Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen - Werner David - E-Book

Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen E-Book

David Werner

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  • Herausgeber: pala
  • Kategorie: Lebensstil
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2020
Beschreibung

Nisthilfen für Wildbienen sind beliebt bei Groß und Klein. Gut gebaut, werden sie nahezu vollständig von den faszinierenden Insekten angenommen. Viele käufliche Nisthilfen sind für die Bedürfnisse der nützlichen Bienen jedoch ungeeignet und werden kaum besiedelt. Um solche Enttäuschungen zu vermeiden, erklärt Werner David in diesem Buch, wie Bau und Pflege abwechslungsreicher Nisthilfen in einem bienenfreundlichen Umfeld gelingen: auf dem Stadtbalkon ebenso wie im ländlichen Naturgarten. Professionell beantwortet der Autor häufige Fragen, hilft bei typischen Problemen und bietet sinnvolle Alternativen. Alle verwendeten Baumaterialien wie Pappröhrchen, Naturstrohhalme, Schilf und Hartholzblöcke mit Bohrungen sind vielfach erprobt. Bei solchen Nisthilfen bleibt erfahrungsgemäß kein einziges Loch frei – mit diesem Buch gelingt’s! - üppig ausgestattet mit brillanten Fotos - Nisthilfen, die wirklich funktionieren - kreative Beispiele aus der Praxis für die Praxis - Fehler beim Bau und wie man sie vermeidet.

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Werner David

Fertig zum Einzug: Nisthilfen für Wildbienen

Leitfaden für Bau und Praxis – so gelingt's

Inhalt

Cover

Titel

Impressum

Unbekannte Welt der Wildbienen

Gärten für Wildbienen

Wildbienenschutz in Stadt und Dorf

Einheimische Wildpflanzen

Vielfältige Kleinstrukturen

Praktische Tipps für die Bepflanzung

Nisten im Hohlraum

Hartholzblock mit Bohrlöchern

Die hohe Kunst des Löcherbohrens

Lochdurchmesser

Gangtiefe

Größe des Holzblocks

Dach

Ast und Stamm mit Bohrlöchern

Hohle Pflanzenstängel

Pflanzenstängel als Baumaterial

Durchmesser der Stängel

Stängel zuschneiden

Stängel verschließen

Stängel unterbringen

Dosenbienen

Stängel in der Dose befestigen

Kreative Muster

Dose aufhängen

Strangfalzziegel

Das »Hotel zur Wilden Biene«

Beobachtungsnistkästen

Nisthilfen aus der Mauerbienenzucht

Aufbau

Zerlegen und säubern im Herbst

Exkurs – die Taufliege Cacoxenus indagator

Nagen

Markhaltige Pflanzenstängel

Praktische Tipps

Totholz

Nisthilfen für Totholzbewohner

Graben

Nisthilfen für Bodennister

Nisthilfen für Steilwandnister

Lösswand

Mauer aus Lehmziegeln

Antworten auf wichtige Fragen

Nisthilfen anbringen und aufstellen

Sonniger und trockener Standort

Freie Anflugschneise

Stabile Aufhängung

Nisthilfen pflegen

Frühjahrsputz Marke Junggeselle

Frühjahrsputz Marke Hausfrau

Einzelne Niströhren reinigen

Austausch alter Nisthilfen

Schutz vor Vögeln

Stiche durch Wildbienen?

Wirkung eines Stichs

Allergien

Aggressivität

Argumente gegen einen Angriff

So bitte nicht!

