FederLeicht. Wie der Kuss einer Fee. - Marah Woolf - E-Book

FederLeicht. Wie der Kuss einer Fee. E-Book

Marah Woolf

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Beschreibung

"Vergiss die Elfenwelt, vergiss Damian, vergiss einfach alles - für den Moment." Cassian und Eliza wurden aus der magischen Welt verbannt, Rubin ist verschwunden und Sky völlig verzweifelt. Der einzige Lichtblick: Grace ist wieder da! Aber Damian de Winter greift unerbittlich nach der Macht, um die magischen Völker zu unterjochen. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er die zwei fehlenden Siegel für sich fordert. Da erreicht Eliza eine Nachricht von Elisien, der Königin der Elfen, und sie muss entscheiden, wie viel sie riskiert, um die Magische Welt zu retten. Werden ihre Freunde und vor allem Cassian ihr zur Seite stehen oder muss sie sich ihrer Bestimmung allein stellen?

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Inhalt

Titelseite

Über die Autorin

Vorwort

Prolog

1. Kapitel

2. Kapitel

3. Kapitel

4. Kapitel

5. Kapitel

6. Kapitel

7. Kapitel

8. Kapitel

9. Kapitel

10. Kapitel

11. Kapitel

12. Kapitel

13. Kapitel

14. Kapitel

Epilog

Nachwort

Die Figuren in Band 6

FederLeicht 7

Leseprobe

FederLeicht

Wie der Kuss einer Fee

Sechstes Buch

Deutsche Erstausgabe Dezember 2017

Überarbeitete Ausgabe: August 2018

Copyright © Marah Woolf, Magdeburg

Umschlaggestaltung: Carolin Liepins

Lektorat: Jil Aimée Bayer

Korrektorat: Gisa Marehn

 

 

Alle Rechte, einschließlich die des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

 

Impressum:

IWD Körner, Hasselbachplatz 3, 39124 Magdeburg

[email protected]

Facebook: Marah Woolf

www.marahwoolf.com

Twitter: MondSilberLicht

Instagram: marah_woolf

Pinterest: Marah Woolf/FederLeicht

WhatsApp unter 01621011176 Vermerk News

Über die Autorin

Marah Woolf wurde 1971 in Sachsen-Anhalt geboren, wo sie auch heute noch mit ihrem Mann, ihren drei Kindern, einer Zwergbartagame, zwei Hasen und Kater Popcorn lebt. Sie studierte Geschichte und Politik und erfüllte sich mit der Veröffentlichung ihres ersten Romans 2011 einen großen Traum. Mittlerweile sind die MondLichtSaga, die BookLessSaga, die FederLeichtSaga sowie die GötterFunkeSaga vollständig erschienen. Im Herbst 2018 beginnt mit Rückkehr der Engel ein neues Fantasyabenteuer.

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Schnee sinkt zur Erde federleicht,

ein Ort durch die Kugel dem anderen weicht.

 

Uhr, die Zeit verstummen lässt,

Vergangenes – es wird um Fest.

 

Flöte jeden Wunsch erfüllt,

Unglück sich in Schweigen hüllt.

 

Spiegel nichts vor dir verbirgt,

Lüge keinen Zauber wirkt.

 

Zauberkraft in der Feder sitzt,

nützt nur dem, der sie besitzt.

 

Ring dich jederzeit versteckt,

bestimme selbst, wer dich entdeckt.

 

Schlüssel immer dich beschützt,

wenn vorsichtig du ihn benützt.

Prolog

Warum schubste dieser Bengel mich ständig so herum? Nur weil seine Mutter einmal die Hohepriesterin von Leylin gewesen war, musste er sich nicht einbilden, dass jeder nach seiner Pfeife tanzte.

Gut, ich hatte versprochen, ihm zu helfen. Aber deswegen konnte ich mir doch nicht alles gefallen lassen. Interessierte es ihn denn gar nicht, was in Avallach vor sich ging? Was aus Eliza geworden war und aus Cassian? Er und der Elf waren mal beste Freunde gewesen. Ja, ich hatte Merlin versprochen, ihm zu helfen. Und er konnte die Hilfe eines weisen und erfahrenen Trolls wirklich gut gebrauchen. Ohne mich hätten ihm diese hochnäsigen Baumfaune nie erzählt, was er wissen wollte. Na gut. Solea hatte auch noch ein Wörtchen mitgeredet. Die Kleine war so schlau wie eine Füchsin und hatte ganz unterwürfig getan. Diese eingebildeten Baumfaune waren voll auf ihre Tricks reingefallen. Jedenfalls wussten wir nun, wo Larimar sich versteckt hielt. Nicht, dass uns diese Information etwas nützte, aber man konnte ja nie wissen. Warum Rubin ausgerechnet jetzt so scharf darauf war, seine Mutter wiederzusehen, war mir allerdings schleierhaft. Ich hoffte nur, Damian kam seinem Sohn nicht auf die Schliche. Aber dieser Schwarzmagier sonnte sich ja gerade in seiner Überlegenheit. Wie dumm manche Völker waren, dass sie nicht sahen, was sich hinter seiner glatten Maske verbarg. Aber was sagte ich! Mein eigenes Volk marschierte direkt hinter ihm. Sie sollten sich schämen. Alle miteinander.

1. Kapitel

Was machst du hier?«, entfuhr es mir, und ich trat einen Schritt zurück. Grace’ verlegenes Lächeln verwandelte sich in eine aufgebrachte Grimasse. »Habt ihr gestern zu viel getrunken?«, fragte sie misstrauisch. »Ich hoffe, ihr hattet Spaß. Ich habe mich nämlich schrecklich gelangweilt.«

Ich rieb mir die Augen. Sie stand wirklich und wahrhaftig vor mir. Dabei war es einfach unmöglich und konnte nicht sein. Sie war tot. Das wusste ich genau. Und trotzdem … Ich wischte mir die Tränen aus dem Gesicht und blickte Hilfe suchend zu Sky, die verwirrt blinzelte. Sie musste im Schlaf geweint haben, denn ihr Gesicht war ganz verquollen. Mein Herz zog sich vor Mitleid zusammen. Ob sie je über Victors Tod hinwegkam? Von ihr war gerade keine Hilfe zu erwarten.

»Ich lasse mir das nicht länger von euch bieten!«, schimpfte Grace im selben Moment los. »Ständig schließt ihr mich aus. Wo wart ihr gestern Abend? Warum habt ihr mich nicht mitgenommen? Ich bin euch gefolgt, und dann wart ihr plötzlich weg. Wie vom Erdboden verschluckt.« Ihre Wangen röteten sich vor Wut. »Es war gruselig. Das habt ihr mit Absicht gemacht.«

Sie klang genau wie die echte Grace, die mir und Sky immer furchtbar auf die Nerven gegangen war.

Früher einmal hätte ich mich weggedreht oder ihr den Vogel gezeigt. Ja – früher hätte ich ihr gesagt, dass sie keinen Anspruch auf unsere Freundschaft hat. Aber dieses Früher gab es nicht mehr. Grace lebte. Ich konnte es nicht fassen. Ich streckte die Hand aus, um sie zu berühren, um mich zu versichern, dass ich nicht mehr träumte. Das Haus der Wünsche hatte sie doch verschlungen, sie getötet, wie all die Insassen, die es vor uns dorthin verschlagen hatte. Sie konnte nicht wirklich und wahrhaftig hier vor uns stehen. Sie war gestorben, und ich hatte wochenlang um sie getrauert. Mir wurde schwindelig. Ich tastete mich zu einem kleinen Sessel am Fenster.

Die ganz und gar untote, stinkwütende Grace streifte ihren Mantel ab und warf ihn über einen Stuhl, der unter einem beängstigenden Wäscheberg umzukippen drohte. Ich musste unbedingt aufräumen, ging es mir völlig unpassend und viel zu normal durch den Kopf. Da war ich so lange weg gewesen, und hier hatte sich nichts verändert. Eigentlich sollte ich mittlerweile an derlei Merkwürdigkeiten gewöhnt sein. Aber es gab Dinge, an die gewöhnte man sich nie. Auferstehung von den Toten war auch so eine Sache.

»Ich wette, ihr hattet eine super Party.« Grace setzte sich schmollend auf den Rand unseres Bettes. Ihr schien gar nicht aufzufallen, dass Sky und ich sie sprachlos anstarrten. »Und ich musste wieder nach Hause gehen. Allein. Dabei hatte ich mir extra so ein schönes Kleid gekauft.«

»So toll war die Party nicht«, meinte Sky schleppend. Woher sie die Kraft zu Erklärungen nahm, war mir schleierhaft. Ihre Haut schimmerte grau und durchscheinend vor Kummer. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte.

Grace lebte.

Es klopfte wieder an der Tür, nur deutlich verhaltener als vorhin.

»Herein!«, rief ich kraftlos und war froh, Cassian zu sehen. Bestimmt hatte er eine Erklärung. Bei seinem Anblick sperrte Grace den Mund auf, und dann leckte sie sich tatsächlich die Lippen. Ich konnte es nicht fassen. Mein Elf sah natürlich wie immer zum Anbeißen aus. Aber das gab ihr nicht das Recht, ihn mit ihren unverschämten Blicken zu verschlingen. Wiederauferstanden hin oder her. Cassian trug Jeans, die Frazer gehören mussten, und ein dunkelblaues T-Shirt. Seine Haare hatte er zu einem lockeren Zopf gebunden, wodurch die Narbe, die sich über seine Wange zog, und seine spitzen Ohren deutlicher zu sehen waren. Ich nahm an, Grace bemerkte die ungewöhnliche Ohrenform nicht.

