Winterzauber in Maple Creek - Olivia Anderson - E-Book

Winterzauber in Maple Creek E-Book

Olivia Anderson

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Beschreibung

Winterzeit in Maple Creek!

Als Molly und Nat von ihrer verspäteten Hochzeitsreise zurückkehren, ist es Winter in Maple Creek. Überall herrscht helle Aufregung. Fred, der Koch in der Tavern, hat sich den Arm gebrochen und Laurie muss wieder voll mit einsteigen. Pamela und Lilly machen sich große Sorgen um ihre Adoptivtöchter Samara und Amira. Auch bei Nora und Jim kriselt es – Nora engagiert sich viel zu sehr in Lillys Agentur. Molly ist unglücklich, denn Franklin vernachlässigt seine Aufgaben als Chefredakteur. Als sie dann noch vergisst, Nat ein Geschenk zu besorgen, ist sie der Verzweiflung nahe ...

Wo ist nur die Vorfreude auf Weihnachten geblieben? Wie werden sie das bevorstehende Fest der Liebe feiern? Aber was wäre Maple Creek, würden nicht alle Freunde zusammenhalten und doch noch einen Weihnachtstraum wahr werden lassen.

Das große Finale der Maple Creek Serie!

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Cover for EPUB

Liebe Leserin, lieber Leser,

Danke, dass Sie sich für einen Titel von »more – Immer mit Liebe« entschieden haben.

Unsere Bücher suchen wir mit sehr viel Liebe, Leidenschaft und Begeisterung aus und hoffen, dass sie Ihnen ein Lächeln ins Gesicht zaubern und Freude im Herzen bringen.

Wir wünschen viel Vergnügen.

Ihr »more – Immer mit Liebe« –Team

Über das Buch

Winterzeit in Maple Creek!

Als Molly und Nat von ihrer verspäteten Hochzeitsreise zurückkehren, ist es Winter in Maple Creek. Überall herrscht helle Aufregung. Fred, der Koch in der Tavern, hat sich den Arm gebrochen und Laurie muss wieder voll mit einsteigen. Pamela und Lilly machen sich große Sorgen um ihre Adoptivtöchter Samara und Amira. Auch bei Nora und Jim kriselt es – Nora engagiert sich viel zu sehr in Lillys Agentur. Molly ist unglücklich, denn Franklin vernachlässigt seine Aufgaben als Chefredakteur. Als sie dann noch vergisst, Nat ein Geschenk zu besorgen, ist sie der Verzweiflung nahe ...

Wo ist nur die Vorfreude auf Weihnachten geblieben? Wie werden sie das bevorstehende Fest der Liebe feiern? Aber was wäre Maple Creek, würden nicht alle Freunde zusammenhalten und doch noch einen Weihnachtstraum wahr werden lassen.

Das große Finale der Maple Creek Serie!

Über Olivia Anderson

Unter dem Pseudonym Olivia Anderson vereint die deutsch-österreichische Bestsellerautorin Gerlinde Friewald ihre Passion für Geschichten über Liebe und Freundschaft sowie ferne Länder, die ihr durch einen besonderen Bezug ans Herz gewachsen sind. Gerlinde Friewald ist in verschiedenen Genres der Unterhaltungsliteratur beheimatet und fasziniert mit spannungsgeladenen Inhalten, facettenreichen Figuren und einer feingezeichneten Sprache. Ihre Leidenschaft und ihr Wissen gibt sie als Dozentin für Kreatives Schreiben weiter. Mit ihrer Familie lebt sie im Süden Wiens in Österreichs.

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Olivia Anderson

Winterzauber in Maple Creek

Übersicht

Cover

Titel

Inhaltsverzeichnis

Impressum

Inhaltsverzeichnis

Titelinformationen

Grußwort

Informationen zum Buch

Newsletter

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Molly und Nat

Pamela und Lilly

Laurie und Tom

Nora und Jim

Dorothy und Jack

Franklin Bauers und Gabriel Bouchard

Impressum

Lust auf more?

Kapitel 1

Jim riss die Eingangstür auf und stürmte ins Haus. Sein Termin mit dem neuen Klienten hatte viel zu lange gedauert, und nun zählte jede Minute. Er erreichte das Wohnzimmer und sah sich um. Sugar und Cicero lagen ausgestreckt auf der Couch.

Sie hoben die Köpfe, wedelten kurz mit dem Schwanz – reagierten sie höflichkeitshalber? – und ließen sich wieder in ihre entspannten Positionen zurückfallen.

