Der von sehr weit her - Bodo Pipping - E-Book

Der von sehr weit her E-Book

Bodo Pipping

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Beschreibung

Stellen Sie sich einen E.T. vor, der kein Film-Gnom ist mit dem Drang, nach Hause zu telefonieren. Dieser Außerirdische kommt zu uns in Menschengestalt. Er will uns verstehen. Wir lesen den Bericht, den er für seine ferne Welt macht: E.T. spricht als ein Ich. Berichtend von seinem Gang durch das heutige Berlin. Der Roman macht Anleihen bei Science Fiction. Doch in den Blick kommt nur allzu Gegenwärtiges. Wie kann das enden?

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Die Begegnung mit anderen Welten können wir uns (verräterisch) nur als Krieg der Sterne vorstellen. Wie sieht es denn aus, wenn einer zu uns kommt, der guten Willens ist, einer, der jung ist und wissen will, wie wir ticken? Kommt er dann auch zu dem Schluss: „Scotty, beam me up! Es gibt kein intelligentes Leben auf diesem Planeten!“? Lassen Sie sich auf eine Reise der Phantasie ein, die im Berlin unserer Tage spielt. Eine Reise, die leider mit einer furchtbaren Erkenntnis endet: So, wie es zugeht auf dieser Erde, so haben wir wenig Zukunft.

Der Autor war ein Leben lang Journalist, bei Tagesschau und Tagesthemen, zum Schluss bei „Phoenix“. Heute leidet er wie ein Hund darunter, dass jede Nachrichtensendung wie ein moralischer Offenbarungseid der Menschheit daherkommt. So erhebt er sich lieber auf den Schwingen der Phantasie und sieht alles einmal mit außerirdischem Blick. Ironisch-heiter bis grimmig.

Zur Einstimmung:

Unterhaltung zweier Planeten. Der eine ist strahlend weiß, gleißend wie ein Diamant. Der andere ist bläulich-schimmernd, umwölkt.

Sagt der Strahlende: „Du siehst mitgenommen aus. Was hast Du?“

Seufzt der Bläuliche. „Ich habe homo sapiens, der mich zerstörend plagt.“

Der Strahlende tröstet: „Mach Dir nichts daraus. Das hatte ich auch einmal. Das geht vorüber.“

*

Winston Churchill schrieb am 16.10.1939 (Tag 45 des 2. Weltkriegs) an seinen Verleger einen Essay „Sind wir allein im Universum?“. Darin heißt es:

„Ich bin nicht eingebildet genug zu glauben, meine Sonne wäre die einzige mit einer Familie von Planeten...Ich bin nicht bereit zu denken, wir wären der einzige Ort im Universum, der lebende und denkende Geschöpfe beherbergt. Oder dass wir die höchste Form geistiger und körperlicher Entwicklung seien, die es je in Raum und Zeit gegeben hat.“

(Veröffentlicht im Februar 2107)

Dies ist – wie angefordert – der Erlebnisbericht über die 60 Stunden auf dem Planeten Erde in einem von unseren Wissenschaftlern ausgesuchten Winkel des Universums. Die Sprache ist die, in der sich die Bewohner dieser besuchten Region ausdrücken und lässt sich umsetzen durch unsere Übersetzungsdienste. Ich habe kein abschließendes Urteil über meine Erfahrungen. Schon gar nicht über die Frage, ob unsere Welt eingreifen sollte in jener oder ob uns Gefahren drohen könnten aus so großer Entfernung. Nicht spannungsfrei war die Zusammenarbeit mit der Sonde Wiki, die nach meiner Ansicht nicht vorurteilsfrei programmiert wurde. Ich muss allerdings einräumen, dass ich ohne Wiki in der bereisten Welt nicht überlebt hätte. Allen, die mich vorbereitet haben auf diese Expedition, gilt mein Dank. Wenn ich dazu beigetragen habe, dass unser Wissen bereichert wurde, soll mir dies genügen, wenn ich auch schwerste Erschütterungen davon getragen habe.

