Frühstück bei Putin - Bodo Pipping - E-Book

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Bodo Pipping

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Beschreibung

Ein Jahr nach dem Überfall auf die Ukraine und das furchtbare Weiter so. Ein Plan, Wladimir Putins Hirn zu erreichen. Ein Frühstück in Moskau und enthülltes Denken. Ein vielstimmiges "Was wäre, wenn..." mit so viel Zuversicht, wie unser Maß ist.

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Seitenzahl: 60

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Die Menschheit ist erst dann am Ende, wenn ihr die Fantasie zum Überleben ausginge.

Inhalt:

Langley 38°57'N77°10'W

Oblast Moskau

Nowo Orgajowo

Was wäre, wenn...

Wir zugehört hätten

Was wäre, wenn...

Uns jemand von ganz fern zusähe

Was wäre, wenn...

Sprache entscheidet

Was wäre, wenn...

Das Gericht (nur) vertagt ist

Was wäre, wenn...

Das Ende der Geschichte wieder einmal ausfällt

Ein CIA-Aktenvermerk

Ukrainischer Sinnspruch

Über wilde Tiere

Langley 38°57'N 77°10'W

CIA-Direktor William Joseph Burns verschluckte sich an seinem Morgen-Kaffee. Entrüstet drückte er auf den Knopf, der die getreue Sekretärin herbeirief.

„Myrtle! Haben wir eine Krise auf dem Kaffee-Markt, die zu diesem überaus scheußlichen Gebräu geführt hat? Es schmeckt wie das Zeug, das sie wahrscheinlich beim FBI nach den Ergebnissen der Midterm-Elections ausgaben.“

Die Vertraute im Umkreis eines Mächtigen, die um ihren Wert wusste, wurde eisig.

„Sir! Wir sind in einer umfassenden Kompetenz-Krise, die sich möglicherweise bis auf Ihren Kaffee erstreckt. Ich kümmere mich zwar auch darum. Angesichts der dringlichen Anfragen aus dem Weißen Haus habe ich eine Liste von 37 Punkten für Sie zusammengestellt, denen Sie heute Ihre Aufmerksamkeit zuwenden müssten.“

„37? Wie leicht erhöhte Körper-Temperatur?“

„Vielleicht sollten Sie auch die dem Präsidenten vorzulegende Fassung der wichtigsten Nachrichten durchforsten hinsichtlich der Höchstspanne an Aufmerksamkeit, die ein alter Mann erträgt.“

„Myrtle! Sie drohen zur Chef-Zynikerin zu werden!“

„Das betrifft auch den ersten Besucher auf Ihrer Liste. Ein Professor Gerhard Theodor Steinhoff. Sie haben ihn eingeladen, weil dem Mann aus Stockholm mit der dort üblichen Reaktions-Geschwindigkeit der Nobel-Preis für Hirnforschung zuerkannt werden wird.“

„Der Mann macht einen dringlichen Vorschlag zur Lösung der Weltprobleme.“

„Genau das hätte Sie skeptisch machen müssen.

Ich schlage vor, dass ich nach angemessener Zeit in Ihr Büro rausche und eine dringliche Anforderung aus dem Weißen Haus vorliegt, der Sie sich sofort zuwenden müssen.“

„So machen wir das. Bringen Sie den alten Knaben herein in die kargen Gemächer von Langley.“

Als Myrtle den Professor mit skeptischer Mine hereingeführt hatte, war der CIA-Direktor verloren. Vor dem Professor mit den imponierend langen Beinamen aus seinen Forschungsgebieten, die nur unzulänglich unter „Hirnforschung“ ihre Klammer fanden, war der CIA-Direktor verloren.

Steinhoff hatte seinen besten Anzug an, wohl eines Tages gedacht für die Verleihung des Nobel-Preises. Die Krawatte wirkte würgend. Die Hose hatte doppelte Bügelfalten und war aus Zeiten, da der Mann sich öfters sportlich unergiebig gestrafft hatte. Der Mann dürfte seinen Wirkungskreis nicht allzu häufig verlassen. Aber diese Augen! Dieser Blick!

Von dem Direktor fielen die Jahre ab wie Blätter im Herbst. Er war plötzlich wieder ein Studiosus. Nicht einer, der seinen Master und Doctor of Philosophy längst gebaut hat, der Jahre der Praxis im politischen Feld hinter sich hat. Er war wieder William der Wissensbeflissene. So wie es Menschen ergeht, die ihrem alten Lehrer wieder begegnen, der nie aufgehört hat, in Prüfungen und Zensuren zu denken.

„Wie soll ich Sie anreden? Director?“

„Lassen wir alle Förmlichkeiten. Sie wissen, dass Sie dieses Gespräch nur der Ehrung aus Stockholm verdanken. Das war gekoppelt mit einem Brief, der fast im Papierkorb meiner Sekretärin Myrtle gelandet wäre. Wer etwas zur Weltrettung verspricht, fällt normalerweise dem Raster anheim, das wir hier in Langley brauchen gegen die Spinner, deren Zahl in geometrischer Reihe wächst.“

Der Professor gab sich einen Ruck. Seine Stimme war in Hörsälen erprobt.

