Frei um zu siegen - Arthur S. Booth-Clibborn - E-Book

Frei um zu siegen E-Book

Arthur S. Booth-Clibborn

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Beschreibung

Frei um zu siegen von Arthur S. Booth-Clibborn ist ein Klassiker der Heiligungsbewegung, der den Kern des christlichen Glaubens neu entfaltet: wahres Christsein ist nicht nur Vergebung, sondern Sieg – Sieg über Sünde, Welt und Satan. Booth-Clibborn, einst Kommissar der Heilsarmee in Frankreich und der Schweiz, beschreibt in eindringlichen Bildern, dass die entscheidende Unterscheidung zwischen einem bloßen Bekenntnis und einem wirklichen Leben mit Christus darin liegt, dass der eine überwunden wird, während der andere durch den Heiligen Geist überwindet. Das Buch führt den Leser Schritt für Schritt in das Geheimnis der völligen Hingabe und der durchdringenden Kraft des Heiligen Geistes ein. Themen wie Treue, Reinheit, Leiden, Wahrheit, Selbstverleugnung, Demut und die Liebe als treibende Kraft werden systematisch entfaltet. Immer wieder zeigt Booth-Clibborn anhand von biblischen Beispielen (z. B. Simson, Paulus, David) und persönlichen Beobachtungen, wie Christen im Alltag nicht in Niederlagen verharren müssen, sondern ein siegreiches Leben führen können. In der Tradition von John Wesley und Hudson Taylor legt der Autor eindringlich dar, dass Heiligung keine abstrakte Lehre ist, sondern eine erfahrbare Realität: ein Leben in Freiheit, Gehorsam und Liebe, das zugleich eine leidenschaftliche Ausstrahlung auf die Welt hat. Gerade in einer Zeit, in der christlicher Glaube oft kraftlos erscheint, ist diese Botschaft hochaktuell. Booth-Clibborn ruft dazu auf, sich Christus rückhaltlos hinzugeben, um durch ihn verwandelt und als Überwinder in einer verlorenen Welt zum Segen zu werden. Das Werk ist nicht nur eine theologische Abhandlung, sondern zugleich ein praktisches Handbuch für ein radikal hingegebenes Leben in der Nachfolge Jesu. Es will Mut machen, den Weg der völligen Heiligung zu gehen – zu persönlicher Erneuerung, zur Stärkung der Gemeinde und als lebendiges Zeugnis in einer Welt, die Christus dringend braucht

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Seitenzahl: 266

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Frei um zu

SIEGEN

Arthur S. Booth-Clibborn

früherer Kommissar der Heilsarmee für Frankreich und die Schweiz

ImpressumTitel: Frei um zu siegen. E-Book Autor: Arthur S. Booth Clibborn (1855 – 20. Februar 1939)

Titel der Originalausgabe: VAINQUEUR (1888). Die erste deutschsprachige Ausgabe ist vom Heilsarmee-Verlag, Schweiz, unter dem Titel "Sieger” herausgegeben worden, der folgende (Nach-)Druck wurde in den 1977 vom Herold Verlag F/M herausgegeben. © Inzwischen ist das Werk ist gemeinfrei.

Diese Ausgabe wurde nach dem Originaltext in heutiger Rechtschreibung übertragen. Moderate Textanpassungen an heutige Sprache wurden mit CHatGPT vorgenommen und alle vom Herausgeber redaktionell überprüft und bearbeitet.

Eine frei erhältliche PDF-Ausgabe des Werkes (Druck vom Herold Verlag F/M) ist auf der Webseite der Heilsarmee abrufbar: https://info.heilsarmee.de/files/hauptseite/dateien/downloadmaterial/hava-katalog/literatur/ebooks/deutsch/Frei-um-zu-siegen_Booth-Clibborn.pdf(Zugriff am 10.08.2025)

Bibeltext von Franz-Eugen Schlachter (2000), Copyright © Genfer Bibelgesellschaft (Slt) oder freie Übersetzung (F)

Bildnachweis Umschlag: Erzengel Michael kämpft mit dem Drachen, Kupferstich der Naza-rener-Schule, veröffentlicht in: Die Heilige Bibel, Verlag St. Vojtech, Trnava, Slowakei, 1937. Von fluenta / Adobe Stock (Bildnummer: 135367534), Standardlizenz.

Reihe: HeiligDemHerrn, Band 12

Herausgeber dieser Ausgabe: Heino Weidmann Götzenbergstr. 25 74889 Sinsheim, Deutschland

Veröffentlichungsdatum dieser Ausgabe: 01.09.2025

E-Book-Produktion: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin Kontaktadresse gemäß EU-Produktsicherheitsverordnung: [email protected]

ISBN: 978-3-565017-41-6

Der Unterschied zwischen dem wahren Christen und dem Weltmenschen besteht nicht in Glaubenssätzen oder Zeremonien, sondern darin, dass der eine Sieger ist über Sünde, Welt und Satan, während der andere von ihnen überwunden wird

Vorwort des Herausgebers

Das vorliegende Buch von Arthur S. Booth-Clibborn trägt einen Titel, der Programm ist: Frei um zu siegen. Es geht um nichts Geringeres als das Geheimnis der völligen Heiligung – jenes Leben in der Kraft des Heiligen Geistes, das Christen frei macht von der Macht der Sünde und befähigt, im Alltag wirklich zu überwinden. Booth-Clibborn steht damit in der Linie großer Zeugen wie John Wesley, der diese Erfahrung erlebte und lehrte, oder Hudson Taylor, der sie mitten im Missionsdienst in China bezeugte.

