Frühstück im kleinen Cottage in Schottland - Juli Sand - E-Book
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Frühstück im kleinen Cottage in Schottland E-Book

Juli Sand

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Beschreibung

Liebe geht durch den Magen. Ein Wohlfühlroman für die Leser:innen von Jenny Colgan, Karen Swan und Kira Mohn »Sie mochten einfach andere Dinge als er. Sie liebten die leichte südfranzösische Küche, er bevorzugte deftige Speisen. Während seine Familie gern Calvados zum Essen nahm, trank er lieber Scotch. Sie spielten leidenschaftlich Boule und er warf mit Baumstämmen. Aber was bedeutete das schon, sie waren seine Familie.« Die Schottin Ann McLean hat sich an der Côte d'Azur einen Namen als Celebrity-Bloggerin gemacht, doch ihre Heimat nie vergessen: Voller Sehnsucht kehrt sie nach Edinburgh zurück, um bei der Kochprüfung ihres Bruders Andrew dabei zu sein. Doch bei der Prüfung geht etwas schrecklich schief – die Rettung bringt in letzter Sekunde ein geheimnisvoller Fremder. Luca Testino, erfolgreicher Unternehmer für edlen Scotch. Luca will das Bright Blossom Cottage kaufen, in dem Anns Bruder kocht. Deshalb kreuzen sich die Wege der beiden immer wieder, was für bebende Herzen sorgt. Noch ahnt Ann nicht, dass sie weitaus mehr mit Luca verbindet, als sie vermutet … »Ein kleines Cottage, Whisky und ganz viel Gefühl. Perfekt, um sich für ein paar gemütliche Lesestunden nach Schottland zu träumen.« (Carina Schnell, Bestsellerautorin) »Eine nette Lektüre zum Zeitvertreib, mit vielen, liebevollen und tiefgründigen Hinweisen, über das eigene Glück zu reflektieren.« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Man kann sich sofort in die Weiten von Schottland weg träumen. Ein richtig toller Roman. Ich bin nur so durch die Seiten geflogen richtig toll!.« ((Leserstimme auf Netgalley)) »Mit diesem Buch konnte ich mir einen großen Traum verwirklichen, nämlich nach Schottland zu reisen. Eindrucksvolle Landschaften machen Lust das Land zu besuchen und im kleinen Cottage zu frühstücken. Ein toller Roman!« ((Leserstimme auf Netgalley))

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© Piper Verlag GmbH, München 2023

Redaktion: Michaela Retetzki

Konvertierung auf Grundlage eines CSS-Layouts von digital publishing competence (München) mit abavo vlow (Buchloe)

Covergestaltung: Alexa Kim »A&K Buchcover«

Covermotiv: shutterstock.com/Scotland’s scenery; depositphotos.com/FlowerStudio

Alle Rechte vorbehalten. Unbefugte Nutzungen, wie etwa Vervielfältigung, Verbreitung, Speicherung oder Übertragung können zivil- oder strafrechtlich verfolgt werden.

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Inhalt

Inhaltsübersicht

Cover & Impressum

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Liebe Leserinnen und Leser,

Danke

Buchnavigation

Inhaltsübersicht

Cover

Textanfang

Impressum

But to see her was to love her;

Love but her, and love for ever.

(Robert Burns, »Ae Fond Kiss«)

1

Schottland, auf der Straße von Edinburgh Richtung Dirleton

»Links, halte dich links.« Für gewöhnlich sprach Ann McLean nicht mit sich selbst, wenn sie Auto fuhr, doch sie lebte nun seit zwölf Monaten in Frankreich. Gerade hatte sie sich damit abgefunden, dass die Franzosen – wie der Rest Europas – auf der falschen Straßenseite unterwegs waren, da brachte diese Stippvisite in die schottische Heimat ihre hart erlernte neue Routine wieder durcheinander. Es fühlte sich tatsächlich seltsam an, dass auf der Straße alles seitenverkehrt war. Sie hatte doch wohl nicht in der kurzen Zeit im Ausland ihre schottische Seele verloren? Bei dem Gedanken daran schüttelte Ann den Kopf.

»Kein Sorge, du bist so schottisch, wie ein Scotch nur sein kann«, hörte sie ihre Freundin Claire mit einem Augenzwinkern sagen. Sie war der festen Meinung, dass man nicht gleich eine verweichlichte Madame wurde, nur weil man ein Champagnerglas in der Hand hielt. »Ich kann deine Sehnsucht nach nasskaltem Wetter wirklich nicht nachvollziehen. Sie erscheint mir wie eine Art Gendefekt … Bring mir doch bitte eine Tüte Edinburgh Rock mit, wenn du schon mal in der Gegend bist. Die sind so bunt und schön altmodisch, genau so müssen Süßigkeiten sein. An meine geliebten Toffees aus Ida’s Creamery in Brighton kommen sie nicht heran, doch den Umweg kann ich dir wohl nicht zumuten.«

Claire hatte sie in Saint-Tropez zum Flughafen gefahren. Sie war fest davon überzeugt, dass Ann diese kleine Auszeit in der Heimat guttun würde, ganz besonders das Wiedersehen mit ihrem Bruder. Ann könne ihr Business schließlich von überall ausführen, und in Saint-Tropez würde schon alles seinen Gang gehen, das waren ihre beruhigenden Abschiedsworte gewesen.

Wie recht Claire hatte! Überglücklich trat Ann das Gaspedal durch und stellte sich bereits ihre Ankunft im Cottage vor.

Das Bright Blossom Cottage war ein typisch schottisches Anwesen in ländlicher Lage, ganz in der Nähe der hübschen Ortschaft Dirleton. Als friedlicher Rückzugsort abseits der ausgetretenen Pfade galt es als Ausgangspunkt zu einigen historischen Plätzen. Edinburgh war nur etwa vierzig Autominuten entfernt.

Einige Male hatte Ann die Website des Cottage durchstöbert, die etwas oldschool anmutete. Das hatte den Ort in ihren Augen noch anziehender gemacht. Das Cottage lag eingebettet in Rhododendronsträucher, die zu dieser Jahreszeit blühten. Ann freute sich auf die Blütenpracht, der eine ganze Seite mit Bildern gewidmet war.

In ihrer Fantasie war Ann in den vergangenen Wochen schon häufiger hier gewesen und hatte ihre Sehnsucht nach salziger Luft und unberechenbarem Wetter zumindest in Gedanken gestillt.

Besonders häufig hatte sie an ihr geliebtes raues Schottland gedacht, wenn sie in Flipflops an der azurblauen sonnenüberströmten Küste entlanggeschlendert war. Es war verrückt, an einigen Tagen hatte sie das herrliche Wetter sogar ein wenig verflucht und sich einen wolkenverhangenen grauen Tag mit Sturm- und Regenkapriolen gewünscht, an dem sie Tante Bettys selbst gestrickte Socken und Gummistiefel tragen konnte.

Ann war noch nie die Frau gewesen, die wöchentlich zur Pediküre ging oder sich stundenlang in der Sonne rekelte, um ihren Teint zu bräunen. Sie besaß nur einen einzigen Bikini, und der war auch schon in die Jahre gekommen. »Ganz und gar nicht Côte d’Azur-like«, hatte Claire erst kürzlich mit künstlich gerümpfter Nase und einem bezaubernden schelmischen Lächeln gemeint.

Den Bikini hatte sie gar nicht erst eingepackt.

Anns Blick streifte die Umgebung. Am Wegesrand standen Eschen und Eiben. Ihre Baumkronen bogen sich in heftigen Böen, als wären sie bewegliche Wesen. Es sah beinahe so aus, als würden sie sich zur Begrüßung vor ihr verneigen.

Am Flughafen in Edinburgh hatte sich Ann einen kleinen Geländewagen gemietet, was sich als weise Entscheidung herausstellte, denn die Straße war klassisch schottisch schlecht. Die Schlaglöcher lagen eng beieinander wie die Karos eines Kilts. Der letzte Winter mit Frost und Eis zeigte auch jetzt im Mai noch seine Spuren, während in Saint-Tropez bereits der Hochsommer an die Tür klopfte.

Ann warf einen Blick auf ihre Uhr. Es war kurz vor sieben abends, und in spätestens einer halben Stunde würde sie ihren Bruder Andrew wiedersehen. Endlich. Seit Weihnachten hatte sie ihn nicht mehr zu Gesicht bekommen.

Ann lächelte vor sich hin und genoss den Blick über die kurvige, leicht abfallende Straße und die sanft geschwungenen Hügel. Das schwache Sonnenlicht des Tages schwand mit jeder Minute mehr hinter den Wolken. Dadurch wirkten sie fast perlmutt- und lavendelfarben. Der Wind trieb sie vor sich her, ließ sie tanzen. Liebend gern hätte Ann sich in diesem wunderbaren Blick verloren. Sie achtete allerdings lieber wieder auf die Straße. Konzentriert versuchte sie, den Schlaglöchern und Spurrillen auszuweichen und auf der richtigen Seite zu fahren.

Wie ungewohnt das war. Dabei hatte sie erst vor einem Jahr ihre Zelte in Schottland abgebrochen, um in Saint-Tropez an einem Seminar für Jungunternehmer*innen teilzunehmen. Dort hatte sie gleich am ersten Tag Claire kennengelernt, die ihr seitdem eine enge Vertraute geworden war. Sie war Engländerin und Ann überzeugte Schottin, was nicht gerade die beste Voraussetzung für eine enge Freundschaft bedeutete, wenn man das Ganze historisch betrachtete. Auch Claire war nach dem Seminar mit ihrem Vintage-Laden Dreambag durchgestartet, einem Verleih für edle Handtaschen.