»Ich habe Stimmen gehört.« Er tastete sich durch den unbekannten Raum zu mir vor. »Da dachte ich, dass ihr wach seid.«

Ich ergriff seine Hand, um mich zu vergewissern, dass er wirklich hier war. Wenn Grace ein Traum war, dann er vielleicht auch. Aber seine Körperwärme war ganz und gar wirklich.

»Das ist Grace«, erklärte ich ihm und drückte seine Finger. »Eine Freundin von Sky und mir.« Offiziell kannte er sie schließlich gar nicht.

Cassian neigte den Kopf zu mir herunter. »Grace?«, fragte er flüsternd, und seine Lippen strichen über mein Ohr. »Unsere Grace? Bist du sicher, Eliza?« Auch er wusste offenbar nicht, wie dieses Wunder hatte geschehen können.

»Unsere Grace«, bestätigte ich leise und konnte die Augen nicht von ihr nehmen.

»Bist du krank?«, fragte sie gerade Sky. »Du siehst aus, als hättest du Fieber.«

Cassian versteifte sich neben mir, als er ihre Stimme erkannte. »Das kann nicht sein.« Seine Finger pressten meine so fest, dass es beinahe wehtat. Dann zog er mich an sich und legte mir schützend den Arm um die Schulter.

»Offenbar doch.« Grace lebte, nur das war von Bedeutung. Obwohl sie immer noch eingeschnappt und mit vor der Brust verschränkten Armen auf meinem Bett saß, hätte ich sie am liebsten noch mal berührt. Nur um sicherzugehen. Und dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. Manchmal war ich wirklich blöd. Natürlich! Das musste eine Falle sein. Eine Falle, die Damian de Winter uns stellte. Er war schließlich immer noch hinter uns her. Er hatte sein Ziel nicht erreicht und vergeudete keine Zeit. Alles in mir zog sich zusammen, und die Freude, die ich gerade noch empfunden hatte, verpuffte augenblicklich. Niemand kehrte einfach so von den Toten zurück. Und Grace war tot.

»Seid ihr beide etwa zusammen?« Grace stand auf und schlenderte zu uns. Wie die echte Grace traute auch diese hier mir nicht zu, dass ein Mann wie Cassian sich in mich verlieben könnte. Ich widerstand dem Drang, vor ihr zurückzuweichen. Was hatte Damian sich da ausgedacht? Wie hatte er das gemacht? Ob Victor ihm diesen Rat gegeben hatte? Was hatte er seinem Vater noch alles über uns verraten? »Kennen wir uns von der Uni?«, fragte sie mit einem verführerischen Augenaufschlag. »Du bist mir noch nie aufgefallen.« Sie flirtete mit ihm. Das war ja die Höhe. Damian hatte seiner Handlangerin nicht nur Grace’ Gesicht und ihren Körper gegeben, sondern auch eine perfekte Kopie ihres Geistes. Jedenfalls des Geistes, den sie vor dem Haus der Wünsche besessen hatte. Aber damit war sie bei Cassian an der falschen Adresse. Er konnte diese blöde Anmache ja nicht mal sehen. Er schnaubte verächtlich und zog mich in Richtung Tür. Was sollte das jetzt? Ich ließ doch Sky mit dieser Person, diesem Ding, oder was auch immer es war, nicht allein. »Warte«, verlangte ich, und Cassian blieb, wenn auch widerwillig, stehen.

»Woher hast du gewusst, wohin wir wollten?«, fragte ich das Gracedouble. »Wie bist du uns gestern Abend hinterhergekommen?« Das gestern Abend kam mir nur stockend über die Lippen. Immerhin war es für mich nicht gestern gewesen.

Verlegen verschränkte sie die Hände ineinander. »Als ich dieses glitzernde Stück Papier während der Vorlesung in deinen Händen gesehen habe, dachte ich mir, dass diese Party etwas ganz Besonderes sein muss, und ich wollte nicht schon wieder einen Abend allein herumhängen … Und dann hast du es fortgeworfen.«

Es war dieselbe Begründung, die die echte Grace uns geliefert hatte. Sollte Damian so eine Macht besitzen?

»Warum hast du Fynn nicht angerufen?«, fragte ich nach. Damian würde uns nicht so einfach um den Finger wickeln.

Verlegen kratzte Grace sich am Hals. Eine vertraute Geste. Ich hatte sie schon das ein oder andere Mal bei ihr beobachtet, auch wenn die echte Grace nicht sonderlich oft verlegen gewesen war.

»Du weißt doch genau, dass er nicht mehr mit mir spricht«, antwortete sie zögernd. »Also rufe ich ihn auch nicht mehr an. Er hat mich fein säuberlich aus seinem Leben radiert.« Eine Träne tropfte auf ihre Hände.

Sehr beeindruckende schauspielerische Leistung. Das musste man ihr lassen. Aber auch genau die Antwort, die die echte Grace uns gegeben hätte.

Konnte es sein, dass dieses Abbild tatsächlich eine exakte Kopie unserer Grace war? Wie hatte Damian das gemacht? Ich meine, die Optik war das eine. Aber woher wusste er, wie Grace fühlte und dachte? Wer sonst in meinem Leben war dann noch nicht echt? Wenn es ihm mit Grace gelang, konnte Damian de Winter etwa jeden ersetzen, und würde ich auf diese Kopien hereinfallen? Frazer tauchte in der Tür auf. Sein Haar war zerzaust und das T-Shirt zerknittert. Dunkle Schatten lagen unter seinen Augen. Er hatte offensichtlich nicht gut geschlafen.

»Grace?«, fragte er genauso erstaunt, wie wir alle es waren. Dann glitt sein besorgter Blick zu Sky, und mit langen Schritten ging er zu ihr. Sie lag immer noch auf dem Bett und wirkte ziemlich apathisch. Sie brauchte Zeit zum Trauern. Wir alle brauchten eine Verschnaufpause. Aber genau die wollte Damian uns anscheinend nicht gönnen.

»Ich würde gern aufstehen«, sagte sie abwesend zu Frazer, als er sich über sie beugte, und schwang die Beine über die Bettkante. Er wollte nach ihrem Arm greifen und ihr helfen, aber sie zuckte bei der Berührung zusammen. Frazer presste die Lippen aufeinander.

»Könntet ihr bitte rausgehen?«, fragte Sky und sah ihn nicht mal an.

Ich würde sie nicht mit dem Klon allein lassen. Leider wollte ich auch nicht mit dem Ding in einem Raum bleiben. Wer wusste schon, in was es sich noch verwandeln konnte. Andererseits … es half ja nichts, sich zu verstecken. Ich sollte den Spieß einfach umdrehen. Angriff war schließlich die beste Verteidigung.

»Natürlich«, sagte Frazer, nachdem er Sky aufmerksam gemustert hatte. Traurigkeit lag auf seinem Gesicht, aber dann folgte er ihrem Wunsch und verließ das Zimmer.

Cassian war nicht ganz so gehorsam. »Wir wissen nicht, was er vorhat«, raunte er mir zu. »Was er damit bezweckt. Sei vorsichtig.«

Als wenn ich das nicht wüsste. »Vielleicht kann ich sie etwas ausquetschen.« Ich schob ihn nach draußen. Was sollte Damian schon wollen? Er brauchte die Siegel. Und um in ihren Besitz zu kommen, brauchte er mich. Vorher würde er mich kaum töten.

Die Tür schloss sich hinter den Jungs, und Grace blickte mich anerkennend an. »Da hast du einen hübschen Fang gemacht. Hätte ich dir gar nicht zugetraut.«

Sky stand auf und schleppte sich in das angrenzende Bad.

»Was ist denn mit ihr los? Hat sie gestern zu viel getrunken, oder hat Frazer mit einer anderen rumgemacht?« Grace lachte gehässig. »Kein Wunder, so wie sie ihn zappeln lässt. Dabei hat sie schließlich Victor. Ist der auch hier?«

Dieses Mädchen hatte nichts mit der netten Grace gemein, die mir im Haus der Wünsche zur Seite gestanden hatte. Dieses Mädchen war genau die blöde Schnepfe, die ich seit meiner Schulzeit kannte. Damian hatte einen Fehler begangen, wenn er hoffte, ich würde mich ihr anvertrauen. Es sprach nicht gerade für seine Menschenkenntnis, wenn er mich für so dumm hielt. Andererseits konnte diese Grace ja auch nicht wissen, was im Haus der Wünsche geschehen war. Vielleicht hatte Victor vergessen, seinem Vater zu erzählen, dass sie meine einzige Verbündete gewesen war. Obwohl es dann gar keinen Sinn

ergab, dass Damian ausgerechnet Grace auf uns ansetzte. Das war alles kompliziert, und ich konnte vor meiner ersten Tasse Kaffee nicht richtig denken.

Die Dusche im Bad begann zu rauschen.

