Französisch-Guayana - Bernhard Conrad - E-Book

Französisch-Guayana E-Book

Bernhard Conrad

0,0

Beschreibung

3. vollständig überarbeitete Auflage des bewährten Reiseführers über Französisch-Guayana mit vielen nützlichen Informationen zu diesem ungewöhnlichen Reiseziel. Mit über 20 Detailkarten, Hintergrundinformationen, Fotos sowie Tipps für Segler. Alle Abbildungen in Farbe.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 389

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Vorwort zur neuen Auflage (2018)

Eine kontinentale Insel

Das Guyanaschild

Landschaften

Naturparks

Vegetation

Regenwald

Sekundärvegetation

Klima

Meeresschildkröten

Verhaltenshinweise Schildkröten

Die Tierwelt Französisch-Guayanas

Die Geschichte Französisch-Guayanas

Wirtschaft

Politik

Bevölkerung

Amerindianer

Europäer

Afrikaner

(Indo)-Chinesen und Libanesen

Neue Immigranten

Kultur

Cayenne Carnaval!

Die Gemeinden

Cayenne

Kourou

Das Raumfahrtzentrum – CSG

Der Staudamm Petit Saut

Iles du Salut

Saint-Laurent-du-Maroni

Praktische Reiseinformationen

Sicherheitshinweise

Reiserouten

Mit dem Auto und zu Fuß

Cayenne

Umgebung Cayenne (Ile de Cayenne)

Route de l'Est (RN2) und ihre Abzweiger

Die D5

Die RN1

Kourou

Auf der RN1 bis zur D8

Die D8/ D9 und D22

Saint-Laurent-du-Maroni und Umgebung

Per Schiff, Piroge oder Flugzeug

Per Schiff

Per Piroge

Mit dem Flugzeug

Die Inseln

Tipps für Segler

Anschriften, Telefonnummern und Informationen

Sicherheit/ Gesundheit

offizielle Adressen

Banken und Post

Transport

Tourismus

Führungen, Museen, Zoo

Internetcafés

Restaurants

Sport/ Guides/ Galerien/ Segelpassagen

Autovermietung und bewachter Parkplatz

Unterkünfte

Wissenschaftliche Adressen

Quellen

Danksagungen

Der Autor

Veröffentlichungen

Index

Karten

Südamerika

Das Guyanaschild

Geographie

Guyane um 1880

Ethnische Verteilung

Die Gemeinden

Cayenne

Cayenne Centre

Cayenne Montabo

Ile de Cayenne

Montjoly

Rémire

RN 2 und Umgebung

Saint-Georges de l’Oyapock

RN 1 und Umgebung

Kourou Großraum

Kourou Centre

Iles du Salut

Mana

Saint-Laurent-du-Maroni

Apatou

Maripasoula

Saül - Umgebung

Saül

Tabellen

Klima

Reisezeiten in Guyane

Vorwort zur neuen Auflage (2018)

Nachdem mein alter Reiseführer über Französisch-Guayana von 1994 noch immer seine Abnehmer im Antiquariat findet und mein letzter Reiseführer von 2012 nunmehr doch in die Jahre gekommen ist, wurde es Zeit, eine Neuüberarbeitung vorzulegen, die Sie nun in Händen halten. Sie versucht, so aktuell wie möglich zu sein, doch wie das so ist: manchmal sind Veränderungen in einem Land schneller als ein Reiseführer ... Sollten Ihnen also Veränderungen auffallen, so teilen Sie mir diese gerne mit.

In meinem letzten Reiseführer bedauerte ich, dass die Kurzgeschichten des ersten Buches nicht mehr erscheinen konnten. Seit Juli 2014 sind nunmehr sowohl die alten Kurzgeschichten und Interviews mit aktuellen Anmerkungen als auch neue Geschichten in der von mir herausgegebenen Anthologie „Zwischen Ariane, Merian und Papillon – Geschichten aus Französisch-Guayana und Suriname“ im Handel erhältlich. Diese Geschichten und Interviews sind eine hervorragende Ergänzung zum vorliegenden Reiseführer, die einen individuellen Einblick in das Leben in diesen beiden Ländern gibt, beschrieben von insgesamt 5 Autoren, die allesamt dort gelebt haben oder noch immer dort leben.

Dem Einen oder Anderen wird auch aufgefallen sein, dass dieser neue Reiseführer in einem anderen Verlag erscheint. Hintergrund ist hierbei, dass meine Erstauflage im Ursprungsverlag Edition Aragon unter Willi Klauke erschienen war, dem ich dafür zu großem Dank verpflichtet bin. Leider ging Willi viel zu früh von uns und hinterließ dabei seinen Verlag leider für längere Zeit ohne Nachfolge. Damals war mein Reiseführer einer von mehr als 60 im Programm, paßte also gut dazu und konnte daher auch gut vermarktet werden, was zahlreiche Rezensionen bis hin zur FAZ sowie Ansichtsexemplare in vielen Universitätsbibliotheken im In- und Ausland belegen. Im Verlag meiner 2. Auflage - ebenso wie die 1. Auflage zu Suriname - waren diese jedoch lange Zeit die einzigen Reiseführer im Programm. Nachdem beide Reiseführer nun in die Jahre gekommen waren, das Reiseprogramm dieses Verlages sich jedoch nicht erkennbar vergrößert hatte, entschloss ich mich, den Verlag zu wechseln, weshalb Sie den neuen Reiseführer in der nunmehr 3. Auflage bei BoD herausgegeben sehen. Ich hoffe, dass der Wechsel meinem Reiseführer und damit auch Ihnen gut getan hat und Sie viel Freude an meinem Buch haben werden, es Ihnen also gute Dienste erweisen wird.

Worms, im August 2018

Französisch-Guayana Kurzübersicht

Lage:

nordöstliches Südamerika (etwa 2°25´N bis 5°55´N, 51°35´W bis 54°28´W)

Fläche:

je nach Quelle zwischen 83.900 und 91.000 qkm (umstrittener Grenzverlauf mit Suriname)

Grenzen:

Brasilien (673 km), Suriname (510 km), Küste (378 km)

Vegetation:

etwa 90 % Regenwald

Klima:

tropisch

Flagge des Conseil Général mit den panafrikanischen Farben, hier in veränderter Bedeutung: grün für den Urwald, gelb für die Bodenschätze und rot für die sozialistische Ausrichtung (ursprünglich) bzw. für das „Blut im Herzen des Landes“ (Änderungsvorschlag einer entsprechenden Kommission) (offizielle Departementsflagge seit 22.01.2010)

Einwohner:

250.109 (2013)

280.000 (2018/ Schätzung)

Trikolore der Französischen Republik (offizielle Flagge Französisch-Guayanas)

Flagge der Region Guyane: Name der Region; Stern des Südens im blauen Himmel; Indianerpiroge im Grün des Waldes auf rotem Laterit (offizielle Flagge der Region Guyane)

Bevölkerungswachstum:

ca. 4 %

Bevölkerungsentwicklung:

1954

28.000

Einwohner

1967

44.000

Einwohner

1990

115.000

Einwohner

2008

221.000

Einwohner

2013

250.000

Einwohner

2018

280.000

Einwohner (Schätzung)

Bevölkerungsstruktur:

Kreolen (ca. 36 – 42 %, davon einige Prozent aus den karibischen DOM), Haitianer, Brasilianer (der größte Teil illegal), Europäer (bis zu ca. 12 %), Marrons (ca. 3 %), Indianer (ca. 3,6 %), Surinamer, Guyanesen, Hmong (ca. 2 %), Chinesen (ca. 2 %), Indochinesen (ca. 1 %), Libanesen und andere Bevölkerungsgruppen, ca. 38 % sind Einwanderer, hinzu kommen ca. 15.000 nicht registrierte illegale Goldsucher aus Brasilien und Suriname (ca. 5 %)

