2,99 €
Als Sohn eines evangelischen Pfarrers ist der Autor mit der historisch-kritischen Bibelforschung vertraut. Die Frage nach dem historischen Jesus ist sein Zugang zum Koran und führte ihn zum Islam. Jesus ist der Messias und ein Prophet in der Reihe der alttestamentlichen Gesandten, die den letzten Propheten Muhammad ankündigen. Der Islam ist eine Erfüllung alt- und neutestamentlicher Prophezeiungen.
Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:
Seitenzahl: 109
Veröffentlichungsjahr: 2014
Über den Autor
Dr. rer. physiol. Süleyman Tilmann Böhringer ist promovierter Humanbiologe und Heilpraktiker. 1981, im Alter von 21 Jahren, nahm er den Islam an. Er lebt mit seiner Familie in Laichingen auf der Schwäbischen Alb.
Zu diesem Buch
Als Sohn eines evangelischen Pfarrers ist der Autor mit der historisch-kritischen Bibelforschung vertraut. Die Frage nach dem historischen Jesus ist sein Zugang zum Koran und führte ihn zum Islam. Jesus ist der Messias und ein Prophet in der Reihe der alttestamentlichen Gesandten, die den letzten Propheten Muhammad ankündigen. Der Islam ist eine Erfüllung alt- und neutestamentlicher Prophezeiungen.
Im Anhang wird das Feindbild eines gewaltbereiten Islam thematisiert und mit Beispielen aus der christlichen Geschichte verglichen.
Und (wisse, daß) Gott (den Menschen) einlädt zur Bleibe des Friedens und den, der (rechtgeleitet werden) will, rechtleitet zu einem geraden Weg.
Sure 10, 251
1 Muhammad Asad weist in seinem Korankommentar darauf hin, „daß der Begriff dar as-salam (»Bleibe des Friedens«) nicht nur den Zustand der letzten Glückseligkeit im Jenseits – auf den im Gleichnis des Paradieses angespielt wird – bezeichnet, sondern auch den spirituellen Zustand eines wahren Gläubigen in dieser Welt: nämlich einen Zustand innerer Sicherheit, des Friedens mit Gott, mit der natürlichen Umwelt und in sich selbst.“ Muhammad Asad: Die Botschaft des Koran. Übersetzung und Kommentar. Düsseldorf 2009, S. 381.
Süleyman T. Böhringer
Friedensreich
Die historisch-kritische Bibelforschung führt zum Islam
www.tredition.de
© 2014 Dr. Süleyman Tilmann Böhringer
Verlag: tredition GmbH, Hamburg
ISBN
Paperback
978-3-7323-0029-7
Hardcover
978-3-7323-0030-3
e-Book
978-3-7323-0031-0
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung ist ohne Zustimmung des Verlages und des Autors unzulässig. Dies gilt insbesondere für die elektronische oder sonstige Vervielfältigung, Übersetzung, Verbreitung und öffentliche Zugänglichmachung.
Inhalt
Einführung
Glaubensentwicklung
Die historisch-kritische Bibelforschung
Bultmann über Jesus
Jesus ein jüdischer Rabbi
Jesus ein Prophet
Die Autorität der Schrift
Jesus der Messias
Wunderglaube
Gott der Vater
Jesus nicht ‚Gottes Sohn‘
Jesus‘ Tod
Sündenvergebung
Mission
Kult
Die Gleichnisse Jesu
Jesus im Koran
Empfängnis
Messias
Wunder
Prophet
Gottessohnschaft und Dreieinigkeit
Kreuzigung und Tod
Frohe Botschaft
Muhammad in der Bibel
Allah (t) der eine einzige Gott
Im Alten Testament wird Muhammad angekündigt
Der Paraklet
Der Menschensohn
Das ‚Friedensreich‘
Bestätigungen
Das Jesusbild der Judenchristen
Neues Islambild der katholischen Kirche
Gottessohnschaft
Islam und Christentum
Anhang
Islam und Gewalt
Krieg
Folter
Terror
Einführung
Vor über 30 Jahren wurde mir die Tür zum Islam geöffnet. Ganz kurz könnte man meinen Weg so beschreiben: ich habe eine deutsche Übersetzung des Korans gekauft und gelesen, dieser hat mich überzeugt, und ich bin Muslim geworden. In Anbetracht der unzähligen Vorurteile, die in der deutschen Gesellschaft bestehen, bedarf dieser Schritt einer Erklärung. Die Punkte, die mich überzeugt haben, möchte ich in dieser kleinen Schrift offenlegen.
