Fürsten-Roman 2607 - Caroline Thanneck - E-Book

Fürsten-Roman 2607 E-Book

Caroline Thanneck

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Beschreibung

Diese Prinzessin ist schwerer zu hüten als eine Schüssel Sahne an einem Kuchenbüfett! Leibwächter Aaron könnte sich die Haare raufen. Livia von Wertheim hat vor zwei Jahren ein Spenderherz erhalten und soll sich vor zu großen Anstrengungen hüten. Doch von Langweile und einem Leibwächter will die Prinzessin partout nichts wissen. Sie wünscht sich ein normales Leben, und sie möchte frei sein!
Die Prinzessin will nicht sehen, dass ihr Leibwächter längst nicht mehr so professionell ist, wie es seine Aufgabe eigentlich verlangt. Aaron fühlt sich mit einer unbändigen Kraft zu ihr hingezogen. Nach dem Tod seiner Verlobten hat er geglaubt, nie wieder lieben zu können, aber Livia hat sein Herz erobert.
Als Aaron erfährt, dass Livia just an dem Tag, als seine Verlobte verunglückte, ihr Spenderherz erhalten hat, stürzt es ihn in einen tiefen Konflikt. Trägt die Prinzessin womöglich das Herz seiner Verlobten in sich? Fühlt er sich wirklich zu ihr hingezogen - oder ist es gar das Herz seiner ehemaligen Geliebten, das ihn anzieht?

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Inhalt

Cover

Impressum

Bis das Glück uns findet

Vorschau

BASTEI ENTERTAINMENT

Vollständige eBook-Ausgabeder beim Bastei Verlag erschienenen Romanheftausgabe

Bastei Entertainment in der Bastei Lübbe AG

© 2020 by Bastei Lübbe AG, Köln

Programmleiterin Romanhefte: Ute Müller

Verantwortlich für den Inhalt

Titelbild: IvaFoto / shutterstock

Produktion:3w+p GmbH, Rimpar (www.3wplusp.de)

ISBN 9-783-7325-9923-3

www.bastei-entertainment.de

www.lesejury.de

www.bastei.de

Bis das Glück uns findet

Adelsroman um zwei Herzen im Schicksalssturm

Von Caroline Thanneck

Diese Prinzessin ist schwerer zu hüten als eine Schüssel Sahne an einem Kuchenbüfett! Leibwächter Aaron könnte sich die Haare raufen. Livia von Wertheim hat vor zwei Jahren ein Spenderherz erhalten und soll sich vor zu großen Anstrengungen hüten. Doch von Langeweile und einem Leibwächter will die Prinzessin partout nichts wissen. Sie wünscht sich ein normales Leben, und sie möchte frei sein!

Die Prinzessin will nicht sehen, dass ihr Leibwächter längst nicht mehr so professionell ist, wie es seine Aufgabe eigentlich verlangt. Aaron fühlt sich mit einer unbändigen Kraft zu ihr hingezogen. Nach dem Tod seiner Verlobten hat er geglaubt, nie wieder lieben zu können, aber Livia hat sein Herz erobert.

Als Aaron erfährt, dass Livia just an dem Tag, als seine Verlobte verunglückte, ihr Spenderherz erhalten hat, stürzt es ihn in einen tiefen Konflikt. Trägt die Prinzessin womöglich das Herz seiner Verlobten in sich? Fühlt er sich wirklich zu ihr hingezogen – oder ist es gar das Herz seiner ehemaligen Geliebten, das ihn anzieht?

„Neunundzwanzig … achtundzwanzig …“

Hell rief die Kinderstimme durch den Schlosspark.

Livia wirbelte herum und sauste unter einem mit Wildrosen bewachsenen Torbogen hindurch. Kies spritzte hinter ihr auf, als sie über den gewundenen Weg rannte.

Während ihre Schwester zählte, flitzte Livia am Ententeich vorbei zu dem Sonnengarten, den ihre Mutter angelegt hatte. Heiligenkraut, Königskerzen und kalifornischer Mohn neigten sich im Sommerwind. Bienen umschwirrten die Blüten, angezogen von dem süßen Blütenduft.

