Der Heiratsschwindler - Carmen von Lindenau - E-Book

Der Heiratsschwindler E-Book

Carmen von Lindenau

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Beschreibung

Die neue Praxis Dr. Norden - So war es nicht geplant, doch Dr. Danny Norden betrachtet es als Chance. Äußere Umstände zwingen ihn zu einem Neustart. Und diesen nimmt Danny tatkräftig in Angriff, auch, wenn er mit Abschied, Trennung, Wehmut verbunden ist. Dr. Danny Norden praktiziert jetzt in seiner neuen, modernen, bestens ausgestatteten Praxis. Mit Kompetenz, Feingefühl und Empathie geht er auf seine Patienten zu und schafft ein Klima, das die Genesung fördert: eben Dr. Danny Norden, wie er leibt und lebt, und er wird immer besser! Die neue Praxis Dr. Norden Nr. »Es wird weniger werden. Sie sind eine starke Frau, Valentina, Sie überwinden diesen Schock«, versicherte Olivia Valentina Merzinger, die seit einigen Tagen wieder zu ihnen kam, um am Vormittag im Haushalt zu helfen. »Mei, ich weiß ja, dass es ein bissel Zeit braucht, diese Sache zu verarbeiten, aber der Albtraum in der letzten Nacht hat mir schon recht zu schaffen gemacht«, erzählte Valentina mit einem tiefen Seufzer. Sie war vor zwei Wochen aus der Rehaklinik zurückgekehrt und hatte sich nach ihrem schweren Unfall körperlich wieder vollständig erholt. Der Schock aber über das, was ihr zugestoßen war, holte sie hin und wieder noch ein. »Was genau haben Sie geträumt?«, fragte Olivia. Sie und Valentina saßen bei einer Tasse Kaffee an dem für das Frühstück gedeckten Esstisch in der großen hellen Wohnküche. »Ich stand wieder auf der Brücke, der Lastwagen kam auf mich zu, er wurde immer größer, und ich war sicher, dass ich gleich zwischen Geländer und Lastwagen eingequetscht werde. Aber dann hat mich Korbinian geweckt, weil ich wohl in meiner Panik laut aufschrie.« »Dieser Traum entspricht nicht dem wirklichen Hergang des Unglücks.« »Nein, in Wirklichkeit ist der Laster gegen das Geländer geprallt, und ich bin durch die Lücke im Geländer in die Tiefe gestürzt. Ich dachte, es sei das Ende, als ich auf den Brückenpfeiler stürzte, dann wurde alles schwarz, und ich kam erst wieder zu mir, als Ihr Mann neben mir kniete, um mir zu helfen.« »Wie haben Sie sich in diesem Moment gefühlt?« »Meine Angst war sofort verschwunden, und ich habe mich sicher gefühlt. Ich wusste, dass alles gut wird.«

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Veröffentlichungsjahr: 2022

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Die neue Praxis Dr. Norden – 27 –

Der Heiratsschwindler

Heidi will alles für den schönen Lorenz tun

Carmen von Lindenau

»Es wird weniger werden. Sie sind eine starke Frau, Valentina, Sie überwinden diesen Schock«, versicherte Olivia Valentina Merzinger, die seit einigen Tagen wieder zu ihnen kam, um am Vormittag im Haushalt zu helfen.

»Mei, ich weiß ja, dass es ein bissel Zeit braucht, diese Sache zu verarbeiten, aber der Albtraum in der letzten Nacht hat mir schon recht zu schaffen gemacht«, erzählte Valentina mit einem tiefen Seufzer. Sie war vor zwei Wochen aus der Rehaklinik zurückgekehrt und hatte sich nach ihrem schweren Unfall körperlich wieder vollständig erholt. Der Schock aber über das, was ihr zugestoßen war, holte sie hin und wieder noch ein.

»Was genau haben Sie geträumt?«, fragte Olivia. Sie und Valentina saßen bei einer Tasse Kaffee an dem für das Frühstück gedeckten Esstisch in der großen hellen Wohnküche.

