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Frau Berger reist weiter durch die Welt und nimmt die Leser auf ihre Reisen mit. Sie findet immer wieder Situationen, die bei ihr ein Schmunzeln hervorzaubern, sie lachen lassen. Sie hört gut zu, was Reiseführer berichten und gibt diesen in ihrer eigenen Art wieder. Sie liebt es, Menschen zu beobachten und deren Eigenheiten zu beschreiben. Dieses Buch ist der zweite Band aus der Frau Berger Reihe.
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Seitenzahl: 211
Veröffentlichungsjahr: 2021
Frau Berger reist weiter durch die Welt und nimmt die Leser auf ihre Reisen mit. Sie findet immer wieder Situationen, die bei ihr ein Schmunzeln hervorzaubern, sie lachen lassen. Sie hört gut zu, was Reiseführer berichten und gibt diesen in ihrer eigenen Art wieder. Sie liebt es, Menschen zu beobachten und deren Eigenheiten zu beschreiben. Dieses Buch ist der zweite Band aus der Frau Berger Reihe.
Heike Marie entdeckt das Schreiben erst spät für sich. Bezeichnet sich selbst als Rechtschreibschlampe und freut sich immer mehr über jedes richtig geschriebene Wort.
Als Sie 50 wurde, bekam sie pünktlich zum Geburtstag eine Diagnose, welche einer längeren Behandlung bedarf. In dieser Zeit ließ Sie ihr Umfeld an dem Heilungsprozess teilhaben. Sie berichtete über Befinden und Befindlichkeiten. Das Schreiben empfand sie als Tagesaufgabe, welche ihr in der Zeit der Gesundung Struktur gab.
Und aus der Struktur ergab sich der Wunsch, weiter zu schreiben, die Dinge und vor allem das Leben um sie herum festzuhalten.
Heike Marie lebt und arbeitet nördlich von Berlin.
Ägypten
Fuerteventura
Kroatien
Fuerteventura
Ägypten
Polnische Ostsee
Plau am See
Nordseeinsel
Lübeck
Nach dem Urlaub ist vor dem Urlaub.
Unglaublich, es ist unglaublich, da freue ich mich, da freuen wir uns, seid August 18 auf den Urlaub, freue mich, freuen uns auf Sonne im Januar, freue mich, freuen uns, auf das Zusammensein, Zusammensein mit Mädels. Und dann kommt alles etwas anders.
Kurzzeitig bestand schon die Gefahr, dass wir nicht fahren, ich meine fliegen.
Aber von Anbeginn an.
Koffer ist gepackt, alles mit, Wecker gestellt und auch pünktlich los. Also für mich pünktlich los. Es gibt auch Leute in meiner Reisegruppe, für die war ich zu spät. Pünktlich los, Fahrt zum Flughafen, zu dem Parkplatz lief perfekt. Fast perfekt, die Ausfahrt zum Parkplatz verpasst und eine nette Ehrenrunde gedreht. Nur eine, eine kleine, eine ziemlich kleine. Mit dem Shuttle zum Flughafen. Der Check-in beginnt. Die coolste Typin in der Warteschlange, eine Dame sicher schon 70, eher älter, mit blonden Rastazöpfen. Superbraun gebrannt und geschminkt. Gewänder aus vornehmen Seniorenbeige, modern, keine Socken, Fußkettchen und mindestens 7 cm hohe Schuhe. Was sie wohl in Hurghada möchte?
Später dann werde ich mich mit einer Mitreisenden über die Dame unterhalten. Unser Fazit, sie hätte die Rastazöpfe, also das Geld dafür in Yogastunden investieren sollen. Wir zwei Lästerschwestern waren einer Meinung. Ihr Mann meinte, er Gänge sich schon mal anstellen.
Zurück zum Check-in. Wir stehen entspannt in der Schlange. Es ist Zeit ohne Ende vorhanden, wir sind tatsächlich zwei Stunden vor Abflug da. Was sind wir doch gut, richtig gut. Allmählich rücken wir nach vorn. Langsam, wir lachen, sind guter Dinge, schauen Menschen an und zu. Nicht mehr lange.