Gerade heute, in einer Christenheit, die in vielen Bereichen schwach und ohnmächtig wirkt, ist diese Botschaft aktueller denn je. Viel zu oft scheint die Überzeugung verloren gegangen zu sein, dass wir in Jesus Christus nicht nur Vergebung, sondern auch Befreiung und Sieg empfangen dürfen – Sieg über das eigene Ich, über die Welt und über den Widersacher. Unser Herr ist ein Erlöser, der mehr tun kann, als wir bitten oder verstehen. Er rettet völlig, heiligt durch und durch und stellt Menschen in seine Nachfolge, die in Liebe und Reinheit leben.

Ich selbst habe diese Gnade erfahren dürfen und vier Jahre in einem solchen Siegesleben mit Jesus gelebt. Doch ich habe den Segen wieder verloren – und mache mich neu auf, ihn zu suchen. Mit diesem Buch möchte ich andere mitnehmen auf diesen Weg: hin zu der wunderbaren Erlöserkraft Jesu, die unser Leben verändert.

Möge die Lektüre dazu beitragen, dass viele Leser neu entdecken, was es heißt, frei um zu siegen zu sein – zum eigenen Heil, zum Segen für andere und zum Zeugnis für eine verlorene Welt, die dringend Christen braucht, die Jesus ausstrahlen und seine Boten in Wort und Tat sind.

Heino Weidmann

Sinsheim, im August 2025

Inhalt

Kapitel I Sieger

Kapitel 2 Treu dem Herrn und Christus

Kapitel 3 Die verkehrte Welt

Kapitel 4 Reinheit und Macht

Kapitel 5 Bestimmt oder Unbestimmt

Kapitel 6 Alles um Alles

Kapitel 7 Heil und Krieg

Kapitel 8 Leiden und Widerstand

Kapitel 9 Leiden, um zu retten

Kapitel 10 Verordnungen und Untersagungen

Kapitel 11 Selbstverleugnung und Macht

Kapitel 12 Wille und Gefühl

Kapitel 13 Aus Gewohnheit oder Sache der Liebe

Kapitel 14 Erkenntnis und Liebe

Kapitel 15 Zweifel und Entmutigung

Kapitel 16 Erkauft

Kapitel 17 Der Spiegel der Umstände

Kapitel 18 Wahrheit und Lüge

Kapitel 19 Die Wahrheit – eine Person

Kapitel 20Die Bibel

Kapitel 21Sichtbar und unsichtbar

Kapitel 22Theorie und Tatsachen

Kapitel 23 Das ansteckende Christentum

Kapitel 24 Die wahre Demut

Kapitel 25 Ersparnis – eine Frucht der Heiligkeit

Kapitel 26 Was sein soll

Kapitel I

Sieger

Simson im Kampf mit dem Löwen. Wer wird siegen? Nur einer kann Sieger sein. Es ist für beide ein Kampf auf Leben und Tod. Denn tötet Simson den Löwen nicht, so wird der Löwe Simson töten.

Weil Simson für Gott lebt, kennt er die Kraft Gottes. Mit Gott ist er stark: er siegt. Und das ist es, was ihn zum Typus des wahren Soldaten Jesu Christi macht. Christentum – oder besser: der christliche Glaube – ist Sieg. Dass die Üerwundenen von gestern heute Überwinder werden, dazu ist es der Welt gegeben. Der Unterschied zwischen dem wahren Christen und dem Weltmenschen besteht nicht in Glaubenssätzen oder Zeremonien, sondern darin, dass der eine Sieger ist über Sünde, Welt und Satan, während der andere von ihnen überwunden wird.

Was nützt ein Christentum, wenn es den Menschen so lässt, wie es ihn vorgefunden hat? Wozu taugt es dann? Das Wesen des Christentums liegt gerade darin, dass es zustande bringt, was von keiner anderen Macht der Welt zustande gebracht wird: es wandelt den Menschen um. Es findet ihn als Sünder vor und macht ihn zum Heiligen. Es findet ihn als Überwundenen vor und macht ihn zum Überwinder. Ein Christentum, das dies nicht bewirkt, wirkt überhaupt nichts.

Das zeichnet Simson vor anderen aus, dass er den Löwen tötete, wo andere vom Löwen getötet worden wären. Das zeichnet den wahren Knecht Gottes aus, dass er da ein Überwinder ist, wo andere Überwundene sind. Wie für Simson dem Löwen gegenüber, so gibt es für ihn der Sünde gegenüber nur das "Entweder-Oder". Entweder wird er die Sünde zerstören, oder die Sünde wird ihn zerstören. Damit jeder erkenne, ob er Überwinder oder Überwundener ist, wollen wir einige Unterscheidungsmerkmale dieser beiden Zustände anführen.

Der allein ist Überwinder, der völlig überwindet, wenn er an seinem schwächsten Punkt versucht ist. Die Kraft einer Kette bemisst sich nach ihrem schwächsten Glied. Jeder kann überwinden, wenn er in Dingen versucht ist, zu denen er keine besondere Neigung hat. Aber nur eine geheiligte Seele vermag auf der ganzen Linie zu überwinden. Wo sie vorher am schwächsten gewesen ist, ist sie nun am stärksten geworden.

