Früher die Pest - heute Corona - Bernd Sternal - E-Book

Früher die Pest - heute Corona E-Book

Bernd Sternal

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Beschreibung

Die Pest war über Jahrtausende die wohl gefährlichste Infektionskrankheit der Menschheit. Sie war eine Geißel, die Millionen Menschen das Leben gekostet hat und dort wo sie grassierte, das kulturelle und das wirtschaftliche Leben teilweise für Generationen schwer geschädigt hat. Es gab jedoch noch keine Medizin und andere Naturwissenschaften um diese Infektionskrankheit behandeln zu können. Nicht mal die Ursache und die Verbreitungswege der Pest konnte man erklären oder analysieren. Die Pest konnten die Menschen zurückdrängen, heute spielt sie kaum noch eine Rolle: Moderne Hygiene sowie Antibiotika haben ihr weitgehend den Garaus gemacht. Nun kämpft die Menschheit mit Corona. Beide Infektionskrankheiten haben medizinisch wenig gemeinsam: Die Pest wird von Bakterien übertragen, Corona von Viren. Dennoch haben beide Infektionskrankheiten vieles gemeinsam. Sie werden schnell von einer lokalen Epidemie zu einer globalen Pandemie. Bei der Pest war die Ausbreitungsgeschwindigkeit langsam: Segelschiff- und Marschgeschwindigkeit herrschten vor. Schnellere Verbreitungsgeschwindigkeiten gab es jedoch nicht und daher war die Pest oftmals schneller vor Ort, als die Information über sie. Heute, in unserer globalisierten Welt, können sich Infektionskrankheiten in Schallgeschwindigkeiten ausbreiten und innerhalb weniger Tage zu Pandemien werden. Und wir waren und sind darauf wenig vorbereitet, obwohl die Gefahr bekannt war. Die Ausführungen des Autors beschränken sich im Wesentlichen auf die Geschichte der Pest, jedoch mit besonderem Bezug zu Harzregion. Sie zeigen und erklären aber auch Parallelen zur heutigen Corona-Pandemie und das im schwierigen Kontext der allgemeinen Verständlichkeit, denn die Menschen werden derzeit mit einer Flut von Informationen überflutet. Diese überfordern jedoch inhaltlich einen Großteil der Menschen, was allerdings von den Verantwortlichen kaum zur Kenntnis genommen wird. Der Autor hingegen hofft, die doch recht komplizierte Materie verständlich dargelegt zu haben und somit einen kleinen Beitrag zum Verständnis von Pandemien geleistet zu haben.

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Inhaltsverzeichnis

Einführung

Die Pest aus medizinischer Sicht

Die Beulenpest

Pestsepsis

Lungenpest

Die Geschichte der Pest

Die erste nachweisbare Pest-Pandemie Europas

Die Pest in Europa zwischen dem Jahr Null und 1300

Die Pestpandemie des 14. Jahrhunderts – ihre Herkunft

Die Auswirkungen der Pestpandemie 1347 - 1353

Medizin, Mediziner und Therapien

Die unmittelbaren Auswirkungen der Pandemie auf das gesellschaftliche Leben

Die Suche nach Schuldigen für die Pestkatastrophe

Die langfristigen Nachwirkungen der Pestpandemie 1348 - 1352

Die Pestepidemien der Neuzeit, speziell in der Harzregion

Der Unterschied zwischen der Pest und Corona

Wie Corona Covid 19 die Welt verändert

War die Pandemie vorhersehbar?

Bildnachweis

Einführung

Im Jahr 2015 erschien das Magazin für Geschichte – Geo Epoche Nr. 75 mit dem Titel „Die Pest – Leben und Sterben im Mittelalter“.

Im Editorial des Magazins fragt Chefredakteur Michael Schaper einführend: „Angesichts der Pest, die von 1347 bis 1353 Europa verheerte, muss sich die Frage stellen: Was wäre, wenn unsere heutige Zivilisation von einer solchen Seuche getroffen würde, hoch ansteckend, tödlich, unheilbar?“

In der Folge berichtet und bezieht sich Michael Schaper auf eine in den 2010er Jahren aktuelle Ebola-Epidemie in Westafrika, die auch nach Spanien und in die USA übersprang. Diese Seuche forderte „nur“ 11.310 Tote, weil sie mit rigiden Mitteln eingedämmt wurde und schon bald ein Impfstoff zur Verfügung stand.

