Finding Luck - Olivia Anderson - E-Book

Finding Luck E-Book

Olivia Anderson

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Beschreibung

Während die Entscheidung über den Bau der Papierfabrik in Glacy City näher rückt, versuchen sich Loreley und Logan in ihre neue Lebenssituation einzufinden. Da taucht auf einmal Logans Exfreundin Amber mit ihrem Journalistenkollegen und Liebhaber Oliver in Glacy City auf und sorgt für allerlei Unfrieden.

Plötzlich steht auch noch Sam Dryer, der Vater von Annabell Fitzgeralds Tochter, in der Tür und die taffe Lokalbesitzerin ist außer sich vor Wut. Wie kann er es wagen, sich nach all den Jahren wieder blickenzulassen? Aber Sam hat gleich zwei gute Gründe, nach Glacy City zu kommen - und einer davon versteckt sich vor der Polizei.

Rasch muss nun ein neuer Plan geschmiedet und Ambers Idee vereitelt werden. Doch Amber hat unvermutet ohnehin ganz andere Sorgen – unter anderem Mats Schwester Julia, die sich viel zu gut mit Oliver versteht.

 

Teil 3 derAlaska Reihe von der »Maple Creek«–Autorin Olivia Anderson.

 

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Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Während die Entscheidung über den Bau der Papierfabrik in Glacy City näher rückt, versuchen sich Loreley und Logan in ihre neue Lebenssituation einzufinden. Da taucht auf einmal Logans Exfreundin Amber mit ihrem Journalistenkollegen und Liebhaber Oliver in Glacy City auf und sorgt für allerlei Unfrieden.

Plötzlich steht auch noch Sam Dryer, der Vater von Annabell Fitzgeralds Tochter, in der Tür und die taffe Lokalbesitzerin ist außer sich vor Wut. Wie kann er es wagen, sich nach all den Jahren wieder blickenzulassen? Aber Sam hat gleich zwei gute Gründe, nach Glacy City zu kommen - und einer davon versteckt sich vor der Polizei.

Rasch muss nun ein neuer Plan geschmiedet und Ambers Idee vereitelt werden. Doch Amber hat unvermutet ohnehin ganz andere Sorgen – unter anderem Mats Schwester Julia, die sich viel zu gut mit Oliver versteht.

Teil 3 derAlaska Reihe von der »Maple Creek«–Autorin Olivia Anderson.

Über Olivia Anderson

Unter dem Pseudonym Olivia Anderson vereint die deutsch-österreichische Bestsellerautorin Gerlinde Friewald ihre Passion für Geschichten über Liebe und Freundschaft sowie ferne Länder, die ihr durch einen besonderen Bezug ans Herz gewachsen sind. Gerlinde Friewald ist in verschiedenen Genres der Unterhaltungsliteratur beheimatet und fasziniert mit spannungsgeladenen Inhalten, facettenreichen Figuren und einer feingezeichneten Sprache. Ihre Leidenschaft und ihr Wissen gibt sie als Dozentin für Kreatives Schreiben weiter. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden Wiens in Österreichs.

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Olivia Anderson

Finding Luck

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel 1 — Loreley

Kapitel 2 — Logan

Kapitel 3 — Amber

Kapitel 4 — Loreley

Kapitel 5 — Loreley

Kapitel 6 — Annabell

Kapitel 7 — Loreley

Kapitel 8 — Loreley

Kapitel 9 — Oliver

Kapitel 10 — Loreley

Kapitel 11 — Hilary

Kapitel 12 — Loreley

Kapitel 13 — Loreley

Kapitel 14 — Loreley

Kapitel 15 — Loreley

Kapitel 16 — Amber

Kapitel 17 — Loreley

Kapitel 18 — Annabell

Kapitel 19 — Julia

Kapitel 20 — Oliver

Kapitel 21 — Julia

Kapitel 22 — Oliver

Kapitel 23 — Loreley

Kapitel 24 — April

Kapitel 25 — Loreley

Kapitel 26 — Julia

Kapitel 27 — Loreley

Kapitel 28 — Loreley

Kapitel 29 — April

Kapitel 30 — Oliver

Kapitel 31 — Mia

Kapitel 32 — Annabell

Kapitel 33 — Mia

Kapitel 34 — Amber

Kapitel 35 — Loreley

Impressum

Lust auf more?

Kapitel 1

Loreley

So schnell, wie meine Stilettos erlaubten, eilte ich auf mein Büro zu und bedeutete meiner neuen Assistentin Vivian im Vorbeilaufen, mir zu folgen. Nun musste alles rasch gehen. Die Inhaber der BHJ Corporation – Bruno, Harvey und John – stritten mit meinem Chef Hugh Hoffner und dem Leiter unseres Finance Departments, William Stringer, seit zwei Stunden herum. Die Übernahmedokumente lagen zur Unterschrift bereit, und längst wäre die Angelegenheit über die Bühne gegangen, hätte William Stringer nicht diesen einen verfluchten Satz gesagt: »Ab jetzt bestimmen wir, Jungs.« War die Äußerung auch scherzhaft gemeint gewesen, hatten Bruno, Harvey und John sie als blanke Provokation aufgefasst. Kein Wunder! Scherz hin, Scherz her, beinhaltete der Kommentar eine dermaßen offenkundige Herabwürdigung, dass erfahrene Geschäftsleute die Besprechung auf der Stelle verlassen hätten und an der Schraube für einen besseren Deal drehen würden.