Check-in, wir drei ran an den Schalter. Pässe: da, Koffer. da, Flugscheine: da, Platzreservierung: da.
Und wo steht, dass sie 20 kg Freigepäck haben? Hä, was Gepäck. Oh jeh, was?, das Kilo Koffer kostet 7 Euro. 7 Euro pro Kilo, ich hab 15, Netty 20 und Line 13 Kilo, zusammen 48 Kilo. Macht mal einfach so, Achtung ohne Taschenrechner gerechnet, also, macht 336 Euro. Ich fange an zu zittern und gehe in den Tunnel, in meinen persönlichen Tunnel absolut, alles ausblenden um mich herum, ein heimliches Ohm und ein zweites und ein weiteres. Alle Papiere angeschaut, die Mails gecheckt, das Portal der Fluggesellschaft geprüft. Wir waren inzwischen zur Seite getreten, die anderen Fluggäste zogen an uns vorbei. Wir waren ziemlich fertig. Ich komme langsam aus dem Tunnel. Kaufen wir die Koffer zu, dann ist das Urlaubs Budget von einer von uns weg. Geht vielleicht noch. Zurück aber dann dasselbe.
OH man, ich habe eine Pauschalreise gebucht, das geht wohl gar nicht ohne Gepäck.
Wir stehen, die Mädels schauen entsetzt, ich bin es und alle überlegen, ob wir nun fliegen oder nicht.
Ein halbes Jahr Freude, Reise gezahlt, Parkplatz gebucht, Plätze gebucht, Sonne erwartet. Und dann, und dann bleiben wir doch da, da, in der Nässe, in der Nässe, die in die Glieder kriecht, obwohl, heute hat es geschneit, etwas. Das als alternative, never ever.
Also wir stehen da mit unseren Koffern. Alle anderen sind durch. Wir auch, aber anders, das Wort hat hier eine andere Bedeutung.
Die Bodenstewardess "Haben sie was gefunden?" Natürlich nicht, ich zitterte weiter. Die anderen beiden mag ich gar nicht ansprechen, wir haben nichts gefunden und wollen eigentlich keine 336 Euro für die Koffer zahlen. Aber wir wollen in die Sonne, so wie die anderen auch.
Wir haben uns tatsächlich andere Flugscheine zeigen lassen. Dort steht neben dem Namen 20k, das Logo zum Glück, das Logo zur Sonne, das Logo für alle Wünsche, die wir gerade haben. Bei uns ist es nur nicht zu sehen. Wegen dieser drei Zeichen muss die Sonne auf uns verzichten. 20k kaum zu glauben.
Also, "Haben sie was gefunden?" "Nein, aber es ist doch eine Pauschalreise. Die geht doch gar nicht ohne Gepäck."
"Ich checke sie jetzt ein". Was bitte, hab ich mich verhört? Ich checke sie jetzt ein. Zittern, innere Tränen, Luftknappheit. Ich checke sie jetzt ein. Keine 336 Euro, kein zusätzliches Geld. Einfach nur, ich checke Sie jetzt ein, sie meint uns, uns checkt Sie ein, ja, uns drei und die Koffer, die 13 kg von Line, die 20 von Netty und meine 15. Einfach so. Jaaaaaa, Sonne ich bin auf dem Weg. Wir sind auf dem Weg nach Hurghada, der Weg in die Sonne. Wir kommen.
"I wish you a nice flight", ich wünsche euch einen guten Flug. Das war es doch, was ich hören wollte.
Wasser aus dem Shop, einen Kaffee direkt in den Becher To Go, in meinen mitgebrachten Becher To Go. Die Mädels holen noch Zeitungen. Der obligatorische Toilettengang und dann im Schnellschritt zum Gate, über die elektronische Passkontrolle, ein Projekt der EU.