 

Ann riss das Lenkrad nach links, als sie von einem Auto ohne Seitenfenster überholt wurde. Der rostige Jeep raste so dicht an ihr vorbei, dass Ann ausweichen musste und in eine Spurrille geriet. Sie krampfte die Finger um das Lenkrad und schaffte es gerade noch, nicht im schlammigen Straßengraben zu landen.

Glück gehabt! Beziehungsweise gut reagiert. Sie würde nicht an ihrem ersten freien Tag seit Monaten einen Unfall bauen. Nur langsam beruhigte sich ihr Herzschlag wieder, während sie weiter durch die grünen Hügel fuhr.

Mit ihrem Unternehmen hatte sie sich einen Traum verwirklicht – oder war zumindest auf dem besten Weg dorthin, es war auch verdammt harte Arbeit gewesen. Mit der Cinderella-Story, deren Veröffentlichungsrechte Massimo Noir, ehemaliger Celebrity und – nach viel Drama – heutiger Freund von Claire, ihr exklusiv übertragen hatte, war ihr Blog quasi über Nacht europaweit bekannt geworden. Unermüdlich hatte sie dann weitergemacht, recherchiert, geschrieben, Interviews geführt, bis zu zwölf Stunden täglich. Sie war Risiken eingegangen, hatte sich ein Netzwerk aufgebaut, hartnäckig Akquise betrieben und sich in der Branche einen Namen gemacht. In den ersten Monaten hatte sie jedoch manchmal nicht gewusst, wie sie die Rechnungen bezahlen sollte. Und dabei war es nicht nur um ihre eigenen gegangen. Ihre Mutter Ellen hatte ihr und Andrew nach ihrem Tod vor etwa drei Jahren eine ordentliche Summe an Schulden hinterlassen, und Andrew war bis dato noch nicht in der Lage gewesen, selbst nennenswert Geld zu verdienen. Also war Ann für alles verantwortlich gewesen.

Sie ließ die Fensterscheibe ein wenig herunter, atmete tief durch. Versuchte nicht an das Gefühl zu denken, das sie manchmal abends kurz vor dem Einschlafen beschlichen hatte, wenn sie daran dachte zu scheitern. Das durfte sie sich einfach nicht erlauben. Nun stand sie kurz davor, ihrer wahren Mission folgen zu können. Die Geschichten auf Celeb-Oasis, die Stars hinter ihrer öffentlichen Fassade zeigten, waren so erfolgreich geworden, dass sie nun endlich auch von Menschen berichten konnte, die nicht prominent waren. Sie trugen etwas zur Gesellschaft bei, machten einen Unterschied, indem sie Großartiges leisteten. Das war es, wofür ihr Herz als Journalistin schlug. Schon seit sie ein Kind gewesen war, hielt sie an dem Gedanken fest, später einmal einen solchen Beruf auszuüben. Die Vorstellung half ihr, dem trostlosen Alltag in der winzigen schäbigen Wohnung ihrer Mutter in North Berwick, wenige Meilen von hier, zu entfliehen.

Sie und Andrew hatten es wirklich nie leicht gehabt, besonders nachdem ihr Vater die Familie verlassen hatte. Ann war damals gerade einmal neun Jahre alt gewesen, Andrew sieben. Sie wusste nicht einmal mehr, ob sein Stottern schon vor dem unrühmlichen Abgang ihres Vaters ein ernsthaftes Problem gewesen war oder erst danach. Zu viele andere Sorgen brachen zu jener Zeit quasi über Nacht über sie und Andrew herein. Es war nicht so gewesen, dass sie vor Gregors Weggang eine glückliche Familie gewesen wären, bei Weitem nicht. Ihre Eltern hatten sich täglich gestritten. Doch das neue Leben ohne ihren Vater hatte sich angefühlt wie ein düsterer nächtlicher Nebel, der vom Moor hereinzog und sich niemals wieder lichten würde. Eine labile und launische Mutter gab ihnen die Schuld an Gregors Verschwinden und ging nicht mehr zur Arbeit. Andrew verhielt sich, als hätte er sich in ein Kleinkind zurückverwandelt. Plötzlich nässte er sich wieder ein und brachte die ersten Wochen kaum ein Wort hervor. Mit der Aussprache jedes einzelnen Satzes hatte er Schwierigkeiten. Er wurde gehänselt. Die Kinder in North Berwick, die früher mit ihnen gespielt hatten, machten plötzlich einen Bogen um sie, als wären sie Aussätzige.

Ann hatte Stück für Stück begonnen, Verantwortung für Andrew und sich zu übernehmen, schließlich auch für ihre Mutter. Sie schmierte morgens Butterbrote, putzte abends die Wohnung und schnitt Andrew die Haare. Im Alter von zwölf Jahren bewarb sie sich im örtlichen Kiosk um einen Nebenjob. Wenn wenig los war, schmökerte Ann in den ausliegenden Zeitschriften und träumte sich und Andrew in eine andere, in eine bessere Welt.

Ann blinzelte, als bei der Erinnerung daran Tränen in ihr aufstiegen. Endlich war sie in dieser besseren Welt angekommen. Auch wenn sie in den letzten Wochen mehr und mehr das Gefühl beschlichen hatte, dass irgendetwas fehlte. Etwas, was sie sich selbst nicht eingestehen wollte. Schließlich hatte sie die Schulden ihrer Mutter getilgt, ihr eigenes Unternehmen gegründet und Andrew würde in wenigen Stunden seine Ausbildung zum Koch im Bright Blossom Cottage abschließen. Ann war unendlich erleichtert, dass Andrew, der es auch nach seinem Schulabschluss noch schwer gehabt hatte, endlich nicht nur einen Beruf, sondern mit dem Kochen auch seine Berufung gefunden hatte.

»Was zur Hölle?!« Ann trat die Bremse durch und flog nach vorn, sodass der Gurt in ihren Brustkorb schnitt. Das war eine ordentliche Vollbremsung gewesen. Beinahe wäre sie der Rostlaube von eben hinten aufgefahren.

Der Schrotthaufen stand schräg direkt hinter einer Kurve, halb auf der Straße, halb am Rand. Daneben hockte eine schmale Gestalt mit hellblonden Haaren, die unter einer Baseballkappe hervorstanden. Die Person, die sie vorhin fast von der Straße gedrängt hatte, war also mit dem Wagen liegen geblieben. Wahrscheinlich war gerade die letzte Schraube an der Karre durchgerostet.

Ann dachte daran, einfach weiterzufahren und die Fahrerin, wie sie annahm, sich selbst zu überlassen. Doch sie kannte sich. Nach einem ersten niederen Gefühl der Rache und Überlegenheit würde sich ihr schlechtes Gewissen melden, etwas von Karma und so weiter faseln, und sie würde sich so lange quälen, bis sie schließlich umkehren und doch helfen würde. Warum also nicht die Abkürzung nehmen und gleich zur Brauchen-Sie-Hilfe-Sache kommen? Zumal sie wenig Zeit hatte, denn sie wollte pünktlich zu Andrews Kochprüfung erscheinen und sich vorher noch ein wenig frisch machen.

Ann ließ ihren Geländewagen auf dem Seitenstreifen ausrollen, stellte die Warnblinkanlage an und stieg aus.

Die Blondine kauerte neben dem Wagen und starrte auf ihr Handy.

Ich hoffe, sie ruft gerade Hilfe und ich kann direkt weiterfahren, dachte Ann. »Brauchen Sie Hilfe?«, fragte sie dennoch.

Die Frau sah nicht einmal auf, nickte nur.

»Wie wäre es mit einem Warndreieck?«

»Hm?« Das war alles als Antwort.

»Ein Warndreieck? Ich wäre beinahe in Sie hineingerauscht. Sie stehen hier etwas ungünstig direkt hinter der Kurve.«

Blondi war gar keine Frau, sondern ein Mann, wie Ann jetzt erkannte, als er sich endlich aus der Hocke aufrichtete. Er trug seine Jeans sehr tief auf der Hüfte, und sie konnte vorn die Aufschrift am Bund seiner Unterhose erkennen. Sie schätzte ihn auf um die zwanzig. So dürr, wie er war, gab er sein Geld weder für sein Auto noch für Nahrung aus.

»Von einem Dreieck war hier nicht die Rede«, sagte er mit einem südenglischen Akzent und hielt sein Smartphone hoch. Natürlich das neueste Modell.

»Nicht die Rede?«

»Hier in dem Video.«

»Sagen Sie nicht, Sie sehen sich am Straßenrand Videos an. Was soll das hier überhaupt?« Ann wollte nicht wie eine Oberlehrerin klingen, doch sie empfand sich plötzlich so. War der Typ irre?