Ohne mir selbst auf die Schulter zu klopfen, war meine Arbeit in New Mexico beispielhaft gewesen. Die drei Musketiere, wie ich Bruno, Harvey und John nannte, hatten es mir aber auch leicht gemacht – ganz im Gegensatz zu William Stringer, dank dem nun alles zu kippen drohte. Der Name William schien wahrlich für unerträgliche Männer reserviert zu sein.

»Gottverdammter Kerl«, flüsterte ich, während ich die Bürotür aufriss und auf meinen Schreibtisch zustürmte. Erst als ich mich in den Stuhl fallen ließ, merkte ich, was ich dahingemurmelt hatte. Der »Gottverdammte Kerl« war eindeutig Glacy-Mundart – langsam wurde ich wirklich eine von ihnen.

Vivian trat ein und musterte mich mit fragendem Blick. »Ist alles in Ordnung, Ms. Creed?«

»Nein! Ganz und gar nicht. In einer halben Stunde kommt der Journalist von der Seattle Times für das Interview mit uns und BHJ. Wir benötigen dringend einen plausiblen Grund, um ihn wegzuschicken. Die Vertragsunterzeichnung droht zu kippen.«

»Kein Problem, ich erledige das. Irgendeiner der wichtigen Herren sei überraschend krank geworden und ich hätte vergessen, den Termin zu verschieben. Ich kann wunderbar reuig und zerknirscht spielen. Am Ende wird sich der Redakteur, ohne zu wissen warum, bei mir entschuldigen.« Vivian nickte bekräftigend. »Ach ja, Mr. Lovecraft hat angerufen. Sie sollen sich bitte im Laufe des Tages bei ihm melden. Es gebe gute Nachrichten. Eine diesbezügliche Erinnerung habe ich an Ihren Computer geschickt.«

»Danke.« Gute Nachrichten brauchte ich für meinen momentanen Gemütszustand mehr als dringend, aber erst musste ich diese Stringer-Katastrophe in den Griff bekommen. Ich stieß einen Seufzer aus. »Vivian, bitte buchen Sie meinen Flug heute Abend auf Freitag um. Zur Sicherheit die Spätmaschine.«

Um zwei Tage früher nach Glacy aufbrechen zu können, hatte ich hart gearbeitet und einige Schichten bis weit nach Mitternacht eingelegt. Nun zerfloss der Plan im Nichts. Solange keine Einigung erzielt worden war, durfte ich Seattle nicht verlassen. Hugh wäre bitter enttäuscht – gerade jetzt. Zwar hatte ich noch nicht durchschaut, was Hugh plante, doch deutete sein Verhalten klar auf einen Karrieresprung von mir hin.

Seine kryptischen Bemerkungen in Bezug auf meine Zukunft waren eine Sache, dass er mich plötzlich verstärkt in diverse weiterführende Abläufe involvierte, eine völlig andere. BHJ war das beste Beispiel. Grundsätzlich zählte es nicht zu meinen Aufgaben, ein neues Projekt bis zur Unterschrift zu begleiten. Als Prozessoptimiererin endete meine Beteiligung da, wo das jeweilige Unternehmen für die Integration in den Konzern bereit war.

Vivian räusperte sich. »Das mit dem Flug checke ich gleich nach dem Journalisten. Benötigen Sie sonst noch etwas, Ms. Creed?«

»Nein danke. Das war alles.«

Versonnen sah ich Vivian nach, wie sie mein Büro verließ und die Tür hinter sich schloss. Sie war eine hervorragende Assistentin, die Mia in Arbeitsbelangen beinahe nahtlos ersetzte. Was sie mir allerdings nicht geben konnte, waren die Gespräche mit meiner Freundin. Mia und ich hätten uns zumindest fünf Minuten über die gegenwärtige Situation ausgetauscht und die Fragen dazu erörtert: Wie brachte man die Leute von BHJ Corporation schnell zurück in die Spur? Welche Neuigkeit Aiden wohl hatte? Und warum passierte das alles ausgerechnet heute – an meinem Abflugtag?

Nur Mia verstand, was es für mich bedeutete, wenn sich mein Urlaub verkürzte. Flexibilität war ein Merkmal meines Jobs und kein großes Ding. In diesem speziellen Fall ging es aber um die gemeinsame Zeit mit Logan.

Seit er nach Seattle gereist und völlig überraschend in meinem Büro aufgetaucht war, drehte sich die Welt in einem anderen Rhythmus. Endlich hatten wir uns eingestanden, was wir fühlten, und eine wunderbare Nacht miteinander verbracht. In diesem Aufwallen der Empfindungen war es nicht tragisch erschienen, dass Logan am nächsten Tag wieder zurückfliegen musste. Wir verfolgten ein Ziel, an dem wir umso vehementer festhielten, je mehr wir uns davor fürchteten. Logan und ich hatten in der Vergangenheit unterschiedliche Erfahrungen mit Beziehungen gemacht, das Fazit war jedoch gleich negativ. Genau deshalb brauchten wir so viel Nähe wie möglich, um uns aufeinander einzustimmen. Im Grunde war jede Stunde wichtig, und nun wurden wir zweier Tage beraubt.

Ein Schauer rann über meinen Rücken. Es war ein langer und steiniger Weg gewesen, bis wir uns gefunden hatten. Konnte es nicht endlich vorbei sein mit all den Stolperfallen und kaum überwindbaren Hürden? Wir hätten es uns aufrichtig verdient.

Dass ich in New Mexico gewesen war, als Logan seine zweite Trainingseinheit in Seattle absolvierte, hatte ich noch verkraftet. Ebenso die darauffolgende Arbeitsflut, die mich auch an den Wochenenden im Büro festgehalten hatte. Das jetzt war allerdings zu heftig für mich, obwohl es sich praktisch bloß um zwei läppische Tage Verzögerung handelte.

