Frau ohne Erinnerung - Carmen von Lindenau - E-Book

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Carmen von Lindenau

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Beschreibung

Die neue Praxis Dr. Norden - So war es nicht geplant, doch Dr. Danny Norden betrachtet es als Chance. Äußere Umstände zwingen ihn zu einem Neustart. Und diesen nimmt Danny tatkräftig in Angriff, auch, wenn er mit Abschied, Trennung, Wehmut verbunden ist. Dr. Danny Norden praktiziert jetzt in seiner neuen, modernen, bestens ausgestatteten Praxis. Mit Kompetenz, Feingefühl und Empathie geht er auf seine Patienten zu und schafft ein Klima, das die Genesung fördert: eben Dr. Danny Norden, wie er leibt und lebt, und er wird immer besser! »Denkst du, dass ich hier erst einmal sicher bin?«, fragte Lioba ihre Freundin Beate. »Davon gehe ich aus. Ich denke nicht, dass Franz dich bei mir suchen wird.« »Du bist mir wirklich nicht böse, dass ich ohne Voranmeldung, ohne Anruf, ohne irgendeine Nachricht hier in München aufgetaucht bin?«, wollte Lioba von der jungen Malerin wissen. »Nein, ich bin dir nicht böse. Du und Fiona, ihr seid mir jederzeit willkommen.« »Aber warum hast du mich eigentlich nicht angerufen? Ich hätte dich nicht an Franz verraten.« »Ich weiß, aber ich war in Panik, plötzlich waren da all diese Gedanken in meinem Kopf, dass er mich vielleicht beobachten lässt oder mein Handy abhört«, gestand Lioba ihrer Freundin. »Du liebe Güte, du bist ja wirklich ganz schön durch den Wind«, stellte Beate mitfühlend fest und streichelte der Freundin liebevoll über den Rücken. »Andererseits wirst du dich früher oder später mit ihm auseinandersetzen müssen, um irgendwie zu einer Lösung zu kommen«, sagte Beate, die neben Lioba am Fenster stand und über die Felder hinter ihrem Haus hinweg den Sonnenuntergang am Horizont beobachtete. Sie trug eine rote Latzhose und ein weißes T-Shirt, an dem einige Spuren von eingezogener Farbe zu erkennen waren. »Ich werde nicht zulassen, dass er Tatsachen schafft.« »Weil das bedeuten würde, dass er gewonnen hat?« »Natürlich hätte er dann gewonnen.

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Seitenzahl: 114

Veröffentlichungsjahr: 2021

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Die neue Praxis Dr. Norden – 22 –Frau ohne Erinnerung

Ein besonders schwieriger Fall für den jungen Daniel Norden

Carmen von Lindenau

»Denkst du, dass ich hier erst einmal sicher bin?«, fragte Lioba ihre Freundin Beate.

»Davon gehe ich aus. Ich denke nicht, dass Franz dich bei mir suchen wird.«

»Du bist mir wirklich nicht böse, dass ich ohne Voranmeldung, ohne Anruf, ohne irgendeine Nachricht hier in München aufgetaucht bin?«, wollte Lioba von der jungen Malerin wissen.

»Nein, ich bin dir nicht böse. Du und Fiona, ihr seid mir jederzeit willkommen.«

»Aber warum hast du mich eigentlich nicht angerufen? Ich hätte dich nicht an Franz verraten.«

»Ich weiß, aber ich war in Panik, plötzlich waren da all diese Gedanken in meinem Kopf, dass er mich vielleicht beobachten lässt oder mein Handy abhört«, gestand Lioba ihrer Freundin.

»Du liebe Güte, du bist ja wirklich ganz schön durch den Wind«, stellte Beate mitfühlend fest und streichelte der Freundin liebevoll über den Rücken. »Andererseits wirst du dich früher oder später mit ihm auseinandersetzen müssen, um irgendwie zu einer Lösung zu kommen«, sagte Beate, die neben Lioba am Fenster stand und über die Felder hinter ihrem Haus hinweg den Sonnenuntergang am Horizont beobachtete. Sie trug eine rote Latzhose und ein weißes T-Shirt, an dem einige Spuren von eingezogener Farbe zu erkennen waren.

