Freude und Heilung - Torkom Saraydarian - E-Book

Freude und Heilung E-Book

Torkom Saraydarian

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Beschreibung

Dieses Buch von Torkom Saraydarian erschien im Oktober 2011 erstmals in deutscher Übersetzung und führt uns die Bedeutung der Freude als Seinszustand für das Wohlergehen und das Heil-Sein vor Augen. Durch konkrete Anleitung, wie wir uns mit der Freude wirksam verbinden und dieses Prinzip in unseren Alltag integrieren können, lernen wir die heilende Kraft der Weisheit, die uns in der Freude geschenkt wird. Ein sehr hilfreiches und praktisches Buch um auf den Pfad eines freudvollen Lebens zu gelangen. Es enthält eine grosse Zahl an Übungen und Visualisierungen, die zur inneren Quelle der Freude führen. Die Herausgeber

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T.S.G. Publishing Foundation,Inc.

Einige Worte

Torkom Saraydarian gab zwei Seminare über das Thema Freude und ihre Anwendung in unserem täglichen Leben. Auch gab er viele Vorlesungen darüber und Übungen, um die Freude in uns zu vergrößern und die latenten Ressourcen der Freude in uns freizusetzen. Die Informationen und Übungen dieser Seminare sind in diesem Buch wiedergegeben.

Wenn du diese Übungen machen möchtest, schlagen wir dir vor, dies nach Absprache mit deinem Psychologen oder Arzt zu tun.

Wir drucken diese Ausgabe von »Freude und Heilung« in großer Dankbarkeit zu Torkom und der Arbeit, die er geleistet hat, um die Botschaft der Freude und ihre Anwendung zu verbreiten, um unser Leben in jeder Hinsicht zu verbessern.

Die Herausgeber der englischen Originalausgabe 2006

Inhaltsangabe

Freude und Heilung Teil 1

Übungen in Freude

Freude und Heilung Teil 2

Wie steigern wir unsere Freude

Sieben Qualitäten von Freude

Hindernisse für Freude

Wie Freude genutzt wird.

Mehr Übungen in Freude

Meditation über Freude

Freude ist eine besondere Weisheit

Wie man den Menschen Liebe und Freude bringt

Freude und die Erinnerung an Zuhause

Liebe und Freude

Der Mensch erreicht das Verständnis seiner Kraft nicht ohne Anleitung. Viele verschiedene Fallen sind auf dem Weg des Menschen verborgen. Jede geschützt erscheinende Schlange hofft vor dem Menschen das zu verbergen, was am kostbarsten ist. Wie ein Wanderer, der seinen Weg verloren hat, weiß der Mensch nicht, in welchem Element er den Erfolg suchen soll, dabei ist der Schatz in ihm selbst.Aum, para. 371

Wir wünschen uns, dass die Menschen verstehen, wo ihr Wunderheilmittel liegt. Wir haben einen Festtag, wenn wir entdecken, dass unsere Mitarbeiter den Schutz, den sie durch Freude haben, wahrgenommen haben. M.M.

1

Freude und Heilung

Teil 1

Aufgrund meines guten Karmas traf ich viele Menschen in meinem Leben, die freudvolle Menschen waren. Sie strahlten in ihrem Denken, in ihren Gefühlen, in ihren Handlungen und in ihren Beziehungen Freude aus. Seit meiner Kindheit fühlte ich mich zu freudvollen Menschen hingezogen. Ich hatte immer ein tiefes Verlangen danach zu erfahren, was Freude ist, was Freude bewirken kann und auf welche Weise man Freude entwickeln und somit selbst freudvoll werden kann.

Seit meiner Kindheit habe ich beobachtet, dass freudvolle Menschen anziehend, erfolgreich, glücklich, schöpferisch, gesund und ehrlich sind. In der Schule war ich immer mit diesen Jungen und Mädchen zusammen, die freudvoll waren. Ich hatte das seltsame Gefühl, dass jene, die keine Freude hatten, entweder ungesund, gegen die Regeln verstoßend, oder gefährlich waren. Diese Beobachtung wurde im Laufe der Jahre immer mehr bestätigt.

Ich beobachtete auch, dass freudlose Studenten, Lehrer und Leute überhaupt, wie eine Last auf meinen Schultern lagen. Sie untergruben stets meine Energie und Begeisterung. Im Laufe der Jahre versuchte ich, mehr Dinge im Zusammenhang mit Freude zu beobachten und meine Informationen über Freude zu vergrößern. So beobachtete ich beispielsweise die Auswirkungen von Freude auf den physischen Körper, auf die Gefühle und auf das Denken. Ich sah, dass das Fehlen von Freude einen Menschen träge und gegenüber Anstrengungen oder Arbeit unwillig machte. Das Fehlen von Freude macht einen Menschen arrogant, unsensibel, ablehnend gegenüber Zusammenarbeit, starrköpfig und gedanklich verschlossen, langsam, durchtrieben oder engstirnig. Die meisten freudlosen Menschen, die ich gesehen habe, sind bittere Menschen und jene die Verleumdungen, Bosheiten und sogar Verrat anwenden.