Kurz schloss ich die Augen und kämpfte gegen die hochsteigenden Tränen, dann griff ich nach meinem Handy und schrieb Logan eine Nachricht im Telegrammstil mit dem Hinweis, dass ich ihm die genauen Umstände später am Telefon erklären würde.

So gern ich in diesem Moment seine Stimme gehört hätte, musste ich schnellstens wieder zu den Streithähnen, die ich nur verlassen hatte, um das Interview abzuwürgen.

Unwillkürlich ballte ich die Hände zu Fäusten. William Stringer und die Musketiere hatten vielleicht meinen heutigen Flug verhindert, aber mit Sicherheit kosteten sie mich keine nochmalige Verlängerung. Es wäre doch gelacht, wenn ich es nicht schaffte, Bruno, Harvey und John bis Freitag zu einer Unterschrift zu bewegen. Dafür würde ich William Stringer sogar nötigen, die angestammte Überheblichkeit des »alten weißen Mannes« hinunterzuschlucken und sich mit einem – selbstverständlich symbolischen – Kniefall zu entschuldigen.

Entschlossen schob ich meinen Stuhl zurück und stand auf.

Kapitel 2

Logan

»Shit«, murmelte Logan und ließ die Hand, in der er das Handy hielt, sinken. Jäh überrollte ihn eine Flut von unterschiedlichen Empfindungen: Enttäuschung, Sehnsucht nach Loreley und doch auch ein Hauch von Erleichterung.

Natürlich wusste er, woher diese an sich absurde Entspannung kam, die so gar nicht zu den anderen Regungen passte. Seit seinem spontanen Flug nach Seattle, um Loreley endlich seine Gefühle zu offenbaren, hatten sie einander nicht gesehen. Und je mehr Zeit verging, desto unsicherer wurde er. Weder bereute er sein Handeln noch zweifelte er an Loreley, der Druck war aber immer größer geworden. Nun lastete alles auf diesen zwölf Tagen, die sich eben auf zehn reduziert hatten.

Wenigstens konnte er sich dank der Galgenfrist vorläufig wieder voll auf die Arbeit konzentrieren. Inzwischen hatten die Umbauten bei Hofstetter Wood begonnen und bescherten ihm trotz Mias Anwesenheit einige Zusatzaufgaben. Nach außen hin war zwar noch nicht viel zu bemerken, weil vorerst das Innere des Sägewerks umstrukturiert wurde, das hatte jedoch nichts zu bedeuten. Schon jetzt musste er die zusätzlichen Rodungscamps organisieren, bei der bevorstehenden Aufstockung des Personals mitwirken und außerhalb Mias Kompetenz vor allem im technischen Bereich ständig eingreifen und Entscheidungen treffen.

Mit einem Ächzen stand Logan auf und ging zu der Verbindungstür, die in den größeren Büroraum führte, um die anderen über Loreleys spätere Ankunft zu informieren.

Während Mia und Veronica Blank trotz seines Erscheinens unbeirrt weiter auf ihre Bildschirme blickten, hob Hilary Montgomery den Kopf und musterte ihn. »Welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Der zehnte Anruf von Robert Bley aus dem Sägewerk, weil er eine neue tolle Idee für den Umbau hat? Oder passt ihm irgendwas nicht in den Kram?«

»Nichts dergleichen. Robert verhält sich heute sogar erstaunlich ruhig. Es geht um Loreley – sie kommt nicht. Wir müssen die Willkommensfeier abblasen.«

Nun hatte Logan auch Mias volle Aufmerksamkeit. Ihre Augen weiteten sich, und sie öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Hilary war schneller.

»Was ist passiert, Logan Finnley? Hast du – wie früher – dein Ding nicht in der Hose behalten können, und Loreley ist deiner Spur gefolgt? Herrgott! Wirst du denn nie klüger?«

Kurz presste Logan die Lippen aufeinander. Warum schaffte es Hilary nicht, zu unterscheiden, ob sie abends im Lokal saßen oder sich im Büro befanden? Dass es unter den Holzfällern rauer ablief, war kein Geheimnis, doch im Backoffice hatte ein angemessener Umgangston zu herrschen. Schon bald würden außer Veronica weitere Mitarbeiter hier sitzen, und Hilary musste dringend lernen, zu differenzieren. Als Geschäftsführer Hofstetter Woods hatte er einen gewissen Anstand zu wahren – und sie, die Büroleiterin, ebenso.

Noch schob Logan das dringend anstehende Gespräch auf. Zwar hatte er keine Hemmungen, Hilary eine Rüge zu erteilen, allerdings wäre es ihm lieber, sie würde ihr Fehlverhalten von sich aus erkennen.

Sein Blick glitt zu Mia. Bewusst wollte er Hilarys Bemerkung mit keiner Antwort würdigen. »Die Vertragsunterzeichnung mit dem Unternehmen in New Mexico verzögert sich. Offenkundig gibt es Unstimmigkeiten. Loreley nimmt die Abendmaschine am Freitag.«

»Ach, oje. Das tut mir leid. Loreley hat so hart an dem Projekt gearbeitet.« Mia lächelte Logan zu. »Und wegen des Fests mach dir keine Sorgen. Wir müssen es nicht gleich absagen, sondern nur auf Samstag verschieben. Kommt sie mit dem letzten Flug, wird es Freitag zu spät. Aber das gehört nicht hierher! Wir geben bloß Annabell Bescheid, damit sie die anderen informieren kann. Alles Weitere besprechen wir dann abends im Lokal. Bis auf den Zeitpunkt ändert sich ja nichts.«

Unmerklich zog Logan die Brauen hoch. Verfolgten Mia und er bei Hilary gar den gleichen Ansatz? Mit Freude würde er ihr den Vortritt lassen, sofern tatsächlich eine Unterhaltung nötig war. Bestimmt ginge Mia feinfühliger an die Sache heran als er. Wie umsichtig und professionell sie generell handelte, hatte er erst jetzt im Zuge der Erweiterung Hofstetter Woods registriert. Mia jonglierte mit der Aufsicht über den Umbau, den Vorstellungsgesprächen sowie der Neuorganisation des Büros, als hätte sie nie etwas anderes getan. Hinzu kam, dass sie Mat unermüdlich bei der Suche nach der Familie seines Vaters unterstützte.

