Für immer Liebe - Kim Carpenter - E-Book

Für immer Liebe E-Book

Kim Carpenter

4,6

Beschreibung

Sie sind gerade zwei Monate verheiratet. Dann verliert Krickitt bei einem schweren Unfall ihr Gedächtnis. "Wer ist Ihr Mann?", fragt der Therapeut einige Wochen später. "Ich bin nicht verheiratet!", antwortet sie. Ihr Mann, Kim, kann es nicht fassen. Er versucht alles, um ihre Erinnerungen zurückzubringen. Doch bald merkt er: Sie sind verloren. Genau wie ihre Gefühle für ihn. Das Einzige, was er tun kann, ist ganz neu um ihr Herz zu kämpfen. Er will sein Versprechen halten. Die wahre Geschichte hinter dem gleichnamigen Film ist viel dramatischer und ehrlicher. Eigentlich müsste Krickitt tot sein. Die Ärzte gaben ihr weniger als ein halbes Prozent Überlebenschance und waren sicher, dass sie bleibende Gehirnschäden davontragen würde. Doch nichts davon ist eingetroffen. Heute sind die beiden wieder glücklich verheiratet und haben zwei Kinder. Kim und Krickitt schildern, was ihnen geholfen hat, an ihrer Liebe festzuhalten.

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Über die Autoren

Kim und Krickitt Carpenter sind mittlerweile seit fast 20 Jahren verheiratet und haben zwei Kinder. Ihre Geschichte ging um die Welt – sie traten in zahlreichen TV-Shows auf und gaben Interviews für Zeitschriften. 2012 kam der Film in die Kinos, der durch ihr Leben inspiriert ist.

KIM & KRICKITT CARPENTER

DANA WILKERSON

FÜR IMMER LIEBE

Sie verliert ihr Gedächtnis.

Er kämpft neu um ihr Herz.

Die wahre Geschichte hinter dem Film

Aus dem Amerikanischen von Eva Weyandt

Die amerikanische Originalausgabe

erschien im Verlag B&H Publishing Group, Nashville, Tennessee, unter dem Titel „The Vow“

© 2011 by Kim & Krickitt Carpenter

© 2012 der deutschen Ausgabe by Gerth Medien GmbH, Dillerberg 1, 35614 Asslar

Die Bibelstellen sind der folgenden Übersetzung entnommen:

„Hoffnung für alle“®, Copyright © 1983, 1996, 2002 by Biblica Inc.TM. Verwendet mit freundlicher Genehmigung des Brunnen Verlags. Alle weiteren Rechte weltweit vorbehalten (Hfa).

Bestell-Nr. 816721

ISBN 978-3-96122-022-9

Umschlaggestaltung: Immanuel Grapentin

Umschlag- und Inhaltsfotos: Agentur Lovell Fairchild

Übersetzung: Eva Weyandt

Lektorat: Ines Weber

Umsetzung eBook: Greiner & Reichel

DANK

Wir danken unseren Familien für ihre Liebe und Unterstützung. Ohne euch hätten wir nicht den Antrieb gehabt weiterzumachen.

Wir danken unseren Freunden. Ihr wart für uns da, habt uns unterstützt und bedingungslose Liebe entgegengebracht.

Unseren Kindern Danny und LeeAnn. Wir sind stolz auf euch. Bemüht euch darum, immer das Richtige zu tun, mit all eurer Kraft. Eure Eltern werden euch immer lieben und für euch da sein.

Unserem Herrn Jesus Christus, der uns schützt und Gnade schenkt und uns mit Frieden beschenkt. Du wendest dich niemals ab, wenn wir sündigen. Dein Opfer für uns lässt sich mit Worten nicht beschreiben. Du hast uns das ewige Leben geschenkt, und deine Liebe wird uns immer begleiten.

