2,99 €
Dieses Buch enthält für Christen, die sich mit der Frage der Verantwortung christlichen Lebens innerhalb der staatlichen Ordnung und besonders der Beteiligung am Wehrdienst beschäftigen, wichtige Impulse. Es werden Gedanken zu einer nicht humanistisch, sondern biblisch begründeten Friedensethik entwickelt. Der Autor geht der Frage nach, ob Christen Kriegsdienst leisten können. Auf diese Frage haben Kirchen und Gemeinden oft keine biblisch begründete Antwort. Junge Menschen, die sich damit beschäftigen, werden auf ihr Gewissen verwiesen. Der Autor ist überzeugt, dass die Bibel hier klare Antworten gibt und entwickelt diese aus dem Leben und der Lehre Jesu und aus den Briefen der Apostel. Scheinbare Widersprüche aus dem Alten und Neuen Testament werden ebenso wie unterschiedliche Positionen in der Kirchengeschichte erklärt.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 108
Veröffentlichungsjahr: 2018
Lothar Freerksema
Friede auf Erden - Auftrag oder Utopie
Gedanken zu einer biblischen Friedensethik
© 2018 Lothar Freerksema
Verlag und Druck: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback:
978-3-7469-8755-2
e-Book:
978-3-7469-8757-6
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Titelbild: Lothar Freerksema
Der Vredenhof auf Schiermonnikoog
Auf diesem Friedhof befinden sich überwiegend Gräber
von Opfern der Weltkriege
Wenn im Text nicht anders angegeben folgen die
Bibelzitate der Übersetzung Schlachter
Inhalt
Vorwort
Gott verurteilt Gewalt
Die verhängnisvolle Vermischung von Staat und Kirche seit Konstantin 1
Frieden als Verheißung
Christus, der Friedefürst
Frieden als Auftrag
Frieden und Gewaltlosigkeit
Frieden: nur Privatsache?
Krieg und Gewalt im Alten Testament
Hat Jesus zur Gewalt aufgerufen?
Hat Jesus Gewalt ausgeübt?
Die Schwerter der Jünger
Der Obrigkeit untertan
Reich Gottes und Reiche der Welt
Gewalt als staatliche Option
Selbstverteidigung und Verteidigung der Familie
Die Frage nach der Todesstrafe
Biblische Friedensethik
Nachwort
Vorwort
Meine Ansicht zur Beteiligung von Christen an militärischen Einsätzen, wie sie viele Jahrzehnte wegen der Wehrpflicht üblich war, musste ich nach mehr als 40 Jahren revidieren. Ich hatte Mitte der 1970er Jahre den Kriegsdienst aus Gewissensgründen verweigert. Ich habe diese Haltung immer als die beste Entscheidung für einen Christen angesehen, war aber überzeugt, dass jeder seinem Gewissen folgen muss. Das sagt ja nicht nur das Grundgesetz, sondern auch die meisten Kirchen, Freikirchen und Gemeinden vertreten diese Auffassung.
Dann erlebte ich, dass meine Augen für eine neue Sicht geöffnet wurden. Ich las im Jahr 2017 ein Buch von Dietrich Bonhoeffer. Ich besorge mir gerne antiquarische Bücher, und so las ich in einem Exemplar aus dem Jahr 1958. Irgendwann fiel meine Aufmerksamkeit auf den hinteren Klappentext. Dort gab es einen Hinweis auf das Buch: „Der Krieg und das Evangelium“ von Jean Lasserre. Ich fand das Thema sehr interessant, zumal mir kein anderes Buch begegnet war, dass sich mit dieser Frage auseinandergesetzt hätte. Die Erklärung, dass Lasserre ein Freund Bonhoeffers war, unterstützte mich in dem Entschluss, dieses Buch zu besorgen. In deutscher Sprache gibt es nur eine Auflage aus dem Jahr 1956, es ist aber antiquarisch gut zu bekommen.
Ich kaufte, las und war nicht nur begeistert, sondern wurde auch überzeugt, dass der Herr Jesus Christus uns in einer so wichtigen Frage nicht nur einfach auf unser Gewissen verweist, sondern dass er uns durch sein Wort klare Weisung gibt. Lasserre ist es gelungen, Schritt für Schritt die Irrtümer des Bibelverständnisses aufzuzeigen, die uns zu der Meinung gebracht haben, ein Christ könne, wenn er es mit seinem Gewissen vereinbaren kann, Kriegsdienst leisten.