»Ich werde nicht zulassen, dass er Tatsachen schafft.«

»Weil das bedeuten würde, dass er gewonnen hat?«

»Natürlich hätte er dann gewonnen. Franz ist ein hervorragender Anwalt mit vielen Verbindungen. Glaubst du wirklich, ich hätte auch nur die Spur einer Chance, meine Tochter wiederzubekommen, wenn sie erst einmal bei ihm ist?«

»Über das alleinige Sorgerecht für eure Tochter entscheidet nicht er«, erklärte Beate.

»Wie gesagt, er hat gute Verbindungen. Aber das allein ist es nicht. Er ist Anwalt, seine Frau ist Ärztin, sie leben in absolut gesicherten Verhältnissen. Ich bin nur eine kleine Anwaltsgehilfin«, entgegnete Lioba und umfasste die Tasse mit dem Lavendelblütentee, die Beate ihr reichte, mit beiden Händen.

»Du bist Fionas Mutter«, sagte Beate und sah die große schlanke Frau mit dem dunklen kinnlangen Haar, die im Moment so voller Zweifel war, aufmunternd an.

»Laut Franz, bin ich aber nicht in der Lage, ein Kind allein großzuziehen. Er behauptet, ich sei sprunghaft, unzuverlässig und könnte dem Kind kein sicheres Zuhause bieten.«

»Als du ihm sagtest, dass du ein Kind von ihm erwartest, war er ganz anderer Meinung. Da meinte er, du könntest das Kind sehr gut allein erziehen.«

»Da wusste er auch noch nicht, dass seine Frau keine eigenen Kinder bekommen kann.«

»Und du wusstest nicht, dass es ihm mit seiner angeblichen Trennung von seiner Frau tatsächlich nicht sehr ernst war.«

»Inzwischen hat sich wohl einiges verändert«, seufzte Lioba.

Als sie vor drei Jahren in Franz’ Anwaltskanzlei in Flensburg eine Stelle als Anwaltsgehilfin annahm, konnte sie nicht ahnen, wie sehr diese Entscheidung ihr Leben verändern würde.

Franz hatte ihr von Anfang an gefallen, aber sie zwang sich, ihren Gefühlen nicht nachzugeben. Eine Liebesbeziehung mit ihrem verheirateten Chef würde sie sich nicht erlauben. Doch er schien ihre Gefühle zu erwidern und gab nicht auf. Schließlich ließ sie sich von ihm zum Essen einladen, danach nahmen die Dinge ihren Lauf.

Er versicherte ihr, dass er sich schon bald von seiner Frau trennen würde, dass sie bereits beide ihre eigenen Wege gingen. Als sie überraschend schwanger wurde, erklärte ihr Franz, dass sie ihn mit dem Kind wohl an sich ketten wolle, daraus aber nichts werden konnte, da er sich inzwischen wieder mit seiner Frau versöhnt hätte.

»Finanziell hat er dich aber unterstützt, richtig?«, fragte Beate und riss Lioba aus ihren Gedanken.

»Ja, das hat er getan, und das ist für ihn jetzt ein großes Plus. Er behauptet, er wäre gern ein Vater für Fiona gewesen, aber ich hätte das nicht zugelassen.«

»Was eine Lüge ist.«

»Ja, das ist eine Lüge. Nachdem ich damals meinen Job in seiner Kanzlei gekündigt hatte, weil ich nicht mehr mit ihm zusammenarbeiten konnte und wollte, hat er sich nie wieder bei mir gemeldet. Unser einziger Kontakt waren in dieser Zeit seine monatlichen Überweisungen für Fiona.«

»Und jetzt will er dir Fiona wegnehmen, weil er und seine Frau Kinder wollen und keine eigenen bekommen können. Falls ihnen das mit einem Kind in ein paar Jahren dann zu viel wird, werden sie vermutlich nicht lange zögern, um sie wieder abzugeben.«

»Soweit wird es nicht kommen. Ich werde mir mein Kind nicht wegnehmen lassen«, erklärte Lioba erneut und kämpfte mit den Tränen.

