Flirten & Verlieben - Nina Deißler - E-Book

Flirten & Verlieben E-Book

Nina Deißler

4,5

  • Herausgeber: Humboldt
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2012
Beschreibung

Wie überwinde ich Schüchternheit? Wie spreche ich jemanden an? Wie finde ich einen Partner im Internet? Wie geht es nach dem ersten Treffen weiter? Die Date-Doktorin Nina Deißler bringt in „Flirten & Verlieben“ die erfolgreichsten Tipps aufs Papier.

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Seitenzahl: 335

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        Nina Deißler

Flirten & Verlieben

      Wie Sie spielerisch erobern,

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.

  978-3-86910-578-9   ISBN der gedruckten Originalausgabe: 978-3-86910-486-7 ISBN des PDF-eBooks: 978-3-86910-579-6

Nina Deißler gehört zur Elite der europäischen Date-Doktoren; seit über zehn Jahren gibt sie gefragte Flirt-Seminare für Männer und Frauen. Ihre Bücher sind Bestseller, weil die Autorin aus ihrer Coaching-Erfahrung heraus Tipps geben kann, die im Alltag auch wirklich funktionieren. Als Expertin in TV und Radio hilft Nina Deißler regelmäßig Schüchternen und Verliebten dabei, endlich den richtigen Schritt zu machen.

 © 2012 humboldt

Eine Marke der Schlüterschen Verlagsgesellschaft mbh & Co. KG, Hans-Böckler-Allee 7, 30173 Hannover www.schluetersche.de www.humboldt.de

  Autor und Verlag haben dieses Buch sorgfältig geprüft. Für eventuelle Fehler kann dennoch keine Gewähr übernommen werden. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der gesetzlich geregelten Fälle muss vom Verlag schriftlich genehmigt werden.

  Lektorat: Nathalie Röseler, Dateiwerk GmbH, Pliening

Flirten und Verlieben – wie funktioniert das eigentlich?

Verliebt zu sein ist eines der wohl schönsten Gefühle, die ein Mensch haben kann. Jeder, der schon einmal glücklich verliebt war, weiß, wie viel Energie dieser nahezu rauschhafte Zustand freisetzen kann und wie hell die Sonne scheint, wenn man die rosarote Brille der Verliebtheit trägt. Ein Flirt, das ist – wenn es ein echter Flirt ist – so etwas wie ein kleiner Appetithappen, ein Hauch dieses guten Gefühls: Ebenso wie die Verliebtheit erzeugt ein Flirt bei vielen Herzklopfen und unergründlich gute Laune, gepaart mit einem leichten „Schwebegefühl“. Nach einem gelungenen Flirt ist das Lächeln breiter und der Tag leichter.

Zumindest sollte es so sein – doch allzu oft steht der Flirtwillige eher vor unlösbaren Rätseln, großen Hindernissen oder wird geplagt von Selbstzweifeln und Misstrauen. Wenn das nötige Know-how fehlt, wird das Flirten eher zu Mühsal statt zu Vergnügen. So stellt sich die Frage:

Kann man Flirten erklären und noch wichtiger: lernen?

Eine Frage, mit der ich mich seit vielen Jahren beschäftige, denn der Flirt ist ein wichtiger Bestandteil meines Arbeitsgebietes als Coach und Trainerin. Vor etwas mehr als zehn Jahren entschied ich mich für eine Spezialisierung auf einen Bereich, der mir von allen am wichtigsten erschien: Liebe – und alles, was damit zu tun hat.

Immer wieder werde ich in der Presse oder sogar von Freunden als „Flirtexpertin“ bezeichnet oder vorgestellt. In den Köpfen der Menschen entstehen dann Bilder, die – so habe ich durch Nachfrage ab und zu erfahren – meist nur wenig mit der Realität zu tun haben. Auch was „Flirten“ eigentlich ist und wie man es lernen könnte, darüber sind die Vorstellungen recht unterschiedlich und manchmal weit von dem entfernt, was tatsächlich damit gemeint ist oder was ich darunter verstehe.

