Retter der Welt - Wolfgang Berg - E-Book

Retter der Welt E-Book

Wolfgang Berg

0,0
5,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Die Menschheit schafft sich ab und keiner bekommt das mit. Diese schockierende Aussage stammt von dem Astrophysiker James Hansen, der die Öffentlichkeit aufrütteln möchte. Trotz des Wohlstands, den die meisten Menschen auf der Erde im Jahr 2120 genießen, sieht sich die Welt aufgrund schwerwiegender Systemschwierigkeiten einer drohenden Apokalypse gegenüber. Inkompetente Politiker und IT-Konzerne haben durch falsche Entscheidungen und fehlerhafte Geschäftspraktiken die Erde in den Ruin getrieben. Es gibt keine Tiere mehr, die Methan produzieren. Es gibt jedoch großflächig geschützte Bereiche, die für den Menschen nicht zugänglich sind. Dort leben verschiedene Insektenarten wie Würmer und Käfer. Sie vernichten Bäume und ganze Wälder, tragen aber zur Erweiterung des menschlichen Speiseplans bei, indem sie die im Labor hergestellten Nahrungsmittel ergänzen. Der kleine Rest der Menschheit ist infolge Mangelernährung von Krankheiten und Epidemien bedroht und kämpft ums Überleben. Hansen will etwas dagegen unternehmen. Auf der Erde erfährt er nur geringe Unterstützung, Hilfe sucht er deshalb anderswo. Ein Raumschiff vom Planeten Kepler 22r im Sternbild Centaurus ist genau das, was er jetzt braucht. Es steuert die Erde in Richtung seiner Forschungsstation auf der Insel Santa Lussia an. Hansen nimmt Kontakt mit einer Außerirdischen auf. Dank ihrer langjährigen Beobachtungen der Erde besitzt sie umfangreiche Kenntnisse über Geographie, Klima, Sprache und Entwicklungsstand. Ihr Interesse gilt der Umsiedlung ihres Volkes auf die Erde. Rasch erkennt er, dass die eingetroffenen Außerirdischen hochintelligente Wesen sind und ihre Anatomie auf ihrem Planeten ähnlich der des Menschen auf der Erde verlaufen sein muss. Er ist fasziniert von der außerirdischen Frau, die sich, nachdem sie ihren Schutzanzug abgelegt hat, als außergewöhnlich schön und attraktiv entpuppt. Während der kurzen Unterhaltung kommt es zu einer von ihr initiierten intimen Beziehung. Die lang ersehnte professionelle Unterstützung ist nun in greifbare Nähe gerückt. Die Aufnahme von Außerirdischen sorgt in der Erdbevölkerung für Kontroversen. Es werden Erinnerungen an das 21. Jahrhundert wach, als Konflikte zwischen den stark unterschiedlichen Kulturen auftraten, die zusammenleben mussten. Die Mächtigen der Finanz- und Wirtschaftswelt sehen sogar ihr System in Gefahr. Ein kleiner Staat wittert dagegen die Chance, mit Hilfe dieser hochentwickelten außerirdischen Intelligenz seine Misswirtschaft zu überwinden. Doch er treibt ein falsches Spiel, das den Weltfrieden akut gefährdet. Hansens Beziehung zu der Außerirdischen ist von unschätzbarem Wert. Er erhält Einblick in eine geniale Robotertechnologie. Mit diesem Trumpf in der Hand kämpft er nicht nur um die Rettung der Welt. Es geht auch um eine ungewöhnliche Familienzusammenführung.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 218

Veröffentlichungsjahr: 2023

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Wolfgang Berg

Retter der Welt

Wolfgang Berg

Retter der Welt

© 2023 Wolfgang Berg

Umschlaggestaltung: Wolfgang Berg

Website: www.spreewald-heide-pension.de

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:

tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5,

22926 Ahrensburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Deutschland.

ISBN: 978-3-384-06459-2

Inhalt

Cover

Halbe Titelseite

Titelblatt

Urheberrechte

Kapitel I

- 2120 -

Kapitel II

Kapitel III

Kapitel IV

Kapitel V

Kapitel VI

Kapitel VII

Kapitel VIII

Kapitel IX

Kapitel X

Kapitel XI

Kapitel XII

Kapitel XIII

Kapitel XIV

Kapitel XV

Autor

Retter der Welt

Cover

Titelblatt

Urheberrechte

I

Autor

Retter der Welt

Cover

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18

19

20

21

22

23

24

25

26

27

28

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40

41

42

43

44

45

46

47

48

49

50

51

52

53

54

55

56

57

58

59

60

61

62

63

64

65

66

67

68

69

70

71

72

73

74

75

76

77

78

79

80

81

82

83

84

85

86

87

88

89

90

91

92

93

94

95

96

97

98

99

100

101

102

103

104

105

106

107

108

109

110

111

112

113

114

115

116

117

118

119

120

121

122

123

124

125

126

127

128

129

130

131

132

133

134

135

136

137

138

139

140

141

142

143

144

145

146

147

148

149

150

151

152

153

154

155

156

157

158

159

160

161

162

163

164

165

166

167

168

169

170

171

172

173

174

175

176

177

178

179

180

181

182

183

184

185

186

187

188

189

190

191

192

193

194

195

196

I

- 2120 -

James Hansen galt als besonnen. Er war einer von jenen, die sich nicht so leicht entmutigen ließen und nicht einfach aufgaben. Dennoch schlug er mit der Faust auf die Platte seines Arbeitstisches, der sich wie ein riesiges Tablet auf vier Beinen vor ihm präsentierte. Dass er dabei das fiktive Erscheinen seines Kollegen auslöste, war Zufall, aber dass dann augenblicklich Jack Raman auf ihn zukam, eher nicht.

„James, du hast mich herbestellt?“

„Entschuldige Jack, das war versehentlich, aber bleib mal hier, wenn du schon mal mit deinem Button unter meine Faust geraten bist.“

Dann drehte Hansen seinen Bürostuhl und ließ ihn wirbeln, während er sich wie ein Idiot gegen die Stirn schlug.

„Das kann es doch mit Mutter Erde nicht gewesen sein. Die Menschheit schafft sich ab und keiner bekommt es mit.“

„James, bitte reg dich ab. Bisher hat sich einfach niemand dafür interessiert, in welche Richtung die Reise geht. Und ich sage dir auch, warum. Das verfluchte Geld hat die Menschen korrumpiert. Er nutzt es, um seine egoistischen Ziele zu erreichen, riskiert gar dafür das Ende unserer Welt.

Nicht ein einziges Lebewesen auf diesem Planeten, auch nicht der Homo sapiens, benötigt ein Zahlungsmittel für den Austausch von Waren. Er braucht es auch nicht, wenn Algorithmen und künstliche Intelligenz die Organisation übernehmen. Onlineversandhändler haben dann ein umfassendes Verständnis für die Bedürfnisse ihrer Kunden. Daten übernehmen die Marktkontrolle. Die Verteilung von Aufgaben, Gütern und Dienstleistungen, wird mit Berechnungsverfahren durchgeführt, die sie mit den Bedürfnissen der Menschen abgleichen. Und das soll die Krone der Schöpfung mit ihrem Knowhow nicht bewältigen können, James? Das glauben selbst diejenigen nicht, die es könnten, die wissen aber, wo Barthel den Most holt.“

Hansen bremste seinen Sessel abrupt ab und sprang sofort auf, als hätte ihn eine Tarantel in den Hintern gestochen.

„Meinst du das wirklich ernst, Jack? Du hast zwar völlig recht, dass die Welt von Geld regiert wird, aber es ist schwierig, gegen diese Tatsache anzugehen. Deine Argumentation kommt leider zu spät. Bevor wir uns mit diesem hochkomplexen Thema ‚Geld‘ befassen, sollten wir uns auf das unmittelbare Problem konzentrieren: ‚Die Rettung der Welt, bevor es zu spät ist‘. Ansonsten riskieren wir“

„James, es tut mir leid, aber deine Überlegung, die Welt sofort retten zu wollen, kommt jetzt, wo es fast unmöglich erscheint, diesem Strudel zur Hölle zu entkommen, auch zu spät.“

„Und was hast du vor? Planst du einfach nur herumzusitzen und nichts zu tun? Sorry, Jack, aber das entspricht nicht meinem Naturell. Das kann ich auch nicht, seit ich diese Nachricht erhalten habe.“

Dabei wies Hansen auf sein Display.