INHALT

Prolog

Vorwort: Das Versprechen

1 Liebe auf den ersten …:

Die Frau mit der wunderbaren Stimme

2 Im Bruchteil einer Sekunde:

Der Tag, der alles veränderte

3 Ein modernes Wunder:

K(l)eine Chance – großer Gott

4 In der Reha-Klinik: „Ich gebe nicht auf!“

5 Immer weiter: „Ich kenne dich nicht!“

6 Eine neue Welt: „Wer ist diese Frau?“

7 Die zweite Chance: Unsere neue Liebe …

8 Ein neues Leben: Wie es weiterging …

Nachwort: Medienrummel

Unsere Geschichte geht um die Welt

Dank

DEZEMBER 1993

„Krickitt“, begann der Therapeut mit beruhigender Stimme, „wissen Sie, wo Sie sind?“

Krickitt dachte einen Augenblick lang nach, bevor sie antwortete: „In Phoenix.“

„Das stimmt, Krickitt. Wissen Sie, welches Jahr wir haben?“

„1965.“

Sie wurde doch erst 1969 geboren, dachte ich. Panik erfasste mich. Das ist nur ein kleiner Rückschlag – kein Grund zur Sorge, versuchte ich mir einzureden.

„Krickitt, wie heißt Ihre Mutter?“, fragte der Therapeut weiter.

„Mary“, erwiderte sie, ohne zu zögern … und ohne jegliche Gefühlsregung.

Jetzt kommen wir doch weiter. Danke, Gott!

„Ausgezeichnet, Krickitt. Und Ihr Vater?“

„Gus.“

„Das stimmt. Sehr gut.“ Er hielt kurz inne, bevor er fortfuhr: „Krickitt, wer ist Ihr Mann?“

Krickitt blickte mich mit ausdruckslosen Augen an. Ihr Blick wanderte zu ihrem Therapeuten zurück. Eine Antwort gab sie nicht.

„Krickitt, wer ist Ihr Mann?“

Krickitt blickte erneut zu mir hinüber und wieder zu ihrem Therapeuten. Bestimmt hörten alle mein Herz klopfen, während ich stumm und in tiefer Verzweiflung auf die Antwort meiner Frau wartete.

„Ich bin nicht verheiratet.“

Nein! Gott, bitte!

Der Therapeut versuchte es erneut. „Doch, Krickitt, Sie sind verheiratet. Wer ist Ihr Mann?“

Sie zog die Stirn kraus. „Todd?“, fragte sie.

Ihr früherer Freund aus Kalifornien? Hilf ihr, sich zu erinnern, Gott!

„Krickitt, bitte denken Sie nach. Wer ist Ihr Mann?“

„Ich habe es Ihnen doch gesagt. Ich bin nicht verheiratet.“

VORWORT:

DAS VERSPRECHEN

Ich bin kein Held. Ich habe Fehler gemacht wie jeder andere, und ohne meinen Glauben und mein Vertrauen in Gott wäre ich heute nicht der, der ich bin.

In dieser Geschichte geht es nicht um mich und nicht um meine Frau Krickitt. Es geht um Gott und wie er meine Frau und mich durch eine schreckliche Zeit zu einem Leben geführt hat, das schöner ist, als wir es uns je erträumt hätten. Es geht um Hingabe, nicht nur an Gott, sondern auch an die Menschen, die wir lieben.

Während Sie dieses Buch in den Händen halten, ist Ihnen sicher bewusst, dass Sie in Ihrem Leben nicht vor Schwierigkeiten und Tragödien verschont bleiben. Aber Sie können Kraft finden in Gott. Wenn etwas in Ihrem Leben fehlt, suchen Sie ihn. Wenn Sie einmal mit ihm gelebt haben und er jetzt weit entfernt scheint, dann fragen Sie sich, wer sich wohl fortbewegt hat. Er ist immer da. Gehen Sie zu ihm. Er liebt Sie mit einer ewigen Liebe. Und wenn Sie seinem Wort folgen, können Sie Ihre Versprechen halten.

Meine Frau und ich hatten uns so ein Versprechen gegeben. Wir wollten uns lieben und achten. Für immer.