Ich muss allerdings zugeben: Als ich begann, mich als Coach mit dem Thema auseinanderzusetzen, musste ich auch erst mal eine Weile darüber nachdenken, was ein Flirt ist und was er dem Flirter bestenfalls bringen sollte, was der Unterschied zwischen einem Flirt und einer plumpen „Anmache“ oder einem „netten Kontakt“ ist und was ich Menschen beibringen kann, damit ihnen das Flirten zukünftig leichterfällt.

Wie geht es Ihnen damit? Was bedeutet ein Flirt für Sie und warum möchten Sie es besser können als bisher? Was glauben Sie, fehlt Ihnen dazu?

Dieses Buch ist eines der ausführlichsten Werke zum Thema Flirten, Verführen und Verlieben. Durch meine praktische Erfahrung als Coach und Trainerin in Sachen „zwischengeschlechtlicher Kommunikation“ werden Sie viele echte Beispiele und praktische Tipps finden, die Sie Ihrem Ziel näherbringen werden. Dabei geht es weder um Anmachsprüche noch um irgendwelche seltsamen Tricks oder gar Techniken, die Sie vor dem Spiegel einüben müssen und die gar nicht zu Ihrem Wesen passen …

Damit wir uns jedoch zunächst darüber einig sein können, worum es eigentlich geht: Beginnen wir doch erst einmal damit zu definieren, was ein Flirt ist und wie der Mensch überhaupt zum Flirt kam.

Ein Flirt – was ist das überhaupt?

Sucht man nach einer verlässlichen Definition des Begriffes „Flirt“ findet man in den gängigen Nachschlagewerken folgende Informationen:

Der Duden definiert den „Flirt“ wie folgt:

Bekundung von Zuneigung durch ein bestimmtes Verhalten, durch Gesten, Blicke oder scherzhafte Worte. Beispiel: ein kleiner Flirt

unverbindliche erotische Beziehung von meist kurzer Dauer; Liebelei. Beispiel:

einen Flirt mit jemandem haben

Im Bertelsmann Wörterbuch kann man nachlesen:

Flirt [flœ:t m.] durch Blicke und Worte ausgedrückte Neigung, eine Liebesbeziehung zu beginnen, Liebelei [engl.: flirt „kokettieren, liebäugeln“, frz.: fleureter „schöntun“, zu fleurette „Schmeichelei“, eigtl. „Blümchen“]

In einem weiteren Nachschlagewerk las ich:

„Spielerische Kontaktaufnahme mit mehr oder weniger erotischem Akzent.“

Webster’s Dictionary erklärt in Englisch: “To act amorously without serious intentions.”

Die Online-Wissensplattform Wikipedia beschreibt:

Ein Flirt ist eine erotisch motivierte Annäherung zwischen Personen. Dabei wird ein unverbindlicher, oberflächlicher Kontakt hergestellt. Der Begriff Flirt soll auf den Ausdruck „conter fleurette“ zurückgehen, bzw. die Maitresse Fleurette de Nérac König Heinrichs IV. von Frankreich.

Der Flirt kann mit einem Blickkontakt, sprachlich (Small Talk) oder durch eine Handlung (z.B. eine Tür öffnen, etwas tragen helfen) begonnen werden. Der Flirt lebt vom Spiel mit erotischer bzw. sexueller Spannung.

Vor allem dieser letzte Satz bei Wikipedia ist einer der Hauptgründe, warum das Flirten so vielen Menschen schwerfällt – doch dazu später. Schauen wir uns doch zunächst einmal an, wie das Flirten als solches und in dieser Begrifflichkeit überhaupt entstanden ist.

Besagte Fleurette de Nérac war die Tochter eines königlichen Landschaftsgärtners vom Schloss Nérac und hatte angeblich im Jahre 1571 eine Affäre mit Heinrich von Navarra, dem späteren König Heinrich IV. – wie viel Charme und Geschick die Dame dabei bewiesen hat, ist leider nicht zuverlässig überliefert. Die Geschichte endet – wie so viele Liebesgeschichten aus dieser Zeit – tragisch: Als der Geliebte sie nach langer Zeit eines Nachts zum Rendezvous bat, dann jedoch nicht auftauchte, stürzte sie sich enttäuscht und unglücklich in einen Fluss und ertrank.