Sprachen:

Französisch, Kréyòl (Créole), Sranam (Taki-Taki) und andere Sprachen

Religion:

überwiegend Katholiken (90 %), Protestanten, Animisten

Lebenserwartung (2014):

74,8/ 81,2 Jahre (M/ F)

Über 50 % der Bevölkerung ist unter 25 Jahre alt

Kindersterblichkeit (2007):

12,1 ‰ (Frankreich: 3,7 ‰)

Geburtenrate (2014):

28,1 % (Frankreich: 12,8 %)

Verwaltung:

Département d´Outre-Mer DOM mit 2 Arrondissements (2017): Cayenne – 166.326 Einwohner Saint-Laurent-du-Maroni - 91.770 Einwohner

(Französisches Überseedepartement, Teil der Europäischen Union)

Städte und Gemeinden über 10.000 Einwohner (2017):

Cayenne – Stadt/ 57.614

Saint-Laurent-du-Maroni/ 43.600

Matoury/ 32.427

Kourou/ 26.221

Rémire-Montjoly/ 23.976

Maripasoula/ 11.856

Macouria/ 11.719

Mana/ 10.241

Nachbarländer:

Brasilien und Suriname

Wirtschaft:

Raumfahrt, Fischerei, Agrarwirtschaft, Holzwirtschaft, Goldabbau, Tourismus, Kunsthandwerk

Import/ Export:

(2006, in Mill. €): 1.407/ 444

(2010, in Mill. €): 1.126/ 158

BIP (2014):

2,931 Mrd. €

(davon 71,7 % Dienstleistungssektor; 13.489 €/ Einwohner)

Flugpassagiere (2014):

ca. 446.000

Übernachtungen (2014):

322.000, aber nur 84.000 Nichtfranzosen

Kriminalität (2007):

6.442 Diebstähle, 1.356 Wirtschaftsvergehen, 2.012 Gewaltverbrechen, 15.029 andere Straftaten

Gesundheit (Stand: 2013):

809 Krankenhausbetten in öffentlichen und privaten Krankenhäusern, 501 Ärzte

Die Versorgungslage ist extrem unterschiedlich, so liegt die Wartezeit zur Erstversorgung in Cayenne bei durchschnittlich 6 min., in Saint-George dagegen bei 146 min., die Entfernungen zu einem Krankenhaus betragen im Arrondissement Cayenne bis zu 446 km (Fluss und Strasse), in Saint-Laurent bis zu 312 km (Fluss).

123,6 (+2,1 %)

Arbeitslosigkeit (2014): 22,3 %

Französisch-Guayana Eine kontinentale Insel

Beim ersten Blick aus dem Flugzeug erscheint das ganze Land wie ein riesiger Broccoli. Undurchdringlich für das Auge ist das Blätterdach der Baumkronen, nur die Flüsse und Criques schlängeln sich bräunlich durch dieses Bild. Diese haben dem Land seinen Namen gegeben. Guayana ist die indianische Bezeichnung für „Land der Wasser“.

Piroge auf dem Maroni.

Erst beim Landeanflug auf Cayenne-Rochambeau bemerkt man, dass es dort unten auch Menschen gibt. Hier und dort sieht man einen kleinen Kahlschlag für ein Brandrodungsfeld, eine kleine Siedlung an einem Fluss, das schmale rote Band einer Lateritpiste. Der Mensch – obwohl sich dies in den letzten Jahren geradezu dramatisch ändert – ist immer noch ein relativ geringfügiger Faktor in dieser Region. Lediglich die Ile de Cayenne wächst immer mehr zu einer großen Stadt heran und verdrängt langsam aber stetig das Grün des Waldes. Noch immer ist das Gebiet Französisch-Guayanas zu 90 % mit tropischem Primärwald bedeckt, und fast genauso stellte sich dieses Gebiet auch im 17. Jahrhundert den französischen Entdeckern dar. Neben Grönland ist Französisch-Guayana mit etwas mehr als zwei Einwohnern pro Quadratkilometer das am dünnsten besiedelte Land der Erde.

Seine Zugehörigkeit zum südamerikanischen Kontinent hat Französisch-Guayana dennoch für lange Zeit zu einer Insel werden lassen.

Wald isolierte vor der Zeit der Flugzeuge mehr als Wasser. Die damalige Strafkolonie war also nur übers Meer zu erreichen. Heute kommt die kontinentale Dimension wieder mehr zum Tragen. Das 7.100 km entfernte Paris ist jetzt nur 8 Flugstunden entfernt, die Geschwisterdepartements Martinique und Guadeloupe (1.500 km) zwei Flugstunden. Zum Vergleich liegen Rio de Janeiro und New York etwa in einem Radius von 5.000 km um Cayenne. Doch nun durchziehen die beiden Hauptverkehrsstrassen das Land von der Grenze Surinames bis zur Grenze Brasiliens – und in beiden Nachbarländern führen die Strassen weiter, durch Suriname bis nach Georgetown in Guyana, von dort als schlechte Piste bis zur brasilianischen Grenze und weiter nach Boa Vista; im Südosten bis nach Macapá am Amazonas. So wird denn die „Insel Guayana“ in unseren Tagen zunehmend zum relativ leicht erreichbaren „Paradies“ auf dem südamerikanischen Kontinent.

Das Hinterland war – und ist es größtenteils heute noch – praktisch unerreichbar für den Fremden, solange er sich nicht einheimischen Führern auf zerbrechlich wirkenden Pirogen anvertraut oder sich als illegaler brasilianischer Goldsucher zu Fuß durch den Urwald schlägt. Wenn man von einigen kleinen Landepisten für Flugzeuge sowie spärlichen Versuchen der Erschließung mittels Strassen absieht, sind auch heute noch die Flüsse die einzigen Verkehrsachsen auf dem Weg ins Landesinnere. Und genau wie zu den Zeiten der ersten Entdecker bleibt die Piroge, das Einbaumkanu der Indianer und Marrons, das einzige Verkehrsmittel auf den Flüssen. Der Unterschied zu früher ist, dass man heute Außenbordmotoren hat. Die unzähligen Stromschnellen, die wie Perlen an der Schnur entlang der Flussachsen liegen, machen eine Schifffahrt im großen Stil unmöglich. Eine Reise auf einem der großen Flüsse wie dem Oyapok, dem Mana, dem Iracoubo, dem Sinnamary, dem Approuague oder dem Maroni ist auch heute noch ein ziemliches Abenteuer.

Französisch-Guayana ist mit seinen 91.000 Quadratkilometern (etwa so groß wie Portugal oder Belgien) ein Winzling auf dem südamerikanischen Kontinent, sozusagen ein Tüpfelchen im Norden des Giganten Brasilien. Suriname gesteht Frankreich sogar noch weniger Land zu, denn der Grenzfluss „Lawa“ am oberen Maroni ist zwischen beiden Ländern umstritten. Selbst die benachbarten „Guayanas“ sind jeweils größer als das französische Überseedepartement: Dazu gehören im Osten der brasilianische Bundesstaat Amapa bis zum Araguarifluss, westlich davon das seit 1975 unabhängige Suriname (ehemals Holländisch-Guyana), weiterhin das seit 1966 unabhängige Guyana (ehemals Britisch-Guyana) und das venezolanische Bergland bis zum Orinoko. Die südliche Grenze der Guyanas zu Brasilien bildet das „Tumuc-Humac“-Massiv.

Ein Crique bei Saint-Georges.

Eine Blüte, die fast überall in Guyane zu sehen ist.