Kim Carpenter

1

LIEBE AUF DEN ERSTEN …: DIE FRAU MIT DER WUNDERBAREN STIMME

„Guten Morgen. Vielen Dank, dass Sie bei Jammin Sportbekleidung anrufen. Sie sprechen mit Krickitt.“

Als ich an jenem Morgen im Jahr 1992 in diesem Sportgeschäft anrief, hatte ich mich darauf eingestellt, eine gelangweilte Mitarbeiterin des Kundenservice am Telefon zu haben, die nur widerwillig den Telefondienst übernahm. Aber ich wurde überrascht. Als Krickitt „Guten Morgen“ sagte, hörte sich das an, als meinte sie es auch so. Sie klang munter und euphorisch.

„Hallo Krickitt“, antwortete ich, „ich bin Coach Kim Carpenter von der Highlands Universität in Las Vegas. Ich rufe an wegen der Baseball-Trainerjacken aus Ihrem Katalog ...“

Dieses erste Gespräch mit Krickitt bot keinesfalls den Stoff, aus dem Filme gemacht werden. Doch obwohl sich unser Gespräch ausschließlich um Preise und Farben drehte, wuchs mein Interesse an dieser Frau mit dem einzigartigen Namen von Minute zu Minute. Sie war so erfrischend freundlich und hilfsbereit, dass ich einfach das Gefühl hatte, mein Tag wäre allein durch dieses Gespräch mit ihr viel schöner.

Unser Telefonat ging zu Ende, doch ich konnte den Gedanken an dieses Mädchen nicht mehr aus meinem Kopf vertreiben. Sie hatte so etwas an sich, das anders und ganz besonders war. Ich konnte es nicht richtig erklären …

Einige Tage später rief ich noch einmal in dem Laden an, um noch weitere Informationen einzuholen. „Guten Morgen“, hörte ich. „Schön, dass Sie bei Jammin anrufen. Sie sprechen mit Keri.“ Hmm … Keri.Nicht die Stimme, die ich gern gehört hätte. Sehr schnell musste ich mir eingestehen, dass ich nicht angerufen hatte, um mich nach den Jacken zu erkundigen, sondern aus einem anderen Grund. Keri schien sehr nett zu sein, aber eigentlich wollte ich mit Krickitt reden. Irgendwie musste ich das deichseln, und so überlegte ich fieberhaft, was ich sagen sollte.

„Hallo Keri, ich hatte mit Krickitt über ein bestimmtes Jackenmodell gesprochen.“

„Einen Augenblick bitte.“ Während ich wartete, spürte ich, wie sich mein Herzschlag beschleunigte.

„Hallo, hier spricht Krickitt. Was kann ich heute für Sie tun?“

„Hallo Krickitt. Hier spricht Coach Carpenter von der Highlands Universität. Ich hatte neulich eine Jacke bestellt.“

Während Krickitt die passenden Unterlagen heraussuchte, hatte ich ein paar Sekunden Zeit zum Nachdenken. Was hatte diese Krickitt an sich, dass ich mich ganz plötzlich in einen nervösen, liebeskranken Teenager verwandelt hatte? Sie war doch nur eine Verkäuferin, die ihren Job machte, und außerdem wohnte sie in Kalifornien, also weit weg. Schnell schob ich diese Gedanken beiseite, während ich sie um einige Farbmuster bat, bevor ich das Gespräch beendete.

Als die Muster eintrafen, breitete ich sie auf dem Tisch aus. Meine Gedanken wanderten in eine unerwartete Richtung. Hat sie diese Farben selbst ausgesucht? Hatte sie die Muster in der Hand gehalten? Hey, Moment mal!, unterbrach ich meine eigenen Gedanken. Beruhige dich! Ich konnte nicht so ganz begreifen, was mit mir geschah, oder warum es geschah. Schließlich war ich doch ein erwachsener Mann!

