Flashman und der Chinesische Drache - George MacDonald Fraser - E-Book

Flashman und der Chinesische Drache E-Book

George MacDonald Fraser

4,9

Beschreibung

Der inzwischen mit dem Viktoriakreuz ausgezeichnete Colonel Harry Flashman taucht in der britischen Kronkolonie Hongkong auf (1860). Was zunächst wie ein „kleiner Nebenverdienst" vor seiner Heimreise aussieht - eine Schiffsladung Opium in chinesisches Hoheitsgebiet schmuggeln - entwickelt sich unversehens zu einem atemlosen Abenteuer: In China herrscht Bürgerkrieg, die Tapings erheben sich gegen die dekadente Herrschaft des Mandschu-Kaisers in Peking. Die Großmächte England und Frankreich versuchen ihre Interessen zu wahren; der ewige Zauderer und Hasenfuß aus Passion Flashman natürlich mitten drin. Auch für diesen Band gilt: Lesen bildet. Vom Opiumschmuggel bis zum Niederbrennen des Sommer-Palastes in Peking ist Flashman der Zeuge der historischen Ereignisse.

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George MacDonald Fraser

Flashman und der Chinesische Drache

Die Flashman Manuskripte, Band 8

Kuebler Verlag

DAS BUCH

Der inzwischen mit dem Viktoriakreuz ausgezeichnete Colonel Harry Flashman taucht in der britischen Kronkolonie Hongkong auf (1860). Was zunächst wie ein „kleiner Nebenverdienst“ vor seiner Heimreise aussieht – eine Schiffsladung Opium in chinesisches Hoheitsgebiet schmuggeln – entwickelt sich unversehens zu einem atemlosen Abenteuer: In China herrscht Bürgerkrieg, die Tapings erheben sich gegen die dekadente Herrschaft des Mandschu-Kaisers in Peking. Die Großmächte England und Frankreich versuchen ihre Interessen zu wahren; der ewige Zauderer und Hasenfuß aus Passion Flashman natürlich mitten drin. Auch für diesen Band gilt: Lesen bildet. Vom Opiumschmuggel bis zum Niederbrennen des Sommer-Palastes in Peking ist Flashman der Zeuge der historischen Ereignisse.

DER AUTOR

George MacDonald Fraser wurde vor allem berühmt durch die „Flashman Manuskripte“, einer Serie historischer Romane. Dabei handelt es sich um die fiktiven Memoiren von Sir Harry Flashman, einem hoch dekorierten britischen Offizier im Ruhestand, der auf seine Abenteuer zwischen 1840 und 1890 zurückblickt, die ihn unter anderem mit Bismarck, Abraham Lincoln, Crazy Horse, General Custer, Lola Montez und vielen anderen zusammengeführt hatte. Geboren wurde Fraser 1925, wurde Soldat und kämpfte in Burma. Er wurde Journalist, Schriftsteller und Drehbuchautor (unter anderen „Die drei Musketiere“ und den James-Bond-Film „Octopussy“). Er starb 2008.

Flashman und der ­Chinesische Drache

Flashman inHongkongund beimTaipeng-Aufstand in China 1860

Band 8 der Reihe „Die Flashman Manuskripte“

Aus den nachgelassenen ­Papieren Harry Flashmans

herausgegeben und bearbeitet von George MacDonald Fraser

Deutsche Übersetzung von Herbert Schuster.

Weitere Informationen: www.kueblerverlag.de

Copyright © 1982 by George MacDonald Fraser, FLASHMAN AND CHINESE DRAGON

© der deutschen Übersetzung 1987 by Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/M - Berlin.

Erschienen im Ullstein Taschenbuch Verlag.

Deutsche Übersetzung von Herbert Schuster.

Neu überarbeitete und ungekürzte Ausgabe:

Copyright © 2014 Kuebler Verlag GmbH, Lampertheim. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Einscannen oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Herausgegeben von Martin Compart

Umschlaggestaltung: Grafissimo! Daniela Hertel

ISBN Buchausgabe: 978-3-942270-98-4

ISBN Digitalbuch:978-3-86346-226-0

Vorbemerkung

Es ist jetzt zwanzig Jahre her, dass dieFlashman Manuskripte, die Memoiren des notorischen Rabauken aus der Rugby School, welcher ein viktorianischer Held wurde, in einem Auktionsraum in Leicestershire gefunden wurden.