»Ich stand wieder auf der Brücke, der Lastwagen kam auf mich zu, er wurde immer größer, und ich war sicher, dass ich gleich zwischen Geländer und Lastwagen eingequetscht werde. Aber dann hat mich Korbinian geweckt, weil ich wohl in meiner Panik laut aufschrie.«

»Dieser Traum entspricht nicht dem wirklichen Hergang des Unglücks.«

»Nein, in Wirklichkeit ist der Laster gegen das Geländer geprallt, und ich bin durch die Lücke im Geländer in die Tiefe gestürzt. Ich dachte, es sei das Ende, als ich auf den Brückenpfeiler stürzte, dann wurde alles schwarz, und ich kam erst wieder zu mir, als Ihr Mann neben mir kniete, um mir zu helfen.«

»Wie haben Sie sich in diesem Moment gefühlt?«

»Meine Angst war sofort verschwunden, und ich habe mich sicher gefühlt. Ich wusste, dass alles gut wird.«

»Rufen Sie sich diesen Moment immer ins Gedächtnis, sobald Sie an den Unfall denken. Umso öfter Sie das tun, umso wahrscheinlicher ist es, dass Sie diesen Albträumen, die um den Unfall kreisen, mit dem Wissen, dass es gut ausgehen wird, den Schrecken nehmen.«

»Ich will es versuchen«, entgegnete Valentina und trank einen Schluck von ihrem Kaffee.

»Sie können jederzeit zu mir kommen, wenn Sie etwas bedrückt.«

»Vielen Dank, Frau Doktor Norden-Mai. Wäre denn eine Gesprächstherapie in Ihrer Praxis etwas für mich?«

»Ich denke, wir beide bekommen das auch mit einer Tasse Kaffee hier bei uns im Haus in den Griff. Diese Albträume sind nach so einem Erlebnis nichts Ungewöhnliches. Wichtig ist nur, dass Sie diese Träume nicht einfach hinnehmen, sondern mit anderen darüber sprechen.«

»Mein Korbinian meinte neulich, ich sollte mich immer daran erinnern, dass alle, die an dem Unfall beteiligt waren, wieder gesund sind und niemand bleibende Schäden behalten wird. Das könnte mir helfen, dieses Trauma zu überwinden.«

»Ihr Korbinian ist ein weiser Mann«, entgegnete Olivia lächelnd.

»Ja, das ist er«, stimmte Valentina ihr voller Stolz zu. »Mei, jetzt sind sie wach«, stellte sie fest, als sie die Zwillinge weinen hörte, die noch in ihren Betten im Kinderzimmer lagen.

»Ich kümmere mich um sie!«, rief Daniel, der aus dem Badezimmer im ersten Stock kam.

»Ich bin auch wach. Ich helfe ihm!«, ließ Ophelia, die gerade aus ihrem Zimmer unter dem Dach kam, Olivia wissen.

»Danke!«, antwortete Olivia und ging zur Küchenanrichte, um die Fläschchen für Oda und Vincent vorzubereiten.

»Ich dacht, ich mach heute Pancakes zum Frühstück«, sagte Valentina.

»Eine wundervolle Idee. Ophelia wird begeistert sein. Sie hat Ihre Pancakes wirklich vermisst.«

»Dann sollte ich mich anstrengen, dass sie besonders gut werden«, antwortete Valentina lächelnd.

Eine Viertelstunde später saßen Ophelia, Daniel und Olivia am Küchentisch und ließen sich die Pancakes mit Ahornsirup schmecken, die Valentina für sie zubereitet hatte. Die Zwillinge saßen in ihren Hochstühlen, trugen beide ein hellblaues Lätzchen mit einem Junikäfermuster und tranken ihre Fläschchen. Inzwischen waren sie alt genug, um auch etwas von den Pancakes abzubekommen. Olivia hatte ihnen ein paar mundgerechte Stückchen auf die beiden roten Kinderteller mit dem Katzenmotiv gelegt.

»Die Pancakes schmecken ihnen ebenso gut wie mir«, stellte Ophelia fest, als die beiden sich die ersten Stückchen in den Mund steckten und sie sichtlich genossen. »Es ist echt schön, dass Sie wieder bei uns sind, Valentina«, sagte sie.

»Ich freue mich auch, wieder hier zu sein. Ich habe euch vermisst«, gestand Valentina dem Mädchen. »Möchtest du noch einen Pancake?«

»Oh ja, bitte, sehr gern«, sagte Ophelia. »Ich habe meinen großen Brüdern schon von Ihren Pancakes vorgeschwärmt. Sie freuen sich darauf, sie kosten zu dürfen«, erzählte sie Valentina.

