Für den Rest des Lebens - Zeruya Shalev - E-Book
SONDERANGEBOT

Für den Rest des Lebens E-Book

Zeruya Shalev

0,0
4,99 €
Niedrigster Preis in 30 Tagen: 4,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Chemda Horovitz liegt in ihrem Bett und blickt mit schwindendem Bewusstsein auf ihr Leben zurück. Sie denkt an ihre Kindheit im Kibbuz, an ihre Ehe und ihre zwei Kinder, von denen sie eines zu sehr und das andere zu wenig liebte. Ihr geliebter Sohn Avner ist zu einem Mann herangewachsen, dessen Erfolg als Anwalt ihn nicht von seiner tiefen Verbitterung erlösen kann. Er verfällt einer geheimnisvollen Frau, die seine Liebe nicht erwidert. Chemdas Tochter schenkt alle Liebe und Aufmerksamkeit ihrer Tochter. Als diese sich immer weiter von ihr entfernt, entsteht in ihr das mächtige Verlangen, ein Kind zu adoptieren und noch einmal von vorne zu beginnen. Doch der Widerstand ihrer Familie treibt sie in eine Sackgasse. Sie kann den Traum nicht überwinden, der das zu sprengen droht, was er eigentlich retten soll: ihre Familie. In Für den Rest des Lebens erzählt Zeruya Shalev von den elementaren Kräften zwischen Eltern und Kindern, von Wut, Enttäuschung und Sehnsucht, von Verletzungen und Liebe und davon, wie sich die Familienbande als stärker und beständiger erweisen als alles Sehnen und Streben, diese zu zerschneiden, und stärker als alle Kräfte, die uns trennen.

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.berlinverlag.de

Aus dem Hebräischen von Mirjam Pressler

Vollständige E-Book-Ausgabe der im Berlin Verlag erschienenen Buchausgabe

1. Auflage 2013

ISBN 978-3-8270-7543-7

© 2011 Zeruya Shalev

Für die deutsche Ausgabe © 2012 Berlin Verlag in der Piper Verlag GmbH, München

Alle Rechte vorbehalten

Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München,

unter Verwendung des Originallayouts von Rothfos & Gabler, Hamburg, Foto © Sam Haskins

Satz und eBook: Greiner & Reichel, Köln

Erstes Kapitel

Ist das Zimmer gewachsen oder ist sie es, die geschrumpft ist? Schließlich ist es doch das kleinste Zimmer in einer Wohnung, klein wie eine Handfläche, und nun, da sie von morgens bis abends im Bett liegt, kommt es ihr vor, als hätte sich das Zimmer ausgedehnt, als wären Hunderte von Schritten nötig, um zum Fenster zu kommen, und wer weiß, ob ihr Leben ausreichen würde. Der Rest ihres Lebens, besser gesagt, die letzte Frist des Lebens, die ihr zusteht, kommt ihr absurderweise wie eine Ewigkeit vor, denn weil ihr jede Bewegung fehlt, scheint sich die Zeit endlos zu dehnen. Es stimmt, sie ist knochig und geschrumpft, leicht wie eine Feder, es stimmt, dass jeder Luftzug sie vom Bett heben kann, es ist, als würde nur das Gewicht der Decke sie daran hindern, durch den Raum zu schweben, es stimmt, dass jeder Hauch den letzten Faden zerreißen kann, der sie mit dem Leben verbindet, aber wer sollte es sein, der atmet, wer sollte es sein, der sich überhaupt die Mühe macht, in ihre Richtung zu pusten.

Ja, sie wird noch Jahre und Jahre hier unter der schweren Decke liegen, sie wird ihre Kinder älter werden sehen, sie wird sehen, wie ihre Enkel erwachsen werden. Ja, in bitterer Gleichgültigkeit hat man sie zu ewigem Leben verurteilt, und plötzlich kommt es ihr vor, als sei auch zum Sterben Kraft nötig, eine Art Vitalität des zukünftigen Toten oder seiner Umgebung, eine persönliche Aufmerksamkeit, ein umständliches Kümmern wie bei den Vorbereitungen zu einem Geburtstag. Auch zum Sterben braucht es ein gewisses Maß an Liebe, und vielleicht wird sie nicht mehr genug geliebt und vielleicht liebt sie selbst nicht mehr genug, noch nicht einmal dafür.

Nicht dass sie nicht kommen, fast jeden Tag betritt einer von ihnen die Wohnung, sitzt neben ihr im Sessel, interessiert sich angeblich für ihr Wohlergehen, doch sie spürt den alten Groll, bemerkt die Blicke auf die Uhr, das erleichterte Aufatmen, wenn das Telefon klingelt. Plötzlich verändern sich die Stimmen, werden energisch und lebendig, ein Lachen löst sich aus der Kehle, ich bin bei meiner Mutter, verkünden sie schließlich ihrem Gesprächspartner mit theatralischem Augenrollen, ich rufe an, wenn ich hier weg bin, und wenden dann ihre hohle Aufmerksamkeit wieder ihr zu, sie machen sich die Mühe, etwas zu fragen, hören aber nicht zu, was sie sagt, und sie zahlt es ihnen heim mit ermüdenden Antworten, berichtet in absoluter Ausführlichkeit, was der Arzt gesagt hat, gefolgt von einer endlosen Liste der Medikamente. Wer von uns schreckt stärker vor dem anderen zurück, ich vor ihnen oder sie vor mir, fragt sie sich, und ihre beiden Kinder werden zu einer Einheit, obwohl sie so verschieden voneinander sind und sich nur ihr gegenüber verbünden können, und das erst in der letzten Zeit, während ihre alte Mutter von morgens bis abends in einem kleinen Zimmer im Bett liegt, losgelöst von der Schwerkraft.