Markhaltige Stängel waagerecht im Bündel

Hohle Stängel mit ausgefranstem Eingang

Hohle Stängel mit übergroßem Innendurchmesser

Kiefernzapfen

Schmetterlings-Überwinterungsquartier

Zu kleines Florfliegen-Überwinterungsquartier

Bohrlöcher im Stirnholz

Bohrlöcher in Weichholz

Bohrlöcher mit Splittern

Leere Lochziegel

Porenbetonsteine

Lehmflechtwand

Luftdichte Beobachtungsnistkästen

Der Autor

Anhang

Wildbienenarten an Nisthilfen

Besiedler von Hohlräumen

Beobachtete Arten am »Hotel zur Wilden Biene«

Besiedler markhaltiger Stängel

Adressen und Bezugsquellen

Nisthilfen für Wildbienen

Naturgarten

Interessante Links

Unbekannte Welt der Wildbienen

Die Welt der Wildbienen ist enorm vielfältig, faszinierend und liebenswert. Wer sich noch nie mit ihr beschäftigt hat, wird in der Regel keinen zweiten Gedanken an die winzigen »Fliegen«, die da emsig in allen möglichen Blüten herumwuseln, verschwenden. Vielen Menschen sind die Existenz und die Bedeutung der Wildbienen auch nicht bewusst. Der Begriff »Biene« steht in der Regel ausschließlich für die Honigbiene mit ihrem komplexen Sozialstaat, obwohl es sich bei ihr eher um eine Ausnahme als die Regel im Bienenreich handelt. Hat man dagegen begonnen, sich mit diesem faszinierenden Thema auseinanderzusetzen, sieht man plötzlich nur noch Wildbienen in seinem Garten. In Mitteleuropa tummeln sich immerhin etwa 750 Arten, in Deutschland sind es etwa 560 Arten. Lange Zeit standen Wildbienen im Schatten der Honigbiene, erst in jüngster Zeit wird ihre bisher weit unterschätzte Bedeutung bei der Bestäubung von Blütenpflanzen zunehmend erforscht.

Nisthilfen für Insekten erfahren seit einigen Jahren einen regelrechten Boom. Bei sinnvoll konstruierten Modellen sind über kurz oder lang alle Nistgänge besetzt – so gut werden sie von den Insekten angenommen. Viele käufliche Modelle ignorieren die Bedürfnisse der Insekten allerdings fast komplett und werden kaum besiedelt. Dann ist die Enttäuschung groß und das Interesse lässt nach. Um dem entgegenzuwirken, möchte ich in diesem Buch auf die häufigsten Baufehler hinweisen und praxistaugliche Alternativen vorstellen. Mit Nisthilfen lässt sich zwar nur eine Handvoll allesamt recht häufiger Arten ansiedeln, vor allem aus pädagogisch-didaktischer Sicht können sie aber sehr wertvoll sein und zur weiteren Auseinandersetzung mit diesem Thema anregen.

Für mich ist es faszinierend, was sich alles auf meinem winzigen, aber naturnah gestalteten Balkon tummelt. Das rege Treiben an einer praxistauglichen Nisthilfe für Wildbienen zu beobachten, führt mir immer wieder vor Augen, wie faszinierend, komplex, bereichernd und schützenswert die Natur ist. Auf engstem Raum kann ich dort die wesentlichen Aspekte eines Wildbienenlebens beobachten und dokumentieren – von der Paarung über den Bau der Brutzellen und die Entwicklung der Larven bis zum Lebenszyklus der parasitierenden Gegenspieler. Immer wenn ich »nur mal kurz« auf meinen Balkon gehen möchte, zieht mich irgendeine Beobachtung in ihren Bann und lässt mich alle Zeit vergessen. Das führt dann oft zu kaltem Cappuccino und zu Nudeln, die alles andere als al dente sind.

Wilde Blumen und wilde Bienen auf dem Balkon

Mein Liliput-Balkon im ersten Stock in Erding bei München hat eine Fläche von etwa 2 m2 und öffnet sich nach Osten. In 5 Balkonkästen, 5 großen Töpfen sowie 2 Hängeelementen zur Wandbepflanzung gedeihen etwa 25 verschiedene einheimische Wildstaudenarten. Es sind fast alles Arten der Magerstandorte, die in extensiver Dachgartenerde wachsen, ein Substrat mit hohem mineralischen Anteil. Alle von mir verwendeten Nisthilfen werden jede Saison nahezu vollständig von Wildbienen besiedelt. Mitten in der Stadt kann ich so jedes Jahr eine ganze Reihe von Wildbienenarten anlocken.