Aus dieser Geschichte soll sich der Begriff „conter fleurette“ ableiten, ein Ausdruck, den man in Frankreich heute noch gebraucht im Sinne von „schöntun“ oder „Süßholz raspeln“. Und der wanderte dann irgendwann auch über den Kanal und wurde von den Briten zum „to flirt“ gemacht und später als „flirten“ eingedeutscht.

Auch wenn diese Geschichte nicht gerade ermutigend ist: Geflirtet wurde eigentlich schon immer, es wurde nur anders genannt.

Früher war es üblich, dass ein Mann um die Gunst einer Dame warb, deren Herz er erobern wollte. Er umwarb sie oder – je nach Stand, Kultur und Zeit – auch ihre Eltern mit Aufmerksamkeit, Schmeicheleien, Geschenken und so weiter. Dies war der aktive Teil, der ganz eindeutig immer auf der Seite der Männer lag. Doch wie kam ein Mann dazu, um genau diese Frau werben zu wollen?

Machen wir uns nichts vor: In vielen Fällen war der entscheidende Punkt nicht der Liebreiz oder der Charme der jeweiligen Dame, sondern ihre Mitgift, ihre Herkunft oder das zu erwartende Erbe. Doch immer wieder kam es auch vor, dass manche Frauen ungeachtet dieser Argumente ganz besonders viele Verehrer hatten, weil sie den Männern „schöne Augen“ machen konnten und sich geschickt in Szene zu setzen wussten. Und ebenso gab es auch Männer, deren Absichten nicht unbedingt auf die Mitgift oder das Erbe der Dame abzielten – ja manchmal auch nicht unbedingt ihr Herz, sondern vor allem ihr Höschen. Diese „Gentlemen“ verführten Frauen. Der uns bekannteste Vertreter dieser Herren ist vermutlich Giacomo Girolamo Casanova.

Der Name Casanova ist so sehr verwebt mit erotischen Erzählungen und inzwischen ein feststehender Begriff für einen Frauenheld, dass auch ich oft der Versuchung erliege zu glauben, er sei nur eine fiktive Figur, eine Sagengestalt männlicher Verführungskunst. Doch er hat tatsächlich gelebt – er war Zeitgenosse von Voltaire, Mozart, Friedrich dem Großen („der Alte Fritz“) und Zarin Katharina der Großen, die er allesamt wohl auch gekannt hat. Die vielen erotischen Abenteuer seiner bewegten Lebensgeschichte hat er in seinen Memoiren niedergeschrieben. Wie viel davon allerdings tatsächlich genau so passiert ist, das kann man nur raten. An Fantasie allerdings mangelte es Herrn Casanova keinesfalls, und er soll im Laufe seines Lebens weit über Hundert Damen verführt und beglückt haben.

Den männlichen Leser will ich an dieser Stelle allerdings warnen, wenn ihm die Vorstellung eines Lebens à la Casanova nachahmenswert erscheint: Casanova wurde im Alter, als seine Schönheit schwand und sein Körper seinen Gelüsten nicht mehr folgen wollte, griesgrämig und weinerlich. Seine letzten Jahre verbrachte er als Bibliothekar auf Schloss Dux in Tschechien, wo er in ständigem Streit mit den anderen Bewohnern lag. Er starb zahnlos, verarmt, recht einsam und auch nicht in den Armen einer schönen Frau.

