Festungskrieg im Hochgebirge - Rolf Hentzschel - E-Book

Festungskrieg im Hochgebirge E-Book

Rolf Hentzschel

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Beschreibung

In den Jahren 1915 bis 1918 wütete über den Alpengipfeln an der damaligen Grenze zwischen dem Kaiserreich Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien der Erste Weltkrieg. Wer hierbei allerdings nur an Schwindel erregende Gipfelstellungen, Lawinenabgänge und kühne alpine Handstreiche denkt, übersieht, dass gerade in den Alpen die wichtigsten Frontabschnitte von beiden Seiten mit Sperrforts gesichert waren. Sieben moderne österreichische Panzerwerke und vier italienische Forts lagen sich hier auf Kanonenschussweite gegenüber. Das vorliegende Buch bietet Einblicke in die Konzeption und die Entstehungsgeschichte dieser Festungssysteme und berichtet von den Bewährungsproben, den Niederlagen und den Triumphen. Aktuelle Reisebeschreibungen erleichtern die Orientierung bei der Erkundung der Festungsruinen.

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Die Drucklegung dieses Buches wurde ermöglicht durchdie Stiftung Südtiroler Sparkasseund die Südtiroler Landesregierung/Abteilung für deutsche Kultur.

»für Ulrike«

INHALT

Vorwort

1 Die Entstehungsgeschichte der österreichischen Sperrwerke

2 Übersicht über die Werke

3 Die Planung und Erprobung

4 Die Bauzeit und die Baukosten

5 Der allgemeine Aufbau der Werke

6 Die Werksteile und ihre Bauweise

Tarnen und Täuschen

Der Kasemattenblock

Der Batterieblock

Die Werkseingänge

7 Die Werksbesatzung

8 Die technische Ausrüstung der Werke

Die Kommunikationsmittel

Die Stromversorgung und Beleuchtungseinrichtungen

Die Lüftungsanlagen

Die Wasserversorgung

9 Die Bewaffnung und Panzerung der Werke

Die Panzerbauteile für Maschinengewehre

Die Panzerkuppeln

Die Panzerkasematten

Die Hangards für MG und Scheinwerfer

Der drehbare Beobachtungs- und MG-Stand

Die 10-cm-Turmhaubitze M.9

Die Traditorenbatterie

Die 8-cm-Minimalschartenkanone M.5 und M.5/9

Die 10-cm-Kasematthaubitze M.12

Nahkampfanlagen und Kontereskarpenkoffer

Die 6-cm-Kasemattkanone M.10

Die Feuerleitung

Werksbewaffnung: eine Zusammenfassung

10 Die historischen Quellen

11 Die Lage auf den Hochebenen zu Kriegsbeginn

12 Die Festungen im Krieg

Der Auftakt im Mai 1915

Die zeitweise Räumung des Werks Verle

Die versuchte Übergabe des Werks Lusern

Umgruppierungen im Sperrkommando

Der erste italienische Angriff am 30. Mai 1915

Der große Sturm im August 1915

Die Desarmierung der Sperrgruppe Lavarone

Die Herbstgefechte 1915

Minenangriffe auf die Werke

Die österreichische Frühjahrsoffensive 1916

Das Resümee eines schwierigen Jahres

Die Zeit bis zum Kriegsende

13 Die Festungen nach dem Krieg

14 Die Beschussschäden

Allgemeines zur Wirkung der Artillerie

Deckenschäden

Panzerschäden

Sonstige Erfahrungen

15 Das Leiden der Besatzung im Krieg

16 Das Schicksal der Zivilbevölkerung

17 Kriegserfahrungen: eine Zusammenfassung

18 Der Fall Giebermann

19 Der Fall Nebesar

20 Beschreibung der einzelnen österreichischen Werke

Touristische Hinweise

Posten Vezzena

Der Posten Vezzena heute

Panzerwerk Verle

Die Beschießung im Mai 1915

Die Beschießung im August 1915

Die Reparatur- und Umbauarbeiten ab Herbst 1915

Eine Bilanz des ersten Kriegsjahres

Werk Verle heute

Panzerwerk Lusern

Die Beschießung im Mai 1915

Die Beschießung im August 1915

Die Desarmierung und der Wiederaufbau des Werks

Die letzte Beschießung im April 1916

Eine Bilanz des ersten Kriegsjahres

Die Zeit bis zum Kriegsende

Die Zeit nach dem Krieg

Werk Lusern heute

Panzerwerk Gschwent

Die Beschießungen im Mai und August 1915

Die Beschießung im April 1916 und die Zeit bis zum Kriegsende

Die Zeit nach dem Krieg

Werk Gschwent heute

Panzerwerk Sebastiano

Werk Sebastiano heute

Zwischenwerk Sommo

Zwischenwerk Sommo heute

Panzerwerk Serrada

Werk Serrada heute

21 Sonstige österreichische Militärbauten

Optische Zentral-Signalstation Monte Rust

Telefon- und Telegrafenzentrale des Sperrkommandos in Virti

Wachhaus Fricca

Artilleriegruppen-Telefonzentrale Monte Rover

Artilleriebeobachtungsposten Malga Milegna auf Anlage Monte Maggio

Der Artilleriebeobachtungsposten Malga Milegna heute

Verteidigungsfähiges Munitionslager Cost’Alta

Verteidigungsfähiges Munitionslager Tezzeli

22 Die italienischen Festungswerke

Die Bauausführung der Forts

Die Bewaffnung der Forts

Die italienischen Festungen im Krieg

Touristische Hinweise

Fort Campomolon

Fort Campomolon heute

Fort Casa Ratti

Fort Punta Corbin

Fort Punta Corbin heute

Fort Campolongo

Fort Campolongo heute

Fort Verena

Fort Verena heute

Kriegserfahrung: eine Zusammenfassung

Die Forts nach dem Krieg

23 Die italienische und österreichische Belagerungsartillerie

Die italienische 28-cm-Küstenhaubitze

Die italienische 30,5-cm-Küstenhaubitze

Der österreichische 30,5-cm-Mörser M.11

Die österreichische 38-cm-Haubitze M.16

Die österreichische 42-cm-Küstenhaubitze M.14

24 Nachwort

25 Danksagungen

26 Anhänge

Glossar

Abkürzungen

27 Literatur

Gedruckte Literatur

Archivalien

Bildnachweis

28 Endnoten

VORWORT

In den Jahren 1915 bis 1918 wütete über den Alpengipfeln an der damaligen Grenze zwischen dem Kaiserreich Österreich-Ungarn und dem Königreich Italien der Erste Weltkrieg. Wer hierbei allerdings nur an Schwindel erregende Gipfelstellungen, Lawinenabgänge und kühne alpine Handstreiche denkt, übersieht, dass gerade in den Alpen die wichtigsten Frontabschnitte von beiden Seiten mit Sperrforts gesichert waren. Nirgends jedoch an der gesamten Hochgebirgsfront waren die Sperrbefestigungen so stark ausgebaut wie im Frontabschnitt von Folgaria und Lavarone und den gegenüberliegenden Sieben Gemeinden. Sieben moderne österreichische Panzerwerke und vier italienische Forts lagen sich hier auf Kanonenschussweite gegenüber.

