Stürmische Zeiten in Maple Creek - Olivia Anderson - E-Book

Stürmische Zeiten in Maple Creek E-Book

Olivia Anderson

2,0

Beschreibung

Turbulente Zeiten …

Das „Maple Lake Inn“ ist fast wieder aufgebaut und so langsam kehrt bei Pamela Ruhe ein. Nicht so bei ihrer Freundin Lilly, die in ihrer Werbeagentur Konkurrenz von ungeahnter Seite bekommt. Wird diese sogar ihre Existenz gefährden? Molly widmet sich mit großem Einsatz ihrer neuen Tätigkeit als stellvertretende Chefredakteurin der Maple Creek News Time und stellt bald fest, dass sie sich als Chefin auch mal durchsetzen muss, was ihr sehr schwerfällt. Zudem überlegt sie, wie ihre Zukunft mit Nat aussehen könnte. Möchte er ebenfalls heiraten und eine Familie gründen? Nat weicht ihren Fragen jedoch aus und Molly wird zunehmend unsicherer. Haben sie vielleicht ganz unterschiedliche Zukunftspläne?

Das Leben in Maple Creek stellt die Freunde immer wieder vor neue Herausforderungen. Doch zum Glück sind sie zu einer großen Familie zusammengewachsen, die jede Hürde mit dem Rückhalt der Gemeinschaft nimmt. Und auch an wundervollen Entwicklungen fehlt es nicht, die das Leben der Freunde durcheinanderwirbeln und nachhaltig verzaubern ...

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Liebe Leserin, lieber Leser,

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Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Turbulente Zeiten …

Das »Maple Lake Inn« ist fast wieder aufgebaut und so langsam kehrt bei Pamela Ruhe ein. Nicht so bei ihrer Freundin Lilly, die in ihrer Werbeagentur Konkurrenz von ungeahnter Seite bekommt. Wird diese sogar ihre Existenz gefährden?

Molly widmet sich mit großem Einsatz ihrer neuen Tätigkeit als stellvertretende Chefredakteurin der Maple Creek News Time und stellt bald fest, dass sie sich als Chefin auch mal durchsetzen muss, was ihr sehr schwerfällt. Zudem überlegt sie, wie ihre Zukunft mit Nat aussehen könnte. Möchte er ebenfalls heiraten und eine Familie gründen? Nat weicht ihren Fragen jedoch aus und Molly wird zunehmend unsicherer. Haben sie vielleicht ganz unterschiedliche Zukunftspläne?

Das Leben in Maple Creek stellt die Freunde immer wieder vor neue Herausforderungen. Doch zum Glück sind sie zu einer großen Familie zusammengewachsen, die jede Hürde mit dem Rückhalt der Gemeinschaft nimmt. Und auch an wundervollen Entwicklungen fehlt es nicht, die das Leben der Freunde durcheinanderwirbeln und nachhaltig verzaubern...

»Sommerglück in Maple Creek« erscheint im August 2021.

Über Olivia Anderson

Hinter dem Pseudonym Olivia Anderson verbirgt sich die Bestsellerautorin Gerlinde Friewald. Sobald sie lesen konnte, hat Gerlinde Friewald gelesen. Sobald sie schreiben konnte, hat sie geschrieben – im wahrsten Sinne des Wortes. Was früher nebenbei geschah und auch in ihren Beruf in der Werbung und PR naturgemäß einfloss, betreibt sie seit über zehn Jahren als Hauptpassion: Schreiben. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden Wiens in Österreich. Gerlinde Friewald ist in verschiedenen Genres der Unterhaltungsliteratur beheimatet. Besonders wichtig sind für sie – ob Krimi, Thriller oder Liebesroman – die Spannung und das Gefühl für die Menschen in der Geschichte.

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Olivia Anderson

Stürmische Zeiten in Maple Creek

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Impressum

Lust auf more?

Kapitel 1

Es kostete Pamela alle Anstrengung, die freundliche Fassade aufrechtzuerhalten. Mit einem eingefrorenen Lächeln flötete sie: »Selbstverständlich achten wir darauf, dass die Bauarbeiten pünktlich zur Mittagszeit unterbrochen und erst um zwei Uhr wieder aufgenommen werden, Mrs Blueberry. Machen Sie sich keine Sorgen, Ihre Ruhe ist nicht gefährdet – es verhält sich wie jeden Tag.«

»Ich wollte nur sichergehen.« Mrs Blueberry wandte sich ab und ging auf den Ausgang des Maple Lake Inn zu.

Timothy, der gerade das hölzerne Treppengeländer mit einer Schutztinktur einrieb, eilte zur Tür und öffnete sie. »Ich wünsche Ihnen einen angenehmen Spaziergang, Mrs Blueberry, und genießen Sie die Sonne. Laut dem Wetterbericht soll es morgen sehr windig werden und eventuell sogar regnen.«

»Danke, mein guter Timothy, aber lass dir von einer alten Frau gesagt sein, dass es im hohen Alter nichts mehr zu genießen gibt.« Mrs Blueberry nickte ihm zu und trat ins Freie.

