Wem die Welt gehören wird - Bodo Pipping - E-Book

Wem die Welt gehören wird E-Book

Bodo Pipping

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Beschreibung

Schon einmal wurde uns bescheinigt "zu antiquiert für diese Welt". Nun klingt "Künstliche Intelligenz" wie eine verlorene Wette auf unsere. Zeit für ein "höchstes Interview" mit der Gegenkraft zu unserem Hirn. Kämpfe gegen Windmühlen haben immer etwas Komisches. Wir könnten getroster lachen, wäre dieses Utopia nicht so nahe.

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Seitenzahl: 47

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Als der Herr die finale Sintflut schicken wollte, hatte er das Passwort für die Auslösung vergessen.

(Unbekannter Satiriker, vermutlich KI)

Eine Frage schien mir immer die wichtigste von allen: Hast du deine eigene Zeit begriffen? Hattest du einen Durchblick? Oder warst du einer, den sie später bemitleiden: nichts begriffen, ein Laubblatt im November. Hoffentlich hat er wenigstens sein Maß an „Spaß“ gehabt, wie die Freunde und andere einander wünschen.

Wer bin ich? Ein Journalist. Typ, der an Teilnahme an seiner Zeit glaubte. An so eine Art Mittäterschaft. Schlagt ihn tot! Er hat Mitschuld. Daran, warum wir so gereizter Stimmung sind, wenn es ums Einschalten der Nachrichten geht. Endlich wissen wir das.

Es hatte auch mich ereilt. Wenn ich geistig gesund bleiben wollte, musste ich im Strudel der Infos ab und an mal auf die Pausen-Taste drücken. Wobei das nicht leicht fiel. Die Anmaßung, diese Welt erklären zu können, warum dies und das so sei, war einst die Basis meines Berufs. Das konnte ja nur in Verunsicherung enden.

Heute war ich in rebellischer Stimmung. Die Kundigen hätten mir auf den Kopf gesagt: „bedroht vom Verlust der Resilienz“. Von der Gabe, mit einem Rest von Zuversicht nach vorne zu leben und nicht der Stimmung zu unterliegen „wehe, wehe, wenn ich auf das Ende sehe“.

Außerdem hatte ich einen Montepulciano geöffnet, der dunkel im Glas schimmerte. Das sollte helfen auf die Schwingen einer Verfassung, die persönliche Zufriedenheit abwog gegen Mitleid mit den Menschen und ihren Fortschritten in Richtung Abgrund („und morgen sind wir einen Schritt weiter“).

War ich stark genug, mich den Nachrichten zu verweigern? Ich wusste: diesen inneren Kampf verliere ich mit eben der Regelmäßigkeit, mit der man weiß: zu viel von dieser Medizin frisst auf.

Und dann drückte ich, leicht verspätet, doch noch auf den Knopf am Fernseher. Ich musste gerade noch die letzten Opferzahlen im jüngsten Nahost-Konflikt verpasst haben. Ohnehin erschüttert war der Glaube an die prinzipielle militärische Überlegenheit der Israelis. Sie verloren in rasender Geschwindigkeit das Mitgefühl der Menschheit.

Das Regime in Teheran verkündete den Untergang Israels als seine Staatslogik, wofür auch nukleare Waffen willkommen seien.

Staatspräsident Wladimir Putin ließ erklären, sein mythisches Russland sei prinzipiell unbesiegbar. Jede Art von Waffenlieferungen des Westens verlängerten nur die Agonie von Menschen, die als so genannte Ukrainer keinerlei Existenzrecht hätten.

Zum Abschluss gigantischer Manöver erklärte China, die Lösung der Taiwan-Frage sei so weit, dass nur noch der Eintrag im Buch der Geschichte ausstehe.

Die Bilder des Tages waren zweigeteilt: in unerklärliche (wie Erdbeben) und vorausgesagte (Feuer und Sintfluten).