Meine Forschungen waren sehr zwanglos. Ich habe versucht, meine Beobachtungen und Entdeckungen niederzuschreiben, aber ständig habe ich meine Aufzeichnungen irgendwo auf meinen Reisen verloren. Nachdem ich Zugang zu Bibliotheken hatte, versuchte ich Bücher zu finden, in denen über das Wesentliche, den Inhalt, die Chemie oder Anatomie von Freude geschrieben wurde, aber ich fand nur oberflächliche Bemerkungen. Ich fand weder ein Buch zum Thema »Freude«, noch fand ich jemanden, der ein Spezialist für Freude gewesen wäre. Ich traf sogar einige Psychologen, die mich auslachten und dachten, was ich wohl für ein Träumer sei, dass ich mich für die Psychologie der Freude interessiere.

Einer meiner Lehrer sagte einmal, dass Freude von der Umgebung und dem Wohlbefinden eines Menschen im körperlichen und wirtschaftlichen Sinne abhänge. Als ich diese Worte vernahm, dachte ich im selben Moment, dass etwas nicht stimmen konnte. Meine weiteren Beobachtungen offenbarten, dass Freude nicht ein Ergebnis von körperlichen, emotionalen oder mentalen Zuständen ist, wohl aber ein Bewusstseinszustand, der all diese Gegebenheiten überbietet und ein bedingender Faktor oder eine Ursache für Umstände ist.

Die Jahre vergingen, und ich setzte meine Forschungen fort. In letzter Zeit las ich einige Bücher, in denen Freude sehr oberflächlich erwähnt wurde. Nach dem Lesen dieser Bücher war ich überzeugt, dass der beste Weg herauszufinden, was Freude ist, darin besteht, diese Leute, die Freude haben, zu finden und zu beobachten.

Einer der freudvollsten Menschen, den ich in meinem Leben getroffen habe, war mein Vater. Er war der geborene Optimist. Er war gesund, gutaussehend, voll von Energie und Begeisterung sowie strebsam. Er war ein unermüdlicher Arbeiter. Mein Vater ging durch die dunkelsten Stunden, durch die jemand gehen kann. Alle seine Verwandten – 87 Personen – wurden von den Türken hingerichtet. Er selbst und meine Mutter wurden verschont, weil er Apotheker war und das Krankenhaus in unserer Stadt keinen Apotheker hatte.

Die Jahre vergingen und als der Krieg und der Völkermord vorüber waren, brachte mein Vater unsere Familie in eine große Stadt in der Überzeugung, dass das Leben dort sicherer wäre. Hier eröffnete er eine überaus moderne Apotheke. In wenigen Jahren war die Apotheke für die schnelle und gute Bedienung in der ganzen Stadt bekannt.

Eines Sommers kamen am Morgen zwei Polizisten und informierten meinen Vater darüber, dass sie eine Anweisung von der Regierung hätten, die Apotheke für eine Woche zu schließen. Wie es seine Art war, lud mein Vater die beiden in sein Büro ein, bot ihnen Tee und Kuchen an und wollte von ihnen den Grund wissen. Sie sagten, dass durch eine andere Apotheke, die einem Armenier gehörte, ein Offizier vergiftet worden sei. Gegen den Apotheker wurde ermittelt und bis diese Untersuchung vorüber war, würden alle armenischen Apotheken geschlossen bleiben.

Mein Vater nahm diese Nachricht sehr ruhig entgegen. Er sah zu, wie sie die Schlösser seiner Apotheke mit Wachs versiegelten. Dann schenkte er ihnen noch ein eigenartiges Lächeln und fuhr mit einem Taxi nach Hause. Sein Lächeln war eine Verdichtung vieler Gedanken – schwierig in Worte zu fassen. In seinem Lächeln waren Voraussicht, Einsicht und Vorahnungen. Er wusste, was kommen würde und hatte beschlossen in den Händen des Schicksals nicht zu zerbröseln. Sein Lächeln drückte ganz deutlich aus, dass er über allem stehen würde, was auch geschehen mag.