Eilig schloss Timothy die Tür hinter ihr und gesellte sich zu Pamela an die Rezeption. »Wie bringst du es fertig, Chefin, durchgehend höflich zu bleiben?«

Unwillkürlich musste Pamela schmunzeln. Noch immer schaffte Timothy es nicht, sie mit dem Vornamen anzusprechen. Seit sie ihn darum gebeten hatte, fand er Bezeichnungen wie Chefin oder Boss, Pamela wollte ihm allerdings nicht über die Lippen kommen. »Nicht so gut wie du, habe ich den Eindruck.«

»Ich bin nicht gezwungen, nahezu rund um die Uhr dieselben Fragen in einer Endlosschleife zu beantworten. Außerdem habe ich dank meiner Mutter und Tante Elisabeth Übung darin, den lieben Jungen zu spielen. Ich kann dich jedenfalls beruhigen. Niemand würde auf den Gedanken kommen, dass dich Mrs Blueberry und Co. nerven.«

Pamela seufzte auf. »Ich verstehe sie ja. Die Gruppe besteht ausschließlich aus Senioren. Sie machen hier wegen der Ruhe Urlaub. Eigentlich sollte während der Instandsetzung des Dachs das Hotel geschlossen bleiben, aber ich brauche die Einnahmen und will zudem den Reisegruppenveranstalter nicht verlieren.«

Timothy schüttelte den Kopf. »So darfst du nicht denken. Du hast nichts verheimlicht und der Reisegesellschaft einen Preisnachlass von fünfundzwanzig Prozent gewährt. Sie wussten, worauf sie sich einlassen.«

»Der Baustellenlärm schafft mich ja selbst – in doppelter Hinsicht. Nach wie vor habe ich Alpträume von der Sturmnacht und höre das Geräusch, als der Baum auf das Dach gekracht ist. Ich könnte das alles schneller vergessen, wenn der – « Pamela brach mitten im Satz ab und sah der Frau entgegen, die gerade im Durchgang zum Aufenthaltsbereich erschien und direkt auf sie zusteuerte.

»Miss Pamela! Ist die Schreckschraube endlich weg?«, erkundigte sie sich und setzte eine verschwörerische Miene auf.

»Hallo, Mrs Miller. Ich nehme an, Sie reden von Mrs Blueberry?«

Die Frau bejahte. »Diese alte Nörglerin! Ich wollte nicht mit ihr spazieren gehen und habe mich versteckt. An allem hat sie etwas auszusetzen, so war sie schon früher. Ich kenne sie seit fünfzig Jahren, wir sind im selben Ort aufgewachsen.« Mrs Miller warf einen bedeutungsvollen Blick zur Tür. »Ihr stattlicher Bruder ist nicht vielleicht durch Zufall auf der Baustelle, Pamela? Ich sehe ihm so gern zu. Wenn ich nur einige Jahre jünger wäre …«

»Mrs Blueberry hat das Hotel verlassen. Und Nat kommt erst am Nachmittag, gegen drei Uhr – falls es Sie interessiert.« Pamela zwinkerte Mrs Miller zu. »Sie wissen, dass mein Bruder glücklich vergeben ist?«

»Ach ja, mit der reizenden Hotelbesitzerin Molly. Ich habe gestern auf der Terrasse mit ihr geplaudert – eine sehr nette junge Frau, aber gegen mich hätte sie keine Chance gehabt.« Mrs Miller legte den Zeigefinger auf die Lippen und gab ein zischendes Geräusch von sich. »Meinem Joseph dürfen Sie nichts von Nat erzählen. Er kann rasend eifersüchtig werden. Übrigens macht er soeben ein Schläfchen auf dem Zimmer. Wenn er mich später suchen sollte, würden Sie ihm sagen, dass ich im Aufenthaltsraum bin und lese?«

»Natürlich«, antwortete Timothy.

Mrs Miller winkte ihnen zu und entfernte sich.

Als sie die Lobby verlassen hatte, fragte Pamela: »Du hast Elisabeth zuvor erwähnt. Wie geht es ihr? Ich sehe Morris zwar regelmäßig in der Sycamore Tavern, möchte ihn jedoch nicht darauf ansprechen.«

»Ja, Onkel Morris redet nicht so gern darüber. Tante Elisabeths übertriebene Sucht nach Tratsch hat er jahrelang locker weggesteckt, dass sie allerdings wirklich ein bisschen verrückt ist, trifft ihn schwer. Was ich von meiner Mutter weiß, geht es ihr mittlerweile deutlich besser. Der Aufenthalt in dieser Klinik in Northville dürfte ihr guttun.«

»Was ist mit ihrem Kiosk am See?«, erkundigte sich Pamela weiter. Auch sie war einmal Opfer von Elisabeths Geschwätz geworden, aber das gehörte der Vergangenheit an. Längst hatte sie ihr verziehen.

»Den hat Onkel Morris dichtgemacht und will ihn verkaufen. Die Sommersaison mit der Bootsvermietung ist ohnehin vorbei, und das Wintergeschäft mit Punsch und Weihnachtsdekoration hat noch nicht begonnen. Tante Elisabeth soll sich auf ihre Genesung konzentrieren, meint er.« Timothy senkte die Stimme. »Charlotte hat Onkel Morris aufgesucht und sich angeboten, den Kiosk zu führen, bis es Tante Elisabeth besser geht. Er hat sie hochkant hinausgeschmissen – das ist auch eine Info von meiner Mum.«

Automatisch zog Pamela die Brauen zusammen. »Charlotte besitzt wahrlich keinen Anstand. Ich habe sie nie gemocht, und der Instinkt trügt nicht.« Sie warf einen Blick auf die alte Pendeluhr, die neben der Treppe an der Wand hing. »Du musst bald losfahren, damit du pünktlich in der Agentur erscheinst.«