Die Kunst der Verführung zu beherrschen scheint also kein Garant, Liebe und Glück zu finden. Doch wurde sie bereits sehr viel früher „erfunden“ und manches Mal sogar regelrecht als Waffe eingesetzt. Eine der bekanntesten „professionellen Verführerinnen“ war Kleopatra, die ihre Macht im alten Alexandria gleich zweimal hintereinander dadurch schützte und sogar ausweitete, dass sie den jeweiligen römischen Imperator verführte: Sie gewann die beiden mächtigsten Römer ihrer Zeit, zuerst Julius Caesar und nach dessen Ermordung seinen Nachfolger Marcus Antonius, zu Geliebten. Laut den antiken Geschichtsschreibern soll sie sich Marcus Antonius als irdische Inkarnation der Göttin Aphrodite präsentiert und ihn in so erotischer Atmosphäre und mit luxuriösen Banketten auf ihrem Schiff bewirtet haben, dass sie ihn damit eroberte – und nicht umgekehrt.

Noch früher, nämlich bereits direkt zu Beginn der Menschheit, soll bekanntlich eine Frau namens Eva einen Mann namens Adam dazu verführt haben, in den Apfel der Erkenntnis zu beißen …

Doch wenn die Verführung und der Flirt bereits eine so lange Geschichte haben, warum wurde es uns diese „Techniken“ dann nicht als Instinkte in die Wiege gelegt?

Oh, glauben Sie mir, das wurden sie. Doch sie richtig anzuwenden verlernen wir wieder: Durch Missverständnisse darüber, was ein Flirt ist, was wir dürfen und können und was man von uns erwartet, gehen so manchem Menschen im Laufe seines Lebens die Fähigkeiten verloren, mit denen er (oder sie) großartig flirten könnte.

In jedem anderen Bereich unseres Lebens ist es ganz normal sich zu bilden, zu trainieren und sich auch beraten zu lassen, um sich zu verbessern.

Wenn es darum geht, sich dem anderen Geschlecht gegenüber erfolgreich zu präsentieren, zu flirten und die Kunst der Verführung zu beherrschen, dann sollen wir plötzlich am besten alle Naturtalente sein – sich dafür professionellen Rat einzuholen oder gar Unterstützung durch einen Coach erscheint irgendwie peinlich. Doch woher sollte man denn wissen, wie man sich am besten verhält, wie man anziehend auf andere wirkt, wie man verführt?

Was passiert in unserer Gesellschaft, dass eine Sache, die ja offensichtlich seit Jahrtausenden „praktiziert“ wird, so diffizil und gleichzeitig tabuisiert erscheint?

Das „Flirten“ ist nur eines der Themen, die ich als Coach und Trainerin behandle, doch es ist das, worauf ich am meisten angesprochen und bei dem ich gleichzeitig auch am meisten belächelt werde. Der Flirt, die Bekundung von Zuneigung durch Worte oder Gesten, die erotisch motivierte Annäherung, sollte doch im 21. Jahrhundert, in unserer aufgeklärten, fortschrittlichen Gesellschaft, in der Zeit der Medien und der grenzenlosen Kommunikation in einer Kultur, die emanzipiert und sexuell befreit ist, die einfachste und natürlichste Sache der Welt sein!

Die Realität sieht dennoch für viele Menschen anders aus. Auch wenn heute bereits in Nachmittagssendungen über Sex und Sexualität geredet und debattiert wird, sind die eigene Sexualität und der Umgang mit ihr etwas ganz anderes!

Wenn Sie das Spiel des Flirts spielen möchten, ist es notwendig, zunächst zu verstehen, worum es dabei geht und nach welchen „Spielregeln“ dieses Spiel funktioniert:

Gerade die in den Definitionen benannte „erotische Motivation“ in Verbindung mit dem „spielerischen Aspekt“ scheint vielen Menschen eine schier unlösbare Aufgabe.

Der Flirt ist eine spielerische Herangehensweise, um herauszufinden, ob zwei Menschen sich gut finden und möglicherweise für eine sexuelle Beziehung bereit und geeignet wären – ohne Verpflichtung oder Garantie, dass dies auch tatsächlich ausprobiert oder gar vollzogen werden muss. Manchmal ist der Flirt sogar nur das „So-tun-als-ob“. So wie Kinder „Kaufmannsladen“ oder „Familie“ spielen, spielen auch manche Erwachsene „Flirt“. Es ist gewissermaßen ein Spiel mit unserer Sexualität – ein Wechselspiel von Nähe und Distanz, Attraktivität, Unsicherheit, Macht, Lust und Kommunikation.