»Ich weiß, dass du mich nicht sonderlich magst«, begann Grace nach einer Weile erneut. »Weil du denkst, ich hätte deinen Bruder betrogen.«

Das war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Ich runzelte die Stirn. Die echte Grace hatte mir im Haus der Wünsche erzählt, dass der Betrug nur eine Lüge gewesen war. Ich schätze, ich wollte ihn einfach nur eifersüchtig machen, aus der Reserve locken – deshalb habe ich mit anderen Jungs geflirtet. Das war bescheuert von mir. Aber geschlafen habe ich nicht mit dem Typen. Er hat das bloß gesagt, um anzugeben. Davon konnte Damians Kopie doch unmöglich wissen. Das hatte ich Victor nie verraten. Es war viel zu privat.

»So war es gar nicht«, setzte Grace kleinlaut hinzu. »Ich wollte ihn nur aus der Reserve locken.« Noch eine Träne rollte ihr über die Wange. »Ich habe ihn wirklich geliebt. Auch wenn du es mir nicht glaubst. Es war so dumm von mir, ihn zu provozieren.«

Jetzt kam ich gar nicht mehr mit. Weshalb gab sie sich ausgerechnet vor mir diese Blöße? Und Damians Geschöpf konnte doch wirklich egal sein, was mein Bruder über die echte Grace dachte. Verwirrt fuhr ich mir durch die Haare. »Das musst du mit Fynn ausmachen.« Die Grace, mit der ich mich im Haus der Wünsche angefreundet hatte, würde ich jetzt trösten. Die Fälschung konnte darauf lange warten. »Es ist besser, wenn du gehst.« Ich durfte sie nicht provozieren. Sie sollte denken, dass ich auf die Scharade hereinfiel.

»Aber … ich dachte«, stammelte sie. »Wir könnten den Tag miteinander verbringen. Ich habe heute keine Uni, und ich …«

Sky kam aus dem Bad. Sie hatte sich ein Handtuch um den Kopf und eins um den Körper geschlungen. Sie brauchte mich jetzt. Alles andere konnte warten. Musste warten. Mein Geduldsfaden riss endgültig. Damian hatte uns das angetan. Er hatte meiner besten Freundin das Herz gebrochen.

»Ich weiß nicht, was für ein Spiel Damian treibt«, herrschte ich Grace an. »Aber wir fallen nicht darauf rein. Richte ihm das aus.«

Grace blinzelte. »Damian?«, fragte sie verwundert. »Wer ist das? Ich kenne niemanden, der so heißt.«

Eins musste ich ihr wirklich lassen, schon die echte Grace war in der Schule eine ganz passable Laienschauspielerin gewesen, aber diese hier hatte ihre Fähigkeiten nahezu perfektioniert.

»Richte ihm aus, dass er die Siegel nicht bekommt – und wenn er sich auf den Kopf stellt!«, schnauzte ich. Wenn sie sich in ein Ungeheuer verwandelte, war ich selbst schuld. Gerade noch hatte ich diplomatisch vorgehen wollen. Aber Sky so zerbrechlich zu sehen, das gab mir den Rest. Der Mann hatte bereits so viel Unheil angerichtet.

Grace blicke mich an, als wäre ich diejenige, die durchgedreht war. Dann riss sie ihren Mantel vom Stuhl. »Du bist ja total verrückt!«, stieß sie hervor. »Ich sollte froh sein, deinen Bruder los zu sein. Der Wahnsinn liegt vermutlich in der Familie.« Die Tränen waren verschwunden, und nicht mal ihre Mascara war verwischt. Diese Schwindlerin.

»Hau bloß ab!«, zischte ich und riss die Tür auf. Cassian und Frazer standen kampfbereit an der Wand gegenüber, aber Grace rauschte nur mit geröteten Wangen und gerümpfter Nase an ihnen vorbei.

»Hat sie dich nach dem Siegel gefragt?« Frazer blickte zu Sky, die wieder reglos auf der Bettkante hockte.

Ich schüttelte den Kopf. »Hat sie nicht. Was sollen wir jetzt bloß tun?« In meiner Welt würde Damian ein leichtes Spiel mit uns haben. Ich traute mich nicht mal, nach dem Siegel, das noch immer verborgen unter meinem Pulli hing, zu tasten. Seine Spione konnten überall sein.

Cassian zog mich an sich. »Er wird dir nichts tun. Das lasse ich nicht zu«, flüsterte er mir ins Ohr, und wir wussten beide, dass es eine Lüge war. Er konnte mich nicht mehr beschützen, selbst wenn er es wollte.

»Ich will nach Hause«, hörte ich Sky leise sagen und drehte mich zu ihr um. »Bring mich nach Hause.«

Frazer machte einen Schritt in ihre Richtung, aber ich hielt ihn zurück. »Ich kümmere mich darum«, sagte ich. »Packt eure Sachen zusammen. Wir fahren in einer Stunde nach St Andrews. Ich will hier auch nicht noch länger bleiben.« Die Aussicht, nach Hause zu kommen, beflügelte mich regelrecht. Ich wollte zu Mum, Granny, Dad und Fynn.

»Das geht nicht«, mischte Cassian sich ein. Er hatte sich nicht gerührt, aber er wirkte so angespannt, als lauschte er immer noch Grace’ Schritten, die im Untergeschoss verklungen waren. Dachte er etwa, sie kam zurück? Wir mussten hier weg. Nicht, dass wir in St Andrews sicherer wären, aber ich musste jemand Vertrautes sehen. Ich musste mit Dad reden, ich musste … Vielleicht hatte ja er eine Idee. Ob er wusste, was mit uns passiert war? Hatte jemand ihn über unser Verschwinden informiert? Ging das überhaupt? Aus seiner Perspektive waren die Dinge noch gar nicht passiert. Und auch für uns lagen das Julfest und alles, was danach geschehen würde, in der Zukunft. Vielleicht konnten wir diese jetzt ändern! Allein der Gedanke versetzte mich in ein euphorisches Glücksgefühl. Natürlich. Wir mussten nur einen Brief an Dr. Erickson schreiben. Wenn Quirin ihn überbrachte … falls er überhaupt kam.

Die letzte Überlegung verpasste mir einen Dämpfer.

»Du hast doch gehört, was Sky gesagt hat!«, fuhr Frazer Cassian an, als ich meine Einsichten mit ihnen teilen wollte. »Sie will nach Hause, und da werde ich sie auch hinbringen. Und zwar sofort!« Ich hatte meinen besten Freund selten so entschlossen erlebt. Aber Sky hatte auch noch nie so verloren gewirkt.

»Elizas Großmutter wird den Schlaganfall erst in ein paar Tagen erleiden. Wenn wir jetzt zurückgehen, verändern wir die Zukunft, und dann verschiebt sich auch unsere Vergangenheit«, erwiderte Cassian ungerührt.

Er wusste es also auch. Ein Hoffnungsschimmer glomm in mir auf. Wenn wir alles veränderten, würden Victor und Moira nicht sterben. De Winter konnte den Heiligen Baum nicht in diese Starre versetzen. Wir würden alle seine Pläne durchkreuzen.

»Vergiss es«, raunte Cassian. In meinem Überschwang hatte ich versäumt, meine Gedanken vor ihm zu verbergen. »Wir werden alles so belassen, wie es ist. Wenn wir auch nur versuchen, die Zukunft zu ändern, wird alles nur schlimmer werden. Vertrau mir. Was geschehen ist, ist geschehen.«

Ich lachte hart auf. Noch schlimmer war gar nicht möglich, wenn ich Sky so betrachtete. Frazer drängelte sich doch an mir vorbei. Er kniete vor ihr nieder und redete leise auf sie ein.

Er versuchte kein zweites Mal, sie zu berühren. Sie nickte nur teilnahmslos. Ich sah ihm förmlich an, wie gern er sie in den Arm genommen und getröstet hätte. Aber ihr ganzer Körper drückte eine Abwehr aus, die unüberwindbar schien. Er stand auf und kam zu Cassian und mir zurück. »Ich bringe sie nach St Andrews, ihr könnt ja noch bleiben und abwarten.«

»Lasst euch nicht bei Elizas Eltern oder ihrer Großmutter sehen«, lenkte Cassian ein. Er musste eingesehen haben, dass er Frazer nur mit Gewalt von seinem Plan abbringen konnte. »Wir kommen in ein paar Tagen nach. Und seid vorsichtig. Damian de Winter ist zu allem entschlossen. Die Zeit läuft genauso gegen ihn wie gegen uns.«

»Von uns hat er nichts zu befürchten«, erwiderte Frazer, und ich sah ihm an, dass er mit den Gedanken ganz woanders war.

Was hatte ich nur angerichtet? Ich hatte das Glück meiner besten Freundin zerstört. Das war unverzeihlich. Niemals hätte ich sie in diese Geschichte reinziehen dürfen. Wenn ich das Geschehene bloß rückgängig machen könnte! Warum war ich damals dieser Taube hinterhergegangen. An allem war nur Larimar schuld. Ohne sie wären wir ganz normale Teenager mit ganz normalen Problemen. Dann aber hätte ich auch Cassian nie getroffen und das war etwas, was ich mir nicht mal vorstellen wollte.

»Du musst auf sie aufpassen«, bat ich und verdrängte den egoistischen Gedanken, dass ich für mein Glück nun ihr Unglück in Kauf nahm.