»Ich habe mir den Handywecker gestellt. Lilly lässt mich heute beim Brainstorming für einen neuen Kunden mitmachen. Ich bin schon riesig gespannt.«

»Ideen sind deine große Stärke – und nicht nur das.« Nachdenklich musterte Pamela Timothy. »Ist dir die Arbeit im Hotel zu langweilig? Die Tätigkeiten in Lillys Werbeagentur sind weitaus aufregender.«

»Dir habe ich das alles zu verdanken, weil du an mich geglaubt hast, Boss. Ohne dich befände ich mich wahrscheinlich noch immer auf Jobsuche und könnte meine Fähigkeiten nicht unter Beweis stellen. Ich bin genauso gern im Hotel wie bei Lilly.«

Pamela lächelte. »Na hör mal, ich musste dich anstellen. Sonst hätte ich deine Ideen nicht verwenden dürfen. Dann gäbe es keinen Mapleccino und keine three o’clock coffee time hier im Hotel. Übrigens, richtest du Lilly bitte aus, sie soll nicht vergessen, heute pünktlich Schluss zu machen. Wir treffen uns alle um acht Uhr in der Tavern. Laurie und Tom haben uns zum Abendessen eingeladen. Ich bin schon neugierig. Laurie hat am Telefon sehr geheimnisvoll getan und nur gesagt, dass es um eine Überraschung ginge.«

»Wer erledigt den Abenddienst? Soll ich später zurückkommen?«, fragte Timothy sofort.

»Nein danke. Mary übernimmt ihn. Entspann dich und genieße den freien Abend.«

»Okay. Mein Date mit Netflix bleibt also bestehen«, entgegnete Timothy und eilte zurück zu dem Geländer, um seine Arbeit fortzusetzen.

Versonnen blickte Pamela ihm nach. Der junge Mann erwies sich tatsächlich als wahrer Glücksgriff. Auch bei ihm hatte ihr der Instinkt den richtigen Weg gewiesen.

Kapitel 2

Jim leinte Cicero an, als er und Molly das Ortsgebiet wieder erreichten. »Ich freue mich, wenn du Zeit findest, mich auf meiner Runde zu begleiten. Seit über zwei Wochen sind wir nicht mehr dazu gekommen. Ich vermisse die Unterhaltungen mit dir. Es ist nicht dasselbe, wenn wir uns alle in der Tavern treffen.«

Molly nickte. »Mir haben unsere Gespräche auch gefehlt. Es hat sich viel verändert, seit ich beschlossen habe, in Maple Creek zu leben. Vorübergehend hatte ich wirklich an ein geruhsames Leben geglaubt – fernab von New York. Und nun? Nicht einmal unsere üblichen Spaziergänge kann ich einhalten.«

»Stehst du so unter Druck?«, erkundigte sich Jim.

»Es ist nicht mit New York und dem Rhythmus dort zu vergleichen, außerdem bin ich hier glücklich. Aber ich gebe zu, dass ich manchmal nicht weiß, wo mir der Kopf steht. Der schreckliche Sturm und die Schäden am Hotel, mein neuer Job bei der Maple Creek News Time, die Kolumne für die NY Woman, der Einzug bei Nat und dazu die rundherum anfallenden Kleinigkeiten.«

»Wenn der erste Schnee fällt, wird es ruhiger, das verspreche ich dir. Dann begeben wir uns alle in den Winterschlaf. Wie fühlst du dich in Nats Haus?«

Von selbst erschien ein Lächeln auf Mollys Lippen. »Wir genießen jede gemeinsame Minute. Ich bin so froh, dass ich meine Ängste wegen einer Entfremdung abgelegt habe. Ehrlich, ich hätte nie gedacht, wie wunderschön die Liebe und das Zusammenleben sein kann – herrje, das klingt jetzt überkitschig. Wie läuft es bei dir?«

»Du meinst mit Ann?« Jim zuckte mit den Schultern. »Sie ist auf ihre Art eine beeindruckende Frau – wie sie den Reitstall in Schuss hält und darüber hinaus versucht, sich auf mich einzustellen. Was will ich mehr in meinem Alter? Du darfst nicht vergessen, ich werde dreiundfünfzig.«

Kurz musterte Molly ihren väterlichen Freund von der Seite. Seine Antwort traf nicht den Ton eines verliebten Menschen. Vielmehr klang es nach einer sachlichen Feststellung. Als sich Jim für ihre Chefin bei der NY Woman interessiert hatte, war er weitaus euphorischer in seiner Wortwahl gewesen. Dabei hatte er Nora bis heute nicht kennengelernt. Wenn Molly überlegte, erzählte er kaum etwas über Ann. Dabei musste es einiges zu berichten geben. Mit einem tiefen Atemzug machte sie ihren Gedanken Luft: »Ann erscheint mir wie ein Geist. Ich weiß, es gibt sie, dennoch ist sie nicht viel mehr als ein Schatten. Ehrlich, Jim, du sprichst häufiger darüber, wie sich deine Rosen von dem Sturm erholen, als von Ann. Stimmt etwas nicht zwischen euch beiden?«