„Ich habe nämlich soeben erfahren, dass ich ab jetzt die Verantwortung für die Erde tragen werde. Die Zukunft der gesamten Menschheit hängt von meinen Entscheidungen ab. Die Uhr zeigt nun fünf Minuten vor zwölf an und ich bin der letzte Strohhalm, an den die Elite, in ihrer Verzweiflung, sich klammert. Plötzlich werden wir Astrophysiker zärtlich mit Glacéhandschuhen angefasst.“

Ramans Stirn legte sich in Falten und sein Blick war leer, als er sich von seinem Stuhl erhob und langsam auf Hansen zuging. Recht zeitig stoppte er vor ihm, schluckte und fragte ungewöhnlich leise, aber betont:

„James, was genau willst du damit sagen?“

„Wie ich es sage, so ist es. Falls nichts Außergewöhnliches geschieht, können wir schon bald den bevorstehenden Untergang der Welt zelebrieren. Das Ende wird durch Hunger, Krankheiten, Epidemien und schließlich einen nuklearen Krieg als letztem Schlag besiegelt werden. Wir stecken doch schon mitten drin.“

„Die Ratten haben das sinkende Schiff verlassen. Das willst du doch sagen, James, oder? Und wo sind sie jetzt? Wo sind all die schönen Regenbogenfarben der Parteienlandschaften, diese ‚Möchtegern-Politiker‘? Wo sind all die Dicken und die Dünnen? Wo verstecken sich diejenigen, die lautstark trommelten und diejenigen, die schwiegen? Die Schönheiten und die Hässlichkeiten? Wo befinden sie sich gerade? Schon seit vielen Generationen haben sie clever, mit Tricks den Karren in den Dreck gefahren. Und was jetzt? Sie sind abgetaucht; schon seit langer Zeit. Aber gewesen war es keiner.“

„Genau Jack. Die findest du aber alle im Buch meines Großvaters, ‚Der Irrweg‘, wieder. Darin hat er eindrücklich darauf hingewiesen, dass die Menschheit sich auf einem falschen Weg befindet. Und das schon damals. Sieh mal rein.

Übrigens habe ich meinen Forschungsstützpunkt auf der Insel Santa Lussia bezogen. Das hast du sicher bereits mitbekommen. Alles tippi toppi, nur die Klimaanlage streikt im Moment. Von hier aus werde ich alles Erdenkliche für die Rettung von Mutter Erde tun.“

Hansen griff nach einem Tuch auf dem Arbeitstisch und tupfte sich damit den Schweiß von der Stirn.

„Hier kannst du den Sessel drehen bis zur Vergasung, es wird nicht kühler.“

„James, glaubst du wirklich daran, kurz vor Ultimo noch die Welt retten zu können? Das schaffst du weder allein noch mit einer anderen noch so professionellen Hilfe von der Erde.“

„Jack, das ist richtig, das habe ich auch nicht vor. Du wirst es nicht glauben, tatsächlich habe ich heute einen Funkspruch, höchstwahrscheinlich von irgendwelchen Aliens, aufgenommen. Hör mal, hör dir das an!“

Sieben Silben erklangen in monotoner Altstimme, möglicherweise von einem Roboter versandt:

„Ja – mes – Han – sen – Dit-Da – kommt.“

Raman lachte schallend und antwortete:

„James, wer das auch immer war; der, die oder das hat sich hier einen Scherz ausgedacht, einen zum Totlachen, wenn das Thema nicht so ernst wäre. Ein Alien war es jedenfalls nicht, woher sollte er auch James Hansen kennen? Hut ab vor deiner Kompetenz. Interstellare Raumfahrt ist aber nach der Physik, die wir kennen, unmöglich.“

„Okay, Jack, nach der Physik, die wir kennen. Und trotzdem haben wir vor fünf Jahren mit unserem Raumschiff einen Versuch mit neuen Antrieben gestartet. Etwa, weil wir davon nicht überzeugt sind? Hätte ich dann meinen Vater auf den Weg geschickt? Und übrigens:

Die Aliens werden einen revolutionären Antrieb nutzen, der es ermöglicht, das Raumschiff innerhalb kurzer Zeit zu einem Planeten, der Lichtjahre entfernt ist, zu bringen. Es besteht die Möglichkeit, dass sie gerade auf dem Weg zu uns sind. Jack, obwohl du nicht daran glaubst, werde ich weitermachen. Ich lebe nicht einfach aus Spaß und Vergnügen auf der Insel.“

Hansen setzte sich wieder auf seinen Drehsessel, sah gerade noch Ramans „Scheibenwischer-Gestik“, dann war der eben noch fiktiv anwesende Kollege aus dem Raum verschwunden.