Vom Corona Covid-19 Virus konnte damals noch keiner etwas ahnen, dennoch zog der Chefredakteur Parallelen zu heute möglichen Pandemien. „Die Folgen wären katastrophal: Eine ähnliche Mortalität wie bei der mittelalterlichen Pest würde, hochgerechnet auf die derzeitige Bevölkerungszahl, den Tod von etwa einer Viertelmilliarde Europäern bedeuten. Allein in London, damals wie heute eine der größten Metropolen Europas, wo um 1349 gut 40 Prozent der Einwohner ihr Leben verloren, würde man jetzt etwa 5 Millionen Tote zählen. Mit großer Wahrscheinlichkeit bräche eine derart gebeutelte Zivilisation vollkommen zusammen. Denn wer würde – in dem verzweifelten Versuch, vor der Seuche zu fliehen – noch den ohnmächtigen Regierungen und ihren Sicherheitskräften gehorchen? Welche Gesundheitspolizei würde die individuellen Rechte der zahllosen Erkrankten noch achten, die man mit allen Mitteln isolieren müsste?

Michael Schaper konnte damals nicht ahnen, wie bald schon eine solche Pandemie die Welt heimsuchen würde.

Früher haben die Menschen die Pest gefürchtet, heute fürchten sie Corona. Nur waren die Bedingungen grundlegend verschieden. Als die Pest grassierte, gab es noch keine medizinische Versorgung im heutigen Sinne, die Medizin als Wissenschaft war noch nicht existent. Zudem war die Hygiene schlecht, Medikamente – wie wir sie kennen – gab es noch nicht und das Wissen über die Herkunft, Verbreitung und Heilung von ansteckenden Krankheiten war stark begrenzt. Die Ärzte, Medizinmänner und Heiler früherer Jahrhunderte hatten nur Kräuter und andere Naturstoffe als Medizin, die durch naturnahe Therapien ergänzt wurden. Als Krankheitsverursacher wurden zudem übernatürliche Kräfte verantwortlich gemacht und man versuchte durch kultische Handlungen die Dämonen oder Götter zu besänftigen, später durch religiöse Gebete und Gesänge zu Gott dem Herrn.

Dennoch gibt es Bedingungen bei der Ausbreitung von Pandemien im Mittelalter, wie auch heute, die sich ähneln. Im frühen Mittelalter war die Bevölkerungsdichte recht gering. Sie nahm jedoch bis ins Hochmittelalter stark zu – es wird von einer Verdreifachung bis Vervierfachung ausgegangen. Ein Fakt, der eine Krankheitsübertragung von Mensch zu Mensch, vereinfachte. Heute, bei Corona, ist wohl die Globalisierung und die hohe Bevölkerungsdichte ein Hauptgrund für die rasante Ausbreitung der Krankheit. Damals war es die Gier nach Exotik, die Kaufleute und Seefahrer bis in die entlegensten Regionen in Asien vordringen ließ. Was heute der Luftverkehr ist, waren damals Handelswege, wie die Seidenstraße.

Infektionskrankheiten gibt es viele, allein das Robert-Koch-Institut zählt 169 davon auf. Eine davon ist die Pest (Yersinia pestis), die wohl am meisten gefürchtete Krankheit des Mittelalters. Es hat die Pest schon lange davor gegeben, jedoch hat sie sich nie dramatisch ausgebreitet, was wohl der geringen Bevölkerungsdichte und Reisetätigkeit geschuldet war.

Die Pest ist eine hochgradig ansteckende Infektionskrankheit, die durch das Bakterium Yersinia pestis übertragen und ausgelöst wird. Die Krankheit wird als Zoonose angesehen, also eine Ansteckung vom Tier zum Menschen oder umgekehrt. Träger des Bakteriums sind Nagetiere, vermutlich Ratten. Die Übertragung auf den Menschen erfolgt über einen Zwischenwirt, einen infizierten Floh, der dann den Menschen beißt. Von Mensch zu Mensch kann die Infektionskrankheit, zudem über Tröpfcheninfektion, weiter verbreitet werden.