Von den etwa zwölf Paketen an Manuskripten wurden bislang sieben in Buchform veröffentlicht; sie umfassten vier militärische Feldzüge (Erster Afghanistankrieg, Krimkrieg, Meuterei in Indien und Sioux-Krieg von 1879) und fünf Episoden weniger offiziellen, doch durchweg widerwilligen aktiven Dienstes – auf Piratenjagd mit Brooke vor Sarawak; als Verschwörer an der Seite Bismarcks in der Schleswig-Holstein-Frage; im afrikanischen Sklavenhandel und als Agent derUntergrundbahnan der amerikanischen Grenze während des Goldrauschs.

Im vorliegenden achten Band sehen wir ihn im Jahre 1860 während der Taiping-Rebellion und der Peking-Expedition in den Militärdienst zurückkehren.

Eines der interessantesten Merkmale von Flashmans Erinnerungen für Geschichtsforscher ist das Licht, das sie auf die frühen Jahre vieler berühmter viktorianischer Zeitgenossen werfen, die schonungslos von einem beschrieben werden, der, obwohl ein selbsterklärter Feigling, Wüstling und Schurke, nichtsdestotrotz ein gewissenhafter Berichterstatter war. Solcherart haben wir miterlebt, wie er vor dem blutrünstigen Zorn des jungen Politikers Bismarck floh, dem Kongressabgeordneten Lincoln mit vorsichtigem Respekt begegnete, Crazy Horse beibrachte, mit den Augen zu zwinkern, Lola Montez, die aufstrebende moderne Tänzerin, bewunderte und vor der jungen Königin Victoria selbst katzbuckelte.

In China begegnet er zwei der großen Söldnerführer, einer künftigen Kaiserin, den Gründungsvätern der modernen britischen Armee und Marine und jenen seltsamen, vergessenen Bauern, die das Gesicht eines großen Reiches veränderten. Es mag sein, dass er uns neue historische Einblicke verschafft, während er einmal mehr demonstriert, wie weit man Perfidie, Frechheit, Unsittlichkeit und Feigheit im unfreiwilligen Streben nach Ruhm, Reichtum und vor allem Überleben treiben kann.

Entsprechend den Wünschen Mr. Paget Morrisons, des Besitzers der Flashman-Manuskripte, habe ich meine Arbeit als Herausgeber darauf beschränkt, die Rechtschreibung des alten Soldaten zu korrigieren, die Genauigkeit der Erzählung (die in allen Fällen nachweisbarer historischer Tatsachen exakt ist) zu überprüfen und die üblichen Anmerkungen, Anhänge und ein Glossar beizufügen.

George MacDonald Fraser

Kapitel 1

Professor Flashmans erstes ökonomisches Gesetz besagt, dass es nicht dann an der Zeit ist, sich vor einer schönen Frau in acht zu nehmen, wenn man Geld in Fülle hat (nun, man weiß ja, was sie vorhat und was eine Banknote ist), sondern wenn manknappbei Kasse ist und sie anbietet, einem weiterzuhelfen. Denn das ist nicht natürlich und Gott allein weiß, worauf sie aus sein mag. Ich habe diese Erfahrung mit vierzehn gemacht, als eine gewisse Lady Geraldine, eine temperamentvolle Dame und zehn Jahre älter als ich, mich in einem Kahn hinauslockte mit dem Versprechen, mir eine Krone zu zahlen, wenn ich während ihres Bades ihre Kleider hütete. In aller Unschuld nahm ich das Angebot an – und habe die fünf Schilling bis heute nicht gesehen, weil das lüsterne Weibsbild all ihre Kleingeld für die Verschwiegenheit des grinsenden Gewässerwartes herausrücken musste, der uns unerwartet im Schilf erwischte, wo sie mir nach dem Schwimmen Unterricht in Naturkunde gab. Selbst in diesem zarten Alter besaß ich die Geistesgegenwart, mir im Fliehen meine Hosen vors Gesicht zu halten, um nicht erkannt zu werden, doch Sie verstehen schon – in meiner jugendlichen Einfalt hatte ich mich von einer hinterhältigen Frau irreführen lassen, die sich geschickt meine natürliche Begierde zunutze machte.