»Wo ist denn euer Frauchen? Nora! Nora?«

Konnte es sein, dass sie endlich einmal seinem Rat gefolgt war, sich zum Ausruhen hingelegt hatte und dabei eingeschlafen war? Noras Tag hatte früh begonnen – erst das wöchentliche Online-Meeting mit Aria von der NY Woman, danach die Arbeit bei Lilly.

Die Aufgaben in der Werbeagentur bereiteten Nora Freude, doch er beäugte sowohl ihren Enthusiasmus als auch die Entwicklung skeptisch. Wenngleich die momentane Situation für alle schwierig war und jede helfende Hand gebraucht wurde, durfte man seine eigenen Grenzen und die Gesundheit nicht geringschätzen. Niemand trug Schuld an der Verkettung unglücklicher Zufälle, und die Hauptbetroffenen tatkräftig zu unterstützen war Ehrensache – Nora schoss jedoch weit über das Ziel hinaus.

Bereits der Einzug der beiden syrischen Mädchen Amira und Samara bei Lilly und Pamela hatte einen Mehraufwand nach sich gezogen. Jetzt allerdings herrschte an mehreren Fronten das blanke Chaos, und Nora steckte voller Begeisterung mittendrin. Sie riss ein Projekt nach dem anderen an sich und bearbeitete jedes einzelne mit Übereifer. Die propagierten wenigen Stunden pro Woche waren zu mehreren Stunden täglich angewachsen. Dabei sollte sie nach ihrem Herzinfarkt jeglichen Stress vermeiden.

Leise öffnete Jim die Schlafzimmertür. Das Bett war unberührt. Wo steckte Nora? Er zog sein Handy aus der Manteltasche und wählte ihre Nummer.

Sie meldete sich nach zweimal Klingeln mit einem zerknirschten »Oje!«.

»Oje? Wir müssen dringend zum Flughafen. Wo bist du? Als wir vor drei Stunden telefoniert haben, sagtest du, du wärest fast fertig mit der Arbeit und würdest gleich losfahren.«

»Ich habe die Zeit vergessen. Entschuldige, Schatz. Lilly war wegen Samaras neuerlicher Panikattacke hypernervös. Es war unmöglich, sich neben ihr zu konzentrieren. Also habe ich sie kurzerhand heimgejagt. Sam Springfields neue Kampagne – du weißt schon, diese ›Wildnistour de luxe‹ – liegt aber noch zur Endkontrolle. Morgen findet die Präsentation statt.«

Jim runzelte die Stirn. Warum hatte Nora Lilly weggeschickt? Alles war organisiert. Pamela, die Molly und Nat ursprünglich vom Flughafen abgeholt hätte, kümmerte sich um Samara, während Nora und er die Flughafentour übernahmen. So weit der Plan, bis seine geliebte bessere Hälfte das Zepter an sich gerissen hatte.

»Jim, nun sei nicht sauer. Lilly und Pamela brauchen unsere Hilfe. Sie haben es verdammt schwer«, fügte Nora hinzu.

Wenigstens deutete sie sein Schweigen richtig. Er stöhnte auf. »Du verfällst in alte Muster. Machst du so weiter, hast du bald NY Woman-Niveau erreicht. Schonung und Ruhe sind jedoch das Wichtigste für dich.«

»Ach was. Ich strotze vor Energie, und meine Werte sind nahezu perfekt. Reden wir bitte am Abend darüber? Eigentlich sollte ich jetzt nämlich …«

»Jaja. Widme dich der ›Tour de luxe‹. Ich fahre allein zum Flughafen. Bis später.« Jim steckte das Handy zurück in die Manteltasche.

Dass Nora die Retterin in der Not spielte, war nur eine Seite der Medaille. Er kannte sie zu gut. Ihr ganzes Leben hatte sie auf der Überholspur zugebracht und sich als Chefredakteurin bei der NY Woman im wahrsten Sinne des Wortes verausgabt. Der Herzinfarkt hatte sie zwar auf den Boden geholt, doch die Arbeitswut steckte in ihr. Sie war Teil ihres Charakters, und Nora konnte nicht anders, als sich in ihre Aufgaben zu verbeißen. Bisweilen fühlte er sich wie Don Quijote, wobei er sich der Perspektive keineswegs sicher war. Kämpfte er gegen Windmühlen oder gegen Riesen? Vielleicht sah er eine Gefahr, die in Wahrheit überhaupt nicht existierte. Levi, sein Arzt und Freund, riet ihm, Nora nicht übermäßig einzuengen. Andererseits wies er sehr wohl auf die gesteigerte Möglichkeit eines zweiten Infarkts hin und ermahnte zu einem geregelten, besonnenen Ablauf. Wie verhielt er sich korrekt? Darauf hatte Levi ebenfalls eine Antwort parat: »Finde das Mittelmaß. Nicht umsonst wird es golden genannt.« Wenn das so leicht wäre!