»Mein Reifen ist geplatzt, und die Videos sind echt gut, haben mir schon in machen Lagen geholfen. Ich habe nur keinen … ähm das Ding, um ihn hochzukriegen, sorry …« Er verhaspelte sich beinahe, versuchte Anns Blick auszuweichen und sah auf seine Schuhspitzen. »Ich meine natürlich den Wagen, wir müssen ihn irgendwie hochkriegen.«

»Sie meinen, Sie haben keinen Wagenheber dabei, ein Ersatzrad schon. Das ergibt Sinn.« Ann stemmte die Hände in die Hüften und verfluchte sich dafür, nicht einfach weitergefahren zu sein. Sie wusste jedoch, sie hätte nicht einschlafen können, wenn sie es getan hätte.

»Okay, ich hole den Wagenheber und das Warndreieck aus meinem Wagen.« Der Typ nickte erleichtert.

Ann machte sich an die Arbeit. »Hochkurbeln können Sie ja selbst, oder?«

Sie platzierte den Wagenheber an der entsprechenden Stelle und fixierte ihn. Unter Emanzipation verstand sie keinesfalls, dass die Frau ins Schwitzen kam, während der Mann danebenstand und gemütlich zusah. »Hat Ihnen ja Ihr Video gezeigt, wie das geht, oder?« Ann schüttelte darüber den Kopf. Waren das die Auswirkungen des digitalen Zeitalters, dass man für alles eine App oder Youtube brauchte?

»Ich bin Bill.« Der Kerl krempelte jetzt tatsächlich die Ärmel hoch. Ein übergroßes buntes Tattoo überzog seinen dürren linken Unterarm. Jetzt wusste Ann, wofür er sein Geld ausgab.

»Cool, dass du angehalten hast.«

»Ja, supercool. Ich bin Ann.« Sie nickte ihm zu. »Das Ersatzrad?«

»Müsste irgendwo beim Kofferraum sein.«

Er bewegte sich derart langsam und geistesabwesend, dass Ann am liebsten in die Hände geklatscht hätte, um ihn auf Trab zu halten.

»Na dann«, sagte sie. »Ich hab nicht so viel Zeit.«

»Du kannst ruhig weiterfahren, hab ja im Video gesehen, wie das geht, mit dem Reifenwechsel und so.«

»Und mein Wagenheber?«

»Ach ja.« Bill tippte sich an die Stirn und Ann tat dasselbe – natürlich nur im Geiste.

»Den kann ich dir zustellen, wenn du ihn zurückhaben willst.«

»Ob ich ihn zurückhaben will?« Na, das fehlte noch, dass sie dem geliehenen Wagenheber ihres Leihwagens hinterherlief. »Mein Reifen könnte schließlich auch platzen. Oder ich könnte von der Straße abgedrängt werden während eines Kamikaze-Überholmanövers einer Person mit überhöhter Geschwindigkeit.«

»Danach siehst du eigentlich gar nicht aus.« Bill griff sich an sein schmales Kinn und blickte geistesabwesend an ihr vorbei.

Sollte das ein Witz sein? Er hatte gar nicht mitbekommen, dass er Ann noch vor wenigen Minuten in Gefahr gebracht hatte, der Segen der Ahnungslosen. Bill kratzte sich am weißblonden Schopf und Ann warf durch die Rückscheibe einen Blick ins Wageninnere. Hier lagen diverse Flaschen, Plastikkanister, bunte Trichter und Schläuche zwischen Fast-Food-Tüten und anderem Müll herum. Um was handelte es sich hier? Ein fahrendes Blutspendemobil oder ein Chrystal-Meth-Labor?

»Gut, dass das Ersatzrad bei Jeeps am Heck angebracht ist, sonst müsstest du dir noch ein Video ansehen, um es zu finden.«

»Hm? Ich bin mir sicher, dass man sich dafür die Jeep-App runterladen kann.«

Ann war sich wiederum nicht sicher, ob Bill sie veräppelte.

»Ja, die Digitalisierung ist doch ein Segen, nicht? Eine App für jede Lebenslage.«

»Hm?«

»Bringen wir’s einfach hinter uns«, sagte Ann. »Hol das Ersatzrad, dann sind wir in Windeseile durch damit.«

Mit einfachen Anweisungen konnte Bill offensichtlich mehr anfangen als mit Anns Kommentaren.

Die gesamte Prozedur dauerte ein wenig länger als eine Windeseile, denn Bill bewegte sich wie in Slow Motion. Nach jedem verrichteten Schritt wartete er auf weitere Anweisungen von Ann.

Sie war sich nicht sicher, ob der Geruch nach Dope aus dem Wagen, von seinen Klamotten oder aus der gebleichten Haarpracht kam, und es spielte auch keine Rolle. Sie schimpfte in sich hinein. Sicher, sie hätte ihn einfach sich selbst überlassen können, doch das war einfach nicht ihre Art. Wenn sie eine Sache anfing, dann zog sie diese bis zum Ende durch. Eine Tatsache, die Andrew manchmal als nervtötend und anstrengend bezeichnet hatte. Wie wahr! Das war ihre gute Tat des Tages, sagte sie sich.

Wenigstens zerfiel Bills Wagen nicht in seine Einzelteile, immerhin.

Während er die erforderlichen Handgriffe erledigte, gab er Geräusche von sich, die ausdrücken sollten, wie uncool die Lage war. Ann war sich nicht sicher, was häufiger fiel, das F- oder das S-Wort. Ansonsten sprachen sie nicht viel miteinander.

Als der Radwechsel endlich erfolgreich abgeschlossen war, verstaute sie ihren Wagenheber. Bill murmelte etwas, bedankte sich aber nicht.

Ann wischte sich die Hände an ihrer Jeans ab, hoffte, dass das Karma ihr gnädig gesinnt war und sie gerade noch rechtzeitig zu Andrews Kochprüfung erschien. Eilig verabschiedete sie sich und stieg in ihr Auto.

Für den Fall der Fälle rief sie Andrew auf dem Handy an, erreichte ihn jedoch nicht. Also hinterließ sie eine Nachricht.

 

Laubbäume in saftigem Grün und üppige Sträucher säumten die Straße. Ein paar Kirschbäume blühten bereits. Der Wind hatte nachgelassen.

Sie fuhr über eine Kuppe und sah an den Horizont. Wie aus dem Nichts färbte sich der Himmel tiefblau. Ihr wurde bewusst, dass die blaue Stunde gekommen war. Normalerweise genoss sie den Moment der anbrechenden Abendstimmung, wenn die letzten schwachen Sonnenstrahlen noch ein paar Sekunden verweilten, bevor der Tag sich dem Ende entgegenneigte.

Heute wurde sie einfach nur sauer, weil die Zeitangabe vom Flughafen Edinburgh zum Bright Blossom Cottage nicht mit der Realität übereinstimmte. Und dabei hatte sie das Intermezzo am Straßenrand bereits außen vor gelassen.

Was war das? Das durfte doch nicht wahr sein! Wieder überholte sie der Schrotthaufen, dem sie soeben zur Weiterfahrt verholfen hatte. Diesmal raste er viel zu dicht an ihr vorbei. Sollte das die Antwort des Karmas sein? Ann war zu genervt, um darüber lachen zu können.

 

Es war bereits stockdunkel, als sie die Auffahrt hochfuhr. Die ausladenden Rhododendronbüsche überdeckten die Beschilderung, sodass Ann im Schritttempo vorwärtsrollte, um sich zu orientieren. Über eine schmale Zufahrt passierte sie das Haupthaus und fuhr auf den Parkplatz. Ein Blüten- und Blätterwald rahmte ihn ein. Selbst bei diesen Lichtverhältnissen sah Ann die Pracht der Natur, die sich hier ausbreitete.

Dahinter stand das umgebaute dreihundert Jahre alte Steinhaus mit den Unterkünften. Es war heimelig beleuchtet. Zwischen diesen urigen alten Mauern würde sie heute nächtigen. Früher hatten hier die Bediensteten geschlafen. Augenblicklich musste Ann gähnen.

Sie stieg aus dem Wagen und drehte sich um. Auch das Hauptgebäude wurde mit dezentem Licht angestrahlt. Es wurde Manor Home genannt und diente heute als Restaurant. Auf der Website hatte Ann gelesen, dass zum Grundstück etwa fünf Hektar Land mit Gärten, Scheunen, Stallungen, Feldern, Wäldern und einem großen Teich gehörten. Sie würde sich morgen alles in Ruhe ansehen.

Ruhe, was für ein unerreichbarer Zustand! Sie war viel zu spät dran und verfluchte die heutige Jugend, zu der sie sich schon lange nicht mehr zählte. Dabei dachte sie an Bill. Rücksichtslos Auto fahren und viel beschäftigte Menschen wie sie davon abhalten, pünktlich zu ihren Verabredungen zu erscheinen. Bei diesen Gedanken musste Ann unwillkürlich an ihre Tante Betty mit den violett schimmernden weißen Löckchen denken. Sie hatte früher genauso über Andrew geschimpft. Natürlich hatte Ann ihn verteidigt und Betty innerlich als altes Eisen abgetan. Offensichtlich war sie nun ebenfalls eines. Sie kicherte leise.

Leider hatte sie nun nicht mehr die Zeit, um zu duschen und sich dem Anlass entsprechend herzurichten. Dabei hatte sie Andrew doch eingebläut, pünktlich zu sein, und nun kam sie selbst bei diesem wichtigen Anlass zu spät. Sie entschloss sich, gar nicht erst auf ihr Zimmer zu gehen, sondern direkt ins Restaurant, jede weitere Minute zählte …

Ann schlängelte sich zwischen den zahlreichen parkenden Autos hindurch, es musste drinnen bereits sehr voll sein. Sie folgte einem hölzernen Wegweiser. Darauf war eine Blüte, das Symbol des Cottage, eingraviert. Manor Home, stand in verschnörkelten und leicht verwitterten Buchstaben daneben. In diesem Gebäude fand die Kochprüfung statt.