Früher hatte sie noch eine sündliche Hefe, Wurzeln der Bitterkeit, Anläufe des Zorns, des Hochmuts, des Neides, der Missgunst, fleischliche Leidenschaften, Geiz, Habsucht usw., die sie befleckten, auch wenn sie nicht zur Tat ausreiften und sie in Finsternis und Angst warfen; jetzt aber bleibt sie in Ruhe, sie überwindet die Versuchung. Mit dem Schild des Glaubens löscht sie "die feurigen Pfeile des Bösen aus” und bringt dann nur noch die Früchte des Heiligen Geistes hervor: Liebe, Freude, Friede, Langmut , Geduld, Gütigkeit, Wohlwollen, Treue, Sanftmut, Keuschheit.

Die Freunde zu lieben, ist nicht schwer; der Überwinder allein vermag die Feinde zu lieben. Jeder kann fröhlich sein, wenn alles gut geht; der Überwinder allein vermag das Wort des Paulus zu verstehen: „Freut euch allezeit!“ oder auszurufen wie David: „Ich will den Herrn preisen allezeit, sein Lob soll immerzu in meinem Mund sein.“ (1 Thess 5,16; Psalm 34,2)

Jeder ist imstande, zu Unbekannten und Fremden von Religion zu sprechen; der Überwinder kann es auch mit seiner eigenen Familie und mit denen, die sein Privatleben kennen, denn er braucht sich nicht davor zu fürchten, dass sie einen Vergleich anstellen könnten zwischen dem, was er spricht, und dem, was er tut.

Er kann ohne falsche Scheu mit seinen Kindern, seinen Verwandten, seinen Bediensteten und Freunden beten und wird seinen Lohn in ihrer Errettung finden. Jeder kann ohne Neid sehen, dass seine Vorgesetzten ihm vorgezogen, dass sie befördert, geliebt und gelobt werden; aber der Überwinder freut sich der Beförderung und der Erfolge seiner ihm gleichgestellten Berufskollegen. Er stellt sich mit Freuden in den Hintergrund und begnügt sich mit dem geringsten Platz. Die Eigenliebe, das eigene Interesse kommt nicht mehr in Rechnung. Das Reich Gottes allein ist die Triebfeder seiner Handlungen. Da sein Auge durch nichts anderes mehr getrübt wird, ist sein ganzes geistiges Wesen licht.

Jedes Schiff ist bei schönem Wetter seetüchtig; das Rettungsboot allein vermag dem Sturm zu trotzen. Jeder ist voll Mut, wenn alles gut geht und die Sonne scheint; der Überwinder allein siegt in allen Schwierigkeiten und zahllosen Prüfungen. Es ist nach Paulus das Wesen des wahren Soldaten Gottes, dass er „an dem bösen Tage zu widerstehen und, nachdem er alles ausgerichtet hat, zu stehen vermag.“

Es war nicht ein unbedeutendes Raubtier, etwa ein Schakal oder ein Wolf, das Simson überfiel. Nein, es war ein Löwe, der König der wilden Tiere – und Simson wurde Herr über ihn!

Wenn du viel Glauben hast, wird sicherlich unter deinen Schwierigkeiten, Versuchungen und Prüfungen ein „Löwe“ sein – das gefürchtetste aller Tiere. Sollte es nun Gottes Wille sein, dich zum Sieger nur über den Wolf und nicht auch über den Löwen zu machen? Frage doch den Simson. Er hat einen Löwen überwältigt. Gott will dich „weit überwinden“ lassen über alle deine Versuchungen und Bedrängnisse – auch über den Löwen.

Und wie geschieht das? Tritt ihnen kühn entgegen, zähle auf Sieg, zähle auf Gottes Kraft, und du wirst weit überwinden.

Bei Gott ist nichts „groß“ oder „klein“, „leicht“ oder „schwer“. Der Mensch muss mehr Kraft anwenden, um ein Gewicht von zwanzig Kilogramm zu heben als eines von zehn, nicht aber Gott. Für Ihn ist alles gleich. Nichts ist Ihm schwer. Nichts ist Ihm unmöglich. „Unmöglich“ ist ein Wort, das es im himmlischen Wörterbuch nicht gibt.

Demnach ist es dem Herrn ebenso leicht, diejenigen, die durch Christus zu Ihm kommen, „aufs völligste“ zu retten, als nur halb. Er kann sie ebenso leicht von jeder Sünde erretten als von einzelnen besonderen Formen der Sünde.

Auf Gottes Seite besteht kein Hindernis, und menschlicherseits ist die einzige Bedingung: eine völlige Übergabe und ein einfältiger, kindlicher Glaube. Man bedauert oft die Salutisten ihrer „Naivität“ wegen. Gewiss, wir haben einen kindlichen „naiven“ Glauben an Gott, aber sind wir deshalb zu bemitleiden?

Sollte es jetzt nach neunzehn Jahrhunderten des „Christentums“ ein Irrtum sein, Gott bei Seinem Wort zu nehmen, wenn Er uns durch Seinen Heiligen Geist Kraft zu geben verheißt – die Kraft, Ihm ohne Furcht zu dienen, in Heiligkeit und Gerechtigkeit, alle Tage unseres Lebens, nachdem wir „aus der Hand unserer Feinde gerettet“ sind? (Lk 1,72-73).

Wie soll man Ihm „ohne Furcht“ dienen können, wenn das Herz nicht frei und weit geworden ist und man durch die inneren Feinde noch überwunden wird? Mit Gott im Reinen zu sein, ein gereinigtes Herz zu besitzen, ein Leben der Entsagung zu führen – das allein ist imstande, die Seele vom Boden der Feigheit und der Entschuldigungen auf denjenigen des kühnen und vertrauensmutigen Krieges zu versetzen, wo man als gehorsames Kind Gottes und als aufrichtiger Soldat des Himmelreiches das Recht hat, königlich aufzutreten.