Der Sommer war Livias liebste Jahreszeit. Sie musste nicht zur Schule und konnte von früh bis spät mit ihrer Schwester draußen spielen. Sie rannte weiter und erreichte das Labyrinth. Atemlos blieb sie vor den mannshohen Hecken stehen und überlegte. Sollte sie sich hier verstecken? In dem Wirrwarr aus Gängen zwischen dem Grün? Oder lieber weiterlaufen?

Zögernd knabberte sie an ihrer Unterlippe.

Lieber weiterlaufen!, beschloss sie. Das dichte Grün war ihr immer ein wenig unheimlich. Außerdem gab es in dem Labyrinth keine guten Verstecke. Nur Hecken und ein paar Bänke, auf denen man sich ausruhen konnte.

Also weiter! Livia sauste vorwärts.

Sie liebte es, mit ihrer jüngeren Schwester Verstecken zu spielen. Allerdings stöberte Saskia sie immer viel zu schnell auf. Diesmal wollte die Prinzessin es ihr richtig schwer machen.

Sie passierte die Statue, die aus Canna und Baumfarnen aufragte. Viele der Pflanzen im Schlosspark konnte Livia beim Namen nennen. Sie liebte alles, was grünte und blühte, und so war das kleine Tropenhaus, das ihre Eltern für sie auf dem Schlossgrund hatten bauen lassen, ihr liebstes Domizil.

Hin und wieder schlich sie sich abends heimlich aus dem Schloss, um zwischen ihren geliebten Pflanzen zu übernachten.

Ihr Vater hätte es lieber gesehen, sie hätte sich für Kleider und schöne Stoffe interessiert. Er leitete ein Unternehmen, das Mode in die ganze Welt exportierte. Doch Livias Liebe gehörte nun einmal den Pflanzen. Sie wusste noch nicht so recht, was sie später einmal werden wollte, aber einen Schreibtisch im Büro ihres Vaters erträumte sie sich nicht. Das war eher etwas für ihre Schwester. Saskia schneiderte ihren Puppen liebend gern neue Kleider, darin kam sie ganz nach ihrem Vater.

Livia erreichte die Klippen und blieb sekundenlang stehen, um nach Luft zu schnappen. Diese verflixte Rennerei!

Das Schloss ihrer Familie ragte hoch über dem Meer auf. Eine Festung, die Wind und Wellen trotzte. Möwen kreisten in der Luft, und als Livias Lippen schmeckten nach Salz.

Die Prinzessin kehrte den Klippen den Rücken und folgte dem Pfad zurück in den Park. In der Nähe des rechteckigen Wasserbeckens wuchsen immergrüne Hecken. Der Gärtner verlieh ihnen jedes Jahr neue Formen. Livia verließ den Weg und duckte sich hinter einer halbmondförmigen Hecke ab.

Vergnügt kicherte sie in sich hinein. Zwischen dem üppigen Grün würde Saskia sie bestimmt nicht finden …

„Hey!“

„Huch!“ Ihr Herz machte einen schmerzhaften Satz, als plötzlich ein Junge von elf Jahren vor ihr auftauchte.

Ben wohnte mit seinen Eltern nur einen kurzen Ritt von Schloss Wertheim entfernt. Seine Eltern waren mit ihren befreundet, deshalb war Ben ein oft gesehener Gast. Sehr zu Livias Leidwesen, denn der ältere Junge liebte es, ihrer Schwester und ihr Streiche zu spielen.

Mit Schaudern dachte sie an den Frosch zurück, den er ihr einmal in der Kirche ins Kleid geschoben hatte. An die gestohlenen Frühstücksbrote. Und an die Schelte, die sie von ihrer Lehrerin bekommen hatte, weil sie ihre Hausarbeit nicht vorzeigen konnte. Ben hatte ihr Heft versteckt – und es ihr bis zum heutigen Tag nicht zurückgegeben …

„Warum versteckst du dich denn?“ Breitbeinig baute sich der ältere Junge vor ihr auf.

