Was Amerika mit der Welt macht - Bodo Pipping - E-Book

Was Amerika mit der Welt macht E-Book

Bodo Pipping

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Beschreibung

Mission Donald Trump II Es geschieht im grellen Licht unserer Zeit. Einer, der glaubt, er sei berufen zur Wiedergeburt des amerikanischen Traums, ist dessen Zerstörer. Und mehr, wenn wir nicht aufpassen. Wir wissen nicht, wie das endet. Aber bezeugen müssen wir es. Sonst sind wir mitschuldig.

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Seitenzahl: 54

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Nie galt er mehr, der alte Spruch: „Hättest Du geschwiegen, wärst Du ein Weiser geblieben.“ Aber nie war der Drang größer, sich seiner eigenen Zeit zu vergewissern. Auf ins Wagnis!

Die Begabung der Menschen zu prophetischen Sprüchen ist zwar hoch entwickelt, aber hält dem Lackmus-Test auf die Zukunft häufig nicht stand. So hielt sich zwar Goethes Spruch über die Kanonade von Valmy in bürgerlich gelehrten Kreisen gut. Das Dichterwort „Von hier und heute geht eine neue Epoche der Weltgeschichte aus, und Ihr könnt sagen, Ihr seid dabei gewesen.“ Aber dies war eben nicht auf der Höhe einer historischen Einschätzung der Französischen Revolution. Übertroffen wurde es noch von dem Eintrag des französischen Königs Ludwig XVI am 14. Juli 1789 in sein Tagebuch. Über das Jagdglück dieses Tages schrieb der König: „rien.“ Nichts.

Am Tag, als die Bastille gestürmt wurde.

Wie steht es um die Einschätzung des 5. November 2024? Für die Engländer war das wie stets die Einladung zu ein wenig Unfug aus Anlass der Erinnerung an Guy Fawkes. Der war ein katholischer Offizier, der am 5. November 1605 das Londoner Parlament in die Luft sprengen wollte. Die Sache wurde vereitelt. Für immer heißt es in der britischen Seele „Remember, remember/the fifth of November“. Für die Rettung vor katholischer Zukunft war fortan immer ein wenig „Bonfire“ übrig in einer Nation, die ihre eigenen Geschichte zu zelebrieren versteht.

Aber was geschah mit uns allen am 5. 11. 2024? Es war Wahltag in den Vereinigten Staaten von Amerika. Nach einem aus Postkutschen-Zeiten stammenden Wahlgesetz war an einem Dienstag ein neuer Mann zum 47. Präsidenten zu bestimmen.

Den 45. Präsidenten der USA namens Donald Trump hatte die Welt mit Glück überlebt. Er war noch zugänglich gewesen für den Rat politisch Erfahrener.

Seine Niederlage gegen den überzeugten Transatlantiker, den Demokraten Joe Biden, hatte Donald J. Trump niemals akzeptiert oder überwunden. Sein Groll in dieser Zeit muss abgrundtief gewesen sein.

In den vier Jahren, in denen Biden, ein alter, am Ende zu alter Mann die USA regierte, verwandelte sich Donald Trump in einen Rache-Gott von unglaublicher Kraft.

Die amerikanische Nation bekam dies zu spüren beim „Sturm auf das Kapitol“am 6. Januar 2021. Wäre die amerikanische Seele vergleichbarer mit der britischen, hätte an diesem Tag ein politisches Trauma für immer vor Trump warnen müssen. Aber die amerikanische Nation musste in tiefster Verzweiflung sein. Sie ermöglichte die Rückkehr von Donald Trump aus seinem „napoleonischen Exil“, dem Golfer-Ort 'Mar a Lago'.

Am 5. November 2024 war die erste Stufe einer triumphalen Wiederkehr des narzistischen Phänomens Donald Trump ( seine Nichte, psychiatrisch ausgebildet, schrieb ein Buch darüber, wie ihre Familie den „gefährlichsten Menschen der Welt“ hervorbrachte. Aber das blieb ohne Resonanz).

Zu den in der Postkutschen-Zeit stecken gebliebenen Gepflogenheiten gehörte ein 76 Tage langer Zeitraum vom Tag der Wahl bis zum Antritt des Amtes am 20. Januar 2025. Trump wusste diese lange Phase zu nutzen.

Bis an diesem Tag alles so weit gediehen war, dass der 47. US-Präsident mit einem Feuerwerk von Dekreten die bis dahin geltende Ordnung ablösen konnte. Die klassischen „checks and balances“, das Austarieren des Machtgefüges in einer Demokratie, war zerstört.