Indessen war Jim nach einem Kontrollblick auf Sugar und Cicero – sie hatten ihre Position nicht verändert – in den Vorraum gegangen und öffnete die Haustür. Schneeflocken tanzten im rauen Wind.

Molly und Nat werden staunen, was in drei Wochen alles geschehen ist, dachte Jim. Und damit meinte er nicht den Wintereinbruch. Der war vorhersehbar gewesen.

Kapitel 2

Pamela ließ sich in den Stuhl fallen. »Es tut mir leid, Molly. Schon wieder habe ich unterbrechen müssen. Mary übernimmt einige meiner Tätigkeiten, dazu gehören auch Arbeiten am Computer. Leider stehen sie und die Technik auf Kriegsfuß. Ab jetzt bringt mich aber nichts und niemand dazu, von diesem Platz aufzustehen. Ich möchte alles über eure Flitterwochen erfahren.«

»Wir haben im Sommer geheiratet. Als echte Flitterwochen kann man die Reise nicht mehr bezeichnen.« Molly musterte Pamela. Irgendetwas stimmte hier nicht. Eigentlich hatten sich alle Freundinnen am Tag nach ihrer Rückkehr um vier Uhr nachmittags im Maple Lake Inn treffen wollen – Pamela, Lilly, Laurie, Dorothy, Nora und Elisabeth. Sogar Valerie, Franklins Frau, Rosalie Strauss, Eve und Monique hatten sich angekündigt. Es war als kleine Wiedersehensfeier über mehrere Generationen geplant gewesen. Nun saß sie allein mit Pamela.

Dorothys Anwesenheit war von Anfang an fraglich gewesen. Sie befand sich aktuell in einem Lesereisezyklus, und der Verlag packte laufend Termine dazu. Warum die anderen fehlten, entzog sich Mollys Kenntnis.

Sie besann sich auf Pamelas Wunsch, Details über den Urlaub zu erfahren. »Wo war ich stehen geblieben? Ach ja, Maui – unsere zweite Station nach Hawaii. Die Insel namens Hawaii, meine ich.« Molly schmunzelte. »Wir haben in einem Bungalow mit direktem Blick auf das Meer gewohnt. Das türkisblaue Wasser vor uns, überall Palmen und sattgrüne Vegetation, der schier endlose weiße Sandstrand – wie in einem wunderschönen Traum. Jeden Tag sind wir den Strand entlanggelaufen und haben Muscheln gesucht. Hand in Hand haben wir die Wellen – « Abrupt hielt sie inne. Pamelas Augenringe zeugten davon, dass sie an Schlafmangel litt, und bei jedem zaghaften Lächeln gruben sich die Falten seitlich ihrer Mundwinkel tief in die Haut, ein untrüglicher Hinweis auf Sorgen. Mit diesen Anzeichen konnte Molly nicht einfach fröhlich und das Offensichtliche ignorierend dahinplaudern. So funktionierte das nicht. »Als Nat und ich unsere Hochzeitsreise angetreten haben, war alles in bester Ordnung. Drei Wochen später scheint Maple Creek wie ausgewechselt: Ein mürrischer Jim holt uns vom Flughafen ab, dich bekümmert ohne Zweifel etwas, und die anderen sind erst gar nicht zum Treffen aufgetaucht. Was ist los?«

Pamela seufzte. »Ach Molly, was soll ich dir sagen? Während eures Urlaubs sind einige Probleme aufgetreten. Ich wollte dich nicht sofort damit überfallen, sondern für einen Moment in deine mitgebrachte Sonne fliehen. Mein Vorhaben hat wohl nicht geklappt?«

»Hast du heute schon in den Spiegel gesehen? Erschöpfung und Sorge stehen dir buchstäblich ins Gesicht geschrieben. Erzähl bitte.«

»Nun gut.« Pamela nickte. »Im Grunde hat alles mit Fred begonnen. Er war wie der erste Dominostein, der umfällt und die anderen mit sich reißt.«