„Schhhh! Saskia und ich spielen Verstecken.“

„Verstehe.“ Ein breites Grinsen breitete sich auf seinem sommersprossigen Gesicht aus. „Dann willst du also nicht gefunden werden?“

„Genauso ist es. Also geh bitte.“

„Und wenn ich das nicht will?“

„Dann trete ich dir vor das Schienbein.“

„Das traust du dich nicht, wetten?“

„Vielleicht aber doch!“

„Glaub ich nicht.“

„Glaub es ruhig. Verdient hättest du es allemal.“

„Na, hör mal. Warum magst du mich eigentlich nicht?“

„Weil du Tiere quälst und mein Schulheft verschmissen hast.“

„Das waren doch nur Scherze.“

„Für mich nicht.“

„Komm schon. Vergessen und vergeben.“ Ben grinste sie an. „Was gibst du mir, damit ich deiner Schwester nicht verrate, wo du steckst?“

„Warum sollte ich dir etwas dafür geben?“

„Weil ich sonst laut rufen werde, wo du bist.“

„Das machst du nicht.“

„Klar mache ich es. Also? Was gibst du mir?“

Was dachte sich dieser Bursche eigentlich? Empörung schwappte in ihr hoch. Und ehe sie noch einmal darüber nachdenken konnte, hatte sie ihm bereits einen kräftigen Tritt gegen das Schienbein versetzt!

„Aua!“ Ben hüpfte auf seinem anderen Fuß herum. Dabei funkelte er sie wütend an. „Na warte!“ Er hob den Kopf. „Saskia? Wir sind hier! Hörst du? Hier sind wir!“

Livia schnellte aus ihrem Versteck hoch. Sie wollte noch nicht gefunden werden. Schon gar nicht durch diesen vorlauten Bengel! Mit langen Schritten flitzte sie weiter, obwohl es in ihrer Brust mit einem Mal ganz eng wurde und stach.

Sie erreichte den Bach, der sich unter den uralten Bäumen schlängelte. Einige von den Eichen sollten schon seit vielen Hundert Jahren hier stehen. Sie hatten Napoleon kommen und gehen gesehen. Und die Schweden.

Die Sonne fiel durch das dichte Blätterdach und ließ das Wasser glitzern. Libellen kreisten wie winzige Helikopter am Ufer. Livia eilte weiter und erreichte wenig später die Weide, die ihr Vater schon lange abholzen lassen wollte, es aber nicht übers Herz brachte, weil sie zum Schlossgrund gehörte, solange er zurückdenken konnte. Der Stamm war auf der Rückseite ausgehöhlt und bot eine Öffnung, gerade groß genug, dass Livia hineinkriechen konnte. Sie kroch hinein und duckte sich ab.

Hier findet mich niemand. Saskia nicht und Ben gleich gar nicht … Sie lachte in sich hinein.

Ein Eichhörnchen huschte auf der anderen Uferseite zwischen den Bäumen hindurch und verschwand im dichten Grün.

Livia schlang die Arme um ihre Knie. Ihr gelbes Kleid war hier und da mit grünen Flecken gesprenkelt. Auweia, das würde Ärger geben, wenn ihre Mutter das bemerkte!

Vor der Weide knirschten plötzlich Schritte.

„Livia?“ Das war ihre Schwester!

Sie hielt den Atem an und wagte keinen Mucks.

„Livia, wo bist du?“

Sie rührte sich nicht vom Fleck. Bald wurden die Schritte leiser und schließlich war sie wieder allein. Saskia hatte sie nicht entdeckt! So richtig freuen konnte sie sich darüber jedoch nicht. Sie fühlte sich nämlich gar nicht gut. Das enge Gefühl in ihrer Brust wurde schlimmer! Und ein kalter Schauer nach dem anderen rieselte ihren Rücken hinunter! Dabei war es doch so ein warmer Sommertag! Was war nur los mit ihr?

Livia entschied, ihr Versteck zu verlassen und zum Schloss zurückzukehren. Das Spiel konnten ihre Schwester und sie ein anderes Mal fortsetzen. Sie wollte sich aufrichten, aber ihre Beine waren mit einem Mal wie Watte und gehorchten ihr nicht. Und ein böses Stechen raste durch ihre Brust …

„Aua!“ Sie schlang die Arme um sich selbst und wimmerte leise. „Das tut weh!“

Was geschah hier nur mit ihr? Bevor sie eine Antwort finden konnte, verschwamm alles Grün um sie herum und sie brach ohnmächtig in ihrem Unterschlupf zusammen …

Frederik von Wertheim strich über die lederne Tasche, als wäre es die Wange einer wunderschönen Frau. Das Behältnis enthielt seine kostbare Neuerwerbung. Zusätzlich geschützt von einer stählernen Kassette, die Feuer, Regen und langen Fingern standhalten sollte. Ein Gemälde war es, nicht größer als ein Notenblatt – und von unschätzbarem Wert.