Die Pest war schon in den antiken Hochkulturen bekannt. Dort, wo Massenansammlungen von Menschen stattfanden, also in den antiken Städten, hatte die Pest leichtes Spiel sich auszubreiten. Hier in Mitteleuropa gab es jedoch noch keine Städte und somit auch keine große Bevölkerungsdichte. Wir wissen von Aufzeichnungen der Griechen und Römer, in denen die Metapher des „Schwarzen Todes“ erwähnt wird. Ob es sich dabei jedoch um die Pest handelt, ist unklar. Im Gebiet der germanischen Stämme gab es zudem keine schriftlichen Aufzeichnungen. Diese, wie auch die Errichtung größerer Siedlungen und Städte, setzten erst im 10. Jahrhundert ein. Die Ereignisse, bezüglich von Pestepidemien, liegen demnach in „Germanien“ im Dunkel der Geschichte verborgen.

Mit dem Untergang des Römischen Reiches und der Entstehung des Frankenreiches begann sich diese Situation jedoch zu ändern. In Süddeutschland, Westdeutschland und später auch in Thüringen entstanden erste Städte. Die Bevölkerungszahl stieg stark an, wodurch sich auch die hygienischen Bedingungen drastisch änderten. Zudem begann sich der Bewegungsradius der Menschen ständig zu erweitern. Die Franken hinterließen der Nachwelt auch Aufzeichnungen, diese waren jedoch erheblich reduzierter, als die der Antike. In den Sachsenkriegen unter Karl dem Großen wurden dann auch die Sachsen und andere nordgermanische Völker besiegt und mussten sich dem Frankenreich unterwerfen. Dann ging auch das Frankenreich unter und ein Sachse, aus dem Geschlecht der Luidolfinger, wurde zum neuen König gewählt: Heinrich I.

Kulturell war dieses geschichtlich bedeutende Ereignis zunächst ein Rückschritt. Es wurde zum quellenärmsten Abschnitt des Mittelalters. Die antiken Herrscher und auch die Franken hatten immer Chronisten an ihrer Seite, die Ereignisse für die Nachwelt dokumentierten. Das geschah zwar politisch korrekt im Interesse des jeweiligen Herrschers, dennoch helfen uns heute diese Aufzeichnungen die Geschichte zu verstehen. Keine Aufzeichnungen hingegen lassen viele Fragen offen, so auch die der Pestausbreitung. Was wir hingegen wissen ist, dass die Bevölkerungsdichte enorm zunahm. Zudem entstanden überall Städte, in denen jedoch die hygienischen Bedingungen sprichwörtlich zum Himmel stanken.

Überliefert ist, dass im Hochmittelalter zwischen 1346 und 1353 eine Pestpandemie unvorstellbaren Ausmaßes in Europa wütete. Die Menschen hatten keine Erklärung für diese Krankheit und es gab weder hygienischen Schutz noch medizinische Mittel dagegen. Auch die Herkunft der Pest sowie deren Ursachen waren den Menschen damals unbekannt. Daher suchte man Schuldige für das Desaster und erkor die Juden als angeblich Verantwortliche aus. Durch Giftmischerei und Brunnenvergiftungen sollen sie die Pandemie ausgelöst haben. Ähnlich der späteren Hexenjagd konstruierte man Anschuldigungen und immer war die christliche Kirche in vorderster Reihe dabei. Dies führte in vielen Teilen Europas zu Judenverfolgungen, die nicht selten in der Auslöschung jüdischer Gemeinden gipfelte.

Dank modernster interdisziplinärer wissenschaftlicher Forschungsmethoden wissen wir heute mehr. Der Ursprung der Pandemie lag demnach in Zentralasien, wohl in China. Welch eine Analogie zur derzeitigen Corona-Pandemie! Übrigens: Viele der gefürchteten Infektionskrankheiten haben ihren Ursprung in nichteuropäischen Kulturen. Diese Aussage sollte nicht rassistisch ausgelegt werden, sondern Anlass geben, über sozial-kulturelle Lebensweisen nachzudenken.