In der innersten Gewissheit, dass man mit Gott im Reinen ist, liegt das Geheimnis der Kraft für den Kampf. Das ist der Boden, auf dem der Sieger fest auftreten und jeder Art Goliath ins Angesicht schauen kann. Er hat die göttliche Gnade nicht vergeblich empfangen.

Gerade weil es im Allgemeinen in der christlichen Welt so wenig Sieg gibt, gibt es auch so wenig Lobpreisung. Viel Sieg bedeutet viel Lobpreisung und Danksagung. Es wird heutzutage allerdings viel gebetet, aber es wird wenig Erhörung erwartet. Es wird viel gepredigt, aber wenig Recht erwartet.

Und doch ist die Bibel fast zusammengesetzt von Gebetserhörung, Frucht und Lobpreisung. Oder ertönt nicht von einem Ende der Bibel zum anderen ein Siegeston? Wie können diejenigen, die die Möglichkeit eines heiligen und siegreichen Lebens leugnen, z. B. die Sprache eines Jesaja erklären, der voll Freude und Siegeszuversicht aufjauchzt bei der Aussicht auf den vollständigen Sieg, den der Messias seinem Volke zusichert?

„Wache auf! Wache auf! Zion, ziehe deine Stärke an! Ziehe deine Ehrenkleider an, Jerusalem, du heilige Stadt! … .“ – „Steige auf einen hohen Berg, o Zion, die du frohe Botschaft verkündigst! Erhebe deine Stimme mit Macht, o Jerusalem, die du frohe Botschaft verkündigst ..... Siehe, Gott, der Herr, kommt mit Macht.“ (Jes 52,1; 40,9 Slt)

„Alle, die sie sehen, werden anerkennen, daß sie ein Same sind, den der Herr gesegnet hat.“ (Jes 61,9 Slt)

„Und du wirst eine Ehrenkrone in der Hand des Herrn sein.“ (Jes 62,3 Slt)

„Der Herr wird dir zum ewigen Licht werden, und dein Gott zu deinem Glanz.“ (Jes 60,19 Slt)

„Deine Sonne wird nicht mehr untergehen und dein Mond nicht mehr verschwinden; denn der Herr wird dir zum ewigen Licht werden, und die Tage deiner Trauer sollen ein Ende haben. (Jes 60,20 Slt)

Und so geht es fort: die ganze Bibel hindurch fühlt man so etwas wie das heilige Beben eines fortgesetzten Triumphgesanges.

Und wie kann man denn Sieger werden? Indem man sich ohne Rückhalt Gott ausliefert und Ihn beim Wort nimmt. Seine Verheißungen völliger Erlösung sind ganz formell; man muss glauben, dass Er das ist, was Er zu sein vorgibt, glauben, dass Er tut, was Er zu tun versprochen hat.

Gerade weil das Geheimnis des Sieges so einfach ist, finden es so wenige. Allerdings gibt es Christen, die noch weit davon entfernt sind, auch nur das ABC des Christentums zu verstehen, d. h. zu begreifen, dass der Mensch sich völlig und rückhaltlos seinem Schöpfer und Eigentümer in die Hand legen muss mit allem, was er hat und ist, damit Er über ihn für den Dienst Seines Reiches verfüge. Für den geheiligten Menschen ist das eine ganz selbstverständliche elementare Frage, die längst für ihn feststeht; er wird keinen Augenblick für einen anderen Zweck leben wollen als für die Förderung des Reiches Gottes; er würde es für eine abscheuliche Schlechtigkeit halten, irgendetwas als sein selbstisches Eigentum, ohne Bezugnahme auf Gott, anzusehen.

Seelen, die in dieser Weise Gott ausgeliefert sind, empfinden durchaus keine Schwierigkeit, Ihm zu glauben. Der Glaube wird für sie zur Gewohnheit – sie glauben, wie sie atmen: d. h. unwillkürlich und ohne Anstrengung; das Gehorchen wird ihnen leichter als das Nichtgehorchen.

Wie viele Menschen führen, obschon bekehrt, ein Leben, das weit davon entfernt ist, siegreich zu sein: ein Leben des Fallens und Aufstehens, in dem es mehr Nebel als Sonne gibt. Sie wissen, dass sie eines Tages Vergebung ihrer Sünden empfangen haben. Der Heilige Geist hat sie dessen versichert. Sie sind Kinder Gottes, aber ungehorsam, in mancherlei Selbstsucht gefangen, voll Menschenfurcht, feige im Kampf, mit wenig Freudigkeit und Kraft ausgerüstet und deshalb auch untüchtig, das Reich Gottes zu fördern. Selbst das Wenige, das sie für den Erlöser tun, ist von Selbstgefälligkeit befleckt, und sie sind oft betrübt und entsetzt, wenn sie das hässliche Ich hinter ihren scheinbar edelsten Taten entdecken.

Weit davon entfernt, frei zu sein, erkennen sie sich als Gebundene – gebunden durch allerlei selbstsüchtige Befürchtungen und Berechnungen: „ihr Herz verdammt sie“. Folglich haben sie keine „Freudigkeit (Freimütigkeit, Zuversicht) zu Gott“ und also auch keine Kühnheit in Seinem Dienst. (Joh 3, 21).