Seitdem hallt die Welt wider von apokalyptischen Worten. Europa sieht einen „Epochenbruch“, einen „Riss in der Weltordnung“. Zusammengefasst gehen die Klagen so:

Es gibt einen Zusammenprall der ethischen Wertvorstellungen dieses Amerikas und Europas von so fundamentaler Wucht, dass jedes Warten auf bessere Zeiten fahrlässig wäre.

Amerika begeht auf der Suche nach verlorener Größe geopolitischen Verrat an der Sicherheit Europas.

Dagegen kann nur aufgerechnet werden, dass Europa unter solchem Druck zu einer Einheit findet, die bisher unvorstellbar war.

Unserer einst grundlegende Vorstellung, es gäbe einen transatlantischen Westen, eine Wesens-Einheit gleich gestimmter Kräfte, scheint durch den historischen Zufall der Wiederwahl eines US-Präsidenten die Grundlage entzogen. Damit sind die 80 Jahre der Nachkriegsordnung revidiert.

Der russische Präsident Wladimir Putin ist eingeladen zu einem gigantischen „Deal“ nach dem Motto: Du machst mit Deinem Hinterhof, was Du willst (Krim, Ukraine). Wir mit dem unseren. Dazu gehören der Anspruch auf Kanada als 51. Staat der USA, auf die gigantische Insel Grönland sowie die Hoheit über den Panama-Kanal.

Hat Europa einen Weckruf bekommen, der löst von amerikanischer Hegemonie? Ist das von Donald Trump und seinem Vize J.D. Vance gänzlich neu interpretierte Amerika eine kurzzeitige Episode? Wann findet die US-Demokratie zurück zu gemeinsamen Erbe?

Ist die Ausrufung eines neuen goldenen Zeitalters für Amerika konfrontativ zu den ethischen Wertvorstellungen Europas, also nur in Verneinung des einen oder des anderen Standpunktes denkbar?

Hat der ukrainische Präsident Selenskyj einen furchtbaren Taktik-Fehler begangen, als er die Fortsetzung einer unter Joe Biden gelebten Solidarität anmahnte? Weil ja noch immer Trumps prahlerische Behauptung im Wahlkampf galt, er werde den Krieg innerhalb von 24 Stunden beenden.

All dies klingt wie aus einem furchtbaren Lehrbuch: wie stürze ich die Welt um wie einen Würfelbecher und pokere mit dem Ergebnis.

Eine typisch europäische Vorstellung wäre: was hat sich ideologisch geändert und ist nun ein neuer Nenner des Denkens? Aber nach eigener Aussage hat da nicht jemand ein Amt wieder erobert, dessen Denken von einer geschichtlichen Mission beseelt wäre.

Der höchste Wert für den Makler Donald Trump ist der Vorteil, der in einem „Deal“, einem Handel zum Vorteil liegt. Darüber hat er ein Buch geschrieben mit dem Titel „The Art of Making a Deal“. Er ließ auch den Slogan schützen „Make America Great Again“ (MAGA). Dies unterstellt, etwas ging verloren und müsste nun wieder erobert werden.

Damit ist Donald Trump auf verblüffende Weise dem Denken des russischen Präsidenten Wladimir Putin nahe. Es eint sie der Gedanke, alle Macht gehöre in die Wiederherstellung eines verlorenen Kraftquells.

Des mythischen Amerika.

Des mythischen Russland.

Zugegeben ist dies nicht eine in die Tiefe gehende Ähnlichkeit. Wladimir Putin hat das Ende der Sowjetunion die 'größte geopolitische Katastrophe' genannt, eine gewiss bezeichnende Art zu denken. Diese innere Haltung führte in den Krieg gegen die Ukraine, der nun seit mehr als drei Jahren anhält. Die Folgen für das Land und für ganz Europa sind noch unabsehbar.

Weil Donald Trump in Wladimir Putin einen Geistesverwandten sieht, geprägt von der furchtbaren Verantwortung für die Möglichkeit, den gesamten Planeten atomar auszulöschen, hat er im letzten Wahlkampf etwas behauptet, womit er sich selbst Fesseln anlegte: „Ich werde diesen Krieg in 24 Stunden beenden.“

Wie wird man das los, wenn Putin bei seiner Haltung bleibt, er müsse gegen Faschisten in Kiew eine „Spezialoperation“ ausführen? In Wahrheit aber drei Jahre lang einen Vernichtungs-Feldzug gegen ein autonomes Land führt?

M