Obwohl Julia ihrem Bruder das Geld aus der Erbschaft förmlich aufdrängte, wollte er es vorerst auf eigene Faust probieren. Die Bestimmung von Julias endgültigem Anteil war zwar noch nicht abgeschlossen, doch Ethan hatte ihr von sich aus bereits eine gewisse Summe übergeben. Damit könnte Mat zwanzig Privatdetektive beschäftigen.

Automatisch sah Logan wieder zu Hilary. Die Umstände rund um Julias und Mats Eltern waren langsam und unspektakulär durchgesickert, aber niemand hatte nachgefragt oder auffällig darüber getuschelt. Selbst Hilary war entgegen ihrer Art still geblieben. Tatsächlich gab es bei wirklich tragischen Schicksalen jene besondere Grenze, die kein Glacier überschreiten würde.

Seine Reise nach Seattle zu Loreley war definitiv nicht unter diesen Deckmantel der Diskretion gefallen. Kein einziger Glacier hatte sich die Mühe gemacht, die Hand beim Tratsch vorzuhalten. Offenbar zählten er und Loreley zum Allgemeingut – was es ihm noch schwerer machte. Jeder würde sie beide mit Argusaugen beobachten und rückhaltlos sein Urteil abgeben.

Logan räusperte sich. »Samstag ist sowieso der bessere Tag für eine Feier. Am Sonntag können die meisten ausschlafen.«

Hilary nickte. »Ich rufe mal Annabell an.« Sie zog ihr Handy aus der Handtasche und setzte die Lesebrille auf.

Mit einer knappen Kopfbewegung bedeutete Logan Mia, ihm zu folgen. Dann drehte er sich abrupt um und ging zurück in sein Büro.

»Ich hoffe, du bist nicht sauer auf Loreley«, sagte Mia, nachdem sie es sich auf dem mittleren Stuhl vor Logans Schreibtisch bequem gemacht hatte. »Sie darf nicht verschwinden, wenn ein Notfall eintritt.«

»Ich habe einige Fehler – jemanden wegen seines Jobs und der damit verbundenen Verantwortung anzublaffen, gehört jedoch nicht dazu.« Logan lächelte. »Ich bin nicht glücklich darüber, aber was sind zwei Tage?«

»Offen gestanden wirkst du, als wäre es dir nicht ganz unrecht, mein Lieber.«

Müsste Logan einen Begriff für sein Verhältnis mit Mia finden, würde er sie als seinen »weiblichen Kumpel« bezeichnen. Die Verbundenheit entstammte seinem ersten Trainee-Aufenthalt in Seattle, wo Mia und er mit all den Wirren im Schlepptau weit in das Innere des jeweils anderen vorgedrungen waren. Bestimmt lag es auch in dieser Zeit begründet, dass sie seine Regungen erkannte. Nur empathisch zu sein, reichte dafür nicht aus.

Logan antwortete ehrlich: »Eine gemeinsame Nacht und dann wochenlang nichts. Ich bin einfach nervös.«

»Erstens erinnere ich mich an eine weitere Nacht, und zweitens sorgst du dich zu viel«, erwiderte Mia ungerührt. »Alles ergibt sich von selbst. Du wirst es merken.«

»Was damals in meinem Haus geschehen ist, hatte nicht die gleiche Bedeutung. Seattle war bewusst und … der Beginn unserer Beziehung.« Logan schüttelte den Kopf. »Und jetzt weiß ich nicht mal, wie ich sie begrüßen soll.« Er sah, wie Mia die Stirn runzelte, und fügte hastig hinzu: »Ich bin verrückt nach Loreley. Was mir fehlt, ist eine Checkliste, wie man sich in so einer Situation richtig verhält.«

Jäh entspannten sich ihre Züge. »Die gibt es nicht. Sei herzlich und liebevoll, zeig ihr deine Gefühle, dann kann nichts schiefgehen.« Mia schmunzelte. »Jage mir bloß nie wieder so einen Schreck ein. Mein Bedarf an Problemen ist mit Mats Spurensuche gedeckt. Jeden Tag tut sich eine vermeintlich große Neuigkeit auf, die sich flott als Enttäuschung entpuppt. Mat hält sich an jedem noch so dünnen Strohhalm fest und ist hinterher maßlos enttäuscht.«

Bereitwillig nahm Logan den Themenwechsel an. Damit war er zunächst außen vor. Welcher Mann sprach schon gern über seine Unsicherheiten und Beziehungsängste? Er jedenfalls nicht.