Flirten heißt, Interesse an Menschen generell zu haben, und besonders mit dem Interesse an Menschen des anderen Geschlechts unbefangen und spielerisch umzugehen, dem anderen ein gutes Gefühl geben zu können.

In vielen Ländern wie zum Beispiel Frankreich oder Italien gehört dieses Spiel regelrecht zur Kultur – es wird geflirtet, was das Zeug hält. Komplimente zu verteilen, das Gespräch mit attraktiven Fremden zu suchen oder den persönlichen Charme auch in „geschäftlichen“ Situationen einzusetzen, ist völlig normal und ein Teil des Lebens. In Deutschland jedoch ist es eher Sitte, nur zu kommunizieren oder Kontakt zu suchen, wenn es sich gar nicht vermeiden lässt: Die meisten Menschen kommunizieren lediglich, wenn sie etwas „wollen“. Eine „charmante Begegnung“ zwischen zwei Menschen unterschiedlichen Geschlechts mit einem Augenzwinkern und einem Lächeln gehört hierzulande eher zur Ausnahme.

Ein Grund dafür ist sicherlich ein Missverständnis im Zuge der Emanzipation: Ein italienischer Journalist erzählte mir einmal, dass der größte Unterschied zwischen den italienischen und den deutschen Frauen der sei, dass die italienischen Frauen trotz ihrer Emanzipation auf ihre Weiblichkeit setzen. Es sei ihm aufgefallen, dass die deutschen Frauen häufig „Gleichberechtigung“ mit „gleich sein“ verwechseln würden und dass sie auch mit Komplimenten überhaupt nicht umgehen könnten. Das könnte vielleicht auch der Grund dafür sein, dass die deutschen Männer nicht wüssten, wie sie sich den Frauen gegenüber verhalten sollten.

Ich gebe zu, diese Erkenntnis klingt selbst in meinen Ohren verführerisch, doch ganz so „billig“ ist es nicht. Allerdings stimmt es schon, dass die Entwicklung unserer Gesellschaft der letzten Jahrzehnte für einige Verwirrung gesorgt hat, was das zwischengeschlechtliche Miteinander betrifft.

Zu Beginn des letzten Jahrhunderts gab es schließlich auch im nördlicheren Europa recht einfache und nachvollziehbare „Regeln“:

Zum Beispiel konnte eine Dame einem Herrn einen Wink geben und eine Kontaktaufnahme dadurch legitimieren, dass sie „versehentlich“ ein Taschentuch fallen ließ, das der Herr ihr dann ganz galant aufhob und überreichte. So kam man ins Gespräch. Dass diese Aktion ein reiner Vorwand war, war zwar allen Beteiligten vollkommen klar, doch war sie auf diese Weise schicklich, und man hatte damit den nötigen Anstand bewiesen.

Das Tanzen war zu allen Zeiten eine hervorragende Möglichkeit, in Kontakt zu kommen, und noch im 20. Jahrhundert durfte ein Mann auf die Aufmerksamkeit und möglicherweise auch Gunst einer Dame hoffen, wenn er im Café durch den Kellner ein Getränk an den Tisch der Dame(n) bringen ließ.

Allerdings gingen diese Flirts nie sehr weit, denn in der damaligen Gesellschaft war das, was heute für uns vollkommen normal ist, absolut unvorstellbar!

Das Lieben und Verlieben hatte einen völlig anderen Stellenwert und geschah auch auf andere Weise und nach anderen Kriterien. Alles lief auf eine Eheschließung hinaus, und man versuchte durch die erste Annäherung herauszufinden, ob das Gegenüber als Partner/in grundsätzlich infrage kam, was häufiger eine Frage der Vernunft als eine der Libido war.