Auf dem Weg nach Hause war er sehr ruhig und lächelte mit ruhiger Gelassenheit. Mutter war überrascht, dass wir so früh nach Hause kamen. »Was ist geschehen?«, fragte sie. Ich erwartete nun, dass Vater über die Situation fluchen und das Geschehen verdammen würde, er sagte jedoch nur lächelnd zu meiner Mutter: »Es ist nichts Ernstes. Wir sind nur zu einem zweiwöchigen Urlaub angewiesen worden, bis die Regierung die Untersuchung über eine Apotheke abgeschlossen hat, die verdächtigt wird, ein giftiges Rezept ausgestellt zu haben.«

»Und was werden wir jetzt tun?«, fragte meine Mutter. »Sei geduldig und alles wird den Weg gehen, den es sollte.« Dann führte er Mutter und mich zu einem Essen auf eine Insel, die mit Kiefern bewachsen war. Der Duft der Kiefern, das Essen und die freudvolle Umgebung brachte Fröhlichkeit in unsere Herzen.

Während der nächsten Tage bemühte sich mein Vater darum, die Apotheke wieder zu öffnen, indem er versuchte, direkt mit dem Präsidenten Atatürk zu sprechen. Atatürk war ein alter Freund meines Vaters, der unsere Apotheke zu besuchen pflegte. Ich hatte die beiden schon einige Male im Gespräch gesehen. Ich erinnere mich an ein ganz bestimmtes Gespräch, das sie vor einigen Jahren führten. Im Laufe dieses Gesprächs blickte Atatürk plötzlich meinen Vater an und fragte: »Yervant, liebst du dein eigenes Volk, dein Land?« – »Ja, mein Herr«, sagte mein Vater, »Ich liebe mein Land – Armenien.«

Atatürk setzte ein eigentümliches Lächeln auf und sagte: »Ich bin stolz auf dich. Wer auch immer sein eigenes Land liebt, der kann auch das Land lieben, in dem er lebt. Du bist ein vertrauenswürdiger und furchtloser Mann, ich bin stolz auf dich!«

Er schüttelte meinem Vater die Hand und ging mit seinen Leibwächtern zu seinem Wagen. Dann kam er von seinem Auto zurück und schenkte meinem Vater einen von seinen Stiften.

Mein Vater hatte gehofft, dass Atatürk jetzt jeden Zweifel in Bezug auf seine Apotheke innerhalb einer Sekunde klären würde und dass er die Apotheke wieder öffnen könne. Aber es war unmöglich, Atatürk zu erreichen. Alle Bemühungen meines Vaters wurden abgeblockt.

Sechs Monate vergingen. Eines Morgens früh kam ein Polizist und gab meinem Vater den Schlüssel zu seiner Apotheke und ein Schriftstück von der Regierung, in dem stand: »Der Fall ist abgeschlossen. Wir wünschen Ihnen Erfolg.«

Mein Vater lächelte. Er kannte ihre Sprache gut. Er nahm einige Dollars aus der Tasche und gab sie dem wartenden Polizisten. »Hier, Sie können diese paar Dollar haben«, sagte er. »Danke für den Schlüssel.« Und er lächelte wieder auf diese merkwürdige Art wie damals, als sie die Türen seiner Apotheke versiegelt hatten. Der Polizist verschwand ohne ein Wort des Dankes.

Auf dem Weg zur Apotheke sagte mein Vater: »Für mich wirkt das ganze Leben wie ein Spiel. Es ist nicht wirklich. Daran liegt es, dass es manchmal keinen Unterschied für die Betroffenen macht, ob man gewinnt oder verliert... Ist es nicht so?«

»Ich glaube nicht.«

»Wenn wir verlieren, können wir es noch einmal machen. Und wenn wir es noch einmal machen, verlieren wir es vielleicht wieder... Nun gut, wir wollen schauen, was mit der Apotheke in unserer Abwesenheit los war.«

Wir sperrten das Tor auf, Vater öffnete es bedächtig und behutsam. Die ganze Apotheke war leer. Vater nahm einen tiefen Atemzug und begann zu lachen.

Ich bekam Angst.

Er hörte nicht auf zu lachen. Dann sagte er: »Ich wette, dass der Safe ebenfalls leer sein wird.«

Der Safe war leer. All unser Bargeld, Schmuck und Gold waren verschwunden. Vater blickte auf den Schlüssel, warf ihn weg und sagte: »Ich wusste genau, was passieren würde. Schauen wir, dass wir hinauskommen und gehen wir etwas Gutes essen.«

Im Restaurant gratulierten ihm die Leute zur Wiedereröffnung der Apotheke. »Danke, ich danke euch«, sagte er. »Wir sind gerade dabei, wieder bei null anzufangen.« Und er begann zu lachen.

»Vater, warum lachst du?«, fragte ich.

