Flucht in die Tierolei - Wolfgang Berg - E-Book

Flucht in die Tierolei E-Book

Wolfgang Berg

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Beschreibung

Mona-Lisa und Carlo sind zwei Pferde, deren Leben auf unterschiedlichen Höfen beginnt. In einem Ausbildungsstall widerfährt ihnen das gleiche Schicksal. Hier werden sie gegen ihren Willen gedrillt, dressiert und manchmal auch gequält. Von dem großen Geld, welches die Menschen mit ihnen verdienen, haben sie nichts. Deshalb nehmen sie ihr Schicksal in die eigene Hand, nein in die eigenen Hufe! Ihre Fähigkeiten, die menschliche Sprache zu verstehen und sogar auch sprechen zu können, sind dabei sehr hilfreich. Sie befreien sich aus ihrer Gefangenschaft. In einem Pferdeheim treffen sie auf zwei Pferde aus der Tierolei, einem Land, in dem alle Tiere und die Menschen gleichberechtigt miteinander zusammen leben. Dort wollen sie hin. Das schaffen sie aber nicht allein. Andere Tiere, auch Hunde und Katzen werden zu Gehilfen. Ein nicht ganz ungefährliches Abenteuer nehmen sie für ihre große Freiheit in Kauf.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 93

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Wolfgang Berg

Reise in die Tierolei

Für Paula und Anna

von Opi

Weihnachten 2017

und für alle Kinder, die gern

Pferdegeschichten lesen.

Wolfgang Berg

Reise in die Tierolei

© 2023 Wolfgang Berg

Umschlaggestaltung und Illustration: Wolfgang Berg

veränderte Neuauflage

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

ISBN: 978-3-384-12065-6

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Namensliste

I: Im Ausbildungscamp

II: Der Fluchtplan

III: Meyers Ausbildung

IV: Das böse Erwachen

V: Die Flucht

VI: Ankunft im Pferdeheim

VII: Leben im Pferdeheim

VIII: Reise in die Tierolei

IX: Die Tierolei

X: Durch die Steppe

XI: Pferde-Hochzeit

XII: Auf dem Hof von Maria

Flucht in die Tierolei

Cover

Widmung

Titelblatt

Urheberrechte

Namensliste

XII: Auf dem Hof von Maria

Flucht in die Tierolei

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Namensliste

Mona-Lisa (Mona)

Pferd, Protagonist 1

Carlo

Pferd, Protagonist 2

Meyer

Direktor Ausbildungsstall

Hans Wurst

Jokey

Joseph

Stallbursche

Cash

Bruder von Mona-Lisa

Maria

Bäuerin von Carlos 1.Hof

Minka

Katze von Maria

Freudenreich

Chef Pferdeheim

Susi, Bobby, Schreck und Cora

Hunde vom Pferdeheim

Peterle

Kater vom Pferdeheim

Gewittersturm

Pferd aus der Tierolei

Südwind

Pferd aus der Tierolei

Lidotschka

Pferd, Reisebekanntschaft

Luha

Fürst in der Tierolei

Altan

Vater von Südwind und Gewittersturm

Nara

Mutter von Südwind und Gewittersturm

Timur

Sohn von Mona-Lisa und Carlo

I

Im Ausbildungscamp

Ein kaum vernehmbares Wiehern drang durch die nächtliche Stille des Stalls, in dem sich weit über hundert Pferde von den Strapazen des Tages erholten. Die meisten von ihnen lagen zu dieser nächtlichen Stunde in tiefem Schlaf.

Carlo, ein Ostfriese, stand in seiner Pferdebox und döste vor sich hin. Das rechte Hinterbein hatte er leicht angehoben, um die Muskeln und Sehnen zu entspannen, die am Tag so stark beansprucht wurden. Sein Kopf war zum Boden geneigt und erhob sich in diesem Moment des auf ihn einwirkenden Geräuschs. Er war sich nicht ganz sicher, ob der wiehernde Gruß eben von Mona-Lisa kam, einer Stute, mit der er während der Ausbildung in einer Gruppe trainierte. Mit einem tiefen Brummen antwortet er, in der Hoffnung, dass Mona-Lisa Weiteres von sich hören lässt.