»Mat sollte so langsam eine Detektei engagieren«, entgegnete er rasch. »Grundsätzlich denkt er immer positiv, aber auch Mat hat eine Scheidelinie. Ist die erreicht, wird aus Euphorie schnell Frust.«

»Meine Rede! Die Tipps von Emily Valentine, unserem Rechercheass bei WWS Industries, waren toll, brachten allerdings nichts.« Der Reihe nach streckte Mia ihre Finger in die Luft. »Sein Vater wurde nicht im Krankenhaus geboren. Der Arzt, der die Geburtsurkunde ausgestellt hat, ist längst tot. Sämtliche Hennings im Norden, die Mat aufgestöbert hat, kennen keinen Martin.« Sie winkte ab. »Doch das weißt du alles.«

»Soll ich mit Mat unter vier Augen sprechen?«, fragte Logan. »Ich möchte auch nicht, dass er sich in etwas verrennt.«

»O ja, bitte.« Mia nickte eifrig. »Jede freie Minute sitzt er vor dem Computer oder telefoniert. Ich verstehe den Drang, Klarheit zu kriegen, und helfe ihm, aber die Suche darf nicht unser ganzes Leben einnehmen. Endlich wohnen wir zusammen und könnten es so wunderbar haben! Sogar Julia ist wie ausgewechselt und legt uns keine Steine mehr in den Weg.« Sie beugte sich vor. »Ahnst du, wie wenig Sex wir im Moment haben?«

»Wow. Stopp!« Hastig hob Logan abwehrend die Hand. »Das ist mir ein Detail zu viel. Vor dir sitzt nicht Loreley oder Annabell.« Kurz schwieg er. »Ich versuche mein Bestes, damit Mat wieder in die Spur kommt, okay?«

Umgehend machte sich ein mulmiges Gefühl in ihm breit. War das der normale Lauf der Dinge? Mias und Mats Liebesgeschichte hatte ihn darin bestärkt, dass eine Beziehung selbst unter schwierigen Bedingungen funktionieren konnte. Sie hatten einander Halt gegeben und die Zeit der Entfernung mühelos überstanden. Jetzt, auf einmal, kamen die ersten Unstimmigkeiten, und wahrscheinlich würde sich schon bald Unzufriedenheit breitmachen. Dann folgten Anschuldigungen, und irgendwann blieb nur ein Scherbenhaufen. War in Wirklichkeit alles bloß eine Illusion?

Unverhohlen musterte Mia ihn eine Weile lang, bis sie antwortete. »Ich nehme deine Hilfe dankbar an, weil ich Mat unterstützen will. Aber weder bin ich missgestimmt noch verdrossen – oder sonst etwas in der Art. In der wahren Liebe gibt es keine Ausflüchte, und unangenehme Situationen sind da, um sie zu meistern.«

Entgeistert starrte Logan sie an. »Warum sagst du das?«

Mia verdrehte die Augen. »Deine Mimik ist wie ein offenes Buch für mich. Du erfährst von Problemen und projizierst sie automatisch auf deine Beziehung. Mat etwa hat nicht aufgehört, sich für mich zu interessieren, und ich bin nicht unglücklich mit ihm. Es sind nur die äußeren Umstände, die ins Lot gebracht werden müssen.«

Logan grinste schief. »Ich bin halt ein gebranntes Kind.«

»Blödsinn! Du hattest eine einzige echte Partnerschaft mit dieser Journalistin Amber White. Die war dir zu anstrengend, und danach bist du von einem Bett in das andere gesprungen. So etwas wie mit Loreley ist dir noch nie passiert, und du hast schlicht Panik.« Mia zuckte mit den Schultern. »Stell dir vor, du würdest Loreley nie mehr sehen können. Wie wäre das für dich?«

»Schrecklich«, erwiderte Logan prompt. »Ich bin nicht nach Seattle geflogen, um ihr meine Liebe zu gestehen, weil mir langweilig war.«

»Dann ist doch alles gut.« Mia schob ihren Stuhl zurück und stand auf. »Ich muss wieder an die Arbeit – und du grüble nicht zu viel herum. Wenn Loreley am Freitag angereist ist, werdet ihr ohnehin nicht zum Reden kommen. Mat und ich waren wie –«

Logan lachte auf. »Ich werde auch jetzt nicht mit dir über Sex sprechen. Probier es also erst gar nicht.« Mit einer knappen Handbewegung scheuchte er sie endgültig aus dem Büro.

Mat hatte mit Mia wirklich das große Los gezogen – und er mit Loreley. Seine Gefühle für sie waren real und führten ihn in eine völlig neue, fremdartige Welt, in der er sich erst zurechtfinden musste.

Kapitel 3

Amber

»Die Story über den Holzdiebstahl hat inzwischen einen längeren Bart als Methusalem«, sagte Amber und knallte das Besteck auf den leeren Teller. Kurz ließ sie den Blick durch das Restaurant gleiten, dann widmete sie sich wieder ihrem Kollegen und neuem Freund Oliver Brown. »Warum sollte ich Logan Finnley interviewen? Nur weil ich ihn kenne? Weißt du was? Der ganze Fall war scheiße – von Anfang an.«

»Dann verstehe ich nicht, warum du dich damals unbedingt einbringen wolltest.« Oliver Brown verschränkte die Arme. »Und den Vorschlag mit dem Interview habe ich dir gerade bloß gemacht, weil kürzlich eine weitere Holzfällergruppe verhaftet wurde. Die Sache ist nicht kalt, aber sie zieht sich wie Kaugummi – das gebe ich zu.«

»Es klingt wie ein Almosen.« Amber verzog die Lippen. »Darauf bin ich nicht angewiesen.«

»Du hast mich nach einer Idee gefragt«, erwiderte Oliver. »Es gibt sonst nichts.«

»O doch! Binde mich in diese Schmiergeld-Affäre ein, an der du dran bist. Sie ist heiß und bietet Stoff für uns beide.«