Die Wurzeln meines Übertritts zum Islam liegen im christlichen Glauben. Die Grundlage für meine Entscheidung bilden die Ergebnisse der historisch-kritischen Bibelforschung. Theologen untersuchen besonders seit dem 19. Jahrhundert die Bibel wissenschaftlich und fragen nach den Wurzeln ihrer Religion. Gefragt wird z.B. nach der Botschaft Jesu und nach dessen Selbstverständnis unabhängig von den Dogmen der Kirchen. Ich musste feststellen, dass wesentliche Glaubensvorstellungen der Kirche nicht auf Jesus (a.s.)2 und das Urchristentum zurückgehen. Die Ergebnisse ganzer Forschergenerationen zeigen Jesus z.B. als jüdischen Rabbi, und in Abgrenzung zum Judentum als Messias. Mich haben diese Erkenntnisse zum Islam geführt. Für mich war der Übertritt zum Islam kein Bruch mit meiner christlichen Vergangenheit, sondern eine tiefe Bestätigung. Der Islam ist von seinem Glaubensverständnis her die Weiterführung von Judentum und Christentum: Muhammad (a.s.) ist als letzter in der Reihe der Propheten zur gesamten Menschheit gesandt worden.
Den Leser möchte ich bitten, unvoreingenommen meinen Ausführungen zu folgen. Fast revolutionär zu nennende Beiträge von Theologen, die ich zitiere, untermauern meine Ansicht. Nachhaltig werden kirchliche Dogmen erschüttert. Diese Schrift ist ausdrücklich nicht gegen Christen gerichtet, ehrlichen Glauben achte und schätze ich.
2A.s. steht als Abkürzung für arabisch ‚alaihi-s-salam‘, übersetzt ‚Friede sei mit ihm‘; das von Muslimen bei der Nennung von Propheten ehrend hinzugefügt wird.
Glaubensentwicklung
In Erzingen, einem Dorf am Rande der Schwäbischen Alb das heute zu Balingen gehört, bin ich geboren und aufgewachsen. Mein Vater, ein evangelischer Pfarrer, war ein toleranter Christ, der für Frieden und Gerechtigkeit eintrat. Ich bin zur Selbständigkeit erzogen worden, besonders auch in Bezug auf den Glauben. Der Kirchenbesuch am Sonntag war z.B. für mich und meine Geschwister freiwillig. Tischgebete oder auch ein Gute-Nacht-Gebet gehörten zum Alltag. Die christlichen Feste wurden traditionell gefeiert: an den Adventssonntagen wurde eine Kerze angezündet, am Heiligabend gingen wir in die Kirche und erwarteten danach gespannt die Bescherung unterm Weihnachtsbaum. An Ostern wurden Ostereier gefärbt und gesucht.
Erst im Alter von 12 Jahren wurde ich zusammen mit meinen damals drei Schwestern getauft, also kurz vor der Konfirmation. Üblicherweise werden Kinder in der evangelischen Kirche in Deutschland im Säuglingsalter getauft. Unsere Eltern wollten, dass wir uns bewusst für den Glauben entscheiden.
Im Konfirmationsunterricht lernte ich das Glaubensbekenntnis auswendig, ohne dieses zu jener Zeit näher zu hinterfragen.
Das apostolische Glaubensbekenntnis
Ich glaube an Gott, den Vater, den Allmächtigen, den Schöpfer des Himmels und der Erde.
Und an Jesus Christus, seinen eingeborenen Sohn, unsern Herrn, empfangen durch den Heiligen Geist, geboren von der Jungfrau Maria, gelitten unter Pontius Pilatus, gekreuzigt, gestorben und begraben, hinabgestiegen in das Reich des Todes, am dritten Tage auferstanden von den Toten, aufgefahren in den Himmel; er sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters; von dort wird er kommen, zu richten die Lebenden und die Toten.
Ich glaube an den Heiligen Geist, die heilige christliche Kirche, Gemeinschaft der Heiligen, Vergebung der Sünden, Auferstehung der Toten und das ewige Leben.
Amen.
Über christliche Dogmen3 wie Trinität oder Christologie machte ich mir wenig Gedanken, ahnte auch nicht, welche theologischen Konstrukte sich dahinter verbargen (siehe Seite 38-39 Fußnote 51).