Das Guyanaschild

Vor vielen Millionen Jahren begannen sich die einzelnen Kontinente von einem Superkontinent, der damals einzigen Landfläche, abzutrennen. Durch die Kontinentaldrift entfernten sie sich dabei von einander, kamen sich kurzzeitig auch einmal näher, stießen gelegentlich aber auch ziemlich rüde aufeinander. Nur eine Erdformation blieb ihrem Standort ziemlich treu: das Guyanaschild. Während all die anderen Kontinente sich laufend bewegten, tat sich hier recht wenig. Das riesige Granitplateau wurde nur von Wind und Wetter angegriffen, die weniger harten

Karte: Das Guyanaschild

© Bernhard Conrad, 1995 - 2018

Böden im Laufe der Zeit abgetragen, wodurch die heutigen Tafelberge des Guyanaschildes entstanden, auch Tepuis genannt, wobei der Roraima im Dreiländereck Venezuela, Brasilien, Guyana mit seinen 2.810 m der höchste dieser Tafelberge ist. Die wenigen Vulkane dagegen verloschen schon vor langer Zeit, und da keine Bewegung des Schildes stattfand, wurden auch Erdbeben zu einer äußerst seltenen Angelegenheit. Das Guyanaschild erstreckt sich dabei vom brasilianischen Guyana – das ist jenes Gebiet des brasilianischen Bundesstaates Amapa, welches bis zum Jahre 1900 zu Frankreich gehörte – über die drei Guyanas – Französisch-Guayana, Suriname und Guyana – bis zum venezolanischen Guyana (die Bundesstaaten Amacouro, Bolivar und Amazonas). Die Grenzflüsse gegenüber dem Amazonasbecken sind dabei der Araguari in Brasilien und der Orinoco in Venezuela, die Wasserscheide zwischen den Guyanas und dem Amazonas bilden die Gebirge entlang der Staatsgrenzen zu Brasilien, in Französisch-Guayana das Tumuc-Humac Gebirge mit Höhen bis 690 m. Alle Flüsse in den Guyanas fließen demnach in nördlicher Richtung, zum Meer, lediglich die beiden oben genannten Grenzflüsse des Guyana-Schildes fließen eher östlich ins Meer; die Flüsse jenseits der Wasserscheide münden alle in den Amazonas.

A - Iles du Salut

B - La Mère und Le Père

C - Ilet Connetable

D - Cabo Orange (Brasilien)

E - Petit Saut (Stausee)

Tumuc Humac- Gebirge

Flüsse:

1 - Iracoubo

2 - Counamama

3 - Montsinery

4 - Tonnegrande

5 - Cayenne

6 - Tour de l’Ile

7 - Oyak

Landschaften

Die Morphologie Französisch-Guayanas lässt sich in ein überwiegend flaches Tiefland (hier leben 95 % aller Einwohner) sowie ein leicht ansteigendes, kleines, im Grunde menschenleeres Gebirge, das „Tumuc-Humac“-Massiv, welches im Südwesten bis auf 690 m ansteigt, einteilen. Dieses Gebirge beginnt bereits im brasilianischen Amapa, zieht sich dann weiter über Suriname und Guyana bis hin zum venezolanischen Hochland mit seinen enormen „Tepuis“ (Tafelbergen) von bis zu 2.800 m Höhe. Zum Amazonasbecken senkt es sich dann wieder langsam ab. Daraus folgert allerdings auch, dass die Guyanas nicht zum Amazonasgebiet gehören, sondern eine eigene geologische Formation darstellen: das Guyana-Schild.

Der Sockel des Guyana-Schildes ist einer der ältesten der Erde. Er wird von Gestein aus dem Präkambrium gebildet, einem Zeitalter welches mehr als 500 Millionen Jahre zurückliegt. Dieses Guyana-Schild deckt sich flächenmäßig etwa mit den fünf Guyanas. Es ist der Rumpf eines uralten Gebirges, was sich sehr langsam abgetragen hat. Die Böden, die sich auf diesem Sockel gebildet haben, sind nährstoffarm und stark eisen- und aluminiumhaltig, was typisch für die äquatoriale Region ist. Diese hügelige Binnenregion Französisch-Guayanas wird von den Geographen als Terres Hautes (Hochland) bezeichnet.

Die im Durchschnitt 20 Kilometer breite Küstenregion wird Terres Basses (Tiefland) genannt und hat eine viel jüngere geologische Geschichte. Hier haben sich Meeressedimente abgelagert, ein Prozess, der noch in der heutigen Zeit fortdauert und vor höchstens drei Millionen Jahren begonnen hat. Je dichter man sich der Küstenlinie nähert, desto jünger sind die Sedimente. In der Regel sind es feine Tonablagerungen, die teilweise wiederum von alten Sandbänken bedeckt worden sind.

Naturparks

Im Jahr 2007 wurde ein großer Teil Guyanes (ca. 34.000 qkm) zum „parc amazonien“ ernannt. In ihm leben etwa 10.000 indigene Einwohner. Sein Gebiet umfasst insbesondere die ursprünglichen Sperrzonen (s. unten) und weitere Gebiete im Landesinneren. Der Park stellt kein wirkliches Schutzgebiet dar, er ist eher als Prestigeobjekt und Tourismusförderung zu verstehen. Außerdem werden durch ihn die Sonderrechte der indigenen Bevölkerung stark verwässert. Seine Finanzierung soll insbesondere durch einen neuen Ökotourismus gesichert werden. Der Park ist der Größte seiner Art in der Europäischen Union.

Der „parc naturel régional“ umfasst hingegen überwiegend die Gemeinden Mana, Awala-Yalimapo, Régina-Kaw und Roura, die allesamt in der Küstenregion liegen. In diesen Gebieten gelten keine besonderen Gesetze zum Schutz der Natur, allerdings wird es den Bewohnern ermöglicht, ihre Kultur im Einklang mit der Natur besser darzustellen und dadurch zu schützen.

Bei den „réserves naturelles“ handelt es sich um echte Naturschutzgebiete, von denen drei die Größten Frankreichs sind. Die Gebiete sind i.d.R. unbewohnt, der Zutritt reglementiert oder verboten. Es gibt folgende Naturschutzgebiete:

Amana: zwischen dem Organabo und dem Maroni

Grand-Connétable: Insel vor der Küste

Kaw-Roura: das Gebiet zwischen Roura und der Savanne von Kaw

Les Nouragues: Am Approuague (das größte Naturschutzgebiet Frankreichs, Zutritt nur für Forscher)

Trinité: Zutritt absolut verboten (auch für Forscher)

Trésor: An der Piste de Kaw

Mont Grand-Matoury: Auf der Ile de Cayenne

Vegetation

Je nach Bodenbeschaffenheit und klimatischen Faktoren haben sich verschiedenartige Vegetationstypen und Pflanzenformationen im Tief- und Hochland herausgebildet.

Mit der Vegetation ist es – gerade in einem Land mit einer Artenvielfalt ohnegleichen – so eine Sache. Im Folgenden kann nur ein grober Überblick über die Vegetation gegeben werden, kaum aber auch nur ein annähernder Überblick über die existierenden Pflanzenarten. Damit können sich wohl noch ein paar Generationen von Biologen beschäftigen. Dem Laien zum Trost: auch ein guter Biologe kann im tropischen Regenwald (besonders Guayanas, dessen Urwald wohl der artenreichste der Welt sein dürfte) nur sehr wenige Pflanzen ad hoc bestimmen. Um sicherzugehen, muss auch dieser meist ein Herbarium konsultieren, wie z.B. das von ORSTOM in Cayenne mit etwa 50.000 Mustern.