Sie sind zwar aus Ägypten hinausgegangen, aber sie sind nicht in das gelobte Land eingedrungen. Sie irren noch in der Wüste umher, wo ihre Untreue und ihr Unglaube sie festalten. Sie könnten in das Land der Verheißung vordringen (Vorbild siegreicher Heiligung), aber ein gewisses Etwas hindert sie daran. Sie wollen entweder nicht alles opfern, nicht Gott gehorchen und sich Ihm anvertrauen, damit Er sie hineinführe, oder sie wissen nicht einmal, dass ein solches Leben möglich ist, sie haben nie davon gehört, und niemand in ihrer Umgebung besitzt es.

Möge dieses Buch solchen Seelen eine Botschaft des Lichtes und der Hoffnung bringen!

Wir können ihnen zu ihrer Ermutigung bezeugen, dass viele von uns, trotz Schüchternheit, Furcht und Selbstsucht, jetzt dieses Siegesleben kennen und genießen. Gott hat uns eine völlige Erlösung gegeben, Er hat uns „ins Weite herausgeführt“, Er gibt uns „Schmuck statt Asche, Freudenöl statt Trauerkleid und Lobgesang statt eines betrübten Geistes“.

Verleumdungen und Angriffe aller Art haben ihren Stachel für uns verloren, sie verschwinden im Meer der Liebe. Unser Leben, unsere Ehre sind nicht mehr unsere Sache, sondern des Herrn. Die Dinge dieser Welt interessieren uns nur insofern, als sie das Reich Gottes betreffen. Da wir alles verloren haben, haben wir nichts mehr zu verlieren; folglich sind wir völlig frei.

Das Ich hat den Todesstreich empfangen. Unser Herz ruft allezeit „Halleluja“.

Die zärtliche Liebe, Geduld und Güte unseres anbetungswürdigen Herrn, der uns alle unsere Sünden vergibt, uns die ganze Bosheit unseres Herzens und zugleich Seine Macht, es umzuwandeln, offenbart, hat den letzten Widerstand unseres Willens gebrochen. Wir haben uns Ihm zu Füßen geworfen; Er hat uns wieder aufgerichtet, Er hat uns gereinigt und lässt uns nun „weit überwinden“. Ruhm und Ehre Seinem heiligen Namen!

Kapitel 2

Treu dem Herrn und Christus

Der Hauptcharakterzug des siegreichen Lebens

Ich glaube, zur Ehre Gottes sagen zu sollen, dass die Erfahrung der Befreiung, die ich hier beschreibe, mein Teil ist. Obschon ich sie früher durch Zweifel, Furchtsamkeit oder Ungehorsam des Herzens mehrere Male verloren habe, hat der Erlöser in Seiner Barmherzigkeit sie mir stets wieder geschenkt, als Antwort auf eine völlige Übergabe und Glaubenseinfalt, und ich sollte vielleicht hinzufügen, dass dieser Zustand des Sieges jetzt mein bleibendes Teil ist, Seinem Namen die Ehre!

Dieses siegreiche Leben, wie alle übrigen göttlichen Gnadengaben, wird nur von denen verstanden, die es besitzen oder besessen haben. Es handelt sich nicht einfach um eine Lehre, sondern um die Erfahrung eines sehr bestimmten und klar bewussten Seelenzustandes. Dieser Gnadenzustand ist so real und bewusst, dass die Seele, wenn sie ihn durch Ungehorsam oder Zweifel verliert, es augenblicklich fühlt und in Traurigkeit gerät, bis sie ihn durch erneuerte Hingabe und Glauben wieder zurückgewinnt.

Diese geistliche Höhe wird nicht durch lange Kämpfe und Anstrengungen, durch Erziehung oder Wachstum erreicht; sie ist eine Gnade, die einem geschenkt wird auf eine völlige Hingabe und einen einfältigen und bestimmten Glauben hin. Man kann sie nur dadurch behalten, dass man Gott völlig ausgeliefert bleibt und in beständigem Gehorsam wandelt. Sie ist ein Recht sowohl als eine Pflicht und ebenso wohl eine Pflicht als ein Recht. Aber dieses Recht besteht nur insoweit, als man die Pflicht erfüllt, „in Jesus zu bleiben“.

Diejenigen, die dieses Leben gekannt haben, haben es mit verschiedenen Namen bezeichnet. Es kommt übrigens nicht auf den Namen an, wenn man nur die Sache besitzt. Eine Rose ist immer eine Rose, welchen Namen man ihr auch beilegen mag. Die Hauptsache ist, dass man das besitzt, was die Heilige Schrift „Heiligung“, „Heiligkeit“, „reines Herz“ und „völlige Liebe“ nennt.

Der Hauptzug dieses Zustandes ist die Liebe; man gehorcht aus Liebe, man arbeitet aus Liebe, man gibt sich hin aus Liebe. Da man Gott liebt und den Nächsten liebt, so ist es leicht, Gott zu dienen und dem Nächsten zu dienen. Die zehn Gebote, das alte Gesetz – das kalte und feierliche – war in Stein gegraben und lautete verneinend: „Du sollst nicht töten“, „du sollst nicht stehlen“ usw., aber im Neuen Bund gibt Gott Sein Gebot in unseren Geist und schreibt es in unser Herz durch den Heiligen Geist – das ist das Gesetz der Liebe (Hebr. 8,7–13).

Es heißt nicht mehr: „Du sollst diese oder jene grobe Sünde nicht tun“, es heißt: Du sollst lieben.

„Du sollst Gott, den Herrn, lieben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und aus allen deinen Kräften, und deinen Nächsten wie dich selbst.“ Nach Jesus enthält dieses Gebot das ganze Gesetz. Es war dem Volk Israel auch gegeben, aber es war ihm „unmöglich“, es zu halten, „weil es“, wie Paulus sagt, „durch das Fleisch kraftlos war“. Aber wenn Christus in uns lebt, kann dieses Gebot durch uns erfüllt werden, „wenn wir nach dem Geiste wandeln“.