Der Geruch nach Bratensoßen, Knoblauch und anderen Köstlichkeiten wehte ihr entgegen, als sie die schwere alte Tür öffnete. Auch auf der Holztür fand sich die Gravur einer Blüte wieder.

Stimmen schwirrten zwischen dem Geklapper von Geschirr umher, aus Lautsprechern ertönte leise Musik. In der Mitte des Saals stand eine hüfthohe alte Steinmauer, offensichtlich waren das früher einmal zwei Räume gewesen. Vierertische waren um die Mauer herum platziert, und so wie es aussah, war jeder Platz besetzt. Eine flache Gewölbedecke, Holzböden und ein Holzofen gaben dem Raum eine besondere Atmosphäre. Die Tische waren geschmackvoll dekoriert. Rhododendronblüten in Pink, Lila und Weiß schwammen in gläsernen Vasen. Daneben flackerten Kerzen. Der wilde Garten des Cottage war auch hier drinnen sehr präsent, so als wäre er ein gern gesehener Gast.

Zwischen den Tischen flitzten Menschen in schwarzen Anzügen mit weißen Schürzen umher. Sie servierten, räumten ab und schenkten den Gästen mit jedem Blickkontakt ein Lächeln.

Ann hoffte Andrew hier in dem Gewusel schnell zu finden. Und hoffentlich war er nicht sauer auf sie!

Auf einmal merkte sie, wie hungrig sie war. Seit dem pappigen Sandwich im Flugzeug hatte sie nichts zu sich genommen. Ein Kellner balancierte ein mit Gläsern bestücktes Tablett an ihr vorüber. Desserts aus Sahne und mit frischen Beeren. Ann lief das Wasser im Mund zusammen. Wurde hier etwa schon die Nachspeise serviert?

Sie marschierte schnurstracks in die Richtung, aus der all die schwarz gekleideten Menschen herkamen. Und da stand er vor einem Tresen. Umringt von anderen jungen Leuten, die Löffel schwangen, mit Schneebesen in Schüsseln rührten oder geschäftig durcheinanderplapperten.

»Einen Teelöffel voll, habe ich gesagt. Tee! Nicht Esslöffel!«, rief einer, und ein anderer lüftete seine Kochhaube, um sich mit einer Serviette über die Stirn zu wischen. Alle sahen mächtig beschäftigt aus, und Ann hätte nicht in ihrer Haut stecken wollen; nicht nur wegen der Prüfung, mit dem Kochen an sich stand sie auf Kriegsfuß.

Sie hatte Andrew noch nie in seiner Arbeitskleidung gesehen. Die weiße Kochjacke und die Mütze ließen ihn plötzlich wie einen Erwachsenen wirken. Natürlich war Ann bewusst, dass Andrew das längst war, genau genommen siebenundzwanzig Jahre alt. Doch für sie war er irgendwie ihr kleiner Bruder geblieben. Mit einer professionell wirkenden Geste streute er irgendein Pulver über die letzten Gläser, die sofort wieder auf Tabletts gestellt wurden. Er wirkte angespannt. Sie erkannte das an der Art, wie er die linke Augenbraue, die mit der kleinen Narbe am Ende, schräg stellte. Das hatte er auch bei seinen Sprechübungen früher so gemacht. Kein Wunder, das hier war eine Prüfung. Und mit Prüfungen und Tests hatte Andrew stets mehr zu kämpfen gehabt als andere. Ein heißer Strom durchzog Anns Brust, eine Mischung aus tiefer Zuneigung und schlechtem Gewissen, weil sie zu spät dran war und ihm vorher nicht gut zugeredet hatte, so wie früher vor einer Klassenarbeit.

»Andrew«, rief sie und winkte.

Er blickte kurz hoch, zu beschäftigt, um sauer zu sein. Ein Grinsen huschte über das vertraute Gesicht, das für alles irgendwie zu klein war: für den großen Mund, die breite Nase und die weit auseinanderstehenden Augen.

Am liebsten wäre sie auf ihn losgestürmt und hätte ihn mit schwesterlichen Küssen übersät. Sie riss sich zusammen.

Andrew hielt fünf Finger hoch und deutete auf einen freien Sitzplatz an einem Tisch schräg links neben dem Kamin. Fünf Minuten, dann würde er kurz zu ihr kommen. Sie sollte sich solange dort hinsetzen, offenbar hatte er ihr den Platz frei gehalten.

Ann verstand und nahm an dem Tisch Platz. Hier saßen bereits eine ältere Dame mit akkurat gewelltem silbernem Haar, ein Herr mit einer Fliege und schütterer Frisur und ein Mann, den sie auf Mitte dreißig schätzte.

»Sie haben das Beste verpasst«, sagte die Dame und schob den Dessertlöffel von links nach rechts. »Als Vorspeise gab es Schottisches Ei, es war mit mildem, saftigem Hühnerfleisch kreiert, eine perfekte Kombination.« Die Dame leckte sich über die mit hummerfarbenem Lippenstift bemalten Lippen. »Wussten Sie, dass das schottische Ei 1738 in einem Londoner Kaufhaus erfunden wurde? Es begann mit einem von Wurstbrät umhüllten gebackenen Ei, das sich schnell als idealer Happen entpuppte.«

Ann schüttelte den Kopf. »Guten Abend, ja, jammerschade. Das hätte ich zu gern probiert.« Als sie sich setzte, fühlte sie sich unwohl. Alle hier waren fein gekleidet, und sie trug ihre Jeans, ein rot-schwarz kariertes Flanellhemd und ihre robusten Wanderschuhe, die nicht mehr in den Koffer gepasst hatten.

»Der Hauptgang war ein Stew. Man hat Wildschwein dazu verwendet. Ich hatte den Eindruck, dass die Lorbeerblätter etwas zu stark dominierten. Und der Bärlauch hat mich, nun, etwas verwirrt. Würden Sie Bärlauch zu Wild verwenden?«

Ann zuckte mit den Schultern. Weder das eine noch das andere hatten bislang Zugang zu ihrer Küche gefunden. In ihrem Backofen lagerte sie für gewöhnlich ihre Süßigkeiten.

Als die Dame merkte, dass Ann wenig gesprächsfreudig war, wandte sie sich an den jüngeren Mann am Tisch. Unter seinem Sakko aus einem groben dunklen Stoff trug er ebenfalls ein Hemd mit Tartanmuster, sehr sympathisch.

»Die Prüflinge müssen nicht nur ein einwandfrei abgeschmecktes Menü servieren, sie müssen auch die Fragen der Jury beantworten. Ich bin mir nicht sicher, ob die jungen Leute heutzutage noch die Geschichte des Schottischen Eis herleiten können. Was meinen Sie?« Die Dame war also wieder bei der Vorspeise angekommen. Anns Magen zog sich zusammen. In der Küche musste es doch Unmengen von Resten geben. Ob sie sich davonstehlen und sich etwas stibitzen konnte?

»Was für eine Ironie, dass ausgerechnet in der englischen Hauptstadt eine landestypische Spezialität wie das Schottische Ei erfunden wurde, finden Sie nicht auch?« Die Dame betupfte mit der Stoffserviette ihren Mund und sah den jüngeren Mann an. Er nickte leicht, wirkte jedoch gedankenverloren. Sein dichtes braunes Haar war gewellt und er trug es etwas länger. Ein freundliches, leicht schiefes Lächeln umspielte seine Lippen. Es sah aus, als wollte er sagen: »Ich stimme Ihnen in allen Punkten zu, meine Liebste.«

Der ältere Mann rückte seine Fliege zurecht und tätschelte die Hand der Dame, sie war offensichtlich seine Ehefrau. »Es fällt mit nicht leicht, das zu sagen: Es ist nicht alles schlecht, was aus London kommt, Maggie.«

Ann musste grinsen. Ja, sie war in Schottland angekommen, wo man an England kein gutes Haar ließ.

Eine junge Frau mit einem auf dem Oberkopf drapierten Haarknoten servierte das Dessert.

Ann spürte den Impuls, direkt nach zwei Portionen zu fragen, doch sie hielt sich zurück. Wenn sie einmal anfing mit der Süßspeise, würde ihr leerer Magen nur noch mehr verlangen. Sie wollte nicht ein zweites Mal negativ auffallen.

»Ein Cranachan mit Brombeeren?«, fragte die Dame und wiegte den Kopf hin und her.

»Maggie, du weißt doch, heutzutage ist es wieder modern, nach den Jahreszeiten zu kochen. Und Himbeeren im Mai, nun ja, in diesen Gefilden schwer zu finden.« Wieder tätschelte der ältere Herr ihre Hand. Beide trugen goldene Eheringe.

»Na, dann können wir uns wohl glücklich schätzen, dass das Frühjahr recht mild war, sonst hätten sie uns wohl nur die Sahne und den Zucker serviert.« Maggie kicherte, erneut mit dem Kopf wackelnd. Die silbrigen Wellen auf ihrem Kopf bewegten sich.