Nähert man sich vom Meer her, so sieht man erst einmal nichts anderes als Mangroven. Diese Luftwurzelbäume leben vom Wechselspiel der Gezeiten. Die Dichte und Häufigkeit variiert demzufolge im Zusammenhang mit den Zyklen der Anschwemmung und Erosion von Sedimenten. Entsteht also irgendwo durch Anschwemmung ein neues Stück Land, was bei Ebbe trocken fällt und bei Flut von Wasser bedeckt ist, siedeln sich gleich Mangroven an. Wird dagegen ein Stück weggeschwemmt, verschwinden sie einfach oder ziehen sich weiter zurück. Zwei Mangrovenarten überwiegen: die Weiße Mangrove (avicennia germinans) an den Meeresküsten, und die Rote Mangrove (rhizophora racemosa) an den von den Gezeiten geprägten Flussunterläufen.

Strände sind in Französisch-Guayana seltener im Vergleich zu den mit Mangroven bestandenen Küstenabschnitten. Beispiele sind die Strände von Les Hattes und der Strand von Montjoly auf der Ile de Cayenne. Der Strand beim Hotel des Roches in Kourou ist allerdings künstlich angelegt. Die natürliche Strandvegetation ist artenarm und besteht hauptsächlich aus kriechenden Pionierpflanzen. Im Nordwesten Guyanes kann man an den oberen Strandabschnitten manchmal eindrucksvolle riesige Kakteen entdecken. Natürlich findet man hier auch die Kokospalme, wie es sich für jeden tropischen Strand gehört.

Eine von vielen Blüten in Guyane.

Die Blüten des Flamboyant sind weithin sichtbar.

Hinter den schmalen Mangroven- und Strandstreifen schließen sich in der Regel Marschsavannen und Sümpfe an (Marais Subcôtiers). Dies ist ein flaches Grasgelände mit niedriger Vegetation, welches das ganze Jahr über oder zu bestimmten Jahreszeiten überflutet ist. Beispiele hierfür sind die „Savane Gabrielle“ und die „Marais de Kaw“. Typisch sind die schwimmenden Seelilien und die Wasserhyazinthen.

Die weiten Grasflächen der „Trockensavannen“ (Savanes Sêches) mit ihren wie in einer Parklandschaft angeordneten Palmengruppen sind das typische Landschaftsbild entlang der Route Nationale 1 zwischen Cayenne und Organabo. Geologisch ist dies in der Regel die ältere Küstenzone mit tonigen Sedimenten. Sehr häufig, typisch und hübsch sind die „Balisiers“ (heliconia psittacorum) mit ihren orangeroten Deckblättern, die wie lange Blüten aussehen, und die praktisch an allen Straßenrändern wachsen.

Felsensavannen bekommt der normale Tourist kaum zu Gesicht. Diese sind kleinräumliche Pflanzenformationen auf häufig stark abfallenden Granitplatten im Hochland. Die Vegetation (u.a. Orchideen und Clusiaceen), die sich in Ritzen und Spalten festhält, ist oft einzigartig und ein Eldorado für Botaniker.

Ebenfalls sehr interessant ist die Vegetation bei den Stromschnellen (Sauts). Felsen, die nur während der Trockenzeit aus dem Wasser schauen, besitzen eine besondere Flora (Familie der Podostemaceen).

Regenwald

Der in Amazonien und den Guyanas vorherrschende und auch komplexeste Vegetationstyp ist der immergrüne Regenwald. Der Regenwald ist der Vegetationstyp des Hochlandes (von den kleinen Felsensavannen einmal abgesehen). Es gibt aber auch Wälder im Küstenbereich. Wie man heute weiß, ist der Regenwald nicht aus zufälligen und voneinander unabhängigen Elementen zusammengesetzt, sondern ist ein großes lebendiges Ganzes aus Pflanzen, Tieren, Mikroorganismen, Boden und Klima, in einem fließenden Gleichgewicht. Jedes Eingreifen von außen kann diesem Ökosystem nachhaltig schaden und das Gleichgewicht durcheinander bringen.

Brettwurzeln wie diese sind charakteristisch für viele Urwaldriesen.

Der Reichtum des Regenwaldes ist nicht auf den ersten Blick zu erkennen. Für den Laien sind die einzelnen Baumarten schwer zu unterscheiden, denn es gibt in den Erscheinungsbildern gewisse Ähnlichkeiten, bedingt durch die Anpassung an den gemeinsamen Lebensraum. Die Stämme sind gerade und hoch gestreckt. Unten haben sie teilweise breite Streben von zum Teil beeindruckender Größe. Da der Boden sehr nährstoffarm und hart ist, wird er von den Bäumen nur sehr flach durchwurzelt. Die Wurzeln dienen daher nicht primär der Nahrungsaufnahme, wie es bei den Bäumen der gemäßigten Zonen der Fall ist, sondern sind zur Stützung der Baumriesen da. Auch die Blätter ähneln sich in Form und Aufbau. Sie sind ungeädert, elliptisch und spitz zulaufend, damit der Regen abtropfen kann. Im Gegensatz zum allgemeinen Glauben gibt es im Regenwald wenige Blüten; und die spektakulärsten davon befinden sich oft außerhalb der Sicht des Betrachters in den Baumwipfeln, und zwar auf den Lianen und Epiphyten.

Leider sind es nicht nur die Blüten, die sich vor dem Wanderer oder Forscher verbergen. Praktisch alles spielt sich im Regenwald in der Wipfelregion ab. Abgesehen von den bodenständigen Wildtieren und einigen an das Bodenleben angepassten Fröschen oder Echsen, und natürlich von einigen niedrig wachsenden Pflanzen im untersten Stockwerk, strebt alles nach einem Platz an der Sonne. Der Wipfelbereich, der sich in circa 30 – 40 Metern Höhe befindet, wird nochmals von einzelnen Urwaldriesen überragt, die bis zu 60 Metern Höhe erreichen. Da im äquatorialen Regenwald Wärme und Wasser in ausreichendem Maße vorhanden sind, ist die Konkurrenz zwischen den Arten der einzige begrenzende Faktor. Hier heißt es „catch as catch can“. Ist eine Pflanze zu klein, um von sich aus die Wipfelregion in der Sonne zu erreichen, so setzt sie sich auf einen Wirt. Entweder hält sie sich an ihm fest als Schlingpflanze, oder sie lebt von seinen Nährstoffen als Epiphyte. Die Lianen machen es, je nach Art, auf die eine oder die andere Weise. Einige bleiben auch mit ihren langen Wurzeln noch in Verbindung mit dem Boden. Zu den Epiphyten gehören auch die Orchideen, die mit etwa 500 Arten in Französisch-Guayana vertreten sind. Eine ganz spezielle Überlebensstrategie kennzeichnet die Würgfeige. Diese Pflanze ist nicht wie die anderen in der Lage, allein ohne fremde Hilfe nach oben zu wachsen. Sie muss einen Wirtsbaum als Leiter benutzen, den sie „zum Dank“ anschließend langsam abwürgt. Wenn der Wirtsbaum abgestorben ist, bleibt ein Hohlraum zurück. Diese Hohlräume bieten manchen schwindelfreien Wissenschaftlern wiederum eine gute Möglichkeit, für Forschungszwecke in den Wipfelbereich zu klettern.

Die Urwaldriesen sind, wegen ihrer langen geraden Stämme und wegen der hervorragenden Qualität ihres Holzes, der Gefahr des Abholzens preisgegeben. Dazu gehören der Angélique (dicorynia guianensis), der Amaranth (Bois Violet, peltogyne venesa), und der Wacapou (vouacapoura americana), um nur die drei wichtigsten zu nennen. Die Familie der Lauraceen oder „Zedern“ werden gern zur Verarbeitung im Kunsthandwerk genommen, da es ein hartes und wohlriechendes Holz ist. Der bekannteste davon ist der Rosenholzbaum (aniba rosae-odoral), der lange Zeit zur Parfümherstellung genutzt wurde. Der vielleicht berühmteste Baum – wegen seiner kolossalen Größe – ist der Sandbüchsenbaum (Bois-Diable, hura crepitans – Achtung: giftige Früchte).