»Es lässt sich schwer in Worte fassen, was ich empfinde. Ich achte Ann und verbringe gern Zeit mit ihr. Sie hat ihre Eigenheiten, wie ich meine habe, und ich möchte erst gar nicht darauf herumreiten …« Jim schmunzelte. »Ein kleines, passendes Wortspiel und zugleich eine gute Illustration: Ich liebe Tiere. Hunde, Katzen, Vögel, Pferde – allesamt, doch werde ich niemals auf ein Pferd steigen. Ann lässt nicht locker und piesackt mich oft richtiggehend damit, dass ich reiten lernen soll. Zudem trägt sie ein nicht unbedeutendes Maß an Kontrollsucht in sich …« Wieder vollendete er den Satz nicht und schüttelte den Kopf. »Aber das gibt nicht den Ausschlag. Es fühlt sich an, als gehörte Ann nicht zu mir. Begreifst du, worauf ich hinauswill?«

»Wie ich und Jackson? Du erinnerst dich an meinen Ex-Freund aus New York?«

Jim lachte auf. »Ich habe ihn offen gestanden aus meinem Gedächtnis verdrängt. Ja, der Vergleich ist nicht übel. Alles scheint nach außen hin in Ordnung zu sein, in einem drinnen ist man sich hingegen bewusst, dass das Gegenüber nicht der Deckel auf dem Topf ist. Ich sage mir vor, dass ich auch meine Macken habe und man sich arrangieren muss. Ist das allerdings tatsächlich notwendig? Mit harmonierenden Spleens würden gewisse Probleme von vornherein nicht auftreten. Letzten Endes lande ich erneut beim Alter, das unsere Eigenheiten wohl verhärtet und den Menschen unflexibel werden lässt.«

»Ich gebe dir recht, bis auf den Schluss. Natürlich kommen im Laufe eines Lebens Erfahrungen hinzu, die einen beeinflussen und prägen, doch was du meinst, ist der ureigene Charakter. Er wird geformt, aber nicht verändert. Und Menschen passen zueinander oder nicht, ob sie dreißig oder siebzig sind – so denke ich darüber«, entgegnete Molly.

»Womöglich habe ich mich bloß verrannt. Ich weiß jedoch nicht, in welche Richtung.« Jim winkte ab. »Lassen wir das Thema. Ich habe beschlossen, die Dinge zu nehmen, wie sie kommen. Erzähl mir von den Arbeiten am Maple Lake Inn. Das hat wenigstens Hand und Fuß.«

»Die Reparaturen gehen gut voran. Nat sagt, dass in spätestens zwei Wochen sowohl das Dach als auch die kleinen Schäden an der Fassade instand gesetzt sein werden. Dann hat der Spuk endlich ein Ende. Ich hoffe nur, Pamela hält so lange durch. Sie ist ziemlich entnervt, was ich verstehen kann. An ihr hängt die gesamte Last.«

»An dir ebenfalls, meine Liebe. Schmälere deine Aufgaben nicht. Als Eigentümerin bist du verantwortlich für die Instandsetzungen. Das ist eine gewaltige Verpflichtung.«

Molly nickte. »Das stimmt, aber dank Morris’ hervorragender Versicherungspolice habe ich keine zusätzlichen Kosten zu tragen. Damit ist mir der größte Stein vom Herzen gefallen.«

»Ich erinnere mich, als deine Tante Gynnie das Hotel neu bewerten ließ. Sie hat Morris einen dreckigen Halsabschneider genannt, der besser bei seinen Immobilien bleiben sollte«, antwortete Jim grinsend. Jäh erschien ein wehmütiger Ausdruck auf seinem Gesicht. »Ich denke noch immer oft an Gynnie. Sie fehlt mir.« Nach einem Moment des Schweigens legte er seinen Arm um Molly und drückte sie an sich. »Dafür habe ich jetzt dich, und das macht mich sehr glücklich.« Kaum dass er ausgesprochen hatte, jaulte Cicero auf. »Siehst du, sogar er pflichtet mir bei«, kommentierte Jim den Laut seines Hundes.

Molly deutete auf Jims Haus. »Mir erscheint er eher gelangweilt, kein Wunder. Seit zehn Minuten stehen wir vor deiner Gartentür. Cicero ist müde und hat zweifellos Hunger.«

Jim warf einen Blick auf seine Armbanduhr. »Nicht nur er ist hungrig. Wir sehen uns später in der Tavern. Ich bin schon begierig darauf zu erfahren, was Laurie und Tom uns mitzuteilen haben.« Er öffnete die Gartentür und nahm Cicero die Leine ab. Sofort lief der Hund schwanzwedelnd zum Eingang des Hauses.

»Oh, das sind wir alle. Diese Form der Einladung ist neu. Es muss etwas Besonderes geschehen sein.« Molly hob die Hand zum Gruß. »Bis später.« Sie ging zu ihrem Wagen und stieg ein. Während sie startete, beobachtete sie Jim, wie er Cicero über den Rücken streichelte und sich beeilte, die Tür aufzuschließen. Erst als die beiden im Haus verschwunden waren, fuhr sie los.

Eigentlich hatte Molly vorgehabt, Jim gegen Ende ihres Spaziergangs von einem Telefonat zu erzählen, das sie gestern mit ihrer Chefin Nora geführt hatte, doch seine Worte über Ann hatten sie daran gehindert. Sie hätte es als unpassend erachtet, erst seine Probleme mit der einen Frau zu besprechen und sogleich nahtlos auf eine andere einzugehen. Immerhin wusste Molly, wie fasziniert Jim allein anhand ihrer Beschreibungen von Nora gewesen war. Im Grunde war dies sogar der Ausschlag gewesen, ihn davon zu überzeugen, sich auf einer Datingplattform zu registrieren, wo er letztlich Ann kennengelernt hatte. Seine Einsamkeit war für Molly offenkundig gewesen, und sie hatte helfen wollen.

