Fluch der Aphrodite (Apolls Geschichte) - Marah Woolf - E-Book

Fluch der Aphrodite (Apolls Geschichte) E-Book

Marah Woolf

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Beschreibung

Vor über dreitausend Jahren kämpfte Apoll an der Seite der Trojaner, um die Stadt vor den Griechen zu schützen. Doch seine Schwäche für das weibliche Geschlecht ließ ihn diese Aufgabe viel zu oft vergessen. Als Troja unterging, gab Aphrodite ihm die Schuld daran und verfluchte ihn. Nie wieder sollte eine Frau sich in den Gott des Lichtes verlieben. Nun hat Zeus Apoll aus Mytikas, der Heimat der Götter, zu den Menschen verbannt und ausgerechnet Aphrodite soll ihn unterstützen, den Fluch zu brechen. Mit Hilfe eines Tinder-Accounts, zweifelhaften Liebesromanen und den gut gemeinten Ratschlägen seiner Freunde versucht er ein Mädchen zu finden, das sich trotz des Fluchs in ihn verliebt. Ein fast aussichtsloses Unterfangen. Und dann tauchen auch noch uralte Feinde auf, die nicht zulassen wollen, dass er sein Glück findet und in den Olymp zurückkehrt. Er muss sich Gegnern stellen, die jahrhundertelangen Hass in sich tragen. Das ist Apolls Geschichte. Atemberaubend und fesselnd. Romantisch und amüsant.

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INHALT

Titelseite

Prolog

Vergangenheit

I.

II.

III.

IV.

V.

VI.

VII.

VIII.

Gegenwart

Eins

Zwei

Drei

Vier

Fünf

Sechs

Sieben

Acht

Neun

Zehn

Elf

Zwölf

Dreizehn

Nachwort

Rezept

Stammbaum Trojanisches Königshaus

Götter

Menschen

Begriffserklärung

Deutsche Erstausgabe März 2020

Copyright © Marah Woolf, Magdeburg Umschlaggestaltung: Carolin Liepins

Lektorat: Nikola Hotel

Korrektorat: Sebastian Tennert

Satz: Laura Newman

Alle Rechte, einschließlich die des vollständigen

oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Impressum:

IWD Körner, Hasselbachplatz 3, 39124 Magdeburg Bildmaterial Nachsatz: Adiemus/Shutterstock.com [email protected]

Facebook: Marah Woolf www.marahwoolf.com

Twitter: MondSilberLicht

WhatsApp-Feed: 0049 176/87943335 Anmeldung mit Vermerk: News

ISBN: 978-3-9669-8236-8

»… geh ins Frauengemach zurück«, sagte Telemach zu seiner Mutter Penelope, »besorge dort deine Geschäfte, die Spindel und den Webstuhl und leite die tägliche Arbeit deiner Frauen! Das Wort gehört den Männern und vor allem mir, der ich die Herrschaft im Hause zu führen habe …«

Aus Odysseus, Gustav Schwab:

Die schönsten Sagen des klassischen Altertums

Loewe Verlag 2015

Dieses Buch widme ich allen tapferen Mädchen und Frauen, die laut genug sind, um gehört zu werden.

PROLOG

Gegenwart

Santa Barbara 2019

Die Welt der Menschen leuchtet in der Abenddämmerung und die Luft kommt mir dünner und gleichzeitig lebendiger vor als in Mytikas, dem Land der Götter. Ich spüre den Atem der Milliarden Menschen, die die Erde heute bevölkern, ihre Erwartungen, Wünsche und Träume. Es ist faszinierend, wie viele es mittlerweile von ihnen gibt und wie wenig sie sich für uns interessieren. Das war früher ganz anders.

Vor Troja, wo so viele Menschen in einem sinnlosen Krieg starben, den wir Götter angezettelt hatten. Ich kann nicht behaupten, dass ich ihre Anbetung vermisse, sie hat mir den Blick auf das verstellt, was ich wirklich bin. Ein Gott, ja, aber einer mit Fehlern und Mängeln. Mit ziemlich vielen Fehlern. Ich schüttele den Kopf. Der Untergang Trojas ist über dreitausend Jahre her, aber das schlechte Gewissen ist immer noch da. Ich hasse und verachte mich für das, was ich damals getan habe. Wozu ich fähig war. Wie oft habe ich darüber nachgedacht, Lethe um den Trank des Vergessens zu bitten, aber die quälenden Erinnerungen sind meine Strafe. Und Verbitterung ist wenigstens ein Gefühl. Denn ansonsten wäre ich nur eine leere Hülle. Ich habe versucht, diese Leere zu füllen. Es ist mir nicht gelungen. Genau deshalb bin ich hier. Nun kriecht Angst in mir hoch und lähmt mich. Ich weiß nicht, ob das eine gute Idee war. Was, wenn ich es wieder nicht schaffe? Wenn ich endgültig versage? Ich bin müde und erschöpft. Meine Hände zittern und erfolglos versuche ich, sie zu Fäusten zu ballen. Das hier ist meine letzte Chance. 

Das Kreischen einer Möwe erklingt in der Nähe. Ich höre Musik, Rufe und Lachen. Bei meinem letzten Besuch vor ungefähr zwei Jahren habe ich die Erinnerungen verdrängt. Prometheus Aufgabe und der darauffolgende Kampf um das Schicksal der Welt haben mich abgelenkt. Dieses Mal gibt es keinen Krieg und auch sonst keine Ablenkung, denn ich lasse mich schon lange nicht mehr auf sinnlose Frauengeschichten ein. Der Tartaros wäre ein passenderer Ort gewesen, um meine Schuld zu tilgen. Darum hätte ich Zeus bitten sollen. Ich bringe den Menschen nur Unglück und keine meiner Gaben hat ihnen je geholfen. Wieder wandern meine Gedanken nach Troja. Ich erinnere mich an Priamos, Hektor, Odysseus und Achill, an Kreusa, meine damalige Geliebte und unseren gemeinsamen Sohn, den ich nie gesehen habe. Weil ich mich in einer Höhle verkrochen habe, um meine Wunden zu lecken, die mein eigener Stolz und Aphrodite mir geschlagen haben. Als Athene mich irgendwann zwang, mein selbstgewähltes Exil aufzugeben, waren Kreusa und das Kind längst tot. Ich habe nicht mal um sie getrauert, so verbittert war ich. Was sagt das über mich aus? Sie war eine gute und warmherzige Frau und hatte etwas Besseres verdient als meine halbherzige Zuneigung. 

Diese Melancholie muss am Meer liegen. Der vertraute, salzige und leicht modrige Geruch bringt all die Bilder zurück. Und der Klang der Wellen, die über den Sand rollen, gleicht dem Donnern, mit dem das Meer vor langer Zeit die Schiffe der Griechen durch das Wasser geschoben hat. Wie eine Urgewalt sind sie auf Troja zugesteuert. Die Stadt, die ich nicht retten konnte. Die Stadt, die meinetwegen gefallen ist. Und warum? Weil ich mit mir und meinen »niederen Gelüsten«, wie Aphrodite sie genannt hatte, beschäftigt gewesen war. Leider kann ich das nicht abstreiten. Ich presse die Lippen zusammen und drehe dem Meer und den Erinnerungen den Rücken zu.

An diesem Ort leben Prometheus und Jess also jetzt. Mein Cousin und die Frau, die er liebt, hatten es nicht leicht. Was werden sie sagen, wenn ich plötzlich vor ihrer Tür stehe? Ob Prometheus Mytikas und den Olymp vermisst? Ich seufze und setze mich in Bewegung. Das werde ich früh genug herausfinden, denn ich kann nirgendwo anders hin. Ich darf Mytikas erst wieder betreten, wenn ich mein Problem gelöst habe. Der Ärger, den ich Zeus in den letzten Monaten gemacht habe, stört seine Ruhe. Ständig hat sich ein anderer Gott über mich beschwert. Entweder weil ich etwas zerstört habe oder weil ich meine Schulden nicht begleichen konnte. Gestern habe ich mich mitten in Mytikas mit ein paar Zyklopen geprügelt und damit den Bogen überspannt. Wenn Hera davon erfährt, ist der Teufel los. Ich habe zu viel gespielt, getrunken und mich mit zwielichtigen Gestalten herumgetrieben. Aber ich hatte die Nase voll von meiner Familie. Alle sind so glücklich. Nicht, dass ich es ihnen nicht gönne. Aber wenn ich ehrlich zu mir bin, dann bin ich deprimiert und neidisch. Noch zwei Fehler mehr auf einer langen Liste.

Der Sand an meinen Füßen ist kühl und erinnert mich daran, dass ich mir zuerst passende Kleidung für diese Zeit besorgen muss. Ein Mann in Toga und Sandalen ist zu auffällig. In meiner unmittelbaren Nähe erklingt ein unterdrücktes Quietschen. Dieses Geräusch gehört zu keiner mir bekannten Tierart. Ganz im Gegenteil. Meine Schultern verspannen sich. Das Quietschen wiederholt sich und geht in ein Schimpfen über. »Wo versteckst du dich und was tust du da?«, frage ich mit der kältesten Stimme, zu der ich fähig bin.

»Hilf mir lieber hoch, anstatt mich anzuschnauzen«, kommt es zurück und ich stöhne lautlos. 

»Du hast zwei Beine, steh gefälligst selbst auf.« Das ist unhöflich, aber kein anderes Benehmen erwartet sie von mir.