Zu neuen Erkenntnissen kam man dadurch, dass man in zahlreichen mittelalterlichen Gräbern jener Zeit in Asien und Europa verschiedene Varianten des Bakteriums Yersinia pestis nachweisen konnte und somit auch den Weg, den die Pest genommen hat. Zudem konnte ein internationales Forscherteam, an Hand eines Grabfundes, das Erbgut des Pesterregers vollständig entziffern. In dem Grab, auf einem Londoner Friedhof, wurde ein Skelett gefunden, von dem des Pest-Bakterium isoliert und zweifelsfrei als Erreger der Pestepidemie im 14. Jahrhundert identifiziert werden konnte.

Weiterhin wurde analysiert, dass sich das Pestbakterium, das um 1350 die europaweite Pestpandemie auslöste, von heutigen Pesterregern nur in geringem Umfang unterscheidet. Und erneut treffen wir auf eine Analogie zum Corona- Erreger, der in verschiedenen Varianten auftritt und immer wieder mutiert.

Lange wurde im Vorfeld über die Auslöser der Pandemie diskutiert, insbesondere die Letalität und die Ausbreitungsgeschwindigkeit der Krankheit bereitete der Wissenschaft Kopfzerbrechen. Die Übertragung von Ratte zu Ratte und dann zu den Flöhen, hätte die Übertragungsgeschwindigkeit nicht begründen können. Die Geschichtsforschung stieß jedoch auf Aufzeichnungen des niederländischen Arztes Isbrand van Diemerbroeck, der in Nimwegen praktizierte und dort von 1635 bis 1637 direkt mit Pest konfrontiert wurde. Er erkannte, dass die Erreger durch pestverseuchte Kleiderläuse in der Kleidung Reisender sich schnell ausbreiten konnten.

Dieser Information nahm sich eine französische Forschergruppe an und konnte feststellen, dass eine Kleiderlaus die Pestbakterien fast zwei Wochen in ihrem Blut behält und durch ständige Ausscheidungen die menschliche Kleidung zu einem Infektionsherd macht.

Die Pest aus medizinischer Sicht

Bei der von dem Bakterium Yersinia pestis ausgelösten Infektionskrankheit sind verschiedene Formen bekannt. Im Lateinischen sowie Altgriechischen steht die Pest ursprünglich für jede ansteckende Krankheit. Es ist daher unmöglich, nur an Hand der schriftlichen Quellen zu identifizieren um welche Infektionskrankheit es sich in der Antike gehandelt hat. Dieses Defizit kann heute jedoch durch moderne wissenschaftliche Analysemethoden behoben werden.

Yersinia pestis im Fluoreszenz-Mikroskop mit Fluoreszenz- markiertem Antikörper gegen ein Kapsel-Antigen. Quelle: Wikipedia01

Die Krankheit entsteht, indem während der Infektion ausreichend viele Bakterien in die Blutbahn gelangt sind. Je nach Alter und Gesundheitszustand kann dann die körpereigene Abwehr die Bakterien nicht mehr ausreichend bekämpfen. Bereits nach kurzer Zeit steigt die Bakterienkonzentration im Blut derart an, dass es zu einer Blutvergiftung kommt. Ausgelöst wird die Sepsis, wenn die Bakterien absterben, wobei große Mengen toxischer Sekrete in den Blutkreislauf gelangen. Bei dem Versuch von Nieren und Leber den Körper von den Toxinen zu reinigen, werden die Organe nekrotisch, der infizierte Mensch stirbt an einem toxischen Schock.

Die Beulenpest

In der Regel wird die Beulenpest durch den Biss eines Rattenflohs übertragen, der den Krankheitserreger als Zwischenwirt in sich trägt. Zudem besteht ein weiterer Übertragungsweg über den Menschenfloh von Mensch zu Mensch. Das Yersinia pestis Bakterium, das sich im infizierten Zwischenwirt vermehrt hat, gelangt nun in einen gesunden Wirt, was es dazu veranlasst sich schnell zu vermehren. Dann geht alles sehr schnell, die Inkubationszeit beträgt zwischen wenigen Stunden und mehreren Tagen. Die Symptome ähneln denen anderer Infektionskrankheiten: Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, starkes Schwächegefühl bis hin zur Benommenheit; bei fortgeschrittener Krankheit kommt es häufig zu Bewusstseinsstörungen.

