Feldforschung. Über die Entstehung, die Nutzung und die räumliche Transformation des Tempelhofer Feldes im städtischen Wandel Berlins - Sarah Kästner - E-Book

Feldforschung. Über die Entstehung, die Nutzung und die räumliche Transformation des Tempelhofer Feldes im städtischen Wandel Berlins E-Book

Sarah Kästner

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Beschreibung

Masterarbeit aus dem Jahr 2015 im Fachbereich Raumwissenschaften, Stadt- und Raumplanung, Note: 1,0, Universität der Künste Berlin (Institut für transmediale Gestaltung), Veranstaltung: Visuelle Kommunikation Entwerfen raumbezogener Systeme/Ausstellungsgestaltung, Sprache: Deutsch, Abstract: „739.124“ Berliner haben vor etwa einem Jahr über den Erhalt einer leeren Fläche abgestimmt. Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts war über diesen Boden so heftig spekuliert worden, dass Teile davon für 72 Millionen Goldmark verkauft wurden, das damals größte Grundstücksgeschäft der Welt. Worum geht es also bei diesem Gebiet, liegen darunter Ressourcen- Gold, Erdöl ? Nein, hier geht es um einen Bodenschatz im übertragenen Sinne. Dabei ist es zunächst leichter über diese 385 ha zu sagen was sie waren, nämlich ein Verkehrsflughafen mit Rollfeld, als was sie heute sind. Es ist ein Nichts, eine Leere inmitten Berlins. Die Motivation dieser Arbeit besteht darin, aufzuzeigen, was dieser Nicht-Raum sein kann und auch sein muss. Weltweit bekannt geworden ist er seit Schließung des oben gennannten Flughafens als Tempelhofer Feld. Welchen Symbolcharakter kann dieses Tempelhofer Feld haben, das als Wahrzeichen auf keiner Postkarte zu finden ist und in Berliner Reiseführern, wenn überhaupt, erst weit hinter den Sehenswürdigkeiten Berliner Mauer, Brandenburger Tor, Weltzeituhr und Potsdamer Platz erwähnt wird? Welche Anziehungskraft kann ein ehemaliges Flughafengelände ausüben, wenn von dort kein Flieger mehr zu Urlaubszielen abhebt? Welchen Mehrwert soll ein riesiges innerstädtisches Feld generieren, wenn es nicht einmal landwirtschaftlich zur regionalen Versorgung genutzt wird? Was also macht den Reiz einer anscheinend öd wirkenden Freifläche aus, dessen Zugang und Nutzung zudem stark reglementiert ist? Das unbebaute und damit unbestimmte Tempelhofer Feld wurde von Kritikern als unlogisch, als Fehler im städtischen Entwicklungsplan, als Leerstelle bezeichnet. „[…] Dort [könnten] jetzt widerstandslos errichtete Hochhäuser stehen.“ , heißt es beispielsweise seitens Malte Lehming. Der Fehler bestünde darin, zu lange gewartet, die innige Vertrautmachung mit der neuen Fläche zugelassen zu haben. Damit ist die Öffnung dieser ehemaligen Verkehrsfläche gemeint, die 2010 als öffentlicher Ort für die Berliner (beschränkt) zugänglich gemacht wurde. Warum ich diese regelmäßige Nutzung des Tempelhofer Feldes, seine Aneignung und Eingemeindung in den Alltag nicht als Fehler interpretiere, sondern darin die Chance einer Veränderung zu einer dynamischen, sozialen Raum- und Stadtentwicklung erkenne, soll nach dem eindeutigen Volksentscheid des vergangenen Jahres auch durch diese Masterarbeit verteidigt werden. [...]

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Inhaltsverzeichnis

 

1. Einleitung

2. Raum

2.1 Raumbegriff und Raumverständnis

2.2 Raumtheorie nach Henri Lefebvre

3. Stadt

3.1 Stadtbegriff und Stadtverständnis

3.2 Akteure

3.3 Öffentlicher Stadtraum

3.4 Städtische Dichte und Weite

4. Transformation

4.1. Transformationsbegriff und Transformationsprozess

4.2. Akteure

4.3 Bedeutung und Wirkung

5. Das Feld

5.1 Tempelhofer Feld als „Forschungsgegenstand“

5.2 Entwicklung und Transformation

5.3 Bedeutung und Wirkung

5.4 Ausblick auf Praxisteil

6. Schlussbetrachtung

Literaturverzeichnis

Quellenverzeichnis

Abbildungen

 

1. Einleitung

 

„739.124“[1]Berliner haben vor etwa einem Jahrüber den Erhalt einer leeren Fläche abgestimmt.

 

Schon zu Beginn des letzten Jahrhunderts warüber diesen Boden so heftig spekuliert worden, dass Teile davon für 72 Millionen Goldmark verkauft wurden, das damals größte Grundstücksgeschäft der Welt.[2]

 

Worum geht es also bei diesem Gebiet, liegen darunter Ressourcen- Gold, Erdöl ? Nein, hier geht es um einen Bodenschatz imübertragenen Sinne.

Dabei ist es zunächst leichterüber diese 385 ha zu sagen was sie waren, nämlich ein Verkehrsflughafen mit Rollfeld, als was sie heute sind.

 

Es ist ein Nichts, eine Leere inmitten Berlins.

 

Die Motivation dieser Arbeit besteht darin, aufzuzeigen, was dieser Nicht-Raum sein kann und auch sein muss.