Der Flug, der Flug steht nicht an der Anzeigetafel. Auch das noch, wo ist der Flug? Meine Lästerschwester meint, dass das Flugzeug bereits seid 7 Uhr da steht. Im Internet, auf der Flughafenseite steht der Flug, das Flugzeug ist da, wir haben Sitzplätze gebucht. Was soll passieren? So ein bisschen Verspätung, kann uns jetzt nicht mehr ärgern. Meine Lästerschwester schon. Ich lege ihr, ganz großmütig meine Hand auf ihren Arm und sage, "Die Zeit vergeht auch nicht schneller, wenn sie sich ärgern, also können sie es auch gleich lassen."
Unsere Freundschaft für den Augenblick war besiegelt.
Wir redeten ein bisschen über Ägypten und sie erzählte, dass ihr Mann im Ruhestand ist und eine Freundin im Reisebüro arbeitet. Diese Freundin bucht ihnen immer Angebote.
Leider habe ich so eine Freundin nicht. Ich mach das ja selber. Nur ohne Gepäck. Ich bin gespannt, was der Veranstalter zu der Verspätung sagt.
Das Boarding begann, ein Selfie auf der Treppe, ein Spaß mit dem Herrn aus der ersten Reihe, den Pass von Michael, aus der zweiten Reihe weiter gegeben und dann, da waren sie, unsere Plätze 8D, E und F. Tolle Plätze, wirklich toll. Wir starten, hinter uns ein Baby, und in der Nähe ein weiteres. Sie machen Krach und meine Ohrstöpsel sind im Frachtraum. Egal Hurghada, gleich, bald sind wir da.
Hurghada, da sind wir. Unser Gepäck ist auf dem Rollband. Da es als Letztes verstaut wurde, sollte es als Erstes rauskommen, raus aus dem Schacht, durch den alle Gepäckstücke kommen. Aus dem sie sozusagen ausgespuckt werden. Der erste Koffer gehörte nicht zu uns, auch der zweite und dritte nicht. Dann kam er, der Erste, der Koffer von Line, ähm ich meine Schnurzel, meine Reisefreundinnen haben sich kurzfristig für Decknamen entschieden. Purzel und Schnurzel. Also Schnurzel ist ja nun bekannt und dann bleibt für Netty ja nur Purzel übrig. Der Koffer von Schnurzel kam, eine Weile später dann der von Purzel. Und mein Koffer, er kam auch, eine ganze Weile später. Dazu habe ich eine Vermutung. Purzel und Schnurzel sind stolze Besitzerinnen von Weichschalenkoffern, ich selber habe eine Hartschale. Vermutlich liegt weich oben im Frachtraum und Hart darunter.
Andere Reisende erwarteten so wie wir die zweiten und dritten Gepäckstücke. Dadurch gab es ein Gedränge am Gepäckband. Zu der Farbgebung sag ich wenig, aber Seniorenbeige war dabei.
Mit unserem Gepäck ausgestattet über Visakauf und Passkontrolle. Aktuell kostet das Visum 23 Euro. Die Passkontrolle und der Visakauf waren vor dem Gepäckband. Wir haben alles, was notwendig ist, um nach Ägypten einreisen zu können erledigt.
Gleich sind wir da. Transfer ist, laut der Unterlagen inklusive, diesmal gibt es tatsächlich Unterlagen. Transfer vom Flughafen zum Hotel. Schwarz auf ökopapierfarbendem Papier. Wir fanden auch den Herrn, der die Plätze in den Kleinbussen für die Hotelverteilung vergibt. "Wir haben einen Zettel, einen Transferschein, einen Voucher.” Der Herr hat auch einen Zettel. Einen kleinen Zettel in A5. Und wer glaubt, dass gerade alles klar geht, der hat sich tatsächlich geirrt. Auf seinem hübschen, kleinen DIN A5 Zettel stand der Name von Schnurzel mit einem weiteren Erwachsenen und einem Kind. Wer ist das Kind?
Aber wir hatten ja den Zettel. Wir warteten dann nicht auf einen der kleinen Busse, sondern wurden mit einer Limousine weg- und am Hotel vorgefahren. Wozu so ein kleiner Zettel doch gut ist.