Es muss nicht immer ein riesiger Garten sein – selbst ein einziger, wildbienengerecht bepflanzter Blumentopf kann schon als Insektenmagnet wirken. Die Welt der solitären Wildbienen und Wespen ist faszinierend und jeder, der einen Garten oder Balkon hat, kann ohne großen Aufwand daran teilhaben.

Auf den folgenden Seiten finden Sie praktische Anleitungen für sinnvoll konzipierte Nisthilfen in einem bienenfreundlichen Umfeld. Alle Komponenten wie Pappröhrchen, hohle Pflanzenstängel, Hartholzblöcke mit Bohrlöchern und Nisthilfen aus gebranntem Ton sind vielfach in der Praxis erprobt. Bei solchen Nisthilfen bleibt erfahrungsgemäß kein einziges Loch frei – vorausgesetzt, Sie sorgen für ein passendes Umfeld mit reichlich blühenden einheimischen Wildstauden.

Legen wir also los. Ich wünsche Ihnen viel Freude dabei!

Gärten für Wildbienen

Durch die Intensivierung der Landwirtschaft und den damit einhergehenden Monokulturen, durch Überdüngung, Flächenversiegelung, Pestizide, Herbizide und den Verlust strukturreicher und blütenreicher Lebensräume nehmen die Bestandsgrößen der Wildbienen und ihre Artenzahl in erschreckendem Umfang ab. Je nach Bundesland schwankt der Prozentsatz der auf der Roten Liste stehenden Wildbienenarten derzeit zwischen 30 und 70 Prozent. Der Schutz bestehender Lebensräume ist daher ein zentrales Anliegen des Naturschutzes. In unseren Gärten, aber auch im öffentlichen Grün haben wir die Möglichkeit, unsere heimische Flora und Fauna zu bewahren. Das Engagement im Siedlungsraum kann und soll dabei Natur- und Landschaftsschutz nicht ersetzen, es kann sie aber unterstützen und wertvolle Refugien in einer weitgehend ausgeräumten Landschaft bieten.

Alle Wildbienenarten sind gemäß § 39 Abs. 1 des Bundesnaturschutzgesetzes besonders geschützt. Indem sie Nisthilfen besiedeln, werden sie nicht automatisch zu Haustieren, sondern zählen weiterhin zu den wild lebenden Tieren. Der gesetzliche Schutz ihrer Fortpflanzung- und Ruhestätten erstreckt sich auch auf künstliche Nisthilfen im unmittelbaren Einwirkungsbereich des Menschen, zum Beispiel in unseren Gärten sowie an oder in Gebäuden. Eine Entfernung oder Zerstörung von Nisthilfen ist daher rechtswidrig.

Wie kommen die Wildbienen in den Garten?

Die Besiedelung mit Wildbienen hängt unter anderem vom Strukturreichtum in einem Garten ab. Hier punkten unter anderem Trockenmauern, Totholz, Sumpfgräben, Ruderalflächen und artenreiche Trockenstandorte. Eine möglichst artenreiche Bepflanzung mit – idealerweise einheimischen – Stauden und Sträuchern, die während der ganzen Vegetationsperiode für Blüten sorgen, gewährleistet die erforderlichen Pollen- und Nektarquellen. Nisthilfen für Wildbienen sind hier lediglich das besondere i-Tüpfelchen.

Wildbienenschutz in Stadt und Dorf

Aufgrund der zunehmenden Struktur- und Artenverarmung kann die Wildbienendichte im Siedlungsraum inzwischen höher sein als im intensiv genutzten Umland. So wurden im Stadtgebiet von Zürich 142 Wildbienenarten nachgewiesen, in Stuttgart 258, in Berlin 261. Die Anzahl der in Städten gezählten Arten lag bei 50 bis 90 Prozent der Gesamtartenzahl in der entsprechenden Region. Die naturnahe Gestaltung von Gärten könnte dazu beitragen, diese Artenvielfalt auch künftig zu erhalten.