Hansen grübelte:

„Was haben wir nicht alles geschafft? Intelligentes Leben im Sternbild Alpha Centauri entdeckt, ein Mehrgenerationsraumschiff dort hingeschickt. Jetzt kapitulieren? Nein, auf keinen Fall.“

Plötzlich begann sein Blick hektisch hin und her zu eilen. Die Lippen waren nicht zu mehr in der Lage, als nur diesen einen Satz herauszubringen:

„Verdammt, jetzt sind sie weg.“

Anschließend schluckte er. Das Gesicht veränderte seine Farbe. Der Puls und der Herzschlag schienen in einem Wettstreit miteinander zu sein, als er laut herausschrie:

„Wo ist David? Bevor Jack bei mir war, hatte ich doch noch Kontakt zu ihm! Fünf Jahre ist dieses Raumschiff unterwegs und jetzt soll es plötzlich von der Bildfläche verschwunden sein?“

Hansen beobachtete viele Stunden lang die Galaxien, Sternhaufen und Nebel des Universums. Die großen Bildschirme an der Wand, die ihn umgaben und mit zahlreichen Farbtönen bezauberten, erweckten in ihm die Hoffnung, von seinem Vater irgendwann noch ein Signal oder Zeichen zu erhalten. Aber vom Raumschiff „David“ gab es keine Spur mehr.

Anstelle dessen erhielt er unaufhörlich wiederholte Signale, die direkt an ihn gerichtet waren und eindeutig verkündeten, dass Dit-Da kommen würde.

„Doch wer oder was war Dit-Da? Hatte sich wirklich nur jemand einen Scherz erlaubt, wie es Jack vermutete?“

*

Immer lauter werdend näherten sich Schritte der ruhigen Umgebung und zersplitterten seine Gedanken.

Hansen brummte vor sich hin:

„Nicht jetzt, bitte nicht.“

Aber dann vernahm er schon Amandas schrilles Geschrei und wurde abrupt wieder in die Welt des Alltäglichen gezogen.

„James!“

Er schaute seine Frau an und in diesem einen Blick lag eine Fülle von Gefühlen und Botschaften. Keine Worte der Erklärung wären nötig, doch er beschloss dennoch, hinzuzufügen:

„Bitte nicht jetzt! David ist plötzlich mit seinem Raumschiff auf mysteriöse Weise verschwunden, als wäre er von einem schwarzen Loch regelrecht verschluckt worden. Es gab keinerlei Anzeichen oder Hinweise auf sein Verhalten. Das ist nicht seine gewohnte Art. Wenn es wirklich dringend ist, dann bitte ich dich, später wieder zu komme.“

Spätestens in diesem Augenblick wusste James Hansen, dass es keine gute Idee war, die Insel Santa Lussia botanisch gestalten zu lassen. In vergangenen Zeiten gab es an diesem Ort kaum etwas, keinen Baum, keinen Strauch, keinen Grashalm, lediglich den im Jahr 1930 erbauten Leuchtturm, der den Namen des gestrandeten Seemanns Holger Kursson trägt. Das hatte Hansen auf der darauf angebrachten Tafel nach seinen ersten Schritten auf der Insel gelesen. Dass dieser Holger Kursson zu seiner Zeit nicht freiwillig hier landete, war ihm da sofort klar geworden.

Dennoch hatte Hansen sich eine ehemals von Amerikanern militärisch genutzte Immobilie als seinen Wohnsitz ausgesucht. Neben dem Leuchtturm stach dieses Gebäude aus den trostlosen Sanddünen hervor. Seinerzeit war niemand besonders daran interessiert, diese unwirtliche Insel am Äquator zu besuchen - sie war gerade mal so groß wie Monaco - auch Amanda nicht. James Hansen fühlte sich hier wohl, konnte seine wissenschaftlichen Arbeiten weitestgehend ungestört vorantreiben. Er wollte nicht mehr; das stand für ihn außer Frage. Jedoch hatte das ein Ende, seitdem die Insel zum reinsten botanischen Garten mit Sträuchern, Bäumen und einem englischen Rasen geworden war. Ein Freund hatte ihn dazu überredet.