Selbstverständlich war man auch damals verliebt. Doch da Sex vor der Erfindung „sicherer“ Verhütungsmittel wie Pille und Latexkondomen eine unter Umständen folgenreiche Angelegenheit war, ging es beim „Flirt“ häufig zunächst einfach nur darum, zu sehen, ob man den anderen sympathisch fand und bereit war, das von der Gesellschaft geforderte, langwierige Ritual der Werbung zu beginnen.

Partnerschaften, wie sie heute für uns normal sind, waren damals absolut undenkbar: Eltern, die ihre sechzehnjährige Tochter mit einem achtzehnjährigen Mann – ihrem „Freund“ – alleine in ihrem Zimmer lassen (womöglich sogar über Nacht), hätten in der Jugend unserer Eltern vermutlich mit ernsthaften juristischen und gesellschaftlichen Folgen rechnen müssen! Eine Frau, die offen zu ihrer Sexualität und Lust steht und diese möglicherweise auch noch mit wechselnden Partnern auslebt, hätte aufgrund dessen auch ihren Arbeitsplatz verlieren können, und niemand hätte das seltsam gefunden. Paare, die zusammenkommen, miteinander Sex haben und dann überlegen, ob sie überhaupt zusammenleben möchten, oder gar One-Night-Stands – all das wäre noch vor wenigen Jahrzehnten ein Skandal gewesen.

Natürlich gab es auch zu dieser Zeit schon schnellen Sex, uneheliche Kinder und vieles mehr, doch schwieg man sich darüber aus und setzte alles daran, das Bild zumindest nach außen den hohen Moralvorstellungen der damaligen Gesellschaft anzupassen.

Heute – in der Zeit der unbegrenzten Möglichkeiten und der nahezu unendlichen Freiheit – ist alles anders: Wir sind erwachsen geworden zwischen Alice Schwarzer und Uschi Obermaier, haben miterlebt, wie aus der Pornodarstellerin Gina Wild die Schauspielerin Michaela Schaffrath wurde, und haben fast vergessen, dass Beate Uhse tatsächlich eine real existierende Person war. Ständig werden neue Rollenbilder und Trends erfunden, und die Auswahl an Lebensmodellen ist schier unendlich.

Wir können anhand von ausgeklügelten psychologischen Tests unseren idealen Partner im Internet ermitteln und rund um den Globus nach Mr oder Ms Right fahnden. Wir können im Internet „flirten“ und „Freunde“ sammeln, die wir „gruscheln“ und „poken“ oder bei Missfallen einfach „blockieren“ können – und dennoch gibt es keine befriedigende Antwort auf Fragen wie: Wie gelingen Beziehungen? Wodurch wird der Umgang miteinander und mit unseren Bedürfnissen entspannt?

Es fehlt uns offenbar an eindeutigen, authentischen Vorbildern, auch in unserem direkten Umfeld – den Männern ebenso wie den Frauen. Vor allem aber fehlt es uns an Unbefangenheit und Interesse an echten Begegnungen – und genau das hat einen großen Einfluss auf unser Flirtverhalten!

Trotz all unserer Freiheiten und Möglichkeiten ist die Zahl der Eheschließungen nicht gestiegen, und es gab noch nie zuvor so viele allein lebende Menschen wie heute.

Täglich begegne ich Menschen, die weit davon entfernt sind, in einer glücklichen Partnerschaft zu sein – ganz egal, ob sie einen Partner haben oder nicht.

Wir alle stecken irgendwo fest zwischen alten Klischees, neuen Trends, unterschiedlichen Rollenbildern, eigenen und fremden Ansprüchen … Und wollen doch letztlich nur eines: uns gut fühlen.

Dieser Ratgeber soll daher keine 08/15-Anleitung mit Tricks und Sprüchen sein, die Sie in unterschiedlichen Situationen einfach abfeuern, um Eindruck zu schinden, wenn es drauf ankommt. Es soll vielmehr eine Hilfestellung dazu sein, wie Sie sich in Ihrer Haut wohler fühlen können, mit sich und mit anderen. Ich möchte Ihnen zeigen, wie Sie das Selbstvertrauen gewinnen, Ihre Bedürfnisse, aber auch Ihre Vorzüge zu zeigen und die Klaviatur der Verführung und des Flirts so zu spielen, dass Sie und andere Spaß daran haben – Verlieben nicht ausgeschlossen!