Zum Glück ist das Abholzen in Französisch-Guayana im großen Stil wenig ertragreich. Dies liegt nicht daran, dass es zu wenige, holzwirtschaftlich nutzbare Bäume gäbe. Die Wälder Guayanas gelten mit 400 bis 450 Baumarten als die artenreichsten der Erde. Das Problem bei der Ausbeutung der Holzressourcen in Französisch-Guayana ist der Abtransport. Wegen der Stromschnellen sind die Flüsse nicht mit größeren Schiffen zu befahren. Ein Straßenausbau in den Binnenregionen wäre zu teuer und würde sich letztlich nicht rentieren.

Der Vegetationstyp Regenwald findet sich, wie schon gesagt, überwiegend in der Binnenregion, im Hügelland jenseits des Küstenstreifens, auf dem alten Guyana-Schild. Nun gibt es noch einige besondere Regenwaldtypen, auch an der Küste, die sich vom „Festlandswald“ hauptsächlich durch ihre Böden unterscheiden.

Der Forêt Marécageuse könnte im Deutschen als Sumpf- oder Marschwald bezeichnet werden. Solch ein Wald zeichnet sich dadurch aus, dass er periodisch unter Wasser steht. Er erstreckt sich entlang stagnierender oder langsam fließender Gewässer im küstennahen Flachland. Solch ein Wald ist sehr viel artenärmer als ein Festlandswald, Palmen sind häufig vertreten. In Küstennähe gibt es sogar reine Palmenwälder, die (wegen der vorherrschenden Pinot-Palme) als „Pinotières“ bezeichnet werden. Charakteristisch sind außerdem die majestätischen Buriti-Palme (Palmiers-Bâches, mauritia flexuosa) mit ihren großen fingerartigen Blättern und den roten schuppigen Früchten, die man oft im Mündungsbereich von Flüssen angetrieben sieht.

Andere Wälder haben sich auf weißem Sand ausgebildet (Forêts sur Sables Blancs). Der weiße Sand stammt von Dünen, die an den ehemaligen Küstenlinien entstanden sind und sich zum Teil am Beginn des Festlandssockels abgelagert haben. Diese Wälder sehen den Festlandswäldern ähnlich, sind aber durch das trockenere Milieu etwas ärmer und anders in der Artenzusammensetzung. Entlang der Route Nationale 1 zwischen Organabo und Mana kann man den weißen Sand an vielen Stellen sehen. Man bezeichnet ihn manchmal spaßhaft als guyanesischen Schnee. Die kleinen Bäche in solchen Wäldern bilden mit ihrem „Coca-Cola-Wasser“ (die Farbe ist bedingt durch ausgewaschene organische Substanzen) einen hübschen farblichen Kontrast dazu.

Die Wälder auf Lateritkrusten (Forêt sur Cuirasse Latéritique) haben das Problem, dass sich die Bäume aufgrund der harten Bodenbeschaffenheit praktisch gar nicht im Boden verwurzeln können. Daher sind große Bäume dort selten und es kann sich eine niedrigere Buschvegetation ausbreiten. Lianen sind hier sehr häufig. Solche Lateritkrusten befinden sich auf Tafelbergen (zum Beispiel auf dem Tafelberg von Cayenne beim „Lac de Rorota“) oder in den Bergen von Kaw.

Sehr speziell sind auch die Nebelwälder (Forêt Submontagnarde) in über 500 Metern Höhe. Speziell daher, weil sie für den gewöhnlichen Touristen kaum zugänglich und wegen dichter Moosteppiche und Girlanden aus Epiphyten eine urzeitlich anmutende und geisterhafte Szenerie bieten. Die großen Baumfarne (Cyatheaceen) runden dieses Bild ab. Diese spezifische Vegetation ist durch das kühlere und noch feuchtere Klima auf den Bergrücken bedingt.

Die Vegetation an Colacriques ist wesentlich niedriger als im Urwald.

Prachtvolle Bananen findet man in Guyane fast in jedem Garten.

Sekundärvegetation

Überall dort in den Tropen, wo der Mensch in geschichtlicher Zeit in das Wachstum der natürlichen Vegetation eingegriffen hat, entsteht Sekundärvegetation oder Sekundärwald (entlang der Straßen, um Siedlungen, auf alten Brandrodungsfeldern usw.) Je nach Art, Intensität und Zeitpunkt des Eingriffs entsteht eine mehr oder weniger hohe und dichte Vegetation.

Der traditionelle Brandrodungsfeldbau (in Französisch-Guayana heißen diese Gärten „Abattis“) erlaubt nur eine kurzfristige Nutzung von zwei bis drei Jahren, bis alle Nährstoffe aus der Asche und den Pflanzenresten der gefällten und abgebrannten Bäume herausgezogen sind. Danach muss das Feld aufgelassen werden. Zwar entsteht innerhalb weniger Jahre wieder ein Wald, aber es wird niemals wieder das komplexe Ökosystem des Primärwaldes sein. Es siedeln sich schnell wachsende Baumarten an, wie z.B. der Kanonenkugelbaum (Moraceen), der Stöpselbaum (Tiliaceen), oder die Awara-Palme und die Falsche Banane (Musaceen). Im Gegensatz zum Primärwald ist das Unterholz solch eines Sekundärwaldes so dicht, dass man sich den Weg nur mit einer Machete bahnen kann. Zwischen diesen „Unkräutern“ erblickt man häufig die prächtigen roten Passionsblumen (passiflora coccinea). An Wegesrändern weit verbreitet sind die Mimosen, deren feine gefiederte Blätter sich bei der geringsten Berührung zusammenziehen. Achtung ist vor dem „Messergras“ (Cyperaceen) geboten, welches böse Verletzungen an Armen und Beinen hervorrufen kann.

Klima

Durch seine Lage zwischen dem 3. und 6. nördlichen Breitengrad hat Französisch-Guayana ein durchweg äquatoriales Klima, was sich durch hohe Luftfeuchtigkeit (im Durchschnitt 90 %) und gleichmäßig warme Temperaturen auszeichnet.

Die Tagestemperatur ist das ganze Jahr über relativ gleichmäßig: An den Küsten sinkt das Thermometer praktisch nie unter 22 Grad Celsius, im Wald kann es mal auf 18 Grad abkühlen (was in der Hängematte schon als recht klamm empfunden werden kann). Tagsüber wird es 30 bis höchstens 37 Grad warm. Da die Temperaturen im Jahresverlauf weniger stark schwanken als im Tagesverlauf, spricht man hier von einem für die Tropen typischen Tageszeitenklima.

Niederschläge gibt es reichlich. Am trockensten ist die nordwestliche Küstenregion bei Les Hattes (Yalimapo) und Mana mit circa 1.500 mm Niederschlag im Jahr (immerhin noch doppelt so viel wie in Hamburg). Die Klimastation in Cayenne-Rochambeau verzeichnet 3.500 mm im Jahr, was für Guyane ein relativ durchschnittlicher Wert ist. Dort, wo die ersten Hügelketten den vom Meer kommenden Passatwinden den Weg verstellen, bilden sich manchmal regelrechte „Dauerduschen“ auf kleinem Raum, wo es in der Regenzeit praktisch permanent regnet. Sehr berüchtigt in dieser Hinsicht sind die Berge von Kaw und Roura. Hier sind 6.000 – 8.000 mm im Jahr normal.

Besonders Segler dürfte interessieren, dass schwerere Stürme oder gar Wirbelstürme in dieser Region unbekannt sind. Regenböen können Windstärken von maximal 7 erreichen. Das ganze Jahr über weht ein Passatwind, in der Regenzeit aus Nordost, in der Trockenzeit aus Südost. Gewitter sind selten und treten meist am Ende der Trockenzeit auf.