Eine weitere Hilfe war die Entdeckung, dass es auch aktuell noch ein Buch von Jean Lasserre mit dem Titel: „Die Christenheit vor der Gewaltfrage“ gibt, das die Themen etwas anschaulicher und besser nachvollziehbar aufgreift. Ich kann dieses Buch allen Interessierten nur sehr empfehlen. Meine Gedanken sind im Wesentlichen von den Erkenntnissen Lasserres beeinflusst, ich kann nur einige weitere Aspekte ergänzen. In vielen Punkten verzichte ich auf die Ausführlichkeit Lasserres, um einen möglichst überschaubaren Einstieg ins Thema zu ermöglichen.
Meine weitere Suche ergab, dass es Ende der 1970er / Anfang der 1980er Jahre ein kleines Buch von Prof. A.E. Wilder Smith mit dem Titel „Greift der Christ zur Waffe?“ gab. Dieses Buch bestätigt im Grundsatz eine pazifistische Auffassung, ist nach meiner Meinung aber nicht immer konsequent genug. Weitere bibeltreue Literatur zum Thema habe ich nicht gefunden.
Ich wünsche mir, das Thema von Nachfolgern Jesu im Verhältnis zu Krieg und Gewalt auch im Bereich der Freikirchen und unabhängigen Gemeinden neu auf die Agenda zu setzen. Wir erleben doch ständig, wie schnell sich politische Situationen und die Verhältnisse zwischen Staaten verändern können. Die Wehrpflicht ist nur ausgesetzt und kann sehr schnell wieder zu einer brennenden Frage auch für junge Christen werden, inzwischen nicht nur für Männer, sondern gleicherweise auch für Frauen. Darauf sollten wir alle eine deutliche und biblisch fundierte Antwort geben können.
Gott verurteilt Gewalt
Für uns Christen ist allein entscheidend, was die Bibel zum Thema sagt. Schon zu Beginn der Menschheitsgeschichte verurteilt Gott die Menschen, weil sie den Weg der Gewalt eingeschlagen haben: 1. Mose, 6,11-13: Die Erde aber war verdorben vor Gott, und die Erde war erfüllt mit Gewalttat. Und Gott sah die Erde, und siehe, sie war verdorben; denn alles Fleisch hatte seinen Weg verdorben auf Erden. Da sprach Gott zu Noah: Das Ende alles Fleisches ist vor mich gekommen; denn die Erde ist durch sie erfüllt von Gewalttat; und siehe, ich will sie verd,erben mit der Erd.e. (Elberfelder Bibel)
1. Mose 4, 23-24: Und Lamech sprach zu seinen Frauen: »Ada und Zilla, hört meine Stimme! Ihr Frauen Lamechs, vernehmt meinen Spruch! Einen Mann erschlug ich, weil er mich verwund,et, einen jungen Mann, weil er mich geschlagen hat! Denn Kain wird siebenfach gerächt, Lamech aber siebenundsiebzigfach!
Die Menschheit ist den Weg Lamechs weitergegangen, den Weg von Hass, Gewalt, Zerstörung, Mord und Krieg. Bis heute zeugt die gesamte Geschichte davon, dass der Mensch diesen Weg nie für längere Zeit verlassen hat.
Das Neue Testament gibt uns die Begründung: Jakobus 4,1-3: Woher kommen Kriege und woher Streitigkeiten unter euch? Nicht daher:Aus euren Lüsten, die in euren Gliedern streiten? Ihr begehrt und habt nichts; ihr tötet und neidet und könnt nichts erlangen; ihr streitet und führt Krieg. Ihr habt nichts, weil ihr nicht bittet; ihr bittet und empfangt nichts, weil ihr übel bittet, um es in euren Lüsten zu vergeuden. (Elberfelder Bibel) Seit dem Sündenfall sind Krieg, Hass und Feindschaft in unseren Herzen. Krieg ist die Folge des Sündenfalls. Der von Gott getrennte Mensch trägt Krieg und Gewalt in seinem Herzen. Krieg ist satanischen Ursprungs. Jede Sünde kommt von Satan und zerstört den Menschen. Beim Krieg wird die zerstörerische Macht der Sünde ganz besonders deutlich. Krieg zerstört alles, er zerstört nicht nur die Opfer, sondern auch die Täter.