»Soso, da wollen wir mal hoffen, dass wir die norwegische Verwandtschaft nicht enttäuschen«, entgegnete Valentina schmunzelnd, während sie die nächsten Pancakes in der Pfanne zubereitete.

»Wir werden sie nicht enttäuschen, ganz sicher nicht. Ich finde es echt megaschön, dass Trond und Espen schon zwei Wochen vor unserem geplanten Familientreffen zu uns kommen. Da ich dann schon Ferien haben werde, kann ich ihnen die Stadt zeigen. Vermutlich werde ich dazu einige Anfragen bekommen.«

»Anfragen zu was?«, fragte Olivia.

»Zu unseren Ausflügen in die Stadt. Ich habe neulich meinen Freundinnen Fotos der beiden gezeigt.«

»Verstehe«, sagte Olivia schmunzelnd. Ophelias Halbbrüder waren Anfang zwanzig, groß und sportlich, mit hellblonden Haaren und blauen Augen. Sie konnte sich gut vorstellen, dass sie Ophelias Freundinnen beeindruckten.

»Ich denke, es stehen uns aufregende Wochen bevor«, stellte Daniel mit einem amüsierten Lächeln fest. Ophelia hatte sich dieses Familientreffen gewünscht, und sie wollten alle dazu beitragen, dass es genauso wurde, wie sie es sich erhoffte.

»Apropos aufregende Erlebnisse, wir gehen doch morgen Abend mit Oma und Hannes ins Theater?«, fragte Ophelia.

»Wir werden die Premierekarten für das Residenztheater, die Hannes für uns alle besorgt hat, nicht verfallen lassen«, sagte Olivia.

»Sophia und Lydia freuen sich schon seit Tagen darauf, auf die Zwillinge aufzupassen. In dieser Hinsicht ist somit auch alles geregelt«, sagte Daniel.

»An Babysittern mangelt es uns ganz offensichtlich nicht«, stellte Ophelia lachend fest.

»Entschuldigt mich kurz«, bat Olivia, als ihr Handy läutete, das sie auf die Fensterbank gelegt hatte.

»Muss ich eigentlich noch einmal zu einer Nachuntersuchung oder ist das nach der Reha nicht mehr nötig?«, wollte Valentina von Daniel wissen, nachdem sie die fertigen Pancakes auf den Tellern verteilt hatte.

»Laut dem Abschlussbericht der Klinik sind Sie wieder vollkommen gesund. Eine weitere Untersuchung aufgrund der Unfallfolgen ist nicht mehr nötig«, versicherte ihr Daniel.

»Das war das Seniorenheim. Eine meiner Patientinnen dort hat sich in ihrem Zimmer eingeschlossen und will nur mit mir sprechen«, sagte Olivia, nachdem sie das Telefongespräch beendet hatte. »Meine Mutter und Hannes haben aber heute um halb neun einen Termin beim Zahnarzt. Sie werden die Zwillinge erst danach abholen können.« Da sie an diesem Morgen erst um zehn Uhr ihren ersten Patienten zur Gesprächstherapie in ihrer Praxis erwartete, hätte das zeitlich gut gepasst.

»Das ist kein Problem. Ich bin doch da, ich kümmere mich gern um die beiden«, sagte Valentina.

»Wenn Ihnen das nicht zu viel wird, dann sehr gern«, erklärte sich Olivia gleich mit Valentinas Vorschlag einverstanden. Valentina hatte zwar keine eigenen Kinder, aber zahlreiche Nichten und Neffen, um die sie sich immer liebevoll gekümmert hatte. Sie hatte auch schon vor ihrem Unfall hin und wieder stundenweise auf die Zwillinge aufgepasst, und das hatte immer wunderbar geklappt.

»Falls etwas sein sollte, Sie wissen ja, wo Sie mich finden«, sagte Daniel.

»Ja, das weiß ich, Herr Doktor, aber wir kommen ganz bestimmt zurecht«, entgegnete Valentina lächelnd.

»Viel Spaß in der Schule, Schätzchen«, sagte Olivia und streichelte ihrer Tochter liebevoll über das Haar, als sie sich gleich darauf verabschiedete, um ins Seniorenheim zu fahren. »Und ihr beide seid ganz lieb, wenn ihr mit Valentina allein seid«, wandte sie sich den Zwillingen zu und küsste zuerst Oda und danach Vincent auf die zarten hellen Löckchen.

»Bis später, viel Glück bei der Konfliktbewältigung«, sagte Daniel, als Olivia sich mit einem Kuss auf die Wange von ihm verabschiedete.