Dass sich Nora nun tatsächlich entschlossen hatte, ihren alljährlichen Wellnessaufenthalt gegen eine Reise nach Maple Creek zu tauschen, hatte Molly nicht fest voraussehen können. Sie seufzte auf. Bis Nora ihren Urlaub antreten würde, verblieben einige Wochen. Bestimmt fand sie einen geeigneteren Zeitpunkt, Jim darüber zu informieren.

Kapitel 3

Molly machte es sich im Wintergarten von Nats Haus bequem und schaute durch die Fensterfront in die Dunkelheit hinaus. Gerade hatte sie mit Nat telefoniert. Er war auf einer Baustelle und würde es erst knapp vor acht Uhr schaffen, nach Hause zu kommen. Noch vor einiger Zeit wäre sie nervös geworden und hätte sich unverzüglich um ihre Beziehung gesorgt. Diese Hürde hatte sie zum Glück hinter sich gebracht, nicht zuletzt dank Nats Vorschlag, zusammenzuziehen. Seitdem war in der Tat alles anders. Selbst ihre anfängliche Furcht, sich nicht in seinem Heim verwurzeln zu können, war inzwischen gänzlich verflogen. Nat gab ihr nicht nur das Gefühl, willkommen zu sein, sondern ihren wahren Platz gefunden zu haben.

Automatisch kam Molly ihre Freundin in den Sinn, um die sie sich im Augenblick vermehrt kümmerte. Anlässlich ihres Besuches in Maple Creek hatte sich Dorothy im wahrsten Sinne des Wortes von null auf hundert in Toms Bruder Jack verliebt. Die zwangsläufige Distanz – Dorothy lebte in New York, Jack in Toronto – belastete sie. Aber wie Molly von Laurie wusste, litt auch Jack unter der räumlichen Trennung.

Kurz entschlossen griff Molly nach dem Handy, das auf dem Tisch vor der Couch lag, und wählte aus der Anruferliste Dorothys Namen.

Sie hob sofort ab. »Molly! Ich bin so froh, dass du heute noch mal anrufst. Mir geht es furchtbar. Ich könnte platzen vor Sehnsucht.«

»Es hat sich also seit dem Vormittag nichts verändert«, stellte Molly fest.

»Es ist schlimmer geworden! Abends vermisse ich Jack viel mehr als tagsüber. Ich habe keine Ahnung, wie ich die nächsten zwei Wochen überleben soll. Verstehst du? Ganze vierzehn Tage, bis ich ihn wieder spüre. Das hält kein normal tickender Mensch aus, es ist die reinste Folter.«

Unwillkürlich musste Molly schmunzeln. Dorothy hatte schon von jeher einen Hang zur Theatralik gehabt. Dies gepaart mit ihrer Spontanität und Lebenslust ergab ein überbordendes Potpourri. »Du wirst sehen, die Zeit vergeht wie im Flug. Du hast genug zu tun mit der Promotion für dein neues Buch, das lenkt dich ab. Ich freue mich auf jeden Fall riesig, dich so bald wiederzusehen.«

»Ja, ich mich auch. Weißt du, Molly, ich kenne unzählige Leute, doch wirklich reden kann ich ausschließlich mit dir. Unsere Telefonate helfen mir, aber sie ersetzen nicht das persönliche Gespräch. Du hast es deutlich besser getroffen mit Maple Creek. So viele herzliche Menschen sind rund um dich herum, mit denen du deine Gefühle frei teilst.«

Bevor Molly etwas erwidern konnte, sprach Dorothy bereits weiter. »Und ist es nicht wunderbar, dass ich meinen Schatz genau da wiedersehen werde, wo ich ihn kennengelernt habe? Ach, ich liebe Maple Creek – der Ort meines großen Glücks. Ist das nicht unfassbar romantisch?«

»Wie lange werdet ihr bleiben können?«, erkundigte sich Molly.

»Wir haben fest geplant, uns eine ganze Woche von den jeweiligen Aufgaben wegzustehlen. Ich habe dafür sogar einige wichtige Termine verschoben. Jack kommt nach diesem Urlaub nämlich wegen seines neuen Projekts eine Weile lang nicht aus Toronto weg. Ich werde ihn überraschen und zu ihm fliegen, sooft ich mich loseisen kann – sei es für wenige Tage. Um ihn zu sehen, würde ich um die halbe Welt laufen.« Dorothy stieß einen Klagelaut aus. »Ach, Molly, ich glaube, er ist der Richtige. So viele Beziehungen habe ich hinter mich gebracht, dieses Gefühl ist jedoch neu. Du kennst mich, ich bin leicht zu begeistern, aber das ist mit der jetzigen Situation nicht zu vergleichen. Meine Empfindungen für Jack sitzen tief in mir, trotz der kurzen Zeitspanne.«

Von selbst musste Molly lächeln. So hatte sie Dorothy wahrlich noch nie erlebt. Es entsprach der Wahrheit, dass sich ihre Freundin unzählige Male schnell verliebt hatte und ebenso rasch aus der jeweiligen Beziehung geflohen war. Das Rekordtempo beim Einstieg hatte sie beibehalten, doch schwang in Bezug auf Jack ein völlig neuer Tenor mit. Dorothy erstrahlte förmlich, und sie zeigte eine Wärme und Sanftheit, die sie normalerweise nicht in sich trug. »Genieß es, wie ich es tue. Es ist das schönste Geschenk, das man erhalten kann«, entgegnete Molly versonnen.