Am 24. Mai 1915 erhoben die Festungsgeschütze der italienischen Gebirgsfestungen Verena, Campolongo und Punta Corbin auf den Sieben Gemeinden ihre Stimmen gegen die österreichischen Panzerwerke auf den Hochebenen von Folgaria und Lavarone. Einen Tag später stimmte die schwere italienische Belagerungsartillerie in diesen todbringenden Chor ein. Von nun an sollten die sieben österreichischen Festungen ein Jahr lang unter schwerstem Feuer liegen, die Festungen Vezzena, Verle und Lusern sollten dieses harte Ringen nur als Ruinen überstehen. Die Dominanz der italienischen Festungen währte jedoch nur wenige Wochen. Ab Juni 1915 wurden sie das Ziel der österreichischen Belagerungsartillerie, die dem Fort Verena katastrophale Schäden zufügte und die Entwaffnung der meisten anderen Forts erzwang. Erst mit der Frontverschiebung durch die österreichische Maioffensive 1916 kamen die Festungen beider Seiten aus der Schusslinie.

Wer sich gerne auf historische Spurensuche begibt, findet hier heute auf engstem Raum die Reste der hart umkämpften österreichischen und italienischen Festungen, die auf über 2000m hohen Berggipfeln oder am Abgrund von 1000m tiefen Schluchten lagen. Das vorliegende Buch mit den technischen Beschreibungen der österreichischen Festungen und italienischen Forts, den historischen Darstellungen des Kriegsgeschehens und den aktuellen Reiseberichten soll es auch Lesern mit unterschiedlichen Interessenschwerpunkten erleichtern, einen Zugang zu diesem speziellen historischen Thema zu finden.

Sämtliche Grafiken in diesem Buch wurden vom Autor auf der Grundlage verschiedenster historischer Quellen und eigener Vermessungen an den Werksruinen erstellt, viele davon finden sich in dieser leicht lesbaren und doch detaillierten Form in keinem historischen Archiv. Der Charme historischer Originaldokumente wurde hierbei zugunsten einer einheitlichen Darstellung aufgegeben, die auch einem technisch ungeübten Laien den Zugang zum Verständnis der Bauten, Waffen und technischen Einrichtungen ermöglichen soll. Die Verkleinerung der Planskizzen in das Buchformat machte hierbei Vereinfachungen in der Darstellung notwendig. Die historischen textlichen Beschreibungen, die im Original den sprachlichen Facettenreichtum des österreichisch-ungarischen Vielvölkerstaates erahnen lassen, wurden zugunsten der Verständlichkeit möglichst behutsam vereinheitlicht. Ebenso wurden in Zitaten die für den Laien manchmal verwirrenden Abkürzungen angeglichen. Der professionelle Historiker möge dem Autor diese Art der Bearbeitung von Quellen nachsehen. Die aufgeführten Personen wurden während des Krieges manchmal mehrfach befördert, der zitierte Dienstgrad bezieht sich daher stets auf den jeweiligen Zeitpunkt des Geschehens. Viele militärische und technische Fachbegriffe sind in einem Glossar im Anhang dieses Buchs erläutert. Hier findet sich auch ein Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen.

1 DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER ÖSTERREICHISCHEN SPERRWERKE

Am 8. Januar 1907 legte der Generalstabschef des österreichisch-ungarischen Heeres, Feldmarschall-Leutnant Conrad von Hötzendorf 1, eine Denkschrift über die Befestigung der Reichsgrenzen vor. Zu diesem Reich gehörte bis zum Frieden von St. Germain am 10. September 1919 auch das Gebiet der heutigen italienischen Provinzen Südtirol und Trentino. Obwohl Italien seit Mai 1882 gemeinsam mit dem Deutschen Reich Verbündeter Österreichs im Dreibund war, lag Hötzendorf die Verteidigung Südtirols gegen den Expansionsdrang 2 des von ihm als unzuverlässig eingestuften Bündnispartners besonders am Herzen. Er schlug zur Stärkung der Verteidigungskraft Südtirols unter anderem den Ersatz der Gürtelfestung Trient durch eine grenznahe Linienbefestigung vor. Ein Teil dieser geplanten Linienbefestigung sollte auf den Hochebenen von Folgaria und Lavarone 3 (damals auch Vielgereuth und Lafraun genannt) zwischen dem Monte Pasubio und der Valsugana (Brentatal) errichtet werden. Diese Hochebenen bildeten einerseits für Italien ein Einfallstor in das Etschtal bei Trient, andererseits waren sie ein denkbares Aufmarschgebiet Österreichs für einen Vorstoß aus dem Alpenraum in die Poebene durch das Gebiet zwischen Schio und Bassano. Um diesen Raum gegen einen Angriff Italiens zu sichern, schlug eine Kommission den Bau von sieben Hochgebirgsforts vor. Diese Sperrkette sollte ursprünglich erheblich länger werden: Die nordöstlich von Lavarone geplante Sperrgruppe im Brentatal (die Werke Grigno, Colle Cimogna und Costa Alta) wurde jedoch nicht mehr verwirklicht. Von der projektierten Sperrgruppe zwischen dem Etschtal und dem Arsatal (die Werke Altissmo di Nago, Vignola, Cornale, Coni Zugna, Mattasone, Valmorbia und Pasubio) wurde nur das Werk Valmorbia begonnen, aber bis zum Kriegsbeginn nicht mehr fertig gestellt.

Hötzendorf wandte sich bei dieser neuen Konzeption von der traditionellen Aufgabenstellung für Hochgebirgsforts ab, die, auf sich alleine gestellt, Engstellen wie Flusstäler oder Gebirgspässe zu sichern hatten. Er plante eine zusammenhängende Verteidigung von operativ wichtigen Angriffsräumen, wodurch diese befestigte Verteidigungslinie tatsächlich auch einen offensiven Charakter bekommen sollte. Dies zeigt sich auch in der Lage der Sperrwerke, die mit 1 bis 3km Distanz zur Staatsgrenze in der Lage waren, mit ihrer Fernkampfartillerie die gegnerischen Aufmarschwege schon auf italienischem Staatsgebiet zu beschießen. Diese Verteidigungslinie sollte schon in Friedenszeiten ohne jegliche Vorbereitungszeit in der Lage sein, den Raum gegen gewaltsame Überraschungsangriffe verteidigen zu können, bis durch die Mobilisierung des eigenen Heeres die Verteidigung durch herangezogene Truppen übernommen werden konnte. Eine Widerstandsdauer von zwei bis drei Wochen wurde dazu als ausreichend betrachtet.

Mit einem Erlass vom 15. April 1907 ordnete das Kriegsministerium in Wien die Befestigung des Abschnitts Lavarone an. Eine Kommission unter dem Generalgenieinspekteur Gustav Egmund Geldern zu Arcen 4 schlug im Juli 1907 für die Befestigung der Hochebene von Lavarone das Werk Horst auf dem gleichnamigen Berg (1382m, heute Monte Rust) mit dem Blockhaus Horst östlich von Carbonare sowie die Werke Lusern (1549m), Basson (1491m) und Oberleiten vor. Eine Befestigung der Hochebene von Folgaria war ursprünglich nicht vorgesehen. Conrad von Hötzendorf forderte im August 1907 zusätzlich die Werke Malga Cima Verle und Cherle (später als Werk Sebastiano bezeichnet). Im Oktober 1907 wurde die geplante Festungskette noch um die Werke Sommo und Serrada auf der Hochebene von Folgaria erweitert.