»Wir haben schon in ganz Schottland Beeren gesammelt, wissen Sie.« Der Herr wandte sich sowohl an Ann als auch an den jüngeren Mann. »Sie wachsen vor allem in Perthshire, insbesondere im fruchtbaren Tal von Strathmore, und in Fife. Sie können jedoch ebenso in Aberdeenshire, den Highlands, Ayrshire und den Scottish Borders gefunden werden.«

»Beerensammeln ist sehr entspannend«, fügte Maggie hinzu. Sie steckte ihren Löffel tief in das Glas hinein und probierte mit skeptischer Miene.

Anns Glas war bereits halb leer, und sie rief sich zur Räson.

»Etwas bitter, finden Sie nicht?« Maggie sah in die Runde.

Der junge Mann rümpfte nach dem ersten Löffel ebenfalls die Nase.

Anns Hunger hatte ihre Geschmacksnerven wohl etwas gelähmt, zumindest war ihr nichts Schlechtes an dem Cranachan aufgefallen. Er war süß und cremig, der untergerührte Hafer knusprig und der leichte Geschmack nach Scotch, nun ja …

»Welchen Scotch haben Sie hierfür verwendet?« Der Mann schob eine braune Haarsträhne hinter sein Ohr und wandte sich an die Kellnerin mit dem Dutt. Ann fiel seine weiche, tiefe Stimme auf.

»Den hauseigenen, Luc’s Organic Whisky aus der Destillerie in Macmerry. Sie können hier sowohl Flaschen als auch kleinere Fässer erstehen. Wenden Sie sich gern direkt an unsere Bar.« Sie deutete mit dem Kopf hinüber in die dunklere Ecke und wandte sich ab, um zum nächsten Tisch zu gehen.

Ann sah in Richtung Bar, die sich an einer holzgetäfelten Wand hinter dem Kochtresen befand. Männer und Frauen standen umher, tranken, lachten und prosteten sich zu. Ein hellblonder Schopf tauchte zwischen den Gästen auf.

Das gab es doch nicht! Ann stand auf, um besser sehen zu können. Tatsächlich, Blondie, diesmal ohne Baseballcap, wuselte zwischen den Fässern hinter der Bar herum. Er trug jetzt ein viel zu weites Hemd über seiner Jeans. Ann spürte wieder ihren Ärger aufsteigen. Dieser Bill hatte echt Nerven, ihr heute noch einmal über den Weg zu laufen. Er hätte ja gleich sagen können, dass er auf dem Weg zur Arbeit war. Jetzt erklärten sich auch die Flaschen, Trichter und Schläuche in seinem Wagen. Obwohl, mit seiner Rostlaube würde er doch wohl nicht die gut bestückte Bar des Bright Blossom Cottage beliefern?

Ann sah sich weiter im Raum um. Ihr Blick ging von der Bar zurück zum Kochtresen. Der Geräuschpegel hatte deutlich zugenommen, hinter dem Tresen kam es zu einem Tumult. Ein Mann mit Schnauzer gestikulierte ausladend und redete auf einen Mann mit Kochmütze ein, der vehement den Kopf schüttelte. Das war Andrew! Mit eingesunkenen Schultern stand er da, redete, verneinte, und Ann meinte zu erkennen, dass er seine Hand zu einer Faust ballte. Kein gutes Zeichen.

»Da ist wohl jemand mit seiner Bewertung nicht einverstanden«, sagte Maggie und stand ebenfalls auf, um besser sehen zu können. »Die jungen Menschen können heutzutage einfach nicht mehr mit Kritik umgehen, nicht wahr, William? Sie akzeptieren einfach nicht, wenn man ihnen einen Rat gibt. Siehst du?«

Tatsächlich akzeptierte Andrew nicht, was der Mann mit dem Schnauzbart sagte. Er riss sich die Kochmütze vom Kopf, sodass seine rotblonden Haare etwas hochstanden, was ihm ein wildes Aussehen verlieh.

»Er sollte sich an die Spielregeln halten, Maggie. Da stimme ich dir zu«, sagte William und reckte den Hals.

Die Szene hatte mittlerweile die ganze Aufmerksamkeit des Saals auf sich gezogen.

»Nicht abgeschmeckt«, hörte Ann den mit dem Schnauzer sagen. »Unpassend und inakzeptabel.«

O nein, Andrew würde doch wohl nicht …

»Nun, Maggie, du hast mal wieder recht gehabt, das Cranachan war tatsächlich zu bitter. Da wird sich der junge Mann wohl noch etwas gedulden und noch einmal zum Vorkochen antreten müssen.«

»Er will es einfach nicht einsehen, sieh nur, wie er diskutiert, William.«

Ann wusste nicht, was sie machen sollte. Sie sah zu Andrew, zu dem Mann mit dem Schnauzer, der ausladende Bewegungen machte. Ein weiterer Mann kam dazu. Er trug eine Latzhose und eine zerbeulte Schiebermütze aus Tweed auf dem Kopf. Seine Haltung war gebeugt. Ann sah in sein wettergegerbtes Gesicht und schätzte ihn auf um die siebzig Jahre alt. Er wollte schlichten.

»Das ist Ian«, flüsterte Maggie, die es vor Spannung kaum aushielt. »Der Besitzer des Bright Blossom Cottage.«

»Was ist denn da los?« Der jüngere Mann an Anns Tisch sprang auf und ließ seine Serviette auf den Tisch fallen. Dann lief er zum Tresen.

Ann konnte sich nun auch nicht mehr auf ihrem Platz halten. Ohne darüber nachzudenken, ging sie hinterher. Ihr fiel auf, dass eine hellere rotbraune Strähne seinen Hinterkopf durchzog.

»Welcher Whisky wurde hier verwendet?«, fragte er nun den Mann mit dem Schnauzer, der seinen wütenden Blick von Andrew abwandte.

»Luc’s Organic Whisky«, brüllte er beinahe.

»Das weißt du doch«, sagte der hagere Mann, den Maggie als Besitzer identifiziert hatte.

Andrew war vollkommen durch den Wind. Er knetete die Kochmütze mit seinen Händen, die schweißnass sein mussten.

»Das ist nicht mein Fehler, ich beherrsche das Gericht aus dem Effeff.«

»So leid es mir tut, Andrew McLean, das kann ich nicht durchgehen lassen.« Der Schnauzbärtige sah aus, als würde er Andrew am liebsten mit seinem Blick flambieren wollen. »Insbesondere beim König der schottischen Desserts ist die abgerundete Komposition der Zutaten das A und O.«

»Ich habe alles zu einhundert Prozent nach Rezept gekocht, da stimmt etwas mit irgendeiner Zutat nicht.« Andrew zog die Schultern hoch und ließ sie wieder sinken.

Anns Herz krampfte sich zusammen, als ihr bewusst wurde, dass Andrew gerade an der Jury scheiterte.

»Ihr seid euch sicher, dass das Luc’s Organic Whisky in dem Cranachan war?«, fragte der junge Mann. Er fasste sich an den Hemdkragen und knöpfte ihn auf. »So bitter ist der nicht im Abgang. Entweder habt ihr ihn falsch gelagert oder die Brombeeren waren verdorben, Ian.«

»Oder er war gepanscht«, warf Ann ein. Sie hatte erst vor Kurzem einen Bericht darüber gelesen, wie früher schottischer Whisky gestreckt oder gepanscht wurde, nur um möglichst viel Profit herauszuschlagen. Anders als bei Wein saß der Korken bei Whiskyflaschen relativ locker, sodass man sie mit etwas Übung leicht öffnen und wieder verschließen konnte, wenn man den Inhalt ausgetauscht hatte.

»Also das ist ja wohl eine bodenlose Frechheit«, knurrte Ian und warf Ann einen empörten Blick zu. Er nahm die beiden Flaschen zur Hand, die auf dem Kochtresen standen und auf denen Etiketten mit der Aufschrift Luc’s Organic Whisky klebten. Dann öffnete er sie und roch an deren Korken.

In dem Moment sah Ann, wie Bill mit eingezogenem Kopf durch eine schmale Hintertür neben der Bar verschwand, die ihr erst jetzt auffiel. Hatte er da etwas unter dem Arm gehabt?

Ann wusste nicht, ob es Eingebung war. Wenn sie als Journalistin einmal eine Spur aufgenommen hatte, dann folgte sie ihr, sie konnte gar nicht anders. Also schlich sie hinterher.

Die hitzige Diskussion am Tresen ging weiter, offenbar war es niemandem aufgefallen, dass sie verschwunden war.

Die Hintertür führte durch einen gefliesten langen Gang, hinunter in den Keller. Hier roch es leicht modrig, und Ann musste sehr vorsichtig einen Fuß vor den anderen setzen, damit Bill ihre Schritte in den derben Wanderstiefeln nicht hörte.

Die Art, wie er den Kopf zwischen die Schultern zog, wirkte auf Ann so, als führte er tatsächlich etwas im Schilde. Sie suchte Deckung in einer Nische, presste ihren Rücken gegen die kalte Mauer. Bill ging weiter durch den verwinkelten Gang, und nun sah Ann einen Kellerraum mit Kisten, Fässern und Regalen, in denen Flaschen aufbewahrt wurden. Er duckte sich, weil die Decke des Kellers noch flacher war als die im Gang. Ja, jetzt war sie sich sicher. Er nutzte die Ablenkung durch den Tumult am Kochtresen, um sich ungesehen aus dem Staub zu machen. Was wollte er verbergen? Hatte er geklaut? Oder wollte er sich einen Joint drehen?