Ich schob diese Gedanken beiseite. Trotzdem war ich ungewöhnlich versessen darauf, mit einer bestimmten Verkäuferin zu sprechen, als ich anrief, um eine Jacke in Dunkelrot und Grau zu bestellen.

„Guten Morgen. Vielen Dank, dass Sie bei Jammin anrufen. Sie sprechen mit Krickitt.“ Erfolg!

„Hallo Krickitt, hier ist Coach Carpenter. Ich …“

„Coach Carpenter!“ Sie unterbrach mich mit einer Begeisterung, die mich verblüffte. Denn immerhin wusste sie doch, dass es bei meiner Bestellung nur um eine Jacke ging. „Wie schön, von Ihnen zu hören.“

Ich fragte mich, was für sie wohl „schön“ daran war. Ging es ihr um die Bestellung oder vielleicht um mich? Ich bemühte mich, herauszufinden, ob mehr als professionelle Freundlichkeit in dieser Stimme lag, die ich einfach nicht mehr aus dem Kopf bekommen konnte.

Ich bestellte also wie erwartet die Jacke. Dann orderte ich noch ein anderes Modell. Diese Jacke fand so großen Anklang in der Mannschaft, dass meine Trainer-Kollegen auch eine haben wollten, also bestellte ich noch einige nach.

Zwei Monate waren vergangen seit jenem ersten Gespräch mit meiner Lieblingsverkäuferin, und mittlerweile unterhielten wir uns über Gott und die Welt, über Dinge, die nichts mit dem Geschäftlichen zu tun hatten. Und an einem Tag gegen Ende eines Telefonats erwähnte Krickitt, dass sie an dem Tag, an dem ich mich nach einem Auftrag erkundigen wollte, nicht arbeitete, darum gab sie mir ihre Privatnummer.

Danach rief ich Krickitt zu Hause an, und es dauerte nicht lange, bis wir nicht mehr so taten, als ginge es bei den Anrufen um Sportkleidung, sondern wir nutzten die Zeit, um uns besser kennenzulernen. Nicht selten dauerten unsere Telefongespräche über eine Stunde. Egal, wie lange wir miteinander redeten, wir trennten uns jedes Mal nur widerwillig voneinander, obwohl meine Telefonrechnung von einem ganz geringen Betrag pro Monat in schwindelnde Höhen schoss. Fünfhundert Dollar waren keine Seltenheit. E-Mail und SMS waren noch nicht verbreitet, und nur wenige Menschen besaßen überhaupt ein Handy. Krickitt und ich wohnten in unterschiedlichen Bundesstaaten, aber diese Unannehmlichkeiten und die Kosten waren mir egal. Diese Frau war es mehr als wert.

Irgendwann erfuhr ich, wie Krickitt zu ihrem einzigartigen Namen gekommen war. Ihr Vorname ist eigentlich Krisxan (ausgesprochen „Kris-Ann“), ein Name, der auf griechische Vorfahren schließen ließ. Der Spitzname Krickitt entstand, als ihre Großtante meinte, die zweijährige Krisxan könnte keine Sekunde still sitzen und hüpfe immerzu herum – „like a cricket“ – wie eine Grille.

Krickitt war ein Energiebündel und sehr sportlich. Boden- und Geräteturnen waren Krickitts Leidenschaft, seit sie alt genug war, um über einen Schwebebalken zu balancieren. Noch bevor sie ihren Namen schreiben konnte, beherrschte sie einen Handstandüberschlag rückwärts! Ich hielt mich für einen leidenschaftlichen Sportler, aber Krickitt stellte mich mit ihrer Begeisterung noch weit in den Schatten.

