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Konstantin von Notz, Bundestagsabgeordneter und netzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen, erhielt 2015 den Bad Herrenalber Akademiepreis für seinen Vortrag „Veränderungen des Menschenbildes durch die Maschinen“ im Rahmen der Akademie-Veranstaltungsreihe „Die kleinen Androiden – reloaded. Der Maschinenmensch und die elektrische Katze". Der vorliegende Band in der Reihe „Herrenalber Forum“ enthält den prämierten Vortrag und die Rede des Preisträgers anlässlich der Preisverleihung. Darin geht er detailliert auf die Folgen der Digitalisierung ein. Von Notz bangt um den Erhalt der demokratischen Grundrechte und der Freiheit. In die Publikation wurden außerdem Interviews aufgenommen, in denen der Preisträger über Digitalisierung und sein Gottesverständnis spricht. Die Laudatio zeigt schließlich einen Politiker, dem es um Wahrhaftigkeit und Standfestigkeit geht, wenn er seine Positionen vertritt – egal, ob auf dem politischen Parkett oder im kirchlichen und sozialen Kontext.
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Seitenzahl: 65
Konstantin von Notz
Freiheit und Wahrhaftigkeit
Perspektiven für die digitale Revolution
Mit einer Laudatio von Dr. Gernot Meier
Herausgegeben von der Evangelischen Akademie Baden und dem Freundeskreis der Evangelischen Akademie Baden e. V.
Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte biografische Daten sind im Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar.
Herrenalber Forum Band 81
Beiträge zur Verleihung
des Bad Herrenalber Akademiepreises 2015
am 25. Oktober 2015 in Bad Herrenalb
Ebook: © Evangelische Akademie Baden, Karlsruhe 2016
Redaktion: Christine Jacob, Ralf Stieber
Satz und Herstellung: Gabi Höhn
Umschlaggestaltung: Ralf Stieber
Titelbild:© Andrea Dant – Fotolia.com
ISBN 978-3-89674-587-3
Printversion im Buchhandel erhältlich unter ISBN 978-3-89674-586-6
Inhalt
Vorwort
Gernot Meier
Wahrheit, Freiheit und Bescheidenheit
Laudatio für Konstantin von Notz
Konstantin von Notz
Maschinenmacht und Menschenbild
Eine christliche Perspektive auf Freiheit
und den elektronischen Kühlschrank
Konstantin von Notz
Veränderungen des Menschenbildes
durch die Maschinen?
Der neue Umgang mit Informationen und Daten
„Die Digitalisierung ist ein reformatorisches Ereignis“
Ein Gespräch über Geheimdienste, Digitalisierung, Reformation und den gnädigen Gott
Demut und eine gute Portion Gottvertrauen
Was Prominente glauben – Konstantin von Notz
Konstantin von Notz
„Man muss Gott mehr gehorchen als den Menschen“
Predigt zum Buß- und Bettag 2014
Zur Person
Bad Herrenalber Akademiepreis
Vorwort
Das Bild von Konstantin von Notz im Fernsehen zeigt einen aufrechten Politiker mit einer klaren Diktion und Aussage. Wohl nur wenige Menschen vermuten, wenn sie ihn in dieser Situation erleben, dass in seiner Biografie kirchliches Engagement eine große Rolle spielt. Politische und kirchliche Aktivitäten gehören für ihn sogar seit seiner Jugend zusammen: „Die evangelische Lukasgemeinde in Frankfurt, zu der wir gehörten, hatte damals eine gute Jugendarbeit. Die Diskussionen, die wir dort führten, hatten auch ein politisches Moment“, sagt er 2015 im Interview mit Christ und Welt.
Heute – als Bundestagsabgeordneter und netzpolitischer Sprecher der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen – hat sein Interesse für soziale und kirchliche Belange nicht nachgelassen. So lag es nahe, ihn zur Veranstaltungsreihe „Die kleinen Androiden – reloaded. Der Maschinenmensch und die elektrische Katze“ einzuladen. Konstantin von Notz fragte in seinem Vortrag in der Albrecht-Ludwigs-Universität Freiburg nach den „Veränderungen des Menschenbildes durch die Maschinen“. Für diesen Vortrag wurde der Grünen-Politiker vom Freundeskreis der Evangelischen Akademie Baden zum Preisträger des Bad Herrenalber Akademiepreises 2015 gekürt.
Das „Herrenalber Forum“ umfasst den prämierten Vortrag und die Rede von Konstantin von Notz anlässlich der Preisverleihung. Darin geht er detailliert auf die Folgen der Digitalisierung ein. Er bangt um den Erhalt der demokratischen Grundrechte und der Freiheit: „Die Digitalisierung verändert unsere Gesellschaft längst grundlegend, und sie verändert tiefgreifend auch unser Verständnis des Menschen. […] Nach der Vermessung der Welt erfolgt gerade die Vermessung des Individuums, die Vermessung von uns allen.“ Diese Folgen – so fordert Konstantin von Notz – verlangen ein „Einmischen“ nicht nur vonseiten der Politik, sondern auch vonseiten der Kirchen. Und in dieser Hinsicht sieht er „Licht am Ende des Tunnels“. Dazu zählt auch, dass sich die Evangelische Akademie Baden ausführlich mit dem Thema „Digitalisierung“ auseinandersetzt.
In die Publikation wurden außerdem Interviews aufgenommen, in denen der Preisträger über Digitalisierung und sein Gottesverständnis spricht. Die Laudatio zeigt schließlich einen Politiker, dem es um Wahrhaftigkeit und Standfestigkeit geht, wenn er seine Positionen vertritt – egal, ob auf dem politischen Parkett oder in der Kirche.