»Wie wahr!« Einen Moment schwieg Dorothy. »Ich bin furchtbar, wie hältst du es mit mir aus? Ständig schwafle ich über mein Leid, das in Wahrheit das größte Glück darstellt, und frage kein einziges Mal nach dir.«

Molly lachte. »Erinnere dich daran, als ich nach Maple Creek zurückgekehrt bin – laut ursprünglichem Plan für einen Monat, um die Renovierung des Maple Lake Inn zu beaufsichtigen. Erst meine Zänkereien mit Nat, dann die Trennung von Jackson und schließlich mein Umzug von New York hierher. In dieser Zeit haben wir wenig über dich gesprochen.«

»Hat das nicht etwas Schicksalhaftes an sich? Erst du, nun ich. Molly, vielleicht ergeht es mir bald genauso. Am liebsten würde ich auf der Stelle meine Sachen packen und zu Jack nach Toronto ziehen. Worauf sollten wir warten? Bücher kann ich überall schreiben, und um meine öffentlichen Auftritte zu absolvieren, gibt es Flugzeuge.«

»Ich bin nicht wegen Nat nach Maple Creek gezogen, sondern weil ich mich in Maple Creek verliebt habe. Er war die Draufgabe. Vergiss das nicht.«

»Ach, Haarspalterei. Ich bin nirgendwo und allerorts zu Hause: New York, Toronto, Kapstadt, Bangkok – mir ist das gleich. Es geht um Jack.«

Aus dem Vorraum hörte Molly die Eingangstür zuschlagen. »Dorothy, sprechen wir morgen weiter? Nat ist gerade heimgekommen, und wir treffen uns alle in der Sycamore Tavern.«

»Oh, auch diese Abende an der Bar in der Tavern vermisse ich so sehr – die Gemütlichkeit und die tollen Gespräche. Trinkst du einen Tom’s Maple für mich mit?«

»Heute ist es anders. Laurie und Tom haben uns zum Abendessen eingeladen, weil sie uns etwas mitteilen wollen – hochoffiziell sozusagen. Ich bin schon sehr neugierig, worum es sich handelt.«

»Jack hat nichts erwähnt, als wir vorhin unseren Videocall hatten.« Dorothy kicherte. »Aber ich muss ehrlich zugeben, wir hatten ein ganz anderes Gesprächsthema, das uns gehörig abgelenkt hat.«

»Ach du, nicht einmal aus der Entfernung könnt ihr die Finger voneinander lassen. Wir hören uns morgen Vormittag.« Molly legte das Handy zur Seite und stand auf.

Kapitel 4

Als Molly und Nat die Tavern betraten, waren Jim und Morris bereits anwesend. Sie saßen an dem großen Tisch, der am nächsten an der Bar stand, und unterhielten sich angeregt. Erst als Molly und Nat herantraten, sahen sie auf.

Morris wartete, bis sie Platz genommen hatten, und sagte: »Ich bin gerade dabei, Jim von Elisabeths Fortschritten in der Therapie zu erzählen. Entschuldigt, dass ich kaum darüber gesprochen und keine Details preisgegeben habe, aber es fällt mir sehr schwer, das Ganze überhaupt zu begreifen.« Er klopfte Jim auf die Schulter. »Hätte mein alter Freund mich jetzt nicht genötigt, endlich zu reden, würde ich über den bevorstehenden Winter, das Versicherungs- und Immobiliengeschäft oder sonst etwas Neutrales sprechen.«

»Wir sind deine Freunde, Morris, und immer für dich da. Auch du musst dich jemandem anvertrauen. Es ist schlecht, seinen Kummer wegzupacken«, entgegnete Jim.

»Wie geht es ihr denn nun?«, fragte Nat ohne Umschweife.

Kurz hielt Molly den Atem an und schenkte ihm einen tadelnden Blick. Männer – und dazu zählte Nat allemal – verhielten sich manchmal wie Elefanten in einem Porzellanladen. Sie war genauso gespannt, was Morris zu berichten hatte, wäre aber deutlich vorsichtiger an die Sache herangegangen und hätte Morris den Ausweg gelassen, über das Thema zu schweigen.

Entgegen ihren Gedanken schien Morris Nats unverblümtes Vorgehen nicht zu stören. Mehr noch, er wirkte sogar erleichtert, so direkt darauf angesprochen zu werden. Seine Antwort kam prompt. »Elisabeths Diagnose ist Schizophrenie, zum Glück in einer leichten Ausprägung. Sie hat keine Halluzinationen, jedoch Wahnvorstellungen. Sie haben sich in ihrem plötzlichen religiösen Wahn gezeigt. Elisabeths spezielle Art davor – ich muss nicht extra erläutern, was ich damit meine – war schon ein Hinweis. Laut der Erklärung des Arztes war sie nicht süchtig nach dem Tratsch selbst, auch ihre Einmischungen und Geschichten entstammten nicht einem bösartigen Wesen, vielmehr war sie nicht fähig, die Dinge real wahrzunehmen. Sie hat in einer verzerrten Wirklichkeit gelebt.«

»Ich werde nie ihre ständigen Fragen vergessen. Sie konnte bohren wie keine Zweite«, erwiderte Nat. »Wenn wir nur gewusst hätten …«