Obwohl sich viele unserer ersten Gespräche um Sport drehten, vergeudete Krickitt keine Zeit, um über Gott zu sprechen und das Leben als Christ. Nach etwa zwei Monaten schrieb sie Folgendes: „Du hast gesagt, ich könnte dich alles fragen. Ich will ehrlich sein, Kimmer. Du weißt, dass ich Christ bin. Christ zu sein bedeutet, eine sehr persönliche Beziehung zu Jesus Christus zu haben. Ich glaube, ich habe mich diese ganze Zeit gefragt, ob du auch Christ bist – ob du die Entscheidung getroffen hast, Christus dein Leben anzuvertrauen. Er hat die Strafe für deine Sünde getragen und will dir ewiges Leben schenken, wie er es versprochen hat. Wir brauchen ihn nur darum zu bitten.“

Der Glaube war für sie das Wichtigste im Leben, und egal, was sie für mich empfand, sie wollte meine geistliche Einstellung kennenlernen, bevor sie sich auf eine Beziehung mit mir einließ. Wir tauschten uns über diesen Teil unseres Lebens aus und stellten fest, dass wir beide in ungefähr demselben Alter zu Christus gefunden hatten. Doch von diesem Punkt an war unsere geistliche Reise in unterschiedliche Richtungen verlaufen.

Ich war vierzehn Jahre alt, als ich im Haus eines Freundes von Jesus erfuhr. Dass Christus für mich gestorben war, um mir meine Schuld zu vergeben, war für mich die wunderbarste Nachricht, die ich je gehört hatte. Ich war so aufgeregt, dass ich es kaum erwarten konnte, meinen Eltern zu Hause davon zu erzählen. Doch als ich mit ihnen über meine Gefühle sprach, teilten sie meine Begeisterung ganz und gar nicht.

Meine Eltern gingen zwar zur Kirche, aber ich glaube, sie haben nie gefühlt, was ich in diesem Augenblick empfand. Wir hatten nie regelmäßig die Messe besucht, allerdings nahm Oma Helen uns immer mit, wenn sich die Gelegenheit dazu bot. Bei unseren Gesprächen in der Familie war Religion kein Thema. Doch die Botschaft von Christus hatte mich berührt. Es war ein langer Prozess, doch mit der Zeit lernte ich Jesus als meinem Erlöser aus tiefstem Herzen zu vertrauen und zu folgen.

Krickitt erfuhr durch ein kleines Büchlein mit dem Titel Die vier geistlichen Gesetze von Jesus. Seine Botschaft begeisterte sie und weckte ihre Neugier, und sie beschloss von einem zum anderen Augenblick, ihr Leben Christus anzuvertrauen und ihm nachzufolgen. Aber niemand erfuhr, dass sie an jenem Tag diese wichtige Entscheidung getroffen hatte, die ihr Leben von Grund auf verändern würde. Damals wusste sie selbst noch nicht so richtig, was diese Entscheidung für ihr Leben und die Ewigkeit bedeutete. Sie behielt ihre Entscheidung für sich und schloss sich damals auch keiner Kirche an.

Während ihres Studiums fand sie schließlich den Weg in eine Gemeinde. Dort wurde ihr geistliches Leben entscheidend geprägt. Im Sommer 1991 nahm sie an einer Missionsreise ihrer Gemeinde nach Ungarn teil. Diese neun Wochen empfand sie als große Chance, die Gott ihr schenkte, um anzufangen, ihre Zeit und Energie für ihn einzusetzen, statt sie vor allem in den Sport zu investieren.

Eigentlich war ich recht zufrieden mit meiner Beziehung zu Gott, doch als ich Einblick bekam in Krickitts Leben, staunte ich nicht schlecht. Der Glaube durchdrang jeden Bereich ihres Lebens. Sie war nicht nur am Sonntagmorgen Christin. Sie war Christin mit Leib und Seele. Und das bewunderte ich an ihr.

Meine Gespräche mit Krickitt wurden zunehmend länger und intensiver. Wir fingen auch an, uns zu schreiben. Bei den Briefen war es wie bei den Telefongesprächen – zuerst schickten wir kurze Karten, aber schon bald konnte es vorkommen, dass Krickitt mir einen zehnseitigen Brief schrieb. Ich kann nur erahnen, wie viele E-Mails wir wohl ausgetauscht hätten, wenn wir diese Möglichkeit damals schon gehabt hätten.