„Auf meinem elterlichen Hof wäre es mir im Traum nicht eingefallen, die ganze Nacht stehend und in so einer schlaffen Haltung zu schlafen“, döste er weiter vor sich hin. „Hier in diesem Camp für Pferde fehlt mir jegliche Sicherheit und innere Ruhe, um richtig fest im Liegen schlafen zu können. Diese Ausbildungsstätte ist für mich ein regelrechtes Gefangenenlager.“

Carlo war ein muskulöses Pferd mit ausdrucksstarkem Kopf, großen Augen und weiten Nüstern. Er war jetzt in Gedanken in einer ganz anderen Welt, und zwar auf dem Hof, auf dem er einst groß geworden ist. Wenn er seinen neuen Herren richtig verstand, sollte er hier für die nächste Zeit bleiben und als Turnier-, Show- oder Freizeitpferd ausgebildet werden. Ein Leben als Freizeitpferd konnte er sich vielleicht noch vorstellen. Aber ob das seine Zukunft sein würde, war ungewiss.

Vielleicht würde er eines Tages zu einem Zirkus kommen, mit der Aufgabe, die Menschen dort zu belustigen, sich hinzulegen, zu sitzen oder Männchen zu machen, wie es sein Herr gerade für richtig hielt. Das wollte er auf keinen Fall, denn er war Freiheit gewöhnt und hatte keine Lust, sich zum Affen zu machen. Schließlich war er ein sehr attraktives und intelligentes Pferd, und das machte ihn auch ein wenig stolz.

„Meine neuen Herren können mir nicht das Wasser reichen“, schimpfte er innerlich weiter. „Wir Pferde sehen, riechen, hören, fühlen und schmecken viel intensiver als die Menschen. Damit hätten wir ein mindestens ebenso gutes Leben wie sie verdient. Aber sie machen uns einfach zu ihren Gefangenen. Die Menschen haben lediglich den einen Vorteil uns gegenüber, sie haben Hände, beherrschen das Schreiben und sie können mit ihren Händen auch noch viele andere Dinge tun, wie zum Beispiel Geld zählen und Geschäfte mit diesem verdammten Geld abwickeln – und sie können uns greifen. Schlauer als der Mensch sind allerdings wir Pferde. Wir haben ja auch einen größeren Kopf.“

Carlo konnte sich nicht so recht an seine neue Umgebung gewöhnen. Er dachte, dass es auf der Welt ungerecht zugeht:

„Die Menschen machen einfach, was sie wollen, und nehmen dabei auf nichts Rücksicht, wenn es um ihren Wohlstand geht. Die Tiere und die gesamte Umwelt spielen für sie eine nachgeordnete Rolle. Ich als Pferd werde nicht gefragt, ob mir das gefällt, was die Menschen mit mir gerade vorhaben. Für sie bin ich eine Ware, aus der sie viel Geld herausschlagen können. Eine schöne Figur zu haben und dabei noch klug und schön zu sein, hat manchmal auch seine Nachteile. Die Arbeitspferde auf meinem ehemaligen Hof haben es zwar auch nicht leicht, aber zumindest führen sie ein geregeltes und sicheres Leben und werden immer gut versorgt.“

*

Jetzt zu dieser Nachtzeit herrschte in dem großen Pferdestall gewöhnlich Ruhe, doch Carlo hörte nun auch dieses tiefe Brummen, das er selbst vor wenigen Momenten dem Wiehern erwiderte. Er ging zur Boxtür und schaute nach rechts den Gang entlang. Mona-Lisa hatte zwei Boxen weiter ihren Kopf auf die Brüstung der Tür gelegt. Sie schnaubte indessen leise Carlo zu, und er spürte ihre positiven Emotionen, wusste, dass nur glückliche Pferde so schnauben können. Und als der Ostfriese seinen Namen rufen hörte, spitzte er seine Ohren, die bis eben noch schlaff zur Seite hingen, und schaute zu Mona-Lisa rüber. Sie atmete ruhig und tief, ließ die Ohren zur Seite kippen und die Unterlippe locker nach unten hängen. Die Augen hatte sie halb geschlossen.

*

Mona-Lisa fand gleich bei ihrer Ankunft im Stall des Ausbildungscamps einen Verbündeten in Joseph, dem Stallburschen. Er baute sofort eine Beziehung zu ihr auf, indem er sie streichelte und mit ihr in Körpersprache kommunizierte. Die freundschaftliche Verbindung zwischen den beiden war perfekt, da Joseph schnell erkannte, was Mona-Lisa ausdrückte und was sie von ihm wollte, und er ging auf ihre Wünsche ein.