Im Hotel selbst ist dann alles ok. Das Zimmer ausreichend groß, ein Leben aus dem Koffer wird es werden. Ich kann damit ja wirklich gut umgehen.
Das Meer, das Meer, es ist wieder ein Traum. Blau, klar etwas kühl zum "Am Meer sitzen" bestens geeignet.
Schnurzel, Purzel und ich überlegen, welche Ausflüge wir machen möchten. Klar sind bisher zwei. Ein Dritter steht noch zur Wahl. Ich hätte gern Wüste, die beiden lieber Meer. Meer ist auch ok, wenn es etwas Besonderes ist, etwas, was die zwei anvisierten Ausflüge toppen kann, zumindest, was das Potential dazu hat. Wir bleiben gespannt.
Als wir gestern auf den Mann trafen, der die Plätze in den Bussen zu den Hotels verteilt hatte, trafen wir einen alleinreisenden Herren. Recht eigentümlich. Er wunderte etwas rum, ob er denn der Einzige wäre, der in sein Hotel gefahren wird. Er erzählte davon, dass er einen Bericht sah, in dem von einem Hotel in Tunesien berichtet wurde, in dem nur wenige Gäste waren. 8 statt 800. Und nun hatte er bedenken, dass er auch in einem solchen Hotel landet. Mich hat es tatsächlich etwas weniger berührt. Wenn die 8 sich gut verstehen, ist doch alles gut.
Unser Hotel hat sich zum letzten Jahr etwas verändert, wir sind tatsächlich im selben Hotel und zur selben Zeit in Ägypten. Es gibt inzwisehen einen weiteren Pool und ein Wasserspielbad für Kinder, von denen nicht viele hier zu Gast sind. Ein Teil des Personals scheint gleich geblieben und einige Urlauber scheinen hier dauerhaft zu sein. Es gefühlt die gleichen, dieselben, wie das letzte Jahr hier. Unser erstes Getränk, ein Cola Zero Rum, war so stark, dass es sich mit dem Alkohol erledigt hat. Zumindest für den ersten Tag. Vom Abend, über den Abend brauchen wir nicht viel zu sagen. Um 19 Uhr war er zu Ende. Wir könnten feiern ohne Ende und auf die Piste gehen, was machen wir? Nicht auf die Piste, sondern in die Kiste. Purzel, Schnurzel und ich.
24 Stunden im Hotel, und davon gefühlt 23 Stunden ohne Internet. Verrückt, es funktioniert. Das W-LAN ist für mein Handy nicht gemacht. Schnurzel hat ihr Handy schon ausgemacht und Purzel hat sich W-LAN gekauft und ich, ich ärgere mich von Zeit zu Zeit. Doch dann wende ich mich wieder einem, meiner vielen E-Büchern zu. Mein aktuelles spielt nicht am Roten Meer, sondern an der Nordsee. In mein Buch versunken, Meeresrauschen im Hintergrund ist so ein Tag am Strand entspannend. Leider ist es tatsächlich noch frisch. Ein bisschen so, wie im späten Frühling an der Ostsee. Das Wasser ist kalt, aber mit etwas Überwindung kann man rein. Ich habe mich überwunden. Mit den Füßen war ich drin. Jeden Tag werde ich ein Stückchen mehr ins Meer gehen. So ist das Motto. Die Osteuropäer um uns herum sind ganzkörpernass. Der Mut kommt eher nicht aus sich selbst, sondern eher aus dem Mut der vielzähligen Rum- und Wodkatestungen. Hoffentlich kommen sie wieder aus dem Wasser heraus. Hoffentlich. Mir würde so eine Wasserleiche im Hotel nicht gut gefallen. Wir hatten Glück, sie kamen wieder aus dem Wasser heraus. Der Tag verging, Schnurzel und ich lesen Krimis, Purzel erst mal Zeitung. Der Strand wird bis zum allerletzten Moment ausgekostet. Solange, bis es schon etwas kühl wird. Das Handtuch, welches wir zum Abtrocknen mit haben, das welches wir nutzen werden, um uns abzutrocknen, falls wir ins Wasser gehen, wird zum Wärmen genutzt, nicht zum Abtrocknen. Unsre russischen, ich meine osteuropäischen Freunde ziehen langsam Richtung Bar und wir beobachten ein Highlight des Tages. Ein sehr besonderes Fotoshooting. Weihnachtskarten für das nächste Jahr werden von einem Paar hergestellt. Hergestellt vor der traumhaften Kulisse des Roten Meeres. Gekleidet in Badehose, Weihnachtsmannjacke und einer Weihnachtsmannmütze posiert ein Herr mit einer großen Muschel, einer Muschel, die aussieht, als wenn diese aus der Südsee stammt, nicht aus dem Roten Meer. Aber für das perfekte Foto wird schon das eine oder andere Beistück hingelegt. Später werden wir noch einen kleinen Plastikblumenstrauß erleben, wie viel Kitsch.