Alexa Maria Kunz M.A.
Vorsitzende des Freundeskreises der
Evangelischen Akademie Baden e. V.
Dr. Gernot Meier
Studienleiter
Evangelische Akademie Baden
Karlsruhe, im März 2016
Wahrheit, Freiheit und Bescheidenheit
Laudatio für Konstantin von Notz1
Gernot Meier
Wahrheit, Freiheit und Bescheidenheit, unter diese Überschrift möchte ich die Laudatio zur Verleihung des diesjährigen Bad Herrenalber Akademiepreises stellen.
Konstantin von Notz: 1971 in Mölln, Schleswig-Holstein, geboren. Erste Lebensjahre in Hamburg, Jugend, Schule, Abitur in Frankfurt am Main. Zivildienst, Jurastudium, Landgericht Lübeck, Rechtsanwalt in Mölln, politische Tätigkeit, Familie, Leben zwischen Mölln und Berlin, Mitglied des Bundestages. Der Kurzsteckbrief sagt mir: Ein Leben in Bewegung.
Konstantin von Notz ist mir bei meiner Recherche für die Vortragsreihe der Evangelischen Akademie Baden, „Die kleinen Androiden – reloaded. Der Maschinenmensch und die elektrische Katze“ begegnet. Mit dem Informatiker Prof. Dr. Stephan Trahasch planten wir nach der ersten erfolgreichen Reihe in Karlsruhe eine zweite in Freiburg. Ich war auf der Suche nach jemandem, der Innenpolitik, Datenschutz und Bürgerrechte miteinander verband. Ziel dieser Reihe war, noch stärker die Lebenswelt und die kulturellen Veränderungen in den Blick zu nehmen, welche die digitale Revolution mit sich brachte.
Wir suchten jemanden, der einerseits nicht davor zurückschreckt, sich offensiv mit Themen aus dem Herzen der Demokratie und der Digitalisierung zu befassen, sich aber andererseits auch auf Fragen der Menschen direkt einlassen kann und für den der Aspekt der Religion und die Position der religiösen Akteure bedeutsam sind.
So hat sich Konstantin von Notz an einem heißen Sommerabend auf den Weg nach Freiburg zur Evangelischen Akademie gemacht.
Bei der Veranstaltung in den Räumen der Universität begegnete mir und dem Publikum dann ein junger Jurist und Politiker, der sich nicht hinter Floskeln oder politischen Blasen versteckte, die ich und sicherlich auch Sie den ganzen Tag als eloquente nichtssagende Rhetorik höre, sondern ein Mann, der um meine Freiheit und meine Rechte in diesem Staat ringt und für mich aktiv ist. Der Titel seines Vortrags hieß: „Veränderungen des Menschenbildes durch die Maschinen? Der neue Umgang mit Informationen und Daten“.
Der Vortrag und vor allem auch die Diskussion danach waren geprägt von einem Menschenbild, das meines Erachtens tief in protestantischen Positionen verwurzelt ist. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Veranstaltung spürten, dass Konstantin von Notz um dieses Menschenbild ringt, sich transparent macht, Position bezieht und bereit ist, sich mit der Gesamtheit der digitalen Revolution auseinander zu setzen und nicht nur partikular über dieses Feld nachzudenken. Vor allem auch für die Mehrheit der Menschen einzutreten, die eben nicht wie einige wenige die Möglichkeit haben, eine digitale Selbstverteidigung vorzunehmen oder über ein abhörsicheres Smartphone zu verfügen.
Wie kommt so etwas?
Oder: Das Leben in seiner ganzen Breite2
1991 begann Konstantin von Notz seinen Zivildienst in der Bahnhofsmission in Frankfurt: Das bedeutete das Kennenlernen harten rauen Lebens, jeden Tag die Konfrontation mit Menschen in prekären Lebenslagen, Menschen am Rande, aufregende Situationen und glückliche Begegnungen. Das bedeutete in der Frankfurter Bahnhofswirklichkeit 365 Tage im Jahr und 24 Stunden Schichtdienst. Begegnungen mit Trauer, Tränen, Wut, mit Lachen und Nachdenklichkeit über unsere Gesellschaft und unser Leben. Konstantin von Notz sagte dazu: „Wir hatten alles: Amerikanische Touristen, denen man alles, wirklich alles gestohlen hatte, Menschen die auf ihrer Lebensreise hier gestrandet sind, Drogenabhängige, Menschen auf dem Straßenstrich – alles – das pure Leben.“
Wie und wann begann Ihr politisches Engagement?
Bei dieser Frage hielt Konstantin von Notz inne, und ich hatte den Eindruck, sehr verschiedene Stationen des Lebens tauchen vor seinem inneren Auge auf: Zuerst nannte er eine latent politische Schülerarbeit, den Einsatz für die Rechte von Schülerinnen und Schülern in seiner Schulzeit. Parteipolitik war noch uninteressant.
Doch die nächste Antwort war verblüffend – ich rufe in Erinnerung: Meine Frage war: „Wie begann das politische Engagement?“ Die Antwort: „Nach meiner eigenen Entscheidung für die Konfirmation kamen 15 Jahre kirchliche Jugendarbeit mit Konfirmierten und Konfirmandenarbeit.“ Jeder und jede, die in diesem speziellen Bereich tätig waren, wissen, was das bedeutet. Hinzu kam in der Folgezeit auch das Engagement als Kirchenältester.
Ein Sprung nach Heidelberg. Konstantin von Notz studiert im 3. Semester Jura.