»Lauries Fred, ihr Koch? Was ist passiert? Hat er einen Fehler begangen oder gar gekündigt?« Entschuldigend hob Molly die Hand. »Sorry, zu viele Fragen auf einmal. Berichte weiter.«

»Nichts dergleichen. Fred ist ein gutmütiger, herzlicher Mensch, und wie du weißt, hat er die Mädchen von Anfang an fest ins Herz geschlossen. Um Amira und Samara eine Freude zu bereiten, hat er ein Gericht aus ihrer Heimat gekocht und es sich nicht nehmen lassen, es uns vor seinem Arbeitsbeginn nach Hause zu bringen. Während ich den Tisch gedeckt habe, ist ihm Lilly mit den Mädchen entgegengegangen. Sie sind gerade um die Ecke des Hotels gebogen, als Fred die Zufahrt entlangkam. Er hat wahrscheinlich nicht auf den Weg geachtet, ist auf einer Eisplatte ausgerutscht und gestürzt.«

»Ach oje. Hat er sich schwer verletzt?«

»Wie man es nimmt. Sein rechter Arm liegt im Gips. Zum Glück ein glatter Bruch. Levi hat sich die Röntgenbilder aus dem Krankenhaus angeschaut und meinte, die Stelle wird gut und ohne Komplikationen verheilen.« Kurz schloss Pamela die Augen und atmete tief durch. »Amira und Samara haben alles mit angesehen und gehört: wie er ins Straucheln geriet und fiel, seinen entsetzten Aufschrei, das schmerzvolle Wehklagen. Laut unserer Psychotherapeutin, die die Mädchen betreut, hat dieser Anblick bei ihnen schreckliche Erinnerungen wachgerufen. Derartige Situationen sind offenbar eng mit Schmerz, Verlust und letztlich dem Tod verknüpft.« Pamela schluchzte auf. »Ich darf keine Sekunde daran denken, was die beiden in Syrien erlebt haben. Tu ich es doch, drehe ich beinahe durch.«

Deutlich spürte Molly, wie der Knoten, der sich während Pamelas Beschreibung der Ereignisse in ihrem Hals gebildet hatte, anschwoll. Ihr Magen hatte sich längst verkrampft. »Wie bewältigen sie es?«, fragte sie leise.

»Amira erstaunlich gut. Sie war anfänglich geschockt, hat aber Freds Unfall als solchen sowie die Folgen begriffen: Sturz, gebrochener Arm, Heilung. Somit ist es für sie kein Thema. Samara hingegen leidet fürchterlich. Sie wird von Albträumen geplagt, hat Panikattacken und Angstanfälle. Beruhigen lässt sie sich ausschließlich von Lilly und mir. Das bedeutet, eine von uns beiden muss immer in nächster Nähe sein.«

»Monique ist so gern mit den Mädchen spazieren gegangen, und Miles hat diese kleinen Abenteuerausflüge in die Wälder unternommen. Ist das noch möglich?«

»Nein. Samara und Amira halten sich die meiste Zeit bei mir im Hotel auf.«

»Und wo sind sie jetzt?«

»Elisabeth spielt mit ihnen, damit ich dir alles in Ruhe erzählen kann.« Pamela zeigte ein leises Lächeln. »Genau genommen machen sie zu dritt den Keller unsicher. Da gibt es viel aufzustöbern. Bevor du gekommen bist, haben sie Kartons mit Weihnachtsschmuck und unzählige Lichterketten gefunden. Morgen wollen sie das Hotel gemeinsam verschönern. Vorbei ist es mit meiner dezenten Weihnachtsdekoration.«

»Dann achtet Elisabeth auf die Kinder, wenn du arbeitest? Das ist sehr nett von ihr.«

»O Molly, wenn du wüsstest! Nicht bloß Lilly und ich stecken in der Klemme, genauso Laurie und Tom. Fred fällt für mehrere Wochen aus, und Laurie hat wieder die Küche in der Tavern übernommen. Ab dem Nachmittag braucht Benji somit ebenfalls einen Babysitter. Diesen Part übernehmen meistens unsere Youngsters. Timothy, Eve, Miles und Monique verhalten sich großartig, auch wenn sie von uns natürlich bezahlt werden. Ach was, jeder verhält sich großartig und unterstützt uns, sowohl bei der Kinderbetreuung als auch bei der Arbeit. Nora etwa hat ihr Pensum in der Agentur weiter hochgefahren. Lilly ist ihr unendlich dankbar und sagt, Nora sei fantastisch und rangiere in der absoluten Oberliga. Jim freut die Entwicklung leider weniger. Er ist unzufrieden, weil sich Nora seines Erachtens nicht ausreichend schont. Die beiden streiten oft.«