Mein Konfirmationsspruch, den mir mein Vater ausgesucht hatte, lautet: ‚Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst, und nehme sein Kreuz auf sich, und folge mir.‘ Mt 16, 24
Geprägt hat mich sicherlich auch das Singen religiöser Lieder zu Hause und während meiner Gymnasialzeit in der Christophorus-Kantorei in Altensteig. Gewaltige Werke wie das Weihnachtsoratorium oder auch einfache Texte haben sich mir tief eingeprägt und ich kann sie heute noch zum Teil auswendig, z.B.: Es war aber ein Mensch unter den Pharisäern, mit Namen Nikodemus […] Joh.3,1-8 Beim wiederholten Singen machte ich mir Gedanken über die Texte. Noch heute frage ich mich, was folgende Stelle bedeutet: Es sei denn daß jemand geboren werde aus Wasser und Geist, so kann er nicht in das Reich Gottes kommen. Joh 3, 5.
Erst im jungen Erwachsenenalter begann ich Fragen zu stellen, zu prüfen und zu vergleichen. Ich interessierte mich auch für fernöstliche Religionen, z.B. den Zen-Buddhismus, las TaoTeKing und indische Weisheiten und begann Hatha-Yoga zu üben. Psychologie begeisterte mich von Kindheit an, ich las viele der Werke von Sigmund Freud und C.G. Jung, die in der Bibliothek meines Vaters standen. Der Glaube an Gott (t)4 stand für mich allerdings nie zur Diskussion, entsprechenden philosophischen Erörterungen schenkte und schenke ich wenig Interesse und Aufmerksamkeit.
Auch der Bibel widmete ich mich intensiv und las das Alte wie das Neue Testament von Anfang bis Ende durch.5 Die Sprüche Salomos (Buch der Weisheit) lernte ich sogar auswendig. Die sogenannte Heilige Schrift nahm ich sehr ernst. Ich erinnere mich an einen Tag, an dem ich von Abraham und seinem Bund las (Genesis 17), dessen Zeichen die Beschneidung ist, und mir zutiefst wünschte, dazu zugehören.6
Als nun Abram neunundneunzig Jahre alt war, erschien ihm der Herr und sprach zu ihm: Ich bin der allmächtige Gott; wandle vor mir und sei fromm. Und ich will meinen Bund zwischen mir und dir machen und will dich gar sehr mehren. Da fiel Abram auf sein Angesicht. Und Gott redete weiter und sprach: Siehe, ich bin’s und habe meinen Bund mit dir, und du sollst ein Vater vieler Völker werden. Darum sollst du nicht mehr Abram heißen, sondern Abraham soll dein Name sein; denn ich habe dich gemacht zum Vater vieler Völker Und will dich gar sehr fruchtbar machen und will von dir Völker machen, und sollen auch Könige von dir kommen. Und ich will aufrichten meinen Bund zwischen mir und dir und deinem Samen nach dir, bei ihren Nachkommen, daß es ein ewiger Bund sei, also daß ich dein Gott sei und deines Samens nach dir, Und will dir und deinem Samen nach dir geben das Land, darin du ein Fremdling bist, das ganze Land Kanaan, zu ewiger Besitzung, und will ihr Gott sein. Und Gott sprach zu Abraham: So halte nun meinen Bund, du und dein Same nach dir, bei ihren Nachkommen. Das ist aber mein Bund, den ihr halten sollt zwischen mir und euch und deinem Samen nach dir: Alles, was männlich ist unter euch, soll beschnitten werden. Ihr sollt aber die Vorhaut an eurem Fleisch beschneiden. Das soll ein Zeichen sein des Bundes zwischen mir und euch. Ein jegliches Knäblein, wenn’s acht Tage alt ist, sollt ihr beschneiden bei euren Nachkommen. Desgleichen auch alles Gesinde, das daheim geboren oder erkauft ist von allerlei Fremden, die nicht eures Samens sind. Beschnitten soll werden alles Gesinde, das dir daheim geboren oder erkauft ist. Und also soll mein Bund an eurem Fleisch sein zum ewigen Bund. Und wo ein Mannsbild nicht wird beschnitten an der Vorhaut seines Fleisches, des Seele soll ausgerottet werden aus seinem Volk, darum daß es meinen Bund unterlassen hat.
1.Mose 17, 1-14
Die Bibel oder die ganze Heilige Schrift des Alten und Neuen Testaments nach der deutschen Übersetzung D. Martin Luthers, neu durchgesehen nach dem vom Deutschen Evangelischen Kirchenausschuss genehmigten Text, Stuttgart 1954.