Er antwortete: »Ich fühle mich das erste Mal großartig, richtig großartig nach diesen Vorkommnissen. Solche Tragödien können die Freude aus meinem Herzen nicht verbannen. Dies ist eine großartige Herausforderung für mich, meinem Gott zu beweisen, dass ich meinen Dienst neuerlich aufnehmen kann.«

Spät abends kamen viele Ärzte, Psychiater und andere berufliche Freunde, um ihn zu trösten und zu ermutigen. Er schenkte Wein aus, machte Witze und brachte die Leute zum Lachen. Und er sagte: »In gewisser Weise bin ich froh, weil eine schwere Last von meinen Schultern genommen wurde, aber für jene Leute tut es mir leid, die ich fast kostenlos bedient hatte.« Es war eine der Gewohnheiten meines Vaters, armen Leuten für ihre Rezepte nichts zu berechnen.

Jahre später sprachen wir über diese Vorfälle und Vater sagte: »Wir haben Energie, Gesundheit und Geld dadurch gerettet, dass wir nicht depressiv, zornig, hassend und ärgerlich geworden sind, sondern uns unsere Freude, Geduld und heitere Gelassenheit bewahrt haben. Wenn wir diese drei Diamanten verloren hätten, wäre die Zukunft für uns verloren gewesen.« Und dann fügte er – wieder mit diesem seltsamen Lächeln – hinzu: »Auch die Dunkelheit braucht ihren Anteil.«

Als ich einmal mit meinem Vater auf einem Feld unterwegs war, sah ich einen Schmetterling. Ich war damals sechs Jahre alt. Der Schmetterling war so groß und so wunderschön, dass ich ihn noch näher ansehen wollte. Ich glaube, er wusste um dieses Gefühl in mir, denn als ich in großer Freude hinter ihm herrannte, ließ er sich für kurze Zeit auf einem Zweig nieder, dann wieder auf einer Blume, wie um mir Gelegenheit zu geben, ihn genauer zu betrachten. Dann flog er weiter.

Als ich ihm weiter nachlief, gewährte er mir neuerlich die Chance, ihn aus der Nähe zu bewundern, diesmal aber aus etwas größerem Abstand. Nach einiger Zeit drehte ich mich um und bemerkte, dass ich mich bereits gut zwei Meilen von meinem Vater entfernt hatte, der, wie ich vermute, glücklich über meine Freude war.

Schließlich verweilte der Schmetterling auf einem Busch, öffnete weit seine Flügel und ließ mich ganz nahe an sich heran, so dass ich seine Schönheit genau betrachten konnte. Auf seinen Flügeln schimmerten die Farben des Regenbogens, die in Streifen, in Form eines Blattes verliefen. Ich war in so außerordentlicher Freude darüber, dass ich begann immer wieder um den Busch herum zu laufen, zu tanzen und ein von mir selbst erdachtes Lied zu singen:

»Schmetterling, Schmetterling,

ich liebe dich!

Ich liebe dein Flügelkleid,

ich liebe deine Farben.

Ich danke dir,

dass du deine Schönheit

mit mir teilst.«

Die Sonne war schon am Untergehen, als ich zu dem Baum zurückkehrte, unter dem mein Vater saß. »Hast du den Schmetterling liebgehabt?«, fragte er mich.

An Stelle einer Antwort, begann ich zu tanzen und mein selbst gedichtetes Lied zu singen. Er umarmte mich, nahm mich auf seinen Rücken und wir wanderten einige Meilen in Stille. Dann sang er die Worte meines Liedes in einer neuen Melodie.

»Magst du dieses Lied?«, fragte er. – »Oh, ja!«

»Hast du es bemerkt? Freude erschafft Lieder und Schönheit. Sie bringt Gedichte hervor... und dieses ist dein erstes Gedicht...«

In der Nacht war ich im Schlafe immer noch bei meinem wunderschönen Schmetterling. Am nächsten Morgen ging ich ganz früh zum Bett meines Vaters und sagte: »Weißt du was?«

»Was?«

»Ich habe den Schmetterling gar nicht berührt aus Angst, ich könnte ihn verletzen!«

Er blickte mich an und eine Träne sprang aus seinem rechten Auge und fiel über seine Nase hinab. Dann zog er mich zu sich in sein Bett und wir schliefen noch einige Stunden weiter. Das war eines meiner Tagebuchblätter der Freude.

Ich hatte einige Lehrer, die Menschen von großer Freude waren. Einige von ihnen waren Einsiedler, die in einem Zustand ständiger Verzückung lebten. Andere waren Dekane oder Direktoren großer Institutionen. Ein bestimmter Lehrer war so kraftvoll in seiner Freude, dass er gewöhnlich unsere Herzen mit Freude erfüllte, wenn er den Klassenraum betrat oder wenn er in einem überfüllten Saal erschien.