Wie zu erwarten war, überlegten wir irgendwann, ob wir Fotos austauschen sollten. Zu Beginn des Jahres 1993 fanden wir, der Zeitpunkt sei nun gekommen. Damals war es natürlich noch nicht möglich, ein Foto per Mausklick zu versenden. Darum mussten wir die lange, nervenaufreibende Wartezeit auf uns nehmen, bis endlich die Post eintraf. Ich schickte Krickitt einen Medienführer unserer Baseball-Mannschaft, der Highlands Cowboys. Darin war auch ein Foto von mir. Und ich wartete voller Spannung auf das Foto, das dem wunderbaren Mädchen, das ich in den vergangenen Monaten so gut kennengelernt hatte, ein Gesicht geben würde. Ich versuchte mir einzureden, dass ihr Wesen und ihr Herz wichtig waren. Doch gleichzeitig gestand ich mir ein, dass es nicht schaden könnte, wenn sie zudem auch noch attraktiv wäre.

Als der Umschlag von Krickitt einige Tage später in meinem Briefkasten lag, riss ich ihn ungeduldig auf und warf meinen ersten Blick auf eine Frau mit dunklen Haaren, funkelnden blauen Augen und einem fantastischen Lächeln. Ich fand sie absolut umwerfend.

Doch auf dem Foto war noch eine andere Person gewesen. Das war nicht zu übersehen, denn ein Arm lag auf Krickitts Schultern. Wen hatte sie aus dem Foto ausgeschnitten? War das ihr Freund? Auch so ein „besonderer Freund“ wie ich? Mein Herz klopfte zum Zerspringen, während mir diese Gedanken durch den Kopf schossen. Immer mit der Ruhe, Mann, ermahnte ich mich. Du bist vorschnell.

Ungeduldig wartete ich auf den Abend, um von Krickitt zu erfahren, ob sie mein Foto auch an diesem Tag bekommen hätte, aber ich war ein wenig unsicher, wie sie reagieren würde. Am Abend rief ich sie an. „Ich habe dein Foto bekommen!“, verkündete sie. Ich wollte nicht fragen, ob es ihr gefiel, also wartete ich einfach ab, ob sie einen Kommentar dazu abgeben würde. Ich wurde nicht enttäuscht. „Und weißt du was?“, sagte sie. „Ich dachte: Dieser Typ ist wirklich süß.“ Wir lachten. Ich hatte befürchtet, das Gespräch könnte angespannt und schwierig werden, aber so war es nicht.

Ich erwähnte, mir sei aufgefallen, dass sie jemanden aus ihrem Foto ausgeschnitten hätte.

„Ja“, erwiderte sie. Wieder wartete ich und fürchtete mich beinahe vor dem, was sie sagen könnte.

„Ich habe meine Freundinnen ausgeschnitten, weil sie sehr hübsch sind!“

Uns beiden war bewusst, was als Nächstes kommen müsste: ein persönliches Treffen. Dies wäre ein äußerst wichtiger Schritt in unserer Beziehung. Denn schließlich kann man sich nur wirklich mit jemandem verbunden fühlen, wenn man sich persönlich begegnet ist. Im Februar 1993 sprachen wir das erste Mal von der Möglichkeit eines Besuchs. Wegen unserer beruflichen Verpflichtungen könnte es allerdings nur ein kurzer Besuch sein. Zu dem Zeitpunkt telefonierten wir mehr als fünf Stunden in der Woche miteinander, und ich dachte mir, dass ein Flugticket kaum teurer wäre als meine Telefonrechnungen. Darum fragte ich Krickitt, ob sie nach Las Vegas kommen und sich ein paar Spiele meiner Mannschaft anschauen wolle. Sie erwiderte, darauf könne sie noch keine Antwort geben. Bevor sie eine Entscheidung träfe, wolle sie darüber nachdenken und beten.