Ann versuchte, so leise wie möglich zu atmen. Nur wenige Meter von ihm entfernt schlich sie den Gang entlang. Ihr Herz schlug heftig. Sie konnte sich hinter einem Holzregal mit kleinen Fässern verstecken. Mit jedem Schritt auf Blondies Fersen war es dunkler hier in diesem Verlies geworden. Trotzdem, nur ein Schulterblick im falschen Moment und er würde sie bemerken. Ann spürte, wie sie nervös wurde. Sie kauerte sich zusammen und lauschte, wie das Blut in ihren Ohren rauschte. Was, wenn er sie entdeckte, wütend wurde und sie einsperrte?

Sie versuchte sich zu beruhigen. Mit dem Fliegengewicht würde sie schon fertigwerden, sollte es zum Äußersten kommen. Er brachte schließlich weniger als sie auf die Waage und war in seinen Reaktionen lahm wie eine schottische Bänderschnecke. Wenn das hier wirklich etwas mit Andrews Scheitern bei der Prüfung zu tun haben sollte, dann würde sie …

Ann krallte ihre Finger und Zehen zusammen. Unter normalen Umständen würde sie weder einer Bänderschnecke einen Fühler krümmen noch sonst irgendeinem Tierchen wehtun. Doch bei der bloßen Ahnung, dass Blondie Andrew Schaden zufügte, stellte sie sich vor, wie sie ihn, also symbolisch die Bänderschnecke, mit ihrem schweren Wanderstiefel zertrat.

Blondie bückte sich zu einem der hinteren Regale und stellte zwei leere Flaschen ab, die er unter seinem Hemd verborgen hatte. Mit flinken Fingern zog er einen kleinen Trichter aus seiner Hosentasche. Er nahm eine volle Flasche aus dem Regal, zog den Korken heraus, steckte den Trichter in die Öffnung der leeren Flasche und füllte die hochwertige Flüssigkeit um. Danach stöpselte er beide Gefäße zu und stellte die leere Flasche zwei Etagen tiefer an den Rand des Regalfaches. Dann wiederholte er das Ganze mit einem weiteren originalen Whisky. Die gefüllten Flaschen verschwanden in seinem Hosenbund.

Nun war es also klar: Blondie zapfte sich den teuren Whisky, den er hier gleich rausschmuggeln würde, um ihn weiterzuverkaufen. Wahrscheinlich befand sich in seinem Wagen billiger Fusel, den er später in die beiden Originalflaschen einfüllen würde, sodass niemandem etwas auffiel.

Was für eine Schweinerei! Kein Wunder, dass Andrews Dessert so bitter geschmeckt hatte, billiger Schnaps war eben keine Zutat für eine fein abgerundete Süßspeise.

Ann spürte, wie die Wut in ihr brodelte. Am liebsten hätte sie diesen Taugenichts gleich hier in der Luft zerrissen. Wie konnte man nur dermaßen verdorben sein! Er sah so routiniert dabei aus, und die Prozedur lief beinahe geräuschlos ab, sodass Ann sich sicher war, dass er Übung darin hatte.

Ann hielt den Atem an und sah jetzt, dass kurz vor dem Kellereingang ein schmaler Gang zu einem weiteren Raum führte, der halb durch die geöffnete Kellertür verborgen war. Dort schlüpfte sie hinein und presste sich an die Steinwand. Sie meinte, den Luftzug auf ihrer Haut zu spüren, als Bill durch die Tür zurück in den Hauptgang und über die Treppe nach oben huschte. Jetzt roch sie es ganz deutlich, er zog keine Wolke Aftershave hinter sich her, sondern den Geruch nach Dope. Wegen seiner Kifferei zerplatzte gerade Andrews Traum! Das würde sie nicht zulassen.

Durch den Flur und eine dicke schwere Holztür gelangte er nach draußen auf den Angestelltenparkplatz. Er war so damit beschäftigt, die Flaschen in seinem Jeep zu verstauen, dass er nicht merkte, wie Ann sich ihm näherte. Von hinten trat sie ihm in die Kniekehle. Er ächzte, fiel in sich zusammen wie ein Kartenhaus. Sie nahm ihn in den Schwitzkasten.

In diesem Moment hörte Ann, wie ein Wagen mit knirschenden Reifen über den Kies rollte. Zwei Personen in schwarzer Uniform, eine Frau und ein Mann, stiegen aus. Ann hatte in ihrem Leben bisher so gut wie keinen Kontakt zur Polizei gehabt, in diesem Moment kam sie wie gerufen.

Aus dem Haupteingang des Manor Home strömten nun die Gäste herbei, die den Polizeiwagen vom Restaurant aus gesehen oder gehört haben mussten.

»Haben Sie uns gerufen?«, fragte die Polizistin.

»Nein, gut, dass Sie da sind.« Ann fixierte Blondie noch fester.

»He, was soll das?«, jammerte er.

»Ich habe Sie gerufen, mein Name ist Rebecca Glenn.« Die Kellnerin mit dem Dutt kam herbeigeeilt. Sie atmete flach, als sie auf die beiden Polizisten zuging. »Den können sie gleich mitnehmen«, sagte sie mit einem abfälligen Blick auf Bill gerichtet.

Der hatte nicht einmal versucht, sich aus Anns Umklammerung zu befreien. Stattdessen fluchte er leise vor sich hin.

»Normalerweise bin ich keine Petze, wenn es um Kollegen geht«, erklärte Rebecca an Ann gewandt. »Neben dem Kellnern und der Betreuung der Rezeption führe ich auch die Bücher und bin für die Inventur verantwortlich. Ich arbeite noch nicht so lange hier. Er konnte es vertuschen, indem er die Flaschen wieder auffüllte, deren Inhalt er entnommen hatte. Doch irgendwann ist es mir trotzdem aufgefallen.«

Einige Gäste versammelten sich um sie herum, darunter Maggie und William sowie der Mann mit dem welligen braunen Haar von Anns Tisch. Auch Ian, Schnauzbart und Andrew waren auf den Parkplatz gekommen. Andrew sah Ann fragend an. In einer Hand hielt er die Kochmütze, in der anderen einen Schneebesen.

»Bill klaut Whisky«, sagte Rebecca mit zitternder Stimme in die Runde. Vor Aufregung hatten sich ihre Wangen gerötet. Ihr Dutt war zu einer Seite herabgerutscht und sie versuchte ihn mit hektischen Bewegungen wieder mittig zu platzieren. »Ich hätte früher etwas sagen sollen, nur …« Sie wandte sich an Ian. »Du weißt ja, wie die Dinge noch vor Kurzem um uns standen.« Sie blickte traurig auf den Boden und zog mit der Schuhspitze ihrer Sneaker einen Strich in den Kies. »Ich wollte nicht als Racheengel rüberkommen, weißt du? Schließlich hatte ich ihn mal gern.«

Ian nickte. Er war vollkommen überfordert mit der Situation, nahm seine Tweedmütze vom Kopf, drehte sie in den Händen und setzte sie wieder auf. Um seinen faltigen Mund hatte sich eine steile Kerbe gebildet.

Innerhalb weniger Minuten hatte Bill den Diebstahl des Whiskys gestanden. Er gab zu, dass sich in seinem Wagen sowohl einige Abfüllungen des Originals als auch der Ersatzwhisky befanden, den er in die Gefäße mit Lucs Etikett gefüllt hatte. Durch Rücksprache mit dem Revier erfuhren die Polizisten: Bill wurden noch weitere Verbrechen angekreidet. Sein Wagen wurde samt Inhalt als Corpus Delicti konfisziert, und die Beamten fuhren mit Bill auf dem Rücksitz wieder vom Hof.

Nach und nach löste sich die Menschenmenge auf dem Parkplatz wieder auf. Leise murmelnd gingen sie in Grüppchen zurück ins Manor Home.

Nur Ann, Andrew, Schnauzbart und Ian standen noch hier draußen. Und der junge Mann, der Ann einen Blick zuwarf.

»Nichts für ungut, Andrew«, sagte Schnauzbart. »Das konnte doch keiner ahnen.«

»Doch, unsere Whisky-Expertin hier. Sie hat es geahnt.« Der Mann lächelte Ann zu. Er hatte warme braune Augen, und sein leicht schiefes Lächeln sah äußerst sympathisch aus. Wieso sah er sie so verschwörerisch an, als würde er am liebsten mit ihr Pferde stehlen? »Luca Testino, doch alle hier nennen mich Luc«, sagte er. »Sehr erfreut.« Er gab Ann die Hand. »Darf ich dich Inspektorin Barnaby nennen?«

Ann lachte. »Du kannst mich auch Ann nennen, wenn du willst.«

»Ich bin für Scáthach, Schwesterherz.« Stürmisch umarmte Andrew seine Schwester und trat ihr vor lauter Überschwang aus Versehen auf den Fuß. Sie lachte. Andrews gewohnt ungeschickte stürmische Art fühlte sich unglaublich gut an nach all dieser Aufregung.

»Scáthach?«, fragte Luca. »Die keltische Sagenfigur?«

Ann fiel auf, wie sinnlich er das aussprach.