Ein anderer Lehrer war den ganzen Tag aus den verschiedensten Gründen voll Freude. Beispielsweise war es einmal der Gesang von Vögeln, dann wieder waren es Blumen, die Bäume, ein Wasserlauf... Kinder pflegten ihn mit großer Freude zu erfüllen, oder er rief Freude in ihnen hervor. Ich sah ihn niemals zornig oder ärgerlich. In den schwierigsten und am meisten Angst einjagenden Situationen drückte er gewöhnlich große Freude und Weisheit aus. Er verstarb während des Schlafs im Alter von 117 Jahren, mit einem wunderbaren Lächeln auf seinem Gesicht...

Als ich im Teenager-Alter war, fragte ich mich, welche Freude ich wohl haben sollte: die Freude eines Einsiedlers oder die Freude eines Kriegers des Lebens? Ich kam aus dem letzten Kloster, das ich 1939 besuchte und widmete mich den Lehren. Die größte Herausforderung in meinem Leben ist immer noch, Freude dabei zu haben, die Lehre über Freude in schwierigen Bedingungen zu verbreiten.

Die folgenden Seiten werden meine Gefühle hinsichtlich des Wunders der Freude erklären.

Das Wunder der Freude

1. Freude ist ein Seinszustand, in dem dein Bewusstsein weder von der Umgebung noch von den Gedanken, Gefühlen und Handlungen, die in deiner Umgebung geschehen, bedingt wird. Das Getöse des Lebens wird gehört, aber es wirkt sich nicht auf dein Bewusstsein aus. Ein Augenblick der Freude ist ein Moment des bedingungslosen Zustands des Bewusstseins. Du hast Freude nicht, weil Dinge oder Verhältnisse richtig oder falsch sind, sondern weil Freude aus deinem Kern in deine Vehikel hinabfließt.

2. Freude ist ein Seinszustand, in dem niemand und nichts deine Liebe und dein Empfinden von Einheit beschränken kann. Dies ist ein Moment von Abstraktion. Der Kern des Menschen ist Glückseligkeit. Im Streben, dein Wahres Selbst zu sein und deinem Wahren Selbst immer näher zu kommen, setzt du größere Glückseligkeit frei. Alles, wonach wir auf dieser Welt suchen, ist Glückseligkeit.

Wenn wir uns von den Problemen unserer dreifältigen Persönlichkeitsvehikel loslösen und uns auf höhere Bewusstseinsebenen zurückziehen, fühlen wir größere Freude und größere Glückseligkeit. Der Unterschied zwischen Freude und Glückseligkeit ist leicht zu finden. Freude ist wahrgenommene Glückseligkeit und wird auf den höheren emotionalen und mentalen Ebenen erfahren. Glückseligkeit wird nur auf der Ebene der Geistigen Triade und höheren Ebenen erfahren.

In den Augenblicken, in denen ein Glückseligkeitsstrahl in den Vehikeln der Persönlichkeit oder in deiner Seele eingefangen und wahrgenommen wird, fühlst du Freude. Das äußere Leben, Dinge, Menschen und Umstände bringen dir keine Freude, aber sie können Freude erwecken oder aus deinem Kern hervorrufen. So können beispielsweise Schönheit, Güte, Rechtschaffenheit und Freiheit Freude hervorrufen.

Glückseligkeit ist wie ein Lichtstrahl, der ein Teil deines Wahren Selbst ist.

Dieser Strahl ergießt sich aus deinem Selbst, sobald die richtigen Bedingungen geschaffen wurden, oder wenn er durch die richtigen Bedingungen erweckt wurde. Wenn aber einmal der Fluss der Freude geschaffen wurde, können kein Umstand und nichts seine Ausstrahlung aufhalten.

Das Depot der Freude setzt sich zusammen aus unserem Inneren Wächter, der menschlichen Seele und der Geistigen Triade. Sobald diese Zentren von unserem Bewusstsein berührt werden, beginnt der Fluss der Freude zu fließen und verstärkt sich. Wenn ein Mensch mit seiner Seele kommuniziert, fühlt er das Vorhandensein von Freude im Herzen. Wenn er sich mit seinem Inneren Wächter verbindet, fühlt er die Freude der Großen. Wenn er sich mit der Geistigen Triade verbindet, ergießt sich die Freude des Herrschers der Welt in sein Herz. Es wird uns erzählt, dass noch größere Bereiche von Freude im Universum existieren... aber sie sind derzeit weit außerhalb unserer Reichweite.

Je mehr du dein Wahres Selbst bist, desto mehr Freude hast du. Je mehr du von deinen drei Persönlichkeitsvehikeln bestimmt bist und dich mit ihren Problemen identifizierst, desto geringer wird die Freude sein und desto mehr Leid wirst du empfinden.

