2,99 €
Ein allerletzter Pirschgang mit einem Jagdfreund, der vor kurzem seinen Abschied von uns und von dieser Welt nahm. Mit ihm erlebte ich viele schöne, auch erfolgreiche Pirschgänge in unserem Revier. Möge er noch immer den Fährten des Wildes nachgehen, wo immer er auch jetzt jagd...
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Veröffentlichungsjahr: 2017
Eigentlich war es von mir angedacht, dass dieses Buch „nur“ meine Liebe zur Natur, zu den Tieren und Pflanzen und natürlich auch zur Jagd wiederspiegelt. Kann man sich denn etwas Schöneres vorstellen, als mit und in der Natur zu sein. Die Zusammenhänge zwischen Flora und Fauna zu verstehen. Ich meine damit nicht aus Sicht der Wissenschaft heraus. Sondern – und vor allem – aus Sicht des Jägers. Wir sind es doch die tagtäglich, wenn sich uns die Möglichkeit bietet, unsere Zeit im Revier verbringen. Wir erleben doch von einem zum anderen Mal die Wechselwirkungen, welches das Leben erst möglich macht. Darunter verstehe ich nicht nur das Leben der Tiere und Pflanzen. Sondern, und vor allem sehe ich hierin auch unser „Überleben“ auf dieser Erde.
Natürlich könnte ich an dieser Stelle unendlich viele harte wissenschaftliche Fakten nennen, welche diese Thematik „beweisen“ kann. Aber, und das ist das Problem in der Wissenschaft. Es werden immer nur Teilbereiche aus einer zusammenhängenden Symbiose des Lebens an sich herausgefiltert. Wir Jäger jedoch erkennen und Erleben die Zusammenhänge als Ganzes. Sozusagen als eine Einheit! Wir sehen, spüren und fühlen mit und in der Natur.
Am Anfang schrieb ich das Wort „Nur“! Denn inmitten des Schreibens dieses Buches verabschiedete sich einer meiner Jagdkollegen für immer von uns. Er verweilt wohl seit kurzem in einem Revier im Jenseits. Aus diesem Grund werde ich vor allem Geschichten erzählen, die ich mit ihm im Revier und bei Jagd erleben durfte. Auch er hat sich voll und ganz dem Weidwerk verschrieben. Wann immer er konnte, rief er bei mir an und schon fuhren los um auf Reh, Fuchs und Hase zu jagen. Auch fuhren wir einmal im Jahr ins heimatliche „Ausland“, nach Güssing (Burgenland), um gemeinsam auf Sauen, Dam- und Rothirsch zu jagen. Ich hoffe, nein – eigentlich bin ich mir sicher, dass er jetzt wo immer er sich auch befinden mag, inmitten von Fichten, Tannen und Buchen hockt, um seiner „Berufung“ Jagd nachzukommen. Sei es ihm vergönnt…
Mach´s guat Pepi, Weidmannsheil und Weidmannsdank!
Lange noch saß ich auf einem Wurzelstock und betrachtete diese wohl „einmalige“ Trophäe, die mir Artemis an diesem Morgen zur Beute werden ließ. Unsagbare Gefühle durchfluteten in jenem Moment meinen Körper. Rings um mich nur Natur und die eben erst emporgekommene Sonne schien auf mich herab. Der Wald mit seinen unsagbar vielen Geräuschen, die Gerüche die von ihm ausgingen, und so weiter. All dies durfte ich in diesen wenigen Minuten in mich aufnehmen…
Begonnen aber hatte dies alles an einem wolkenbehangenen, nicht gerade warmen Nachmittag im Juni. Pepi und meine Wenigkeit – wie könnte es auch anders sein – verbrachten diesen Abend im Revier, um nach den Böcken zu schauen. Bis zu diesem Zeitpunkt konnten wir in jenem Jahr nur einen schwachen, aber doch interessanten Abschußbock erlegen. Ansonsten tat sich mit den „Herren der Schöpfung“ noch nicht wirklich viel! An diesem Abend aber, und da war ich mir sicher, sollte sich das Blatt zu unseren Gunsten wenden. Einer von uns Beiden wird sicher Weidmanns Heil haben.
Bin ich der einzige, der immer solche „komischen“ Vorahnungen hat? Ich denke nicht! Aber es ist schon auffällig, dass ich mir an manchen Tagen relativ sicher bin, dass etwas „außergewöhnliches“ passieren wird. Trotzdem – wie sollte es auch anders sein – kommt es immer ganz anders als man denkt! Wir Jäger kennen das zur Genüge. Ein Erlebnis, welches noch gar nicht so lange her ist, kann dies recht deutlich veranschaulichen:
„Rehe“ im April
Anfang April war es wieder soweit. Für jenes Wochenende stand Salzsteine austragen auf meinem Plan. Und ich freute mich schon richtiggehend auf diese drei Tage im Revier. Wer kann es mir auch verdenken! Haben wir doch genau in dieser Jahreszeit die besten Möglichkeiten unser Rehwild zu beobachten. Denn die Natur - Pflanzen und Tiere – all dies erwacht scheinbar wieder zu neuem Leben. Man kann richtiggehend spüren, wie unsere Erde nach der stillen Zeit wiederum zu pulsieren beginnt. Und mit ihr beginnen auch wir Jäger mehr und mehr, wieder auf unsere innere Stimme zu hören. Jene Stimme, die uns immer und immer mehr dazu drängt, dass wir uns vermehrt in unseren Revieren aufhalten. Eben dort, wo wir am „liebsten“ sind.
Ich nahm mir an diesem Morgen vor, oben am Zwerg Bumsti Standl meinen Ansitz zu verbringen. Eben dort, wo ich jedes Frühjahr zu allererst nach unserem Rehwild Ausschau halte. Noch in stockdunkler Nacht stand ich am Waldrand und linste in den Schlag hinaus. Welcher noch an den meisten Stellen eine Schneedecke aufwies. Ganz langsam setzte nun die Dämmerung ein und verbannte wieder einmal die schwarze Nacht, um dem lebensspendenden Licht Platz zu machen.
Mit einem ersten „unschuldigen“ Blick hinaus auf den Schlag erschrak ich fast. Da stand doch keine 10 Meter von mir entfernt ein Fuchs völlig frei. Und was für einer! Ich erkannte ihn gleich wieder. Es war der Birkfuchs vom vorigen Herbst, den eine Gais mit ihrem „Geplärre“ wohl das Leben gerettet hatte. Und jetzt – in dieser Situation – hatte ich natürlich nicht die geringste Chance auch nur daran zu denken, die Büchse von der Schulter zu nehmen. Er – wie auch ich standen uns ohne jegliche Deckung gegenüber. Ein paar Sekunden noch versuchte Reineke verzweifelt zu eruieren, was oder wer sein Gegenüber darstellen würde. Und dann hieß es auch schon Lunte in die Höhe und ab die Post Richtung schützender Deckung.