Flashmans Attacke - George MacDonald Fraser - E-Book

Flashmans Attacke E-Book

George MacDonald Fraser

4,8

Beschreibung

Wann immer die Welt sich ein blutiges Gemetzel leistet, Harry Flashman ist dabei. Diesmal ist es der Krimkrieg und er gerät in die berühmte Schlacht von Balaklava. Die britische Leichte Kavallerie macht sich fertig zur Attacke auf die russischen Geschützstellungen und Harry findet keine Möglichkeit, sich zu absentieren. Doch die Krim ist nur der Anfang, dahinter erwartet ihn Russland mit seinen schneebedeckten Weiten, erwarten ihn unbarmherzige Feinde, allerdings auch leidenschaftliche, schöne Frauen, und schließlich ist da noch der fast unbekannte Krieg in Zentralasien, in dem Russland versucht, nach Indien vor zu stoßen.

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George MacDonald Fraser

Flashmans Attacke

Die Flashman Manuskripte, Band 4

Kuebler Verlag

Das Buch

Harry Flashman muss – natürlich ungewollt – in den Krimkrieg ziehen, der als erster „moderner“ Stellungskrieg mit Explosivwaffen und hohen Verlusten gilt. Dort gibt ein Wiedersehen mit Lord Cardigan. Harry gerät in die berühmte Attacke von Balaklawa, in der die britische Leichte Kavallerie die russischen Geschützstellungen angreift.

Doch die Krim ist nur der Anfang, dahinter erwartet ihn Russland mit seinen schneebedeckten Weiten, erwarten ihn ein unbarmherziger Feind, allerdings auch schöne Frauen, und schließlich ist da noch der fast unbekannte Krieg am „Dach der Welt“, in dem es um Indien geht. Dort erleben wir einen ungewohnt tapferen Flashman – ob er unter Drogen steht?

Der Autor

George MacDonald Fraser wurde 1925 in Schottland geboren. Er studierte an der Glasgow Academy, wurde Soldat und verbrachte den Zweiten Weltkrieg in Burma. Danach arbeitete er als Journalist in Kanada und Großbritannien, bevor er als Schriftsteller auf der Insel Man lebte.

Flashmans Attacke

Flashman im Krimkrieg,inRussland undZentralasien

Aus den nachgelassenen Papieren Harry Flashmans

1854 und 1855,

herausgegeben und bearbeitet von George MacDonald Fraser

Ins Deutsche übertragen von Ute Tanner

Band 4 der Reihe „Die Flashman Manuskripte“

Weitere Informationen: www.kueblerverlag.de

Neu durchgesehene, überarbeitete und ungekürzte

2. Auflage.

Copyright © 2014 Kuebler Verlag GmbH, Lampertheim. Alle Rechte vorbehalten. Kein Teil des Werks darf in irgendeiner Form (durch Fotografie, Einscannen oder ein anderes Verfahren) ohne schriftliche Genehmigung des Verlags reproduziert oder unter Verwendung elektronische Systeme verarbeitet, vervielfältigt oder verbreitet werden.

Herausgegeben von Martin Compart,

Umschlaggestaltung: Grafissimo! Daniela Hertel

Copyright © 1973 by George MacDonald Fraser, FLASHMAN AT THE CHARGE

© der deutschen Übersetzung 1984 by Verlag Ullstein GmbH, Frankfurt/M. – Berlin – Wien.

Erschienen im Ullstein Taschenbuch Verlag.

Deutsche Übersetzung von Ute Tanner.