Und nun war es sein! Sein!

Sein Blut rauschte noch immer heiß vor Erregung durch seine Adern. Der Fürst fühlte sich um zwanzig Jahre verjüngt. Das Bild, das er begehrt hatte, gehörte nun ihm. Errungen nach wochenlangen Verhandlungen und inneren Kämpfen. Und nicht mit Geld zu bezahlen. Nein, ein Teil der fürstlichen Ländereien hatte er dafür hergegeben.

Nora würde ihn schelten. Oh. Gewiss würde sie das. Doch er hatte nicht wiederstehen können.

Ein Picasso! Sein Picasso!

Dieser Maler hatte ihn von klein auf begleitet. Schon als Kind war er fasziniert gewesen von den Motiven des spanischen Malers, dessen Blick auf die Welt so anders war als seiner. Er hatte ihm nachgeeifert, hatte gemalt und sich in Bildern verloren. Als seine Eltern ihn zum ersten Mal mit in eine Ausstellung von Pablo Picasso mitgenommen hatten, war er in Tränen ausgebrochen, als das Museum abends schloss und er gehen musste.

Er konnte sich die Anziehung selbst nicht erklären, aber sie war da. Tief in seinem Herzen verwurzelt.

Für seine Frau waren die Bilder lediglich überschätzte Missgeschicke.

Für ihn waren sie jedoch pure Glückseligkeit. Und nun gehörte ihm eines davon.

Der Fürst konnte ein breites Grinsen nicht unterdrücken. Am liebsten hätte er laut gejubelt. Wenn er nur seiner Frau das Geschäft schon gebeichtet hätte …

Sie waren zusammen in die Stadt gefahren. Nora für den Besuch im Kosmetikstudio und er für das Treffen mit dem Notar und dem früheren Besitzer des Gemäldes.

Es war alles beglaubigt, notiert und festgehalten worden.

Nature Morte gehörte nun offiziell ihm.

Darauf zu sehen waren eine Zeitung und ein Glas Absinth auf einem Tisch. Pablo Picasso war gerade Vater eines kleinen Jungen geworden, als er das Bild vollendet hatte. Es war wie ein Fenster in die Vergangenheit des Malers.

Frederik war sich sicher, dass er in dieser Nacht nicht viel Schlaf finden würde. Vermutlich würde er stundenlang vor dem Gemälde sitzen und es anstarren …

„Liebling, da bist du ja.“ Sein Frau beugte sich zu ihm.

Sie duftete nach einem blumigen Parfum. Wenn sie ihre dunklen Haare offen trug, fielen sie in weichen Wellen um ihr Gesicht. Dann sah sie so jung und lebensfroh aus, dass ihm das Herz aufging. Jetzt hatte sie die Locken zu einer eleganten Hochsteckfrisur frisiert. Es reizte ihn, ihr die Nadeln aus den Haaren zu ziehen und seine Finger in der seidigen Fülle zu vergraben.

„Wartest du schon lange auf mich?“

„Nicht lange“, verneinte er und blickte aus dem hohen Fenster hinaus auf die Einkaufsstraße.

Sie hatten sich in der Lieblingskonditorei seiner Frau verabredet. Nur hier gab es die süßen Biskuitrollen mit Erdbeerfüllung, die sie so liebte. Seine Köchin auf Schloss Wertheim hatte versucht, sie nachzumachen, aber obwohl ihr Gebäck gelungen war, kam es nicht an das Original heran.

„Darf ich probieren?“ Sie deutete auf seinen Teller. „Ich bin am Verhungern!“

„Nur zu. Die habe ich für dich bestellt.“ Lächelnd schob er seiner Frau das süße Teilchen hin.

Sie ließ sich auf den Stuhl ihm gegenüber sinken, lächelte ihn über den Keramiktopf mit Lavendel an und griff nach der Gabel.