Meeresschildkröten

Fünf der sieben Arten, die es weltweit gibt, kommen zur Eiablage nach Französisch-Guayana. Dies sind:

Die

Lederschildkröte

(Dermochelys coriacea), frz. Tortue Luth, Aitikanti in Sranam

Die

Suppenschildkröte

(Chelonia Mydas), frz. Tortue Verte

Die oliv farbene

Bastardschildkröte

(Lepidochelys olivacea), frz. Tortue Olivâtre

Die

Karettschildkröte

(Erytmochelys imbricata), frz. Tortue Imbriquée

Die

Unechte Karettschildkröte

(Caretta caretta), frz. Caouanne.

Die beiden letzteren Arten kommen nur sporadisch vor.

Bis in die siebziger Jahre hinein waren Meeresschildkröten wegen ihrer Eier, ihres Fleisches, Fettes und ihrer Panzer in Französisch-Guayana der unkontrollierten Wilderei preisgegeben. Erste lokale Kampagnen zum Schutz und zur Sensibilisierung der Öffentlichkeit ab 1971. 1977 begann der französische Meeresbiologe Jacques Fretey zusammen mit einer kleinen Gruppe Wissenschaftlern vom Nationalmuseum für Naturgeschichte in Paris (Muséum National d´Histoire Naturelle de Paris) wissenschaftliche Studien über die Meeresschildkröten vor Ort. Finanzielle Subventionen kamen vom Umweltministerium (Ministère de l ´Environnement) und vom World Wildlife Fund (WWF). Zwischen 1980 und 1988 flossen zeitweilig Gelder von Greenpeace Hamburg in das damalige Schutzprojekt „Kawana“. Dr. Bernhard Grzimek leistete damals kurz vor seinem Tode eine beträchtliche Spende an Greenpeace, welche dem „Kawana“-Projekt zugute kam.

Zur Bestandsaufnahme der Meeresschildkröten bedient man sich zweier Methoden: Spurenzählungen und Markierungen. Die Gesamtzahl der weiblichen Lederschildkröten in Französisch-Guayana wird auf 14.000 bis 20.000 geschätzt. Damit hat Französisch-Guayana den weltweit bedeutendsten Bestand an Lederschildkröten (Malaysia im Vergleich: 4.000). Der größte Teil kommt zur Eiablage an den 4 km langen Strand von „Les Hattes“ im Nordwesten des Landes. Die Eiablagesaison für die Lederschildkröten liegt zwischen April und Juli in der großen Regenzeit. Eine Lederschildkröte legt in einer Saison etwa 7x Eier ab (Abstand 10 bis 12 Tage). Danach kommt sie erst drei Jahre später wieder.

Die Suppenschildkröte wird etwa 1,2 m lang und wiegt bis zu 200 kg.

Ein Gelege zählt bei der Lederschildkröte 50 – 160 Eier, 120 – 220 bei der Suppenschildkröte und 90 – 130 bei der Bastardschildkröte. Die Inkubationszeit beträgt 50 – 70 Tage. Das Geschlecht wird durch die Temperatur während einer bestimmten Periode der Inkubation bestimmt. Je nachdem, ob dann die Temperatur im Nest über oder unter 29 Grad Celsius fällt, entstehen männliche oder weibliche Nachkommen.

Ein Gelege kann zerstört werden durch: Überschwemmung während der Eiablage, Aushöhlung durch Erosion, Infiltration von Süßwasser, Ausgrabung durch andere Schildkröten, Räuber (wie z.B. Krabben, Krabbenwaschbären, Geier, Hunde) und Wilderei.

Mögliche Schutzmaßnahmen sind: Schutz der Eier in situ, Transplantation in eine überwachte Schutzzone oder künstliche Inkubation in einer Brutstation („écloserie“). In Guyane entschied man sich in den 80er Jahren für die letztere Maßnahme. 1980 stellte die Administration ein altes Strafgefangenengebäude in Les Hattes zur Verfügung, welches bis in die 90er Jahre ein kleines Laboratorium, einen Inkubationsraum und eine kleine Ausstellung für Besucher beherbergte. Eier, die in der Wasserlinie gelegt wurden und somit verloren gewesen wären, konnten nun künstlich ausgebrütet werden. Temperatur und Feuchtigkeit wurden überwacht, und man konnte Einfluss auf das Geschlecht der Nachkommen ausüben. Seit 2008 existiert nun ein Informationszentrum direkt am Kreisverkehr vor Yalimapo, gegenüber der Jugendherberge. Neben einer sehr kleinen Ausstellung und einem kleinen Laden mit indianischem Kunsthandwerk kann man sich bei den zwei Hauptangestellten des regionalen Naturparks informieren. Eine Brutstation existiert nicht mehr, Patrouillen und Markierungen werden derzeit nur direkt am Strand von „Les Hattes“ durchgeführt. Finanziell haben sich alle ausländischen Geldgeber zurückgezogen, eine Integration der Indianer in das Projekt – wie ursprünglich geplant – wurde nicht vollzogen.

Eine Lederschildkröte (Tortue Luth) kann bis zu 900 kg schwer werden.

Nach der Eiablage sucht die erschöpfte Lederschildkröte sofort wieder das das Meer auf.

In der Natur werden die Neugeborenen durch eine Vielzahl von Räubern bedroht. Es gilt als noch nicht gesichert, wie weit man in dieses natürliche Gleichgewicht eingreifen sollte. Man kann z.B. die Neugeborenen einige Hundert Meter weiter ins tiefere Wasser setzen, wo sie den Raubwelsen entgehen, oder man kann sie einige Wochen in geschützten Bassins heranreifen lassen, um sie erst später auszusetzen, wenn sie sich besser wehren können. Keinesfalls darf man Neugeborene anderswo oder im tiefen Wasser aussetzen, sonst verlieren sie ihre natürliche Prägung, und finden später den Ort ihrer Geburt nicht wieder.

Todesursachen der erwachsenen Weibchen sind: Wilderei (die man trotz Presse, Fernsehen, Radio und Informationen noch nicht im Griff hat), Fischernetze (ein Netz ist sehr teuer und es ist einfacher, die Flosse einer Schildkröte abzuhacken und sie zu töten, als das Netz aufzugeben), Schleppnetze der Krabbenfänger, Verletzungen durch abgestorbene Baumstämme, Verwechslung der schimmernden Wasseroberfläche des Meeres mit den hinter dem Strand liegenden Sümpfen, Verenden in der Mittagssonne, jagt durch Jaguar (sehr selten), Orcas und Haie sowie zunehmend Plastiktüten, die mit der Grundnahrung (Quallen) verwechselt werden.

Als Schutzmaßnahmen vor Ort werden genutzt: Erziehung und Information der Öffentlichkeit, Fernsehfilme, Gespräche mit Touristen, Strandpatrouillen bei Tag und Nacht, Zusammenarbeit mit den Indianern, Zusammenarbeit mit Gendarmerie, Zoll, Feuerwehr und Militär sowie ein gutes Einvernehmen mit der Administration

Lokal angewandte Schutzgesetze

1976 Arrêté de la Loi de Protection de la Nature Spécifique aux Tortues Marines (Erlass eines Schutzgesetzes für Meeresschildkröten),

1979 Arrêté Préfectoral (Präfektoralerlass) zum integralen Schutz der Lederschildkröte,

1998 Gründung des Naturschutzgebietes „Amana“ im Gebiet Awala-Yalimapo mit einer Größe von 14.800ha.

Alle Meeresschildkröten stehen auf der Washingtoner Artenschutzliste.

Ausnahme: Einige wenige Indianerfamilien dürfen Eier für den Eigenbedarf sammeln.

