"Frauen" - Paula-Irene Villa - E-Book

"Frauen" E-Book

Paula-Irene Villa

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Beschreibung

Man kann ohne Frage über Frauen reden und schreiben, sagt Paula-Irene Villa in ihrem Beitrag zum Kursbuch 192, angemessen allerdings nur, wenn der Gegenstand des Sprechens in Anführungszeichen gesetzt werde. Anführungszeichen, die den reibungslosen Schreib- und Lesefluss stören, die Distanz zum Begriff und das, was er bezeichnen will, herstellen. Der Grund: "Weil es die Frauen nicht gibt." Es gibt sie nicht im Sinne einer fixierbaren Eigentlichkeit. Denn "Frau" ist eine soziale Konstruktion, sie ist der eine Teil einer kulturell definierten Geschlechterdifferenz, die die Tendenz hat, als natürlich begründet zu erscheinen. Gegen diese Natürlichkeit argumentiert das Gender-Konzept, für viele und zurzeit wieder verstärkt der neue Feind, tatsächlich aber "nur" der begriffliche Ausdruck des Beitrags des Sozialen zur Produktion von Geschlecht. Und über genau diese Kontingenz des Soseins sei zu diskutieren.

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Seitenzahl: 20

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Frauen II

 

Inhalt

Paula-Irene Villa »Frauen« Warum es sie gar nicht gibt und man trotzdem über sie redet

Die Autorin

Impressum

Paula-Irene Villa »Frauen« Warum es sie gar nicht gibt und man trotzdem über sie redet

Klar kann man heute über Frauen reden. Auch schreiben. Also über »Frauen«. So geht es schon, das Reden und Schreiben über Frauen – »Frauen« in Anführungszeichen. Warum das? Weil es die Frauen nicht gibt. Das mag sich versponnen oder elitär anhören (und als Diffamierung taugt die Kombination, elitär-versponnen, zum allseits beliebten Schenkelklopfer), ist es aber nicht. Im Gegenteil.

Warum also sollte es die Frau oder die Frauen nicht geben? Und wa­rum kann man nicht – ohne Weiteres – davon schreiben? Diese Anfüh­rungszeichen nerven. Sie verkomplizieren, machen stolpern. Und genau darum geht es bei den Anführungszeichen: Sie nötigen zur Distanz, sie heben den Begriff aus dem Fluss der unbedachten, darin besonders wirk­mächtigen Routinesprache, um ihn so zum Thema der Sprache, des Spre­chens zu machen. In »Frauen« ist die Aufforderung enthalten, sich über »Frauen« Gedanken zu machen und sich auf die Möglichkeit einzustel­len, dass nicht so sehr diese, sondern dieser Begriff zum Thema der Rede wird.

Das nervt. Es verhunzt die Sprache, sagen manche. Es verkompliziert un­nötig, sagen andere. Es lenkt vom Eigentlichen ab, sagen auch welche. Ein Sprachspiel also, das der Würde des stimmigen Sprech- und Schreib­flus­ses nicht angemessen ist und sich letztlich mehr zur Zurschaustellung der eigenen Oberschläue denn dazu eignet, etwas auf den Begriff zu bringen.

Womöglich stimmt das – auch. Eventuell und unter Umständen. Je nach Kontext und Effekt. Wer kontrolliert schon die Rede, die allgemeine, die der anderen, auch die eigene? Wer weiß schon, was er redet und was sie sagt, wenn doch alle an der Rede mitreden? Wenn ich schriebe: »Sie weiß nicht, was sie sagt« – wissen Sie dann, wen ich meine und wie ich das meine? Und wer sie ist? Das generische Femininum? Die Frau, an und für sich? Sie, die eine konkrete Person? Genau. Es ist nicht klar. Und so verhält es sich auch mit Frau. Es kann sein, dass die »Frauen« auch zum distinguierten Sprachspiel taugen. Die »Männer« erst recht übrigens. Aber dieser Mehrwert verweist auch darauf, dass die Uneigentlichkeit Sinn ergibt. Sonst wäre es nicht als Schlaumeierei tauglich.

Die Frau in Anführungszeichen

Was ist nun also mit der Uneigentlichkeit der »Frau«? Warum