ISBN Buchausgabe: 978-3-942270-94-6

ISBN: Digitalbuch:978-3-86346-107-2

Vorbemerkung

Als vor einigen Jahren die „Flashman Manuskripte“ ans Licht kamen, jene umfangreichen Memoiren, die das Erwachsenenschicksal des notorischen Kameradenschinders aus „Tom Brown's Schooldays“ schildern, war sogleich klar, dass damit die viktorianische Geschichte um neues und bemerkenswertes Material bereichert werden würde. In den ersten, mit Erlaubnis ihres Besitzers, Mr. Paget Morrison, bereits veröffentlichten Paketen der Memoiren schildert Flashman die Anfänge seiner militärischen Laufbahn, seine Teilnahme an dem unseligen Ersten Afghanistan-Krieg, sein Engagement (mit Bismarck und Lola Montez) in der Schleswig-Holstein-Frage und seine kurzlebigen Abenteuer als Sklavenhändler in Westafrika, Agent der Abolitionisten in den Vereinigten Staaten und Mitarbeiter des Kongressabgeordneten Abraham Lincoln, Disraelis und anderes.

Der geneigte Leser ersieht daraus, dass die Erinnerungen des großen Kriegsmannes nicht alle rein militärischer Natur waren und wer bedauert hat, in den früheren Veröffentlichungen keinen Bericht seiner bedeutendsten Schlachten (Meuterei in Indien, amerikanischer Bürgerkrieg usw.) zu finden, wird zweifellos mit Befriedigung feststellen, dass er in dem vorliegenden Band von seinen Erlebnissen auf der Krim und anderen noch farbigeren – und möglicherweise bedeutenderen – Kriegsschauplätzen erzählt. Dass er dabei Wesentliches zu unserer Kenntnis der Sozial- und Kriegsgeschichte beiträgt, viele seltsame Nebenwege beleuchtet und die moderne Einschätzung seines beklagenswerten Charakters bestätigt, ist selbstverständlich, aber die generelle Genauigkeit in der Behandlung bekannter Begebenheiten und Persönlichkeiten und seine frappante Aufrichtigkeit – zumindest in seiner Eigenschaft als Memoirenschreiber – beweisen, dass dieser Band nicht weniger zuverlässig ist als sein Vorgänger.

Als Herausgeber habe ich nur die Rechtschreibung korrigiert und die üblichen Fußnoten und Anhänge beigefügt. Der Rest ist Flashman.

George MacDonald Fraser

Kapitel 1

In dem Moment, als Lew Nolan sein Pferd herumriss und – Raglans Meldung in der Handschuhstulpe – über den Rand der Böschung verschwand, wusste ich, dass die Sache schlecht für mich ausgehen würde. Raglan brabbelte noch immer in seiner üblichen, unentschlossenen Art vor sich hin, und ich hörte ihn rufen: „Nein, Airey, warten Sie einen Augenblick. Schicken Sie ihm jemanden nach!“, und Airey winkte mir, der ich mich unauffällig hinter den anderen Meldern des Stabs zu verbergen trachtete. Für heute hatte ich mehr als genug, mein Glück war bereits über Gebühr strapaziert worden, und ich wusste ganz genau, dass ein weiterer Ritt über die Ebene von Balaklawa den guten alten Flashy ganz schön reinreißen würde. Natürlich habe ich mal wieder recht behalten.

Und ich weiß noch, was ich dachte, während ich bibbernd auf die Order wartete, die mich hinter Lew her zur Leichten Brigade jagen würde, die zweihundertfünfzig Meter unter uns in Reserve stand. Das, dachte ich bitter, kommt davon, wenn man sich in Billardsälen herumdrückt und vor Prinz Albert katzbuckelt. Was beides eigentlich durchaus verständlich für jemanden ist, der gern Billard spielt und sich darauf versteht, mit Anstand vor gekrönten Häuptern zu kriechen. Aber wenn ich Ihnen sage, was bei diesen scheinbar harmlosen Belustigungen herauskam, werden Sie mir zugeben, dass man einfach nirgends mehr seines Lebens sicher sein kann, und wenn man sich noch so vorsieht. Ich weiß, wovon ich rede. Über zwanzig Feldzüge habe ich mitgemacht, mit den entsprechenden Verwundungen, und nach keinem habe ich mich gedrängt, nach der Krim am allerwenigsten. Und doch, da war er wieder, Flashy, der Held wider Willen, Säbel im Gehänge, Rumoren in den Gedärmen, mit vor Angst bibbernden Schnurrbart-Spitzen, bereit, sich in das größte Kavallerieblutbad der Kriegsgeschichte zu stürzen. Es war zum Weinen.

