Frankfurter Liebespaare - Silke Wustmann - E-Book

Frankfurter Liebespaare E-Book

Silke Wustmann

4,9

Beschreibung

In der Liebe ist es von alters her wie heute; manche Paare sind glücklich verliebt, andere unglücklich. Man liebt eigentlich jemand anderen, der wiederum jemand anderen liebt. Oder man liebt einander, findet aber nicht zusammen. Sehnsüchte gehen in Erfüllung, andere bleiben auf ewig unerhört. Manches reicht zu romantischen Erzählungen, anderes für Tragödien. Frankfurt ist voller Liebesgeschichten und Orten, an denen sie sich abspielten. Von Karl dem Großen, Ursula von Melem; Friedrich Hölderlin, Johann Wolfgang von Goethe, Karoline von Günderrode und viele andere mehr, sie alle haben in Frankfurt ihre Liebesabenteuer erlebt. In diesem Buch sind die packendsten Romanzen zusammengefasst und werden von Silke Wustmann unterhaltsam erzählt. Insgesamt werden etwa 25 Paare vorgestellt, die Liste reicht bis in die Mitte des 20. Jahrhunderts. Viele der Geschichten wären in der heutigen Zeit ein gefundenes Fressen für die Klatschspalten und Talkshows. Berühmte Paare und Orte ihres Lebens und Liebens. Ein Streifzug durch eine andere Stadtgeschichte, die ganz zeitlos ist. "Historikerin beweist: Frankfurt ist die Stadt der Liebe" Bild, 03.12.2008 "Hassliebe, ewige Liebe, heimliche Liebe, kriselnde Liebe, unglückliche Liebe, unerfüllte Liebe - Silke Wustmann hat von allem etwas gefunden." Frankfurter Rundschau, 22.07.2008

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SILKE WUSTMANN

Frankfurter Liebespaare

Welch eine schwere Kunst ist die Liebe!Wer kann sie verstehen?Und wer muß ihr nicht folgen?

(Susette Gontard)

Silke Wustmann, »Frankfurter Liebespaare«, 3. Auflage 2012

© 2009 B3 Verlag, Norbert Rojan, Markgrafenstraße 12, 60487 Frankfurt

Alle Rechte vorbehalten.

Das Werk einschließlich seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt.

Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlages unzulässig und strafbar.

Das gilt insbesondere für Kopien, Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen.

Mehr Informationen zum Programm des B3 Verlages unter www.bedrei.de

Umschlag-Motiv: Maria Wilhelmine von Gillé geborene Nestlé und

Wilhelm Isaak von Gillé: Ölgemälde von Caroline Bardua (zugeschrieben), 1830, Historisches Museum Frankfurt

Layout, Satz und Umschlag: Fagott, Ffm

Gesetzt aus der Unit und der Elzevir

Druck und Weiterverarbeitung: KLARdruck, Marktheidenfeld

ISBN 978-3-938783-13-9

SILKE WUSTMANN

Frankfurter Liebespaare

Romantisches und Tragisches aus1200 Jahren Stadtgeschichte

SILKE WUSTMANN – FRANKFURT AM MAIN, MAI 2008

EinVorwort

Liebesgeschichten sind immer in ihrer Zeit verankert und sollten daher möglichst mit den Augen der Zeitgenossen betrachtet werden; zugleich haben sie aber etwas Ewig-Gültiges. All die kleinen Strohfeuer und großen Gefühle, die eingebildeten und tatsächlichen Affären, die glücklichen und traurigen Momente, von denen hier die Rede sein wird, sind für den Leser nichts wirklich Neues. Und doch hat jede Liebe ihre ganz eigene Dramaturgie, die sie einzigartig sein lässt.

Die Auswahl der Episoden erfolgte völlig subjektiv und erhebt keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Es ging mir darum, bekannte und weniger bekannte Paare zu versammeln, deren Liebe einen eindeutigen Frankfurt-Bezug haben musste. Zugegeben, der ist nicht bei allen gleich stark ausgeprägt, aber unsere Stadt ist in jedem Fall für eine gewisse Dauer Ort der Handlung gewesen.