Oliver schüttelte den Kopf. »Die ist ebenfalls ein längeres Projekt. Du bist für so etwas zu ungeduldig. Der Holzdiebstahl war das beste Beispiel. Ich hätte dich nie mitmachen lassen dürfen.«

»Ach was! Sei dankbar für meine Beteiligung. Ohne die Story hättest du mich niemals beeindrucken können. Langweilige, ausdruckslose Typen wie du fliegen bei mir normalerweise unter dem Radar durch.«

»Du verstehst es wie keine Zweite, Komplimente zu verteilen. Für die Frechheit müsste ich jetzt eigentlich aufspringen und dich allein sitzenlassen.« Oliver winkte ab. »Was ist denn los mit dir, Darling? Dein Temperament kenne ich mittlerweile. So angriffslustig und unrund habe ich dich allerdings noch nie erlebt.«

»Unser großartiger Chefredakteur – Mister Keith Leck-mich-am-Arsch – setzt mir zu. Er hat mich heute in sein Büro zitiert und baldigst etwas Neues von mir verlangt.« Amber stieß einen Seufzer aus. »Er hat ja nicht einmal unrecht. Ich muss rasch eine gute Geschichte finden, sonst schreibe ich in Kürze den Kummerkasten oder lande in der Tussi-Abteilung. Dann darf ich mich für den Rest meiner Tage mit Schminke und Mode beschäftigen. Ernsthaft, Oli, mir geht es an den Kragen.«

»Wie willst du aus dem Stegreif in der Wirtschaft oder Politik einen Aufreger hervorzaubern? Das braucht Zeit und Glück.«

»Das ist mir selbstverständlich klar. Auf so etwas ziele ich auch nicht ab.« Abermals seufzte sie. »Kürzlich habe ich eine Story aufgeschnappt, die durchaus ausbaufähig wäre, sofern man an ein paar Schrauben dreht.«

»Und wo liegt das Problem?«

»Ich habe die Info von – mach dich jetzt bloß nicht lustig – Logan Finnley. Sie stammt aus der Phase, als ich mit ihm … du weißt schon. Im Vertrauen hat er mir etwas erzählt, das perfekt in unsere Sonntagsbeilage passen würde.« Amber zuckte mit den Schultern. »Über manches, wie den Verhaltenskodex bei Dingen unter vier Augen, steigt man nicht so einfach hinweg, außerdem müsste das Ganze erst verifiziert werden. Dich nicht zu vergessen. Ich war schließlich mit Logan liiert.«

»Keine Sorge, ich wäre nicht eifersüchtig«, erwiderte Oliver. »Und das Persönliche sowie die Überprüfung auf Richtigkeit ließe sich mit einem Gespräch lösen.«

Amber lachte trocken auf. »Natürlich bist du nicht eifersüchtig. Dafür müsstest du zumindest einen Hauch in mich verliebt sein – und das bist du nicht. Deine Gefühle interessieren mich im Übrigen genauso wenig. Für eine gute Headline würde ich deine Seele verkaufen.« Unter dem Tisch ballte Amber die Hände zu Fäusten und drückte die Fingernägel in die Haut. Ihre schlechte Stimmung lag nicht nur im beruflichen Bereich begründet. Auch das Privatleben funktionierte nicht, wie sie es sich vorstellte.

Logan war nichts weiter als ein schöner Traum gewesen, den sie versucht hatte, in die Realität zu ziehen. Und die Sache mit Oliver plätscherte dahin. Ihr vorheriger Hinweis auf seinen Mangel an Eifersucht kam nicht von ungefähr. Bestimmt mochte er sie und ihm gefiel die gemeinsame Zeit, tief empfand er offenkundig allerdings nicht. Wie sollte sie sich unter diesen Voraussetzungen auf ihn einstellen können und selbst Gefühle entwickeln? Dabei wünschte sie sich nichts sehnlicher, als endlich Zweisamkeit zu finden. Sie hatte das Single-Dasein genossen, inzwischen schien ihr jedoch alles davonzuschwimmen – die Karriere, die Liebe, das Glück.

Olivers Stimme riss sie aus ihren Gedanken. »Vermischen wir bitte nicht Privates mit dem Beruflichen«, sagte er. »Erzähl mir, worum es in der Geschichte von Logan geht.«

»Ob du es glaubst oder nicht, indirekt um Hofstetter Wood.« Amber öffnete die Hände. »Wo fange ich an? Am besten beim Betrieb selbst. Hofstetter Wood ist ein Familienunternehmen, das über Generationen vom Vater an den Sohn weitergereicht wurde. Da Ethan Hofstetter keine Kinder hat, wurde er Logans Mentor, hat ihm die Leitung der Firma übergeben und letztlich an WWS Industries verkauft.«

»Das weiß ich alles durch meine Recherche – komm zum Punkt, Amber.«

»Okay.« Sie nickte. »Ethan Hofstetters Vater hat eine uneheliche Tochter gezeugt und sie vertuscht – die Schwester von Logans bestem Freund Mat. Irgendwie ist das Ganze vor nicht allzu langer Zeit aufgeflogen.« Amber tippte mit dem Zeigefinger auf die Tischplatte. »Um zu ›deinem Punkt‹ zu kommen: Ich möchte wetten, da steckt mehr dahinter.«