Amanda wollte nach der Inselbegrünung auch dieses Inselflair genießen. Natürlich durfte sie bei ihrem James wohnen, doch sie fühlte sich hier trotzdem einsam. Versuche der Unterhaltung kamen bei James nicht so gut an. Ihre Themen waren nicht die seinen. Das ließ er Amanda deutlich spüren. Einmal sagte sie:

„Eine passende Frau für dich muss erst noch gefunden werden. Auf dem Planeten Erde gibt es sie jedenfalls nicht.“

Im Innern fragte er sich, „hat sie damit vielleicht recht?“

Während James weiterhin nach dem Raumschiff seines Vaters suchte, erreichten ihn regelmäßig geheimnisvolle Signale aus den Tiefen des Universums.

„James“, kreischte Amanda wiederholt, „Fynn hat soeben mit seinem Weltraumboot die Insel verlassen.“

„Hey, Amanda, ich habe schon gemerkt, was draußen passiert. Könntest du mich bitte in Ruhe arbeiten lassen? Aktuell habe ich völlig andere Sorgen, die mich beschäftigen, und obendrein beschäftige ich mich auch noch mit dem plötzlichen Verschwinden von David. Es ist wirklich nervig, wenn du mich ständig störst. Könntest du in deinen Jet steigen? Ich würde dich gerne zurück nach Berlin steuern.“

„James, begreifst du nicht? Unser Junge ist weg und du tust so, als wäre nichts geschehen.“

„Er befindet sich mitten in den turbulenten Teenagerjahren, möglicherweise auf dem Weg zum faszinierenden Titan. Wie alle Jungs strebt er nach diesem Sprungbrett in die große weite Welt. Möglicherweise hat er auch eine Freundin dort oder weiß der Himmel, was. Er sieht sicher für sich auf der Erde keine Zukunft mehr und hier auf der Insel schon gar nicht.“

„Ja, du hast recht, aber nicht alle Menschen können auf dem Saturnmond Platz finden. Zusätzlich wird berichtet, dass es dort eine beträchtliche Gefahr gibt. Ich mache mir Sorgen um ihn.“

„Da mach dir mal keine Gedanken, Fynn ist sich bewusst, was er tut. Er ist 22 Jahre alt und wird seinen eigenen Weg einschlagen. Ich bin viel mehr besorgt um Vater David.“

„James, ich halte es bei dir nicht mehr aus. Die Insel bietet die perfekte Gelegenheit für den schönsten Urlaub der Welt, aber anstatt Zeit mit der Familie zu verbringen, schaust du nur in die Sterne. Fynn hat sich bereits auf den Weg gemacht, und ich habe auch genug davon. Außerdem übertreibst du wirklich mit deinem Ackerbau und deiner Viehzucht. Auf der ganzen Welt wird nirgendwo mehr Fleisch von Tieren konsumiert; fleischlose Wurst, Frikadellen und Analogkäse sind dem geschmacklich deutlich überlegen. Und auch die Felder werden heutzutage nicht mehr so bestellt wie vor hundert Jahren. Dein Kraut und die Rüben, sowie alles andere, was hier auf der Insel wächst, verursachen nur zusätzliche Arbeit. Ich kehre gerne nach Berlin zurück, selbst wenn mich dort möglicherweise Viren erwarten, die darauf aus sind, mich zu besiegen. Das ist noch lange nicht so schlimm wie mit dir auf der Insel zu verkümmern.“

„Amanda, es ist nicht notwendig, dass du das tust. Könntest du bitte bei Professor Georgia Georgi in Berlin vorbeischauen? Sie ist Ärztin und Virologin und wird dich sicher vor einer Infektion schützen. Ich habe dich bereits bei ihr angemeldet.“

Während James Amandas Jet von seinem Arbeitsplatz aus dirigierte, entschlüsselte er zunächst den eben aus dem All empfangenen Funkspruch und staunte nicht schlecht, als er las: „Meeting of people of the earth. Exchange spaceship. Scenario per identifying a new homeland where the nation can be resettled.“

„Seltsam“, bemerkte er, „eine Nachricht, die im Morsecode in der auf der Erde verbreiteten Weltsprache gesendet und mit einem kurzen und einem langen Buchstaben unterzeichnet wurde, nämlich ‚Dit-Da‘. Dieser merkwürdige Schriftzug ist sicherlich eine Unterschrift. Und ‚Mrs‘ davor? Das kann nur Misses bedeuten. Es muss die Dame aus dem ersten Funkspruch sein, die sagte: ‚Ja – mes – Han – sen – Dit-Da – kommt‘.“

Hansen fragte sich, wer hinter diesem mysteriösen Dit-Da steckt. Er hatte den unbedingten Drang, ja, ein unerklärliches Verlangen, das herauszufinden.

