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Als eine schwarze Katze ausgerechnet an einem Freitag, dem 13., ihren Weg kreuzt, ahnt Iris Berger nichts Gutes. Und als sie sich auf der Bordsteinkante auch noch den Fuß verknackst und den Bus verpasst, scheint der Tag endgültig gelaufen – ebenso wie ihre letzte Chance, als Fotografin eine Festanstellung bei einer renommierten Firma zu ergattern.
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Seitenzahl: 27
Veröffentlichungsjahr: 2025
Karin Melchert
Glückskatze oder Pechvogel?
Heitere Kurzgeschichte
Impressum
Texte: © 2025 Copyright by Karin Melchert
Umschlag: © 2025 Copyright by Karin Melchert
Verantwortlich
für den Inhalt: Karin Melchert
www.karinmelchert
Druck: epubli – ein Service der Neopubli GmbH, Berlin
»Komm psss, psss, psss, komm ...«, flüstere ich gewohnheitsmäßig, als ich den Schatten einer Katze links in die Büsche neben der Treppe verschwinden sehe, während sich die schwere Tür des Apartmenthauses automatisch hinter mir schließt. Ich hoffe inständig, dass es nicht die schwarze Katze war, die da gerade meinen Weg gekreuzt hat. Denn heute ist Freitag. Noch dazu der Dreizehnte. Und in einer guten Stunde habe ich den Termin meines Lebens – wenn mich das Pech nicht verfolgt und ich es denn schaffe, rechtzeitig zum Bewerbungsgespräch zu erscheinen. Aber hey, immerhin bin ich drei Minuten früher dran als notwendig. Ein kleines Wunder. Außerdem bin ich sowieso nicht abergläubig. Was die alten Ammenmärchen über das angebliche Unglück dunkelfarbener feliner Wesen betrifft, schließe ich mich eher der Meinung des französischen Schriftstellers Max O´Rells an, der das sehr schön auf den Punkt bringt: »Ob eine schwarze Katze Glück oder Unglück bringt, hängt davon ab, ob man ein Mensch ist oder eine Maus.«
Es ist also nicht der Aberglaube, der mir das schwarze Exemplar unsympathisch macht – nein, ich halte sie schlicht für die Serienmörderin jener Mäuse und Vögel, die regelmäßig tot rund ums Haus drapiert sind. Theoretisch könnte es auch die graue Katze sein, die ebenso oft in unserer Gegend umherstreunt. Aber sie ist eher gemütlich: eine leicht betagte Erscheinung mit hängendem Bauchfell und stoischer Ruhe – also eine Art feliner Buddha mit Schnurrhaaren. Sie lässt sich regelmäßig mitten auf der Straße nieder, als gehöre ihr der Asphalt. Und zutraulich ist sie auch. Ein freundlicher Blick in ihre Richtung und schon kommt sie angeschlendert, als hätte man ihr einen mit Käse garnierten Hering versprochen. Dann bleibt sie stehen, reckt mir ihr flauschiges Hinterteil entgegen und wartet auf eine Streicheleinheit – vorzugsweise genau dann, wenn ich es eilig habe, oder mit Einkaufstaschen beladen die Treppen hochsteige. Ihr traue ich solche Gräueltaten wie Vogelmord oder Mäusemassaker ehrlich gesagt nicht zu. Was mich nur wundert: Wie sie es bis jetzt mit ihrem asphaltgrauen Tarnfell geschafft hat, nicht schon längst von einem Auto oder einem Bus erfasst worden zu sein – oder, was noch wahrscheinlicher wäre – vom Nachbarn gegenüber, der mit seinem SUV mit Tempo 80 durch die Straße donnert und erst kurz vor seiner Garageneinfahrt abrupt abbremst. Ich frage mich ehrlich, wie viele Leben sie hat.