Nachdem der Herr genug posierte, wie die Frau in einem Weihnachtsfrauumhang gewandet und gesellt sich zu ihrem Liebsten. Die Fotografin springt um beide herum und wir, wir schauen zu. Wir geben tatsächlich keine Kommentare ab. Wir lächeln freundlich und unterhalten uns später darüber. Wir lästern nicht, vielleicht ein bisschen, ein ganz kleines bisschen. Also erst als die Fotoassistentin ein rotes Negligé, einen roten Spitzenunterrock rauskramte und die Frau diesen über ihre Unterwäsche zog, kicherten wir in uns rein. So richtig toll war es tatsächlich nicht geworden. Getoppt wurde das ganze dann von einem rosa Nachthemd, zumindest sah es für mich so aus, mit besagtem Plastikblumenstrauß. Der Mann muss seine Frau sehr lieben, wenn er sowas mitmacht.
Mein W-LAN Problem im Hotel besteht weiter und raubte mir tatsächlich Urlaubs- und Lebenszeit.
Irgendwann gab ich es dann auf. Grundsätzlich kann ich damit leben, nur ... Ach ja.
Ein Reiseleiter gab uns einen Tipp. Ein Kaffee auf der anderen Seite der Straße, dort gibt es gutes, starkes Internet, wenn man sich einen Tee oder Kaffee bestellt. Drei Angstmenschen, also Menschen mit Bedenken, fassen sich ein Herz und laufen los.
Was soll uns schon passieren? Wir sind in einer Stadt voller Touristen, viele Europäer, wir schaffen es. Wir schafften es. Bis zum Café, vorbei an kleinen Läden, in denen jeder etwas anzubieten hat, vorbei an dem Restaurant, welches die Weltherrschaft im Fastfoodbereich besitzt. Wir finden das Café, es ist nicht schön, es hat eher den Charme eines Imbisses. Hauptsächlich Männer, Shisha rauchend, Tee trinkend und, es ist wirklich neu, Fußball schauend. Der Tee war lecker, das Internet war stark und ich war glücklich.
Am Abend dann das Allerbeste, das aller, aller beste. Essen am Pool, 19. Januar und, und wir sitzen draußen am Pool und genießen den Abend. Großartig, einfach großartig. Es war wieder ein ruhiger, schöner Abend, geendet mit, nicht feiern und Party, obgleich, wir tranken einen Cocktail, einen Cocktail, der für uns zu stark war. Viel zu stark. Also endete der Abend wieder zu zeitig im Bett. In Deutschland war es 19 Uhr. Wir haben Urlaub.
Die auffälligste Frau in unserer Hotelanlage ist angekommen. Eine Amy Winehouse, für Arme, sagte ich zu den beiden. Zu Purzel und Schnurzel. Sie, also die Hotelamy, sieht schon verdammt auffällig aus. Ihr Typ passt nicht so richtig zu ihr, nicht, dass er nicht besonders ist. Hier für die Anlage ist er es schon. Mit seinen langen Haaren und seiner schwarzen Kleidung wirkt er wie ein Metalfan. Nicht das ich Ahnung habe, aber so stelle ich mir das vor. Im Takt des lauten Grölens, sorry liebe Metalfans, den Kopf und dazugehörigen Haarschopf nach vorn und hinten zu schleudern. Sofern überhaupt Takt erkennbar ist. Wie gesagt, ich habe keine Ahnung, aber genau so stelle ich mir das vor.