Am 14. Dezember 1907 trat Freiherr von Leithner 5 die Nachfolge von Geldern zu Arcen als Generalgenieinspekteur an. Leithner, ein anerkannter Spezialist für den Festungsbau, legte die Prinzipien der neu zu errichtenden Werke fest: eine optimale Anpassung an das Gelände, eine Trennung von Batterieblock und Kasemattenblock sowie eine Hauptbewaffnung mit 10-cm-Haubitzen in Panzertürmen als Artillerie und Maschinengewehren zur Nahverteidigung.

Im Frühjahr 1908 fiel für die Hochebene von Lavarone endgültig die Entscheidung zugunsten der Werke Verle, Lusern und Gschwent. Die Befestigung der Cima Vezzena wurde erst im Jahr 1910 beschlossen. Das Hin und Her bei der Festlegung der Standorte der Festungswerke beruhte auf den unterschiedlichen Ansichten des Generalstabschefs Hötzendorf und des Generalgenieinspekteurs Leithner. Hötzendorf bevorzugte grenznahe Standorte mit überlegenen Höhenlagen, um die umliegenden Täler zu beherrschen und den Aufmarsch des Feindes schon vor dem Überschreiten der Landesgrenze behindern zu können. Leithner lehnte diese extremen Standorte ab, da der Feind dadurch schon zu Friedenszeiten Gelegenheit hatte, seine Belagerungsartillerie in Stellung zu bringen. Auch würden die Festungen durch ihre hohen Lagen eine große Zeit des Jahres im Nebel liegen.

Gebaut wurde die Sperrlinie in den Jahren 1908 bis 1915 in zwei Bauabschnitten: Die Werkgruppe Lavarone mit vier Werken wurde in den Jahren 1908 bis 1914 errichtet. Die Werkgruppe Folgaria mit drei Werken folgte in den Jahren 1910 bis 1914. So entstand auf einer Länge von 25km eines der modernsten Festungssysteme dieser Zeit, das die Entwicklung späterer Linienbefestigungen in Europa mit beeinflussen sollte.

Der Vollständigkeit wegen sei an dieser Stelle erwähnt, dass in dieser Bauperiode von den Österreichern im gesamten Alpenraum außer diesen Werken nur noch das Werk Tombio bei Riva, die Werke Tonale und Presanella sowie das Zwischenwerk Mero am Tonalepass und das Werk Carriola in den Judikarien errichtet wurden.

2 ÜBERSICHT ÜBER DIE WERKE

Im Sprachgebrauch der österreichischen Militärs wurden einzelne Festungsbauten in der Regel als »Werk« bezeichnet. Die folgende Übersicht zeigt die Zuordnung der einzelnen Werke zu den Werkgruppen sowie deren alte Bezeichnung im italienischen Sprachgebrauch. Zusätzlich aufgeführt sind die Tarnbezeichnungen, die innerhalb des österreichischen militärischen Schriftverkehrs verwendet wurden. Das »T« steht für Festung Trient, gefolgt von den ersten ein oder zwei Buchstaben des Werksnamens. Ausnahmen sind T.P.V., hier steht das »P« für »Posten«, und T.Ch., da das Werk Sebastiano ursprünglich Cherle hieß. Dieser Name wurde 1914 geändert, da er zu leicht mit Verle verwechselt werden konnte. Die Truppe verwendete allerdings auch abweichende Bezeichnungen für die Festungen. So wurden zum Beispiel Feldpostbriefe des Postens Vezzena mit »K.u.K. Werkkommando Cima di Vezzena« gestempelt. Im offiziellen Schriftverkehr taucht für das Werk Sebastiano häufig die Bezeichnung »San Sebastiano« auf. Der Name des Werks Gschwent wurde in zeitgenössischen Dokumenten häufig auch »Gschwendt« geschrieben.

Werkgruppeösterreichische Bezeichnungitalienische BezeichnungTarnbezeichnungHöhe ü. M. (m)BauzeitLavaroneVezzenaCima VerleT.P.V.19081910 – 1914VerleBusa VerleT.V.15081908 – 1913LusernCampo LusernaT.L.15491908 – 1912GschwentBelvedereT.G.11771909 – 1912FolgariaSebastianoDosso CherleT.Ch.14451910 – 1913SommoSommo AltoT.So.16131910 – 1914SerradaDosso del SommoT.S.16701911 – 1914

Abbildung 1: Übersichtskarte der Hochebene

Die Karte zeigt die wichtigsten Militäreinrichtungen, die in direktem Zusammenhang mit den Festungen auf beiden Seiten der Staatsgrenze standen.

Werk bzw. Fort

 

   Munitionslager Tezzeli und Cost’Alta

Staatsgrenze bis zum 10. September 1919

 

   Beobachtungsposten

Schwerlastseilbahn

 

   Optische Signalstation

 

 

 

   Telefon- und Telegrafenzentrale

Abbildung 1 zeigt die Situation auf der Hochebene von Folgaria und Lavarone zu Kriegsbeginn. Für die österreichischen Festungen waren schon in Friedenszeiten grenznahe Beobachtungsposten errichtet worden. Zwei Munitionslager für die mobile Festungsartillerie, die im Mobilmachungsfall die eigenen Linien verstärken sollte, lagen bei Tezzeli (T.Te.) und Cost’Alta (T.Co.).

3 DIE PLANUNG UND ERPROBUNG

Da der Bau von Festungswerken schon immer kostspielig war, mussten für ihre Ausrüstung Mittel und Methoden gewählt werden, die eine möglichst lange Nutzungsdauer der Werke versprachen. Daher konnte oft nicht auf bewährte Bauweisen oder Geräte zurückgegriffen werden, sondern es mussten entsprechende Neuentwicklungen auf technischem Gebiet durchgeführt werden. Zuständig für die Entwicklung und Erprobung der technischen Mittel sowie der Erstellung von Handbüchern und Vorschriften war in Österreich seit 1894 das Technische Militärkomitee (TMK), das direkt dem Kriegsministerium unterstand. Es führte diese Arbeiten in enger Zusammenarbeit mit der Industrie und der Truppe aus. Das TMK gliederte sich wie folgt:

Sektion I

Erprobung und Beurteilung von Waffen und Munition

Sektion II

technische Ausrüstung aller Truppen, Festungskrieg und Befestigungsbau

Sektion III

Statistiken, Heeresverwaltung, Verpflegung und Bekleidung

Sektion IV

technische und naturwissenschaftliche Grundlagen

Für die Erprobung von Waffen stand dem TMK ein Schießplatz in Felixdorf bei Wiener Neustadt zur Verfügung. Hier fanden auch Beschussversuche an Betonbauten und Stahlpanzern statt, um ihre Eignung für den Festungsbau zu prüfen. Des Weiteren besaß das TMK für seine Untersuchungen eigene Labors und Werkstätten. Die Arbeit des TMK war für die Zweckmäßigkeit der Werke von entscheidender Bedeutung und sollte sich im Krieg für die Werksbesatzungen auszahlen.