Und das tat sie auch. Jahre später erlaubte mir Krickitt, ihr Tagebuch aus jener Zeit zu lesen. Dort fand ich diesen Eintrag: „Herr, ich brauche deine Weisheit und deinen Geist. Zeige mir, was ich in Bezug auf Kimmer tun soll … Einerseits möchte ich mich mit ihm treffen – ich denke, das wäre bestimmt lustig. Andererseits möchte ich keine Gefühle für ihn entwickeln, wenn das nicht dein Wille ist. Wenn es aber von dir ist, dann zeige es mir bitte. Ich möchte mich von dir führen lassen. In vieler Hinsicht passen wir so gut zueinander, aber du sollst der Mittelpunkt meines Lebens sein.“

Schließlich legte mir Krickitt ihre Bedenken in einem ausführlichen Brief dar. Sie wollte sichergehen, dass wir keine unrealistischen Erwartungen entwickelten. Deshalb stellte sie klar, dass wir im Augenblick nur Freunde seien. Ihre zweite Sorge war, dass sie meinen Ruf nicht in Gefahr bringen wollte. Als Trainer war ich ein Vorbild und hatte viel zu verlieren, falls sich die Situation anders darstellte, als sie tatsächlich war – nämlich, dass dies nur ein Treffen zwischen zwei Freunden war.

Nachdem wir zwei Monate hin und her überlegt hatten, beschloss Krickitt, nach New Mexico zu kommen. Ich reservierte ein Zimmer für sie in einem Hotel ganz in der Nähe meiner Wohnung. Dass Krickitt in jeder Hinsicht auf den Mann warten wollte, den sie einmal heiraten würde, respektierte ich. Mir war klar, dass ich ihr von meiner Vergangenheit erzählen müsste, da ich es in diesem Punkt nicht so genau genommen hatte. Darüber wäre sie bestimmt enttäuscht. Aber in dieser Angelegenheit Klarheit zu schaffen war wichtig, und Außenstehende sollten keinesfalls den Eindruck bekommen, wir würden die Nacht miteinander verbringen.

Ich fuhr nach Albuquerque, eine Fahrt von zwei Stunden, um sie am Flughafen abzuholen. In jener Zeit – lange vor dem 11. September – durfte man im Flughafen noch ungehindert in den Sicherheitsbereich. Ich konnte sie also am Gate abholen. Ich erkannte sie sofort: in der Sekunde, als sie aus dem Jetway kam. Natürlich hatte ich ihr Foto, ich wusste also, nach wem ich Ausschau hielt. Aber ich glaube, ich hätte sie auch erkannt, wenn ich nicht gewusst hätte, wie sie aussah. Wir hatten so viele Gemeinsamkeiten, und unsere Freundschaft war einfach wundervoll. Auf dem Foto fand ich sie schon sehr attraktiv. Aber als sie dann in natura vor mir stand, war ich doch perplex, wie gut sie aussah. Nach all diesen ausführlichen Telefonaten hatte ich nun nach langem Warten endlich den Menschen vor mir, der zu dieser unglaublichen Stimme gehörte. An diesem Wochenende hatten wir Zeit füreinander und brauchten uns keine Sorgen wegen der Telefonrechnung zu machen. Wir redeten die ganze Zeit beinahe ohne Pause. An jenem ersten Abend erzählten wir uns von unserer Kindheit, unseren Familien, unseren Jobs. Wir sprachen über unsere Liebe zum Sport, unsere Freunde, unsere ungewöhnliche Fernfreundschaft. Aber vor allem sprachen wir über unseren Glauben. Ich hatte ja bereits eine Ahnung davon, dass sie in ihrem Glauben sehr viel reifer war als ich, aber das ließ sie mich nicht spüren. Sie spielte ihre Überlegenheit nicht aus, sondern machte mir Mut, Gott noch besser kennenzulernen und ihm von ganzem Herzen nachzufolgen. Sie wusste ganz genau, wer sie war und wer Gott war.