Seit jener Zeit habe ich jedes Mal Angst verspürt, wenn Frauen mir reiche Belohnungen in Aussicht stellten. Wenn ich im Falle von Mrs. Phoebe Carpenter eine Ausnahme gemacht habe – nun, sie war die Gattin eines Geistlichen, und man erwartet doch keine krummen Dinger von einer großäugigen, affektierten Liese, die Jesus-meine-Zuversicht im Chor singt. Ich weiß nicht, warum ich mich mit ihr eingelassen habe ... ja nun, es wird wohl ihr Äußeres gewesen sein; mit ihrer Figur einer indischen Nautch-Tänzerin unter dem Musselin, mit ihren blauen Augen, dem goldenen Haar und dieser geschürzten Unterlippe, die auf Burschen wie mich wie ein Wink mit dem Zeigefinger wirkt, erinnerte sie mich doch sehr an mein liebes Eheweib, das ich seit mehr als drei Jahren nicht gesehen hatte und nach dem es mich ungemein gelüstete. Da ich also die Einladung in Mrs. Carpenters sprödem Lächeln las und außerdem zehn Tage des Müßiggangs in Hongkong zu verbringen hatte, bevor mein Schiff nach Hause segelte,[1]beschloss ich, mich an sie heranzumachen; damals im Jahre '60 war Hongkong ein todlangweiliges Nest, das kann ich Ihnen sagen, und wie sonst sollte ein müder Soldat seine Zeit verbringen?

Also besuchte ich morgens und abends den Gottesdienst, brüllte Hosianna, pflichtete, ernst mit dem Kopf nickend, ihrem leiernden Gatten bei, wenn er seine Sermone hielt über die Versuchung und die Fallstricke, die Satan spannt (wovon er im Übrigen nicht die geringste Ahnung hatte) – und half ihr hinterher galant, die Gesangbücher einzusammeln. Ich aß mit ihnen zu Abend, übersetzte ein paar Texte mit Hochwürden, stimmte in ihre Abendgebete ein und begleitete die Dame auf ihren Ausgängen entlang der Queens Road – sie war natürlich ganz dafür, aber es war doch einigermaßen merkwürdig, dass er es auch war; schließlich gibt es nicht gerade viele Pfarrer in mittleren Jahren, die Wert darauf legen, ihre junge Braut von einem schneidigen Ulanen mit Balaklawa-Bart eskortiert zu sehen. Ich führte es auf natürliche Speichelleckerei seinerseits zurück, denn mit meinem neuen Ritterstand, dem Viktoriakreuz und all den Heldentaten während der indischen Meuterei, die sich zu dem so unverdient auf der Krim und in Afghanistan erworbenen Ruhm gesellten, war ich in jenen Tagen der Mann der Stunde. Falls Sie meine früheren Memoiren gelesen haben, wissen Sie ja alles darüber – und auch, wie ich, indem ich mich drückte, floh, in Deckung ging und meinen zitternden Leib hinter besseren Männern verbarg, aus vier Feldzügen mit enormem Ansehen, einer hübschen Beutesumme und einer Kiste voller Blechanhängsel hervorgegangen war. Mit 37 war ich, Harry Flashman – das große, gutaussehende Raubein –, seit sechs Jahren Oberst, ein rechter Liebling von Königin und Gemahl, gelobt von Palmerston und meinen Vorgesetzten und verheiratet mit der wunderschönen, wohlhabenden Tochter eines Barons (und eines toten Barons noch dazu) – und nur ich wusste (obwohl ich das Gefühl nicht loswurde, dieser ausgebuffte alte Colin Campbell hege einen Verdacht), dass all mein Ruhm nichts als Schwindel und Betrug war.

Es hatte eine Zeit gegeben, da war ich sicher gewesen, es könne nicht von Dauer sein, und sie müssten dahinterkommen, was für ein Feigling und Schurke ich war – doch ich hatte höllisches Glück gehabt, und, wissen Sie, nichts klebt so an einem wie ein guter Name, vorausgesetzt, man versteht es, sein Ansehen mit bescheidenem Grinsen und frohem Blick zu tragen. Wenn sie einen erst einmal zum Helden ernannt haben, hören sie mit dem Huldigen nicht mehr auf – was großartig ist, wenn die Verehrerin einen Schatten wirft wie die bewundernde Mrs. Carpenter. Nach drei Tagen in meiner Gesellschaft hielt ich sie für soweit, ganz dahin zu schmelzen; alles, was noch benötigt wurde, waren ein Spaziergang im dunklen Garten und ein paar gut gewählte Zitate aus dem Hohelied Salomos und sie würde mitspielen wie eine jener unbändigen Königinnen aus dem Alten Testament, die ihr Mann nicht müde wurde von der Kanzel herab zu schmähen.