Planung und Erbauung jedes einzelnen Werks lagen in der Hand von jeweils einem Genieoffizier der k.u.k. Geniedirektion in Trient. Für die Projektierung einer Festung wurden von ihm mehrere Alternativen ausgearbeitet und der Abteilung 8 des k.u.k. Kriegsministeriums in Wien zur Genehmigung vorgelegt. Der daraus ausgewählte Projektplan wurde im weiteren Verlauf ständig verfeinert, um den besten Kompromiss zwischen den finanziellen Möglichkeiten, den neuesten technischen Erkenntnissen und den taktischen Erfordernissen zu finden. Die Planung der technischen Einrichtungen wie Stromerzeugung oder Ventilation wurde vor dem Bau vom Technischen Militärkomitee überprüft. Obwohl Ausrüstung, Baumaterial und wichtige Größen wie Decken- und Wandstärken vorgegeben waren, wurden die einzelnen Werke entsprechend ihrer unterschiedlichen topographischen Lage und taktischen Aufgabe sehr individuell gestaltet.

4 DIE BAUZEIT UND DIE BAUKOSTEN

Die Hochebenen von Folgaria und Lavarone werden von steilen, tiefen Tälern zerfurcht und im Norden von Bergen mit bis über 2000m Höhe begrenzt, zudem sind sie als Karstgebiete sehr wasserarm. Zum Bau der Werke musste daher erst die notwendige Infrastruktur in Form von Straßen, Seilbahnen sowie Wasserleitungen geschaffen werden. So wurde 1908 von den Pionierabteilungen des 2. und 3. Kaiserjägerregiments die sogenannte Kaiserjägerstraße (auch Menadorstraße genannt) von Caldonazzo nach Monte Rover gebaut. Im Jahr 1910 folgte die Fricca-Straße zwischen Vattaro und Carbonare. Die Straße von Calliano im Etschtal nach Folgaria wurde für den Transport der schweren Panzerteile ausgebaut. Diverse Armierungsstraßen wurden zu den Werken errichtet, wie beispielsweise die Straße auf die 1908m hohe Cima Vezzena. Von Rovereto zu dem Ort Serrada wurde im Juli 1913 eine weitere Straße auf die Hochebene fertig gestellt. Eine erhebliche Zahl der heute nutzbaren Straßen und Wege auf der Hochebene verdankt ihre Entstehung dem Bau der Festungsanlagen und dem nachfolgenden Krieg.

Antransport eines Vorpanzers für eine Turmhaubitze zum Werk Lusern im Jahre 1910.

Durch die Zweiteilung des fast 17 Tonnen schweren Panzers wurde ein Transport auf den engen Gebirgsstraßen erst möglich. [Foto KA]

Zwischen Caldonazzo und Monte Rover wurde 1908 eine Schwerlastseilbahn mit einem Höhenunterschied von 825m errichtet. Sie konnte Einzellasten bis zu 400kg tragen und förderte 150 t Material am Tag. Eine weitere Seilbahn führte von Calliano nach Folgaria und überwand einen Höhenunterschied von 1022m. Sie konnte bis zu 48 t an einem Tag befördern. Wasserleitungen und Pumpwerke förderten Wasser aus dem Asticotal in Hochbehälter auf die Hochebenen, um die Baustellen und Festungen zu versorgen.

Nachdem die Werksstraßen fertig gestellt waren, wurden Baracken für die Arbeiter und die Bauleitung errichtet. Soweit diese später nicht als Hilfsziel für die gegnerische Artillerie dienen konnten, wurden sie nach der Fertigstellung der Werke erhalten und zum Teil als Kasernen verwendet.

Die Bauausführung erfolgte durch zivile Firmen, die meist aus dem österreichischen Kernland stammten. Die Bauarbeiten wurden von Beginn an ständig durch Soldaten der Geniedirektion Trient auf die Einhaltung der technischen Vorgaben überwacht. Beteiligt waren die Firmen Madile & Co aus Klagenfurt (Werke Verle und Sebastiano), Burian aus Wien (Werk Lusern), Fleischer & Co (Werk Gschwent) sowie Westermann & Co aus Innsbruck (Werke Sommo und Serrada). Es war diesen Firmen durch die Geniedirektion verboten, italienische Arbeiter auf den Baustellen zu beschäftigen. Auffällig ist, dass die Baufirmen nicht aus dem Trentino stammten. Dies war sogar dann der Fall, wenn es sich um militärisch unbedeutende Einrichtungen wie beispielsweise die Wasserinstallation im Werk Serrada durch die Firma Juhasz aus Graz handelte. Nur für den Straßenbau und die Bauvorbereitung wurden manchmal einheimische Unternehmen wie Maso Valzagher aus Folgaria beim Werk Sebastiano eingesetzt. Ob man am Ende sogar den italienischsprachigen Monteuren aus Österreich nicht vertraute?

Auf der Baustelle eines einzigen Werkes waren bis zu 600 Arbeiter beschäftigt. Beim Bau erfolgten umfangreiche Erdbewegungsarbeiten, die oft mit der Sprengung von Fels für Gräben und Poternen einhergingen. Dabei fielen einige 10 000m3 Gestein an, die unter anderem als Baumaterial für den Kasemattenblock verwendet wurden. Die Panzerteile wurden mit der Errichtung des Rohbaus einbetoniert, die kriegsmäßige Ausrüstung mit Waffen dauerte jedoch so lange, dass die Werke nach der Besetzung durch die Stammeinheiten vorerst mit Feldgeschützen in offenen Stellungen verteidigt werden mussten. Weiterhin existierten Pläne, wie die Werke je nach Baufortschritt innerhalb von 30 Tagen in einen provisorischen, verteidigungsfähigen Zustand versetzt werden konnten. Für die langen Bauzeiten waren unter anderem längere Frostperioden im Hochgebirge sowie die Schwierigkeiten beim Transport des Baumaterials und der Panzerteile verantwortlich.

Nach dem Einbau der Geschütze wurde ein Probeschießen (Tormentieren) im Beisein von Spezialisten des Technischen Militärkomitees durchgeführt. Für die 10-cm-Turmhaubitzen der Werkgruppe Lavarone war dies für die Zeit vom 24. bis zum 28. Juli 1912 vorgesehen. Ab dem 16. Oktober 1912 wurden die 6-cm-Kasemattkanonen für alle Werke der Hochebenen von Folgaria und Lavarone ausgeliefert und tormentiert. Die Turmhaubitzen auf der Hochebene von Folgaria wurden 1913 am 24. September (Werk Sebastiano) und 25. September (Zwischenwerk Sommo) eingeschossen. Im Werk Serrada war zu dieser Zeit erst die Hälfte der Turmhaubitzen eingebaut. Als Folge dieser Probeschießen kam es oft zu kleineren Umbauten an den Geschützen oder der Lüftung.

Die in der folgenden Tabelle aufgelisteten Bautermine der Artilleriewerke der Sperrgruppe Lavarone beziehen sich auf die Errichtung der Festungsbauten. Die Zeit für die Installation der Hauptbewaffnung und die technische Ausrüstung bis zur endgültigen Gefechtsbereitschaft ist darin nicht enthalten.

 VerleLusernGschwentBaugenehmigung22.08.190831.01.190808.05.1909Baubeginn22.10.190815.07.190810.05.1909Fertigstellung30.03.191330.10.191218.05.1912

Festungsbauten waren teure Investitionen. An den knappen Haushaltsbudgets der Habsburger Monarchie scheiterte der Bau zahlreicher weiterer Festungswerke. Die folgende Tabelle zeigt die veranschlagten und die tatsächlichen Baukosten für die Festungen von Folgaria und Lavarone in Kronen.