Zu diesem erstaunlichen Ergebnis tragen unter anderem das wärmere Mikroklima, ein Mosaik vielfältiger, kleinräumiger Strukturen und ein stellenweise reichliches Nahrungsangebot in Gärten und Parks, auf Brachflächen und extensiv genutzten Grünflächen im Siedlungsraum bei. Aufgrund der starken Aufheizung, lokal reduzierter Windströmung und durch die stadteigene Wärmeproduktion sind Städte Wärmeinseln, die den Bedürfnissen der Wärme und Trockenheit liebenden Wildbienen entgegenkommen. Verglichen mit dem Umland besteht meist ein gutes Blütenangebot. So bieten Gärten und Parks der Stadt zum Beispiel ein breites Spektrum früh blühender Arten – inzwischen häufig Mangelware in der umgebenden Landschaft. Auch während der übrigen Vegetationszeit finden die Insekten in Ortschaften ein mehr oder weniger kontinuierliches Angebot an Futterpflanzen.

Als Nistmöglichkeiten nutzen die Bienen im Siedlungsraum unter anderem Spalten, Fugen und Löcher in altem Mauerwerk, selbst Kleinstbiotope wie Sandfugen zwischen Pflastersteinen werden besiedelt. Für bodennistende Arten ist die Situation durch den hohen Grad der Bodenversiegelung generell am schwierigsten. Manche unspezialisierte Arten wie die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) oder die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis) haben sich dagegen im Laufe der Jahre aufgrund ihrer Flexibilität bei der Wahl des Nistplatzes zu Kulturfolgern entwickelt und nehmen in ihren Beständen stetig zu.

Wildbienenfachleute und ihre Gärten

Welch großes Potenzial in einem Privatgarten stecken kann, zeigen die Gärten verschiedener Wildbienenspezialisten. So bestimmte Felix Amiet in seinem Garten (0,1 ha) im schweizerischen Solothurn 119 verschiedene Wildbienenarten, Albert Krebs in seinem Garten (0,1 ha) in Agasul, ebenfalls in der Schweiz, 60 Arten und Paul Westrich in Tübingen (320 m2) 115 Arten. Und in Wesel zählten Renate und Gerhard Freundt in ihrem Garten (1,1 ha) sogar 127 Wildbienenspezies.

Mit Nisthilfen allein erreicht man das nicht. So siedelten in Paul Westrichs Garten lediglich 35 der gezählten 115 Arten an den angebotenen Nisthilfen. Oberste Priorität sollten daher nicht die Nisthilfen haben, sondern möglichst immer auch die gezielte Auswahl und Pflanzung besonders wertvoller Pollenspender. Nur durch diese Maßnahme lässt sich eine solch große Artenvielfalt wie in den genannten Beispielen erreichen.

Auch wenn der Schutz natürlicher Lebensräume Vorrang haben muss, können Maßnahmen in Ortschaften flankierend zum Wildbienenschutz beitragen. Gärten und Grünflächen nehmen vielfach einen hohen Anteil der Siedlungsfläche ein. So ist die Gesamtfläche aller Gärten einer Region oft größer als die Gesamtfläche der Naturschutzgebiete dieser Region. Wildbienen sind nicht scheu und lassen sich in der Regel weder durch die Aktivität des Menschen noch durch Lärm stören. Daher siedeln sie zum Beispiel auch völlig ungeniert auf sandigen, normal begangenen Wegen. Diese sechsbeinigen »Wegelagerer« sollten beim Gartenbesitzer aber kein Grund zur Panik, sondern vielmehr ein Grund zur Freude sein!