Inhaltsverzeichnis

Was ich unterschrieb

Wie ich da erwachte

Wie ich zu meinem Auftrag kam

Nur zwei Stunden in Freiheit

Die Nacht auf dem Revier

Der Revier-Leiter

Mit Mayas Augen

Der Hund und der Mensch

Koffer im Rausch der Farben

Der blinde Pianist

Geist und Körper

Im Tempel der Sehnsüchte

Domestizierte Tierwelt

Brücken-Zöllner

Auf der Siegessäule

Planet der Extreme

Der Tiergarten-Einstein

Unterm Sternenhimmel

Wikis Einsichten

Der Fotograf

In ihrem Parlament

Spätes Mauer-Opfer

Der preußische Ikarus

Im Reich der Kunst

Der Schloss-Geist

Der Professor

Beethovens Romanze

Die Wiki-Krise

Unter der Weide

Der Architekt im Weinberg

Weinberg des Todes

Flucht zu Olympia

Gerettet und doch verloren

Was ich unterschrieb

Ich nannte mich dort Nemo Faraway. So, sagten meine Entsender, sollte ich mich melden, wenn ich aufgerufen würde. Mit dem Namen hatte ich keine Probleme. Was mich so erschüttert hat, das waren die Begegnungen mit diesen Wesen. Sie waren zumeist schrecklich. Ganz selten heiter. Aber das konnte für mich doch nicht wettmachen, wie es in der Summe zugeht: mörderisch. Leider musste ich dem Großen Vorsitzenden dann doch zustimmen, obwohl ich leidenschaftlich gehofft hatte, es wäre anders.

Man könnte einwenden, ich hätte ja unterschrieben. Was jeder unterschreiben muss, der sich in einen anderen Winkel des Universums wagt. Jene Prinzipien, denen man sich unterwerfen muss: 1. Die transgalaktische Reise geschieht auf eigenes Risiko. Eine sichere Rückkehr ist angestrebt, aber nicht garantiert. 2.Während des Aufenthalts auf fremden Planeten unterliegt man deren Gesetzen. 3. Damit ist der Gefahrenabwehr durch Fernaufsicht eine Grenze gesetzt, die sich aus dem Wesen transgalaktischer Reisen ergibt.

Womit die fein raus sind, die mich dahin geschickt haben. Eine Anklage ist sinnlos, zumal ich ja zurück kam. Was einmal begann als mein Hobby, die Beschäftigung mit dem irdischen Alphabet und den 43 Trilliarden Möglichkeiten, wie Buchstaben kombiniert werden können, bis sie Literatur sind, das wurde mein Schicksal. Es waren nur wenige Stunden Aufenthalt auf dem dritten Planeten eines Systems von insgesamt acht Himmelskörpern, die eine Sonne umkreisen. Wie es mein Auftrag ist, berichte ich nur, überlasse die Auswertung unseren Wissenschaftlern. Ich begehre, nicht Schuld zu haben, wenn sie zu radikalen Schlüssen kommen, ob man die Welt, die ich sah, lieber vernichten sollte, ehe sie zu einer kosmischen Gefahr wird.

Wenn der eine oder andere einwendet, mein Bericht sei zu subjektiv, zu sehr mit den Augen eines jungen Kerls, zu dicht an der Schilderung und zu wenig reflektiert, so kann ich nur sagen: Ihr wusstet ja, worauf Ihr Euch eingelassen habt. Bei Euch liegt das Urteil. Ich gab Euch Augen. Ich war eine Membran. Mehr nicht.

Der Rest liegt bei Euch.

Wie ich da erwachte

Ich spürte die mir verheißene Reanimation, wenn alles gut gegangen sein sollte. Wenn ich das so sage, stapele ich abgründig tief. Denn nach dieser unendlich schnellen, unendlich weiten Reise aus den Tiefen des Kosmos – was mischte sich da alles in diese erste Sekunde des Erwachens? Vor allem wohl ein Gefühl des Triumphs. Überlebt zu haben gegen eine Chance von allenfalls 50 Prozent. Mit welchem Mitleid hatte mich der Leiter des Entsende-Teams zum Schluss angesehen, bevor er mich zum Teletransport verabschiedete. „Mach's gut, mein Junge!“, hatte er so trostlos gemurmelt, dass ich es war, der ihn aufmunterte. „Wird schon schiefgehen!“ Er hatte geseufzt.