Werkveranschlagte Kostentatsächliche KostenVezzena346 000K459 000KVerle1 400 000K1 834 685KLusern1 605 400K2 259 648KGschwent1 564 800K2 048 520KSebastiano1 600 000K1 682 000KSommo1 500 000K982 000KSerrada1 900 000K1 969 000K

Besonders kostspielig waren die Panzerteile. Die Firma Skoda als alleiniger Lieferant berechnete den Preis im Wesentlichen nach dem Gewicht, wobei 100kg Stahl etwa 99 Kronen kosteten. Einige Preisbeispiele sind im Folgenden aufgeführt.

PanzerteilKostendrehbarer Beobachtungs- und MG-Stand (B.u.M.)38 000Kfixer Beobachtungs- und MG-Stand (B.u.M.f.)21 000KMG-Schild für 2MG M.7 (Mg.Sch.)13 000KKasematt-Panzerschild für 2 6-cm-K.K. M.10 (K.P.)11 000KKasematt-Panzerschild für 1 8-cm-M.K. M.05 (K.P.)9 000KTurmhaubitze M.9, nur Panzer (T.H.)58 500KLafette für Turmhaubitze M.9 ohne Rohr32 000K

Neben den Kosten für die Festungswerke fielen auch erhebliche Spesen für die notwendige Infrastruktur an. Die Seilbahn von Caldonazzo nach Monte Rover kostete 200 000 Kronen, der Ausbau der Fricca-Straße 20 000 Kronen und das weitläufige Wasserversorgungsnetz etwa 400 000 Kronen.

Einschränkungen für die Zivilbevölkerung entstanden durch den engeren und weiteren Bauverbotsrayon, der in 1 bzw. 2km Abstand um die Festungsanlagen verlief. Die Hochebenen waren zu dieser Zeit als Sommerfrische für die Tridentiner Bevölkerung im Aufschwung begriffen. Der Tridentiner Reichstagsabgeordnete Cesare Battisti 6 reichte 1911 eine Interpellation beim Landesverteidigungsminister ein, in der er sich über die angeblich unmenschliche Unterbringung der Arbeiter, die allgegenwärtigen Verkehrsbehinderungen und die Verhaftungen von vermeintlichen Spionen beklagte. Tatsächlich verfolgten die Italiener von ihren Beobachtungsposten aus die Bautätigkeiten mit extrem langbrennweitigen Teleobjektiven, die erstaunlich detaillierte Fotografien lieferten.

5 DER ALLGEMEINE AUFBAU DER WERKE

Bis zur Jahrhundertwende bestanden die österreichischen Gebirgsforts im Wesentlichen aus einem Block, der Unterkunft sowie Fern- und Nahkampfanlagen in sich vereinte. Die Verwendung von Beton und Panzerstahl war noch in der Entwicklung begriffen. Die neuen Festungswerke zeichneten sich hingegen durch eine stärkere räumliche Zergliederung der verschiedenen Komponenten aus. Man versprach sich hiervon eine geringe Trefferwahrscheinlichkeit bei einem Beschuss durch die feindliche Artillerie. Beton und Stahl waren nun die wichtigsten Baumaterialien. Neu war auch der ausgeprägte Einsatz von Maschinengewehren aus gepanzerten Stellungen, so dass die Verteidigung gegen Infanterieangriffe mit einer verhältnismäßig kleinen Besatzung möglich war. Dies war bei der isolierten, grenznahen Lage der Werke von besonderer Bedeutung, um einen möglichen handstreichartigen Überfall des Gegners abwehren zu können.

Die Werke vereinten Nah- und Fernkampfaufgaben in sich und wurden daher auch als Einheitswerke bezeichnet. Zur Bekämpfung der gegnerischen Belagerungsartillerie und von Truppenansammlungen dienten Haubitzen in drehbaren Panzertürmen. Eine Umgehung der Werke durch feindliche Infanterie wurde zusätzlich durch Kanonen in Zwischenraumstreichen, den sogenannten Traditorenbatterien, verhindert. Tote Winkel in der Nähe der Werke konnten durch angegliederte Nahkampfanlagen mit MG in Panzerkuppeln oder Panzerkasematten beherrscht werden. Das direkte Vorfeld konnte mit MG in Panzerkuppeln, aber auch mit den Turmhaubitzen selbst bestrichen werden. Als Hindernis gegen Infanterieangriffe besaßen die meisten Werke einen Frontgraben, der durch Kontereskarpenkoffer verteidigt wurde. Bei einer eventuellen Einschließung konnte die Rückfront durch MG in Kehlkoffern bestrichen werden.

Versucht wurde eine räumliche Trennung von Kampf- und Unterkunftsräumen, um die Besatzung in den Ruhepausen vor der zermürbenden Wirkung eines Trommelfeuers zu schützen. Diese Konzeption kam aber erst bei der etwas später errichteten Werkgruppe Folgaria voll zum Tragen. Die Verbindungen zwischen dem Kasemattenblock, dem Batterieblock, dem Kontereskarpenkoffer und den Nahkampfanlagen erfolgte in der Regel durch bombensichere Poternen, die in den Fels gesprengt oder mit einer Betondecke versehen waren.

Abbildung 2: Schematischer Aufbau eines österreichischen Sperrforts auf der Hochebene

(1) Kontereskarpenkoffer mit MG und Kasemattkanonen, (2) Batterieblock mit Turmhaubitzen und Beobachtungsstand, (3) Kasemattenblock, (4) Nahkampfanlage mit MG, (5) Kehlkoffer mit MG, (6) Traditorenbatterie mit Minimalschartenkanonen, (7) Frontgraben

6 DIE WERKSTEILE UND IHRE BAUWEISE

Das hauptsächlich verwendete Baumaterial für die Festungswerke war Stampfbeton. Der erdfeuchte Beton wurde nicht einfach in Formen gegossen, sondern in zirka 20cm dicken Schichten aufgebracht und mit Handkraft gestampft, bis in ihm keine Hohlräume mehr vorhanden waren. Dieses aufwendige Verfahren erhöhte die Festigkeit wesentlich. Die Werksdecke würde man heute als Sandwich-Konstruktion bezeichnen:

Eine 215 bis 250cm starke Schicht aus hartem Stampfbeton fing mit ihrer trägen Masse die Wucht aufschlagender Geschosse auf und verteilte sie auf eine größere Fläche.

Die Unterkonstruktion aus Eisentraversen verhinderte ein Abplatzen von Betonbrocken auf der Unterseite und leitete letztlich die Aufschlagsenergie auf die Seiten- und Zwischenwände ab.