Bis vor etlichen Jahren begegneten mir in unserer Gemeinde immer wieder Menschen, die im 2. Weltkrieg Soldaten waren. Da gab es Brüder, die nie darüber sprachen was sie erlebt hatten. Sie konnten es nicht mitteilen, aber ich weiß von einigen, dass sie Nacht für Nacht von furchtbaren Albträumen verfolgt wurden. Andere redeten immerzu über den Krieg. Das Erlebte ließ sie einfach nicht mehr los. Wir damals jungen Leute wunderten uns über manche Brüder, die scheinbar kein anderes Thema kannten als den Krieg. Immer wieder erzählten sie ihre oft erschreckenden Erfahrungen. Erst später habe ich begriffen, dass die furchtbaren Erlebnisse sie einfach nicht mehr aus den Fängen ließen. Heute bin ich sicher, sie hätten gerne über andere Dinge geredet, hätten sie nur vergessen können. Ja, der Krieg zerstört jeden, der ihn erlebt hat. Heute gehen wir sensibler damit um und so wundert es nicht, dass wir immer wieder von traumatisierten Soldaten hörten, die aus dem Einsatz in Afghanistan heimkehrten. Zerstörte Existenzen sind die Folge jeden Krieges.
Bis in unsere Tage erfahren wir, durch die umfassende Präsentation in den Medien noch schneller als in früheren Kriegen, wie der Krieg die Moral zerstört. Plünderungen, Vergewaltigungen, Folterungen, Hinrichtungen und rauschhaftes Zerstören ergreift viele, die sich in den Krieg rufen lassen. Es gibt keinen sauberen Krieg, bei dem die Bösen ausgeschaltet und die Guten befreit werden. Das lehren uns die Kriegseinsätze im Irak oder in Afghanistan, die genau das zum Ziel hatten und doch Leiden und Not über die Bevölkerung brachten, auch durch unangemessenes Handeln der beteiligten Soldaten.
Dem Handeln der Menschen hält Gott im Dekalog das sechste Gebot entgegen: „Du sollst nicht töten“! Manche Schriftgelehrten sagen jetzt: dort steht eigentlich „morden“. Wo aber liegt der Unterschied? Es gibt ein versehentliches Töten aus Fahrlässigkeit. Dafür wurden im mosaischen Gesetz die Zufluchtsstädte benannt, in denen der Totschläger Schutz vor Verfolgung fand. Außerdem finden wir im Alten Testament das Töten auf Anweisung Gottes. Aber darüber hinaus ist Töten immer Mord. Wo liegt der Unterschied? Wenn genug Menschen beteiligt sind, wie in einem Krieg, ist es dann kein morden? Wenn der Staat das Töten befiehlt, ist es dann kein morden? Nein, nur wenn die Tötung auf Anweisung Gottes als Gericht geschieht, dann, und nur dann ist es kein Mord. Ich werde auf das Thema Gewalt im Alten Testament später näher eingehen.
Lasst es mich hier noch einmal deutlich festhalten: Gott verurteilt das Töten. Er will es nicht.
Die verhängnisvolle Vermischung von Staat und Kirche seit Konstantin I.
In den ersten drei Jahrhunderten war die Einstellung der Kirchen und Gemeinden zur Beteiligung von Christen am Krieg eindeutig ablehnend. Zahlreiche Autoren nahmen klar Stellung: Justinus, der Märtyrer: „Wir, die wir voller Kriege und Morde waren und von allem erdenklichem Bösen erfüllt, wir haben auf der Erde die Kriegswerkzeuge umgeschmiedet, die Schwerter zu Pflugscharen, die Lanzen zu Pflanzstöcken. Man schlägt uns die Köpfe ab, man kreuzigt uns, man verbrennt uns, und dennoch fallen wir nicht von unserem Glaubensbekenntnis ab.“ Oder der heilige Irenäus, Bischof von Lyon: „Das Wort Gottes hat in der Welt eine große Veränderung vollbracht,indem Schwerter und Lanzen zu Friedenswerkzeugen umgeformt wurd,en, zu Pflugscharen, die Er selbst geschmied,et hat, und zu Sicheln, so dass hinfort die Menschen nicht mehr danach trachten, sich zu bekriegen, sondern sie halten die and,ere Wange hin, wenn man sie schlägt. Die Propheten haben von niemand,em anderen gesprochen, sondern von dem, der alles das getan hat. “ Hört weiter Origenes: „ Wir ergreifen nicht mehr das Schwert gegen ein Volk und lernen nicht mehr Krieg zu führen, weil wir durch Jesus Kind.er des Fried.ens geworden