Joseph schlief auch in diesem Pferdestall, hatte sein Strohlager am Ende des Gebäudes. Er musste immer zur Stelle sein, wenn sich Außergewöhnliches im Stall ereignete. Dieses leise Rufen Mona-Lisas empfand er als außergewöhnlich, und die Stute wusste, dass Joseph sie verstand. Sie konnte Gedanken lesen, wie es alle Pferde konnten, und Joseph verstand die Pferdesprache. Sie nahm ihren Kopf von der Brüstung der Tür und flehmte ihm zu, dabei streckte sie die Oberlippe hoch und warf ihren Kopf nach oben. Sofort stand Joseph von seinem Strohlager auf. Jetzt hatte Mona-Lisa den besonderen Geruch des Stallburschen in der Nase, der sich noch intensivierte, als sie ihre Nüstern verschloss.

Carlo bemerkte auch Joseph und fragte sich, was es wohl für wichtige Dinge gab, die Mona zu erzählen hatte, die nicht bis zum Morgen warten konnten, und warum sie dafür den Stallburschen brauchte.

Von der fuchsfarbenen Araber-Vollblutstute mit ihrer hellen, langen Mähne war Carlo seit dem ersten gemeinsamen Tag sehr angetan. Nicht nur die wehenden langen Haare im Wind fand er während der Ausbildung toll. Ihr eher kleiner Kopf mit einer nach innen gewölbten Nasenlinie, die tiefliegenden Augen, das kleine, weiche Maul mit den großen Nüstern gaben Mona-Lisa ein edles, graziöses Aussehen. Das alles mochte Carlo an ihr. Aber auch die kurze Unterhaltung am ersten Tag fand er interessant. Sie wollte noch viel mehr erzählen, aber dann kamen die Ausbilder und ließen es nicht zu.

Erkannt hatte Carlo zumindest, dass Mona-Lisa ein sehr kluges Pferd ist. Sie war fast so groß wie er, war auch ein Fuchs und sah ihm sehr ähnlich. Deshalb waren sie sicher auch in einer Trainingsgruppe. Mona-Lisa begriff alles sofort und war von ihren Züchtern begehrt. Aber dieses Leben in dem Ausbildungslager hasst sie genau wie er.

Mona-Lisa erzählte, dass sie auf ihrem früheren Hof nach Herzenslust herumtrollte. Sie konnte auf den üppigen Wiesen frisches Gras fressen und im nahen Bach Quellwasser trinken. Wenn sie das Bedürfnis hatte, zog sie sich in den Stall zurück. Dort gab es immer frisches Heu und Haferstroh, welches sie sich stundenlang schmecken ließ. Gern wäre sie für immer zu Hause geblieben, aber ihr Besitzer verkaufte sie einfach wie einen Sack Hafer. Damit wollte sie sich nicht zufriedengeben.

Mona-Lisa brummte leise, als der Stallbursche fast lautlos an ihrer Box angekommen war und die Tür öffnete.

So wie sie ihren Kopf zuvor auf der Brüstung der Tür ablegte, ruhte er nun glücklich auf seinen Schultern. Sie schien zu lachen, war glücklich. Joseph streichelte Mona-Lisa und verstand wortlos, dass er Carlo hinzuholen sollte.

Die Drei saßen nun im Kreis, und Mona-Lisa begann zu erzählen:

„Hier in unserem neuen Zuhause geht alles sehr streng zu. Freiheit ist hier ein Fremdwort. Selbst fressen können wir nicht, was uns schmeckt. Die Herren machen eine Wissenschaft aus der Ernährung. Nahrungsergänzungsmittel, Spritzen und verschiedene Vitamine werden unter Zwang verabreicht.“

„Ich sollte sogar Mais fressen, wie eine Ente“, empörte sich Carlo. „Wenn ich an die alte Zeit in Freiheit zurückdenke, könnte ich den ganzen Tag nur heulen.“

„Wir müssen etwas gegen diese untragbare Situation unternehmen“, fuhr Mona-Lisa fort. „Ich habe auch schon einen Plan, aber alleine will ich nichts riskieren. Mit dir, Carlo, glaube ich, kann man durch dick und dünn gehen. Du hast immer gute Ideen. Gemeinsam mit dir könnte mein Traum Wirklichkeit werden.“

Mona-Lisa schnaubte leise und begann fast lautlos, Carlo und Joseph in ihren Plan einzuweihen. Es sollte ja niemand etwas davon mitbekommen.

II

Der Fluchtplan

„Carlo, bist du in diesem Ausbildungsstall glücklich?“, begann Mona-Lisa leise, fast in Gebärdensprache, ihr nächtliches Gespräch.