»Ich denke, ich werde das schon hinbekommen.«

»Daran habe ich keine Zweifel«, versicherte ihr Daniel.

*

Sophia hatte bereits mit den Blutentnahmen und den EKG-Aufzeichnungen begonnen, die für diesen Morgen geplant waren, als Daniel in die Praxis kam. Die Patienten im Wartezimmer, das nur durch eine Glaswand von der Empfangsdiele getrennt war, winkten ihm freundlich zu, während er mit Lydia sprach, die am Empfangstresen stand und die Patienten in die Liste eintrug, die er auf dem Bildschirm seines Computers im Sprechzimmer einsehen konnte.

»Liegt etwas Besonderes an?«, fragte er, weil er wissen wollte, ob es einem Patienten oder einer Patientin so schlecht ging, dass eine bevorzugte Behandlung angesagt war.

»Nein, nur das Übliche, ein bisschen Halsweh, ein bisschen Schnupfen, Magenschmerzen, allerdings…«

»Allerdings was?«, fragte Daniel, als Lydia den Pony ihres dunkelblonden kinnlangen Haares aus der Stirn strich und ins Wartezimmer schaute.

»Frau Tantler scheint ein besonderes Problem zu haben«, sagte sie leise und streifte eine Frau, die auf einem der gelben Sessel im Wartezimmer saß, mit ihrem Blick. Sie war Mitte fünfzig, schlank, hatte kurzes blondes Haar und trug ein elegantes cognacfarbenes Leinenkleid.

»Welche Beschwerden hat sie?«

»Ich denke, es geht nicht um körperliche Beschwerden. Sie meinte, dass sie eine dringende Angelegenheit mit dir besprechen müsste. Mehr wollte sie mir nicht sagen.«

»Wie viele Patienten sind vor ihr?«

»Drei.«

»Alles klar, dann fangen wir mal an«, sagte Daniel. Heidi Tantler gehörte zu Ottilies Freundeskreis. Er kannte sie nicht besonders gut, aber er war ihr schon einige Mal bei Ottilie begegnet. Sie war eine erfolgreiche Steuerberaterin mit eigener Kanzlei und stolz auf ihre Unabhängigkeit.

»Ich habe nie einen Mann gebraucht, der sich um mich kümmert«, hatte er sie schon mehrfach sagen hören. Dass sie das so häufig betonte, ließ aber auch die Vermutung zu, dass sie nicht das Glück gehabt hatte, einem Menschen zu begegnen, der es ihr wert erschien, sich in ihn zu verlieben.

Seine erste Patientin an diesem Morgen war eine junge Bankangestellte mit Erkältungssymptomen und leichtem Fieber. Er schrieb sie für ein paar Tage krank und bat sie, viel zu trinken und sich Ruhe zu gönnen. Herr Maling, der ältere Mann, der nach der jungen Frau zu ihm kam, hatte eine leichte Bronchitis. Auch ihm riet er zu Bettruhe, verschrieb ihm ein Medikament und bat ihn, sich wieder zu melden, sollten seine Beschwerden sich nicht innerhalb von drei Tagen bessern. Nach Herrn Maling kam Heidi zu ihm.

»Hallo, Frau Tantler«, begrüßte er sie freundlich und bat sie, auf einem der beiden Stühle vor seinem Schreibtisch Platz zu nehmen. »Was kann ich für Sie tun?«, fragte er sie, nachdem er sich auf den weißen Drehsessel hinter seinem Schreibtisch gesetzt hatte.

»Es ist nicht so ganz einfach für mich, darüber zu sprechen«, sagte Heidi und sah ihn mit ihren hellen Augen an. »Wissen Sie, Herr Doktor, ich…«

»Schon in Ordnung, Sie bekommen das hin, also, um was geht es?«, hakte Daniel nach, als Heidi innehielt und seinem Blick auswich. Er fragte sich, warum sie an diesem Vormittag so stark geschminkt war. Das kannte er gar nicht von ihr. Der weiße Lidschatten, der schwarze Eyeliner, die künstlichen Wimpern, das Make-up mit dem zusätzlichen Puder und der dunkelrote Lippenstift, es war beinahe so, als wollte sie ihr wahres Gesicht unter diesem Make-up verbergen.

»Nun gut, es ist so, ich bin mit meinem Aussehen überhaupt nicht mehr zufrieden«, sagte Heidi und wandte sich ihm wieder zu.