»Du und Fiona, ihr könnt bei mir bleiben, solange ihr wollt«, versicherte ihr Beate.

»Dafür bin ich dir sehr dankbar«, sagte Lioba. Als sie vor zwei Tagen dieses Schreiben erreichte, dass Franz das alleinige Sorgerecht für Fiona beantragt hatte und sie bis zur endgültigen Klärung des Sorgerechtes bei ihrem Vater und seiner Frau wohnen sollte, war sie in Panik geraten. Das war einfach zu viel für sie gewesen.

Das Haus am Ortsrand von München, in dem ihre Freundin Beate wohnte, erschien ihr weit genug entfernt, um Franz erst einmal aus dem Weg zu gehen. Beate hatte das ehemalige Bauernhaus von ihren Großeltern geerbt und war vor drei Jahren von Flensburg nach München gezogen. Sie hatte das Haus renoviert und ihren Bedürfnissen angepasst. Die Fassade des Hauses hatte einen zartrosa Anstrich bekommen, die Fensterläden waren gelb gestrichen. Im Erdgeschoss hatte Beate ihr Atelier eingerichtet, im ersten Stock ihre Wohnung. Ein großes helles Wohnzimmer mit einer integrierten modernen Küche, ein Schlafzimmer, ein Gästezimmer und ein großes Bad. Grünpflanzen, die in jedem Zimmer standen, sorgten für ein angenehmes Raumklima.

Lioba hatte Beate schon einige Male besucht und fühlte sich bei ihr immer ausgesprochen wohl. Auch Franz war schon einmal mit ihr hier gewesen, aber das war ganz am Anfang ihrer Beziehung, als sie noch glaubte, dass er es ernst mit ihr meinte.

Für Fiona war Beates Zuhause ein Paradies. Sie konnte in dem großen Garten herumtoben, im nahgelegenen Wald oder am Ufer der Isar mit ihrer Mama spazieren gehen. Zu Hause in ihrer kleinen Wohnung in Flensburg fühlten sie sich beide immer ein wenig eingesperrt, was die Nähe des Meeres allerdings wieder ausglich. Auch im Winter waren sie deshalb fast jeden Tag draußen und warfen zumindest einen Blick auf das große Wasser.

»Es ist doch in Ordnung für dich, wenn ich dich für ein paar Tage allein lasse?«, fragte Beate.

»Aber ja, die Vernissage in Kopenhagen ist wichtig für dich. Ich werde ganz bestimmt nicht versuchen, dich davon abzuhalten«, versicherte Lioba ihrer Freundin. »Ich habe nicht vor, dein Leben durcheinanderzubringen. Dass Fiona und ich hier sein dürfen, ist im Moment alles, was wir brauchen.«

»Vielleicht solltest du daran denken, zu bleiben. Du könntest dich hier nach einer Stelle in einer Anwaltskanzlei umsehen«, schlug Beate ihr vor.

»Ich werde es mir durch den Kopf gehen lassen.«

»Es wäre gut für dich, wenn du nicht mehr in der Nähe von Franz leben würdest. Falls er ernsthaft erwägt, seine Tochter kennenzulernen, dann wird er wohl diese Fahrt von Flensburg nach München auf sich nehmen müssen.«

»Du hast recht, das sollte sie ihm dann wohl wert sein«, stimmte Lioba Beate zu.

»Wie wäre es mit einem Glas Wein?«, fragte Beate.