Zeitgleich spürte ich, wie Wiki sich einschaltete. Wiki ist der in meine terrestrische Erscheinungsform als junger Mensch (männlich) eingebaute Super-Chip, in dem sich alles Wissen der Erde über sich selbst und unser Wissen zusammenfinden. Wiki ist mein Aufpasser, mein Bewacher, mein Überlebens-Agent. Dennoch hatte ich mir ausbedungen, dass er nicht mein Über-Ich ist. Letzte Entscheidungen liegen bei mir, soweit er mich nicht blitzschnell aus Gefahren retten muss. Mein Auftrag war, 60 Stunden lang zu beobachten. Darüber diesen Bericht zu verfassen. Wiki allein hätten sie in einer Sonde schicken können. Man muss aber nicht nur wissen im Rahmen seiner Programmierung, sondern auch verstehen.

Ich schaute mich um, warf meine allerersten Blicke auf diesen Planeten. Wohin hatte mich meine Reise geführt? In einen hellen Raum mit großen Fenstern, in einem Hochhaus mit fantastischem Fernblick. Geradeaus sah ich die bizarren Formen einer Kirchen-Ruine, umgeben von einem blau schimmernden Neubau. Wiki rief ab: „Berlin. Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Ruine ausdrücklich als Mahnmal gegen weitere Kriege so erhalten.“ Tief unter mir fuhren Fahrzeuge in einem nie abreißendem Strom. Aber das Merkwürdigste, was meine Blicke erfassten, waren Wesen mit roten Hintern, die malerisch auf einer künstlichen Felslandschaft turnten. Wiki gab unerschütterlich preis: „Humanoide, aber nicht zur Gattung homo sapiens gehörige Wesen, Teil des Zoologischen Gartens. Gilt mit 20tausend Tieren und zusätzlich einem Aquarium als artenreichste Tiersammlung. Geschöpfe mit roten Hintern sind Paviane.“ Verdammt. Wo hatten sie mich hingeschickt? War das ein Scherz derer, die mich losgeschickt hatten?

Danach gingen meine Blicke in den Nahbereich. Ich sah einen hellen Raum mit großen Fenstern, gedacht wohl für Begegnungen und Gespräche (Wiki ergänzte: eine Cafeteria. Sie nehmen ja unentwegt Nahrung in jeder Form zu sich, diese Erdenmenschen). Es war ganz still in dem Raum, das – mit mir zusammen – fünf Menschen bevölkerten. Ich sah ein ausnehmend hübsches Erdenmädchen, das die Augen geschlossen hielt und den Kopf wiegte im Takt einer für mich unhörbaren Musik. Sie trug Kopfhörer, deren Kabel an ein kleines Steuergerät angeschlossen waren. Die anderen drei, männliche Jugendliche wohl in meiner Altersklasse, schienen gesteuert zu sein durch elektronische Geräte. Besonders merkwürdig schien mir ein ziemlich nachlässig gekleideter Typ, der vor seinen Augen ein klobiges viereckiges Gerät hatte. Wäre ich so hier unten erschienen, hätten die, die mich ausrüsteten, das vermutlich für ziemlich fahrlässig gehalten. Denn wie seltsam sieht so ein Mensch aus, der in einen vor seine Augen geschnallten Kasten blickt, zugleich aber heftige Sinneseindrücke zu haben scheint. Sein Kopf folgte in schneller Drehung geschauten Vorgängen, deren Art ich erriet, weil er ein Paket aufgerissen hatte, dessen bunter Aufdruck die „ultimative Virtual Reality eines Fluges im Grand Canyon“ verhieß. Ein anderer war erleuchtet vom Widerschein eines Bildschirms. Mit großer Konzentration bewegte er digital eine Spielfigur und flüsterte das Wort „Schach!“ (Wiki ließ mich wissen, dass der Partner in Moskau zu orten sei).