Einheimische Wildpflanzen

Solitäre Wildbienen benötigen ein reiches Angebot an Blütenpflanzen zur Versorgung ihrer Brutzellen mit Pollen und Nektar sowie Kleinstrukturen, die sich als Nistplatz für die jeweilige Art eignen. Wenn Nistmöglichkeiten und Nahrungsangebot auf engem Raum vorhanden sind, kommen manche Wildbienenarten mit vergleichsweise kleinen Flächen zurecht, die auch unsere Gärten bieten können. Gerade ein Naturgarten, der reich ist an Kleinstrukturen, Trockenmauern, Steinhaufen, Totholz, Magerstandorten, Blumenwiesen und einem hohen Anteil heimischer Blütenpflanzen kann hier ein wertvolles Refugium sein. Durch die gezielte Auswahl heimischer Pflanzenarten können wir den Insekten vom Frühjahr bis in den Herbst ein durchgehend gut bestücktes Pollen-Nektar-Büfett bieten. Bei den im Frühjahr als erste Pollenspender besonders wichtigen Weiden gibt es beispielsweise zahlreiche kleinwüchsige Arten, die im Garten Raum finden, ohne ihn zu dominieren. Ein lebendiges Netzwerk struktur- und blütenreicher Flächen zu schaffen, sollte dabei unser Ziel sein. Die Insekten werden es uns danken.

58 der einheimischen Wildbienenarten sind auf eine einzige Pflanzengattung als Pollenquelle für ihren Nachwuchs angewiesen, 205 Arten auf eine einzige Pflanzenfamilie. Diese Wildbienen können genetisch bedingt nicht auf andere Pollenspender ausweichen. Besonders wichtige Pflanzengattungen sind die Weiden (Salix), die Natternköpfe (Echium) und die Glockenblumen (Campanula). 15 Wildbienenarten nutzen diese drei Pflanzengattungen jeweils als alleinige Pollenquelle.

Für die eigene Ernährung nutzt das Bienenweibchen fast ausschließlich Nektar. Auch männliche Bienen und Kuckucksbienen versorgen sich mit Nektar für den Eigenbedarf. Hierfür nutzen die Wildbienen – und zwar sowohl Pollenspezialisten als auch Pollengeneralisten (siehe Seite 18) – ein sehr breites Artenspektrum. Daher findet man Pollenspezialisten auch immer wieder auf scheinbar »falschen« Pflanzenarten. Dort wird dann aber nicht Pollen für den Nachwuchs gesammelt, sondern Nektar zur Deckung des hohen Energiebedarfes beim Flug aufgenommen.

Glockenblumen, Weiden und Natternkopf gehören zu den wertvollsten Pollenspendern für die Pollenspezialisten unter den Wildbienen.

Pollenspezialisten und Pollengeneralisten

Oligolektische Wildbienenarten (Pollenspezialisten) sammeln Pollen bei den Arten einer Pflanzenfamilie, im Extremfall sogar nur bei den Arten einer einzigen Gattung, zum Beispiel Natternkopf. Beispiele: Die Dunkle Weidensandbiene (Andrena apicata) nutzt ausschließlich Weidenarten (Salix) als Pollenquelle. Die Natternkopf-Mauerbiene (Osmia adunca) sammelt am Natternkopf (Echium), die Glockenblumen-Scherenbiene (Osmia campanularum) an Glockenblumen (Campanula). Gerade bei den Glockenblumen gibt es zahlreiche einheimische Arten, die in unseren Gärten ihren Platz finden können.

Polylektische Wildbienenarten (Pollengeneralisten) zeigen beim Pollensammeln keine Bindung an bestimmte Pflanzenarten, sie nutzen das jeweils vorhandene Angebot. Klassische Beispiele sind die Gehörnte Mauerbiene (Osmia cornuta) und die Rostrote Mauerbiene (Osmia bicornis), die zu unseren häufigsten Nisthilfebewohnern zählen.