Ein Schnaufen ertönt und kurz darauf tritt Aphrodite aus den Schatten hervor, die hundertprozentig Poseidon um sie gelegt hat, um sie vor den Blicken allzu neugieriger Menschen zu schützen. Seit Troja ist er sehr eigen, wenn es um seine Lieblingsnichte geht. Das ist seine Art, wiedergutzumachen, was er damals verbockt hat. Ihm hat sie vor langer Zeit verziehen. Mir nicht. Sorgfältig wischt sie sich den Sand von den Händen. Ich vermeide beinahe immer, sie anzusehen. Heute gelingt mir das nicht und ihre Schönheit ist ein Schock für mich. Sie trägt ihr hellblondes Haar zu diesem strengen Knoten, der mich jedes Mal reizt, ihr die Haarnadeln, aus den Strähnen zu ziehen. Ihre Augen leuchten mitternachtsblau im schummrigen Licht und die Toga umschmeichelt ihre schlanke, aber wohlgerundete Gestalt. Hitze steigt in mir auf, als sie mich ihrerseits mustert. Verachtung liegt in diesem Blick. Ich dachte, ich hätte mich daran gewöhnt, aber das habe ich nicht. Dabei ist auch ihre Schönheit nur Fassade. In ihrem Inneren ist Aphrodite rachsüchtig, gemein und zynisch. »Du solltest wieder dahin verschwinden, wo du hergekommen bist«, stoße ich hervor, um ihr klarzumachen, wo sie steht. Sie darf nicht mal im Traum annehmen, ich wolle sie hierhaben.

Kassandra, meine Wölfin, die mich zu den Menschen begleitet hat, knurrt leise. Beinahe belustigt registriere ich, wie Aphrodite zusammenzuckt. Kassandra war eine Tochter von Priamos, dem König von Troja. Ich habe sie nach ihrem Tod in eine Wölfin verwandelt, um gut zu machen, was ich ihr angetan habe, und nun ist sie meine treueste Gefährtin. Sie konnte mir meine Sünden verzeihen, weil sie ein gutes Herz hat. Bei Aphrodite bin ich nicht sicher, ob sie dieses Organ überhaupt noch besitzt und wenn, dann hat es sich in Eis oder Stein verwandelt.

»Ich würde mit fliegenden Fahnen zurückgehen«, zischt sie. »Wenn ich das könnte. Aber Zeus hat es verboten.« Ihre Stimme überschlägt sich. »Oh, das wird er mir büßen.«

»Halt die Luft an«, schnauze ich und versuche zu ignorieren, wie ängstlich und hilflos sie gerade wirkt. »Von deinem Gekeife bekomme ich Kopfschmerzen und ich muss mich konzentrieren.« Was habe ich mir nur dabei gedacht? »Vater hätte mich nur durch Skyllas Gesellschaft noch mehr bestrafen können.«

Aphrodites rosige Lippen öffnen und schließen sich, aber zu meinem Erstaunen kommen keine Wörter mehr heraus. Ich grinse und ihr Blick wird argwöhnisch. »Wo sind wir und was machen wir hier?«, fragt sie in normaler Lautstärke. »Es ist kühl, ich muss ins Warme.«

»Ich weiß nicht, was du machst, aber ich gehe Jess und Prometheus besuchen.« Damit drehe ich mich um und stapfe durch den Sand davon. Ich bin gespannt, ob sie mir folgt. Aber was hat sie schon für eine Wahl. Ich verlangsame meine Schritte. Wir sind keine Freunde und sie hasst mich, aber deswegen würde ich sie nie schutzlos zurücklassen.

Sie eilt mir hinterher. »Apoll. Nimm mich mit … bitte.«

Sie hat mich seit Ewigkeiten um nichts gebeten. Ich bleibe stehen und funkele sie an. »Ich weiß nicht, was Zeus sich dabei gedacht hat, dich mir hinterherzuschicken, aber dich will ich hier nicht haben«, lüge ich sie an. »Verschwinde.« Genau dieses Verhalten erwartet sie von mir und es gibt keinen Grund, ihre Erwartungen nicht zu erfüllen. Ich ignoriere den verletzten Ausdruck, der in ihren Augen aufflackert. Sie schlingt die Arme um ihren Körper und nun ist nicht mehr zu übersehen, wie kalt ihr ist, denn sie zittert. Weshalb trägt sie auch nur diese dünne Toga? Warum habe ich nicht daran gedacht, einen Mantel mitzunehmen? In den letzten dreitausend Jahren hat sie sich in eine überhebliche und oberflächliche Xanthippe verwandelt. Niemand weiß das besser als ich. Aber wer sie jetzt sieht, wird nur eine hilflose, frierende Frau entdecken. Bestimmt gibt es jede Menge Männer, die ihr liebend gern zu Hilfe eilen werden, und sie versteht sich blendend darauf, sie zu benutzen. Wie sie mich benutzt hat. Ich schlucke schwer, drehe mich um und gehe zur Straße. Von hier aus ist es nicht weit zu der Studentenwohnanlage, in der Jess und Prometheus wohnen. Ich freue mich darauf, sie wiederzusehen, und ich hoffe, sie werden mir helfen. Ich kann nirgendwo anders hin.

»Was wirst du Jess und Pro sagen, weshalb du hier bist?« Aphrodite bleibt mir dicht auf den Fersen.

»Das geht dich nichts an«, murmele ich. Sie lässt sich nicht abschütteln. Wieder knurrt Kassandra leise und ich streiche ihr über den Kopf. »Wir lassen uns etwas einfallen«, verspreche ich ihr. Die Wölfin kann Aphrodite nicht leiden, dabei habe ich Kassandra viele Gründe gegeben, mich zu hassen. Die Göttin der Liebe hat ihr nie etwas getan. 

Auf der anderen Straßenseite reihen sich Pubs und Bars aneinander. Musik erklingt und das Gegröle betrunkener Männer. Selbst wenn ich die Absicht hätte, könnte ich Aphrodite nicht guten Gewissens hierlassen. »Sei still und versuche nicht aufzufallen«, murmele ich, als wir auf die Straße treten. Das ist etwas, was ihr grundsätzlich schwerfällt. Sie braucht männliche Bestätigung wie andere Wasser zum Trinken. Das war früher anders. Die Aphrodite, mit der ich in Troja kämpfte, war eine selbstbewusste Frau, die genau wusste, was sie wollte. Dafür war sie bereit, alles zu opfern. Mich eingeschlossen. Heute ist sie nur noch ein blasser Abklatsch der Frau von damals. Es gab Tage, an denen ich mich gefragt habe, ob das nicht auch meine Schuld war.

Wir sehen albern aus und sehr unpassend in unseren Togen. Bestimmt wird bald jemand auf uns aufmerksam. Unsere Fähigkeiten sind nicht mehr so stark wie vor dreitausend Jahren. Wir können uns vor den Menschen nicht mehr verbergen und unsere Kräfte sind fast verschwunden.

»Ich glaube nicht, dass Prometheus sehr erfreut sein wird, dich zu sehen«, bemerkt Aphrodite. Entschlossen ignoriere ich sie. Ich will nichts sagen, was ich später bereue. »Ich werde ihn vor dir warnen.« Ihre Worte klingen ungewöhnlich entschlossen. »Er ist glücklich mit Jess, das darfst du ihm nicht kaputtmachen. Ich mag das Mädchen.«

Denkt sie tatsächlich mal nicht an sich? Ist gerade ein Wunder geschehen? »Ich mag sie auch«, murmele ich und nehme ein paar Betrunkene ins Visier, die mit den Fingern auf uns zeigen.

»Natürlich magst du sie«, kommt es schnippisch von Aphrodite. »Es gibt keine Frau, die du nicht magst.«

Ich runzle die Stirn und rücke dichter an sie heran, als die Männer auf uns zukommen. »Es gibt da schon einige«, sage ich. »Und du stehst ganz oben auf der Liste. Gefolgt von Medusa, Circe oder den hinterlistigen Sirenen. Wenn ich es mir recht überlege, bist du denen sogar sehr ähnlich. Du ziehst doch auch die Männer erst in deinen Bann und schickst sie dann in ihr Unglück.«

Sie versteift sich. Es ist ungerecht von mir, sie mit all diesen Monstern in einen Topf zu werfen, aber meine Geduld ist erschöpft. Ich kann ihre dauernde Verachtung nur schlecht ertragen.

»Wen haben wir denn da?« Die Betrunkenen haben uns erreicht. Sie lachen erst, doch dann weiten sich ihre Augen, als ihnen klar wird, welche Schönheit hier nachts herumläuft, nur in Begleitung eines Verrückten in einem Kleidungsstück, das für sie wie ein Nachthemd aussehen muss.

»Willst du dich mit ein paar echten Männern vergnügen, Süße?«, fragt ein tätowierter Typ.

Aphrodite kommt mir unauffällig näher, achtet aber darauf, dass wir uns nicht berühren und lächelt die Männer gleichzeitig betörend an. Ich verdrehe die Augen. Das sollte sie besser lassen.

»Ich bin sehr zufrieden mit meiner Begleitung«, schnurrt sie. »Und er würde mich auch gar nicht gehen lassen. Habe ich recht?« Sie blickt zu mir auf.

Kassandra knurrt. Lass sie. Sie kann sehr gut auf sich allein aufpassen, höre ich ihre Stimme in meinem Kopf.

Das weiß ich, aber ich bin für sie verantwortlich. Zeus bringt mich um, wenn ihr etwas passiert.