»Gern, ich sehe nur noch mal kurz nach Fiona«, sagte Lioba. Vorsichtig öffnete sie die Tür des Gästezimmers, in dem sie und Fiona die nächsten Tage wohnen würden, und schaute auf das kleine Mädchen mit den dunklen langen Locken, das in der Mitte des französischen Doppelbettes lag. Fiona war im letzten Monat zwei Jahre alt geworden, und soweit sie das beurteilen konnte, war sie ein glückliches Kind, und sie war eine glückliche Mutter. Sie war dankbar für jede Stunde, die sie mit Fiona verbringen durfte.

»Alles wird gut«, flüsterte sie, streichelte der Kleinen liebevoll über das Haar und verließ leise das Zimmer. »Sie schläft tief und fest«, sagte sie und setzte sich zu Beate auf das Sofa. »Ich muss damit rechnen, dass Franz meine Fähigkeiten als Mutter von einem Psychologen beurteilen lässt. Das hat er seinen Mandanten in ähnlichen Fällen auch immer geraten.«

»Mein Hausarzt Doktor Norden ist mit einer Psychologin verheiratet. Sie könnte dieses Gutachten sicher erstellen, dann wärst du Franz einen Schritt voraus.«

»Sobald du aus Dänemark zurück bist, werde ich hoffentlich soweit sein, diese Dinge anzugehen.«

»Davon bin ich überzeugt. Ein paar Tage Ruhe werden dir guttun. Mir ist klar, dass du erst einmal deine Gedanken ordnen musst.«

»Ich danke dir wirklich sehr für dein Verständnis.«

»Ich bin für dich da, Süße.«

»Du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich darüber bin«, sagte Lioba und lehnte ihren Kopf an die Schulter ihrer Freundin. »Wird dieser interessante Däne, dieser Kunsthändler, von dem du mir neulich erzählt hast, auch da sein?«

»Du willst das Thema wechseln, richtig?«, fragte Beate schmunzelnd.

»Ich habe dir jetzt lange genug von meinem Kummer erzählt, und ja, ich würde mich gern für eine Weile auf andere Gedanken bringen«, gab sie zu.

»Okay, dann verrate ich dir hiermit, dass Ben an der Vernissage teilnehmen wird.«

»Vielleicht wird er deine Bilder kaufen.«

»Vielleicht«, entgegnete Lioba mit einem verträumten Lächeln. »Möglicherweise hat er sie schon gesehen. Der Veranstalter der Vernissage ist ein Freund von ihm, und meine Bilder sind ja bereits seit einigen Tagen in Kopenhagen.«

»Wie lange wirst du in Dänemark bleiben?«

»Fünf Tage oder vielleicht auch ein oder zwei Tage länger, es kommt darauf an.«

»Auf was genau kommt es an?«

»Ob Ben Zeit für mich hat«, gestand ihr Beate.

»Ich hoffe, es wird eine aufregende Woche für dich«, sagte Lioba, und dann stießen sie mit dem Rotwein an, den Beate inzwischen in die beiden Gläser gefüllt hatte.

*

Die nächsten beiden Tage verbrachten Lioba und Fiona noch mit Beate. Sie frühstückten gemeinsam, gingen vormittags an der Isar spazieren und aßen auf der Terrasse zu Mittag. Am Nachmittag spielte Lioba mit ihrer Tochter im Garten, während Beate in ihrem Atelier an einem Bild arbeitete, das ein Kunstliebhaber aus Schwabing bei ihr in Auftrag gegeben hatte.

Am Morgen ihrer Abreise frühstückte Beate noch gemütlich mit Lioba und Fiona, bevor sie mit dem Taxi zum Flughafen fuhr. Nachdem Beate fort war, ging Lioba mit Fiona in den Garten. Da es ein warmer Tag war, baute sie das Planschbecken auf, das sie inzwischen für Fiona gekauft hatte.

»Gefällt es dir hier, mein Schatz?«, fragte sie das Mädchen, das in seinem roten Badeanzug in dem bunten Kunststoffbecken herumplanschte.

»Ja, Mama, so schön!«, rief das Kind und schlug mit den Händchen ins Wasser. »Komm, Mama!«, forderte Fiona ihre Mutter auf, zu ihr zu kommen.