Bei Räumen mit großer Deckenspannweite von bis zu 5m Weite (z. B. Wohnkasematten) waren diese Eisentraversen I-Träger mit einem Normalprofil von 40cm (NP 40: 40cm hoch, 15,5cm breit, 92,3kg Gewicht je laufenden Meter), die in zirka 35cm Abstand lagen. Bei Räumen mit kleiner Deckenspannweite (z. B. ein Kontereskarpenkoffer mit 2m Weite) betrug die Stärke nur NP 30 oder NP 26 (26cm hoch, 11,3cm breit, 41,9kg Gewicht je Meter). Jeder zweite dieser Eisenträger war mit Flacheisen in der Wand verankert. Untereinander waren die Traversen mit Rundeisen verbunden. Zwischen den Eisenträgern lagen 2mm starke gewölbte Stahlbleche, die ein Abplatzen von kleineren Betonteilen aus den Zwischenräumen bei Granateinschlägen verhindern sollten. Bei der später errichteten Werkgruppe Folgaria wurden zur besseren Lastverteilung zusätzliche I-Träger NP 10 in 35cm Abstand quer auf die Eisenträger gelegt. Diese Verstärkung wurde jedoch offenbar nicht in jedem Raum verwendet.

Der äußere Rand der Werksdecke, auch als Kordon bezeichnet, erhielt eine Bewehrung aus T-Trägern NP 14, die in 1 bis 2m Abstand senkrecht nebeneinander standen und nach innen mit Moniereisen verankert waren. Sie sollten ein Abplatzen von Deckenteilen bei Treffern auf den Rand verhindern. Im Werk Gschwent sind die Lücken der ausgebrochenen Profileisen heute noch gut zu erkennen.

Die oberste Betonschicht der Decke war zusätzlich mit 2cm starken Rundeisen in 50cm Abstand bewehrt, eine durchgehende dreidimensionale Eisenbewehrung in der Betondecke gab es jedoch nicht. Die Werksdecken wurden gegen das Eindringen von Regen- oder Schmelzwasser durch etwaige Risse im Beton mit einer Zinkblechauflage geschützt. An den in 50cm Abstand im Beton verankerten Blechstreifen zur Befestigung dieses Blechdaches kann man noch heute den Vorkriegsbeton von Kriegsbauten unterscheiden. Letztere wurden gegen eindringende Nässe geteert.

Die Decken zwischen den Stockwerken wurden von 20cm starken I-Trägern in 90cm Abstand gestützt, zwischen denen sich ein flaches Betongewölbe spannte. Gänge und Poternen mit geringer Breite wurden mit einem Tonnengewölbe aus Stampfbeton ohne Eisenunterlage versehen. In der untersten Betonschicht des Tonnengewölbes war ein rautenförmiges Eisennetz von 5mm Stärke eingearbeitet, das hauptsächlich das Absplittern von Betonstücken verhindern sollte.

Die Bauwerke der Werkgruppe Lavarone waren aufgrund von Schießversuchen mit dem österreichischen 24-cm-Mörser M.98 im Jahr 1903 konzipiert worden. Den Österreichern hätte bei ihrer Planung der Festungen im Jahr 1908 jedoch bekannt sein müssen, dass die Japaner schon 1904 bei der Belagerung der russischen Seefestung Port Arthur im Pazifik mit durchschlagendem Erfolg 28-cm-Küstenhaubitzen eingesetzt hatten. Die Italiener verfügten über den gleichen Geschütztyp und wären somit schon damals in der Lage gewesen, die neu zu errichtenden österreichischen Werke wirksam zu bombardieren.

Die Statik der Bauwerke der Werkgruppe Folgaria wurde nach Schießversuchen mit dem neuen 30,5-cm-Mörser M.11 im Jahr 1913 neu berechnet und noch während des Baus verstärkt, um auch diesem Kaliber standzuhalten. Dazu wurde die Stärke der Betonauflage von zuvor mindestens 2,15m auf 2,50m erhöht. Die Konstruktion der Eisenunterlage wurde bis auf die zusätzlichen Querträger beibehalten.

Die Stärke der Rückwände betrug 1,50m. Die Frontmauern waren je nach Stärke der Felsvorlage 1,20m bis 3,50m dick. Die Wandstärke der Innenräume betrug bei der Werkgruppe Lavarone 50cm. Etwa alle 10m wurden Wände von 1,20m Stärke eingezogen, die wie die Schotten eines Schiffes etwaige Explosionswirkungen räumlich begrenzen sollten. Bei der Werkgruppe Folgaria waren die Innenwände durchgängig 1,50m stark. Diejenigen Innen- und Rückwände, die nicht dem direkten Beschuss ausgesetzt waren, wurden manchmal aus behauenen Steinquadern gemauert. Bei Kehlwänden aus Beton findet man fast immer Füllungen von Felsbrocken, die nur bei Beschädigungen des Betonestrichs zu Tage treten.

Abbildung 3: Querschnitt durch den Kasemattenblock des Zwischenwerks Sommo

Die etwa 2,50m starke Betondecke ruhte auf I-Trägern NP 40, die im Abstand von 30cm lagen. Die Zwischendecken in den unteren Geschossen wurden durch I-Träger NP 26 in einem Meter Abstand gestützt. (1) Fenster mit Stahlläden in der Werkskehle, (2) Kasematte, (3) Gang, (4) Luftgang, (5) Frontseite mit Felsvorlage

TARNEN UND TÄUSCHEN

Die Werke selbst waren durch Tarnungen nicht zu verbergen, man versuchte jedoch die Erkennbarkeit von Einzelheiten durch Camouflageanstriche mit rotbraunen, grünen und weißen Streifen- oder Fleckenmustern zu erschweren. Beim Posten Vezzena sollte die Tarnbemalung einen Tannenwald imitieren. Hervortretende Teile wie die Panzerkuppeln wurden bei Schneelagen weiß gestrichen. In Friedenszeiten wurden die Werke gegen Feindsicht teilweise mit angepflanzten Büschen maskiert. Auch ließ man beim Bau Waldstücke dicht vor den Werken stehen. Die vollständige Abholzung dieser Waldstücke bei der Mobilmachung zur Erlangung eines freien Schussfelds gelang wegen des Arbeitskräftemangels jedoch nicht immer vollständig. Bei den Werken Verle und Lusern versuchten Pioniere im Juni 1915 vergeblich, die Wälder mit Petroleum in Brand zu setzen, um den Italienern eine unbemerkte Annäherung zu erschweren.

Schon im Dezember 1914 schlug die Geniedirektion Trient vor, die abnehmbaren, kuppelförmigen Blechabdeckungen der Turmhaubitzen für den Bau von Scheinbatterien zu verwenden. Beim Werk Serrada wurden im Jahr 1915 die Wetterschutzhauben der Turmhaubitzen zur Täuschung der feindlichen Artilleriebeobachter mit Erfolg angewendet, indem diese Hauben neben der linken Werksflanke aufgestellt wurden. Diese Scheinbatterie zog das feindliche Feuer zum Teil an sich und milderte dadurch den Schaden am Werk.

DERKASEMATTENBLOCK

Der Kasemattenblock war Unterkunft für die Besatzung und zugleich logistisches Zentrum eines Werks. Er hatte eine Länge von 40 bis 80m, eine Tiefe von zirka 15m und eine Höhe von zwei bis drei Stockwerken. Die Fenster lagen ausschließlich in der Kehlfront. Sie konnten mit Stahlläden aus 3cm starkem Küraß-Stahl (Kegelläden) geschlossen werden, der Sicherheit gegen Granatsplitter und Gewehrgeschosse bot. Zur Front hin lehnte sich der Kasemattenblock an gewachsenen Felsen an, dazwischen befand sich meist ein Luftgang von 40cm Breite gegen eindringende Feuchtigkeit.