Was soll ihr schon passieren? Sie klimpert dreimal mit diesen lächerlich langen Wimpern und die Kerle fressen ihr aus der Hand.

Ich muss dich leider enttäuschen, denke ich weiter nur für Kassandras Ohren. Aber die Männer sind heute nicht mehr so friedfertig wie früher.

Kassandra bellt amüsiert auf. Männer … früher … friedfertig. Dass ich nicht lache. Ihr habt euch genommen, was ihr wolltet.

Leider hat sie damit recht. Ich gestehe es mir nicht gern ein, aber in meiner Jugend war ich genauso ein selbstverliebter Kerl wie diese Männer hier. Ich dachte, mir gehört die Welt, und Frauen wie Kreusa oder Kassandra hatten darunter zu leiden. Und Aphrodite. Wenn ich heute daran denke, wird mir übel.

Völlig überraschend schlingt Aphrodite mir einen Arm um die Taille und ich erstarre. Wir fassen uns nicht an! Niemals. Ich versuche das Kribbeln zu ignorieren, das diese Berührung in mir auslöst, und ihren Duft. Ich kann nicht denken, wenn sie mir so nah kommt. »Leider muss ich euer nettes Angebot ablehnen«, säuselt sie. »Mein Freund ist betrunken und ich muss ihn nach Hause bringen.«

»Setz ihn in ein Taxi und amüsiere dich noch etwas mit uns. Der ist heute Nacht doch zu nichts mehr zu gebrauchen.« Der bärtige Typ schiebt sein Becken nach vorn. Eine eindeutige Geste.

Ich hätte große Lust, mich zu prügeln, dann könnte ich wenigstens einen Teil meines Frustes abbauen. »Pass mal auf.« Ich löse mich aus Aphrodites Umarmung und trete auf ihn zu. »So was wie dich würde sie nicht mal nehmen, wenn ich kastriert wäre.« Das stimmt leider nicht, weil sie mich nicht mit der Kneifzange anfassen würde, aber das weiß er ja nicht.

Seine Kumpane lachen sich kaputt und der Typ läuft vor Wut rot an. Aphrodite zieht mich zurück und Kassandra knurrt lauter. Glücklicherweise ist sie für die Männer unsichtbar. Ein Mann und eine Frau im Nachthemd in Begleitung einer Wölfin wäre ein noch seltsamerer Anblick, als wir ihn ohnehin schon bieten.

»Du musst für mich nicht den Kavalier spielen«, schnauzt sie mich an. »Und ihr schafft mir diesen widerlichen Kerl aus den Augen«, wendet sie sich an die anderen Männer. Plötzlich beginnt ihre Haut zu leuchten und sie zeigt sich ihnen in ihrer göttlichen Schönheit.

Ich stoße einen Fluch aus und packe ihre Hand. »War nett, euch kennenzulernen«, verabschiede ich mich und zerre Aphrodite hinter mir her auf die andere Straßenseite, wo der Campus und die Wohnanlagen liegen. »Hast du den Verstand verloren?«

 »Nein, aber einer von uns musste ja wohl etwas tun. Also gern geschehen.« Sie reißt ihre Hand aus meiner. »Ich dachte schon, du hättest dich in Stein verwandelt. Allerdings habe ich nirgendwo eine Gorgone entdeckt.«

»Du solltest einfach den Mund halten. Ich hätte das Problem auch ohne dich bewältigt.«

»Klar, weil man sich ja so gut auf dich verlassen kann. Du hättest dich doch bloß geprügelt und dann eine gebrochene Nase und jede Menge blauer Flecken gehabt. Diese Männer hätten Kleinholz aus dir gemacht.«

Ich lache hart auf. »Wohl kaum. Du vergisst, wer ich bin.«

Sie zuckt mit den Achseln. »Wenn du mir nicht glaubst, wird es mir ein Vergnügen sein, mich beim nächsten Mal nicht einzumischen«, erklärt sie hochmütig.

»Ich bitte darum. Und außerdem bitte ich dich, dass du dich bei Jess und Pro anständig benimmst. Bring mich nicht in Verlegenheit.«

Sie will etwas erwidern, aber auf dem spärlich beleuchteten Weg, der durch die Anlage führt, kommt uns jemand entgegen. Ich erkenne das Mädchen, noch bevor es uns erreicht hat. »July!«, rufe ich. Sie schüttelt verwundert den Kopf, als sie vor uns stehen bleibt.

»Apoll? Wo kommst du denn her? Das gibt es doch nicht«, begrüßt sie mich verwundert und erfreut zugleich. »Willst du Cayden und Jess besuchen? Ich kann nicht glauben, dass du hier bist. Ihr seid damals einfach verschwunden.« 

Natürlich muss ihr meine Anwesenheit seltsam vorkommen. Wir Götter sind nach unserem Kampf vor zwei Jahren nach Mytikas zurückgekehrt und ich weiß nicht, was Jess und Cayden, denn so nennt Prometheus sich bei den Menschen, ihren Freunden erzählt haben. Zeus hat jeden weiteren Kontakt zu den beiden untersagt und trotzdem habe ich ab und zu nach ihnen gesehen. Nur um sicher zu gehen, dass es ihnen gut geht. Und das tut es. Der Wunsch, Zeus um meine Rückkehr zu den Menschen zu bitten, wurde mit jedem Besuch drängender. Aphrodite darf nie erfahren, dass ich freiwillig hier bin, und auch nicht, dass ich von Zeus verlangt habe, dass sie mich begleitet.

July scheint sich aufrichtig zu freuen. Ich neige mich zu ihr hinunter, und gebe ihr einen Kuss auf die Wange. Hinter mir schnaubt Aphrodite. July schiebt ihre schwarze Brille etwas höher und lugt um mich herum.

»Das ist Aphrodite«, stelle ich meine Begleitung vor.

»Hi. Ich habe dich schon damals in Monterey ab und zu gesehen. Dein Bruder war mit Jess’ Schwester Phoebe befreundet, oder?«

Aphrodite nickt, antwortet aber nicht. Vermutlich ist es unter ihrer Würde, sich mit einer Normalsterblichen abzugeben. Eros ist natürlich nicht ihr Bruder, sondern ihr Sohn. Aber eine Frau, die kaum älter aussieht als einundzwanzig, kann schließlich keinen Sohn haben, der ungefähr zwölf ist. Ob Jess July in den letzten zwei Jahren die Wahrheit über uns erzählt hat?

»Ich wette, Jess und Cayden werden vor Freude ausflippen. Ich kann euch zu ihrem Zimmer bringen.«

Ich nicke, obwohl das eigentlich nicht nötig ist. Schließlich weiß ich, wo wir hinmüssen.

»Allerdings, wenn ich’s mir recht überlege, werden die beiden um diese Zeit bei Starbucks sein. Dein Cousin ist nicht gerade der fleißigste Student der Welt«, erzählt sie und wir setzen uns in Bewegung.

Wieder erklingt Aphrodites Schnauben. »Alles andere hätte mich auch gewundert.«

»Geht es den beiden gut?«, frage ich und lenke damit von ihrer unpassenden Bemerkung ab.

»Sie sind schauderhaft glücklich«, bestätigt July und grinst schief. »Es ist cool, dass wir alle zusammen sind. Das hat uns die Umstellung von der Schule aufs College viel leichter gemacht.«

»Wer außer Cayden und Jess ist denn noch hier?« Langsam gehen wir weiter.

»Alle eben. Du weißt schon, Josh und Leah, Cameron, noch ein paar andere Leute von unserer Schule und im letzten Moment hat sich sogar Robyn eingeschrieben. Sie möchte Medizin studieren und belegt hier ihre Vorbereitungskurse.«

»Sie ist nicht nach Harvard gegangen?«, frage ich verwundert. »Das war doch ihr Ziel.«

July schüttelt den Kopf. »Ihre Eltern waren ziemlich sauer, aber sie hat gesagt, sie geht entweder mit uns aufs College in Santa Barbara oder jobbt in Monterey als Kellnerin.« July lacht. »Sie wollte schon immer mit dem Kopf durch die Wand, aber für diese Aktion habe ich sie fast bewundert.«

»Das Mädchen weiß eben, was sie will«, erklärt Aphrodite. Sie nimmt die zweistöckigen Gebäude in Augenschein, in denen die Studenten wohnen. Gerade laufen wir an einem beleuchteten Pool vorbei, in dem ein paar Jungs Wasserball spielen. »Hübsch«, setzt sie hinzu und meint damit weder die Häuser noch den Pool.

Robyn war früher Jess’ beste Freundin. Die beiden haben sich zerstritten, als mein Cousin Prometheus alias Cayden auftauchte. Er versuchte seit mehreren tausend Jahren ein Mädchen zu finden, das sich nicht in ihn verliebte, weil er mit Zeus einen dummen Deal vereinbart hatte, dass dieser ihn dann zu einem Sterblichen machen würde. Leider ist es als Gott, oder in Prometheus Fall als Titan, ziemlich schwer, eine Frau zu finden, die sich nicht in uns verliebt. Jedenfalls, wenn man der Göttin der Liebe nicht gerade ein Dorn im Auge ist wie ich und von ihr verflucht wurde. Sowohl Robyn als auch Jess verliebten sich in Pro. Aber das ist alles vergessen und vergeben und die Geschichte ist über zwei Jahre alt. Menschen verzeihen schneller als Götter.