Glückseligkeit wird durch Kontemplation, Samadhi, Verzückung und durch Zurückziehen auf höhere Ebenen des Bewusstseins erreicht. Jene, die Meditation lernen und schließlich Kontemplation erreichen, berühren allmählich die Bereiche der Glückseligkeit und füllen so ihr Leben mit tiefer Freude auf.

Es gab einmal einen Lehrer, der sich in Samadhi - tiefe Kontemplation - versetzte, während seine Schüler um ihn herumsaßen. Plötzlich kam ein Pfeil geflogen und bohrte sich in seine Schulter. Die Schüler wussten nicht, was sie tun sollten, aber sie dachten, wenn er dadurch nicht berührt wurde, sollten sie ihn nicht ins Bewusstsein zurückholen, bis er von sich aus wieder zurückkehrt.

Nachdem der Lehrer wieder zu seinem Bewusstsein zurückgekehrt war, erkundigte er sich nach dem Pfeil. »Meister«, sagten sie, »einer Eurer Feinde hat den Pfeil auf Euch geschossen. Lasset ihn uns herausziehen.« Danach entfernten sie durch eine bestimmte Art eines chirurgischen Eingriffs den Pfeil aus seiner Schulter.

Je weiter du dich von deinem physischen Körper entfernst, desto weniger nimmst du ihn wahr. Je tiefer du in dein Selbst eintauchst, desto größer ist deine Freude, desto umfassender ist deine Liebe und dein Verstand arbeitet unter der Vision von Einheit und Synthese. Je weiter du von deinem Wahren Selbst entfernt bist, desto separatistischer bist du in deinen Gedanken, Gefühlen und Taten.

Normalerweise wird Freude von deiner Persönlichkeit wie ein angenehmer Schock wahrgenommen und verschwindet wieder. Wenn du dir aber Zeit gibst, Freude zu erfahren, und wenn du sie so lange wie möglich strömen lässt, kannst du die Chance haben zu beobachten, was Freude für dich bewirken kann, für deine Körper und für deine Umgebung.

Menschen trinken ein Glas Wein oder tun andere angenehme Dinge mit einer solchen Hast, dass sie den Geschmack gar nicht registrieren oder beachten. Ebenso gibt es viele Einflüsse in dir und in deiner Umgebung, die bereit sind, deine flammende Kohle zu löschen oder kaltes Wasser über deine Freude zu gießen und sie in deiner Aura einzukapseln. Hunderte solcher Kapseln treiben in deiner Aura. Diese Kapseln enthalten eine große Menge an Freudeenergie, die genutzt werden kann zur Erhöhung, Heilung, Arbeit oder zu aufopferndem Dienst.

Du siehst eine Blume, empfindest Freude und sagst: »Sie ist wirklich schön!« Danach wendest du dein Gesicht wieder ab und gehst anderen Dingen nach. Wenn du hingegen die Blume länger betrachtest, die Form ihrer Blüten und ihre Farben, wenn du ihren Duft wahrnimmst... könntest du zugleich eine Chance haben, die Auswirkungen von Freude auf dich zu erfahren.

Es gibt zwei Arten von Beobachtung: Beobachtung identifiziert mit der Persönlichkeit und Beobachtung identifiziert mit dem Fluss der Freude. Wir haben so viel Freude in unserem Wesen, aber wir genießen sie nicht, weil wir in Eile sind. Jede Freude, die nicht angenommen oder genossen wird und Freude, die von bestimmten Gedanken getroffen, oder von der Umgebung oder gewissen Menschen angegriffen wird, kristallisiert und wandelt sich zu einer Blockade in unseren Auren. Wenn solche Blockaden zunehmen, vermeiden wir alles, was Freude aus unserem Kern erwecken könnte.

Freude muss ein aktiver Strom sein oder eine zirkulierende Welle in deiner Aura. Eine solche Welle ist die Ursache für Gesundheit, Glück, Tatkraft, Optimismus und Begeisterung. Wenn Freude aber blockiert und kristallisiert ist, könnte sie verschiedene Schwierigkeiten verursachen. Beispielsweise sind Traurigkeit, Kummer und Depressionen oft das Ergebnis blockierter oder in deinem Wesen eingesperrter Freude.

Ich kenne ein Mädchen, das viele Jahre lang in tiefe Depressionen und Apathie fiel, als ihr Freund plötzlich in Vietnam getötet worden war. Psychologen haben viele verschiedene Wege ein solches Ereignis zu analysieren, aber in Wirklichkeit, wenn die Freude eingefroren ist, frieren oft auch das Herz und das Bewusstsein ein. Natürlich gibt es Maßnahmen, die du ergreifen kannst, um gegen die Momente anzukämpfen, wenn deine Freude dir »weggenommen“ wird.