Das siebente Kapitel des Briefes an die Römer beschreibt den besiegten Menschen, der vergeblich durch des Fleisches Kraft Gehorsam zu leisten oder, mit anderen Worten, in der Kraft des eigenen Ichs über das „Ich“ zu triumphieren sucht.

Aber das achte Kapitel führt uns in das Leben des Sieges ein; nachdem der Mensch an seiner eigenen Kraft Schiffbruch erlitten hat, zählt er auf Jesus allein. Statt des Schreies: „Ich elender Mensch, wer wird mich erlösen ...“ heisst es jetzt: „Ich danke Gott durch Jesus Christus, unseren Herrn!“(Röm 7,25 Slt). Jesus ist also der wahre Josua (Jesus und Josua sind im Urtext ein und derselbe Name), der uns in das verheißene Kanaan bringt. Moses (das Gesetz) konnte nur bis an dessen Grenze führen.

„Das Gesetz ist Zuchtmeister gewesen auf Christus hin.“ Durch das Gesetz haben wir vernommen, was wir tun sollen, durch Ihn erfahren wir, wie wir es tun können, und wir tun es aus Liebe.

Die Vollkommenheit des Neuen Bundes ist also die Vollkommenheit der Liebe. Die vollkommene Liebe treibt die Furcht und den Zwang aus. „Durch den heiligen Geist, der uns gegeben ist, ist die Liebe Gottes in unsere Herzen ausgegossen.“ Diese Liebe wird in uns zur beherrschenden Leidenschaft unseres Wesens, zur Triebkraft all unserer Tätigkeit. Derjenige, der liebt, hat in sich wie einen unersättlichen Hunger und einen unauslöschlichen Durst, Gottes Willen zu tun und Ihm nützlich zu sein. Er hat ein leidenschaftliches Verlangen, Seelen zum Heiland zu führen. Er ist für alles andere wie taub und findet sich in eine ganz neue und enge Gemeinschaft mit seinem geliebten Erlöser versetzt. Er liebt Ihn mit einer ganz persönlichen Innigkeit und heiligen Zärtlichkeit. Er könnte den Gedanken, Ihn zu betrüben, nicht ertragen. Der, der liebt, ist so feinfühlend für die Interessen Jesu Christi, als er es vorher für seine eigenen gewesen ist, und er ist so tot und unempfindlich für die Interessen seines „Ichs“, als er es vorher für diejenigen Jesu Christi und der armen sündigen Menschen um ihn her war.

Wenn man liebt, ist man erfüllt mit Gefühlen der Verehrung zu dem Fürsten Jesus, den König der Könige, und dieses Gefühl ist so stark, dass alles andere daneben in den Hintergrund gedrängt wird. „Ich liebe Ihn! ich liebe Ihn! meinen anbetungswürdigen Jesus. Aus allen meinen Kräften will ich helfen, dass Menschen Ihn kennenlernen. Er soll herrschen. Ich will, dass mein Geliebter, der Sein Blut vergossen hat, den Lohn Seiner Schmerzen empfange und die Frucht Seiner Leiden!“

Es lebe Christus! Christus sei hoch erhoben! Das ist der Schrei der Seele.

Die Seele, die den Herrn liebt, vernimmt in sich eine Stimme, die beständig zu rufen scheint: „Heilig, heilig, heilig ist der Herr der Heerscharen!“ Sie hört ein neues Lied und atmet die Luft einer anderen Welt. Sie empfindet die Dinge wie mit dem Herzen Gottes und sieht sie wie mit Seinen Augen. Sie leidet schmerzlich unter dem Zustand der sie umgebenden Welt, und wenn sie die gefallenen Wesen sieht, steht vor ihrem Geistesauge beständig das Bild dessen, was sie sein könnten, und dieser Gegensatz ist ihr Schmerz.

Die Liebe zu dem, was Gott liebt, ist gleichzeitig ein heiliger Hass gegen das, was Er hasst.

Man hasst die Sünde. Man kann nicht anders als sie bekämpfen. Der durch das reine Himmelslicht erleuchteten Seele zeigt sich die Sünde in einer unbeschreiblichen Hässlichkeit. Der Abscheu, den ihr die Sünde einflößt, findet seinesgleichen nur in der Entzückung, die sie angesichts der Heiligkeit empfindet.

Die geheiligte Seele würde sich nicht scheuen, wenn es möglich wäre, an ihrem Herzen ein offenes Fenster zu haben, durch das jedermann ihre tiefsten Beweggründe und Geheimnisse lesen könnte.

Weit entfernt, ihr eigenes Leben schonen zu wollen, liebt sie das Kreuz. Sie fürchtet sich nicht, noch mehr gedemütigt zu werden. Sie opfert willig ihr Leben: Wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird es finden (Matth 10,39 Slt).

Sie genießt im Grunde des Herzens eine kühne Sorglosigkeit betreffs ihrer selbst, ihres Rufes und ihres persönlichen Vorteils. Sie kümmert sich um ihre eigene Existenz nur insofern, als sie für das Reich Gottes in Betracht kommt. Es gibt für sie kein besonders gestelltes „Ich“ mehr, das empfindlich, schnell beleidigt und stets bereit ist, sein Leben zu schonen, etwas zu gelten, mit jedermann gut zu stehen. Sie betrachtet sich vielmehr nur als ein winziges Pünktchen im Reich Gottes, ein Stäublein unter Millionen anderen, das in Seinem Dienst so zu verwerten ist, wie es Ihm wohlgefällt.