Abbildung 4: Kehle des Kasemattenblocks des Zwischenwerks Sommo

(1) Panzerkuppel für 2MG, (2) Turmhaubitze, (3) drehbarer Beobachtungsstand, (4) Gefechtsausgang, (5) Turmhaubitze, (6) Kehlkoffer, (7) Werkseingang, (8) und (9) Ansaugöffnungen der Werksventilation

Die Unterbringung der Besatzung war sehr spartanisch. Es waren folgende Wohnflächen pro Kopf vorgesehen:

Mannschaften

2m

2

Offiziere

5m

2

Kommandant

10–15m

2

Werksarzt

10–15m

2

Die Unteroffiziere waren zusammen mit den Mannschaften untergebracht. Der Kommandant und der Werksarzt waren die einzigen, die über ein eigenes Zimmer verfügten. Der einzige Komfort für den Kommandanten bestand aus einem Sessel von Thonet, einem Wandbild, einem Spiegel und einem eigenen Waschgestell. Im Kasemattenblock lagen außer den Unterkünften die folgenden Funktionsräume:

Die Wache in unmittelbarer Nähe des Werkseingangs und der Kehlverteidigungsanlage.

Die Küche mit Backofen, Mannschaftskochherd und Kaffeemaschine.

Mehrere Proviantdepots und manchmal ein Eiskeller.

Ein Raum für das Stromaggregat mit je einem Raum für die Akkumulatoren und für den Treibstoff.

Eine Werkstatt mit Schlosser- und Schmiedeausstattung.

Ein Verbandsraum mit Operationsausstattung sowie ein Krankenzimmer.

Auf jedem Stockwerk Aborte mit Waschraum, dazu ein bis zwei Badewannen mit Badeöfen.

Bereitschaftsräume, in denen die Infanteristen oder Artilleristen auf ihren Einsatz warteten.

Eine Telefonzentrale, meist in der Nähe des Kommandantenzimmers.

Diverse Depots für Geniematerial (Stacheldraht, Werkzeuge, Baustoffe).

Magazine für die MG-Munition und für die Artilleriegeschosse und -zünder.

Eine Gruft mit meist sechs luftdicht verschließbaren Zinksärgen.

Bis auf Gschwent und Vezzena besaßen die Werke Friedenskasernen, die in gedeckten Positionen hinter den Festungen lagen.

Abbildung 5: Mannschaftskochherd und Backofen des Zwischenwerks Sommo

Dieser Herd enthielt sechs de Mori-Meisnersche Kochtöpfe.

Im Folgenden ist der planmäßige Belagsraum der einzelnen Werke der tatsächlichen Besatzungsstärke am 1. Januar 1915 gegenübergestellt (jeweils mit Angabe der Offiziere / Unteroffiziere und Mannschaften). Betten waren übrigens nur für zwei Drittel der Besatzung vorhanden, da man bei der Planung von einem Schichtbetrieb ausgegangen war, bei dem immer ein Drittel der Besatzung auf Wache oder in Bereitschaft war.

Werkvorgesehener Belagsraumtatsächliche BesatzungVezzena1 / 301 / 45Verle5 / 1303 / 233Lusern6 / 2183 / 247Gschwent4 / 1742 / 189Sebastiano5 / 1283 / 236Sommo5 / 902 / 177Serrada6 / 1104 / 227

Die Unterkunftsräume waren absolut unterdimensioniert. Während der Kampfhandlungen verschlechterte sich die Lage aufgrund des Verlustes einzelner Räume durch Granateinschläge sowie der sprunghaft ansteigenden Anzahl von einquartierten Truppen und Stäben gravierend.

Die Nahverteidigung erfolgte aus einem Kehlkoffer, der an einer Seite aus der Rückfront des Kasemattenblocks heraussprang. Von hier aus konnte die gesamte Kehle mit MG oder Gewehren bestrichen werden. Gegen Nachtangriffe verfügte der Kehlkoffer über Scheinwerfer. Nach Möglichkeit waren hier auch die optischen Signalstationen untergebracht. Entlang der Kehlfront zog sich meist noch ein Kehlgraben mit einem 12m breiten Drahthindernis. Entgegen dem angestrebten Ziel, die unterschiedlichen Werksteile nach Möglichkeit räumlich voneinander zu trennen, waren im Kasemattenblock oft auch Kampfanlagen wie die Traditorenbatterie, der drehbare Beobachtungsstand, flankierende Nahkampfanlagen und seltener auch Turmhaubitzen (Werke Sommo und Serrada) integriert.

»Man kann sagen, dass es sich darin unter normalen Verhältnissen bequem leben und ruhig sterben lässt.« [Trenker, Rocca Alta, S. 44]

Die Werksgruft fasste jeweils sechs luftdicht verschließbare Zinksärge. Die Bilder zeigen die Grüfte der Werke Sommo, Gschwent und Lusern. [Foto SH]

Abbildung 6: Kampfanlagen im Kasemattenblock des Werks Verle

  (1)  Gang zur Haubitzenbatterie

  (2)  Deckaufgang in die Infanteriestellung

  (3)  Munitionsmagazin

  (4)  Kampfraum für 8-cm-Minimalschartenkanone M.5/9

  (5)  Kampfraum für 8-cm-Minimalschartenkanone M.5/9

  (6)  Bereitschaftsraum für Infanterie

  (7)  drehbarer Beobachtungs- und MG-Stand (B.u.M. 8)

  (8)  Telefonzentrale

  (9)  Kehlkoffer

(10)  Panzerkasematte für zwei MG M.7/12 (Mg.St.f. 13, Seitenrichtbereich je 100°, zusammen 130°)

(11)  Panzerkasematte für zwei MG M.7/12 (Mg.St.f. 14)

(12)  optische Signalstation zum Kavernenwerk Busa Grande

(13)  ausfahrbarer elektrischer 21-cm-Scheinwerfer, Schwenkbereich 180°

(14)  ausfahrbarer elektrischer 21-cm-Scheinwerfer, Schwenkbereich 110°

(15)  ausfahrbarer elektrischer 35-cm-Scheinwerfer, Schwenkbereich 150°

(16)  Werkseingang mit innerem Zwinger

(17)  Panzerkasematte für zwei MG M.7/12 (Mg.Sch. 7, Seitenrichtbereich 30°)

(18)  optische Signalstation zum Werk Lusern

Nachkriegsaufnahme des Kasemattenblocks von Werk Gschwent

Die Waffen des hervorspringenden Kehlkoffers erlaubten die Bestreichung des gesamten Kehlgrabens. Das MG-Schild (Mg.Sch. 10) im Obergeschoss des Kehlkoffers ist noch an seinem Platz. Rechts unterhalb davon die Rohre der optischen Signalstation zur Nahkampfanlage Oberwiesen (Lusern).