Die Quellenlage zu den einzelnen Geschichten ist sehr unterschiedlich. Je kürzer sie zurückliegen, desto besser sind sie naturgemäß dokumentiert. Als besonders ergiebig erwies sich das ausgehende 18. und das gesamte 19. Jahrhundert, weil sich das Briefeschreiben damals großer Beliebtheit erfreute. Um niemandem zu nahe zu treten, wurden die Beziehungen noch lebender oder kürzlich verstorbener Personen nicht berücksichtigt.

Auf eine chronologische Reihenfolge der Liebschaften habe ich verzichtet und sie stattdessen in verschiedenen thematischen Kapiteln zusammengefasst. Dabei ergeben sich immer wieder interessante und reizvolle Überschneidungen.

Der Begriff »Liebespaare« im Titel dieses Buches ist übrigens nicht ganz unproblematisch. Manche »Paare« sind im eigentlichen Sinne gar keine gewesen, weil sie aus unterschiedlichen Gründen nicht zueinanderfanden, und die Intensität ihrer »Liebe« war graduell durchaus unterschiedlich, zumal man nicht vergessen darf, dass wir von Liebe und Ehe heute ganz andere Vorstellungen haben als die Menschen vergangener Epochen.

Das um 1830 gemalte Frankfurter Ehepaar von Gillé auf unserem Titelbild verkörpert das seit der Romantik existierende Ideal besonders schön. Hier wird die Liebe gleichrangiger Partner perfekt in Szene gesetzt: Die Gesichter sind heiter, die Körperhaltung zeugt von Harmonie und liebevoller Verbundenheit, die durch die Rose noch zusätzlich betont wird. Für alle Frankfurt-Fans sei kurz darauf hingewiesen, dass im Hintergrund die Silhouette der Stadt zu erkennen ist.

ANSTELLE EINER EINLEITUNG

Die Abschaffung des Heiratszwangsin Frankfurt

Bevor Frankfurt zur Freien Reichsstadt wurde, war die Abhängigkeit seiner Einwohner vom König in vielen Belangen noch groß, wobei es natürlich – je nach gesellschaftlichem Stand – graduelle Unterschiede gab. Die wohlhabenden Kaufleute, die sich im Lauf der Jahrhunderte am Main angesiedelt hatten und aus denen sich das Patriziat, also die politische und wirtschaftliche Elite, herausbilden sollte, waren bis ins hohe Mittelalter rechtlich gesehen unfreie Dienstleute des Königs. Tatsächlich arbeiteten sie aber langsam und stetig daran, diese Unfreiheit abzuschütteln. Das glückte ihnen auch recht gut und sie konnten in vielen Belangen schon vergleichsweise frei agieren, weil der Herrscher meist weit entfernt war und auf die Frankfurter keinen großen Einfluss mehr ausüben konnte.

Allerdings gab es einen Bereich, da war die königliche Macht auch in unserer Stadt noch ungebrochen: Wollte einer seiner Ministerialen, das heißt der waffenführenden Dienstleute, die ihn begleiteten und aus denen sich später das Rittertum und der niedere Adel entwickelten, heiraten und erwählte sich eine hiesige Jungfrau, brauchte er weder ihr Einverständnis noch die Erlaubnis ihrer Eltern. Stattdessen bat er einfach seinen Herrn um die Hand dieser Frankfurterin und der informierte dann ohne Umschweife die Eltern über die bevorstehende Heirat ihrer Tochter. Leider erfüllten die Könige diesbezügliche Wünsche mit schöner Regelmäßigkeit! Auf diese Art und Weise verlor Frankfurt eine stattliche Zahl an Bürgertöchtern, die ihren Männern unfreiwilligerweise folgten mussten. Selbst vermögende Familien hatten sich zu fügen und konnten sich nicht dagegen wehren, dabei waren natürlich gerade sie besonders stark betroffen. Die Ministerialen begehrten nämlich üblicherweise deren Töchter und nicht die der einfachen und armen Leute! Da die Mitgift der Mädchen, zu der die Eltern ja verpflichtet waren, ein für alle Mal verloren war, sobald das frisch gebackene Ehepaar die Stadt verließ, bedeutete das für sie erhebliche finanzielle Einbußen – ein Argument, das für manchen Vater sicher schwerer wog als die desolate emotionale Verfassung seines Kindes …