»Ja, die irische Kriegerin, die mit Schottland in Verbindung gebracht wird. Ihre Geschichten hat Ann mir früher vorgelesen. Sie haben mir Mut gemacht und mich aufgebaut.«

»Und heute hat Scátchach deinen, unseren Abend gerettet.« Luc lächelte Ann an.

»Genau«, sagte Andrew. Er hielt noch die Kochmütze und den Schneebesen in den Händen. »Falls ihr euch das fragen solltet, meine Schwester hat mich heute nicht zum ersten Mal verteidigt. Auf dem Schulhof früher war sie meine Festung.« Überschwänglich deutete er mit dem Küchengerät direkt auf sie. Es sah lustig und dramatisch zugleich aus.

Ann spürte alle Blicke auf sich ruhen, doch einer schien ihr direkt unter die Haut zu kriechen.

Schnell sah sie zu Andrew hinüber. Er lachte über das ganze Gesicht, und die Narbe über seiner linken Augenbraue bog sich nach oben.

»Danke, Ann«, sagte Ian, reichte ihr die Hand und nickte ihr zu. »Gut, dass du dem Ganzen ein Ende gesetzt und Bill gleich zur Strecke gebracht hast, sonst wäre er uns noch durch die Lappen gegangen. Ich habe in letzter Zeit schon so einige kritische Kommentare zum Whisky gehört. War wohl mit allem hier drum herum zu beschäftigt, um der Sache nachzugehen.« Resigniert sah er zu Luc.

Ann fand diesen Mann mit seinen braunen Augen unglaublich anziehend. Er war groß, kräftig gebaut und sah sportlich aus. Seine Kleidung war ein Mix aus Casual mit einem schicken Twist, den der Blazer aus Seemannsstoff dazugab. Und dann dieses Lächeln, die dunklen Haare mit der rotbraunen Strähne, und Humor hatte er auch noch …

»Es ist wahnsinnig schwer, geeignetes Personal zu finden, Luc, davon kannst du sicher auch ein Lied singen. Unsere Kunden bekommen keinen schlechten Whisky mehr, und das ist gut so. Allerdings hab ich einen Mann weniger, der mir hier auf dem Anwesen zur Hand geht, und das ist schlecht.« Ian schüttelte ungläubig den Kopf. »Dass Bill so etwas macht. Vermutlich hat er sowieso mehr Schaden angerichtet als gearbeitet.«

Ann war einfach unglaublich erleichtert, dass Andrew nun nicht mehr die Schultern hängen ließ, sondern sein Blick wieder das übliche verschmitzte Blitzen hatte.

»Wie wär’s mit mir, Ian?«, fragte er und setzte sich seine Kochmütze auf. »Ich bin seit heute ein ausgebildeter Koch, die anderen Gerichte waren laut diesem Mister hier tadellos. Gern überzeuge ich euch davon, dass ich auch einen einwandfreien Cranachan hinbekomme, wenn der Scotch stimmt.«

»Mit dem Original aus Lucs Destillerie kann gar nichts schiefgehen«, sagte Ian. »Dein Angebot ist verlockend, Andrew, ich fürchte nur, ich brauche nicht nur jemanden in der Küche. Du müsstest auch in den Gärten, Stallungen – eigentlich überall mithelfen, wo eine Hand gebraucht wird.«

»Kein Problem. Meine ältere Schwester hier hat mich quasi dazu erzogen, alles in Schuss zu halten. Dank ihr weiß ich, worauf es in Haus und Hof ankommt. Das Anwesen ist eben nur ein bisschen größer als eine Dreizimmerwohnung.«

Ian grinste und richtete sich ein wenig auf, indem er seinen Rücken durchdrückte. Er schob den Träger seiner Latzhose zurück auf die Schulter. »Ich will ehrlich sein, Andrew. Ich trage mich mit dem Gedanken, das Cottage zu verkaufen. Ich bin mir noch nicht sicher, es fällt mir nicht leicht, denn ich habe mehr als vierzig Jahre hier verbracht. Ich muss es ansprechen … es wird mir allmählich alles ein bisschen viel. Wollen wir nicht drinnen weiterreden, wird allmählich frisch hier draußen.«

Ian drehte sich um und führte sein Gespräch mit Andrew im Gehen fort.

»Du bist also die Schwester des neuen Chefkochs hier?«, fragte Luc an Ann gewandt. Sie gingen ebenfalls Richtung Haus.

»Und du bist Luc. Und du hast dir diesen exotisch klingenden Künstlernamen Luca Testino zugelegt. Bestimmt, weil du neben Whisky bald auch organischen italienischen Grappa unter die Leute bringen willst?«, entgegnete Ann.

Er lachte. »Nein, ich heiße wirklich so, Luca, meine ich. Auch wenn du mir nicht glaubst. Du lässt dir eben kein X für ein U vormachen. Und keinen Fusel für hochwertigen Scotch. Wie gesagt, alle hier nennen mich Luc, passt auch besser zum Scotch.«

Das fand Ann auch. Luc, die englische Version des Namens, gefiel ihr. Sie war kurz und hatte einen schönen Klang. Eine einzelne Silbe, bestehend aus drei Buchstaben – wie ihr eigener Name.

 

Der Abend war vorangeschritten, und Ann hatte sich endlich sattgegessen. Nachdem sie Ian vorsichtig nach den ihr entgangenen Mahlzeiten gefragt hatte, wurde extra für sie noch einmal richtig aufgefahren. Und Andrew hatte es sich nicht nehmen lassen, noch einmal an diesem Tag Cranachan zuzubereiten, diesmal mit Luc’s Organic Whisky aus dem noch versiegelten Holzfass im Keller. Zur Sicherheit hatten ihn Luc und Ian im Vorfeld noch einmal probiert. Das Cranachan war köstlich gewesen, und Ann hatte drei Portionen verdrückt.

Mittlerweile waren die meisten Gäste nach Hause gegangen. Nur Ian, Luc, Andrew und Ann saßen noch an einem der Holztische, jeder einen Scotch vor sich.

»Auf den frischgebackenen Koch.« Ann erhob ihr Glas.

»Ja. Und auf Frauen, die einen perfekten Cranachan und guten Scotch zu schätzen wissen«, sagte Luc.

Und wie sie das zu schätzen wusste! Ann ließ sich den ersten Schluck auf der Zunge zergehen. Er war wirklich gut. Würzig und leicht süßlich zugleich, fast ein wenig karamellartig, nur einen Hauch, hach, dieses Aroma hatte sie vermisst! Und wie hatte sie es vermisst, sich mit Menschen aus ihrer Heimat zu umgeben!

»Ich kann mir gar nicht vorstellen, dass du das Cottage wirklich verkaufen willst«, sagte Luc zu Ian.

»Ich auch nicht. Aber früher oder später muss es wohl sein. Lass uns heute Abend nicht mehr darüber reden. Die Sache mit Bill hängt mir noch nach.« Ian schüttelte den Kopf und erhob sich schwerfällig von seinem Stuhl. »Gute Nacht allerseits«, sagte er. »Luc, du kennst dich hier aus, trinkt, so viel ihr wollt, und schließt dann ab.«

Luc nickte und füllte erneut die Gläser.

Ann sah dem alten Besitzer nach und dachte daran, wie schwer ihm diese Entscheidung wohl fallen musste.

»Und du willst hier wirklich mit anpacken, Andrew? Hast du als Koch nicht etwas Besseres vor, als zwischen den Gängen in einem alten Cottage die Ställe auszumisten?« Luc sah Andrew an.

»Ausmisten? Ich dachte, die Ställe wären leer. Bis auf diesen sturen Ziegenbock, der mir heute Morgen vors Auto gelaufen ist. Am Ende musste ich ihm ausweichen.«

»Das war Goaty. Er kennt jede einzelne Stelle, wo der Zaun undicht ist. Auch etwas, das dringend erledigt werden müsste. Er ist einer der Vierbeiner, die Ian vor dem Schlachthof bewahrt hat. Ian hat eben ein großes Herz. Ich war lange nicht hier, letztes Mal hatte er noch einen alten Gaul, ein paar ehemalige Kampfhähne, Schafe und eben Goaty. Den verrückten Ziegenbock, der auf einen losgeht, wenn man ihn schief ansieht. Von den streunenden Katzen und ein paar niedlichen Scheunenmäusen einmal abgesehen. Cheers.« Luc nippte an seinem Scotch und grinste Andrew an.

»Was soll’s.« Andrew leerte sein Glas in einem Zug. »Ist eine abwechslungsreichere Arbeit, als nur hinterm Herd zu stehen … was meinst du, Schwesterherz?«

»Das stimmt. Hier bekommst du wenigstens Tageslicht, was in einer Restaurantküche nicht der Fall ist. Und das Anwesen hat Potenzial und Charme.«

»Absolut.« Luc nickte. »Es wäre ein Jammer, wenn es in falsche Hände geriete. Die Wälder hinter dem Cottage sind noch naturbelassen, und man könnte hier so viel machen.«

»Man könnte in den Gärten das anbauen, was abends auf dem Tisch landet«, sagte Andrew.

»Ja, man könnte die exzellente Küche mit regionalen Produkten verbinden. Die Räumlichkeiten, nicht nur das Manor Home, auch das Cottage drüben mit den Gästezimmern, die beiden Scheunen, der gesamte Außenbereich geben so viel her …« Luc sprach voller Begeisterung und sah so aus, als hätte er bereits ein Bild vor Augen.