»Der Arzt nimmt an, dass sie hinter allem etwas Geheimnisvolles, womöglich Bedrohliches vermutet hat. Für Elisabeth muss es sich angefühlt haben, als gäbe es rund um sie herum unzählige kleine Verschwörungen. In der Folge hat sie dann ihre eigene Wahrheit eingebracht und damit die Dinge in ihrem Licht dargestellt. Ich bemühe mich, diese Fakten zu begreifen, doch verstehen kann ich sie nicht.«

Molly spürte, wie sich ihr Magen vor Mitleid verkrampfte. Wie schwer musste es sein, mit solch einer Situation umzugehen? Mit leiser Stimme fragte sie: »Ich weiß wenig über Schizophrenie. Ist diese Krankheit heilbar?«

»In der letzten Zeit habe ich viel darüber gelernt. In gewisser Weise werde ich mitbehandelt«, antwortete Morris. »Es ist nämlich wichtig, dass Elisabeth von ihrer Familie und ihren Freunden verstanden wird und jeder richtig mit ihr umgeht – mit richtig meine ich normal. Schizophrenie verläuft in Schüben und es gilt, diese zu vermeiden. Dazu gehört, einerseits die Ursachen zu finden und andererseits Auslöser zu vermeiden. Im Augenblick erhält sie in der Klinik Medikamente und eine umfassende Therapie. Beides wird sie auch danach begleiten, möglicherweise für ihr restliches Leben.«

Molly streckte den Arm aus und ergriff Morris’ Hand. »Sag uns, wenn du etwas benötigst. Wir sind für dich und Elisabeth da.«

Morris lächelte. »Danke, Molly. Wenn es so weit ist, dass sie nach Hause kommt, wird es sicherlich einiges – « Er sah zur Eingangstür.

Pamela und Lilly waren eingetreten und steuerten direkt auf sie zu.

Mit einem Stöhnen ließ sich Pamela auf einen Stuhl fallen. »Ihr ahnt nicht, wie froh ich bin, endlich einmal aus dem Hotel herauszukommen. Ich liebe das Maple Lake Inn, aber manche Gäste machen mich verrückt.« Sie tippte sich an die Stirn, blickte in die Runde und fragte: »Ist alles in Ordnung? Ihr schaut mich so seltsam an.«

Nat verzog den Mund. »Was du gesagt hast, war unpassend.«

»Morris hat uns soeben von Elisabeth berichtet«, warf Molly eilig ein. Obwohl sie wusste, wie gut sich Pamela und Nat mittlerweile verstanden, hatte sie manchmal noch immer das Gefühl, Pamela verteidigen zu müssen. Früher hatte Nat die Ernsthaftigkeit seiner Schwester angezweifelt. Die Erinnerung an die vielen Diskussionen war fest in ihr verankert.

Morris hob beschwichtigend die Hand. »Das konntest du nicht wissen, Pam. Mach dir keine Gedanken darüber. Molly soll dir alles erzählen, jetzt würde ich lieber über andere Dinge sprechen – ich brauche angenehme Themen, die mich ablenken. Was ist mit deinen Gästen?«

Pamela verdrehte die Augen. »Mrs Blueberry zum Beispiel kommt in der Regel viermal täglich zu mir, um sich über den Lärm zu beschweren. Ich verstecke mich schon vor ihr, aber sie findet mich überall. Wahrscheinlich würde sie mich sogar entdecken, wenn ich mich unter einem Bett verkrieche.«

Lilly schmunzelte. »Pam hat begonnen, im Schlaf zu reden. Nun, eher ist es ein grimmiges Murmeln. Bestimmt träumt sie von dieser Mrs Blueberry.«

Alle lachten, und Jim sagte: »Ja, jeder trägt seine kleinen Dämonen huckepack durch die Nacht. Meine gegenwärtigen haben vier Beine, einen langen Schweif und wiehern.«

»Solang es nur Anns Pferde sind, die dir Alpträume bescheren, und nicht sie selbst, musst du keine Furcht haben«, erwiderte Nat. »Apropos, warum hast du sie nicht mitgenommen? Hältst du sie von uns und der Tavern fern?«

Schnell versetzte Molly Nat unter dem Tisch einen Tritt gegen das Schienbein. Er fand heute aber wirklich jedes Fettnäpfchen, das man ihm darbot. Wiederum wusste er noch nichts von Jims Bedenken Ann betreffend. Sie war nicht dazu gekommen, Nat davon zu erzählen. Verstohlen musterte sie Jim, der sich in seinem Stuhl zurücklehnte und die Arme verschränkte.

»Ann und ich gehen es langsam an«, entgegnete er, dann schien er sich zu besinnen und sagte: »Ach was. Vor wem an diesem Tisch sollte ich ein Blatt vor den Mund nehmen? Die Wahrheit ist, dass ich Schwierigkeiten mit Anns Art habe. Wir sind grundverschieden, und was in jungen Jahren womöglich für Spannung sorgt, entpuppt sich in meinem Alter als anstrengend.«

»Ich hatte gedacht, ihr versteht euch gut«, bemerkte Lilly.

Jim wiegte den Kopf. »Molly und ich haben beim heutigen Spaziergang bereits darüber gesprochen. Ann ist eine wunderbare Frau, und ich bin nach wie vor sehr angetan von ihr. Es fällt mir jedoch schwer, richtig mit ihr umzugehen. Manchmal habe ich den Eindruck, als fehlte mir die Bedienungsanleitung für sie. Etwa neigt sie zu plötzlichen Ausbrüchen, die ebenso rasch wieder verebben. Will ich hinterher darüber sprechen, verschließt sie sich und negiert, was geschehen ist. Sie scheint zu meinen, Entschuldigungen reichten aus, um ihr Aufbrausen zu erklären. Deutet meine Worte nicht falsch, die Bitte um Verzeihung ehrt sie, doch es bringt weder sie noch mich zum Kern der Sache. Ich muss wissen, warum sie manchmal so ist, damit ich lerne, sie zu verstehen.«

»Vielleicht hat sie Angst, dich zu verlieren, und möchte sich deshalb nicht offenbaren«, überlegte Pamela.