Es ist überfüllt und quadratisch, das Zimmer, dessen einziges Fenster zu dem arabischen Dorf geht, an der nördlichen Wand ein alter Schreibtisch, an der südlichen ein Schrank mit ihren Kleidern, jenen bunten Kleidern, die sie nie mehr anziehen wird. Schon immer hat sie kräftige Farben gemocht, der Schnitt war ihr egal, eine lange, weite Tunika, ein um die Hüften spannendes Kleid, Faltenröcke, bis heute weiß sie nicht, was ihr besser steht, und sie wird es nun nicht mehr erfahren. Ihre Augen wandern zu dem runden Kaffeetisch, den sie für ihre Tochter hatte anschaffen müssen, im Laden hatte sie zu weinen angefangen, obwohl sie schon ein junges Mädchen war, ihr habt mich gezwungen, in diese hässliche Wohnung umzuziehen, und habt mir noch dazu das kleinste Zimmer gegeben, dann lasst mich wenigstens die Möbel kaufen, die mir gefallen. Hör auf zu weinen, hatte sie ihre Tochter angeschrien, alle schauen schon zu dir hin, aber natürlich hatte sie nachgegeben, und mit vier Händen hatten sie den Tisch, der sich als erstaunlich schwer erwies, die Treppe hinaufgeschleppt in dieses Zimmer, das einmal das Zimmer ihrer Tochter gewesen war, sie hatten ihn mitten in den Raum gestellt, und er hatte in seiner prahlerischen Pracht die Ärmlichkeit der anderen Möbel betont.

Jetzt ist auch er langsam in die Jahre gekommen, hat die Zeit in sich aufgesaugt und seine Farbe verloren, doch die Medikamentenschachteln verdecken das massive, schwere Eichenholz, Medikamente, die eine Entzündung heilten, aber zu einer Allergie führten, Medikamente gegen die Allergie und Tabletten zur Regulierung des Herzschlags, gegen Schmerzen, gegen hohen Blutdruck, Medikamente, die sie so geschwächt haben, dass sie umkippte und sich verletzte und es ihr seither schwerfällt, zu laufen, und manchmal hat sie Lust, alle in bunten Beeten auf ihr Bett zu pflanzen, sie nach Farben zu sortieren und ein kleines Haus aus ihnen zu bauen, mit rotem Dach und weißen Wänden, mit einem grünen Rasen, mit Vater, Mutter und zwei Kindern.

Was ist das alles, fragt sie, und fragt schon nicht mehr, warum alles so ist, wie es ist, auch nicht, wie es so gekommen ist, sondern nur, was es eigentlich ist, wie die Tage vergingen, bis sie in dieses Zimmer kam, in dieses Bett, womit haben sich die Zigtausend Tage gefüllt, die an diesem Körper hochkletterten wie Ameisen an einem Baumstamm, schließlich ist es ihre Aufgabe, sich zu erinnern, und sie erinnert sich nicht. Auch wenn sie sich anstrengt und alle Erinnerungen zusammenkramt wie alte Zettel, wo sind all die Jahre geblieben, denn an was sie sich nicht erinnert, wird nicht mehr existieren und hat vielleicht nie existiert.

Wie nach einer Katastrophe hat sie die Pflicht, gegen das Vergessen anzukämpfen, die Pflicht, die Toten und die Vermissten zu bewachen, und wenn sie wieder zum Fenster schaut, scheint es ihr, dass er dort auf sie wartet, der See im Herzen des Tals, das sich von den Hängen des Hermon bis zu den Bergen von Galiläa erstreckt, gepackt von den Fäusten erstarrter Lava, ein nebliger See, umgeben von weichem, schwülem Morast und bewachsen mit übermannshohem Schilfrohr, aus dem Zugvögel mit aufgeregtem Flügelschlag aufsteigen. Wenn sie es nur schaffen würde, aus dem Bett aufzustehen und das Fenster zu erreichen, dann würde sie ihn sehen, sie versucht sich aufzurichten, die Entfernung mit den Augen zurückzulegen, ihr Blick schweift vom Fenster zu ihren schmerzenden Beinen. Seit sie gefallen ist, ist ihr Gehen zu einem gefährlichen Schweben geworden, aber der ist dort, wartet auf ihren Blick, trauert wie sie, steh auf, Chemdale, hört sie ihren Vater drängen, nur noch einen Schritt, nur einen letzten kleinen Schritt.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!