Sie vermutlich ganzkörpertätowiert, bis dorthin, wo bei den anderen Reisenden der Doppelkinnansatz ist. Sie, diese beiden Coolen passen nicht in eine solche Anlage und schon gar nicht in Allinklusive. Wir auch nicht wirklich, aber Sonne im Januar zu dem Preis ist nur so realisierbar.
Und vermutlich geht es den beiden genauso.
Warum konnten wir diese beiden bei der Anreise beobachten? Weil wir seid 6:10 Uhr, Achtung in Deutschland ist es 5:10 Uhr, auf der Straße vor dem Hoteleingang standen. Eine Stunde das Leben auf der Straße beobachten, die Angestellten unseres Hauses kommen sehen, Sammeltransporte in andere Beschäftigungen, die Touristenpolizei, die die Bücher unseres Hotels kontrollierte und nebenbei erlebten wir, wie der Tag kam, wie es von Minute zu Minute heller wurde. Es war zu beobachten, dass das ganze Plastik, welches rumlag, von einem Sammler aufgesammelt wurde, das ein auffälliger Ford mehrfach, ich glaube, es war viermal, an uns vorbei fuhr und eine Nobelkarosse es auch zweimal schaffte. Die Polizei stand noch immer da, als uns entschlossen zum Frühstück zu gehen. So zeitig waren wir noch nie dort. Ein weiterer Strandtag startet. Viele Menschen um die fünfzig oder älter, osteuropäischer Ursprünglichkeit. Frauen wie Männer sehr wohl genährt. Junge Frauen mit kleinen Kindern und eine Hand voll Rentner. Ein Rentnerpaar aus Norddeutschland bleibt gleich vier Wochen hier.
Das Wetter heute ist eher wechselhaft, nicht zwischen Regen und Wolken, sondern zwischen Sonne und Wolken. Wir lesen entspannt, lassen uns von den diversen Strandangeboten erzählen. Purzel trägt inzwischen Tattoo. Hier als Strandangebot zu bekommen. Der Tätowieret erzählt, dass er eigentlich Grafikdesigner ist. Er hat bis 2001 on Kairo Grafik studiert. Hat dort 400 ägyptische Pfund im Monat verdient und ist dann für eine Saison nach Hurghada gezogen. Der Verdienst war zehn Mal so hoch. Da ist er hiergeblieben. Hatte erst einen Basar, ich vermute, er meinte einen Laden und hat sich dann ein kleines Studio gekauft. Zwei mal in der Woche ist er hier im Hotel in und bietet seine Tattoos an. Und Schnurzel hat nun eins. Der Tätowierer hatte 5 Jahre lang eine Freundin in Hoyerswerda, in Hoyerswerda, das muss man sich mal vorstellen. Hoyerswerda, viermal war er schon dort. In Hoyerswerda. Das Tattoo von Purzel, kein Echtes. Eins aus Henna, einen Feuervogel, der ein bisschen, aber nur ein ganz kleines bisschen an den Brandenburger Adler erinnert. Joseph, so ist der Name des Tattookünstlers, wird später nochmal nach Purzels Adler, ich meine, Feuervogel, oder besser, Phönix schauen und in den Zusammenhang Schnurzel fragen: "Warst du schon im Wasser?" "Nein" wird Schnurzel sagen. Joseph "Dann geh bitte" Purzel und ich bekommen einen Lachflash, so einen von der Sorte, der hinter den ihre weh tut, der Tränen in die Augen treibt und mindestens fünf Minuten andauern wird. Schnurzel und Joseph lachen irgend wann mit. Gerade sind wir die lauteste Lagerstätte am Strand.