„Oder ist es möglich, dass jemand auf der Erde einen Scherz macht, so wie Jack Raman vermutet?“

„Nein, das ist nicht möglich“, berichtigte er sich sofort. „Kein einziger Mensch der Erde befindet sich in diesen Regionen des Absenders.“

Allmählich begriff Hansen, welch eine Sensation sich hinter dem Funkspruch verbürgt. Ein unbekanntes Raumschiff war in Richtung Erde unterwegs, ja, irgendwelche Aliens suchten dringend Kontakt zu den Menschen auf der Erde. Sie beabsichtigen sogar, ansässig zu werden. Und dass sie Menschen der Erde dabei treffen, wie geschrieben stand, fand er selbstverständlich.

„Aber was soll der Tausch des Raumschiffs bedeuten? Gleichgültig, das wird sich in der Zukunft sicherlich aufklären.“

*

Seit Jahren hatte James Hansen auf eine solche Nachricht von Außerirdischen gewartet. Mit hochgereckten Armen umkreiste er seinen Monitortisch wie ein kleines Kind und richtete seine Jubelschreie den umgebenden Bildschirmwänden entgegen, auf denen er das Weltall in all seiner Originalität betrachten konnte. Mit einer Hand strich er nebenbei über die Tischplatte, bis das Sternbild Centaurus mit den Sternen Alpha Centauri A und B an der Wand gegenüber größer wurde.

Abrupt war seine Jubelorgie beendet. Viel zu sehr reizte ihn diese Gegend, vor allem der vier Lichtjahre entfernte Exoplanet Kepler-22r aus diesem Sternbild. Hansens Heranzoomen kam erst zum Stillstand, als kuppelartige, gleichmäßig geformte Erhebungen darauf rasch größer wurden. Sie ähnelten aufblasbaren Hallen. Die umfassenden Untersuchungen und langjährigen Erfahrungen führten zu dem Ergebnis, dass dieses Phänomen keine natürlich vorkommende Erscheinung ist. Er realisierte, dass nur Lebewesen mit einem höheren Intellekt in der Lage wären, eine solch komplexe Konstruktion zu errichten. Und es war offenkundig, dass nur sie in der Lage waren, diesen Funkspruch zu verfassen.

Hansen war allerdings nicht über den genauen Abstand der Außerirdischen zur Erde informiert oder ob sie endlich die ersehnte Hilfe mit sich bringen würden. Es stellte sich die Frage:

„Könnten Außerirdische unsere Sprache mit all ihren Regeln beherrschen?“

Der Funkspruch war für Hansen äußerst rätselhaft. Immer wieder bemühte er sich, den Absender der Signale zu erreichen und war fest entschlossen, auf die Botschaft zu antworten. Jedoch war es vergeblich. Er war nicht in der Lage, das unbekannte Raumschiff ausfindig zu machen und die von ihm gesendeten Botschaften schienen in den unendlichen Weiten des Weltalls zu verschwinden.

Sein von Resignation geprägter Kommentar lautete:

„Es ist faktisch unmöglich.“

Eine Erklärung blieb ihm jedoch verwehrt.

Auch wenn das Objekt nicht manövrieren könnte, wäre es unmöglich gewesen, seine auffällige Markierung auf dem Monitor zu übersehen.

All das fraß an Hansens Nervenkostüm. Er rief nach Raman, wollte sich mit ihm austauschen und bat ihn herüberzukommen.

Die Technik lief reibungslos, und Raman saß wie magisch gelenkt vor Hansen.

„Stell dir vor“, begann er auf ihn einzureden, „das Weltraumprojekt, dem zukünftige Generationen ihr ganzes Leben der Wissenschaft gewidmet hätten, wäre umsonst gewesen. Dann hätte ein umfangreiches Team von Mitarbeitern über mehrere Jahre hinweg umsonst an diesem Projekt mitgearbeitet.

Und vor allem:

Gibt es Hoffnung für die Rettung der Welt und wie geht es den Weltraumenthusiasten überhaupt?“

Raman begann zu erzählen:

„Das beschäftigt mich auch ungemein. Die Welt ist völlig außer Kontrolle geraten. Ich bedauere sehr, jedoch wird David nicht mehr in der Lage sein, bei der Rettung der Welt mitzuwirken.

Innerhalb von nur etwas mehr als hundert Jahren wurde die jahrtausendelange entwickelte Lebensweise vernichtet. Die Auswirkungen der fanatischen Gesinnung von Politikern haben sich manifestiert und sind nun auf die gesamte Menschheit übergegriffen. Heute existiert das Vermächtnis unserer Vorfahren, die vor zwölftausend Jahren mit der Viehzucht und dem Ackerbau begonnen haben, nicht mehr. Ja, und in Bezug auf dieses Problem ist die künstliche Intelligenz ebenfalls nicht hilfreich für uns.

Leider müssen wir das akzeptieren, aber stell dir vor, James; wir sind zusammen unterwegs und schlendern durch atemberaubende Felder, sanfte Wiesen und malerische Täler. Sonnenstrahlen hauchen den üppigen Baumkronen leuchtend magische Farben ein. Sanft schwingt das Gras auf beiden Seiten des Pfades hin und her, vom Wind dazu animiert, uns freundlich zu begrüßen. In einer nahegelegenen Dorfgemeinschaft erschaffen Kühe, Schweine, Schafe und Hühner durch ihre fröhliche Natur ein belebendes Gefühl von Freiheit, begleitet von wohlduftenden Aromen, die eine angenehme Atmosphäre des Landlebens verbreiten. Von ihren malerischen Höfen und ertragreichen Feldern aus grüßen die Bauern freundlich herüber.

Ihre Produkte werden in den aufstrebenden Städten auf den Märkten zum Verkauf angeboten. Es existieren dort bereits vergessene Berufe, zum Beispiel der des Fleischers, Bäckers, Müllers und Försters.“

„Lieber Jack, deine Fantasievorstellung ist wirklich beeindruckend, ich kann gut nachvollziehen, was du damit meinst. Es wird noch eine beträchtliche Zeitspanne dauern und es wird viel Wasser die Elbe hinunterfließen müssen, bevor auch nur ansatzweise darüber nachgedacht wird. Eine große Menge an Dingen sind zuvor in Ordnung zu bringen.

Um es präziser auszudrücken, es ist notwendig, unsere Arbeits-, Lebens- und Essgewohnheiten wieder in vernünftige Bahnen zu lenken. Aufgrund einer unausgewogenen Ernährung leiden die Menschen unter Krankheiten. Es ist von großer Bedeutung, eine erneute Zucht von Rindern, Schweinen, Schafen und anderen Tieren einzuleiten und das Landleben in seiner Gänze neu aufzubauen. Über 30 Millionen Quadratkilometer Brachflächen, die dem Klimawandel einen starken Impuls gegeben haben, müssen wieder bearbeitet werden. Jedoch stellt sich die Frage, wer wird diese Aufgabe übernehmen? Die Menschheit erlitt starke Verluste.

Es ist unerlässlich, dass wir eine längst vergessene Forstwirtschaft wiederbeleben, welche Wälder schafft, die an das Klima angepasst sind und frei von Totholz und Holzschädlingen sind. In den Wäldern sollten Waldtiere leben, die selbst einer Großmutter nichts antun würden.

Das alles umsetzen zu wollen, kommt einem Wunder nahe.“

Ja, James, du sagst es. Vor langer Zeit verkündete die Kirche in ihrem heiligen Text, dass Gott die Welt in sieben Tagen geschaffen habe. Es ist möglich, dass die Menschheit in der Vergangenheit in einer ähnlichen Situation wie der gegenwärtigen war. Vielleicht erhielten sie Unterstützung von einer übergeordneten Autorität, die jedoch nicht als göttliche Wesenheit, sondern eher als ferner Himmelskörper betrachtet werden könnte. Dann ist es denkbar, dass aus taktischen Überlegungen die Unterstützung einer höheren Macht zugeschrieben wurde.

„Deine Idee ist gar nicht so abwegig“, sagte Hansen, „aber dann müsste diese göttliche Hilfe kommen, bevor es zu spät ist. Die Menschheit ist tatsächlich dabei, sich selbst abzuschaffen, ohne es überhaupt zu bemerken. Pandemien, die außer Kontrolle geraten, tragen dazu bei. Wenn Professor Georgia Georgi nicht noch ein Mittel dagegen gefunden hätte, würden in Berlin nicht einmal die noch verbleibenden hunderttausend Einwohner existieren.“

„Nun ist’s gut, James, aber ich möchte das Kraut noch fett machen:

Die Rohstoffressourcen sind auf der Erde aufgebraucht und das auf den Kopf gestellte unwirtliches Klima macht das Leben auf dem Erdball zur Hölle. Da hilft auch keine KI mehr. Nicht zuletzt bedrohen die Zimmisten, dieses zurückgebliebene Land, die Welt mit nuklearen Angriffen. Das Ziel ist, den Kommunismus auf dem gesamten Erdball zu erzwingen. All diese Gefahren wurden anfangs von den meisten Menschen nicht ernst genommen und von den Gewinnern des globalen Systems, die ihre Macht und ihren Wohlstand um jeden Preis verteidigten, schlechthin ignoriert. Jetzt, kurz vor zwölf, sollte auch der Letzte auf der Erde die ernste Situation erkannt haben.“

„Zwei Möglichkeiten gibt es“, fasste Hansen zusammen: „Entweder konnten die Frauen und Männer um David eine neue Welt finden, in die sie flüchten konnten – aber dann gäbe es ein Feedback von ihnen - andernfalls das Ende der Menschheit. Vielleicht kann diese Dit-Da doch noch die Welt retten? Du schließt das sicherlich aus, aber ich betrachte es als die einzige erfolgversprechende Möglichkeit.“

„James, ich wünschte es mir so sehr, auch den Erfolg wünsche ich dir. Ich möchte aber den ‚Faust‘ von Goethe zitieren: ‚Die Botschaft hör' ich wohl, allein mir fehlt der Glaube‘.“

Danach verschwand Jack Raman aus dem Blickfeld.

*

Das Auffinden von David hatte für James Hansen höchste Priorität. Während er die Galaxien, Sternhaufen und Nebel beobachtete, behielt er ihn stets im Hinterkopf. David war jedoch komplett abgetaucht.

Stattdessen empfing er regelmäßig diese sonderbaren Signale aus dem Weltall. Es war zwar kein Funkspruch mehr dabei, aber diese kurzen und langen Zeichen, dieses Dit-Da, kristallisierte sich in dem Wirrwarr der unzähligen Radiowellen heraus, und das im gleichmäßigen Zeitintervall. Irgendwer war ihm auf den Fersen. Das registrierte er von Tag zu Tag deutlicher. Er fühlte sich nicht allein, auch wenn sich kein irdisches Wesen in seiner Nähe, ja nicht mal auf der Insel befinden konnte.

James Hansen glaubte ohne Zweifel nicht an Gespenster, doch es gab in seinem Umfeld Geräusche, die er nicht zu deuten vermochte. Jemand störte ihn beharrlich während seiner Weltraumexperimente, indem er gezielt dazwischen funkte. Zufall? „Nein, nein, Hansen, da liegt etwas in der Luft“, sprach er mit sich selbst. Es schien ihm hier und jetzt, dass irgendwer dringend Kontakt aufnehmen wollte.

Hat diese Dit-Da, wenn es sie überhaupt gibt, meine Signale empfangen? Möchte sie in naher Zukunft die Erde ansteuern, wie sie es in ihrem Funkspruch erkennen ließ? Vielleicht sind noch mehrere Sprüche dieser Art im Äther unterwegs und ich kann sie nur nicht mehr finden.

Oder stecken etwa die Zimmisten hinter allem? Aber so ein merkwürdiges Verhalten würden sie sicher nicht an den Tag legen. Da wäre eher das Propagieren ihrer unpopulären Weltanschauung aus längst vergangener Zeit denkbar, dies dann jedoch auf anderen Plattformen. Außerdem ist es den Zimmisten unmöglich, in solche Entfernungen zu gelangen. David käme da eher infrage, der ist aber verschwunden und hätte mit Sicherheit auch einen anderen Text verfasst.

Hansen war ratlos. So sehr war er von dieser Dit-Da fasziniert, dass er nun sogar den Geburtstag seiner Amanda vergessen hatte und damit auch den geplanten Besuch in Berlin. Wie vom Blitz getroffen schoss er augenblicklich in voller Länge aus seinem Sessel hoch. Jack Raman stand in Lebensgröße urplötzlich vor ihm – nein, nicht in natura, sondern nur als Vision.

Als Hansen die Worte „Ich bin es, Jack“ vernahm, durchfuhr ihn plötzlich ein Schrecken angesichts seiner eigenen Schöpfung. Plötzlich tauchte der gewaltige Raman vor ihm auf, was seine Knie zum Zittern und sein Gesicht kreidebleich werden ließ. Mit ängstlichem Tonfall antwortete er:

„Ich weiß, Jack, aber wie kannst du mich bloß dermaßen erschrecken?“