Im Fokus unserer Bemühungen sollten deshalb Pflanzenarten für die besonders gefährdeten Pollenspezialisten unter den Wildbienen stehen. Diese Pflanzen können dann auch die Pollengeneralisten unter den Bienen nutzen. Besonders wichtige Pflanzenfamilien sind die Korbblütler (Asteraceae), die Schmetterlingsblütler (Fabaceae), die Kreuzblütler (Brassicaceae) und die Lippenblütler (Lamiaceae).

Vielfältige Kleinstrukturen

Neben Blütenpflanzen benötigen solitäre Wildbienen verschiedene Kleinstrukturen für den Nestbau. Darin unterscheiden sich die Bedürfnisse der Arten sehr stark. Die etwa 750 Wildbienenarten, die in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Liechtenstein bekannt sind, nisten wie folgt:

50 Prozent nisten im Erdboden,

3 Prozent nagen ihre Gänge selbst ins Holz oder in markhaltige Pflanzenstängel,

19 Prozent nutzen bestehende Hohlräume,

1 Prozent baut Nester aus Harz oder mineralischem Mörtel,

25 Prozent parasitieren als Kuckucksbienen bei anderen Arten,

bei 3 Prozent ist die Nistweise bislang nicht bekannt.

Manche Arten sind zusätzlich auf spezielle Baumaterialien angewiesen. So benötigen Wollbienen (Anthidium) für die Anlage ihrer Brutzellen Pflanzenhaare, die sie vom Ziest, von Strohblumen und anderen Arten abschaben. Die Gewöhnliche Löcherbiene (Osmia truncorum) baut Zellzwischenwände und Verschlussdeckel aus Harz. Die Mohn-Mauerbiene (Hoplitis papaveris) kleidet ihre Brutzellen ausschließlich mit den Blütenblättern des Klatschmohns aus. Falls die erforderlichen Komponenten nicht auf engstem Raum vorhanden sind, muss die Wildbiene zwischen Nistplatz, Stellen mit geeignetem Nistmaterial und ihren Nahrungspflanzen hin und her pendeln. Das kostet Zeit und Energie. Mit zunehmender Flugdistanz verschlechtert sich der Fortpflanzungserfolg der einzelnen Arten deutlich.

25 Prozent aller Wildbienenarten sind sogenannte Kuckucksbienen, die als Brutparasiten keine eigenen Brutzellen anlegen, sondern ihre Eier in die Nester anderer Wildbienenarten schmuggeln, wo sich die Larven dann entwickeln. Konsequenterweise haben solch parasitisch lebende Arten keinen Pollensammelapparat. Kuckucksbienen können auch in Nisthilfen auftreten, zum Beispiel die Düsterbiene Stelis breviscula bei der Gewöhnlichen Löcherbiene (Osmia truncorum).

Schönheiten auf meinem Balkon: Wegwarte (Cichorium intybus) und Färberkamille (Anthemis tinctoria)

Moschus-Malve (Malva moschata)

In der Kürze liegt die Würze

In verschiedenen Studien wurden für solitäre Wildbienen maximale Flugdistanzen zwischen 150 und 2225 m nachgewiesen. Bei einem Großteil der untersuchten Arten lag die maximale Sammelflugdistanz zwischen 300 und 1500 m. Grundlagen der Studien waren Markierungs- und Wiedereinfang-Experimente, zum anderen boten die Wissenschaftler die benötigten Nahrungspflanzen in Töpfen an und entfernten sie schrittweise immer weiter vom Nistplatz. So stellte man fest, dass größere Wildbienenarten in der Regel weitere Strecken zurücklegen als kleinere Arten. Die maximale Flugstrecke legte dabei jeweils nur ein kleiner Teil einer Wildbienen-Population zurück, die meisten Individuen fliegen deutlich kürzere Strecken. Es gibt also wesentlich mehr Kurzstreckenflieger als Langstreckenflieger.