Es bestand also in Frankfurt größtes Interesse daran, diesen alten Brauch endlich abzuschaffen, aber es bedurfte dafür eines konkreten Anlasses und einer besonderen Persönlichkeit. Beides kam im Jahr 1232 zusammen. Der Frankfurter Johann von Goldstein hatte eine schöne Tochter, Gertrud mit Namen, die ihm lieb und teuer war. Deswegen traf es ihn besonders hart, als sich eines Tages der königliche Marschall vor dem Goldsteiner Hof am Großen Kornmarkt einfand und ohne jede Vorwarnung laut verkündete: »Höret zu, ihr Herren überall, / was gebeut [gebietet] der König und Marschall. / Was er gebeut, und das muß sein: / Hier ruf ich aus: XYZ [bedauerlicherweise ist der dreiste Höfling uns nicht namentlich bekannt] mit Johann von Goldsteins Töchterlein, / Heut zum Lehen, morgen zur Ehen, / Über ein Jahr zu einem Paar.« In derart rücksichtsvoller Manier wurden die zukünftige Braut und ihre Eltern von der bevorstehenden Vermählung unterrichtet. Man könnte fast sagen: Brautentführung einmal anders!

Doch Johann war nicht gewillt, sich so einfach in sein Schicksal zu ergeben. Schließlich stammte er aus einer der führenden Frankfurter Familien, verfügte als Edelsteinhändler über immensen Reichtum und genoss in seiner Heimatstadt als langjähriger Schöffe höchstes Ansehen. Nicht zuletzt besaß er beste Kontakte zum staufischen Hof, sogar zu Kaiser Friedrich II. selbst, an dessen Kreuzzug er 1228 – vermutlich als Financier – teilgenommen hatte. Und dann kam ihm auch noch der Zufall zu Hilfe. 1232 befand sich Friedrichs Sohn, König Heinrich (VII.), gerade in Frankfurt, der sich der Stadt immer sehr wohlgesonnen gezeigt hatte. Goldstein wurde bei dem Herrscher vorstellig und schaffte es tatsächlich, ihn von dem Anachronismus der Regelung zu überzeugen. Es ist sehr wahrscheinlich, dass eine nicht unbeträchtliche »Handsalbe«, wie man Bestechungsgelder damals blumig umschrieb, dieser Einsicht nachgeholfen hat.

Heinrich erließ jedenfalls wenig später von Nürnberg aus ein entsprechendes Privileg, durch das nicht nur Gertrud aus ihrem Zwangsverlöbnis befreit wurde, sondern ganz allgemein das Recht des Königs, die Frauen der ihm untertanen Wetterauer Städte Frankfurt, Wetzlar, Friedberg und Gelnhausen ungefragt mit höfischen Bediensteten verehelichen zu können, abgeschafft wurde. Von nun an wollte der Herrscher sich in dieser Angelegenheit auf eine einfache Fürbitte beschränken. 1240 bestätigte Heinrichs Bruder Konrad IV. diese Urkunde noch einmal ausdrücklich nur für Frankfurt. In letzter Konsequenz war sie ein wichtiger Schritt auf dem Weg der Stadt zur Emanzipation vom König und zu politischer Selbständigkeit, denn ihre Bürger hatten so ein weiteres Stück persönlicher Freiheit erlangt.