 

Weltweit bekannt geworden ist er seit Schließung des oben gennannten Flughafens als Tempelhofer Feld.

 

Welchen Symbolcharakter kann dieses Tempelhofer Feld haben, das als Wahrzeichen auf keiner Postkarte zu finden ist und in Berliner Reiseführern, wennüberhaupt, erst weit hinter den Sehenswürdigkeiten Berliner Mauer, Brandenburger Tor, Weltzeituhr und Potsdamer Platz erwähnt wird?

Welche Anziehungskraft kann ein ehemaliges Flughafengelände ausüben, wenn von dort kein Flieger mehr zu Urlaubszielen abhebt?

Welchen Mehrwert soll ein riesiges innerstädtisches Feld generieren, wenn es nicht einmal landwirtschaftlich zur regionalen Versorgung genutzt wird?

Was also macht den Reiz einer anscheinendöd wirkenden Freifläche aus, dessen Zugang und Nutzung zudem stark reglementiert ist?

 

Das unbebaute und damit unbestimmte Tempelhofer Feld wurde von Kritikern als unlogisch, als Fehler im städtischen Entwicklungsplan, als Leerstelle bezeichnet.

 

„[…] Dort [könnten] jetzt widerstandslos errichtete Hochhäuser stehen.“[3], heißt es beispielsweise seitens Malte Lehming.

 

Der Fehler bestünde darin, zu lange gewartet, die innige Vertrautmachung mit der neuen Fläche zugelassen zu haben.[4]

 

Damit ist dieÖffnung dieser ehemaligen Verkehrsfläche gemeint, die 2010 alsöffentlicher Ort für die Berliner (beschränkt) zugänglich gemacht wurde.

 

Warum ich diese regelmäßigeNutzung des Tempelhofer Feldes, seine Aneignung und Eingemeindung in den Alltag nicht als Fehler interpretiere, sondern darin die Chance einer Veränderung zu einer dynamischen, sozialen Raum- und Stadtentwicklung erkenne, soll nach dem eindeutigen Volksentscheid des vergangenen Jahres auch durch diese Masterarbeit verteidigt werden.

 

Die Abstimmung kann zu Recht als Novum in der Berliner Stadtentwicklung gelten. Der Entwicklungsprozess dahin ist aber auch als komplexes Zusammenspiel im Kontext eines veränderten, postmodernen Raum- und Stadtverständnisses zu erläutern. Dabei sind zunächst spezifische Raum- und Stadtbegriffe zu finden, die die Transformation des Tempelhofer Feldes hin zu einem sozialen,öffentlichen Ort verständlich machen, sowie die Besonderheit des Raumes Tempelhofer Feldes anschließend kennzeichnen.

 

In Teil I führe ich die Kategorien Raum, Stadt und Transformation ein, die für städtebauliche Betrachtungen zentral und tradiert sind. In Teil II wende ich jene Hauptkategorien auf das Tempelhofer Feld an und arbeite das Spezifische dieses Ortes konkret heraus.

 

Aus Gründen der besseren Lesbarkeit verwende ich die maskuline Schreibform.

Ich schließe darin jedoch alle Geschlechter ein und möchte damit niemanden diskriminieren.

 

Teil I

 

2. Raum

 

2.1 Raumbegriff und Raumverständnis

 

 „Always spatialise!“[5]fordert Ende der 1980er Jahre der US-amerikanische Kulturwissenschaftler Frederic Jameson.

Dieser Appell ist am ehesten zu verstehen, wenn man das„raumgeprägte Selbstverständnis der Postmoderne“[6]im Folgenden genauer betrachtet.

 

Man kann verschiedene Perspektiven einnehmen um einen bzw. den Raum zu begreifen, zu betrachten und wahrzunehmen.

 

Vier Wände.- gehört dabei sicher zu einer der naheliegendsten Vorstellungen von Raum. Gleichzeitig existieren aber weit mehr Räume, durch die wir uns alltäglich bewegen. Im realen Kontext zählen Wohnraum, Arbeitsraum, Stadtraum etc. dazu. Diesen Räumen, die maßgeblich durch ihre Funktion bestimmt sind, stehen sogenannte Sinnesräume bzw. atmosphärische Räume, wie beispielsweise der Klangraum, gegenüber. Hinzu kommt, etwa seit den 1980er Jahren, mit der Verbreitung des Internets und den neuen computergestützten Technologien, eine Verlagerung von Beschäftigungen, Wissen und sozialen Kontakten in den virtuellen Raum.

Ein Raum muss also nicht zwangsläufig sichtbar sein um wahrgenommen bzw. erlebt zu werden. Was ist also diesen Räume immanent um als solche bezeichnet zu werden? Ausgehend von diesenÜberlegungen, zu der veränderten Wahrnehmung von Räumen stellt sich für Teil II dieser Arbeit die Frage, um welche Art Raum es sich beim Tempelhofe Feld handelt.

 

Raumbegriffe finden sich sowohl in derÄsthetik, in sozialwissenschaftlichen bzw. politischen Theorien zu Raum und Fläche (beispielsweise bei dem Stadtsoziologen Andrej Holm), in der Philosophie sowie in der Architektur und in deren angrenzenden Disziplinen u.a.

 

Innerhalb der verschiedenen Raumkonzeptionen kann man zunächst vereinheitlichend feststellen, dass mit dem Raumbegriff eine Organisationsform gemeint ist, die ein Nebeneinander beschreibt,[7]„Räume bezeichnen somit eine Relation zwischen gleichzeitigen Platzierungen.“[8]