Ich lehnte Wikis Angebot ab, genauestens zu wissen, welche Formen der Telekommunikation sie nutzten. Ich bemerkte, dass sie untereinander keinerlei Kontakt pflegten. Sie waren zwar da. Aber doch mehr in einem irrealen Raum des Kommunikativen. Die jungen Burschen machten alle Anstrengungen, irgendwo aus der Ferne Signale einzufangen und zu beantworten. Das konnte sich steigern zu Grimassen des Unmuts, seltener zu einem Lächeln. Finger glitten wischend oder in blitzschnellen Bewegungen über virtuelle Tasten.

Die Stille im Raum wurde lastend – zumindest für mich. Da hatte ich diese unendlich weite Reise auf mich genommen, hatte wider Erwarten überlebt, verspürte freudige Erwartung auf Begegnungen aller Arten. Und nun dies. Kurz und gut: ich fing an, mich zu langweilen.

Also hatte ich Gelegenheit, darüber nachzudenken, wie ich an diesen Ort gekommen war.

Wie ich zu meinem Auftrag kam

Niemand dürfte die große Versammlung vergessen haben, bei der es nach den Worten des Großen Vorsitzenden um nicht weniger als um die Zukunft unserer Welt ging. Er warf damit eine Brandfackel in unsere Zuversicht, innerhalb des Universums für immer allein auf einer Insel der Seligen zu sein. Wobei dies bis heute unsere Gesellschaft spaltet. Die Frage, ob wirklich in so großer Entfernung für uns eine Gefahr lauern könnte.

Zur dramatischen Sitzung mit dem Großen Vorsitzenden dürfte wohl jeder zugeschaltet gewesen sein. Mein Verdacht: der GV neigt zur Theatralik. Aber nur, beeilte er sich zu sagen, im Sinne seines Anliegens, wozu er weit ausholen müsse. Die Bühne war die 4-HD-Projektion unserer Position im Weltall. Als der Vorsitzende seinen Auftritt begann, fing die Projektion an zu zoomen. Mit einem noch nicht entschlüsselten Blickpunkt begann eine Verfolgung in die Tiefen der Galaxien, in rasender Fahrt, bis man am liebsten „Erbarmen“ gerufen hätte. Am Ende dieses gewaltigen Zooms war da zuerst ein Fixstern, den insgesamt acht Planeten umkreisten. Der Blickpunkt ging dann auf den dritten Planeten, der um diese Sonne kreist. Am Ende war die gesamte Projektion ausgefüllt von einem blau leuchtenden Trabanten. Ein Anblick von (mir kam das jedenfalls so vor) anrührender Schönheit. Hypnotisch langsam drehte sich die Kugel mit zerklüfteten Oberflächen, die vor allem riesige Wasserflächen zeigte.

„Meine Hauptaufgabe“ - der Große Vorsitzende hob dramatisch eine Hand in Richtung des blauen Gebildes- „ist es, von unserem Zuhause im All Gefahren abzuwenden. Sie werden fragen: wie kann von so einem kleinen Planeten in einem fernen Winkel eine Gefahr ausgehen? Ja, sagen unsere Wissenschaftler, das ist möglich. Weil, so sagen sie, diese Welt bevölkert ist von den mörderischsten aller Kreaturen mit dem Eigennamen 'homo sapiens'. Das Böse unter der Sonne, unter allen Sonnen, hier hat es sein Zuhause.“

Mir entfuhr ein Schrei.

„Nein, so kann es nicht sein!“

Der Vorsitzende funkelte mich böse an.

„Zu Dir und warum Du in diese Runde geladen bist, später. Setz Dich!“

Mit der Geste, mit der man etwas Lästiges wegwedelt, fuhr der Große Vorsitzende fort.

„Was wir hier sehen, ist eine idealisierte Darstellung. Den Planeten umgibt eine bis 100 Kilometer hoch reichende Gaswolke, ein Gemisch aus 78 Prozent Stickstoff und 20,9 Prozent Sauerstoff. Unter dieser Dunstglocke in mittlerer Entfernung von 150 Millionen Kilometer zu einer Sonne konnte die Evolution Triumphe feiern, bis zur Ausformung gigantischer Lebewesen. All das wurde vor 65 Millionen Jahren ausgelöscht durch einen Meteor, der in den Planeten krachte. Das war ein Glücksfall für diese Welt. Die Evolution verabschiedete sich von diesem Irrweg der Dinosaurier und schuf Myriaden von Lebewesen, alle zur Reproduktion fähig, Leben zumeist auf Kosten der anderen. Die Ressourcen des Planeten schienen unerschöpflich.