Schnurzel wird nicht ins Wasser gehen, aber mit Joseph zu den Doktorfischen. Das sind die, die mit Vorliebe an den Füßen knabbern. Hoffentlich sehen wir sie wieder, die Schnurzel. Wir sehen sie wieder, wir haben wirklich großes Glück und Freude. Sie hatte die Wahl. Die Wahl den Fischmann, den Besitzer der Doktorfische, zu ehelichen oder mit uns zu urlauben. Sie entschied sich für uns. Es gab doch tatsächlich einen Heiratsantrag, so einen richtigen, echten. Aber wie hätte er sie bezahlen wollen, mit Fischen? Ich weiß es nicht, er selber auch nicht. Unsere Mahlzeiten, außer dem Frühstück, versuchen wir am Pool einzunehmen. Es ist pures Glück, im Januar am Pool zu sitzen und zu essen. Selfservice, und fast falle ich in den Selbigen. In den Pool. Nicht nach vorn, sondern nach hinten geschaut, da war sie dann schon die Poolumrandung und ich konnte gerade noch stoppen. Ich wäre das Thema, das Gesprächsthema des Tages gewesen, noch vor Amy.
Warum standen wir so zeitig auf der Straße, es war weder senile Bettflucht noch die Sehnsucht nach unserem Servicepersonal. Es war auch nicht der Wunsch zu sehen, wie die Stadt erwacht. Nein, wir wollten einen Ausflug machen. Einen so schönen, tollen, wunderbaren Ausflug.
Nun machen wir ihn am Mittwoch.
Hätten wir ihn heute gemacht, hätten wir die anderen Dinge nicht erleben können.
Und Mittwoch ist das Wetter besser. Wirklich.
Eins mit mir, in Blau, Weiß und glitzern. Das Meer, das Rote Meer, darauf, nicht darin. Ein weißes Boot. Blaues Meer, verschiedenste Blautöne vom Dunkeln bis zum hellsten Blau, Türkise Stellen. Ich will alles aufsaugen, aufheben für später.
Ich bin nicht immer da, sagt das Glück, aber ich pflanze dir eine Erinnerung in dein Herz. So ist der Moment. Mein Moment, auf dem Vordeck eines Schiffes.
Die Erinnerung, die eingepflanzt wurde, besteht aus einigen Delphinen, die wir besuchen durften, die sich uns zeigten. Unglaublich schön. Diese stolzen Tiere, nur ein paar Meter entfernt. In ihrer Umgebung, der natürlichen Umgebung, wenn man alle andern Schiffe wegdenkt. In meinem nächsten Leben werde ich irgendetwas auf dem Meer machen. Vielleicht Reiseführerin, natürlich so, dass ich nicht auf Einnahmen angewiesen bin. Die Idee gefällt mir gerade richtig gut.
Paare, welche mit ins reisen lassen sich in umgekehrter Titanicpose fotografieren, das macht Urlaubsstimmung, vermute ich. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das auch zuhause machen würden. So auf einem Spreedampfer oder noch besser, auf einem Spreewaldkahn. Umgedrehte Titanicpose ist, wenn die Paare an der Spitze des Bootes stehen und die Arme auseinanderreißen, so wie es auf der Titanic von Kate und Leo vorgeführt wurde. Nur die Reisenden auf unserem Schiff schauen nicht auf das Meer, sondern auf das Schiff, besser zu dem Fotografen. Hatte ich schon erwähnt, dass heute der 22.1. ist und ich im Tankini, farblich passend zu Meer und Schiff auf dem Deck liege, hey ich im Wind, im Sonnenschein mit den Mädels. Unser Reiseleiter Mohamed, irgendwie heißen die Reiseleiter immer Mohamed, erzählte uns Geschichten. Geschichten aus seinem Leben. Er spricht russisch, deutsch und arabisch. War bisher noch nicht in Deutschland. Russisch spricht er besser. Mohamed ist 29 und war bereits, besser ist bereits das dritte Mal verheiratet. Mit einer Ägypterin. Diese ist jung und dazu da, seine Kinder zu gebären und zu erziehen. Vorher war er mit zwei Russinnen verheiratet, obgleich wir nur von einer Scheidung wissen. Sollte es nur eine gegeben haben, ist es nicht so schlimm, er darf gleichzeitig vier Frauen geehelicht haben.