Unweigerlich dachte Molly an Jims leidliche Stimmung, als er sie vom Flughafen abgeholt hatte. »Ich habe Jim noch nie so verdrossen erlebt wie gestern. Nun verstehe ich, warum er schlecht drauf ist … und nur wir beide hier sitzen.«

»Laurie ist bereits in der Tavern, Miles hütet Benji. Später wird er von Eve und Timothy abgelöst, damit er Tom in der Bar helfen kann. Monique ist heute in der Abendschule. Elisabeth befindet sich – wie erwähnt – auf Kellerexpedition mit den Mädchen, und Lilly und Nora haben eine wichtige Präsentation bei einem Kunden.« Pamela ließ den Kopf sinken. »So läuft es seit zweieinhalb Wochen, und offen gestanden herrscht das reinste Durcheinander. Es ist schwierig, den Überblick zu behalten. Teilweise haben wir keine Ahnung, wer wann wo ist. Zudem hinkt jeder der Zeit hinterher.«

»Pam, warum haben Nat und ich im Urlaub nichts davon erfahren? Es gab doch ständig Kontakt.«

»Der Beschluss war einhellig: Unsere Probleme dürfen eure Hochzeitsreise nicht belasten. Außerdem wäre euch zuzutrauen gewesen, dass ihr die Koffer packt und zurückfliegt.« Zum ersten Mal seit Beginn des Gesprächs schmunzelte Pamela. »Selten schaffen es die Einwohner Maple Creeks, dichtzuhalten.«

Kurz schwenkte Mollys Blick zum Fenster, und sie betrachtete den mit dunkelgrauen Wolken verhangenen Himmel. »Ein paar Stunden Flug, und man landet mitten im Winter – und in der Realität.« Jäh richtete sie sich auf. »Ich helfe euch selbstverständlich ebenfalls. Morgen bin ich in der Redaktion und rede gleich mit Franklin. Bestimmt kann ich mich stellenweise freispielen.«

»Franklin?« Valerie war unbemerkt an den Tisch getreten und zog sich den Stuhl neben Molly zurecht. »Sei dir seiner Unterstützung nicht sicher. Mein lieber Ehemann hat vergangene Woche eine Information über ›du weißt schon wen‹ erhalten und sich erneut völlig in der Sache vergraben. Es ist zum Verzweifeln. Ich dachte, das Thema sei ausgestanden. Aber lassen wir das. Wie war der Urlaub?«

»Bei all den Ereignissen in Maple Creek sind die Palmen und der weiße Sandstrand schlagartig in den Hintergrund gerückt«, erwiderte Molly. »Ich bin – «

Pamela fuhr hoch. »Verdammt! Valerie, bitte entschuldige. Ich habe vergessen, dich und Rosalie anzurufen, um abzusagen. Die geplante Wiederkehrfeier findet – wie du unschwer erkennen kannst – nicht statt. Wir sitzen nur zusammen, weil ich Molly von der aktuellen Situation erzählt habe.«

»Ach, mach dir nichts draus. Dein Kopf ist randvoll mit anderen Dingen. Ich freue mich auch über eine Kleinstrunde«, antwortete Valerie.

Bevor Pamela etwas entgegnete, drangen Kinderstimmen zu ihnen vor, und gleich darauf stürmten die Mädchen gefolgt von Elisabeth in den Aufenthaltsraum.

»Molly! Juchhu!«, riefen Samara und Amira wie aus einem Mund und umarmten Molly ungestüm.

Kapitel 3

Molly betrat den Vorraum und warf einen erstaunten Blick auf Nats Parker. Eigentlich hatte er angekündigt, länger im Büro zu bleiben. Deshalb war sie nach dem Treffen mit Pamela in die Redaktion der Maple Creek News Time gefahren. Einerseits hatte sie sich von den Hiobsbotschaften ablenken wollen, zum anderen war Valeries Hinweis auf Franklins Jagd nach »du weißt schon wem« Grund genug gewesen herauszufinden, was tatsächlich dahintersteckte.

Franklin hatte keine unnötige Zeit mit Small Talk und ausschweifenden Fragen über ihre Reise nach Hawaii verschwendet, sondern war rasch zuerst auf die Vorkommnisse in der Redaktion und dann auf den Reverend eingegangen. Ein Kollege Franklins aus seiner aktiven Journalistenära hatte es über mehrere Ecken geschafft, die Einwanderungsdaten des Reverends einzusehen, und offensichtlich wiesen die Unterlagen Lücken auf. Um welche Lücken es sich handelte, hatte sich Molly nicht genau gemerkt – irgendwelche wichtigen Angaben waren unzureichend vermerkt, bestimmte Dokumente angeblich verschwunden, an einer Stelle fehlte ein Datum.

