeren Eisschachtel mit einem Schlitz im Deckel von Klassenzimmer zu Klassenzimmer geschickt, damit die Lehrer ihre Wetten abgeben konnten. Für kleine Kinder war es allenfalls verwirrend, wenn sie zuschauen mussten, wie Tiere zum Rennen gezwungen wurden, während Erwachsene Wetten darauf abschlossen.

Meine Tante Jackie hat mich einmal mit in den Zirkus genommen, und ihr könnt mir wirklich glauben, dass es dort mehr Tiere als Menschen gab. Ich kann mich nicht erinnern, wie viele Tiere dort gezwungen wurden, durch brennende Reifen zu springen, auf Drahtseilen zu balancieren oder auf winzigen Mofas zu fahren.

Ich war schon viel größer als die anderen Kinder meines Alters, als man mir diesen Zirkusbesuch unterschob, und der Esel, der mich im Kreis herumtragen musste, sah nicht besonders glücklich aus angesichts dieser Aufgabe. Meine in braunem Kordsamt steckenden Beine schleiften über den Boden, während das heiße Scheinwerferlicht die Szene beleuchtete und fies aussehende Clowns angesichts des großen Kindes auf dem traurigen Esel in sich hinein grinsten. Ich bin mir ziemlich sicher, dass dies mein letzter Besuch in irgendeiner Art von Zirkus gewesen ist, was jedoch eher meiner persönlichen Kränkung und Scham zuzuschreiben ist als meinen Bedenken wegen der dortigen Tierhaltung.

Weihnachten war bei uns zu Hause immer grässlich. Es war grundsätzlich schwül-heiß, und darüber hinaus durften wir mit einer Horde Verwandter herumsitzen, deren Einstellung von milde bis durch und durch rassistisch reichte. Tiere spielten am Weihnachtstag auch eine tragende Rolle, angefangen bei dem Schwein-das-jetzt-Schinken-hieß, der in einem in Wasser getränkten Kissenbezug aufbewahrt wurde, damit er schön frisch blieb, bis hin zum Familienhund, der unter dem Tisch auf Leckerlis hoffte. Krabben, Krebse, Hühnchen und Truthähne, die allesamt einmal lebendig gewesen waren, lagen nun auf dem Buffet verstreut, um mir und lauter Leuten, die ich nicht besonders gut leiden konnte, die Festtagsstimmung zu erleichtern.