Die Lymphknoten und Lymphgefäße beginnen anzuschwellen, besonders im Bereich der Flohbisse, und durch deren Infektion bilden sich sehr schmerzhafte Beulen, die dieser Pestart den Namen Beulenpest einbrachten. Diese Beulen – Paket geschwollener Lymphknoten – können einen Durchmesser bis zu 10 cm erreichen und sie sind aufgrund innerer Blutungen blau-schwarz gefärbt. Es wird vermutet, dass die Bezeichnung „Schwarzer Tod“ von dieser Färbung herrührt. Die Geschwülste zerfallen, nachdem sie eitrig geworden sind.

Zeichnung einer Pestratte - Nesokia indica.

Pestsepsis

Eine Pestsepsis geht oft mit der Beulenpest oder der Lungenpest einher, sie kann jedoch auch separat auftreten. Die Blutvergiftung entsteht durch den Eintritt der Pestbakterien in den Blutkreislauf des Menschen, was zumeist über Wunden geschieht. Sind die Erreger erst im Blutkreislauf angekommen, verteilen sie sich schnell gesamten Körper. Die Symptome sind denen der Beulenpest ähnlich, hinzukommen Schockeinwirkungen sowie großflächige Haut-und Organblutungen. Pestsepsis ist unbehandelt oder auch zu spät behandelt fast immer tödlich, in der Regel in weniger als 32 Stunden. Bei einer Behandlung mit Antibiotika kann die Sterblichkeit heute erheblich gesenkt werden.

Lungenpest

Die Lungenpest wird wie Corona durch Tröpfcheninfektion, also mittel Aerosolen, übertragen und ist höchstinfektiös. Diese Pestform ähnelt mit ihrem Ansteckungsweg und ihrer Ausbreitung somit der Grippe und auch Corona. Die Lungenpest ist äußerst spezifisch und ist wohl eher selten als Pandemie, jedoch tritt sie besonders im Zusammenhang mit anderen Pestarten auf. Derzeitige Forschungen besagen, dass diese Pestart insbesondere durch Säugetiere übertragen werden kann. Man geht davon aus, dass diese Pestbakterien in der Luft rasch absterben, zudem können sie durch Aerosole nur über etwa 30 cm übertragen werden. Ein weiteres Kriterium, das die Ausbreitung vermindert, ist die Tatsache, dass infizierte sehr schnell sterben. Die Inkubationszeit wird mit 1 - 3 Tagen angegeben und die Sterblichkeitsrate liegt bei 95 Prozent. Der gefürchtete und ansteckungsgefährliche Bluthusten tritt erst im fortgeschrittenen Stadium der Krankheit auf.

Heute ist man sich sicher, dass die Lungenpest immer mit dem Erkranken von Nagetierpopulationen in Zusammenhang steht. Gelangen die Erreger bei der Beulenpest über die Blutbahn im Verlaufe einer Sepsis in die Lunge, so spricht man von sekundärer Lungenpest, wird die Pest durch Tröpfcheninfektion von Mensch zu Mensch übertragen, spricht man von primärer Lungenpest.

Die Geschichte der Pest

Die ältesten Nachweise des Erregers Yersinia pestis wurden in bis zu 5.000 Jahre alten Skeletten, aus der pontischen Steppe zwischen Schwarzem und Kaspischem Meer, gefunden. Die Pest grassierte bereits in den steinzeitlichen Gesellschaften, die Erreger ließen sich in Skeletten aus vielen Regionen Europas nachweisen.

Jedoch weiß man heute, dass die damaligen Bakterien genetisch nicht mit den antiken und mittelalterlichen identisch waren; die steinzeitlichen waren wesentlich weniger virulent. Erst später wurde die Virulenz genetisch gesteigert und die Erreger konnten in den Mägen der Flöhe überdauern. Dennoch kann angenommen werden, dass auch diese Pest bereits erhebliche Auswirkungen auf die neolithische sowie die folgenden vorgeschichtlichen Gesellschaften ausgeübt hatte.