sind. “ Der heilige Cyprianus, Bischof von Karthago: „Die Welt ist von Blut durchtränkt, und sie benennt Tötung als Verbrechen, wenn sie von Einzelnen, aber als Held.entat, wenn sie im Namen des Staates begangen wird,. Nicht die Unschuld,, sondern das Riesenausmaß der Rohheit bewahrt vor der Strafe. “ „Gott will, dass das Eisen zur Bearbeitung des Boddens benutzt wird,, es soll darüber hinaus nicht zum Töten benutzt werd,en. “ „Christen ist es nicht erlaubt zu töten, sie sollen sich vielmehr töten lassen. “ „Den Unschuldigen ist es sogar untersagt, einen Schuldigen zugrund.e zu richten. “ Justinus, Dialog mit dem Juden Trypho CX: „Obwohl wir uns so gut auf Krieg, Mord und alles Böse verstand.en hatten, haben wir alle auf der weiten Erde unsere Kriegswaffen umgetauscht, die Schwerter in Flugscharen, die Lanzen in (andere) Ackergeräte, und züchten Gottesfurcht, Gerechtigkeit, Menschenfreundlichkeit, Glaube und Hoffnung, welche vom Vater selbst durch den Gekreuzigten gegeben ist.“ Clemensvon Alexandrien: „Wir exerzieren für den Frieden, nicht für den Krieg. Wir sind Sold,aten für den Fried.en, ein unblutiges Heer, das Christus durch Sein Blut und Sein Wort rekrutiert hat, um Ihm das Himmelreich zu übergeben. Ziehen wir also die Rüstung des Fried,ens an!“ Tertullian: „Wird der Glaube in der Taufe empfangen und versiegelt, muss der Soldat sofort seinen Dienst aufgeben oder um der Sache Gottes willen leiden.“ Laktanz: „Wenn Gott das Töten verbietet, dann verbietet Er nicht nur die Räuberei, die auch von den staatlichen Gesetzen verboten ist, sond.ern Er lehrt uns, auch das zu unterlassen, was die Menschen für erlaubt erklären. Einem gerechten Menschen ist es also nicht erlaubt, als Soldat zu dienen, denn nur seiner Gerechtigkeit kann er dienen; außerdem darf er niemand.en wegen eines Schwerverbrechens anklagen, denn das kommt einer Tötung durch Schwert od,er Wort gleich, Töten ist aber verboten. Darum darf es gar keine Ausnahme von diesem Gebot Gottes geben.: es ist immer ein Verbrechen, einen Menschen zu töten, der nach Gottes Willen als hochheiliges und unverletzliches Geschöpf betrachtet werden muss. “ Die Übersetzung der Zitate folgt dem Text von Jean Lasserre; überhttp://www.unifr.ch/bkv ist für die meisten Zitate ein Vergleich der Textfassungen inzwischen problemlos möglich. (Jean Lasserre, Die Christenheit vor der Gewaltfrage, LIT Verlag, Berlin 2010)
In diesen Zitaten wird deutlich, dass ein Christ sich niemals am Krieg beteiligte, er lehnte auch das Richteramt ab, weil damit das Verhängen der Todesstrafe verbunden war. Es gab durchaus vereinzelt andere Stimmen, die aber von der Kirche abgelehnt wurden. Iele wurden auch aus anderen Gründen als Irrlehrer angesehen. Hippolytos von Rom veröffentlichte im 3. Jahrhundert eine Liste mit Berufen, die nicht ausüben durfte, wer zum Taufunterricht zugelassen werden wollte. Neben u.a. Bordellbesitzern, Prostituierten und Schauspielern galt das auch für Richter und für Soldaten, die ihren Beruf nicht aufgeben wollten. Es gab die Einschränkung, dass jemand, der schon Soldat war, es bleiben durfte, wenn es nicht anders möglich schien, zumindest aber durfte er nicht mehr töten. (https://www.unifr.ch/bkv/kapitel2684-13.htm -und folgende Kapitel)
Wenn wir die biblischen Zeugnisse der ersten Christen lesen, erscheint es doch undenkbar, dass die Apostel Kriegsdienst geleistet oder die Brüder in den jungen Gemeinden dazu aufgerufen hätten, weder für die Römer noch für den jüdischen Widerstand. Stünde ein solches Verhalten nicht in klarem Widerspruch zu den Berichten über die jungen Gemeinden und den Lehren der neu testamentlichen Briefe? Die biblischen Zeugnisse und die Berichte der Kirchenväter der ersten drei Jahrhunderte lassen keinen Zweifel: In dieser Zeit war die Nachfolge Jesu mit der Beteiligung an staatlichem Töten