Wenn Sie meine früheren Erinnerungsbände gelesen haben (die als eine Chronik der Gaunerei, Hasenfüßigkeit und ausgemachter Selbstsucht ihresgleichen suchen), werden Sie sich fragen, was für ein elendes Pech mich überhaupt nach Balaklawa verschlagen hat.

Da halte ich mich denn, wie es sich für einen guten Memoirenschreiber gehört, am besten an die herkömmliche Reihenfolge und berichte, ehe ich den Ablauf jenes Irrsinnsgefechts schildere, von der vermaledeiten Verkettung widriger Umstände, die daran schuld ist, dass ich in diese böse Geschichte hineingeriet. Vielleicht begreifen Sie dann, wie wichtig es ist, sich von Billardsälen fernzuhalten und um gekrönte Häupter einen respektvollen Bogen zu machen.

Wir schrieben Anfang 1854, und ich war seit einiger Zeit wieder in der Heimat, peilte gemächlich die Lage und überlegte mir, wie es anzustellen sei, sich einzubuddeln und ein ruhiges Leben in England zu führen, während meine Kameraden sich in Russland einer ungesund bleihaltigen Luft aussetzten – alles für die blütenweiß-unschuldigen, wehrlosen Türken, Wesen, die es nach meiner Erfahrung, die sich eingestandenermaßen auf meine Begegnung mit einer mordsdicken Hure aus Konstantinopel beschränkt, die versuchte, mich um meiner Geldkatze willen abzustechen und dann, als ich sie nach Strich und Faden verdrosch, die Unverfrorenheit besaß, die Polizei zu holen – Wesen, sage ich, die es nie gegeben hat. Nein, für die Kümmeltürken habe ich nie viel übrig gehabt, und als ich sah, wie sich die Kriegswolken über England zusammenzogen, wäre ich zu allem eher bereit gewesen, als mich freiwillig zum Kampf gegen den russischen Tyrannen zu melden.

Einer der Haken, wenn man ein Volksheld ist, besteht freilich darin, dass es nicht so einfach ist, sich einzubuddeln, wenn die Trompeten zum Kampf erschallen. Ich war seit etwa acht Jahren nicht mehr für England in den Krieg gezogen, aber so richtig hatte das hierzulande auch sonst niemand getan, und wenn die Presse anfängt, Wirbel zu machen, und das Volk nach dem Blut der Fremden schreit – sofern es andere sind, die das Blutvergießen besorgen –, pflegt man sich nach den alten Haudegen umzusehen. Ich überlegte, dass die Lorbeeren, die ich so unverdientermaßen in Afghanistan geerntet hatte, sich immerhin noch so frisch erhalten hatten, dass sie nicht ohne weiteres zu übersehen waren, und es konnte zu verteufelt peinlichen Situationen kommen, wenn die Londoner anfangen würden, dumme Reden zu schwingen. „Holla, Flash, altes Haus! Na, du wirst Zar Nikolaus schon Mores lehren, wie? Gehst wieder zurück zu deinem alten Regiment, was? Bei Jupiter, die armen Russkis sind nicht zu beneiden, wenn der Held von Gandamak losdrischt, wie?“ Als einer der leuchtenden Sterne am Himmel der Kavallerie, als Offizier, der sich von Kabul bis zum Khyber mit Ruhm bekleckert hatte und so ungefähr als einziger bei Chillianwallah in die richtige Richtung gesprengt war (ein Irrtum, wohlgemerkt), konnte ich schlecht sagen: „Ach nein, danke bestens, ich glaube, ich setz mal eine Runde aus.“ Jedenfalls nicht, wenn ich weiter Kredit haben wollte. Und Kredit ist wichtig für einen Hasenfuß wie mich, der weiter nichts im Sinn hat, als sein Leben ohne Sorgen zu genießen.