»Was haben Sie daran auszusetzen?«, fragte Daniel. Zumindest kannte er jetzt den Grund, was die Wahl ihres Make-ups betraf. Hätte Heidi in einem privaten Rahmen diese Aussage ihm gegenüber getroffen, wäre darauf sicher keine Frage von ihm erfolgt, sondern ein nett gemeintes Kompliment. Vermutlich hätte er ihr versichert, dass sie eine attraktive Frau war, die nichts an sich verändern musste. Da sie aber zu ihm in die Sprechstunde gekommen war, um ihm das zu sagen, musste er davon ausgehen, dass sich hinter dieser Aussage ein echtes Problem verbarg, das sich mit einem schnell ausgesprochenen Kompliment nicht lösen ließ.

»Es gibt so einiges, was ich gern verändern möchte. Ich weiß, dass jemand mit einer ernsthaften Krankheit mir natürlich zurecht vorhalten würde, worüber ich mich eigentlich beschwere, aber das ändert nichts daran, dass ich mich so nicht mehr wohlfühle«, gestand Heidi Daniel.

»Was genau möchten Sie denn verändern?«, fragte er.

»Eine Diät habe ich schon angefangen, aber das reicht mir nicht. Meine Nase zum Beispiel gefällt mir überhaupt nicht. Sie ist von Natur aus ein bisschen zu groß ausgefallen, und ich möchte daran endlich gern etwas ändern. Dazu kommen die Gemeinheiten des Alters, die Schlupflider, die Fältchen um die Augen herum, die Einkerbungen und Falten der Mundpartie, die Pausbacken, das Doppelkinn. Ich bin fest entschlossen, etwas dagegen zu unternehmen.«

»Das Doppelkinn?«, wunderte sich Daniel, weil er nicht den kleinsten Ansatz eines Doppelkinnes bei ihr erkennen konnte.

»Ja, leider, tut sich da auch schon etwas«, sagte Heidi und neigte ihren Kopf in Richtung Brust. »Sehen Sie das?«, fragte sie Daniel und deutete auf die schmale Falte, die sich in diesem Moment unter ihrem Kinn bildete, aber sofort verschwand, als sie ihren Kopf wieder aufrichtete.

»Da ist nichts, woran sich ein verantwortungsvoller Schönheitschirurg zu schaffen machen wird«, versicherte er Heidi.

»Ja, möglicherweise im Moment noch nicht, aber in ein paar Monaten gibt es da sicher etwas zu tun. Bis dahin würde ich gern alles andere schon einmal bereinigen lassen. Am liebsten innerhalb einer OP. Ich hoffe, dass Sie mir einen fähigen Schönheitschirurgen empfehlen können, dem ich mich anvertrauen kann.«

»Ich denke, mit einer OP wird das nicht funktionieren«, sagte Daniel. »Und selbst wenn es möglich wäre, würde ich Ihnen diese Vorgehensweise auf keinen Fall empfehlen.«

»Warum nicht? Ich meine, wenn ich mir sicher bin, dass ich das alles machen lassen will, warum soll ich mich dann mehrmals auf einen OP-Tisch legen?«, wunderte sich Heidi über Daniels Bedenken.

»Eine Veränderung der Augenpartie wirkt sich auf das gesamte Erscheinungsbild Ihres Gesichtes aus. Das Gleiche gilt für die Wangenpartie oder die Mundpartie. Möglicherweise sind Sie mit Ihrem Erscheinungsbild bereits wieder zufrieden, wenn sie nur die Augenpartie richten lassen oder die Mundpartie.«

»Soweit ich weiß, kann mir ein Schönheitschirurg bereits vorab genau zeigen, wie mein Gesicht nach der gesamten Auffrischungskorrektur aussehen wird.«

»Diese Fotomontage, die Sie sehen werden, entspricht einem Ideal.«

»Richtig, und genau das möchte ich durch diese Operation erreichen, die größtmögliche Annäherung an dieses ideale Aussehen.«

»Ihr Gesicht ist aber keine Zeichnung, es lebt. Nicht alles, was Sie sich wünschen oder Ihr Operateur sich vorstellt, lässt sich auch erreichen.«

»Verzeihung, Doktor Norden, aber das klingt, als wollten Sie mir diese Operation ausreden«, entgegnete Heidi mit vorwurfsvoller Stimme.