Stellen Sie sich einfach vor, Sie lernen Schritt für Schritt mit dem Feuer zu spielen – bis Sie ein Meister sind … Vom Lesen allein allerdings geschieht das nicht. Sie können dieses Buch lesen – dann werden Sie sich dabei gut unterhalten fühlen und verstehen, wie man mit dem Feuer spielt, wie andere es tun. Doch Sie werden es dadurch nicht lernen. Sie könnten dieses Buch auch lesen und nach den Stellen suchen, an denen ich Ihrer Meinung nach „Unrecht“ habe. Manchmal kommen Menschen in meine Seminare, die das tun, und vielleicht haben Sie ab und zu sogar selbst diesen Impuls: Jeder Mensch hat ein „Modell der Welt“ in seinem Kopf – eine Vorstellung, was richtig ist und was falsch, wie andere Menschen sind, wie man selbst sein darf, was „normal“ ist und so weiter – das bestimmt, was für sie vorstellbar und „richtig“ ist. Möglicherweise werden Sie an manchen Stellen dieses Buchs einen inneren Widerstand spüren. Das ist in Ordnung. An diesem Widerstand können Sie erfahren, dass es andere Perspektiven auf Dinge gibt, die bisher für Sie so nicht erfahrbar waren. Das bedeutet nicht, dass einer von uns beiden „recht“ hat und der andere nicht. Es bedeutet lediglich, dass wir unterschiedliche Erfahrungen in unserem Leben gemacht haben.

Wirklich lernen können wir nur durch Erfahrungen. Ich lade Sie daher in diesem Buch ein, Erfahrungen zu machen. Sie selbst entscheiden, wie und wo und natürlich wann Sie diese Erfahrungen machen möchten.

Der 30-Tage-Kurs im zweiten Teil dieses Buches schlägt Ihnen eine tägliche Übung vor, mit der Sie innerhalb von etwa einem Monat so viele Erfahrungen machen können, dass Ihnen das „Spiel mit dem Feuer“ leichtfällt und Erfolg versprechend wird. Selbstverständlich können Sie sich auch mehr Zeit nehmen.

Entscheiden Sie selbst, was für Sie gut ist – und glauben Sie auf keinen Fall, was ich hier schreibe. Probieren Sie einfach nur aus, was davon für Sie passt!

Aufgabe: Beantworten Sie für sich folgende Fragen

Was bedeutet Flirten für Sie persönlich?

Was möchten Sie gerne lernen oder können?

Weshalb möchten Sie Ihr Flirten verbessern – was ist Ihr eigentliches, wahres Ziel?

Flirten lernen – wie geht das?

Die Gründe, warum Menschen nicht so gut flirten können, wie sie gerne möchten, sind vielfältig. Um Ihr persönliches Verbesserungspotenzial besser einschätzen zu können, sollten Sie zunächst einmal feststellen, wo Sie stehen. So können Sie dann Ihr Trainingsprogramm auch genauer an Ihre Bedürfnisse und Ihre Situation anpassen.

Dieser Test wird Ihnen mehr Aufschluss darüber geben, wo Sie zur Verbesserung ansetzen können.

Beantworten Sie sich einfach so spontan und ehrlich wie möglich die folgenden Fragen. Wählen Sie pro Frage immer die Antwort, die Ihrer Situation am nächsten kommt, und addieren Sie die Zahlen hinter den Antworten. Die Auswertung finden Sie direkt im Anschluss.

Flirttest

Wie viele Freunde haben Sie?

Ehrlich gesagt habe ich kaum Freunde.

0

Mein Freundeskreis ist aktuell nicht sehr ausgeprägt, da ich durch Umzug/Trennung viele Menschen aus meinem direkten Umfeld verloren habe.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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