Oliver schob die Unterlippe vor und wartete, bis der Kellner, der gerade an den Tisch getreten war, die leeren Teller abgeräumt und sich wieder entfernt hatte. »Nun ja, den Pulitzer-Preis wirst du dafür nicht erhalten, doch grundlegend ist der Ansatz vielversprechend.« Gedankenverloren strich er sich über das Kinn. »Du hast recht. Als einmaliger Artikel in der Tageszeitung taugt die Story tatsächlich nicht. Aber für unsere Sonntagsbeilage lässt sie sich maßschneidern. Je nachdem, was die Geschichte hergibt, könntest du einen Mehrteiler daraus machen und nebenbei womöglich sogar den Holzdiebstahl aufrollen – allerdings nicht aus Sicht der Organisation, die dahintersteckt. Beschränke dich auf Hofstetter Wood und die Menschen. Damit bleibst du im Small-Town-Takt, den sich die Leser in diesem Fall wünschen.«

Olivers Vorschlag war wirklich gut. Weshalb fielen ihr diese Feinheiten nicht ein? Sie war doch eine talentierte Journalistin und hatte auch früher keine Schwierigkeiten gehabt, einen guten Rahmen für das jeweilige Projekt zu schaffen. War ihr am Ende der Drive abhandengekommen?

»Warum statten wir Glacy City am Wochenende nicht einen spontanen Besuch ab?«, fragte Amber nach einer Pause. Obwohl das letzte Gespräch mit Logan harmonisch verlaufen war, fand sie die Vorstellung unerträglich, allein in dieses Kaff zu reisen. Zögerlich fügte sie hinzu: »Vielleicht willst du dich als Co an der Story beteiligen. Keith steht auf deine Schreibe. Mit dir im Team hätte ich bei ihm bessere Chancen, die Sache durchzusetzen.«

»Ja klar. Ich bin allerdings bloß am Rande dabei. Erstens möchte ich dir nichts wegnehmen, und zweitens stecke ich zu intensiv in der Bestechungsaffäre drin.« Oliver lächelte. »Ich helfe dir gern – und bestimmt noch jemand bei der Anchorage Daily News.«

»Ach ja? Und wer?«

»Berni natürlich. Er betreut die Sonntagsbeilage und ist der beste Layouter im Haus. Du beachtest ihn nicht sonderlich, aber er ist mächtig in dich verknallt und wird sich bei der Gestaltung ins Zeug legen.« Oliver zwinkerte ihr zu. »Du weißt doch von seinem Faible für dich, oder etwa nicht?«

Kurz hielt Amber den Atem an. Sie wusste nicht nur, wie sehr Berni sie anhimmelte, sie hatte sogar eine heimliche Affäre mit ihm gehabt. Affäre ist zu viel, dachte sie und senkte automatisch den Blick. Vor circa drei Jahren hatten sie sich zum ersten Mal gedatet, und danach war es in unregelmäßigen Abständen immer wieder geschehen – zuletzt an dem Abend, als Logan ihr seine Gefühle für Loreley Creed gestanden hatte. Wahrscheinlich wäre sie verrückt geworden, hätte sie nach Logans Abgang allein sein müssen. Knapp eine Woche später war Oliver mehr als ein Kollege geworden, und Berni hatte, wie schon einige Male davor, seinen angestammten Platz in der Warteposition eingenommen.

Amber spürte, wie Gänsehaut über ihre Arme kroch. Berni war stets für sie da gewesen. Und was hatte sie im Gegenzug getan? Ihn als Lückenfüller und Seelentröster benutzt, wobei sie sich in seiner Gegenwart wohl und sicher gefühlt hatte. Weder Logan noch jetzt Oliver waren fähig, ihr das zu vermitteln. Warum hatte sie Berni nicht mehr Beachtung geschenkt? Weil er nur ein Grafiker war? Weil er sie zu gut behandelt hatte? Nun war es jedenfalls zu spät – seit dem letzten Treffen hatte er sich komplett von ihr zurückgezogen, vermutlich wegen Oliver. Jeder in der Redaktion wusste, dass sie ein Paar waren. Das war selbst für einen gutmütigen Mann wie Berni zu viel.

Amber räusperte sich. »In Glacy City gibt es ein Hotel. Es heißt ›das Lokal‹, und die Besitzerin ist Annabell Fitzgerald. Würdest du bitte unter deinem Namen ein Zimmer reservieren? Die Leute dort kennen mich zwar nicht, aber durch Logan ist ihnen mein Name unwiderlegbar ein Begriff. Ich befürchte, nicht bloß aus unserer Studentenzeit.«

Oliver zog die Brauen hoch. »Willst du das Überraschungsmoment nutzen oder ist es dir unangenehm, wenn sie deine Ankunft erwarten?«

»Beides«, antwortete sie ehrlich. Stellte sie sich Logans Reaktion vor, bekam sie gleich nochmals eine Gänsehaut. Zweifellos würde er über ihren Besuch in Glacy City nicht erfreut sein. Es war eine Sache, unter vier Augen in ihrer Wohnung zu reden, eine gänzlich andere, in Logans Revier einzudringen. Und was sollte sie tun, wenn Loreley zufällig auch gerade anwesend war? Dachte Amber an die Szene am Flughafen, als sie Logan mit Loreley aufgespürt und irrtümlich geheime Rechercheinfos über den Holzdiebstahl-Fall ausgeplaudert hatte, bekam sie heute noch Herzflattern und Magenkrämpfe zugleich.