Der Weltmensch, Münze des Teufels, „gibt dem Kaiser, was des Kaisers ist“; der Sieger, göttliche Münze, „gibt Gott, was Gottes ist“. Kurz: die Seele ist in einem Zustand vollständiger Auslieferung für den Dienst ihres Gottes.

Dieser Zustand der Heiligkeit oder geistigen Gesundheit verleiht dem Leben der Seele alle jene Eigenschaften der körperlichen Gesundheit: die Natürlichkeit, die Freiheit, das Wohlbefinden, die Ruhe, das Entledigtsein seiner selbst. Für den Geheiligten ist das Leben keine Last mehr – so wenig, wie für den körperlich Gesunden das Leben eine Beschwerde ist. Er ist nicht beständig um die Bewahrung seines Heils bekümmert; nein, er gibt sich einfach hin und gehorcht. Sein Heil bewahrt ihn, oder vielmehr: Gott bewahrt ihn, „der Herr ist seines Lebens Kraft“. (Psalm 27,1 Slt )

Heiligkeit ist die Kraft zu fortwährendem Gehorsam gegen Gott. Dem Geheiligten ist es nicht nur möglich zu gehorchen, sondern sogar leicht – durch den Geist, der in ihm herrscht. Dieses Gesetz der Liebe übt seine sanfte und mächtige Gewalt bis in die unbedeutendsten Einzelheiten unseres Lebens aus, indem es alles mit dem Geist des Reiches Gottes in Einklang bringt. Die Wichtigkeit einer Sache bemisst sich allein nach dem Wert, den sie für das höchste Ziel der Menschen hat, nämlich deren Rettung.

Daraus ergibt sich die Ersparnis an Zeit, Kraft, Worten und Anstrengungen, von der wir später noch reden werden. (Siehe Kapitel: Ersparnis - eine Frucht der Heiligkeit.)

Ganz instinktiv schlägt die Seele in allem den kürzesten Weg zum Ziel ein und wählt die besten und vorteilhaftesten Methoden, um die größtmögliche Frucht zu schaffen. Es anders machen, hieße die Liebe verfehlen, und die Versündigung gegen die Liebe bringt tausendmal größeren Schmerz als diejenige gegen ein äußeres Gesetz wie die zehn Gebote.

Zärtliche Gottesliebe, wie schmerzlich sind deine Züchtigungen!

Während einer Reise in Schottland hörte ich von einem Unfall, der sich auf einem Fluss zugetragen hatte, den wir überquerten. Eine Fähre war gekentert, und sämtliche Passagiere fielen ins Wasser. Eine Mutter, die am anderen Ufer ihre Tochter erwartete, sah sie ins Wasser stürzen und schrie: „Tausend Mark dem, der sie rettet!“ Doch die Rettungsversuche wurden ungeschickt ausgeführt, und die Tochter ertrank.

Nehmen wir an, es wären damals drei Rettungsboote vorhanden gewesen, die man sofort hätte zu Wasser bringen können: das erste ein altes unbrauchbares, das zweite ein etwas besseres, das dritte ein großes, starkes, den anderen beiden in jeder Hinsicht überlegenes, mit dem alle Schiffbrüchigen hätten gerettet werden können – und zwar schnell. So hätte das menschliche Liebesgesetz geboten, dieses letztere zu benutzen.

Jeder empfindet, dass es ein Verbrechen gewesen wäre, nicht das Bestmögliche zu tun, das für die Rettung der Schiffbrüchigen getan werden konnte.

Ebenso verhält es sich mit dem göttlichen Liebesgesetz. Es verbietet uns in seiner milden Energie, weniger für das Heil der verlorenen Welt zu tun, als uns möglich ist. Es untersagt uns den geringsten Vorbehalt, die leiseste Furcht, die geringste selbstsüchtige Zurückhaltung. Es „drängt uns“, für das Heil der Welt auf die unmittelbarste, praktischste und kühnste Art einzuwirken. Es nötigt uns, das bestmögliche Rettungsboot zu besteigen, das wir finden können, und die besten Methoden zu ersinnen, um den Heilskrieg zu betreiben.

Es gebietet uns, uns öffentlich mit denen zu verbinden, die am deutlichsten das Siegel Gottes tragen und den höchsten Grad an Selbstverleugnung, Opfersinn, Hingebung und der Liebe Jesu Christi für die Welt üben.

„Keine Seele liebt ihren Nächsten so wie sich selbst“, sagte die Marschallin, „wenn sie nicht sucht, ihm die gleiche Gelegenheit des Heils zu verschaffen, die ihr selbst zuteil wurde.“

Diese Liebe zu Gott und zum Nächsten ist es, die es einem Mädchen unmöglich macht, um eines moderneren Schnittes oder irgendwelchen Schmuckes willen im Geschäft fünf Mark mehr als nötig auszugeben. Diese Liebe ist es, die den jungen Mann davon abhält, seine Zeit und Kraft Dingen zu opfern, die in keiner direkten Beziehung zum Reich Gottes stehen. Ebenso hindert sie ihn daran, seine Abende mit unnützen Dingen oder seine freie Zeit mit leerem Geschwätz zu vergeuden. Sie befreit ihn von jenen tyrannischen und unnützen Formen, die man „gesellschaftliche Pflichten“ nennt.