Andrew rutschte auf seinen Stuhl hin und her. »Und die Tiere?«

»Es gibt hier doch genügend Platz für sie, ohne den Gästen in die Quere zu kommen«, sagte Ann.

»Mehr als genug. Wie gesagt, man müsste nur etwas Arbeit investieren.« Luc lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und seine braunen Augen funkelten. »Sie gehören hierher, genau wie die üppigen wilden Rhododendronbüsche und wie Ian.«

»Ich könnte sie nebenbei mit versorgen, ich meine die Ziege, den Gaul, die Schafe. Also alle bis auf die Scheunenmäuschen, die kommen auch ohne uns klar. Auf so einem Hof fällt ja eine Menge ab, was man verwerten kann. Ich möchte so gern einen Beitrag leisten, etwas zurückgeben. Ann, du hast nicht nur alles bezahlt, du hast auch insgesamt so viel gegeben.« Er wandte sich an Luc. »Meine Schwester hier hat mir nämlich bisher mein Leben finanziert, ihr hab ich alles zu verdanken. Meinen Schulabschluss, meine Ausbildung. Ohne sie wäre ich so ein Loser wie dieser Bill geworden.«

»Wärst du nicht, niemals!« Ann schüttelte vehement den Kopf.

»Na ja, das kann passieren, wenn Kids keine Liebe oder Aufmerksamkeit erhalten. Wenn niemand da ist, der ihnen Orientierung und einen Sinn vermittelt«, meinte Luc mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck.

»Wie wahr.« Andrew nickte.

Luc füllte Andrews Glas nach. »Auf dich, Andrew. Darauf, dass aus dir etwas geworden ist.«

Alle stießen an. Andrew leerte sein Glas in einem Zug.

»Und dafür bin ich dir unendlich dankbar, Schwesterherz.«

Ann konnte bereits an einzelnen Silben hören, dass Andrews Zunge allmählich schwer wurde. Hatte er selbst heute eigentlich schon etwas gegessen? Oder war diese Scotch-Runde hier seine erste Mahlzeit?

»Wenn du nicht unser Zuhause in Schuss gehalten und Mum so unterstützt hättest, vielleicht wären wir am Ende im Waisenhaus gelandet. Sie war doch vollkommen überfordert mit allem.« Andrew warf Ann einen finsteren Blick zu und wandte sich dann an Luc. »Sogar die Schulden unserer Mum hat Ann getilgt. Die sind dadurch entstanden, weil unser alter Herr sich aus dem Staub gemacht hat.«

»Ach, Andrew.« Ann schüttelte den Kopf. Wenn er einen Tropfen zu viel hatte, wurde er redselig. Nur dass es heute sehr schnell ging. Bestimmt lag es an der ganzen Aufregung. »Lass gut sein, es war ein langer Tag, was?«

»Stimmt. Schwesterherz, stimmt.« Er prostete ihr mit dem leeren Glas zu.

»Danke, dass du extra aus Saint-Tropez eingeflogen bist, um heute hier zu sein.«

Luc sah sie interessiert an. »Saint-Tropez? Da war ich auch vor Kurzem.«

»Ach ja, nicht in Rom, Signor Luca Testino?«

Er lächelte geheimnisvoll. »Mein Name hat italienische Wurzeln, ja. Meine Familie wohnt jedoch in Saint-Tropez. Und mein Herz, was soll ich sagen, mein Herz gehört nach Schottland.«

Er sprach ihr aus der Seele, auch ihres gehörte hierher.

Andrew bekam das Gespräch zwischen Ann und Luc nur noch am Rande mit.

»Und du gehörst jetzt ins Bett.« Ann tätschelte Andrews Schulter.

»Ja klar. Bin todmüde.« Er hatte ihr vorhin erzählt, dass er vorherige Nacht kaum geschlafen hatte, seit fünf Uhr morgens auf den Beinen war, und dann das Prüfungsdrama, das war einfach zu viel gewesen.

Luc verstand und stellte die Flasche beiseite. »Du hast doch auch ein Zimmer drüben im Cottage, oder?«

Andrews Augenlider flatterten. Statt einer Antwort wackelte er nur noch mit dem Kopf.

»Komm, Kumpel.« Luc stand auf, griff Andrew an der linken Seite unter die Achseln. Ann übernahm die rechte Seite. Gemeinsam bugsierten sie ihn die wenigen Meter hinüber in das anliegende alte Haus. Zum Glück hatte Andrew ein Zimmer im Erdgeschoss.

Rebecca saß noch hinter der Rezeption.

»Ich komme auch gleich zum Einchecken«, sagte Ann und Rebecca nickte.

Andrew reichte Ann wortlos seinen Zimmerschlüssel, offenbar hatte er inzwischen eingesehen, in welchem Zustand er sich befand. Sie schloss auf, und vorsichtig legten sie Andrew auf sein Bett. Ann streifte ihm die Schuhe von den Füßen. Er war sofort eingeschlafen.

 

Als sie zur Rezeption gingen, fiel Ann auf, dass sich Rebecca frisch frisiert hatte. Ihr Dutt lag wieder akkurat auf dem Oberkopf.

»Du bist also die Rebecca, von der Ian so schwärmt. Endlich lerne ich dich persönlich kennen.« Luc reichte ihr die Hand.

Rebecca lächelte verlegen und erwiderte seinen Händedruck.

»Es war unglaublich mutig, was du heute getan hast«, sagte Ann.

»Na, und du erst.« Rebecca nickte anerkennend und gab Ann ihren Zimmerschlüssel. Ein kleiner hölzerner Schlüsselanhänger war daran angebracht. Darauf waren die Cottage-Blüte und die Zimmernummer in verschnörkelter Schrift eingraviert.

Ann bemerkte nun auch, dass sie todmüde war. Als sie und Luc zum Auto gingen, um Anns Gepäck zu holen, übernahm Luc ganz selbstverständlich und gentlemanlike das Tragen des Koffers.

»Dich begleite ich auch lieber bis zur Türschwelle«, sagte er. »Schließlich hattest du ebenfalls ein paar Gläser. Du verträgst zwar mehr als so mancher Kerl, doch wer weiß …«

»Wer weiß, ob ich nicht doch eine kräftige Hand brauche …« Ann spürte die Wärme in ihrem Körper. Das kam vom Scotch, vom Wiedersehen mit Andrew, von dem guten Essen. Und vielleicht hatte auch dieser Mann etwas damit zu tun?

»Hast du deswegen nicht mehr als einen Fingerhut Alkohol zu dir genommen? Damit du mich geleiten oder auffangen kannst? Du hast ja nur deine Lippen benetzt.«

»Ich probiere eben gern.« Ein sinnliches Lächeln umspielte Lucs Mund. »Kosten ist meist intensiver als konsumieren.«

Die Wärme in Anns Bauch wurde zur Hitze. Mit jedem Satz aus seinem Mund gefiel ihr der Mann besser, schlimmer noch, er konnte ihr brandgefährlich werden. Männer, die zu gut aussahen, anpacken konnten, Manieren hatten und Schottland genauso liebten wie sie, das war eine höchst anziehende Mischung. Davon waren ihr in Saint-Tropez nicht viele über den Weg gelaufen. Ann kicherte. Kein einziger, um genau zu sein. Es wurde ihr in dem Moment bewusst: Ihre letzte intime Begegnung mit einem Mann war tatsächlich über ein Jahr her – und auch nicht gerade sehr befriedigend gewesen …

»Was ist so witzig?« Mittlerweile waren sie vor ihrem Zimmer angekommen.

Ann biss sich auf die Unterlippe. Sie konnte ja wohl kaum verraten, was sie gerade dachte: Du wärst der erste Mann seit über einem Jahr, dabei war ich nie eine Kostverächterin.

»Ich probiere nicht nur gern, ich esse auch gern.«

Luc lachte und seufzte zugleich auf. »Ist das ein Angebot?«

»Ein Scotchbrenner, der nur kostet und nicht trinkt, hm. Du kannst Verlockungen wohl gut widerstehen?« Sie genoss seinen feurigen Blick. Ob er ein Mann für unverbindliche Vergnügen war?

»Nicht allen Verlockungen, ganz und gar nicht.« Er neigte seinen Kopf und lehnte sich an den Türrahmen. Sein Körper war nur eine Handbreit von ihr entfernt, und die Situation war eindeutig aufgeladen. Sie wusste, was passieren würde, wenn sie einen Schritt weitergehen würde. Doch ein One-Night-Stand, und für mehr hatte sie im Augenblick wirklich weder Zeit noch Nerven, war hinterher häufig deprimierend. Sicher, man hatte die Lust miteinander geteilt, aber der Abschied danach hatte meistens etwas leicht Peinliches. So als hätte man jemandem eine Seite von sich gezeigt, die einem selbst nicht ganz geheuer war.

»Gute Nacht, Luc«, hauchte sie, dachte jedoch: Am liebsten würde ich dich in mein Zimmer ziehen und über dich herfallen, du bist einfach zu … verlockend …

»Gute Nacht, Scáthach«, hauchte Luc und zwinkerte ihr zu.

»Danke fürs Zu-Bett-Bringen meines kleinen Bruders, Luc …« Es gefiel ihr, seinen Namen auszusprechen. Luc klang schottischer als Luca. Männlicher. Sinnlicher.

»Danke für das Retten meines guten Rufs als Scotchbrenner …«