Innenpolitisch klang es so, wie man sich als Hobby-Historiker die Endphase der Weimarer Republik vorstellt. Das entlud sich in starker Rede und Gegenrede , ohne dass dieser hysterische Daueralarm die Menschen sonderlich aufregte.

Das Wetter verzichtete auf Einzelheiten (hat man als APP auf seinem Handy), war aber bemüht, auch kleinere Dinge in den allgemeinen Zusammenhang des Klimawandels einzubringen.

Heute Abend hatte ich keine Lust auf lineares Fernsehen. Auch nicht auf all die Verlockungen durch Mediatheken oder Streaming-Dienste. Sogar den Wein stellte ich weg. Als Zeichen meiner Entschlossenheit, alles nach dem Maß meiner Fähigkeit, die Dinge „radikal“, von der Wurzel her, zu überdenken.

Wer hat wohl einmal dieses Experiment mit einem Geschöpf namens Mensch begonnen? Waren es Außerirdische mit einem Hang zu zerstörerischen Experimenten?

Oder ist das auch schon wieder so ein Eskapismus, eine Flucht? Weil in Wahrheit unsere Freiheit so grenzenlos ist, dass sie auch die eigene Verneinung einschließt. Ist unser Hirn mit seinen Milliarden Nervenzellen doch zu klein, um in Frieden mit dem Planeten zu leben, den unsere Astronauten in 90 Minuten umkreisen?

Wuchtig säumen die Worte „Zeitenwende“ und auch „Epochenbruch“ unser neues Denken. Sie wurden wie Säulen errichtet von Politikern, die glauben, auch mit dem Medium Sprache unsere und ihre Zeit zu meistern. Seitdem die Kriege wieder so nahe sind.

Es begann mit dem gegen die Ukraine und beherrscht uns mit dem, was wir vage als „Nahost“ bezeichnen. War der eine schon „hoffnungslos“, ist der um die Menschen im „nahen Osten“ wie Apokalypse im Dauerton.

Was ist uns geblieben von der Kraft, das Leben als Geschenk zu genießen? Sie hat einmal Verfassungsrang bekommen, in „the pursuit of happpiness“. Und nun?

Es kann doch nicht sein, dass die „Transhumanisten“ Recht haben. Die da meinen, wir wären nur eine Laune der Zeit gewesen, wegwischbar wie ein Gebilde aus Sand mit der Flut. So kann man nur denken, wenn man keinen Unterschied sieht zwischen einer Küchenschabe und uns gelten lässt. Uns, die wir uns lange Zeit als „homo sapiens“ bezeichneten. Von da hin zu „homo deus“, der Mensch als Gott, war eins rauf mit Mappe.

Es gilt, im Treibsand einen Standort zu finden. Mit der erlernten Kunst der Recherche. Und ohne den Ausweg in die Satire.

Verloren sind wir erst, wenn wir die die höchste Gabe verlören, die zum Humor. Die selbst die schon verloren scheinende Wette „Hirn gegen Algorithmus“ noch übersteigt.

Festgelegt ist ja, wie die Welt einmal endgültig zum Teufel geht. Von den Machern der Zeitschrift „Bulletin of Atomic Scientists“. Erstmals im Jahr 1947.

Damals stand alles noch unter dem Schock der Nuklearwaffen auf Hiroshima und Nagasaki. Weil die Gattung Mensch sich und die Erde auslöschen konnte, erfanden Wissenschaftler eine Symbol-Uhr für den Weltuntergang. Damals, im Jahr der Einführung vor 76 Jahren, setzten sie den „Doomsday Wecker“ auf sieben Minuten vor 12 Uhr. High Noon noch mit Bitte-warten-Sie...

Seitdem haben die Wissenschaftler 23 mal an dieser Uhr gedreht. Zuletzt unter dem Eindruck des russischen Krieges gegen die Ukraine und der immer offenkundiger werdenden Pläne Chinas zur Einnahme der Insel Taiwan. Sie hatten noch gar keine Zeit, „Nahost“ neu zu gewichten.

Israel ist eine Atom-Macht.