Frazer blickte mich fassungslos an. »Was denkst du eigentlich, was ich die ganze Zeit tue?«, brüllte er plötzlich los. »Denkst du nicht, ich könnte mit meinem Leben etwas Besseres anfangen, als mich mit Fabelwesen herumzuschlagen?«

Der Zorn in seiner Stimme erschreckte mich so sehr, dass ich zurückwich. Bisher hatte ich angenommen, Frazer fand diese Welt, in die er unfreiwillig geraten war, spannend und amüsant. Ich durfte seine Worte nicht auf die Goldwaage legen. Die letzten Wochen waren für uns alle hart gewesen. Auch Frazer gelangte mal an sein Limit. Trotzdem versetzten die Worte mir einen Stich. Ob er mir je verzieh? Womöglich hätte er ohne Victor eine Chance bei Sky gehabt, dachte ich bitter. Schon wieder so ein schrecklicher Gedanke. Was war nur mit mir los?

Cassian unterbrach uns. »Ihr solltet nicht streiten.« Seine Finger glitten beruhigend über die Haut meines Armes. Was musste er von mir denken? Ich zupfte den Vorhang fest vor meine Gedanken. »Das ist nicht der richtige Zeitpunkt dafür. Ihr werdet euer Leben wiederbekommen, sobald Damian besiegt ist.«

In meinen Ohren klang das wie eine Drohung. Er würde mich doch dann nicht endgültig verlassen? Das würde er mir nicht antun, oder? Noch einmal überlebte ich das nicht.

»Du hast recht«, lenkte Frazer zerknirscht ein. »Es tut mir leid«, setzte er an mich gewandt hinzu. »Aber sie so zu sehen …« Seine Stimme brach. »Vielleicht ist es besser, wenn ihr sie eine Zeit lang in Ruhe lasst. Sie wird ihn nicht vergessen, aber …«

»Wir müssen vorher über alles reden«, begann ich. »Über das, was passiert ist, was wir jetzt tun sollen. Wie wir uns schützen können.« Es gab so vieles zu besprechen.

Aber Frazer schüttelte den Kopf. »Gib uns ein paar Tage. Sky ist noch nicht so weit. Und wenn wir ehrlich sind, ist es wahrscheinlich ihr bester Schutz, sich von dir fernzuhalten.«

Die Worte bohrten sich schmerzhaft in mein Herz. Ich wollte ihm widersprechen, aber Cassian schüttelte den Kopf. »Du hast recht«, lenkte ich ein. »Bring sie nach Hause.« Ich stellte mich auf die Zehenspitzen und küsste Frazer auf die Wange. »Du darfst sie nicht allein lassen. Versprich mir das.«

»Ich tue, was ich kann«, erwiderte er resigniert. »Aber wenn sie mich wegschickt …«

»Das wird sie nicht tun.« Ganz sicher war ich mir nicht, und er würde sie mit seinem Leben beschützen, und gerade das machte mir Angst. »Ruf uns sofort an, wenn du Hilfe brauchst. Wir kommen in ein paar Tagen nach.«

Frazer nickte. »Ich helfe ihr beim Packen.«

Eigentlich wäre das mein Job gewesen, aber ich wusste nicht, ob ihr das recht war. Sie hatte kaum noch ein Wort gesprochen, seit sie mich gebeten hatte, Victors Schwester zu finden. Ich wusste nicht, wie ich das anstellen sollte. Wir hatten nicht den kleinsten Hinweis, wo das Mädchen sein konnte.

Ich beschloss, runterzugehen und Tante Lindsay zu begrüßen. Es war die schrägste Situation, die ich je erlebt hatte. Ich war über zwei Monate in der Magischen Welt gewesen, und für Tante Lindsay war nur eine Nacht vergangen. Wie sehr wünschte ich, Grace wäre wirklich zurück. Von mir aus konnte sie den Rest ihres Lebens eine blöde Zicke sein, wenn sie nur lebte. Wir mussten uns höllisch in Acht nehmen. Damian kämpfte offensichtlich mit allen Mitteln, um sein Ziel zu erreichen, und wir hatten ihm kaum etwas entgegenzusetzen. Cassian folgte mir langsam die Stufen hinunter in die Küche. Grace war nirgendwo zu sehen, hatte sie so schnell das Feld geräumt? Tante Lindsay saß am Küchentisch und blätterte durch eine Zeitung. Neben ihr stand eine dampfende Tasse Tee.

»Guten Morgen«, begrüßte sie mich und beäugte Cassian misstrauisch, der hinter mir stand und mir nicht von der Seite wich. »Grace hat mir schon berichtet, dass du Besuch hast. Wer ist das?«

»Cassian. Ein Junge von der Uni«, erklärte ich. »Wir kennen uns schon eine Weile.«

»Hat er etwa hier geschlafen?« Ihre schmal gezupften Augenbrauen gingen in die Höhe, und sie rollte näher zu uns heran. Innerlich verdrehte ich die Augen. Selbst wenn, ginge es sie nichts an. Ich durfte ja wohl mal Jungsbesuch haben.

»In Frazers Zimmer«, sagte ich trotzdem hastig. Sie würde Mum anrufen, wenn sie etwas anderes vermutete, und ich hatte keine Nerven für einen Vortrag über Verhütung oder für ein Aufklärungsbuch, das sie mir dann vermutlich schickte. Eins aus ihrem Fundus von 1960. Neue Bücher verkaufte sie im Café ja nicht. »Er ist nur ein Freund.«

Cassian räusperte sich ungehalten, und ich verkniff mir ein Lächeln. Stimmte doch. Schließlich waren mehr als ein paar Küsse zwischen uns nicht vorgefallen, dachte ich laut und erntete noch ein Räuspern.

»Ein sehr guter Freund«, bequemte ich mich hinterherzuschieben. Er sollte mal nicht so empfindlich sein. War ja nicht so, dass er unseren ungeklärten Beziehungsstatus an die große Glocke gehängt hatte. Er hätte beinahe Opal geheiratet. Darüber mussten wir noch mal ein Wörtchen reden. Oder auch zwei. Die Hochzeit war geplatzt – ob Opal ihn wirklich von der Leine ließ, war hingegen fraglich. Das einzig Positive an unserer Verbannung war vermutlich, dass sie ihre Krallen nicht mehr in ihn schlagen konnte.

»Wie lange bleibt dieser sehr gute und äußerst ansehnliche Freund denn?« Tante Lindsay lächelte süffisant. Unser stummer Austausch war ihrer Aufmerksamkeit nicht entgangen.

»Ein paar Tage«, erklärte ich. »Ich hoffe, das ist okay. Frazer und Sky fahren heute nach St Andrews, dann kann er in Davids Zimmer schlafen, wenn du nichts dagegen hast. Cassians Vermieter hat ihn auf die Straße gesetzt.« David, ein weiterer Student, der hier wohnte, war glücklicherweise in Edinburgh bei seinen Eltern. In seiner Abwesenheit nutzte Frazer das Zimmer – und nun Cassian.

Tante Lindsay nickte. »Langsam komme ich mir in meinem eigenen Haus vor wie auf dem Bahnhof. Was habt ihr eigentlich mit Grace angestellt? Sie war ganz aufgelöst. Ihr solltet wirklich netter zu ihr sein. Sie ist so ein liebes Mädchen, und sie ist einsam. Sie sah aus, als hätte sie geweint.« Nur mit Mühe verkniff ich mir, die Augen zu verdrehen. Tante Lindsay konnte von unseren Abenteuern nichts wissen, und bestimmt hatte Grace sie mit ihrer Geschichte manipuliert. Immerhin fragte sie nicht nach dem Grund für Cassians angeblichen Rauswurf.

»Sie hat nur mal wieder ihre fünf Minuten«, erklärte ich ausweichend. »Die kriegt sich schon wieder ein.« Von wegen einsam. Dass ich nicht lachte. In Wirklichkeit plante der Klon des Bösen die Weltherrschaft.

»Das hoffe ich für mich. Es wäre schade, wenn ihr sie vertrieben hättet. Du machst jetzt Frühstück!« Das war weder eine Frage noch eine Bitte.

Einen Augenblick später halbierte ich Tomaten, holte Bacon und Pilze aus dem Kühlschrank und drapierte alles auf einem Backblech, das ich in den Ofen schob. Dann briet ich Spiegeleier, während Tante Lindsay versuchte, Cassian auszuhorchen. Er hatte sich zu ihr an den Tisch gesetzt, blieb aber eher wortkarg. Wenn ihr seine Blindheit auffiel, dann erwähnte sie es nicht. Normalerweise war sie nicht so taktvoll, aber da sie selbst im Rollstuhl saß, wusste sie wahrscheinlich, wie es sich anfühlte, auf seine Beeinträchtigung angesprochen zu werden.

2. Kapitel

Frazer und Sky reisten sofort nach dem Frühstück ab. Ein bisschen glich es einer Flucht. Einer Flucht vor Cassian und mir. Und auch wenn ich versuchte, die beiden zu verstehen, so tat es doch weh. Wir hatten bisher alles gemeinsam durchgestanden. Ich räumte die Küche auf und unterhielt mich noch ein bisschen mit Tante Lindsay. Die Ablenkung gelang mehr schlecht als recht.

»So«, sagte sie nach einer Weile. »Ich habe noch zu tun, und ihr sicherlich auch.« Sie lächelte verschmitzt. »Ich nehme mal an, ihr geht heute nicht in die Uni.«

Ich schüttelte den Kopf. Dort würde ich nie wieder hingehen. Das Studium hatte mich schon vor meinem Aufenthalt im Haus der Wünsche gelangweilt, und nun wartete ich nur darauf, dass ich nach Hause konnte. »Wir haben keine Seminare mehr«, erklärte ich. »Nur noch Prüfungsvorbereitung und dann die Prüfungen.« Zu denen ich nicht gehen würde, aber das musste sie ja nicht wissen.

Cassian und ich gingen nach oben, und ich streckte mich auf dem Bett aus. In den letzten Nächten hatte ich aus Angst, was mich bei der Gerichtsverhandlung erwarten würde, nicht sonderlich gut geschlafen.

Cassian legte sich neben mich und zog mich an sich. Es war eine Situation, von der ich mehr als einmal geträumt hatte, seit wir das Haus der Wünsche verlassen hatten, und nun, wo sie Wirklichkeit wurde, fühlte sie sich nicht richtig an. Wie konnte ich es wagen, glücklich zu sein, während meine Freundin so litt? »Denkst du, Sky wird darüber hinwegkommen?«, fragte ich leise und strich mit der Hand über Cassians Bauchmuskeln, die sich unter seinem Shirt abzeichneten. Es war komisch, hier mit ihm zu liegen. Das letzte Mal waren wir so im Haus der Wünsche zusammen gewesen, und ich hatte danach nicht mehr zu hoffen gewagt, dass es eines Tages wieder geschehen würde.

»Ich weiß es nicht. Es ist schwer für sie. Aber sie hat immer noch Frazer.« Seine Finger spielten mit den Spitzen meiner Haare.

Ich war nicht sicher, ob das ausreichte. Die Vorstellung, Cassian hätte in Avallach von Elfenpfeilen durchbohrt an Victors Stelle gelegen, schnürte mir die Kehle zu. Er zog mich enger an sich. Damian würde uns nicht in Ruhe lassen. Das konnte er gar nicht. Womöglich lauerten seine Schergen schon vor dem Haus und warteten auf seinen Befehl zum Angriff. Es war gut, dass Frazer Sky fortgebracht hatte. Das war eine Angelegenheit zwischen Damian de Winter und mir. Ich hatte ihm zwei Siegel vor der Nase weggeschnappt. Das konnte er nicht auf sich sitzen lassen. War es daher blöd, auch nur zu hoffen, dass er mir eine kleine Auszeit gönnte? Einen Moment, in dem ich den ganzen Mist vergessen konnte? Die Welt ausschalten. Mir für eine Stunde einbilden, Cassian wäre wirklich nur ein Typ, den ich an der Uni kennengelernt und abgeschleppt hatte. Die Vorstellung war völlig absurd.

Wir hingen beide unseren Gedanken nach. Vermutlich sollten wir Pläne schmieden, die Ereignisse auswerten – aber ich konnte nicht. Ich war einfach nur müde, und es fühlte sich so gut an, endlich wieder in Cassians Armen zu liegen. Es fühlte sich sicher an. Ich hatte ihn so vermisst. Noch mal würde uns nichts trennen. Er hatte sich für mich entschieden, und ich würde alles geben, damit er diese Entscheidung nie bereute. Als ich einschlief, träumte ich vom Haus der Wünsche und von Moira. Sie versuchte, mir etwas zu sagen, aber ich verstand sie nicht. Ihr Gesicht war ganz weiß, und ihre misshandelten Lippen bewegten sich lautlos.

Mit einem Keuchen wachte ich auf, meine Hand krampfte sich in Cassians T-Shirt. Es war beinahe dunkel im Raum. Mein Kopf lag auf seiner Brust, und ich lauschte seinem Herzschlag. Er war hier, bei mir. Das immerhin war kein Traum. Er hätte in seiner Welt bleiben können. Elisien hatte sich vor Damian gedemütigt, um Cassian das Schicksal der Verbannung zu ersparen. Damit er die Magische Welt nicht verlassen musste. Ich hoffte, er bereute diese Entscheidung niemals. Ihn hier bei mir zu haben, bedeutete mir mehr, als ich ihm je mit Worten sagen konnte. Seine Hand lag auf meinem Rücken. Stark und vertrauensvoll. Nicht auszudenken, wenn es Damian gelungen wäre, uns zu trennen. Im Haus war es ganz still, und die Atmosphäre in diesem Zimmer fühlte sich an wie ein warmer, schützender Kokon. Hatte ich den ganzen Tag verschlafen? Aber ich war so erschöpft gewesen.

»Bist du hungrig?«, fragte ich leise. Cassians Hand fuhr ganz langsam meine Wirbelsäule entlang. Ich unterdrückte ein Schnurren. Wenn ich doch bis in alle Ewigkeit mit ihm hier in diesem Bett liegen könnte.

»Bin ich nicht. Und du?«

Ich kuschelte mich enger an ihn und schüttelte den Kopf. Nichts auf der Welt würde mich dazu bringen, jetzt aufzustehen. Dieses Bett war meine Insel in einem Meer voller Gefahren. Seine Lippen glitten über meine Schläfe. Ein Auto fuhr draußen vorbei, und der Strahl der Scheinwerfer warf einen schmalen Lichtstreifen an die Decke. Meine Hand fuhr unter Cassians T-Shirt. Ich seufzte, als ich seine warme Haut unter meinen Fingern spürte. Im Haus der Wünsche hatten wir so viel Zeit miteinander verbracht. Wir hatten uns geküsst, gestreichelt und erforscht, aber wir waren nie den letzten Schritt gegangen. Diese Grenze hatten wir selbst gezogen. Cassian hielt den Atem an, als sich meine Finger auf seine Brust legten. Ich wollte nicht länger warten. Ich wollte ihn für mich. Für immer. Damian könnte uns schon morgen wieder auseinanderreißen. Aber vorher sollte Cassian wissen, was er mir bedeutete.

»Du hast mir mal erzählt, dass Elfen sich nicht küssen«, flüsterte ich.

»Gewöhnlich tun wir das nicht. Nein.« Seine Hände bewegten sich an meinen Seiten herunter.

Warum hatte ich so viel an? Ich schluckte, bevor ich meine nächste Frage stellte: »Was tut ihr dann?«

»Ich könnte es dir zeigen, wenn du magst.« Seine Stimme klang ganz rau, und Gänsehaut rieselte mir über den Rücken.

»Tut es weh?«, fragte ich unsicher, und Cassian lachte leise.

»Nicht im eigentlichen Sinn. Es ist eher ein Vertrauensbeweis. Wir öffnen uns dem Partner, den wir von ganzem Herzen lieben. Unseren Geist und unsere Seele. Keine Geheimnisse mehr. Unsere Gedanken würden eins werden. Es ist viel mehr als ein Kuss, obwohl ich dich wirklich gern küsse. Du schmeckst so süß. Fast wie Feenwein.«

Ganz öffnen? Würde er dann alles von mir wissen? Jedes Gefühl, jede Fantasie, jeden Zweifel? Konnte ich das? Hätte er das mit Opal gemacht, wenn er sie tatsächlich geheiratet hätte? Bei dem Gedanken drehte sich mir der Magen um.

»Wir müssen es nicht tun. Nicht jetzt«, beruhigte Cassian mich. »Eines Tages wirst du vielleicht bereit dafür sein.«

»Bist du es denn?«, fragte ich.

Er zögerte einen Augenblick zu lange, und ich spürte den Stachel der Enttäuschung in der Brust. Wir hatten uns womöglich einmal zu oft verletzt. Er hatte einmal zu oft falsche Prioritäten gesetzt, auch wenn ich versuchte, ihm das nicht vorzuhalten.

Cassian drehte mich auf den Rücken. »Es ist nicht so einfach, wie es sich anhört. Lass mir ein wenig Zeit damit«, bat er und bedeckte mein Gesicht mit Küssen, als wollte er sich so entschuldigen. Das musste genügen – für den Augenblick. Mein Atem beschleunigte sich, als er mein Top hochschob und meinen Bauch küsste. Seine Zunge malte träge Kreise um meinen Bauchnabel. Ich wollte mit ihm eins werden, aber anders, als er es sich vorstellte. Ich schluckte nervös, und Cassian lachte leise.

»Das tun wir übrigens auch«, erklärte er, und sein Mund wanderte wieder nach oben.

»Was bin ich doch für ein Glückspilz.« Ich konnte nicht mehr denken, als er seine Hände auf meine Brüste legte. Ich zerrte an seinem T-Shirt, öffnete die Knöpfe seiner Jeans. Morgen schon konnte Damian eine neue Gemeinheit aushecken. Lange ließ er uns bestimmt nicht in Ruhe. Ich wollte es, und zwar jetzt.

»Bist du dir ganz sicher?«, fragte Cassian, aber sein Atem ging bereits so hektisch wie meiner. Es gab kein Zurück mehr.

Wenn er es wagte, mich aufzuhalten, müsste ich ihn leider umbringen. Wir wussten nicht, was morgen sein würde, ob wir uns nicht wieder verlieren würden. Cassian legte seine Stirn an meine und küsste meine Angst einfach fort. In Windeseile verschwanden unsere Klamotten. Nur die Kette mit dem Siegel hing noch um meinem Hals. Ich sollte mich fürchten oder mich sonderbar fühlen. Schließlich war das hier mein erstes Mal. Aber das Einzige, was ich noch fühlte, war Sehnsucht. Sehnsucht nach ihm. So lange hatte ich auf diesen Moment gewartet. So viele Umwege waren wir gegangen. Ich war mehr als bereit. Unsere Münder krachten aufeinander. Cassians Zunge fuhr über meine Lippen, und ich öffnete sie für ihn. Seine Hände waren überall. Wild und zärtlich zugleich. Ich bäumte mich ihm entgegen, während er mich streichelte. Ich küsste seine warme Haut. So rastlos, wie seine Liebkosungen begonnen hatten, so zärtlich wurden sie nun. Die Sehnsucht nach mehr flirrte in meinem Bauch, und jede Berührung fühlte sich an wie ein Funkenregen. Er nahm sich unendlich viel Zeit. Meine Finger erkundeten alles von ihm, zeichneten seine Muskeln und Sehnen unter seiner Haut nach. Samtweich. Ein anderes Wort fiel mir dafür nicht ein. Sein Duft nach Moschus, Salz und Zimt hüllte uns ein, und ich war verloren. Für immer und ganz und gar. Er würde immer der Eine für mich sein. Der Richtige. Ein erstes Mal sollte sich eigentlich nicht so perfekt anfühlen. Aber das tat es. »Ich liebe dich«, flüsterte ich die drei magischen Worte.

»Ich liebe dich mehr«, erwiderte Cassian lächelnd.

Das war unmöglich.

Cassian malte Kreise auf die Haut meines Rückens, als ich am nächsten Morgen aufwachte. Ich schmiegte mich enger an ihn und weigerte mich, die Augen zu öffnen. Ich musste das hier noch eine Weile auskosten.

»Ich weiß, dass du wach bist«, flüsterte er und küsste meine Schultern.

Wenn ich mich zu ihm umdrehte, würde ich den Rest des Tages meine Finger nicht von ihm lassen können.

Er lachte leise hinter mir. Ich musste meine Gedanken mehr vor ihm verschließen. Es war schon fast peinlich, dass er wusste, wie sehr ich ihn wollte. Wie sehr ich das hier wollte.

»Tu das nicht«, raunte er. »Ich höre dir wirklich gern beim Denken zu.« Er drehte mich zu sich um. Ich legte die Stirn an seine Brust und umschlang seine schmale Taille, und dann dachte ich eine Weile gar nichts mehr. Ich überließ mich seinen kundigen Lippen und Händen. Ich konnte mir nicht vorstellen, jemals genug von ihm zu bekommen. Er konnte mich nicht sehen, also erforschte er mich besonders gründlich mit all seinen anderen Sinnen.

Wenig später knurrte mein Magen, und ich beschloss schweren Herzens, Tee und ein paar Kekse aus der Küche zu holen. Als ich aufstehen wollte, zog Cassian mich zurück und strich mir zart über die Wange. Ich grub meine Hände in sein Haar. »Ich komme wieder«, flüsterte ich und erntete ein Lächeln. »Aber ich brauche was zu essen, damit ich bei Kräften bleibe.«

Cassian lachte leise, ließ mich aber nicht los. Er tupfte mir Küsse auf meinen Hals und hinters Ohr. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals so glücklich gewesen zu sein. Nie war er so zärtlich und besitzergreifend zugleich gewesen. Sein Duft und seine Arme hüllten mich ganz und gar ein. Die Kekse konnten noch ein bisschen warten.

Tante Lindsay sagte glücklicherweise nichts, als ich nach unten kam, obwohl wir uns nun seit fast vierundzwanzig Stunden nicht hatten blicken lassen. Aber sie musterte mich mit einem so wissenden Blick, dass ich prompt knallrot anlief.

»Das muss dir gar nicht peinlich sein«, bemerkte sie trocken. »Für dein erstes Mal bist du ganz schön spät dran.«

Mir klappte die Kinnlade runter. Das konnte sie unmöglich wissen, außer Granny oder Mum hatten sich mal wieder verplappert. Das würde ihnen ähnlichsehen.

»Ich war fünfzehn, und er war auch so ein Bild von einem Mann wie dein Cassian.« Sie seufzte. »Er konnte mir nicht widerstehen. Als ich ihn zum ersten Mal sah, wusste ich, dass er der Mann war, der mir die Jungfräulichkeit rauben sollte«, schwelgte sie in Erinnerungen. »Leider war er meinen Eltern nicht vornehm genug. Er heiratete später eine Sängerin. Aber er hatte seinen Job außerordentlich gut gemacht.« Sie kicherte. »Selbst Jahre danach konnte ihm kaum jemand das Wasser reichen.«

Mir fiel es schwer, mir Tante Lindsay als fünfzehnjährigen männermordenden Vamp vorzustellen. Aber auch sie war schließlich einmal jung gewesen. Glücklicherweise fragte sie nicht nach Cassians Expertise. Ich hatte zwar keinen Vergleich, aber ich fand, er machte seine Sache extrem gut.

»Zum Abendessen will ich euch beide hier unten sehen. Ich habe Grace eingeladen. Sie wird für uns kochen«, erklärte sie unvermittelt.

»Nein!«, platzte es aus mir heraus. Das durfte sie nicht. Damit spielte sie Damian doch direkt in die Hände. Das konnte ich ihr zwar nicht sagen, aber ich wollte Grace nicht noch mal im Haus haben. »Sie wird Cassian die ganze Zeit über schöne Augen machen.«

Tante Lindsays Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Wie gut, dass er das nicht sieht, und außerdem …« Sie machte eine kleine Pause. » … wenn er schon wegen einem Paar schöner Augen abtrünnig wird, ist er deiner auch nicht würdig. Verschenke dein Herz nie an einen Mann, der dich nicht zu schätzen weiß. Ich erwarte euch Punkt sieben Uhr. Damit habt ihr noch fast sechs Stunden.« Sie lächelte anzüglich, und ich biss die Zähne zusammen.

»Hm. Ja. Werde ich mir merken. Danke.« Cassian hatte vielleicht eine Idee, wie wir mit der Situation umgehen sollten. Bestand nicht doch noch die Möglichkeit, dass wir uns irrten? Vielleicht hatte das Siegel Grace nicht absorbiert, sondern in unsere Welt zurückgeschleudert. Allein die Vorstellung ließ mein Herz schneller schlagen. Womöglich war diese Grace ja die echte, und ich hatte mir die ganze Zeit umsonst Sorgen gemacht. Wenn es so war, hatte ich mich gestern früh ihr gegenüber ziemlich mies benommen.

»Wir werden kommen«, versprach ich. Ich würde diese Grace noch mal auf Herz und Nieren prüfen, und weil mein Magen sich jetzt doch protestierend in Erinnerung brachte, setzte ich nicht nur Teewasser auf, sondern schob ein paar Scones in den Ofen und löffelte Clotted Cream und Orangenmarmelade in zwei Schälchen. Vorsichtig balancierte ich das voll beladene Tablett nach oben, wo Cassian träge lächelnd im Bett lehnte und auf mich wartete.

Ich stellte das Tablett zwischen uns aufs Bett und bereitete die Scones genauso zu, wie ich sie mochte, mit einer dicken Schicht Clotted Cream und einem Klecks Marmelade. Dann süßte ich den Earl Grey und schüttete Milch hinein. Genüsslich verspeisten wir alles bis auf den letzten Krümel. Auch nachdem wir aufgegessen hatten, blieb ich an dem einen Ende des Bettes sitzen und Cassian am anderen. So war es uns vielleicht möglich, ein halbwegs vernünftiges Gespräch zu führen, ohne übereinander herzufallen. Er lächelte so zufrieden wie ein satter Kater, während ich versuchte, mich zu konzentrieren und nicht immer daran zu denken, was er letzte Nacht und heute Vormittag mit mir angestellt hatte. Es fiel mir ausgesprochen schwer, auch nur einen vernünftigen Gedanken zu fassen. Das Geschick, das er bewiesen hatte, führte aber unweigerlich zu der Frage, mit wem er geübt hatte. Eine Vorstellung, die mir gar nicht behagte. Aber ich würde ihn nicht danach fragen. Er war sowieso schon viel zu eingebildet.

Als ich zu ihm blickte, vertiefte sich das Lächeln allerdings schon, und ich musste mir ein Grinsen verkneifen. Es fiel mir unendlich schwer, mich nicht direkt wieder auf ihn zu stürzen.

»Grace kommt heute Abend, und Tante Lindsay möchte, dass wir alle zusammen essen«, informierte ich ihn. »Ich will nicht, dass du wieder so unhöflich bist. Vielleicht ist es doch die echte Grace. Das sollten wir herausfinden.« Er war unter der Decke immer noch nackt, und die Wahrscheinlichkeit, dass er nach unten stürmte und die Türen und Fenster verriegelte, lag vermutlich bei null.

»Wenn du meinst.« Er lächelte sanft. Hatte der Sex ihm das Gehirn zermatscht? Mein eigenes fühlte sich jedenfalls so an. Wie eine warme, weiche, rosarote Pampe mit jeder Menge Glitzer drauf. Friedliches Einlenken gehörte schließlich nicht zu seinen Stärken. Die lagen eindeutig auf einem anderen Gebiet, wie ich in den letzten Stunden herausgefunden hatte. Wenn Damian jetzt auftauchte, hätte er entweder ein leichtes Spiel mit uns, oder wir würden ihn einfach in Grund und Boden grinsen.

»Ohne sie hätten wir nicht aus dem Haus der Wünsche fliehen können. Wenn nur die geringste Chance besteht, dass sie die echte Grace ist, sollten wir ihr diese einräumen. Auch wenn sie sich an nichts erinnert und wir nicht wissen, wie es sein kann, dass sie überhaupt hier ist.« Wir hatten ewig nicht über unsere Zeit in dem Haus gesprochen. Ich wusste nicht, ob er mir nicht doch noch vorwarf, ihn gegen seinen Willen von dort weggebracht zu haben. Als er mir in der Bibliothek von Avallach den Abschiedskuss gab, hatte er das zwar bestritten, aber sein Verhalten in den Wochen danach hatte nicht gerade dazu geführt, dass ich ihm glaubte. »Ohne sie wärst du gestorben. Wären wir alle gestorben. Wir sind ihr etwas schuldig.«

»Natürlich. Ich hätte gestern früh nicht so schroff zu ihr sein dürfen.«

»Äh … nein, das hättest du nicht«, stammelte ich, verwirrt über seine unerwartete Einsicht. »Ist alles in Ordnung mit dir?«

Cassian verschränkte die Arme vor der Brust. »Natürlich. Was sollte nicht in Ordnung sein?«

»Lass uns mal überlegen.« Meine Stimme zitterte ein bisschen. »Wir wurden aus der Elfenwelt verbannt, finstere Magier sind hinter uns her, der Heilige Baum erfriert und stirbt, Damian hat sich im Rat an die Macht geputscht, Victor ist tot, Avallach ist unter einer Schneedecke begraben, und ich habe immer noch das Siegel. Zwei Siegel, um genau zu sein.« Das Siegel der Wanguun befand sich bei den Shellycoats außerhalb von Damians Reichweite.

»Für eine Frau bist du unglaublich unromantisch.« Er grinste träge. »Das weißt du schon, oder?« Er packte meinen Fuß und zog mich auf seinen Schoß. »Ich will nicht darüber reden. Lass uns das alles für eine Weile vergessen. Das hier ist jetzt unser Leben, und ich muss sagen, es gefällt mir. Sehr sogar. Zum ersten Mal seit Jahren muss ich mir nicht den Kopf darüber zerbrechen, was das Richtige für andere ist. Wessen Wünsche ich erfüllen muss. Die von Elisien, Larimar, Opal oder deine.« Er küsste mich und schob seine Hände unter mein T-Shirt. »Obwohl ich deine unglaublich gern erfülle.«

Es musste etwas in der Clotted Cream gewesen sein oder in dem Tee.

»Aber ich bestimme die Regeln«, flüsterte er lächelnd. »Und die wichtigste ist: Vergiss die Elfenwelt, vergiss Damian und Victor für ein paar Stunden. Er holt uns schnell genug ein«, setzte er, nun nicht mehr lächelnd, hinzu, und dann küsste er mich. Wie konnte man nur so unersättlich sein? War das elfen- oder männertypisch? Früher hätte ich Sky fragen können, aber das traute ich mich im Moment nicht. Wie konnte ich nur glücklich sein, wenn meine beste Freundin so sehr litt?

»Wir halten uns zukünftig aus der Sache heraus. Die Königin hat unserer Verbannung zugestimmt. Sie braucht unsere Hilfe nicht mehr«, erklärte Cassian später, während er sich an meinem Hals zu meinem Mund hochküsste.

Wir hatten noch eine halbe Stunde, bis Tante Lindsay uns unten erwartete, und wenn wir nicht bald aufstanden, schafften wir es nie, bis dahin einigermaßen repräsentabel auszusehen. Meine Haare glichen eher einem Vogelnest als einer Frisur.

»Sie hat sich von Damian in die Enge treiben lassen, als sie hätte kämpfen müssen. Solange Damian glaubt, das zweite Siegel ist bei den Priesterinnen, wird er uns in Ruhe lassen. Er wird versuchen, zu den Priesterinnen zu kommen, und er wird verlangen, dass die Shellycoats ihm das Siegel der Wanguun aushändigen.«

Darauf wollte ich mich nun wirklich nicht verlassen, und außerdem gab es in seiner Überlegung einen Denkfehler. Es wussten zu viele, dass ich das Siegel noch mit mir herumtrug. Ich wollte meine Gedanken formulieren, aber Cassian packte meine Hände und verschloss meinen Mund mit seinen Lippen. Er hatte ja recht. Eine winzige Auszeit von dem ganzen Wahnsinn musste drin sein.

Als Cassian und ich in die Küche kamen, stand Grace mit zerzaustem Haar, roten Wangen und einer Schürze am Herd.

»Können wir dir bei etwas helfen?«, fragte ich, aber sie schüttelte genervt den Kopf.

»Ich habe alles im Griff. Setzt euch einfach. Vielleicht kann dein Freund den Wein einschenken.«

Es roch absolut köstlich. Wenn das Mädchen am Herd wirklich nur so eine Art Klon war, den Damian erschaffen hatte, um uns zu täuschen, dann war der Mann der mächtigste Magier, der je gelebt hatte. Wie sonst konnte er wissen, dass Grace in der Küche eine Künstlerin war? Wie konnte er überhaupt so viel über sie wissen, was über die reinen Äußerlichkeiten hinausging?

Tante Lindsay war mit ihrem Rollstuhl an den Tisch gefahren und nippte bereits an einem Martiniglas. »Sie steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch«, flüsterte sie mit einem Seitenblick zu Grace. »Aber es riecht köstlich, oder?«

Ich setzte mich ihr gegenüber und nickte, während Cassian den Wein in die Gläser goss, ohne dass ein Tropfen danebenging. Tante Lindsay ließ ihn keine Sekunde aus den Augen und nickte dann beifällig.

Als ersten Gang servierte Grace geröstete Schnittchen und verschiedene Dips. Die Tapenade war ein absoluter Traum, genau wie das Pesto. In den Genuss war ich zu Hause schon mal gekommen. Als ich in eins der Schnittchen biss, musste ich fast seufzen. Diese Dinger konnten der Feenküche wahrhaftig Konkurrenz machen. Ich hatte nach den Scones vom Nachmittag richtig Appetit auf etwas Herzhaftes.

»Schmeckt’s?«, fragte Grace fast ein wenig schüchtern. »Ich war nicht sicher, was ihr lieber mögt.«

»Es ist perfekt«, erklärte Cassian. »Wirklich. Ich habe noch nie so etwas Leckeres gegessen.« Übertreiben musste er es ja nun auch nicht. Ich schüttelte den Kopf, aber Grace strahlte übers ganze Gesicht. Ihre sonstige allgegenwärtige Blasiertheit war wie weggewischt.

»Grace würde gern Köchin werden, wusstest du das?« Tante Lindsay pikste mich mit ihrem Adlerblick fast auf.

»Äh … nein.« War ja nicht so, dass sie und ich viele Informationen austauschten. Jedenfalls nicht in dieser Welt. »Warum studierst du dann überhaupt?«

Grace zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck Wein. »Weil meine Eltern meinen, Köchin wäre kein anständiger Beruf.«

»Da wäre Jamie Oliver aber anderer Meinung«, sagte ich belustigt. Grace’ Eltern waren für meinen Geschmack total versnobt, aber dafür konnte sie ja nichts. Ich schaute mir mit Granny ständig Jamies Kochsendungen an. Hatte mir die Sendungen angeschaut, musste ich jetzt wohl sagen.

»Ich habe Grace einen Probejob in einem seiner Restaurants verschafft«, sagte Tante Lindsay wie nebenbei. »Im Sommer wird sie bei ihm in Edinburgh arbeiten. Es wäre eine Tragödie, so ein Talent zu vergeuden.«

»Er hat zugesagt?«, fragte Grace verblüfft. »Das glaube ich nicht. Das ist ja der Wahnsinn.« Sie sackte auf ihrem Stuhl zusammen. »Mum und Dad werden das nie erlauben.«

»Mit den beiden werde ich auch noch ein Wörtchen reden, und außerdem bist du volljährig. Es wird Zeit, dass du dein Leben selbst in die Hand nimmst. Meine Eltern haben mich mit achtzehn aus dem Haus geworfen, weil ich ihnen zu wild war. Es war das Beste, was mir je passiert ist.«

Grace lächelte verhalten. »Ich weiß nicht, ob ich mich gegen sie durchsetzen kann.«

Tante Lindsay tätschelte ihre Hand. »Du bist viel stärker, als du denkst. Das schaffst du schon.«

Ich war baff. Aus einem mir unbekannten Grund hatte Tante Lindsay Grace adoptiert. Nicht im eigentlichen Sinn, aber sie fühlte sich offenbar für sie verantwortlich. Das merkte man deutlich. Hatte Damian einen Zauber über sie gelegt? Sollte mich das vielleicht auch beeinflussen?

Grace stand auf und servierte uns den Hauptgang. »Das ist Boeuf bourguignon«, erklärte sie. »Mit Nudeln. Die habe ich leider nicht selbst gemacht. Dazu war keine Zeit.«

Es roch himmlisch, und die Soße war ganz dunkel. »Das ist schon okay.« Mir lief das Wasser im Mund zusammen. Meine heutigen körperlichen Aktivitäten hatten mich nicht nur erschöpft, sondern regelrecht ausgehungert.

Cassian begann zu husten, als hätte er sich verschluckt. Ich zupfte meinen Gedankenvorhang zurecht und stürzte mich auf das Essen. Geschah ihm ganz recht, wenn er immer in mich hineinhorchte. Ich musste grinsen. Schade, dass ich nicht wusste, was er gerade dachte. Ich musterte ihn verstohlen, aber an seinem Gesichtsausdruck war nichts abzulesen.

Natürlich schmeckte das Fleisch köstlich, und auch wenn ich nach zwei Portionen pappsatt war, ließ ich mir den Nachtisch nicht entgehen. Eine perfekt karamellisierte Crème brûlée passte immer. Während des Essens unterhielt Tante Lindsay uns mit amüsanten Anekdoten aus ihrem Leben. Ich hatte gar nicht gewusst, dass sie so viel herumgekommen war. Sogar in Armenien war sie gewesen, und ich wusste nicht mal, wo das lag. Nachdem ich meinen Espresso getrunken hatte, lehnte ich mich zurück und stöhnte auf. »Du musst für Fynn nur einmal so kochen, wenn er dich dann nicht auf der Stelle heiratet, ist er ein Idiot.«

Eigentlich war es als Kompliment gemeint, aber damit hatte ich unbeabsichtigt das völlig Falsche gesagt. Grace knüllte ihre Stoffserviette zusammen, stand auf und rannte aus der Küche. Tante Lindsay warf mir einen bösen Blick zu und rollte ihr hinterher. »Ihr räumt hier auf!«, blaffte sie uns an.

»Das wollte ich nicht«, stammelte ich in Cassians Richtung.

»Ich weiß. Sie leidet sehr darunter, dass er nicht mehr mit ihr spricht. Und sie leidet unter Skys und deiner Ablehnung«, entgegnete er nachdenklich. »Dieses ganze Getue ist nur Ablenkung, damit niemand mitbekommt, wie verletzt sie ist.« Er hatte die Zeit genutzt, um ihre Gedanken zu lesen. »Deine Tante Lindsay ist seit Jahren die erste Person, die sie so akzeptiert, wie sie ist.«

»Das hat sie sich alles selbst zuzuschreiben«, verteidigte ich mich. »Sie hat mich unmöglich behandelt. Sie hat sich mit Sky und mir nur angefreundet, weil sie hinter Fynn her war. Jede Nettigkeit war pure Berechnung. Sogar meine Mutter hatte sie um den Finger gewickelt.« Erst im Haus der Wünsche hatte sich unser Verhältnis normalisiert, auch wenn wir uns selbst dort gegenseitig nicht ganz über den Weg getraut hatten. Die gemeinsame Aufgabe hatte uns zusammengeschweißt. Nur konnte sie sich daran leider nicht erinnern. »Sie ist es, oder? Sie ist es wirklich. Die echte Grace aus dem Haus. Unsere Grace.«

Cassian nickte langsam. »Ich habe gestern nicht versucht, in ihren Kopf einzudringen. Ich war zu geschockt, dass sie plötzlich da war. Ich habe nicht daran gedacht, aber es besteht kein Zweifel. Wenn sie einer von Damians Klonen wäre, dann wäre es mir nicht gelungen, ihre Gedanken zu lesen. An dieser Grace ist ganz und gar nichts Magisches. Nur verstehe ich nicht, wie sie in eure Welt zurückkehren konnte und wir nach Avallach.«

Ich schloss die Augen und atmete tief ein. In dem ganzen Chaos gab es endlich einen Hoffnungsschimmer. Entschlossen stand ich auf und begann, die Teller in den Geschirrspüler zu räumen. Wie hatte ich nur für eine Sekunde glauben können, Damian könnte einen Graceklon erschaffen? Ein Stein von der Größe des Himalaja fiel mir vom Herzen.

»Sie lebt«, flüsterte ich. »Ich werde meinem Bruder den Kopf waschen. Er darf sie nicht so mies behandeln. Sie hat ihn nicht mal betrogen. Aber glaubt er ihr?«, schimpfte ich vor mich hin. »Natürlich nicht.«

Cassian nahm mir einen der Teller aus der Hand. Keine Sekunde zu früh. Vermutlich hätte ich ihn gegen die Wand geworfen, so wütend war ich plötzlich auf Fynn.

»Wir Männer sind eben zu unperfekt«, versuchte Cassian, mich zu beruhigen. »Er ist in seinem Stolz gekränkt und in seiner Eitelkeit. Das kann uns schon ganz schön zusetzen. Ich weiß, wovon ich rede.« Er lächelte liebevoll. »Du hast mich mehr als einmal wahnsinnig gemacht.«

»Ach ja??«, motzte ich nur halb besänftigt. »Ein Mann mit einem IQ wie Fynn sollte eine Lüge von der Wahrheit unterscheiden können.«

»Ich weise dich nur ungern darauf hin«, wandte Cassian ein, »aber diese Fähigkeit hat mit Intelligenz gar nichts zu tun. Und das sage ich, obwohl ich sogar Gedanken lesen kann. Was wir denken, ist nicht immer das Gleiche, was wir fühlen. Sie hat ihn belogen und verletzt.«

Widerwillig musste ich ihm zustimmen. »Fynn muss ihr verzeihen«, sagte ich. »Wir werden das für sie in Ordnung bringen. Er muss sie wenigstens anhören. Das sind wir ihr schuldig.« Sie erinnerte sich vielleicht nicht an das Opfer, das sie für uns gebracht hatte, ich mich dafür aber umso mehr.

Cassians Augenbrauen schnellten in die Höhe.

»Wir«, bekräftigte ich. »In ein paar Tagen fahren wir nach Hause und nehmen Grace mit. Ich werde sie nicht hierlassen, wenn wir alle in St Andrews sind. Sie will doch das blöde Studium sowieso nicht machen. Dann kann sie auch mit uns nach Hause kommen. Wenn sie hierbleibt, können wir sie nicht vor Damian schützen.«

»Wenn du meinst.« Er war tatsächlich klug genug, sich nicht mit mir anzulegen, aber sein Gesicht verschloss sich.

»Wir werden der Sache nicht aus dem Weg gehen können, das weißt du doch, oder? Wir können nicht einfach so tun, als wäre alles in Ordnung. Das hier war nur eine kleine Auszeit.« Ich versuchte, nach seinen Händen zu greifen.

Er trat einen Schritt zurück und verschränkte die Arme vor der Brust. »Ich weiß, aber ich werde trotzdem versuchen, dich da rauszuhalten.«

Da war er wieder, mein alter Cassian. »Viel Erfolg dabei«, murmelte ich und räumte den Tisch fertig ab. Ich würde tun, was getan werden musste.

Zwei Tage später klingelte am Spätnachmittag mein Telefon. Zwei weitere Tage, in denen wir das Bett nur zum Essen verlassen hatten. Zwei Tage, in denen wir uns geliebt und zwischendurch jede Menge Filme angeschaut hatten. Zwei fast perfekte Tage, wenn im Hintergrund nicht die Angst gelauert hätte. Aber weder Cassian noch ich hatten das Thema nach unserem Disput in der Küche noch einmal angeschnitten. Dads Name blinkte auf dem Display. Ich rieb mir die plötzlich schwitzigen Hände an der Bettdecke trocken. Auf diesen Anruf hatte ich gewartet, und ich wusste, was er mir sagen würde. Unsere Schonzeit war endgültig vorbei.

»Dad?«, fragte ich mit piepsiger Stimme. Cassian saß ganz dicht neben mir.

»Eliza«, begrüßte mein Vater mich leise. »Ich muss dir etwas sagen.« Seine Stimme zitterte. »Es geht um Granny. Sie hatte einen Schlaganfall.«

Ich schluchzte auf. Es zu hören, war viel schlimmer, als ich es mir vorgestellt hatte. Dabei hatte ich es schon so lange gewusst. Nicht auszudenken, wenn ich nicht vorbereitet gewesen wäre.

»Du solltest nach Hause kommen.«

»Natürlich. Das tue ich, und Dad … ich bringe Cassian mit.«

»Wieso ist er bei dir?«, fragte mein Vater verwundert. »Ist etwas passiert? Wie kommt er nach Stirling?«

»Das ist eine längere Geschichte.« Ich wusste nicht, was ich ihm erzählen konnte. Ich hatte ihn zum Julfest in Leylin getroffen. Aber das lag von heute aus gesehen in der Zukunft. Das war alles viel zu verwirrend. »Wie geht es ihr? Was sagen die Ärzte?« Wie gern hätte ich ihm gesagt, dass sie wieder aufwachen würde, und ihm damit eine Sorge genommen. Aber Cassian hatte mich ausdrücklich davor gewarnt, etwas zu tun, das die Zukunft verändern konnte.

»Sie wollten noch nichts Genaues sagen. Kommt bitte, so schnell ihr könnt.«

Meine Eltern mussten wirklich damit rechnen, dass Granny starb. Wie schrecklich dieser Gedanke für Mum sein musste. »Wir kommen noch heute«, versprach ich, legte auf und begann zu packen.

Zwischendurch rief ich Grace an. »Granny hatte einen Schlaganfall«, erzählte ich ihr. Die letzten beiden Abende hatte Grace bei Tante Lindsay im Wohnzimmer gehockt. Jedes Mal, wenn ich an der Tür vorbeigegangen war, hatten sie ihre Stimmen gesenkt. Cassian hatte mir verraten, dass die beiden Pläne schmiedeten, wie Grace Fynn zurückerobern konnte. Früher hätte mein Bruder mir leidgetan, nun hoffte ich jedoch, dass einer dieser Pläne aufging.

»Ich könnte mir vorstellen, dass Mum Hilfe im Café braucht. Könntest du mit nach Hause kommen?«

»Ihr wollt, dass ich mitkomme?« Sie konnte die Freude in ihrer Stimme nur schlecht verbergen.