Nach vielen Stunden hielten wir beide gleichzeitig inne, um Luft zu holen. In der Stille schaute Krickitt aus dem Fenster. Ich bemerkte Verwunderung auf ihrem Gesicht, als sie nach draußen deutete. Ich folgte ihrem Blick und stellte verwundert fest, dass die Sonne schon wieder aufgegangen war. Wir hatten die ganze Nacht geredet und dabei die Zeit ganz vergessen.

Am folgenden Tag sah sich Krickitt die beiden Spiele meiner Mannschaft an. Wir verloren beide Spiele. Am Abend unterhielten wir uns wieder. Nach dem Ausgang der Spiele war ich nicht besonders fröhlich. Meine Stimmung besserte sich auch nicht, als ich Krickitt von meiner Mutter erzählte, die an einer schweren Krankheit litt. Doch aus irgendeinem Grund hatte ich das Gefühl, mich Krickitt öffnen zu können, wie bisher keinem anderen Menschen. Sie verstand mich und ging sehr einfühlsam auf mich ein. So etwas hatte ich bisher noch nie erlebt. In diesem Augenblick war mir klar, dass unsere Freundschaft etwas Besonderes war. Diese Frau wollte mich kennenlernen, wollte an meinen Sorgen, Problemen und Ängsten teilhaben, und mir ging es genauso.

Ich war verblüfft, als Krickitt mir plötzlich einen Geschenkkarton reichte. In der Schachtel lag eine wunderschöne neue Bibel. Mein Name war eingraviert. Mir fehlten die Worte. Bis ich einen Dank murmeln konnte, hatte Krickitt bereits das Buch Hiob aufgeschlagen.

„Das Leben ist nicht fair; aber daran können wir nichts ändern“, sagte sie leise und voller Überzeugung. „Jeder erlebt mal Zeiten, wo er das Gefühl hat, von Gott verlassen zu sein. Doch er ist immer da, er bringt dich immer näher zu ihm, auch wenn deine Mutter sehr krank ist und dein Team nicht gut gespielt hat.“

Krickitt begann zu lesen: „Im Land Uz lebte einmal ein Mann namens Hiob. Er war ein Vorbild an Rechtschaffenheit, nahm Gott ernst und hielt sich von allem Bösen fern …“ Wir unterhielten uns über die schrecklichen Ereignisse, die über Hiob hereinbrachen. Wir stellten die Fragen, die sich einem angesichts der Situation des Mannes, der alles verloren hat, aufdrängen. Wie konnte Gott zulassen, dass einem so rechtschaffenen Mann so schreckliche Dinge zustießen? Und, vom menschlichen Standpunkt aus vielleicht noch wichtiger, warum warf Hiob nicht das Handtuch und wandte sich von Gott ab?

Noch ahnten wir nicht, dass uns schon bald auch viel Leid treffen würde …

Wir lasen abwechselnd weiter im Buch Hiob und redeten über vieles, was uns dabei durch den Kopf ging. Die Zeit verging wie im Flug, während wir uns in die unfassbare Geschichte eines Mannes vertieften, der auch in dieser unvorstellbaren Tragödie an seinem Glauben festhielt. Am Ende der Geschichte freuten wir uns mit Hiob, als Gott seinen Glauben reich belohnte.

Irgendwann mitten in der Nacht schliefen wir beide auf der Couch ein. Am nächsten Tag flog Krickitt nach Kalifornien zurück … und ich hatte Mühe, beim Training meiner Mannschaft die Augen offen zu halten.

Später erfuhr ich, dass Krickitts Mitbewohnerin Lisa, die sie am Freitag zum Flughafen gebracht hatte, zu ihr sagte, sie hätte irgendwie das Gefühl, dass dies ein Abschied für immer wäre. Und als Lisa sie nach dem Wochenende wieder abholte, war für sie offensichtlich, dass es nur noch eine Frage der Zeit wäre, bis Krickitt auszog.