Anfänglich hatte Molly an Franklins Suche durchaus Interesse gehabt und eine gewisse Neugierde verspürt, mittlerweile war die Spannung erloschen, und der Reverend begann ihr sogar leidzutun.

Molly ging in die Küche und weiter in den Wintergarten.

Nat hatte es sich auf der Couch bequem gemacht und blätterte in einer Zeitschrift. Die Bilder verrieten, dass er in einem Architekturmagazin las.

Er lächelte ihr zu. »Ich dachte, du kommst früher.«

»Und ich, du später. Deshalb habe ich mit Absicht getrödelt.« Molly setzte sich zu ihm. »Hast du schon von Freds Unfall und den Folgen gehört?«

»Auf dem Heimweg bin ich bei der Tavern stehen geblieben, um Tom Hallo zu sagen. Er hat mich informiert. Sein Versuch, die Umstände zu bagatellisieren, ist kläglich gescheitert. Allein die Ringe unter seinen Augen sprechen Bände. Laurie hat bloß kurz die Küche verlassen, um mich zu begrüßen. Sie sieht genauso fertig aus. Nun verstehe ich auch, warum Jim gestern so seltsam und verschlossen war.« Nat legte den Arm um Molly und zog sie zu sich. »Während wir glücklich im Meer geplanscht haben, ist hier einiges geschehen. Murphys Gesetz schlägt manchmal unbarmherzig zu. Und begonnen hat alles mit Dorothy und Jack.«

Molly horchte auf. Die beiden hatten zwar nichts mit Freds Unfall und den daraus resultierenden Umständen zu tun, doch in der Tat waren sie die Ersten mit Problemen gewesen. Dorothy hatte einen neuen Buchvertrag unterschrieben, mit dem sie sich zu einer Reihe von Werbeaktionen verpflichtet hatte. Die Lesereise war nur ein Teil des Ganzen. Jack befand sich in einem ähnlichen Zeitdilemma. Er war in ein neues Großprojekt involviert, das ihn rund um die Uhr beschäftigte. Sosehr sich die beiden bemühten und versuchten, einen Rhythmus zu finden, liefen sie ständig aneinander vorbei. »Ist bei dir in der Firma zumindest alles in Ordnung?«, fragte Molly.

»Jaja, nichts Dramatisches, in der Baubranche ist der Winter im wahrsten Sinne des Wortes die kälteste Phase. Die nächsten Tage habe ich einiges aufzuarbeiten, danach läuft es recht locker weiter. Und bei dir in der Redaktion? Wie ich dich kenne, bist du nicht bei deinem Plan geblieben, dich erst ab morgen mit der Arbeit zu beschäftigen.«

»Oh, den hätte ich fest eingehalten, wären nicht die Neuigkeiten hinzugekommen. Ich habe aber wirklich ausschließlich mit Franklin geredet und kein einziges Blatt Papier auf meinem Schreibtisch berührt – das schwöre ich.« Molly hob die Schultern. »Eigentlich hatte ich vor, mir mit Franklins Unterstützung Zeit freizuschaufeln, um Pam, Lilly und Laurie zu helfen. Nach dem Gespräch mit ihm befürchte ich allerdings, dass mein Vorhaben weitgehend ins Wasser fällt. Für Franklin scheint die Redaktion kaum noch Bedeutung zu haben. Lieber jagt er einem Phantom hinterher. Unsere Unterhaltung teilte sich in fünfundzwanzig Prozent Arbeit, fünf Prozent Urlaub und siebzig Reverend auf.«

»Für mich klingt das, als wollte er seine Jugend partout aufleben lassen – wie eine verspätete Midlife-Crisis. Womöglich solltest du ihn an seine Position als Chefredakteur erinnern.« Nat winkte ab. »Ich habe mir auch schon überlegt, wie wir beide in das Schlamassel eingreifen könnten. Samara bereitet mir die meisten Sorgen. Wenn wenigstens Dorothy wie ursprünglich geplant in Maple Creek wäre. Ihre Gegenwart würde auf jeden Fall einen positiven Einfluss auf die Kleine nehmen. Sie und Samara haben einen Draht zueinander.«