Verhaltenshinweise Schildkröten

niemals mit der Taschenlampe auf die See leuchten;

soweit möglich den Taschenlampengebrauch vermeiden;

wenn man eine Schildkröte sieht:

Lampe aus;

stehen bleiben oder in die Hocke gehen;

wenn die Schildkröte zu graben begonnen hat kann man sich ihr langsam nähern;

in ihrer Nähe hektische Bewegungen, Licht (auch Zigaretten) und laute Geräusche vermeiden;

wenn die Schildkröte mit der Eiablage beginnt, wird sie sichtlich ruhiger – jetzt kann man sie vorsichtig berühren, für einen kurzen Augenblick die Hinterflosse anheben und mit der Taschenlampe auf die Eier leuchten (jedoch eine schützende Hand vor das Licht halten, so dass die Schildkröte nicht irritiert wird) und vielleicht sogar ein Foto mit Blitz machen;

sobald die Eiablage beendet ist:

Licht aus

keinen Blitz mehr

etwa 50 bis 100 Meter von dem Tier entfernen und ruhig verhalten;

wenn man weitergehen möchte, bitte einen großen Bogen um das Tier machen, möglichst nicht zum Wasser hin.

Jede Irritation einer Schildkröte kann zu ihrem Tod führen. Sollte man auf andere Touristen stoßen, die sich nicht diesen Regeln gemäß verhalten, so sollte man diese um Rücksicht auf die Tiere bitten. Man sollte auf jeden Fall verhindern, dass Personen – auch Kinder – auf den Rücken der Tiere steigen (was leider oft genug vorkommt). Personen sind davon abzuhalten, Gelege zu öffnen (jedoch nicht Tiere wie Hunde, Krabben, Geier – dies ist natürlich und sollte nicht gestört werden; den Indianern ist das Öffnen von Gelegen für den eigenen Verzehr im übrigen erlaubt). Sollte eine Luth am Tage an Land kommen und wider Erwarten mit der Eiablage beginnen, so besprenge man sie bitte mit Meerwasser (nur während der Eiablage, wobei das Wasser nicht auf die Eier kommen darf). Wenn man diese Maßnahmen einhält, wird man ein Erlebnis haben, das wirklich unvergesslich ist.

Eine „weinende“ Lederschildkröte bei der Eiablage.

Die Tierwelt Französisch-Guayanas

Französisch-Guayana verfügt über eines der größten zusammenhängenden Urwaldgebiete dieser Erde: unberührt und unerforscht. Wenn man mit Forschern oder Naturfreunden spricht, fallen überwiegend Superlativen, denn sowohl Flora wie Fauna zählen zu den artenreichsten dieser Erde. So hat z.B. der amerikanische Biologe Scott Mory alleine im Gebiet um Saül in wenigen

Jahren eine Unzahl neuer Pflanzen entdeckt. Auch behauptet er, dass auf einem Gebiet von nur 17 ha etwa 546 verschiedene Spezies anzutreffen seien. Die Gesamtzahl der Pflanzenarten in Französisch-Guayana wird heute auf etwa 6.000 – 8.000 geschätzt.

Doch der Wald ist grün, grün, grün, und wenn man hier als Laie unterwegs ist, sieht man zumeist nur diese vielen verschiedenen Grüntöne, von tief bis hell, von dreckig-stumpf bis klar. Blüten dagegen sind selten zu beobachten und wenn, dann zu Beginn der Regenzeiten, zumal sie im Wald auch noch häufig eher klein und unscheinbar in Erscheinung treten. Und die vielen wilden Orchideen wachsen ja meist leider in Schwindel erregender Höhe. Aber selbst beim Überfliegen des wogenden Blätterdaches bleibt der Anblick blühender Inseln ein eher seltenes Schauspiel. Dafür beeindrucken in dem immensen Primärwald die Baumriesen, deren Wipfel man in 60 Metern Höhe eher erahnt als erkennt und hinter deren Wurzeln sich ein Erwachsener ohne Probleme verstecken kann.

Der Wald ist etwas für den Naturfreund: er erschließt sich nicht bei kurzer, flüchtiger Betrachtung. Sein Charme ist nicht grell und aufdringlich, sondern liegt verborgen in kleinen Details, als wolle er sich im dumpfen Dunkel vor uns verschließen. Es ist ein Terrain für den ruhigen Betrachter und für den mit einer feinen Nase und spitzen Ohren.

Denn der betäubend schwere Modergeruch ist nicht so einheitlich, wie er vielen erscheinen mag, er variiert vielmehr von Schritt zu Schritt, bis er plötzlich von aufflammenden Blütendüften durchwoben wird.

Riesenotter (Pteronura brasiliensis) sind in Guyane eher selten anzutreffen.

Der Hellrote Ara (Ara macao) kann bis zu 90 cm groß werden.

Gleiches gilt für die Ohren, die erst wieder lernen müssen, leise Geräusche voneinander zu trennen: das leichte Prasseln der langsam fallenden Regentropfen nach dem ohrenbetäubenden Guss, das tiefe Summen der Kolibris; die verschiedensten Laute der Insekten, das Singen der Vögel, das Knacken und Rascheln. Man geht durch Gebiete, wo einen fast tödliche Stille umfängt, und nur wenige Schritte weiter erschallt das muntere Ti-ti-ja aus vielen Vogelkehlen, um danach vom Quaken der Frösche abgelöst zu werden. Dann wieder hört man einen Windhauch und das Rascheln und Rauschen der Blätter, Schmetterlinge gaukeln einem vor den Augen, als wolle sich der Wald mit ihrer zittrig-vergänglichen Farbenpracht ganz besonders über die Menschen lustig machen, um einen dann im nächsten Augenblick mit einem lang gezogenen und tiefen Hu-Hu in tiefste Melancholie zu versetzen.

Der Wald ist keine, wie so oft beschriebene, dunkle, träge Masse von Grün, die sich lauernd und tödlich um einen schließt. Er ist die Vielfalt, mit einem Höhepunkt an Farben, Bewegungen, Düften und Geräuschen, wo Realität und Fantasie in mythischen Empfindungen wie in einem Gemälde ineinander verlaufen.

Aber man sollte seine Sinne schärfen, will man etwas erkennen. Und es ist notwendig zu lernen, zufrieden zu sein, dass man nach Wochen im Wald erkennen muss, dass man nicht hinter sein jahrtausendealtes Geheimnis gekommen ist.

Noch schwieriger ist es, die Geduld und Ruhe für Tierbeobachtungen aufzubringen, die dafür jedoch umso intensiver belohnt wird. Wer jedoch Spektakuläres erwartet, sollte lieber in den inzwischen besuchenswerten Zoo von Macouria an der D5 gehen, denn die großen Tiere sind häufig sehr vorsichtig und scheu: es ist nicht wie in Afrika, wo man im Safaribus durch die weite Steppe fährt und Tiere gewissermaßen konsumiert.

Denn hier, im Tropenwald, kommt jede Begegnung durch Zufall oder Warten zustande. Und häufig beobachten einen die Tiere, die sich dann nur durch ihr Weghuschen verraten.

Schmetterlinge sind in Guyane überall und jederzeit anzutreffen.

Jaguare (Panthera onca) sind die drittgrößten Raubkatzen der Welt und können bei Gefahr oder Krankheit auch für Menschen gefährlich werden.

So werden die folgenden Beschreibungen nur kurze Momentaufnahmen sein und kein vollständiges Bild die guyanesichen Tierwelt ergeben können.

Sollte man durch Zufall einer guyanesischen Katze, einem Ozelot, einem Jaguarundi oder einem Puma begegnen, so wird einem doch mulmig. Wer hier mehr Angst hat, mag offen bleiben, jedoch ist klar, dass die Katzen des Dschungels vor den Menschen so große Angst haben, dass sie in der Regel nicht angreifen. Man sollte es aber nicht provozieren, bei einer Begegnung keine hastigen Bewegungen machen, sich nicht ducken, aber auch das Tier nicht in Bedrängnis bringen.