Lilly nickte. »Das ist gar nicht so weit hergeholt. Eventuell kann sie etwas, das du tust, nicht ausstehen und regt sich darüber auf. Geradewegs kehrt sie auf den Boden zurück, und es tut ihr leid. Das Problem anzusprechen, traut sie sich allerdings nicht.«

»Ehrlich, ich weiß es nicht. Wichtig ist auch nicht der Grund selbst – Charakterzug, Verlustangst oder sonst etwas –, sondern der Umgang damit. Wie soll eine Beziehung funktionieren, wenn man nicht offen zueinander ist? Wenn einem am anderen etwas nicht passt, muss man das sagen. Ich kann mich nicht verändern, aber das eine oder andere durchaus variieren.« Jim sah zu Tom hoch, der eben an den Tisch herangetreten war. »Du rettest mich aus einer heiklen Situation. Es geht um Ann – ich stehe gerade Rede und Antwort.«

Tom grinste. »Ich habe deinen letzten Satz gehört, Jim, und bin ebenfalls überzeugt davon, im richtigen Moment gekommen zu sein.« Er winkte der neuen Servierkraft und zeigte auf ein Tablett mit Gläsern darauf, das er auf der Bar bereitgestellt hatte. »Ich hole Laurie.« Er drehte sich um und eilte um die Bar herum auf den Durchgang der Küche zu.

Während die junge Frau die vorbereiteten Getränke verteilte, schwiegen alle, doch ließ es sich keiner nehmen, bedeutungsvolle Blicke in die Runde zu schicken – was hatten Laurie und Tom ihnen mitzuteilen?

Als sich die beiden schließlich dazugesellten, fragte Jim sofort: »Okay, wir platzen vor Neugierde. Würdet ihr uns bitte nicht länger auf die Folter spannen?«

Laurie lächelte vielsagend. »Ich wollte meine liebsten Freunde zu diesem besonderen Anlass unbedingt um mich haben und bekochen. Zu eurer Info: In Kürze servieren wir eine Pilzsuppe mit Knoblauch-Basilikum-Croutons, danach gibt es gespickten Wildbraten mit Prinzesskartoffeln und als Nachspeise eine Crème brûlée alla Laurie. Zum Abschluss habe ich Käse besorgt und Sesambrot gebacken.«

Molly fixierte Laurie und versuchte, aus deren Mimik etwas herauszulesen. Sie wirkte durch und durch fröhlich, jedoch nicht auf eine ausgelassene Art, sondern eher besinnlich und gedankenvoll. Unweigerlich drängte sich Molly der Vergleich mit einem Kind auf, das vor dem Weihnachtsbaum stand und die brennenden Kerzen, glitzernden Kugeln und Geschenke bestaunte – genau dieses Strahlen war es, das Laurie im Gesicht trug.

Tom räusperte sich. »Mit dem Tom’s Maple und Pamelas Mapleccino haben wir hier in Maple Creek – so finde ich – eine kleine Tradition begründet, die meines Erachtens unbedingt fortgeführt werden muss. Also habe ich etwas Neues entwickelt: Lauries Maplemilk.« Er schmunzelte. »Ich dachte, etwas Gesundes tut uns allen gut: Buttermilch, fein püriertes Erdbeermark, ein Schuss Sahne, selbstverständlich Ahornsirup und obenauf ein wenig Ahornzucker. Ach ja, für die prickelnde Schärfe auf der Zunge sorgt Cayennepfeffer. Lauries Maplemilk steht vor euch. Probiert!«

Noch ehe alle die Gläser nahmen, ergriff abermals Laurie das Wort. »Ich liebe Buttermilch und Erdbeeren, außerdem die Kombination von süß und scharf. Tom hat den Shake aber nicht einfach zum Spaß für mich kreiert, sondern weil ich für eine geraume Weile keinen Alkohol trinken darf.«

Jim begriff als Erster. »Du liebe Güte! Laurie, bist du … schwanger?«

Ihr Lächeln wurde breiter. »Ja, Tom und ich bekommen ein Baby. Ich bin in der achten Woche, also ganz am Anfang. Wir haben es selbst erst vor einigen Tagen erfahren.«

Wie auf Befehl sprangen Molly und Pamela auf, umrundeten den Tisch und umarmten Laurie, eine von links, die andere von rechts. Lilly wartete kurz und folgte ihrem Beispiel.

Kapitel 5

Molly kuschelte sich unter der Decke an Nat, der sie umschlungen hielt. Wenngleich sie müde war, konnte sie nicht einschlafen. Ihre Gedanken kreisten um Lauries und Toms wunderbare Neuigkeit. Wie nahe Glück und Leid manchmal doch beieinanderlagen. Erst hatten sie über Elisabeths Krankheit gesprochen, und schon im nächsten Augenblick kam eine genau gegenteilige Nachricht. Beide Male war sie den Tränen nahe gewesen, zuerst vor Mitgefühl und Anteilnahme, dann aus Freude und Rührung.