Wenn du in der Freude bist, verweile darin, schmecke sie, atme sie ein, versuche sie kraft deines Bewusstseins in deine Aura und in deine Nerven fließen zu lassen, wie du Wasser in die Bewässerungsgräben deines Gartens leitest.

Ich sah einen Mann, der den Sonnenuntergang beobachtete. Er war voller Freude. Er war in Anbetung. Er war die Sonnenstrahlen. Er war diese Symphonie der Farben und Formen... ich sah ihn noch eine weitere halbe Stunde bewegungslos dastehen, als die Sonne untergegangen war.

Ich sah einen meiner Lehrer, wie er mit Tränen in den Augen einen großen blühenden Baum betrachtete.

Ich sah einen meiner Freunde, wie er während eines Gedichtvortrags in Verzückung geriet.

Meine Mutter entschwand einmal eine Stunde lang in ihr Bewusstsein, nachdem sie ein Flötenstück gehört hatte.

Wenn du Freude entdeckst, versuche dein Gefühl wenigstens einige Stunden andauern zu lassen indem du auf dieser Welle der Freude verweilst. Eine Minute der Freude vermag alle Lichter in dir zu entzünden und macht aus dir einen erfolgreicheren, schöneren und attraktiveren Menschen, und das mehrere Monate lang.

Manche Leute essen wie die Hunde. Sie kauen ihr Essen gar nicht, sondern schlingen es in sich hinein. Würden sie ihre Speisen kauen, hätten sie die Freude am Geschmack des Essens. Sie hätten eine Gelegenheit, ihre Speisen wirklich aufzunehmen und sie für ihr Wohlbefinden zu nutzen.

So ist es mit allem, das wir genießen möchten. Nimm dir Zeit... übereile nichts... Der Augenblick der Freude ist ein geheiligter Moment für Transformation.

3. Freude ist ein Zustand, in dem du in deiner Umgebung alles, was schön, gut und gerecht ist energetisierst. Freude verstärkt alles, was schön im Leben ist. Freude ermutigt Menschen, die für die Transformation der Menschheit arbeiten, oder versuchen Qual und Leid auf der Welt zu lindern.

Immer wenn du in Gegenwart einer freudvollen Person bist, fühlst du wie dein schöpferisches Feuer entfacht wird. Du fühlst die Stärkung der Kraft deines Strebens nach Perfektion. Du fühlst Begeisterung in deiner Arbeit und ein Ziel in deinem Leben. Alle diese Geschenke kommen von Oben, aus der Quelle der Freude, durch Freude. Wenn du hingegen freudlos oder sauer bist, hasserfüllt oder verärgert, dann nährst du das Übel, das Verbrechen und den Hass in anderen Menschen. Es ist sehr interessant, dass die Dornen des Lebens in einer Atmosphäre wahrer Freude nicht überleben können.

Je mehr Freude du gibst, umso mehr vergrößerst du Güte, Kreativität und Edelmut auf der Welt. Die meisten Verbrecher, Häftlinge und Wahnsinnige kommen von einem Zuhause voll Kummer, Ärger, Wut, Hass, Gier und Eitelkeit. Sei in Gegenwart oder Begleitung deines Ehepartners und deiner Kinder freudvoll, und du wirst ihre Fähigkeiten für Erfolg und Überleben verstärken.

Das Erfüllt sein mit Freude macht, dass dich andere Menschen lieben, weil deine Freude die Nahrung für ihre Seelen ist. Wenn du Menschen mit Freude unterrichtest, werden sie das verstehen, was du lehrst, sie werden sich an das Gelernte erinnern und sie werden versuchen, deinen Lehren entsprechend zu leben.

Wenn du hingegen deinen Willen mit Hass, Ärger und Wut aufzwingst, werden sie dir eine Zeit lang gehorchen, einmal aber werden sie von deinem Druck frei sein und werden dann zu deinen schlimmsten Feinden. Sogar deine Kinder werden sich gegen dich auflehnen und dich in einem völlig unerwarteten Zeitpunkt verlassen.

Wahre Freude nährt und düngt den Garten deines Herzens und das Arbeitsfeld deines Lebens.

4. Freude ist ein Zustand, durch den du die Kräfte der Inspiration, der Fülle, der Harmonie und der Lebenskraft anziehst. Freude erzeugt eine besondere Zusammensetzung in deiner Aura sowie im Mentalkörper, dem Astralkörper und dem Ätherkörper, die anziehend werden für den Fluss von höheren Inspirationen, die von deinem Solarengel, von deinen Lehrern und aus den höheren Quellen oder Zentren der Weisheit kommen. Außerdem befähigt dich diese anziehende Atmosphäre, die Strömung der Inspiration richtig und kreativ zu übersetzen.