[Foto KA]

Offiziershaus der Werksbesatzung von Lusern

Dieses Haus bot neben der Unterkunft einigen Komfort für die k.u.k.-Offiziere, die hier weitab von Bällen und sonstigen Amüsements in der Abgeschiedenheit ihren Dienst taten. Sogar eine Bibliothek gehörte zur Ausstattung. [Foto KA]

DER BATTERIEBLOCK

Die Turmhaubitzen waren in der Regel in einem Batterieblock zusammengefasst. Bei den zuerst gebauten Werken Verle und Lusern betrug der Abstand zwischen den Haubitzen 12m bis 15m, er wurde bei den späteren Bauten stetig vergrößert: Bei Gschwent wuchs er auf 19m, bei Sebastiano auf 24m und bei Serrada auf bis zu 42m. Bei letzterem wurden die Haubitzen nicht mehr in einem Block vereint, sondern zu je zwei Stück auf den Batterieblock und den Kasemattenblock verteilt. Bei den meisten Werken lagen die Turmhaubitzen tiefer als die Oberkante des Kasemattenblocks. Die Türme hoben sich dadurch nicht gegen den Horizont ab, was eine Beobachtung durch die gegnerische Artillerie erschwerte. Andererseits konnten sie dadurch die Kehle des Werks nicht direkt bestreichen. Bei den Werken Sommo und Serrada standen jeweils zwei Turmhaubitzen auf der höchsten Stelle des Kasemattenblocks, so dass hier ein Rundumfeuer gewährleistet war.

Die Artilleriebeobachtung erfolgte aus ein bis zwei feststehenden Panzerkuppeln und ein bis zwei drehbaren Beobachtungsständen. Verbunden waren die Turmhaubitzen untereinander durch den Batteriegang, der auch zu den Munitionslagern, den Bereitschaftsräumen für die Geschützbedienungen sowie zum Kasemattenblock führte. Technische Transportmittel wie Aufzüge oder Bahnen standen bei der Werkgruppe Lavarone noch nicht zur Verfügung, die Munition wurde per Hand befördert. In den Werken der Gruppe Folgaria führten Munitionsaufzüge von den Manipulierräumen, in denen die Geschosse vorbereitet wurden, in die Bedienungsräume der Turmhaubitzen.

Ein besonderes Kapitel dieser Befestigungen stellen die Magazine für die Haubitzenmunition dar. Sie waren offensichtlich nach keinen festen Regeln angeordnet. Beim Werk Verle lagen drei Munitionslager im Batterieblock zwischen den Haubitzen. Lusern besaß für die Turmhaubitzen je ein Magazin im Batterie- und im Kasemattenblock. Im Werk Gschwent befand sich das einzige Magazin im Kasemattenblock neben der Küche und unter einer Mannschaftsunterkunft. Bei Sebastiano und Sommo lag unter jeder Turmhaubitze ein eigenes Munitionsmagazin. Serrada besaß im Kasemattenblock zwischen der frontseitigen Felsvorlage und dem Kasemattenhauptgang ein- bzw. zweistöckige Munitionsräume. Die Beleuchtung in den Munitionsmagazinen erfolgte übrigens durch Fenster aus den Nebenräumen und Gängen. Dadurch sollte eine Entzündung der Munition durch elektrische Kurzschlüsse oder Flammen von Petroleumlampen verhindert werden.

DIE WERKSEINGÄNGE

Der Haupteingang auf der Rückseite des Kasemattenblocks lag im Schutz eines Kehlkoffers, von dem aus das Kehlterrain meist mit MG in Panzerkasematten bestrichen werden konnte. Dieser Eingang wurde schon vor dem Kasemattenblock durch den äußeren Zwinger geschützt, einem Hindernis aus hohen Eisengittern mit einem Gittertor. Der Eingang zum Gebäude war mit einem Tauvorhang und einem Gittertor verschlossen. Der Tauvorhang bestand aus 10mm starken Tauen, die wie eine Gardine vor dem Gittertor hingen, um Luftdruckstöße durch außen explodierende Granaten zu mindern. Der Tauvorhang und das Gittertor ließen sich von der Wache aus bedienen. Dahinter lag eine 1,50m breite zweiflügelige Tür aus 14mm starkem Küraß-Stahl, die durch Gewehrscharten verteidigt werden konnte. Der Eingangskorridor mündete nach 5 bis 8m in den Kasemattengang, der den Hauptverkehrsweg innerhalb des Blocks darstellte. Der Vorraum zwischen der Stahltür und dem Gittertor bildete den inneren Zwinger. Er war durch Gewehrscharten aus der daneben liegenden Wache zu bestreichen.

Abbildung 7: Tür und Fensterladen

Links: Gewehrschusssichere Eingangstür des Zwischenwerks Sommo (Innenansicht). Das zweiflügelige Tor bestand aus 1,4cm starkem Küraß-Stahl und besaß Gewehrscharten zur Nahverteidigung. Vor diesem Tor war zur Brechung von Explosionsdruckwellen eine Gittertür mit einem Tauvorhang angeordnet. Rechts: Die Fensterläden aus 3cm starkem Küraß-Stahl (Kegelläden) sollten Schutz gegen Granatsplitter und den Beschuss durch kleinkalibrige Gebirgsgeschütze bieten.

Zum schnellen Besetzen des Verdecks für einen Gegenangriff der Werksinfanterie oder zum Ausbessern von Beschussschäden in Gefechtspausen dienten Gefechtsausgänge, die entweder im Verdeck selbst oder auf der Kehlseite des Kasemattenblocks im Obergeschoss lagen. Sie waren durch Türen aus Küraß-Stahl verschlossen, konnten durch eine Gewehrscharte verteidigt werden und wurden von einem Posten bewacht. In der Nähe des Gefechtsausgangs lag ein Bereitschaftsraum, in dem Infanteristen für einen eventuellen Gegenangriff bereitstanden. In manchen Fällen, in denen ein Deckaufgang aus Beton wegen seines hohen Aufzugs das Schussfeld der eigenen Waffen zu sehr behindert hätte, wurden gepanzerte Deckaufgänge, sogenannte Hangards, verwendet.

Die Verbindungspoternen zwischen den Werksteilen konnten durch schusssichere Türen verschlossen werden, um einen eingedrungenen Gegner zu isolieren. Die Gänge konnten zusätzlich mit bereitliegenden Eisenträgern verrammelt sowie mit Drahthindernissen gesperrt werden. Diese Stellen verraten sich einem Besucher heute durch die zahlreichen Eisenhaken in den Wänden, an denen der Stacheldraht befestigt werden sollte.

Um die Besatzung gegen die Gefahren einer Verschüttung in den unterirdischen Poternen und Batteriegängen zu schützen, standen Notausgänge zur Verfügung. Es wurde beim Bau der Festungen sehr darauf geachtet, dass den Soldaten durch Treffer oder Brände niemals der Fluchtweg abgeschnitten werden konnte. Diese Notausgänge, die auch dem unbemerkten Ausschleusen von Patrouillengängern dienten, lagen an den vom Feind abgewandten Seiten der Kampfanlagen. Auch sie wurden von Posten bewacht und durch Stahltüren geschlossen. Gegen Feindfeuer gedeckte, unterirdische Zugänge zu den Werken gab es zu Kriegsbeginn noch nicht. Da die Werksstraßen im Streufeuer der feindlichen Belagerungsartillerie lagen, wurden während des Krieges zuerst Laufgräben gezogen, später wurde mit dem Bohren und Sprengen von Poternen als Zugang begonnen.

7 DIE WERKSBESATZUNG

Die vielfältigen technischen Einrichtungen der modernen Sperrwerke machten eine stark spezialisierte Besatzung notwendig. Die Werksbesatzung gliederte sich in: