Flucht ins Ungewisse - Wilfried A. Hary - E-Book

Flucht ins Ungewisse E-Book

Wilfried A. Hary

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Beschreibung

Wer sind die Fremden, welche die Gehirne von Menschen manipulieren? Und was sind ihre Motive? Grant Tathman und Fitch Mestol sind zwei dieser manipulierten Menschen. Und sie wollen sich nicht damit abfinden, nur die Marionetten dieser geheimnisvollen Unbekannten zu sein. Als sich dann aber die Ereignisse überschlagen und ein hochrangiger Politiker ermordet wird, bleibt ihnen nur die Flucht in die unbekannten Tiefen des Alls. Werden sie dort des Rätsels Lösung finden?

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Wilfried A. Hary

Flucht ins Ungewisse

Terra-Utopia - Band 2

Titelei

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Flucht ins Ungewisse

 

 

 

 

 

 

 

W. A. Hary

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Impressum

 

Copyright: Novo-Books im vss-verlag

Jahr: 2023

 

Lektorat/ Korrektorat: Hermann Schladt

Covergestaltung: Armin Bappert unter Verwendung eines Fotos von http://www.gratisfoto.eu/

 

 

Verlagsportal: www.novobooks.de

 

 

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.

 

Das Werk, einschließlich aller seiner Teile, ist urheber-rechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig

 

 

 

 

1

 

Man hätte sie von Menschen nicht un­terscheiden können und doch waren sie keine. Obwohl es bis dato keinem einzi­gen Raumschiff mit menschlicher Besat­zung gelungen war, in der Weite des Alls auf Fremdintelligenzen zu stoßen, wohnten und lebten diese fünf menschen­ähnlichen Geschöpfe bereits seit vielen Jahren auf dem Planeten SANORAM, der zu den Randgebieten des menschli­chen Machtbereiches gehörte.

Niemand ahnte etwas von dem Vor­handensein dieser Nichtmenschen. Nun, sie waren nur fünf und überaus vorsich­tig. Ihre so täuschende Ähnlichkeit mit den Menschen verdankten sie unzähli­gen kosmetischen Operationen.

Aber sie blieben nicht einfach nur in ihrem Versteck und verhielten sich pas­siv. Nein, sie waren sogar äußerst aktiv. Viele Meter unter der Oberfläche des Planeten hatten sie ihren Stützpunkt. Oh, sie waren gut ausgerüstet und zu al­lem entschlossen.

Diese Entschlossenheit brauchten sie auch, wollten sie die gigantische Auf­gabe lösen, die sie sich selbst gestellt hat­ten.

»Wir müssen handeln«, sagte einer der fünf. Es war ein »Mann«. »Wenn wir jetzt nicht Plan Eins aktivieren, wird es bald vielleicht schon zu spät dafür sein.«

Die Entgegnung kam von einer »Frau«: »Ich bin dafür, noch abzuwar­ten.«

Der »Mann« neben ihr schüttelte den Kopf.

»Die Entscheidung, die wir fällen müssen, ist schwierig. Wir könnten tat­sächlich noch etwas Zeit brauchen, aber auf der anderen Seite haben wir keine. Wir können es uns also nicht selbst aus­suchen. Die Situation verlangt unser ra­sches Handeln.«

»Aber unser Mann ist noch nicht so­weit«, widersprach die »Frau« heftig.

Ein anderer der Anwesenden machte eine entschiedene Handbewegung.

»Wir dürfen nicht warten, bis es zu spät ist.«

Endlich meldete sich der fünfte im Bunde zu Wort: »Vielleicht sollten wir demokratisch abstimmen? Immerhin hängt eine Menge von der Entscheidung ab.«

Es wurde abgestimmt. Drei zu zwei war das Ergebnis - drei zu zwei für schnelles Handeln.

»Ich werde den Überbringer des Schlüsselauftrags übernehmen«, sagte die Frau entschlossen. Man sah ihr nicht an, dass sie vor Minuten noch entschie­den gegen alles gewesen war. Sie beugte sich kompromisslos der Entscheidung der Mehrheit.

»Ich weiß nicht recht, ob Mord der richtige Auftakt für kosmische Vorgänge ist. Es erinnert meines Erachtens zu sehr an die Vergangenheit dieser Rasse.«

Das war das einzige, was derjenige dazu zu sagen hatte, der mit ihr dagegen gestimmt hatte.

Das kosmische Schachspiel trat in die erste entscheidende Phase. Menschen waren die Figuren.

 

2

 

Grant Tatschman konnte von Glück sagen, dass er einen der neuen, vollkli­matisierten Trenchcoats anhatte, denn es war empfindlich kühl an diesem Abend.

Er dachte flüchtig an die Hafengebiete längst vergangener Zeiten. Auch da war des Nachts jene düstere Atmosphäre vorherrschend gewesen. Was heute al­lerdings gänzlich fehlte, war das ferne Signal von Schiffssirenen, das Plätschern der Wellen und das Lärmen auf den Docks. Nur ab und zu vibrierte etwas der Boden, wenn einer der gigantischen Fährraumer abhob oder sich zur Lan­dung niedersenkte.

Grant Tatschman kuschelte sich in den Trenchcoat, vergaß die Kälte und setzte sich endlich in Bewegung. Er musste es hinter sich bringen.

Vor ihm begann das dunkelste Viertel der Stadt. Ja, das war es, was aus der al­ten Zeit übriggeblieben war: düstere Spelunken und fragwürdige Etablisse­ments, in denen sich allerlei Gesindel herumtrieb. Hier verkehrte der Ab­schaum einer Menschheit, die bereits weit in das All vorgedrungen war.

Grant Tatschman verfluchte es zum wiederholten Male, dass es verboten war, das Hafenviertel direkt mit einem Gleiter anzufliegen. Man musste seinen Gleiter entweder am Rande der Gegend abstellen oder die Gefahr eingehen, auf dem Parkplatz direkt am Raumhafengebäude vergeblich nach einer Parkmög­lichkeit Ausschau zu halten.

Der aus sich heraus leuchtende Stra­ßenbelag spendete genügend Licht, um dem einsamen Mann den Weg zu zeigen, aber doch nicht genug, um ihn die beiden Männer erkennen zu lassen, die sich wei­ter vom in eine dunkle Ecke gedrückt hatten und auf ihn lauerten.

Es zeugte eigentlich von purem Leichtsinn, wenn man sich hierher zu Fuß wagte und nicht die unterirdische Magnetbahn benutzte, um an sein Ziel zu gelangen, aber Tatschman hatte keine andere Wahl gehabt.

Seine unbekannten Auftraggeber hat­ten Wert darauf gelegt, dass er vom Registrierautomaten, der sich in jedem der unterirdischen Bahnhöfe befand, nicht erfasst wurde. Deshalb musste er sich un­nötig in Gefahr bringen.

Im nächsten Augenblick gefror ihm das Blut in den Adern. Er hatte eine Be­wegung erkannt.

Bevor er reagieren konnte, schoß eine Faust aus dem Dunkel neben ihm. Doch der fremde Angreifer hatte Tatschmans Reflexe unterschätzt. Der Schlag streifte nur Grants Oberarm. Dann wandte sich der Privatdetektiv seinem Gegner zu.

Der Fremde stammte vom Planeten Erdohm. Die Strahlung der dortigen Sonne hatte dafür gesorgt, dass die Haut der Menschen im Laufe der Generatio­nen eine seltsame Färbung angenommen hatte. Diese Färbung bewirkte bei Dun­kelheit einen kaum merklichen Leucht­effekt.

Der Erdohmer sprang vor. Grant Tatschman steppte zur Seite und ent­kam so den zupackenden Fäusten. Dann schlug er seinerseits zu. Seine rechte Handkante traf den Erdohmer knapp un­terhalb des Nackens. Der Mann krachte zu Boden. Im nächsten Augenblick war Grant über ihm.

Aber Grant Tatschman hatte die Ge­fahr unterschätzt. Während er sich dem Erdohmer widmete, wandte er dem Ver­steck des Angreifers den Rücken zu. So gewahrte er nicht, dass der Erdohmer nicht allein gewesen war.

Ehe er seinen Fehler eingesehen hatte, hörte er ein Rascheln hinter sich. Seine Abwehrbewegung kam zu spät. Ein furchtbarer Hieb traf ihn.

 

*

 

Fred Solster behauptete von sich, ein direkter Nachkomme von echten Erd­bewohnern zu sein. Niemand hatte sich bisher die Mühe gemacht, dies nachzu­kontrollieren, und niemand wunderte sich auch darüber, dass Solster eigentlich gar nicht so aussah wie ein echter Terraner. Aber, wer achtete schon auf das Aussehen? Die Menschen, die auf all den verschiedenartigen Planeten aufge­wachsen waren, hatten oftmals ein recht abenteuerliches Äußeres. Mit der Zeit gewöhnte man sich daran, denn prak­tisch war auf jedem Planeten jede Rasse vertreten.

Jahrhundertelang waren die Koloni­sten untereinander abgekapselt gewe­sen, hatten sich den Lebensbedingungen auf ihrem Planeten allmählich angepasst und sich verändert. Bis das interstellare Transmittersystem ausgebaut gewesen war. Es erlaubte interplanetarische Rei­sen in relativ kurzen Zeitspannen.

Allerdings hatte das System auch Nachteile. Man konnte beispielsweise nur Planeten erreichen, die einen Emp­fänger hatten. Außerdem konnte eine Transmission nur zwischen Geräten er­folgen, die durch keine feste Materie voneinander getrennt waren. Dieses physikalische Gesetz führte zu einem Kuriosum: Während man in Minuten­schnelle von einem Sonnensystem zum anderen reisen konnte - über eine Di­stanz von bis zu tausend Lichtjahren -, wurde der Transport von Menschen und Gütern zu den Transmitterstationen im Weltraum von Raumschiffen übernom­men, die oftmals tagelang unterwegs wa­ren. Auf den Planeten selbst waren die wichtigsten Transportmittel Gleiter und Magnetbahnen.

Neben den Raumfähren, die mitunter gigantische Ausmaße hatten, gab es auch Raumer, die Forschungszwecken dienten und größere Entfernungen im All überwinden konnten. Sie bildeten das zweite Kuriosum des Systems: Es war nämlich bisher unmöglich geblie­ben, die Geschwindigkeit des Lichtes zu überbieten. Wurde also ein neuer Stern erforscht, brauchte das ausgesendete Raumschiff viele Jahre, um die Entfer­nung bis dahin zu überbrücken. Trat un­terwegs ein Defekt auf, konnte man mit­tels des an Brod mitgeführten Transmit­ters dieselbe Strecke innerhalb von Mi­nuten oder sogar Sekunden zurückle­gen. Ein seltsames Spiel der Natur.

Fred Solster jedoch hatte im Moment andere Dinge im Kopf: Er bereitete seine erste Rede für die folgende Wahlperiode vor.

Vor Jahren war dieser unscheinbare Mann quasi aus dem Nichts aufgetaucht. Mit ungeheurem Elan hatte er sich in die planetare Politik gestürzt. Seine Erfolge waren dabei überwältigend gewesen. Der krönende Abschluss davon würde ein vorderer Platz im planetaren Senat sein, der Fred Solster jetzt schon so gut wie sicher war. Allerdings musste er noch etwas tun, bevor es soweit war, was ihm wiederum keine große Mühe bereiten würde. Manche behaupteten sogar, der aufwärts strebende Fred Solster hätte be­rechtigte Chancen, demnächst den Stuhl des Ministerpräsidenten zu besetzen. Auf dem besten Weg dahin war er.

Solster spielte mit dem kleinen Mikro­fon des Diktiergerätes, das jedes seiner Worte aufzeichnete und schriftlich wie­dergab.

Nein, er musste den letzten Satz än­dern. Es durfte nicht zu offensichtlich werden, dass er auf den Platz des mäch­tigsten Mannes dieses Planeten speku­lierte. Er musste etwas Bescheidenheit erkennen lassen, aber auch, dass er im Grunde genommen der ideale Mann für den Sitz des Senatspräsidenten und gleichzeitigen Ministerpräsidenten war.

Er drückte auf den Knopf, der sich an der Seite des Mikrofons befand, und be­fahl dem Miniaturcomputer, den letzten Satz zu streichen. Kaum hatte er den Be­fehl ausgesprochen, entstand ein hohes Summen in seinem Ohr. Er zuckte zu­sammen. Der Ton hatte seinen Ursprung in dem winzigen Instrument, das direkt neben dem Trommelfell von Solster einoperiert war. Kein Mensch außer sei­nen engsten Vertrauten wusste etwas da­von. Ja, niemand auf diesem Planeten außer ihnen ahnte überhaupt, dass die Technik weit genug fortgeschritten war, um ein solches, völlig energielos arbei­tendes Instrument hervorzubringen.

Die Lippen Fred Solsters formten laut­lose Worte. Aber die winzigen Vibrationen in seinem Kehlkopf genügten dem Sender, um einen klaren Satz daraus zu formulieren und auszustrahlen: »Was ist los?«

»Wir haben einen Verdacht!«

Fred Solster griff sich an den Kragen, der ihm plötzlich zu eng geworden war. Auf einmal hatte er schreckliche Angst. Was bedeuteten diese schlichten Worte: »Wir haben einen Verdacht«? Misstraute man ihm gar?

Er sah sich im Geiste schon am Ende seiner steilen Karriere, die er jenen Un­bekannten verdankte, die sporadisch mit ihm in Verbindung traten.

Er brauchte Sekunden, um sich wieder soweit in der Gewalt zu haben, dass er die Frage formulieren konnte: »Was meint ihr damit?«

»Du befindest dich in Gefahr - Le­bensgefahr«, sagte die leidenschaftslose Stimme in seinem Ohr.

Die Angst blieb. Solster überlegte fie­berhaft. Er befand sich in Gefahr?

»Was soll das? Woher habt ihr diese Information?«

Er war heftiger gewesen, als er es be­absichtigt hatte. Zu spät kam ihm das Bewusstsein. Er musste in der Wahl seiner Worte in Zukunft vorsichtiger sein.

Aber seine unsichtbaren Gesprächs­partner waren an diesem Abend weni­ger empfindsam als sonst.

»Wir können nichts Genaues sagen. Es ist, wie gesagt, nur ein Verdacht. Wir ra­ten dir dennoch, künftig auf der Hut zu sein. Es ist schwer, auf diesem Planeten einen Mord zu begehen, aber schwer be­deutet nicht unmöglich. Vergiss das nicht.«

Fred Solster wollte noch etwas ent­gegnen, aber der hohe Laut, der seinen Ursprung scheinbar mitten in seinem Kopf hatte, zeigte an, dass die Verbin­dung kurzerhand unterbrochen worden war. Er selbst konnte seine Hintermän­ner nicht anrufen. Er war in dieser Hin­sicht stets zur Passivität verurteilt.

»Verdammt!« fluchte er lautstark.

Erst jetzt kam ihm zu Bewusstsein, dass das Diktiergerät noch immer in Betrieb war. Ärgerlich ließ er auch das letzte Wort löschen. Dann legte er achtlos das Mikrofon beiseite. Seine Gedanken be­schäftigten sich im Moment mit etwas anderem. Was hatten die Fremden mit diesem seltsamen Anruf bezwecken wollen? Es war das erste Mal gewesen, dass sie sich mit ihm in Verbindung ge­setzt hatten, ohne ihm dabei konkrete Mitteilungen zu machen. Befand er sich wirklich in Gefahr, oder wollten sie sei­nen persönlichen Ehrgeiz nur etwas dämpfen, damit er sich nicht von ihnen lossagte?

Solster trat an eine der vier Wände und ließ sie transparent werden. Sein Apartment befand sich hoch über der Stadt. Es schien mitten in der Luft zu schweben und war doch nur ein ver­schwindend kleiner Teil eines giganti­schen Wohnturms.

Von hier aus hatte man eine großar­tige Aussicht. Weit hinten, am Rande der Stadt, dort, wo die nur mit einzelnen Bü­schen und trockenem Gras bewachsene Steppe begann, dehnte sich der Raumha­fen aus.

Fred Solster verzog das Gesicht. Sanoram City war eine wunderbare Stadt. Längst schon war die Sonne, die von der alten Erde aus als Stern Nr. 13 inmitten des »Haares der Berenike« zu sehen war, untergegangen. Sanoram City zeigte ihre ganze Lichterpracht.

Fred Solster wollte nicht nur die Ge­schicke dieser Stadt, sondern die des ge­samten Planeten leiten. Wenn er diese Pracht so vor sich liegen sah, vergaß er zuweilen fast die immense Arbeit, die hinter ihm und teilweise auch noch vor ihm lag, wollte er eines Tages zum Ziel seiner Träume kommen.

Jetzt vergaß er sogar die Warnung der anderen. Ja, sie drohte, fast ganz und bis auf weiteres aus seinem Gedächtnis zu geraten.

Er fühlte eine seltsame Euphorie in sich aufsteigen, so, als könne ihm nichts und niemand auf dieser Welt etwas an­haben.

Nur einmal, als sein Blick das im Ver­gleich zur gesamten Stadt ziemlich kleine Hafenviertel streifte, spürte er eine unerklärliche Unruhe in sich auf­steigen. Als ahne er, dass sich dort ein Unheil zusammenbraute - ein Unheil, das ihn zum Ziel hatte.

Aber die Unruhe war schnell wieder vergessen, sobald sein Blick weiterge­wandert war.

 

 

 

 

3

 

Sie war kreidebleich.

»Was war das gewesen? Sind wir schon zu spät mit unserem Plan?«

Ihr Nebenmann nickte langsam.

»Es sieht fast so aus«, sagte er. »Aber wir dürfen nicht den Mut verlieren, müssen am Ball bleiben. Zuviel hängt davon ab. Gut, die anderen haben einen Ver­dacht - wer aber sagt uns, dass dieser Verdacht uns überhaupt trifft? Nein, ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass die Gegenseite von unserem Vorhan­densein überhaupt etwas ahnt.«

»Wenn ich nur wüsste, wo die ihren Stützpunkt haben.«

»Das würde nicht viel nützen«, meinte ein dritter. »Wir müssten sie in Ruhe lassen, denn jeder offene Angriff würde Aufmerksamkeit auf uns lenken. Damit wäre unsere lebenswichtige Mis­sion zum Scheitern verurteilt.«

Der vierte kratzte sich am Kinn — wie er es immer tat, wenn er ein Problem hatte. Es war eine typisch menschliche Geste, die er sich da angeeignet hatte.

»Egal, wen der Verdacht trifft: Wir können nicht mehr zurück. Der Auftrag ist vergeben. Unser Mann muss han­deln.«

»Und wenn er es nicht tut?«

Niemand wusste, wer diese Frage ge­stellt hatte, und niemand hatte Lust, sich die Antwort auch nur vorzustellen.

 

*

 

Fitch Mestol spürte recht deutlich, dass er bereits jetzt schon zu viel getrunken hatte. Aber er hieb auf den Tisch und schrie das sich in der Mitte von diesem befindliche Bedienungsgerät an, es solle ihm noch einen Drink geben.

Aber der Computer hatte vom Wirt längst schon die Information erhalten, dass Fitch Mestol im wahrsten Sinne des Wortes blank war. Es gab nichts mehr.

Fitch Mestol packte nackte Wut. Sie war sinnlos, eine Ausgeburt seines Rau­sches. Mit seinen kräftigen Händen griff er nach den Bedienungselementen und rüttelte daran.

In diesem Augenblick legte sich eine schwere Hand auf seine Schulter.

Er warf sich herum.

Der Besitzer stand hinter ihm.

Langsam erhob sich Fitch Mestol. Obwohl er nicht klein war, überragte ihn der Wirt noch um halbe Haupteslänge. Aber der Rausch war stärker als der Ver­stand. Fitch Mestol packte den Mann am Rockaufschlag.

»Hast du gedacht, mich so einfach an die frische Luft setzen zu können?« lallte er. »Mit einem Klaps auf die Schulter und so?«

»Sei vernünftig, Fitch. Wenn du be­zahlen kannst, bekommst du auch zu trinken. Außerdem hast du ohnehin mehr, als für dich gut ist.«

Die Stimme des Mannes hatte sanft geklungen, aber seine Augen sprachen eine andere Sprache.

Mestol war zu betrunken, um solche Details noch wahrnehmen zu können.

»So was wie du will mein Freund sein«, lallte er und holte weit zum Schlag aus.

Aber er kam nicht dazu. Im nächsten Augenblick spürte er einen feinen Ein­stich in der Brust. Ehe er reagieren konn­te, wankte der Boden unter seinen Fü­ßen. Wie ein gefällter Baum kippte er um, auf den warmen Kunststoffbelag, mit dem das Lokal ausgelegt war.

Es dauerte eine halbe Minute, in der er meinte, das Unterste kehre sich zuoberst, und das Innere käme nach außen. Dann wurde sein Blick wieder klarer.

Er erhob sich und sah den Wirt abfällig von Kopf bis Fuß an.

»Erst ziehst du einem das letzte Hemd aus, und dann gönnst du einem noch nicht einmal den Rausch.«

Er machte die Geste des Zu-Boden-Spuckens.

Das Gesicht des Wirtes zeigte ein fa­des Grinsen. Er steckte die Spritze weg, mit der er Fitch eine gehörige Ladung Antialkoholika verpasst hatte.

»Was willst du, Fitch? Du wurdest halt renitent, und den Schuss bekommst du sogar kostenlos, weil du mein Stamm­gast bist. Andere müssen dafür bezah­len. Freue dich außerdem, dass du jetzt wieder stocknüchtern bist. So kann es dir nicht schlecht werden, und du hast mor­gen keinen Brummschädel.«

Fitch Mestol winkte ab und verließ das Lokal.