Dann, vor 200tausend Jahren, kosmisch eher ein Lidschlag, entstand mit grundlegend anderer Genetik ein Lebewesen, das seiner selbst bewusst wurde und sich den Beinamen 'homo sapiens' gab.“

Der Vorsitzende versetzte die Projektion in schnellere Bewegung und steigerte sich dramatisch.

„Gemessen an den anderen Lebewesen war dieses zwar mit aufrechtem Gang, doch sonst eher lachhaft ausgestattet. Größeren Tieren war es eine leichte Beute. Doch etwas war entscheidend anders. Das Gehirn dieses Geschöpfes war nicht einfach eine Zentrale zur Verarbeitung von Sinneseindrücken. In sehr kurzer Evolution steigerte sich das Gehirn dieses Lebewesens bis zur Entwicklung von Milliarden Nervenzellen, die über Synapsen zur Zusammenarbeit im Billionen-Bereich fähig war. Die Nervenbahnen eines erwachsenen Menschen, seziert aneinander gelegt, erreichen das 145fache des Umfangs dieser Erdkugel, die Sie da vor sich sehen.“

Der Vorsitzende spürte: er musste rasch zur Pointe seines Vortrags kommen. Das hieß vor allem: war dies, obwohl für sich genommen vielleicht interessant, so wichtig, dass es diese Zusammenkunft rechtfertigte? Dies schwang in seiner Stimme mit, als er fortsetzte:

„Mit diesem Hirn schwang sich 'homo sapiens' auf zum Beherrscher des Planeten. Der Motor dabei war seine amoklaufende Werkzeug-Intelligenz. Damit wurde der Mensch zum Prothesen-Gott, überzog alle bewohnbaren Teile der Welt mit Bauten aus Holz, Beton und Stahl. Der Erfindungsreichtum aber kehrte sich mörderisch gegen die eigene Art. Die Aggressionen steigerten sich zu Weltkriegen und zur Entwicklung von Waffen, die jederzeit den gesamten Planeten zerstören könnten. Dennoch führten Fortschritte in der Medizin dazu, dass es nun acht Milliarden dieser Gattung gibt. Gegenwärtig verbrauchen sie die natürlichen Ressourcen so, als hätten sie 1,6 Planeten zur Verfügung und nicht nur diesen einen.“

Der Vorsitzende setzte eine seiner dramatischen Pausen.

„Seit sie ihre Erkenntnisse dem überantworten, was sie 'cloud' nennen, können wir versuchen, diese Welt zu entschlüsseln. Der eine oder andere von Ihnen mag sich auch schon einmal mit diesem Phänomen beschäftigt haben, mehr so aus Spielerei. Einige unserer Wissenschaftler halten die Hirn-Programmierung von 'homo sapiens' für den kosmischen Scherz einer außerirdischen Intelligenz, unüberlegt begonnen und unverantwortlich sich selbst überlassen. Warum legen wir größten Wert darauf, das wir nicht schuldig sind an der verhängnisvollen Entwicklung?“

Das Schweigen nach dieser rhetorischen Frage wurde lastend, bis der Vorsitzende mit anderer Ton wieder einsetzte.

„Weil diese Welt böse ist. Sie können fragen: was schert mich diese fremde Welt, die im Begriff ist, sich selbst zu zerstören? Das ist doch ein kosmisch unerheblicher Vorgang! Aber: unsere Wissenschaftler warnen. Es gibt eine neue Qualität im Denken dieser Hirnwesen, das meinen höchsten Auftrag, Schaden von uns zu wenden, berühren könnte. Leider sind genau an diesem Punkt in der Geschichte dieses blauen Planeten unsere Wissenschaftler von beklagenswerter Unsicherheit im Urteil.“

Die Miene des Großen Vorsitzenden war bestürzend unheilvoll.