Die Seele wird unendlich zartfühlend in allen diesen Dingen und fürchtet viel mehr, durch Vernachlässigung der Reichsgottesinteressen den Herrn, ihren König, zu betrüben, als Herrn Soundso oder diese und jene Dame zu beleidigen, die ihre Zeit mit unnützen Dingen in Anspruch nehmen möchten.

Diese Liebe beschränkt die Bedürfnisse des Lebens auf das Allernotwendigste. Sei es Essen oder Trinken, oder was es auch sei – sie tut alles zu Gottes Ehre. Das ganze Leben wird dem Gesetz der Liebe unterstellt und durch den vom Heiligen Geist erleuchteten Verstand geordnet. Man wird ein göttlich disziplinierter Soldat, der weiß, was er will, und geradeaus auf das Ziel losgeht.

„Die Liebe ist also des Gesetzes Erfüllung.“

Kapitel 3

Die verkehrte Welt

Es ist von höchster Wichtigkeit, dass jeder, der sich nach dem Siegesleben ausstreckt, von vornherein weiß: Die Bedingungen dieses Lebens stehen im genauen Gegensatz zum Sich-selbst-Leben, dem Leben des eigenen „Ichs“, und um das eine zu besitzen, muss das andere preisgegeben werden. Nicht teilweise, sondern ganz, sodass tabula rasa gemacht wird mit den teuersten Kleinodien des „Ichs“.

Das geringste Nachdenken genügt, um zu verstehen, dass es unmöglich ist, das Gute zu erfassen, ohne das Böse loszulassen, die Heiligkeit zu besitzen, ohne der Sünde zu entsagen. Aber das Böse ist oft so feiner Art und die Religion unserer Tage so gemischt, so gesunken, so siech, dass die Selbstliebe sich sehr leicht unter ihrem Mantel zu verstecken vermag, sodass es nötig erscheint, mit Donnerstimme zu rufen: „Ihr könnt nicht Gott und dem Mammon dienen – Christus und zugleich dem Ich.“

Zur Beleuchtung dieser einfachsten Wahrheit wollen wir einige Blicke auf den gegenwärtigen Zustand der Welt werfen.

Die Welt ist buchstäblich verkehrt, d. h. die Dinge stehen genau umgekehrt, als sie stehen sollten. Die gefallenen, entarteten Menschen befinden sich in einem Zustand, der genau das Gegenteil dessen ist, wozu sie geschaffen wurden. Der Tag ist zur Nacht geworden. Der aus der Gnade gefallene Mensch sieht alles verkehrt. In seiner „Verfinsterung“ (Röm. 1,21; 11,10; Eph. 4,18) hält er die Feinde für seine Freunde und die Freunde für seine Feinde. Er drückt die giftige Schlange an seinen Busen und erwürgt das Lamm. Er zählt Gold dar für einen Popanz von Stroh und verliert Millionen, um einen Pfennig zu gewinnen. Er gewinnt um einen Pfennig Freude und gibt seine unsterbliche Seele daran, die Tausende von Welten wert ist. Er heißt das Gute böse und das Böse gut. Er zieht die Finsternis dem Licht vor. Was er Gewinn nennt, ist in Wirklichkeit Verlust, und was er als Verlust zu meiden sucht, ist in Wahrheit Gewinn.

Es ist so klar, dass die Welt verkehrt ist und der Mensch in seinem jetzigen Zustand wie ein Fisch auf dem Trockenen; so klar, dass es leicht wäre, den Weg des Glücks zu finden, indem man einfach das genaue Gegenteil von dem tun würde, was die Welt tut.

Nennen wir einige Grundsätze des Weltmenschen, stellen wir ihnen einige entgegengesetzte gegenüber, und wir werden sehen, ob sich dabei nicht der gute Weg von selbst ergibt.

Das Ziel des Weltmenschen ist Befriedigung seiner Selbstsucht.

Und der Gegensatz? Entsagung.

Der Weltmensch denkt, das Glück bestehe in der Vermehrung seines Reichtums.

Und der Gegensatz? Einschränkung seiner Bedürfnisse auf das Allernotwendigste.

Der Weltmensch macht aus den Vergnügungen seinen Gott.

Und der Gegensatz? Gott zu seinem Vergnügen machen.

Der Weltmensch tut alles aus selbstischem Interesse.

Und der Gegensatz? Handeln aus Uneigennützigkeit.

Der Weltmensch vergilt das Böse mit Bösem.

Und der Gegensatz? Das Böse mit Gutem vergelten.

Der Weltmensch liebt seine Freunde und hasst seine Feinde.

Und der Gegensatz? Seine Feinde lieben, wohl tun denen, die uns hassen.

Der vergebliche und unsinnige Versuch, zwei entgegengesetzte Leben zu leben, ist es, der das geistliche Leben so vieler Menschen in Angst, Verwirrung und Unsicherheit bringt. Und der Anblick dieser vielen Inkonsequenz und Feigheit in solchen Leben hat unzählige Menschen dem Unglauben in die Arme getrieben.

„Solche aber sind unser etliche gewesen; aber wir sind abgewaschen, wir sind geheiligt, wir sind gerechtfertigt worden in dem Namen des Herrn Jesus und durch den Geist unseres Gottes.“ (1. Ko. 6,11) Ehre Seinem Namen!

Es ist unmöglich, gleichzeitig zwei entgegengesetzte Leben in sich zu nähren. Was dem Ich als Nahrung dient, ist für die Seele Gift, und was dem Ich schädlich ist, nährt meine Seele.

Unser eigenes Fleisch hätscheln heißt so viel wie das Leben Christi in uns vernachlässigen; das Nähren des einen bringt das Verhungern des anderen.