»Alles klar, ich komme zu dir«, sagte Lioba und stieg, so wie sie war, in Shorts und T-Shirt, in das Planschbecken.

Die Anrufe von Franz, die in den nächsten Stunden auf ihrem Handy eingingen, ignorierte sie. Sie hatte keine Lust, auf weitere Drohungen. Auch den Nachmittag verbrachte Lioba mit ihrer Tochter im Garten, spielte mit ihr Ball und schaute ihr zu, wie sie die Teile der Puzzles mit den Bauernhofmotiven, die sie von zu Hause mitgebracht hatten, zusammenstellte.

Auch am Nachmittag versuchte Franz sie auf ihrem Handy zu erreichen, aber sie wollte nach wie vor nicht mit ihm sprechen.

Sie erschrak, als sie während des Abendessens erneut ein Anruf von Franz auf ihrem Handy erreichte. Zunächst wollte sie auch diesen Anruf ignorieren, entschloss sich dann aber doch, ihn anzunehmen. Sie hatte die vage Hoffnung, dass er es sich vielleicht anders überlegt hatte und nicht mehr vorhatte, sie aus dem Leben ihrer Tochter auszuschließen.

»Was willst du?«, fragte sie erregt, nachdem sie das Gespräch angenommen hatte.

»Ich würde gern wissen, wo du bist.«

»Das geht dich nichts an.«

»Doch, das geht mich etwas an. Ich wollte meine Tochter heute Morgen bei dir abholen. Du warst aber nicht da, und im Kindergarten war das Kind auch nicht.«

»Du bekommst sie nicht, Franz. Sie kennt dich doch gar nicht.«

»Das wird sich bald ändern. Hör zu, Lioba, du handelst gegen die Anordnung des Jugendamtes.«

»Das ist mir egal.«

»Das sollte dir aber nicht egal sein. Du setzt dich damit in kein gutes Licht.«

»Das, was du vorhast, ist ein Unrecht. Deine Frau und du, ihr solltet über eine Adoption nachdenken, statt mir meine Tochter wegzunehmen«, sagte sie und beendete das Gespräch. »Niemand wird uns trennen«, wandte sie sich Fiona zu, die neben ihr auf dem Stuhl saß. Sie hatte zwei Sofakissen auf den Stuhl gelegt, damit das Kind hoch genug saß, um das in kleine Vierecke geschnittene Käsesandwich, das sie für sie gemacht hatte, am Tisch essen zu können. »Er wird dich nicht bekommen, mein Liebling«, flüsterte sie und hauchte dem Kind einen Kuss auf sein Haar.

*

Lioba konnte an diesem Abend nicht einschlafen. Franz’ Anruf hatte sie in Unruhe versetzt. Ihr war klar, dass er sich nicht einfach so abwimmeln lassen würde. Um Mitternacht saß sie auf dem Sofa im Wohnzimmer. Sie hatte das Licht gelöscht und schaute auf den Mond, den sie von ihrem Platz aus sehen konnte. Ich muss mir sofort einen Anwalt suchen, der mich unterstützt, dachte sie. Allein konnte sie nicht gegen Franz antreten.

Sie fuhr erschrocken hoch, als sie plötzlich den Motor eines Autos hörte. Sie sprang auf und ging zum Fenster. »Nein, bitte nicht«, flüsterte sie erschrocken, als sie auf den Weg schaute, der das Haus mit der Straße verband, die in die Stadt führte.

Der schwarze Sportwagen, der von der Straße in den Weg zum Haus einbog, war eindeutig Franz’ Wagen. Sie kannte das Auto, und gleich darauf konnte sie auch das Nummernschild erkennen. Ich hätte den Anruf gestern Abend nicht annehmen dürfen, dachte sie. Das Gespräch, das sie mit ihm geführt hatte, war lang genug gewesen, um ihr Telefon orten zu können. Franz kannte Leute bei der Polizei, die ihm diesen Gefallen tun würden. Wir müssen hier weg, dachte sie.