Die Bergpredigt schätzte ich mit ihren hohen Idealen.
Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihr.
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Selig sind, die da hungert und dürstet nach der Gerechtigkeit; denn sie sollen satt werden.
Selig sind die Barmherzigen; denn sie werden Barmherzigkeit erlangen.
Selig sind, die reines Herzens sind; denn sie werden Gott schauen.
Selig sind die Friedfertigen; denn sie werden Gottes Kinder heißen.
Selig sind, die um Gerechtigkeit willen verfolgt werden: denn das Himmelreich ist ihr.
Matthäus 5, 3-10
Offensichtliche Widersprüche in der Bibel irritierten mich allerdings, es gab unzählige unklare, schwerverständliche Stellen oder verschiedene Versionen von ein und derselben Geschichte, z.B. der Schöpfungsgeschichte oder der Gleichnisse Jesu, von den Prophetenbüchern ganz zu schweigen. Auch die Jungfrauengeburt und der Stammbaum Jesu, der von Josef ausging, passten offensichtlich nicht zusammen.7 Mein Verstand konnte solche logischen Fehler nicht akzeptieren.
Ich stöberte in der Bibliothek meines Vaters mit seinen vielfältigen theologischen Werken und stieß auf Bücher über Jesus z.B. von Bultmann8 und Jeremias9.
In diesen Büchern wird nach dem historischen Jesus gefragt und nach seiner Botschaft. Klar wird, dass die Bibeltexte historisch und sprachlich analysiert werden müssen, erst die historischkritische Forschung macht diese verständlich. Theologen waren offensichtlich auch über Widersprüche gestolpert.
Nach Jeremias gehen vor allem die Gleichnisse als Kern des Neuen Testamentes auf Jesus zurück. Nach Bultmann lebte Jesus wie ein jüdischer Rabbi, der lehrte und Jünger um sich sammelte, und zu Lebzeiten weder kultisch verehrt noch angebetet worden sei. Historische Erzählungen, messianische Vorstellungen aus dem Alten Testament und hellenistische und gnostische Vorstellungen sind im Jesusbild der Kirche und in der Bibel offenbar heillos vermischt. Im nächsten Kapitel wollen wir uns ausführlich mit diesem Thema beschäftigen.
In dieser Zeit des Suchens und Forschens kaufte ich mir eine deutsche Koranausgabe.10 Ich entdeckte darin Erzählungen wie im Alten und Neuen Testament, angefangen mit Adam über Noah und Abraham, Moses bis Jesus in klarer, überzeugender Darstellung. Über Jesus fand ich, was auch die oben erwähnte historischkritischen Bibelforschung nahe legte: er war (nur) ein Mensch, ein erwählter Prophet, der Messias, der mit Gottes Erlaubnis auch Menschen geheilt hat. Dies war mein Zugang zum Islam.
Ich las im erhabenen Qur‘an: Siehe, wer da glaubt und das Rechte tut und das Gebet verrichtet und die Steuer zahlt, deren Lohn ist bei ihrem Herrn; keine Furcht soll über sie kommen und sie sollen nicht traurig sein.“ Sure 2, 277 oder […] und jene, die beständig das Gebet verrichten, und aus Mildtätigkeit ausgeben, und alle, die an Gott und den letzten Tag glauben – diese sind es, deren Wir eine mächtige Belohnung gewähren werden. Sure 4, 162
Ich wollte zu diesen Gläubigen gehören, die noch an unzähligen anderen Stellen beschrieben werden! Damals machte ich Zivildienst in der Landesklinik Nordschwarzwald in Calw-Hirsau und fragte einen türkischen Patienten11 nach eben diesem Gebet, das im Koran vielfach angesprochen wird. Dieser Muslim nahm mich in die nächstgelegene Moschee nach Calw mit. Ich begegnete gastfreundlichen türkischen Muslimen, die meine Fragen beantworteten und mir den Islam erklärten. Im Alter von 20 Jahren wurde ich dort Muslim, indem ich das islamische Glaubensbekenntnis sprach.
Ich bezeuge, dass es keinen Gott außer (dem einen) Gott gibt und ich bezeuge, dass Muhammad der Gesandte Gottes ist.
Mit seinen fünf Säulen sowie den sechs Punkten des Glaubens (Iman) ist der Islam eine einfach zu praktizierende und doch tiefgründige Religion.