„Verstehe. Ich werde die maximale Norm eines Tweets allerdings überschreiten müssen. Ich bin nicht Sprecher meines eigenen Anliegens. Ich bin hier, weil ich von meinen Mit-Laureaten dringlich ersucht wurde: nutze die Chance! Du sprichst für ein Netzwerk von Forschern, die etwas zu sagen haben zum Status der extrem bedrohten Menschheit. Weil wir in einem Geheim-Programm, das nicht einmal das Nobelpreis-Komitee kennt, praktische Arbeit geleistet haben.“

„Praktische?“

„Darf ich erläutern?“

„Schießen Sie los. Bedenken Sie mein Tagesprogramm, das jederzeit von POTUS...“

Wie auf Stichwort: Auftritt Myrtle.

„Sir. Der Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika...“

„Schon gut, Myrtle. Ich delegiere an meinen Stellvertreter. Die nächste Zeit gehört Professor Steinhoff. Code 34.“

Das war ein vereinbartes Signal und hieß: Feuer frei für den künftigen Nobelpreis-Träger. Myrtle zog sich, jeder Zoll nicht überzeugt, zurück.

Der Professor straffte sich. Seine Stimme ließ das Zögerliche des tausendfältigen Differenzierens hinter sich und bemühte sich um einen noch verantwortbaren Telegramm-Stil.

„Wir, die Hirn- und Bewusstseins-Forscher, haben uns zusammengetan zu einer unsere Forschungs-Kompetenz überschreitenden Sichtung: was ist noch korrigierbar als letzte Anstrengung der Vernunft? In einem unaufhaltsam scheinenden Prozess der Menschheit zu ihrem Ende hin.“

„Verdammt große selbst gegebene Aufgabe! Als Denker am Wegesrand der Geschichte...“

„Eben nicht. Es scheint uns fahrlässig, nur analysierend zuzuschauen. Nur mussten wir erst einmal unterscheiden: was ist unaufhaltsam? Was vielleicht doch noch korrigierbar?“

„Also erst einmal: was ist hoffnungslos aus ihrer Sicht?“

„Das Narrativ im Kopf des chinesischen Präsidenten Xi Jinping scheint unbeeinflussbar. Hier verschafft uns nur die Corona-Pandemie, die in seinem Land entstand, eine Atempause. Die monomanische Null-Covid-Strategie, abrupt beendet, hat enorme Zweifel geschaffen, ob die kommunistische Partei immer im Besitz der höchsten Weisheit ist. All das bindet Kräfte, die erst einmal die Taiwan-Frage aufschieben. Ohnehin werden Großmächte, die sich monomanisch auf die Eroberung eines winzigen Teilbereichs in ihrer Zone versteifen, leicht als lächerlich empfunden. Irgendwie korrespondiert das mit der Info-Politik über die Corona-Pandemie. Messbar wird, dass ein Virus, sichtbar nur im Elektronen-Mikroskop, den großen Vorsitzenden Xi Jinpeng ausbremst, die Wirtschaft und damit die Eroberungspläne schwächt.“

„Okay. China erledigt. Was haben wir noch auf der Seite 'hoffnungslos ist auch Folgendes'“?

„Das Prinzip 'Hoffnung' ist ja zu scheiden von 'gegenwärtig ohne' und 'wo ist ein Lichtblick'?“

„Scheint mir eine Beschreibung unseres Jobs hier in Langley. Weiter im Rundblick!“

Der Professor forschte im Gesicht des CIA-Direktors nach herablassender Ironie, fand diese, beschloss aber, dies zu ignorieren. Es ging ihm nicht um sein Bild und seinen Eindruck, sondern um seine Mission. So fuhr er mit neuer Energie fort:

„Nordkorea als eine oft fast folkloristisch wahrgenommene Gefahr des nuklearen Holocausts steht dafür, wie viele brodelnde Vulkane es am Rande der Weltvernichtung gibt. Das ist Ihre nicht zu beneidende Aufgabe. Der Nenner ist: wie schnell kommen Staaten außerhalb unseres Werte-Kanons an Nuklearwaffen?“

„Wem sagen Sie das...“

„Der Iran, der die Schwelle zur Atommacht längst überschritten hat, bleibt ein Gottesstaat im Gefolge des Khomeini-Effekts. Es ist anrührend zu sehen, wie junge Menschen vor der geistigen Erstickung anrennen gegen eine auf die Scharia gegründete Ideologie-Bande die sie umbringt. Aus der europäischen Geschichte wissen wir, wie lange religiös begründete Konflikte dauern. Auch hier – vorerst nichts zu machen. Dieser so genannte Gottesstaat liefert Drohnen für den Vernichtungskrieg Russlands gegen die Ukraine.“

„Hab mich schon gefragt, wann Sie zu dieser nicht unbeträchtlichen Hirntrübung kommen. Ist denn da was zu machen?“

Mit leicht theatralischer Geste fischte der Professor aus seiner Anzugtasche etwas, das etwa die Größe eines Stücks Seife in einer Plastik-Schale hatte.

„Director! Zu meiner Disziplin gehört auch die biomedizinische Beeinflussung der menschlichen Denk-Prozesse. In den Tiefen der CIA laufen Programme mit apokalyptischen Möglichkeiten, was