Was er verdient, das wissen wir nicht, seine Mutter verdient 150 Euro, sie ist beim Staat angestellt. Sein Bruder als Ingenieur 1200 Euro, ein Polizist 600 und das Militär 900 Euro. Innerhalb der letzten drei Jahre ist der Euro von 1 Euro zu 4 ägyptische Pfund auf ein Euro zu 20 ägyptische Pfund gestiegen. Deshalb werden alle sehr gern unsere Euros nehmen.
Mohamed hat zwei Töchter und heißt doch nicht Mohammed, sondern Mahmoud, gesprochen Machmud, das kann man sich gut merken "mach Mut”. Nur bei mir heißen alle Mohammed. Unser Platz auf dem Vorderdeck ist exponiert. Eben wurden Leo und Kate nachgestellt. Als sie sich küssen sollten, stellte sich heraus, dass sie Geschwister sind. Erwachsene Geschwister verreisen zusammen. Ist das schön.
Ein Stück sind wir mit einem Motorboot auf dem Meer gefahren. Es war ein Erlebnis, wer gern Achterbahn fährt, für den war es ein schönes Erlebnis, für mich weniger schön, ich bat Schnurzel, welche inzwischen auf dem Boden des Bootes saß, es mir nicht übel zunehmen, falls ich sie anko ... würde. Ich hab das Wort tatsächlich gesagt. Purzel steuerte das Boot, sie steuerte uns über Wellen. Der richtige Steuermann unterstützte sie.
Mittagsstunde, essen auf dem Schiff. Wir bekamen Fischsuppe und diverse andere Speisen, Fisch, gegrilltes Fleisch, Kartoffeln, Nudeln, Reis, Garnelen und Salate. So lecker, das toppte sogar unser heutiges Frühstück, unser Frühstück am Pool.
Nach dem Mittagessen war ich dann doch im Wasser, als erstes einen großen schluck Salzwasser, dann funktionierte es mit den Flossen nicht so richtig. Also Flossen zurück aufs Boot. Zwischenzeitlich beschlug die Brille und was noch schlimmer war, die Truppe war weg. Also hinterher, Schnurzel dreht um, Husten, wie blöd. Purzel holt auf und ich, ich sehe inzwischen nichts mehr, also auch zurück.
Das Fotoshooting auf dem Schiff mit uns dreien begann recht nett. Posen über der Reling. Und dann hatte ich echt keine Lust mehr, keine Lust auf das Spiel mit dem Shooting. Beim nächsten Mal bin ich von Anfang an raus.
Wir haben einige Leute kennengelernt, sind uns klar geworden, dass wir so einen schönen Tag, eine schöne Zeit hatten. Und dass wir diese nur schätzen können, weil wir wissen, dass so etwas nicht selbstverständlich ist.
Und nun in Echtzeit fahren wir schon in Richtung Hurghada, die Skyline ist am Horizont, ich hoffe sehr, dass die Fahrt noch ein paar Minuten dauern wird.
Heute ist der Dankedani-Tag. Danke an Dani für den wunderschönen Tipp, für den Tipp, einen, diesen ganz besonderen Ausflug zu machen. Heute ging es dann tatsächlich zehn nach sechs vom Hotel los. Der Tag war noch nicht so richtig da. Er brauchte noch ein paar Minuten, um wach zu werden. Er schickte ein paar lila Strahlen, um sich anzukündigen. Sie, die lila Strahlen, waren am Strand des Hotels zu sehen, nur kurz, ein kurzer Blick. Wir hatten keine Zeit weiter zu genießen. Unser Transfer zum Ausflug ging los. Selber Ort, selber Hafen wie gestern, direkt neben dem Boot von gestern. Ablegen um halb sieben, Ausfahrt aus dem Hafenbecken und die Sonne ging über dem Meer auf. Langsam, unaufgeregt kam sie aus den Wellen. Sonnenaufgänge mag ich so gern.