Häufig flüchten sogar die einzigen echten Großkatzen Amerikas, die Jaguare, vor einem Menschen, es sei denn, dieser ergreift zuerst die Flucht - denn dann wird auch ein Mensch für den majestätischen Jaguar zur potentiellen Beute. Doch wer erst einmal die riesigen Tatzenabdrücke im Urwaldboden gesehen hat, wird immer ein etwas seltsames Gefühl haben, und wer dann noch glaubt, von unsichtbaren Augen verfolgt zu werden, wird nur zu gerne auf eine solche Begegnung verzichten. Sollte man von einem Jaguar im Wald verfolgt werden, so ist dies ein ungewöhnliches Verhalten. Dreht man sich dann jedoch um, so sollte die Großkatze spätestens in diesem Augenblick den Rückzug antreten. Geschieht dies jedoch nicht, und sollte die Katze mit angelegten Ohren, sprungbereit geduckt und leicht fauchend zeigen, dass sie – vielleicht aus Angst, weil sie verletzt oder krank ist, vielleicht weil sie ein Jungtier verteidigen möchte – zum Angriff bereit ist, so bleibt einem eigentlich nur noch der Griff zur Waffe, die man als Tourist jedoch normalerweise nicht dabei haben dürfte. Insofern ist es keine Binsenweisheit, dass man sich bei einem echten Urwaldtrecking einem erfahrenen Waldläufer anvertrauen sollte, der dann meist auch eine Waffe bei sich trägt. Auch wenn z.B. die Wanderwege um Saül regelhaft gut beschildert sind, bedeutet dies nicht, dass man hier keinem Jaguar begegnen könnte. Gleichzeitig sollte man sich allerdings auch darüber klar sein, dass die Chance, einer Katze im Wald zu begegnen, fast gegen Null geht, ein Angriff daher wirklich zu den absoluten Ausnahmen gehört. Noch ein Tipp für die Nacht: Da Katzen nicht durch engmaschige Netze sehen können, ist die Übernachtung unter einem Moskitonetz eine der sichersten Methoden, sich vor Urwaldkatzen zu schützen.

Viele Menschen zeigen noch mehr Furcht vor Schlangen, was wohl an deren Bewegungen und ihrer Unberechenbarkeit liegen mag. Doch neben der berechtigten Angst vor ihrem Gift, faszinieren doch immer wieder ihre Geschmeidigkeit und die Farbenpracht dieser Tiere. Im Urwald dagegen gilt es aufzupassen und wachsam zu sein, damit man nicht auf eine Schlange tritt, von denen es hier auch viele unscheinbare, gut getarnte Exemplare gibt. Zum Glück sind viele Schlangen in Französisch-Guayana zwar nicht ungiftig, dafür aber wenig aggressiv, und Angriffe, bei denen sich die Schlange bedrohlich aufrichtet und zischt, sind zumeist nur zum Schein gestartet, enden also auch fast immer in einer jähen Flucht der Schlange ins Unterholz. Doch ist immer Vorsicht am Platze – hier also ein paar Tipps: Auf Waldwegen trifft man besonders um die Mittagszeit gerne einmal auf sehr schwer zu erkennende, erdfarbene Schlangen, die sich eingerollt sonnen und sehr giftig und aggressiv sind: die Gewöhnliche Lanzenotter (Länge bis 1,6 m) – wenn man einen sehr großzügigen Bogen (mindestens 6 Meter) um sie macht, kann man eine Gefahr vermeiden. Ebenfalls sehr giftig und aggressiv ist die Grüne

Jararaca (Waldlanzenotter; bis 1,75 m Länge), die man eher im Sekundärwald antrifft. Weniger giftig und vor allem unaggressiver sind die ausschließlich im Urwald lebenden Buschmeister, die bis zu 3 m lang werden und damit die größten Vipern der Erde und die längsten Giftschlangen Amerikas darstellen - ihr Biss kann ohne Gegenmittel jedoch tödlich sein. Im Wasser kann man durchaus einer farbenprächtigen, wenig aggressiven Echten Korallenschlange begegnen (bis 1,6 m Länge), deren Gift tödlich ist (es gibt auch ungiftige Schlangen, deren Färbungen denen der Korallenschlange ähneln) – bei einem Aufeinandertreffen, möglichst ruhig im Wasser verhalten bzw. dieses mit ruhigen Bewegungen verlassen. Boas sind auf Waldwegen gelegentlich anzutreffen, ihr Anblick gehört sicherlich zu den spektakulärsten Momenten im Urwald. Eine Boa Constrictor (bis 3 m Länge) mit einer Länge von etwa 1,5 m ist eigentlich noch ein Jungtier und eher ungefährlich – sie wird auf keinen Fall von sich aus angreifen. Man kann für ein schönes Foto ohne Angst bis auf gut einen Meter an sie herantreten. Bei größeren Exemplaren sollte der Abstand jedoch mindestens bei 3 Metern liegen, damit sich die Schlange nicht bedroht fühlt und doch noch einen Scheinangriff startet. Menschen sind für Boas keine Beute. Anders ist dies bei der riesigen Anakonda, die sich immer in Sumpfgebieten oder an und in Flüssen/ Bächen aufhält (in Guyane zwei Arten: De-Schauensee-Anakonda, bis 3 m Länge; Große Anakonda, bis 9 m Länge): Bei Exemplaren über 3 Metern ist ein großer Sicherheitsabstand (mindestens 6 Meter) zu halten, bei Kindern auch schon bei kleineren Exemplaren dieser Würgeschlange. Menschen können für eine Große Anakonda durchaus eine Beute sein. Erwachsene Große Anakondas (also Exemplare um 6 m Länge) sind in der Lage, mittelgroße Kaimane zu verspeisen. Um die Angst vor Schlangen zu verlieren, empfiehlt es sich, einen Zoo aufzusuchen, in dem man Schlangen auch anfassen darf.

Eine Königsboa (Boa c. constrictor) kann bis zu 3 m lang werden, ist für den Menschen jedoch eher ungefährlich.

Eine Schlange lauert im Wasser auf Beute.

Noch größere Furcht verspüren viele Menschen vor Spinnen. In Französisch-Guayana wird man um diese Tiere kaum herum kommen können. Häufig sind die Exemplare recht groß, viele von ihnen sind für Menschen jedoch ungefährlich (Achtung: der Biss auch von kleineren Spinnen kann für Kinder oder Herzkranke lebensbedrohlich sein.). Eine Besonderheit sind die bis zu etwa 10 cm großen (mit Beinen) Jagdspinnen, deren Bewegungen man mit bloßem Auge nicht verfolgen kann. Oft sieht man auch die Netze von Vogelspinnen, die sich auf Blättern, in Kakteen oder auf dem Erdboden befinden. Es gibt viele verschiedene Arten dieser bepelzten, schönen und bis zu 20 cm großen (mit Beinen) Tiere. Ihr Biss kann auch für einen Erwachsenen eine gewisse Gefahr darstellen. Angst einflößend dürfte dagegen für fast jeden die Begegnung mit einer Riesentarantel sein. Es gibt in den Guyanas Exemplare, deren Körper (ohne Beine) einen Durchmesser von über 40 cm haben können. Auf ihren langen Beinen erheben sie sich gute 10 cm über den Boden – man sollte auf jeden Fall einen sehr großen Bogen um diese Tiere machen (mindestens 6 Meter), über deren Gefährlichkeit für Menschen bisher nichts bekannt ist (die meisten dieser Taranteln sind bisher noch nicht wissenschaftlich bestimmt).