Kapitel 4

Loreley

Ich hatte mich auf meinen angestammten Barhocker zurückgezogen und betrachtete das ausgelassene Treiben – jede Feier wurde in Glacy dankbar angenommen. Obwohl mich das Fest an die damalige Überraschungsfeier zu meinem Geburtstag erinnerte, bei der Aiden und ich uns sehr nahe gewesen waren, trug ich nun ein ganz anderes Empfinden in mir. Der Ort und die Menschen waren dieselben, darüber hinaus hatte sich alles verändert. Ich fühlte mich nicht nur wie zu Hause angekommen, sondern war glücklich – und zwar durch und durch. Hatte ich gestern noch nervös und voller Anspannung im Flugzeug gesessen, waren sämtliche Unsicherheiten und Zweifel mit einem Schlag verflogen, als Logan mich bei der Ankunft in die Arme gezogen hatte. Die Wochen des Wartens waren mit einem Fingerschnippen wie weggefegt, und beide wussten wir, dass es keine Fragen und Überlegungen mehr gab. Wir würden bestehen und uns gegenseitig bestärken.

Automatisch glitt mein Blick auf der Suche nach Logan durch das Lokal. Er stand am Ende der Bar und redete mit Mat. Mia hatte mir von ihrer Bitte an Logan erzählt, Mat wieder in die Spur zu bringen. Ob die beiden gerade darüber sprachen?

In diesem Moment drehte Logan den Kopf und sah mich an. Er sagte etwas zu Mat, der daraufhin nickte, und kam auf mich zu.

»Die Unterhaltung über Mats Suche nach seiner Familie?«, erkundigte ich mich, als Logan bei mir anlangte und mich unbefangen küsste.

»Nein, das wäre der falsche Augenblick. Jetzt soll er sich amüsieren und das Gehirn auslüften.« Er verzog den Mund zu seinem schiefen Lächeln, das mich jedes Mal aufs Neue halb um den Verstand brachte. »Willst du wissen, worüber wir geredet haben?«

»Natürlich.«

Logans Lächeln wurde breiter, und die Grübchen auf seinen Wangen zeichneten sich deutlich ab. »Über dich und meine lächerlichen Ängste.«

»Die, von denen du mir gestern in der Nacht berichtet hast?«

»Ja.« Sanft streichelte Logan über mein Haar. »Mat meint, ich sei ein Trottel und müsse endlich aufhören, das Gras wachsen zu hören. Was uns betrifft, habe ich wohl noch viel zu lernen.«

Ich erwiderte Logans unwiderstehliches Lächeln. »Wir beide müssen das. Ich fand es schön, dass du mir deinen Zwiespalt gestanden hast. Nur mit Offenheit schützen wir uns vor Irrtümern und falschen Annahmen.«

»Es war nicht leicht, seiner neuen Freundin zu sagen, dass man seine Beziehungsfähigkeit hinterfragt. Ehrlich, eigentlich habe ich mit Entsetzen und Wut gerechnet. Aber du …« Logan schmunzelte. »Alles ist mit dir einfacher, als ich es mir ausgemalt habe.«

»Na, ihr zwei Turteltauben?« Annabell machte hinter der Bar einen weiten Schritt auf uns zu und stützte die Ellbogen auf dem Tresen ab. »Genießt ihr die Zweisamkeit und zählt die Minuten, bis ihr wieder ins Bett abhauen könnt?«

»So rasch mag ich nicht verschwinden«, antwortete ich. »Arbeitest du heute bis zum Schluss? Ich dachte, wir kämen ein wenig zum Plaudern.«

»Oh, das werden wir auf jeden Fall. Plaudern, lachen und tanzen – ohne das Programm würde ich dich sowieso nicht gehen lassen. Ich warte bloß, bis die neuen Gäste von ihrer Tour zurückkommen. Sie wollten zum Nordufer wandern und sich bei Hank ein Auto leihen. Sobald ich die beiden abgefertigt habe, übergebe ich an Frank und April und stürze mich auch ins Getümmel.«

»Du hast Gäste?«, erkundigte sich Logan.

Annabell nickte. »Ein Paar aus Anchorage. Er hat unter dem Namen Brown reserviert. Typische Stadtflüchter, die ein paar Abenteuer in der Wildnis erleben möchten. Mat hat sie am späten Vormittag von der Anlegestelle zu mir chauffiert. Sie sind komisch, vor allem die Frau, aber recht nett. Wir haben nur die üblichen Floskeln ausgetauscht und sind –« Sie hob den Kopf und schaute zur Tür. »Ah, da sind sie ja! Entschuldigt mich. Ich frage, ob sie Hunger haben oder sonst etwas brauchen.«

Automatisch folgte ich Annabells Blick – und erstarrte. »Logan! Ist das nicht …«

»Wer?« Da er mit dem Rücken zur Eingangstür stand, drehte er sich um, und jäh gefror sein Lächeln. »Shit. Was zum Teufel will Amber hier?« Hastig ergriff Logan meine Hand und drückte sie. »Ich habe keine Ahnung, was das soll. Bitte glaube mir.«

»Natürlich, keine Sorge«, erwiderte ich, wobei ich Annabell, Amber und den Mann nicht aus den Augen ließ. »Du hast es mit Aiden Lovecraft schwieriger als ich. Er wird sich noch einige Male in Glacy aufhalten.« Andeutungsweise legte ich den Zeigefinger auf die Lippen und flüsterte: »Sie kommen auf uns zu.«

Logan verharrte in seiner etwas verkrümmten Position, bis die drei bei uns anlangten. Meine Hand ließ er nicht los. Ich sah, wie er zu sprechen ansetzte, doch Annabell war schneller.

»Dürfen wir euch kurz stören? Das ist Mr. Brown. Er möchte dem Geschäftsführer von Hofstetter Wood unbedingt ›Hallo‹ sagen. Anscheinend bringe ich dir einen neuen Kunden.«

»Da irrst du dich, Annabell«, entgegnete Logan mit eisiger Stimme. »Hi, Amber. Was verschlägt dich nach Glacy – ohne vorher Bescheid zu geben?«