»Was studierst du?«, frage ich July.

Ein paar Studenten laufen an uns vorbei und werfen Aphrodite interessierte Blicke zu, die sie gnädig erwidert. Ich atme tief ein und lasse die Luft langsam wieder ausströmen. Ich schaffe das.

»Jura«, höre ich July sagen. »Ich will Anwältin werden wie mein Dad. Er hat in Monterey eine kleine Kanzlei und da will ich irgendwann mit einsteigen. Oder ich werde Staatsanwältin.«

»Um die Welt vor den bösen Jungs zu retten?«, frage ich, um mich ganz auf sie zu konzentrieren.

Sie nickt. »Und vor den bösen Mädchen. Es muss toll sein, wenn man etwas bewegen kann. Denkst du nicht?«

»Apoll wollte nie etwas bewegen«, mischt Aphrodite sich ein. »Er weiß nicht mal, was richtig und was falsch ist.«

Ich lasse mich nicht provozieren, wiederhole ich mein Mantra.

»Dafür gibt es ja Gesetze.« 

Mir ist schleierhaft, weshalb July überhaupt auf sie eingeht.

»Wenn du meinst.« Aphrodite zuckt mit den Schultern. »Athene hat auch immer geglaubt, sie wüsste alles. Wir wissen ja, wohin das geführt hat.«

»Wie geht es ihr?«, wendet July sich an mich. »Ist sie auch mitgekommen?«

»Nein. Dieses Mal sind nur wir beide hier.« Ich muss Jess unbedingt fragen, was July über uns weiß. Sie benimmt sich ganz normal, aber Aphrodites Gerede muss ihr doch komisch vorkommen und unsere Kleidung erst. Oder bin ich nur paranoid?

»Santa Barbara wird dir gefallen und ich hoffe, ihr bleibt eine Weile.« Sie dreht sich um und lächelt Aphrodite an, obwohl sie sie kaum kennt. 

Sie ist viel zu nett zu ihr, und wird ein leichtes Opfer für die Intrigen der Göttin sein. In Troja standen wir auf einer Seite, bis sie Ares mir vorgezogen hat. Sie hat mich benutzt und dann bestraft. Allerdings hatte sie für beides ihre Gründe. Damit lebe ich seit über dreitausend Jahren. Aber ich will das nicht mehr. Mittlerweile bin ich so verzweifelt, dass ich alles tun würde, um den Fluch loszuwerden, den sie über mich verhängt hat. Aber Aphrodite kennt keine Gnade. Ich habe mich bei ihr entschuldigt, ungefähr eine Trilliarde Mal. Ich habe sie angefleht, mir zu verzeihen, aber sie hat mir nie zugehört. Zwischendurch habe ich sie gehasst. Sie hat sich nicht nur geweigert, mich zu lieben, sondern auch sehr gründlich dafür gesorgt, dass keine andere Frau es tut. Als ich das begriffen habe, hätte ich mir am liebsten das Leben genommen. Leider ist einem Gott diese Option verwehrt. Der Untergang Trojas war auch meiner.

VERGANGENHEIT

Troja, im zehnten Jahr des Krieges

vor circa 3200 Jahren

I.

Du hättest dich wenigstens waschen können, Apoll.« Athene tritt mir in den Weg und mustert mich abfällig. 

Ich straffe die Schultern und schüttle die Schuld ab. Sie ist es schließlich, die mir keine Wahl mehr gelassen hat. Ihre Finger sind mindestens so blutbefleckt wie meine, auch wenn sie es nicht wahrhaben will. Was ich getan habe, war schrecklich, aber es wurde Zeit für mich, endlich in diesen Krieg einzugreifen. Nur war mir nicht klar, wie sehr das Töten mir zusetzen würde. Ich habe versucht, keine Gefühle zuzulassen, aber es ist mir nicht so gut gelungen, wie ich gehofft hatte, denn ich bin nicht so abgebrüht wie meine Schwester. Das war ich nie.

Ich wende mich von ihr ab und betrete den großen Saal, in dem sich meine Familie versammelt hat. Zeus erwartet, dass wir unsere Abende hier mit ihm verbringen, und wir widersetzen uns ihm nicht. Heute fühle ich mich noch mehr fehl am Platze als sonst. Ich komme direkt von den Schlachtfeldern Trojas. Seit über neun Jahren tobt dort der Krieg zwischen Trojanern und Griechen. Bisher habe ich mich aus dem Kampf herausgehalten und mir eingeredet, die Kriege der Menschen gingen mich nichts an. Sie müssen genauso ihre eigene Geschichte schreiben wie wir Götter auch. Dass ich mich heute eingemischt habe, verdanke ich nur der misslichen Situation, in die ich mich selbst hineinmanövriert habe. Ich bleibe zwischen den Marmorsäulen stehen und fahre mir durchs Haar. Eine Affäre mit Kreusa zu beginnen, der Ehefrau Äneas’, war nicht meine beste Idee. Ihr zu versprechen, für die Trojaner einzutreten, war noch dämlicher. Aber ich breche meine Versprechen nie, auch wenn ich sie zu voreilig gegeben habe, denn Kreusa tut mir leid. Sie ist einsam und verzweifelt. Ich seufze, gehe weiter in den Saal hinein und halte nach einer freien Liege Ausschau. Zum Glück folgt Athene mir nicht. Bestimmt muss sie irgendwelche wichtigen Entscheidungen treffen. Was bedeutet, sie mischt sich in Dinge ein, die sie nichts angehen. Die letzten Jahre haben mich zynisch gemacht – noch etwas, was mir nicht gefällt.

Leises Stimmengemurmel und vertraute Musik umfangen mich. In den Schalen, die auf dem weißen Marmorboden stehen, brennen Feuer. Die Götter ruhen auf samtenen Liegen, eingehüllt in ihre Togen und lassen sich von Nymphen bedienen. Das Licht bricht sich in blutrotem Wein, den sie aus kunstvoll verzierten Pokalen trinken, und die Tische biegen sich unter der Last von Früchten und Gebratenem. Ich schüttele den Kopf über die Pracht, die für uns so selbstverständlich ist. Aber heute nicht. Jedenfalls nicht für mich. Im Lager der Griechen winden die Krieger sich im Staub und ringen mit dem Tod. Das Blut der Männer, die ich mit meinen silbernen Pfeilen in den Hades geschickt habe, klebt an meinen Händen. Und die Götter feiern und vergnügen sich. Warum habe ich das eigentlich getan? Weshalb habe ich mich von meinem Zorn so hinreißen lassen? Ich werde weder einen Bissen der Köstlichkeiten noch einen Tropfen Wein hinunterbekommen. Schweiß steht mir auf der Stirn und Gänsehaut kriecht mir über den Rücken. Ich hätte einen anderen Weg wählen müssen, um die Griechen zur Vernunft zu bringen. Mir war nicht klar, wie schlimm es um die Menschen steht. Wissen sie eigentlich noch, weshalb sie diesen Kampf überhaupt führen?

»Du hast deinen Standpunkt klargemacht und genug griechische Männer getötet. Es reicht. Du kannst dich wieder deinem Wein und den Nymphen widmen und mir diesen Krieg überlassen«, zischt Athene hinter mir. Sie ist gar nicht verschwunden, um irgendeine wichtige Aufgabe zu erledigen, sie will mir weiter auf die Nerven gehen.

Ich presse die Lippen zusammen. In einem Punkt hat sie recht. Es reicht, und zwar schon lange. Aber sie hat nicht das Recht, mir das vorzuwerfen. Sie ist so selbstgefällig. »Ich hätte noch mehr getötet, aber meine Pfeile waren verbraucht.« Um den Worten Nachdruck zu verleihen, setze ich mein arrogantestes Lächeln auf. »Das verschafft Agamemnon für heute eine kleine Atempause. Wenn er nicht tut, was ich erwarte, wird meine Strafe noch schlimmer ausfallen.« Agamemnon ist der Großkönig des griechischen Heeres. Er führte seine Soldaten und die der anderen griechischen Könige und Königssöhne in diesen Krieg und er ist entschlossen, Troja dem Erdboden gleichzumachen. Mittlerweile führt er sich auf wie ein Gott persönlich. Er hat die Tochter einer meiner Priester geraubt und zu seiner Geliebten gemacht und ich will, dass er sie zurückgibt. Aber der Großkönig stellt sich stur. Das konnte ich nicht zulassen und es bot mir den perfekten Vorwand, mein Versprechen an Kreusa wahr zu machen. Ich habe praktisch zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Leider fühlt es sich nicht so gut an, wie es sollte. Ich habe zu viele Männer getötet.

Athene ist aufgebracht, auch wenn sie versucht, es vor mir zu verbergen. »Hast du es selbst auf die Tochter dieses Priesters abgesehen? Willst du deshalb, dass Agamemnon sie ihrem Vater zurückgibt?«

Ich lache leise. Natürlich denkt sie das von mir. Was auch sonst. Für meine Familie bin ich nur an Frauen und meinem eigenen Vergnügen interessiert. Sie haben keine sonderlich hohe Meinung von mir. »Schwesterherz, glaubst du nicht, wenn ich Chryseis für mich wollte, hätte ich sie mir längst geholt? Aber ich will sie nicht. Ihr Vater ist mein Priester und einer meiner treuesten Diener. Agamemnon hat ihn nicht mit dem ihm gebührenden Respekt behandelt. Ich werde nicht dabei zusehen, wie er dessen Tochter benutzt und dann fallen lässt.«

»Er ist ein Mann und der Großkönig der Griechen, was erwartest du von ihm? Und er steht unter meinem Schutz.«

»Dann solltest du noch einmal überdenken, wen du unterstützt«, gebe ich zurück. »Er mag über die Griechen herrschen, aber ich bin ein Gott und stehe immer noch über ihm. Du musst ihm das klarmachen.«

Athene schweigt und ich lasse ihr Zeit, um zu begreifen, dass sie auf verlorenem Posten kämpft. Diese Sache werde ich für mich entscheiden. Ich muss, sonst sind die Männer umsonst gestorben. Meine Schwester ist klug, schließlich wurde sie aus Zeus Kopf geboren. Sie wird die richtige Entscheidung treffen. Ich persönlich glaube, wir sollten uns nicht in die Angelegenheiten der Menschen einmischen, aber sie sollten uns trotzdem achten und meinetwegen auch fürchten.

»Agamemnon liebt Chryseis«, sagt sie zu meiner Überraschung nach einer Weile. »Er will sie mit nach Mykene nehmen, wenn der Krieg zu Ende ist, und zu seiner Königin machen.«

»Liebe?« Ich lache hart auf. Damit will sie mir jetzt kommen? »Er ist bereits verheiratet, was sagt seine Frau zu diesem Vorhaben? Wenn ich mich recht erinnere, war er auch mal in sie verliebt. Was ist mit dieser Liebe passiert? Ach ja, er ist in einen sinnlosen Krieg gezogen und hat dafür seine Frau verlassen. Jetzt vergnügt er sich mit jungen Mädchen. Muss echte Liebe gewesen sein.«

Athene ignoriert meine Ironie. »Er ist in diesen Krieg gezogen, um ein Unrecht wiedergutzumachen. Und seine Ehefrau hat längst einen eigenen Geliebten.«

Ich schnaube verächtlich. »Kein Wunder. Neun Jahre sind eine lange Zeit. Wie viele Jahre sollte sie denn deiner Meinung nach auf ihren Ehemann warten? Nur weil du kein Interesse an Männern hast, gilt das nicht für alle Frauen.«

Athenes Wangen röten sich vor Wut. Niemand stellt sich ihr in diesen Tagen in den Weg. Das ist ihr zu Kopf gestiegen und mit ihrer Wichtigtuerei fordert sie mich förmlich heraus. Sie meint immer genau zu wissen, was das Richtige ist. Für die Menschen und für uns Götter. Aber so lasse ich nicht mit mir umspringen. Sie mustert den silbernen Bogen, den ich noch in der Hand halte. »Hör auf damit. Bitte.« Beinahe unterwürfig sieht sie mich an. »Töte keine weiteren Männer.«

Die kämpferische Athene bittet um etwas. Das muss ich mir im Kalender anstreichen. »Dann hör du auf, die Griechen zu unterstützen. Sie sind hier diejenigen, die eine unschuldige Stadt überfallen haben und seit über neun Jahren belagern. Es gibt kein Unrecht, das gesühnt werden muss. Agamemnon geht es nur um mehr Macht.« Sie kennt meine Einstellung dazu. Auch wenn ich mich bisher nicht in diesen Krieg eingemischt habe, bedeutet es nicht, dass ich keine Meinung dazu habe. Troja stand immer unter meinem Schutz. Es ist meine Stadt.

»Es war Paris, der Helena ihrem Ehemann geraubt hat. Ohne diese Provokation wären die Griechen zu Hause geblieben und hätten diesen Krieg nicht angefangen«, giftet sie zurück und alle Unterwürfigkeit verschwindet aus ihren ebenmäßigen Zügen. »Schuld ist nur eine.« Sie dreht sich um und ich kann mir denken, wen sie anstarrt. Aphrodite, die Göttin der Liebe und der Schönheit.

»Sag Agamemnon, er soll nachgeben«, verlange ich. »Wenn er es nicht tut, wird meine Rache noch heftiger ausfallen.« Mit einer Hand halte ich den Bogen fester und fahre mit der anderen drohend über die gespannte Sehne, bevor ich weitergehe. Ich will keinen einzigen Toten mehr sehen, aber leider gibt es keine andere Sprache, die diese Griechen verstehen. Erschöpft lasse ich mich auf die Liege fallen. Für einen Moment schließe ich die Augen und trinke doch einen großen Schluck Wein, den eine diensteifrige Nymphe mir bringt. Er spült den Staub und den Geschmack des Todes aus meinem Mund. Ich blende die vertrauten Düfte und die Musik aus. Nach einem Tag bei den Menschen kommt mir alles so unwirklich vor. Hätte ich es bloß gelassen, dann hätte ich nun auch keine Nackenschmerzen. Sie gehen mich nichts an. Es lebt sich viel leichter, ohne Verantwortung und ich habe jahrhundertelang daran gearbeitet, meine Familie davon zu überzeugen, dass ich mich weder für Politik noch für ihre Ränkespiele eigne. Ich bin ein ich-bezogener Mann, der sich nur für sein Vergnügen und seine eigenen Bedürfnisse interessiert. Es ist mir besser gelungen, als ich dachte, aber ich habe damit mein Ziel erreicht. Sie haben mich in Ruhe gelassen, mich nicht ernst genommen und mir damit auch keine Verantwortung übertragen. Alles war perfekt, bis mich dieses Versprechen zwang, meine Einstellung zu überdenken. Nun habe ich Dinge getan, von denen ich mir geschworen habe, sie nie wieder zu tun.

»Beehrt der Gott des Lichtes, der Musik und der Poesie uns heute Abend auch noch.« Aphrodites melodische Stimme reißt mich aus meinen Gedanken. »Hast du einen harten Tag gehabt? Warum hast du nicht einfach Wein nachbestellt oder dir eine neue Toga gekauft? Hatten sie keine mehr in deiner Lieblingsfarbe?« Sie macht eine kunstvolle Pause.

Sie hat mir gerade noch gefehlt. Normalerweise achte ich darauf, nicht neben ihr zu liegen. Der Disput mit Athene hat mich abgelenkt. Zwei Meter Abstand sind definitiv nicht genug zwischen Aphrodite und mir. »Nein, lass mich raten, du musstest Nymphen trösten, die vor Liebeskummer beinahe zerflossen sind.«

Warum bin ich nicht einfach nach Hause gegangen? Dort hätte ich wenigstens meine Ruhe und eine der traurigen Nymphen würde mich mit Freuden ablenken. Aphrodite versteht einfach nicht, dass ein Mann und eine Frau sich auch ohne Liebe Vergnügen bereiten oder trösten können. Je nachdem, was man gerade braucht.

»Dieses Mal hast du den Bogen überspannt«, fährt sie ungefragt fort. »Zeus wird dir das nicht durchgehen lassen.«

Natürlich weiß sie von meinen zweifelhaften Heldentaten auf dem Schlachtfeld. Es gibt nichts, was Aphrodite nicht erfährt. Sie macht sich mit ihrem Wissen nicht so wichtig wie Athene, aber ihr entgeht nichts. Jetzt verachtet sie mich noch mehr als zuvor. Ich sehe es überdeutlich in ihrem Gesicht. Dabei hätte ich nicht gedacht, dass sie noch schlechter von mir denken kann. Ich setze ein zynisches Lächeln auf.

»Was hast du dir dabei gedacht?«, fragt sie leiser und ihr Gesicht gleitet über meine blutbefleckte Toga.

Höre ich da etwa Besorgnis in ihrer Stimme? Das muss Einbildung sein. Sie mag mich nicht. Ich versuche mir einzureden, es würde mir nichts ausmachen, aber das tut es.

»Das ist nicht mein Blut«, informiere ich sie knapp und versuche sie dann zu ignorieren. Stattdessen verfolge ich mit zu Schlitzen verengten Augen das Geschehen, das sich an der weißverputzten Mauer des großen Thronsaales abspielt. Ich wünschte, Zeus würde die Bilder abstellen, die er seit Beginn des Krieges Tag und Nacht dort für uns zeigt. Wir sollen den Krieg nicht vergessen. Troja. Immer wieder Troja. Niemand sonst im Raum scheint sich allerdings noch für die Vorgänge zu interessieren. Wir sind abgestumpft. Im Grunde ist für uns alles, was bei den Menschen vorgeht, nur ein Spiel. Wir schieben sie wie Schachfiguren herum. Seit Prometheus sie aus Ton geschaffen und Athene ihnen ihren Lebensatem eingehaucht hat, benutzen wir sie. Dabei sind sie denkende und lebende Wesen wie wir. Sie haben ein Recht auf eigene Entscheidungen und auf eigene Fehler. Daran können sie wachsen. Mit dieser Meinung stehe ich leider ziemlich allein da.

Ich wende den Blick ab und beobachte meine Familie. Zeus flüstert einer Nymphe etwas ins Ohr, die sich auf seinem Schoß räkelt. Hera versucht die beiden zu ignorieren, scheitert kläglich und wendet sich Morpheus zu, der zu ihren Füßen hockt und sie anhimmelt. Dionysos betrinkt sich hemmungslos, und obwohl ich es nicht will, gleitet mein Blick zurück zu Aphrodite. Ares sitzt am Fußende ihrer Liege und eine Hand liegt auf ihrem schmalen Knöchel. Ich presse die Lippen zusammen und frage mich, weshalb sie ihn nicht wegstößt. Schließlich ist sie offiziell mit Hephaistos verheiratet, der allerdings in seiner Höhle hockt und uns nur selten beehrt. Sie scheint die Berührung nicht zu stören und sie beachtet mich nicht mehr, sondern beobachtet ungeniert Hades und Persephone.

Das kann ich ihr nicht übelnehmen. Selten hat es im Olymp ein Paar gegeben, das sich so offensichtlich zugetan ist. Ich verstehe Hades nicht. Er kann jede Frau haben, die er will, aber er würdigt keine andere auch nur eines Blickes. Aphrodite ist strahlend schön, ihre Haut so weiß wie der Schaum des Meeres, dem sie entstiegen und nach dem sie benannt ist, aber das alles nützt ihr gar nichts. Sie wird keinen Mann finden, der sie so abgöttisch liebt wie Hades Persephone. Jedenfalls nicht, solange sie sich von Ares betatschen lässt. Hätte ich noch einen Pfeil übrig, würde ich ihn dem Gott des Krieges direkt in den Handrücken schießen.

Ich seufze leise, als Hermes, einen Apfel kauend, auf mich zu geschlendert kommt. Noch jemand, der mir heute auf die Nerven gehen will. Wenn mein Bruder diesen Blick aufgesetzt hat, möchte er irgendwas von mir, und meistens bringen seine Wünsche mich in Schwierigkeiten.

»Einen schönen Schlamassel hast du da angerichtet«, sagt er kauend und weist mit dem Kinn auf die Szenerie an der Wand. Gerade werden Leichen der Soldaten, die heute an der Pest gestorben sind, zu riesigen Haufen gestapelt und dann angezündet. Das habe ich mit meinen Pfeilen angerichtet. Jeder einzelne hat diese tödliche Krankheit im Heerlager der Griechen verbreitet. »Warum hast du dich eingemischt? Ging es dir wirklich nur um die Tochter deines Priesters?«

Gespielt gleichgültig zucke ich mit den Schultern. »Das haben sie sich selbst zuzuschreiben«, behaupte ich, aber ich weiß es besser. Die Männer, die ich getötet habe, waren einfache Soldaten. Sie hätten zuhause bei ihren Frauen und Kindern bleiben sollen.

»Sie sind uns zu ähnlich. Das Kämpfen liegt ihnen im Blut. Sie können nicht anders«, sinniert Hermes zu meiner Verwunderung. Mein Bruder macht sich normalerweise so wenig Gedanken um die Menschen wie ich. »Es ist gut, dass du dich eingemischt hast«, setzt er unerwartet hinzu. »Dieser Krieg dauert schon viel zu lange. Zeus denkt das auch.«

Ich betrachtete meine Fingernägel. »Nach menschlichen Maßstäben«, sage ich und versuche meinen Zorn nicht zu zeigen. Das hat unseren Vater doch bis jetzt kaum interessiert. Ich bilde mir nicht ein, meine unbedachte Aktion hätte etwas daran geändert. Ich habe keinerlei Einfluss auf Zeus Taten. Athene ist das Kind, welches ihm am nächsten steht. Das weiß jeder von uns.

»Ich würde ja runterfliegen«, erklärt Hermes. »Aber Vater traut mir nicht zu, diesen Zwist aus der Welt zu schaffen. Die Trojaner sollen Helena an ihren rechtmäßigen Ehemann zurückgeben, dann trollen die Griechen sich schon wieder.«

Wenn es bloß so einfach wäre. Agamemnon wird sich niemals geschlagen geben. Ihm geht es nicht um eine Frau, sondern um Macht und Einfluss. Nur deshalb hält er so verbissen an diesem Krieg fest. Dieser verdammte Grieche. Er hat bereits zu viel geopfert. Sein eigenes Kind, seine Ehe und all diese unschuldigen Menschen. Er kann sich nicht zurückziehen.

Hermes hört endlich auf, an dem Apfel zu kauen. Mein armer einfältiger Bruder. Beinahe beneide ich ihn um seine eingeschränkte Sicht auf die Dinge. »Helena war für die machtgierigen Griechen nur ein Vorwand, um Troja anzugreifen«, erkläre ich ihm. »Die Stadt ist ihnen schon lange ein Dorn im Auge. Sie ist unter der Herrschaft des Priamos zu mächtig und zu reich geworden. Helena ist nur eine Schachfigur und dieser dumme Junge Paris hat Agamemnon genau den Grund geliefert, den sie gebraucht haben, um die Stadt anzugreifen.«

Und Aphrodite hat dem Jungen damals diesen Floh ins Ohr gesetzt, dass er die schönste Frau der Welt bekommen kann. Sie ist schuld an diesem Krieg und jetzt räkelt sie sich auf ihrer Liege und lässt jeden die milchweiße Haut ihrer Schenkel sehen.

»Wir könnten Poseidon bitten, eine Sturmflut zu schicken. Ohne ihre Schiffe sind die Griechen verloren«, schlägt Hermes vor.

Das ist gar kein schlechter Vorschlag.

»Unser hochverehrter Onkel verschläft die Sache vermutlich gerade. Er wird uns noch weniger eine Hilfe sein als unser Vater.« Aphrodite muss aufgestanden und zu uns getreten sein, während ich mich bemüht habe, nicht auf Ares’ Hand zu starren und mir zu wünschen, sie würde ihm abfallen, während sie Aphrodites Unterschenkel hinaufwanderte. Jetzt muss ich sie ansehen. Sie trägt eine rosafarbene Toga und ihr blondes Haar hängt offen über ihren Rücken. Sie mustert die Bilder an der Wand. Ihr ebenmäßiges Gesicht ist eine Maske. Ares baut sich dicht hinter ihr auf und legt eine Hand auf ihre Schulter. Seine Finger verschwinden unter ihrem Haar.

Langsam stehe ich ebenfalls auf. »Das ist dein Werk, also denk dir etwas aus, wie du das Problem in den Griff bekommst.«

Ich werfe ihr einen abweisenden Blick zu. Sie ist wunderschön, aber deshalb werde ich ihr die Verantwortung nicht abnehmen. Es wird Zeit, dass sie die Konsequenzen für ihr Handeln trägt.

»Das ist nicht mein Werk«, verteidigt sie sich, wie schon so oft in den letzten Jahren. »Woher sollte ich wissen, dass Paris Helena gleich entführt?«

Schimmern da etwa Tränen in ihren Augen? Hermes greift tröstend nach ihrer Hand, was mich noch zorniger macht, weil sie ihm ein trauriges Lächeln schenkt. Wie üblich sehe ich rot, wenn sie die Aufmerksamkeiten der Männer so selbstverständlich entgegennimmt. »Wenn du dein Spatzenhirn zum Nachdenken benutzen würdest, dann hättest du dir das denken können. Du hast Paris die Liebe der schönsten Frau versprochen. Hast du geglaubt, er würde sie bei Menelaos lassen? Was dachtest du denn, was passiert, wenn er sie erst mal gesehen hat? Sollten sie nur Händchen halten und sich tief in die Augen gucken?«

Aphrodite blinzelt die Tränen fort. Vor mir wird sie nie weinen. Sie verschränkt die Arme vor der Brust und kommt auf mich zu. Abschätzend betrachtet sie mich und obwohl ich einen Kopf größer bin, fühlt es sich an, als sähe sie auf mich herab. Ich weiß ziemlich genau, was sie sieht. Ich bin groß und schlank, mit breiten Schultern, schmaler Taille und langen Beinen. Ich bin nicht so muskulös wie Ares und nicht so riesig wie Hephaistos, aber die Nymphen reißen sich trotzdem um mich, weil ich meistens viel unterhaltsamer und nicht so griesgrämig bin. Mein schwarzes Haar ist zu lang und von diesem Tag auf dem Schlachtfeld völlig zerzaust. Ich bin müde und müsste mich waschen und rasieren. Alles an mir ist das völlige Gegenteil zu Aphrodites Makellosigkeit und dadurch fühlt sie sich provoziert. Ihr Blick ist gereizt und verurteilend. Ich bin kein Krieger wie Ares und meine Hände können nicht diese wunderschönen Dinge erschaffen, die Hephaistos herstellt. Für Aphrodite bin ich ein nutzloser Herumtreiber und das lässt sie mich bei jeder Gelegenheit spüren. Das Einzige, was ich kann, ist sinnlose Prophezeiungen auszusprechen, die sich jederzeit ändern können. Egal, was ich versucht habe, ich konnte ihre Meinung über mich nie ändern.

»Es wäre tatsächlich mal eine Abwechslung gewesen, wenn ein Mann mit seinem Kopf und nicht mit dem Ding in seiner Hose gedacht hätte«, sagt sie endlich verächtlich. »Paris wusste ja wohl, dass Menelaos Helena nicht einfach freigeben würde.« Sie stupst mit dem Finger gegen meine Brust. »Aber davon verstehst du so wenig wie er.«

Sie steht so dicht vor mir, dass ich die Zitronenseife riechen kann, mit der sie sich wäscht. »Willst du mit mir über mein Liebesleben diskutieren?«, raune ich. In ihren Augen funkeln wütende silberne Sterne. Gut so. »Ich habe eine Information für dich. Es geht dich nichts an. Es ist allein meine Sache, wann ich was aus meiner Hose hole.«

Aphrodite beißt sich auf die Lippen, ihre Augen weiten sich und Röte schimmert auf ihren Wangenknochen. Die feinen Härchen an ihrem Hals richten sich auf. All das entgeht mir nicht, genauso wenig wie meine eigene unerwünschte Reaktion auf ihre Nähe. Verdammt.

»Der Inhalt deiner Hose interessiert mich nicht im Geringsten«, behauptet sie. »Ich will Troja retten. Aber ich bin weder wie Athene noch Artemis. Das Kämpfen liegt mir nicht. Wir können den Trojanern nur helfen, wenn wir an einem Strang ziehen.«

»Du denkst, es ist so einfach?« Dieser Satz klingt genauso abfällig, wie ich ihn meine. Ich will nicht mit ihr an einem Strang ziehen. Ich will nicht mal mit ihr in einem Raum sein. Ich beuge mich hinunter, damit ich etwas in ihr Ohr flüstern kann. »Sicher wird Ares dir dafür zur Verfügung stehen. Er frisst dir doch sowieso aus der Hand. Wenn er auf der Seite der Trojaner kämpft, haben sie vielleicht eine Chance.«

»Da hast du ausnahmsweise mal recht«, erklärt sie zu meiner Verblüffung. »Ich werde ihn bitten, mir zu helfen. Was für eine kluge Idee von dir.«

Ist sie verrückt geworden? Das war doch nicht ernst gemeint. Am liebsten würde ich sie schütteln, aber dafür müsste ich sie anfassen und das passiert erst, wenn der Hades zufriert. Jeder Olympier weiß, dass der Gott des Krieges nichts umsonst tut. Er wird eine Gegenleistung verlangen. Sie gestattet ihm schon viel zu viele Freiheiten.

Aphrodite wendet sich um und strahlt Ares an, der wie ein Wächter hinter ihr gestanden und sich mit Hermes unterhalten hat. »Würdest du mir noch etwas Wein holen?« Sie klimpert mit ihren langen Wimpern und wirft ihm einen schmachtenden Blick zu.

Wenn ich könnte, würde ich meine Worte ungeschehen machen. Mir behagt die Vorstellung nicht, dass sie sich an Ares’ Seite in diesen Krieg stürzt, und erst recht gefällt mir sein triumphierendes Grinsen nicht, als er ihr den Pokal aus den Händen nimmt. Mein einziger Trost ist, dass er ihrem Wunsch bestimmt nicht nachkommen wird. Er kämpft tatsächlich immer nur für sich.

Ich lasse mich wieder auf meine Liege fallen und Aphrodite geht zu ihrer. Mein Blick richtet sich auf die Bilder an der Palastmauer und ich konzentriere mich auf das Geschehen im Lager der Griechen. Die Krieger rüsten sich für den nächsten Tag. Sie schärfen ihre Waffen, rösten Brot und Fleisch über den Feuern und betrauern die Toten. Seit fast zehn Jahren leben sie in diesem Lager und führen Krieg gegen die Trojaner und sie werden nicht mit leeren Händen abziehen. Tief in mir fühle ich die Katastrophe bereits, die über die Bewohner der wunderschönen Stadt hereinbrechen wird. Wenn kein Wunder geschieht, wird sie genauso brennen wie die Scheiterhaufen der Pestopfer vor ihren Mauern.

Ich trinke einen zweiten Pokal mit Wein aus. Zeus ist mit der Nymphe verschwunden und Morpheus tröstet Hera, die unverkennbar wütend ist. Weshalb lässt sie sich diese Behandlung immer wieder gefallen? Ich verstehe sie nicht.

Es ist Zeit für mich zu gehen. Ich bin erschöpft und brauche eine Pause von meiner Familie. Ich verlasse den Saal, durchwandere die Gänge des Palastes und erst draußen auf den breiten Marmorstufen atme ich erleichtert aus. Ich kann das Versprechen, das ich Kreusa gegeben habe, nicht halten. Noch mehr Menschen kann ich nicht töten. Es gibt sie zwar wie Sand am Meer, aber ich bin kein Krieger und schon gar kein Mörder. Morgen werde ich ihr sagen, dass der Krieg Sache der Menschen ist.

Eilig laufe ich durch die Straßen der Stadt zu meiner Villa. Thyia wartet dort auf mich, eine Nymphe, die normalerweise in Delphi bei meinem Orakel lebt. Ich habe ihr vor einer Weile meine Gunst geschenkt, weil sie süß und lieb ist und ich es hasse, in ein leeres Haus zu kommen. Ich bin nicht gern allein. Als ich eine Stunde später im warmen Wasser meines Bades liege und mir von Thyia das Blut vom Körper waschen lasse, fällt mir doch etwas ein, das ich für Troja tun kann. Leider brauche ich dafür Athenes Hilfe. Ich lege den Kopf auf den Rand des marmornen Beckens und schließe die Augen. Thyia seift mir mit sanften Strichen die Brust ein und küsst mich dann auf den Mund. Die Nymphe liest mir jeden Wunsch von den Augen ab und langsam beginne ich mich mit ihr zu langweilen. Ich sollte sie zurück nach Delphi schicken, bevor sie von mir Dinge erwartet, die ich nicht zu geben bereit bin. Ich habe meine Prinzipien. Das oberste ist, dass ich nur solange mit einer Frau zusammenbleibe, bis sie sich in mich verliebt. Danach wird eine Beziehung in der Regel viel zu kompliziert, weil ich die Erwartungen, die die Frauen in mich setzen, nie erfüllen kann und auch nicht will. Ich glaube nicht an die Liebe und außer Hades und Persephone kenne ich kein Paar, bei dem dieses Konzept dauerhaft funktioniert und die beiden sehen sich nur vier Monate im Jahr. Es ist also an der Zeit, Thyia wegzuschicken. Sie hat gewusst, wie meine Bedingungen sind.

Sie schlingt ihre langen Beine um mich und ich gebe dieses Vorhaben für heute Nacht auf. Das kann noch bis zum Morgen warten. Ob Aphrodite Ares mit nach Hause genommen hat? Wie weit wird sie gehen, um ihre Interessen durchzusetzen? Ziemlich weit, befürchte ich.

II.

Die Nacht hat mich nicht entspannt, sondern nur noch unruhiger gemacht. Ich trinke gerade einen Becher Wasser, als Thyia hinter mich tritt.

»Komm wieder ins Bett«, murmelt sie und ich presse genervt die Lippen aufeinander. Sie kann nichts dafür, dass ich nicht dasselbe für sie empfinde wie sie für mich. Ich drehe mich zu ihr um und lege ihr die Hände auf die Schultern. »Thyia«, beginne ich. »Du bist ein nettes Mädchen, sonst hätte ich dich nie ausgewählt, bei mir zu wohnen. Vorübergehend.«

Tränen sammeln sich in ihren grünen Augen, mit denen sie mich vertrauensvoll ansieht.

»Ich hatte dir meine Regeln erklärt, oder?« Sie nickt tapfer und ich ziehe sie an mich. Ich möchte den Frauen, mit denen ich Zeit verbringe, nicht wehtun. »Meine Liebesbeziehungen sind immer unverbindlich und ohne Verpflichtungen. Für beide Seiten natürlich. Es steht dir frei, zu gehen und dir einen anderen Mann zu suchen. Ich binde mich nicht. Nie! Das wusstest du.«

Bevor sie etwas sagen kann, klopft es an meiner Tür. Verärgert stoße ich die Luft aus. Ich hätte das gern jetzt zu Ende gebracht.

Thyia läuft zur Tür und öffnet sie. Athene tritt ein. Sie steckt in voller Kampfmontur, wie so oft in den letzten Jahren. Ich vermute, sie schläft sogar mit dem Schwert neben sich. »Was willst du?«, frage ich misstrauisch.

»Sichergehen, dass du heute hierbleibst und nicht noch mehr Männer tötest.«

»Wie willst du das bewerkstelligen? Willst du mich anbinden?« Ihr ist alles zuzutrauen. Früher einmal, als wir jünger waren, haben wir uns recht gut verstanden. Das scheint ewig her zu sein.

»Ich hoffte auf ein vernünftiges Gespräch«, antwortet sie. »Hallo Thyia«, begrüßt sie die Nymphe und schenkt mir dann einen vernichtenden Blick. Klar, sie versteht einfach nicht, dass Männer Bedürfnisse haben. Frauen selbstverständlich auch, aber eben nicht die hoheitsvolle Göttin der Weisheit und des Kampfes.

»Athene«, antwortet die kleine Nymphe für meinen Geschmack zu unterwürfig. »Ich lasse euch allein.«

Wir schweigen, bis sie gegangen ist.

»Ist sie nicht etwas zu jung für dich? Weiß ihr Vater, dass du sie zu deiner Hetäre gemacht hast?«

»Sie ist nicht meine Hetäre«, erkläre ich, »und sie ist alt genug, zu entscheiden, mit welchem Mann sie zusammen sein will.«

Athene schnaubt. »Ich setze fünf Drachmen, dass sie spätestens in einer Woche wieder in Delphi ist und sich die Augen ausweint, weil du ihrer überdrüssig geworden bist.«

Dazu sage ich nichts, denn es wird keine Woche dauern. »Ich mische mich auch nicht in dein Liebesleben ein.« Dann ziehe ich arrogant die Augenbrauen nach oben und lege den Kopf schief. »Ach du hast ja gar kein Liebesleben«, erkläre ich gespielt verwundert. »Das solltest du unbedingt ändern. Vielleicht bist du dann weniger schlecht gelaunt.«

Ihre Wangen röten sich und es fehlt nicht viel, und sie rammt mir das Schwert in die Brust. Aber sie beherrscht sich. »Ich wollte mit dir reden. Unter vier Augen. Können wir uns setzen?«

Ich ziehe einen Stuhl für sie vom Tisch zurück und sie lässt sich darauf nieder. Ich setze mich ihr gegenüber. »Ich höre.«

»Wirst du das Sterben beenden, wenn Agamemnon Chryseis ihrem Vater zurückgibt?«

Bevor ich antworte, trinke ich einen Schluck. Eigentlich wollte ich mich nicht länger einmischen, aber jetzt bin ich neugierig, was sie mir anbietet. »Das werde ich«, höre ich mich sagen.

»Dann regele ich das«, erwidert Athene, ohne weitere Forderungen zu stellen.

Sofort werde ich misstrauisch und komme ihr zuvor. »Ich werde Kalchas mit einer Botschaft zum König schicken«. Auf den Seher hört Agamemnon normalerweise. »Er soll den Griechen meine Bedingungen unterbreiten, und sie warnen, mich zukünftig nicht wieder zu provozieren. Sie sollen meine Priester mit mehr Achtung behandeln.«

Athene zögert einen Moment, aber dann nickt sie. »Dafür werde ich sorgen.«

»Gut, dann bin ich in einer Stunde im Palast und wir sehen uns an, ob der Plan aufgeht.« Richtig glaube ich nicht daran. Agamemnon ist besessen von Chryseis und er hasst es, sein Gesicht zu verlieren. »Und wir mischen uns nicht weiter ein, hörst du. Lass die Menschen ihre Kämpfe selbst austragen. Wir machen alles nur noch schlimmer.«

Athene geht mit schnellen Schritten zur Tür.

»Sag mir, dass du nicht vorhast, mir in den Rücken zu fallen«, verlange ich, weil das viel zu glattging. Ich bekomme keine Antwort. Aber im Grunde ist ihr Schweigen auch eine Antwort. Ich kann ihr nicht trauen. In Windeseile wasche ich mich und begebe mich in den Olymp. Als ich den Thronsaal betrete, steht Athene bereits vor der Wand und betrachtet das Geschehen im Heerlager der Griechen. Agamemnon tigert durch sein Zelt und brüllt Kalchas und seine Verbündeten gleichzeitig an. Alle Könige der Griechen haben sich dort versammelt. Odysseus, Nestor, Achill und Menelaos. Offenbar hat Agamemnon keinen Respekt vor meinen Weisungen, mit denen ich Kalchas zu ihm geschickt habe. Er versucht den Seher dazu zu bringen, sie zurückzunehmen. Was bildet dieser Mensch sich ein?

Am liebsten würde ich selbst in das Lager gehen und dieses Mal die höllischen Dämonen mitnehmen. Sie lechzen nach dem Blut der toten Soldaten. Meine Pestpfeile waren wohl nicht furchteinflößend genug? Sind dem Großkönig seine Krieger egal? Eine für mich untypische Wut kocht in mir hoch. Aber ich werde nicht zulassen, dass mein jahrelanger Frust sich ausgerechnet über den Menschen entlädt. Was ich gestern getan habe, war schlimm genug.

»Weshalb weigerst du dich?«, kommt es nun vom jungen Achill. Er ist ein Halbgott und deshalb mutiger oder vielleicht auch nur dreister als die anderen Könige. »Du hast deine Tochter für diesen Krieg geopfert und nun sollen wir ihn wegen deiner Geliebten verlieren?«

Die anderen Könige geben ein zustimmendes Gemurmel von sich. Achill ist außer Odysseus der einzige, der dem Großkönig ab und zu die Stirn bietet. Das ist nicht immer besonders klug, aber Achill ist ja auch unverwundbar. Seine Mutter Thetis, eine Nereide, hat ihn nach seiner Geburt in den Fluss Styx getaucht. Nur eine winzige Stelle an seiner Ferse wurde nicht vom Wasser des Flusses, der durch die Unterwelt fließt, benetzt. Deshalb glaubt er, sich jede Frechheit herausnehmen zu können, und bringt seinem Befehlshaber nicht den nötigen Respekt entgegen.

»Tausende Männer sind bereits gestorben«, sagt er eindringlich. »Ihnen bist du etwas schuldig. Stell dich nicht gegen Apolls Willen«, verlangt der Jüngling. »Sonst verlieren wir diesen Krieg.«

Ein blumiger Duft dringt in meine Nase und ich muss mich nicht umdrehen, um zu wissen, wer sich zu mir und Athene gesellt hat.

»Schläfst du um diese Zeit nicht normalerweise noch?«, frage ich Aphrodite. Was hat sie hier verloren? Hat sie es nicht länger mit Ares im Bett ausgehalten?

»Eigentlich schon«, erwidert sie, »aber Thyia hat mich geweckt. Das arme Kind ist völlig verzweifelt.«

Ich unterdrücke ein Stöhnen. Das ist nichts, was ich mit ihr diskutiere und außerdem haben wir gerade andere Sorgen. Aber ihre Worte verraten mir auch, dass Aphrodite die Nacht in ihrem eigenen Bett verbracht hat, und sie nimmt nie einen Mann mit in ihr Haus. Wenn man den Gerüchten Glauben schenken darf, zieht sie es vor, diese zu besuchen.

»Was besprechen die Könige da?«, fragt sie plötzlich alarmiert. »Und was tut Kalchas bei Agamemnon? Hast du ihn wieder mit einer deiner dummen Weissagungen zu ihnen geschickt?«

»Das sind keine dummen Weissagungen«, fahre ich sie an. »Das ist meine Bedingung, zu denen ich das Sterben ihrer Männer stoppe. Sie können sie annehmen oder es bleiben lassen.«

Aphrodite schluckt. »Und was ist deine Bedingung? Sollen sie wieder ein junges Mädchen opfern? Ist es das, was du brauchst, um allen zu zeigen, welche Macht du besitzt?« Sie ballt die Hände zu Fäusten und kurz glaube ich, sie schlägt auf mich ein.

Ich kann ihr nicht verdenken, dass sie das annimmt. »Nein«, sage ich langsam. »Kein Opfer. Er soll Chryseis einfach nur ihrem Vater zurückgeben.«

»Und das ist alles?«, fragt sie misstrauisch. »Mehr verlangst du nicht?«

Ich schüttele den Kopf und wende mich wieder dem Bild zu. »Mehr verlange ich nicht.«

»Aber Agamemnon und Chryseis lieben sich.« Ihre Stimme klingt so verzweifelt, als müsste sie sich von ihrem eigenen Geliebten trennen, wer immer das aktuell auch gerade ist. Vor ein paar Wochen habe ich sie am Bach mit Adonis gesehen. Er hockte zu ihren Füßen und pflückte Blumen für sie.

»Dieses Mädchen ist viel zu jung für ihn und sie wurde mit Gewalt entführt. Sie kann ihn nicht lieben«, widerspreche ich.

»Was verstehst du schon von der Liebe?«

Auf diesen unsinnigen Disput lasse ich mich nicht ein. »Er wird sie zurückgeben.«

»Weil du es dir in den Kopf gesetzt hast und keinen Millimeter von deiner Meinung abweichst? Du wirst schon noch sehen, was du davon hast«, faucht sie.

Während wir streiten, blickt Athene weiterhin gebannt auf die Mauer. Sie kaut auf ihrer Unterlippe, was kein gutes Zeichen ist. Irgendwas hat sie vor, aber ich habe die Hälfte der Auseinandersetzung verpasst und weiß nicht, was gerade passiert ist.

»Also gut«, gibt Agamemnon unerwartet nach. »Aber ich will eine Entschädigung. Chryseis ist meine Beute, wenn ich sie aufgeben soll, will ich dafür etwas anderes.« Sein Blick fällt auf Achill. »Ich will Briseis.«

Ich lache auf. Das kann nicht sein Ernst sein. Achill wird Briseis nie weggeben. Sie ist zwar auch eine Kriegsbeute und Sklavin, aber jeder Gott, Grieche und Trojaner weiß, dass Achill sie zu seiner Frau machen will. Agamemnon muss den Verstand verloren haben, seinen tapfersten Krieger so vor den Kopf zu stoßen. Achill greift nach seinem Schwert und wir halten den Atem an. Der Junge hätte die Kraft, den Großkönig zu töten. Ohne Agamemnon sind die Griechen ohne Anführer und werden sich zurückziehen. Wer hätte gedacht, dass diese Sache so eine Wendung nimmt und die Lösung so naheliegt. In weniger als einer Stunde wird der Krieg zu Ende sein.

»Mist«, murmelt Athene. »Das hat mir gerade noch gefehlt.« Dann ist sie verschwunden.

»Das ist nicht gut«, sagt Aphrodite. »Steh hier nicht herum! Tu irgendwas. Schließlich hast du dieses Chaos angerichtet. Warum hast du dich gestern eingemischt. Haben deine Nymphen und der Wein dich gelangweilt? Brauchtest du ein bisschen Abwechslung?«

Sie hatte noch nie eine sonderlich hohe Meinung von mir, aber gerade hat sie einen absoluten Tiefpunkt erreicht. »Ich habe gar nichts angerichtet«, verteidige ich mich halbherzig und halte den Blick fest auf das Geschehen in Agamemnons Zelt gerichtet, um sie nicht ansehen zu müssen. Die Abscheu in ihrem Blick ist nur schwer zu ertragen.