Auch wenn Johann von Goldstein ursprünglich nur für den eigenen Herd gekämpft und gar nicht unbedingt das »Gemeinwohl« im Auge hatte, können alle Frankfurter Liebespaare ihm heute noch zutiefst dankbar sein. Eigentlich hätte er mit Fug und Recht ein eigenes Denkmal verdient.

KAPITEL I

VERBRIEFTE LIEBE

Liebesbriefe sind sicherlich eine der schönsten »literarischen« Gattungen überhaupt. Da die Kunst des Lesens und Schreibens die längste Zeit der Menschheitsgeschichte nur von einem vergleichsweise kleinen Kreis von zumeist männlichen Eingeweihten beherrscht wurde, gibt es aus früheren Epochen auch nur wenige überlieferte Beispiele. Im 19. Jahrhundert dagegen war diese Fähigkeit schon sehr viel stärker verbreitet und das Verfassen von Briefen eine beliebte Freizeitbeschäftigung. Entsprechend ergiebig ist hier die Quellenlage.

Viele unserer Paare haben sich geschrieben; sind ihre Ergüsse noch erhalten, haben sie – in Auszügen, versteht sich – auch Eingang in dieses Buch gefunden. Im folgenden Kapitel werden nun aber drei Paare vorgestellt, deren Schriftverkehr in einer ganz bestimmten Hinsicht außergewöhnlich ist.

»EUR GETREYE IM - SO LANG ICH LEB«

Johann Adolf von Glauburg& Ursula Freher

Den Anfang machen die ältesten uns bekannten Liebesbriefe Frankfurts. Sie werden heute im Institut für Stadtgeschichte aufbewahrt und stammen aus dem Jahr 1598.

Ein Jahr zuvor war die erst vierunddreißigjährige Margarete Rohrbach, Tochter eines reichen Frankfurter Weinhändlers, nach achtzehnjähriger Ehe mit dem Patrizier Johann Adolf von Glauburg gestorben. Der Witwer, einundvierzig Jahre alt, stand nun mit sieben teilweise noch recht kleinen Kindern ganz allein da. Es war daher unerlässlich, dass er nach Ablauf des Trauerjahrs sofort wieder auf Brautschau ging.

Die Sache hatte nur einen Haken: Er war überzeugter Calvinist, während der überwiegende Teil der Frankfurter Bevölkerung ja dem lutherischen Glauben anhing; also kamen in der Heimat nur wenige Frauen in Betracht. Die Suche musste auf auswärtige Gefilde ausgedehnt werden. Geschäftspartner aus nah und fern wurden angeschrieben, ob sie nicht eine geeignete Kandidatin wüssten. Auf diese Weise wurde der Heiratswillige neben anderen auch auf Ursula Freher aus Nürnberg aufmerksam gemacht. Die jüngste Tochter des dortigen Stadtsyndikus und Kurpfälzischen Rates, des Advokaten Dr. Marquard Freher, war ein reizendes und hübsches Mädchen von siebzehn Jahren. Dem Glauburger gefielen diese ersten Informationen und so ließ er den Frehers ausrichten, es bestünde seinerseits Interesse; dabei verriet der Vermittler aber noch nicht seine Identität, sondern beschrieb ihn bloß als einen »stattlichen, reichen, ansehnlichen Mann, Witwer, von vornehmem Geschlecht, aus einer freien Stadt, nicht auf Geldheirat angewiesen bei 80.000 Gulden Vermögen, der reformierten Religion zugetan und willens, nur eine Frau dieses Bekenntnisses zu heiraten«. Das klingt doch fast wie eine heutige Heiratsanzeige, finden Sie nicht auch!? Aus Nürnberg wurde am 10. Juli 1598 grünes Licht für eine Werbung gegeben, doch der umsichtige Frankfurter Junker ließ erst noch weitere Erkundigungen einziehen. Es stellte sich heraus, dass an der Jungfer »kein Mangel an Ehr, Tugend oder Geschlecht« zu finden wäre.

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