Die Kräfte der Fülle sind die Kräfte, die dazu führen, dass Dinge in deine Richtung fließen. Eine freudvolle Person entdeckt wie Bücher, Geld, Grundstücke und viele andere Dinge, die sie benötigt, in ihre Richtung strömen, weil die Kräfte der Fülle wissen, dass diese Gegenstände zum Wohl der Allgemeinheit gebraucht werden, als Dienst an der Menschheit.

Fülle und Freude haben eine ganz enge Beziehung zueinander. Ein freudvoller Mensch hat Freude an den Dingen, die er besitzt, für einen freudlosen Menschen hingegen sind alle Besitztümer wie ein Gefängnis. Sie sind die Quelle seines Unglücklichseins oder – am Schlimmsten – die Ursache für seine geistige und moralische Zerstörung.

Freude zieht die Kräfte der Harmonie an. Leute kooperieren freiwillig mit einem freudvollen Menschen. Die Kräfte der Harmonie verschaffen ihm nicht nur einen gesunden Körper, sondern auch harmonische Gefühle, harmonische Gedanken, harmonische Pläne und Ziele. Sie schaffen Bedingungen, unter denen sein Leben mit dem Rhythmus seines Solarengels, seines Volkes und der Menschheit harmonisch ist. Ein freudvoller Mensch denkt, fühlt, spricht oder handelt niemals auf eine Art, die nicht harmonisch mit den höchsten Ansprüchen der Menschheit ist.

Freude erweckt in dir einen verborgenen Sinn, dessen Widerhall die Fähigkeit deiner Ohren ist, Harmonie im Klang zu erkennen. Wenn aber dieser Sinn wieder erweckt wurde, fügst du dich in die Symphonie des Lebens ein und lebst ein Leben in Harmonie.

Freude bringt Lebenskraft, nicht nur für deinen Körper, sondern auch in deine Gedanken, deine Gefühle, Handlungen und Äußerungen. Du wirst voll Tatendrang, du wirst für deine Umgebung eine Quelle der Vitalität. Du übermittelst Energie, die die Menschen in deiner Umgebung nährt, sie erhebt, sie heilt und stärkt. Sogar Bäume, Büsche, Blumen und Tiere empfinden und genießen deine Vitalität. Freude ist die Quelle dieser Tatkraft und der Hauptgrund für die Stärke deines Immunsystems.

5. Freude ist ein Zustand, in dem du dein Bewusstsein zu höheren und niedrigeren Reichen (engl.:kingdom) hin erweiterst und eine konstruktive und kreative Kommunikation mit ihnen etablierst. Dein Bewusstsein kann sich in einem düsteren Zustand des Verstandes nicht erweitern. Es ist für einen Menschen möglich, Wissen anzusammeln, Formeln zu lernen oder Pläne zu machen, während sein Bewusstsein dasselbe bleibt.

Es gibt einen großen Unterschied zwischen Bewusstsein und Verstand. Der Verstand kann auf Kosten des Bewusstseins wachsen und all sein Handwerkszeug gegen sein eigenes Überleben nutzen. Wenn sich das Bewusstsein erweitert, kann der Mensch von der Ursache zur Wirkung schließen, und von der Wirkung auf die Ursache. Er denkt inklusiv, von allen möglichen Gesichtspunkten aus und hat das Gute für alle im Sinn.

Der Verstand kann zu einem trennenden Werkzeug werden, das für eine Gruppe arbeitet, sich aber gegen eine andere Gruppe wendet. Das Bewusstsein arbeitet nicht für separatistische Interessen. Ein sich erweiterndes Bewusstsein erlaubt dem Verstand nicht, für ein Reich zu arbeiten und ein anderes zu vernachlässigen. Das sich erweiternde Bewusstsein weiß, dass alle verschiedenen Reiche Teil eines großen Ganzen sind. Es mobilisiert nicht die eine Gruppe gegen eine andere.

Ein Mensch mit erweitertem Bewusstsein hat ein Aktionsfeld vor sich, das hoch und tief, niedrig und erhaben ist, als Teil einer gemeinsamen Wirklichkeit. Seine Beziehung zu höheren Reichen ist ebenso schöpferisch wie seine Beziehung zu niedrigeren Reichen. Seine Kreativität besteht in der Aufgabe mehr harmonische Beziehungen zwischen ihnen herzustellen und so dem Leben auf niedrigeren Ebenen Möglichkeiten zu eröffnen, sich zu höheren Ebenen zu entwickeln.