„Wie war dein Nachmittag?“

„Äußerst erfolgreich. Ich habe das Gemälde bekommen.“

„Nein!“ Sie ließ die Gabel wieder sinken. „Und den schönen Teich dafür hergegeben? Oh, Frederik. War das ein guter Tausch? Dieses Gemälde verstaubt, der Teich aber, der lebt!“

„Es verstaubt bestimmt nicht. Ich werde es hüten und für unsere Nachkommen bewahren.“

„Ich bezweifle, dass Livia und Saskia sich viel aus den Darstellungen dieses Mannes machen. Mir jedenfalls bescheren sie eher Albträume als Freude.“

„Du solltest hinter die Zeichnungen blicken.“

„Dahinter?“ Nora verzog das Gesicht, als hätte sie sich den großen Zeh angestoßen. „Dein Vater wäre nicht erfreut, wenn er wüsste, dass du ein Stück vom Familienbesitz dafür hergegeben hast. Du weißt, dass du dich dem Hausgesetz nach in einer Grauzone befindest.“

„Ich konnte die Gelegenheit nicht verpassen. Es gibt Kenner, die haben in den 60er-Jahren mit dem Sammeln von Picassos Gemälden begonnen. Damals wurden manche Bilder noch für Tausend Dollar hergegeben. Picasso selbst hat sie sogar häufig verschenkt. Er fand, Kunst sollte allen offenstehen, nicht nur den Reichen. Inzwischen sind die Sammler von damals mehrfache Millionäre, wenn nicht Milliardäre.“

„Ich werde es nie verstehen.“ Seine Frau hob die Hände, als wollte sie sich ergeben. „Du und dein Picasso.“ Sie verdrehte die Augen, lächelte jedoch dabei. Da wusste er, der größte Sturm war vorüber.

Er nahm ihre Hand und drückte einen Kuss darauf.

„Ich hoffe, du denkst nicht daran, den Picasso heute Abend an meiner Stelle mit ins Bett zu nehmen und im Arm zu halten“, mahnte sie scherzhaft.

„Nun, um ehrlich zu sein …“ Er wich lachend aus, als sie spielerisch nach ihm griff. „Darum musst du dich nicht sorgen. Ich will nichts und niemanden als dich in meinen Armen halten.“

„Schmeichler.“ Sie zwinkerte ihm zu. Dann stach sie die Gabel in das Gebäckstück, aber anstatt zu probieren blickte sie unsicher darauf nieder. „Was machen wir denn nun mit dem Westflügel? Der Gutachter sagt, die Balken der Fußböden sind so morsch, dass es unverantwortlich ist, sie zu betreten.“

„Wir schließen ihn vorerst, bis wir genügend Geld haben, um den Flügel renovieren zu lassen.“

„Wer weiß, ob das jemals der Fall sein wird. Schon die Arbeiten am Haupttrakt haben ein Vermögen verschlungen. Wir können uns das nicht leisten.“

„Jetzt vielleicht nicht, aber in ein paar Jahren sieht die Sache vielleicht anders aus.“

„Wir bräuchten etwas von Wert, das wir verkaufen können …“ Seine Frau schwieg und betrachtete das Behältnis mit dem Gemälde.

„Kommt nicht infrage“, wehrte er ab.

„Aber dieses Bild ist mehr wert als unser gesamter Westflügel.“

„Wir verkaufen es trotzdem nicht.“

„Es war auch nur so ein Gedanke.“ Seine Frau seufzte leise.

Er konnte sich gerade noch zurückhalten, es ihr gleichzutun.

Seine Modefirma war erfolgreich. Ja. Seine Designs wurden seit einigen Jahren sogar nach Übersee verkauft. Aber die Unterhaltung des Schlosses verschlang ein Vermögen. Allein die Kosten für die Heizung und die Gartenpflege bescherten ihm so manches graues Haar.

„Wir geben jedes Jahr mehr Geld für das Schloss aus als andere im ganzen Leben verdienen. Und es reicht trotzdem nicht. So viele Renovierungen bleiben liegen, weil uns die Mittel fehlen. Kein Wunder, dass unsere Vorfahren ständig in Kämpfe verwickelt und auf Geld aus waren. Es ist ein Fass ohne Boden.“

„Und es ist unser Zuhause.“ Nora lächelte ihn liebevoll an. „Auch wenn es manchmal schwierig ist, möchte ich es doch gar nicht anders haben.“

Sein Herz floss beinahe über vor Liebe.

„Habe ich dir heute schon gesagt, wie sehr ich dich liebe?“