Fürsten-Roman 2727 - Catharina Chrysander - E-Book

Fürsten-Roman 2727 E-Book

Catharina Chrysander

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Beschreibung

"Der Ring ist ein Traum!" - Fiona Volkmann hört diesen Satz so oft, dass sie ihn fast auswendig kann. Kein Wunder: Ein Tiffany-Diamantring aus New York zieht Blicke auf sich. Ebenso wie ihr Begleiter, Maximilian Prinz von Tannberg, scheinbar der Inbegriff eines Märchenprinzen. Reich, charmant, adlig - was will man mehr? Nun ja, vielleicht die Wahrheit. Denn Maximilian ist aktuell weder reich noch besonders charmant, sondern zerstritten mit seiner Familie und pleite. Und Fiona? Sie ist keine Verlobte, sondern eine bezahlte Ring-Kurierin, die den Zoll austricksen soll. Eine Abmachung, die beiden nicht behagt - und die bald in ein Chaos aus Geheimnissen, Konflikten und unerwarteten Gefühlen mündet ...

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Seitenzahl: 126

Veröffentlichungsjahr: 2025

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Inhalt

Cover

Der Ring ihrer Träume

Vorschau

Impressum

Der Ring ihrer Träume

Doch Fiona darf ihn nicht behalten

Von Catharina Chrysander

»Der Ring ist ein Traum!« – Fiona Volkmann hört diesen Satz so oft, dass sie ihn fast auswendig kann. Kein Wunder: Ein Tiffany-Diamantring aus New York zieht Blicke auf sich. Ebenso wie ihr Begleiter, Maximilian Prinz von Tannberg, scheinbar der Inbegriff eines Märchenprinzen. Reich, charmant, adlig – was will man mehr? Nun ja, vielleicht die Wahrheit. Denn Maximilian ist aktuell weder reich noch besonders charmant, sondern zerstritten mit seiner Familie und pleite. Und Fiona? Sie ist keine Verlobte, sondern eine bezahlte Ring-Kurierin, die den Zoll austricksen soll. Eine Abmachung, die beiden nicht behagt – und die bald in ein Chaos aus Geheimnissen, Konflikten und unerwarteten Gefühlen mündet ...

Die Stadt rauschte in all ihren Farben und ihrer kosmopolitischen Geschäftigkeit an Prinz Maximilian vorbei. Fashionistas stöckelten die 47. Straße entlang und bogen in die Fifths Avenue ab. Gelbe Taxis brachten Broker in dunklen Anzügen zur Wall Street oder Künstler in bunten Mänteln zum Broadway einen Block weiter. Es roch nach Manhattan und Hotdogs. Es roch nach Geld, aber der deutsche Prinz mit den dunklen Haaren und den blauen Augen war immun gegen all das.

Die Stadt rauschte in all ihren Farben und ihrer kosmopolitischen Geschäftigkeit an Prinz Maximilian vorbei. Fashionistas stöckelten die 47. Straße entlang und bogen in die Fifths Avenue ab. Gelbe Taxis brachten Broker in dunklen Anzügen zur Wall Street oder Künstler in bunten Mänteln zum Broadway einen Block weiter. Es roch nach Manhattan und Hotdogs. Es roch nach Geld, aber der deutsche Prinz mit den dunklen Haaren und den blauen Augen war immun gegen all das.

Es war weder sein erstes Mal in New York City, noch war er hier, um den Duft der Stadt einzuatmen und sich weltmännisch zu fühlen. Nein, ein Mann ging nur aus einem einzigen Grund in den Diamond District, den Teil von Midtown Manhattan, in dem sich die besten Juweliere der Welt angesiedelt hatten und die größten und reinsten Diamanten anboten. Ein Herr kam hierher, um etwas für eine Dame zu erstehen. In Maximilians Fall nicht irgendetwas. Es ging nicht bloß um ein Armband oder eine Kette. Nicht heute.

Tiffany & Co. stand in goldenen Lettern über dem Eingang. Die polierten Scheiben der Drehtür empfingen den Prinzen kühl, aber freundlich. Die Wände des Geschäftes waren golden, hier und da fand sich ein Streifen des berühmten Tiffany-Blaus – ein Türkiston, den die Firma sich als Marke hatte eintragen lassen und der weltweit hohen Wiedererkennungswert hatte.

Alice liebte diesen Farbton. Maximilian ertappte sich dabei, wie er mitten im Ladengeschäft stand und verloren vor sich hinlächelte bei dem Gedanken an seine Freundin. Er räusperte sich und trat an einen der funkelnden Verkaufstresen heran. Ausgewählte Schmuckstücke wurden in der Auslage präsentiert. Es waren nur wenige, jeder Anhänger, jedes Armband, jeder Ohrring bekam genug Raum, um sein Strahlen zu entfalten. Diamanten funkelten, wohin man sah.

»Prinz Tannberg«, sagte eine Verkäuferin, bevor Maximilian sich selbst an jemanden wenden konnte. Sie lächelte ihn an. »Willkommen bei Tiffanys'. Ich habe Sie schon erwartet. Bitte hier entlang.«

Der Prinz strahlte die Verkäuferin in ihrem schlichten dunkelblauen Kostüm an. Um den Hals trug sie eine Schleife in Tiffany-Türkis. Sie führte den Prinzen zwischen den Auslagen und den duftenden Blumen, die in prächtigen chinesischen Vasen standen, hindurch. Dann schloss sie die Tür zu einem luxuriösen, privaten Raum mit Ledersesseln und Champagnergläsern auf. Sie griff eine Flasche aus einem Sektkübel und ließ den Korken knallen.

»Hatten Sie einen guten Flug?«, erkundigte sie sich höflich.

»Ja, aber ich bin schon ein paar Tage in der Stadt«, antwortete er. »Vielen Dank.«

Er nahm die Champagnerflöte entgegen und setzte sich in einen der Sessel.

»Ich habe ihn schon gesehen«, berichtete die Verkäuferin jetzt. »Er ist atemberaubend. Sonderanfertigungen sind auch für uns immer etwas ganz Besonderes.«

»Und für mich erst«, erwiderte Maximilian.

»Wir haben Ihre Anzahlung erhalten«, bestätigte die Frau ihm gegenüber und öffnete einen goldenen Laptop.

Der Schein des Bildschirms erhellte ihr perfekt geschminktes Gesicht, sie öffnete Dateien und scrollte sich durch Informationen. Ihr Blick suchte etwas.

»Ich habe die komplette Summe heute Morgen angewiesen«, erklärte der Prinz und stellte das Champagnerglas ab.

Ihm schwindelte bei dem Gedanken an besagte Summe. Sie war hoch. Der Prinz konnte die Zahlen nicht mal denken, geschweige denn aussprechen. Maximilian wurde flau im Magen, seine Hände schwitzten. Er hatte den Drang, sich Luft zuzufächeln, aber welchen Eindruck würde das erwecken? Er wünschte wirklich, er wäre nicht alleine hier. Gut, Alice hätte er nicht mitbringen können. Aber seinen Vater? Das alles war doch eine Familienangelegenheit.

Der Prinz schluckte bei dem Gedanken an Fürst Gunnars finstere Miene.

»Ah, ja«, sagte die Verkäuferin jetzt. »Es ist alles da. Dann hole ich das gute Stück für Sie.«

Sie lächelte und stand auf. Die Absätze ihrer Schuhe machten nur sanfte, dumpfe Geräusche auf dem weichen Teppich. Die Tür schloss sich mit einem leisen Einrasten.

Maximilian war allein – und er fühlte sich so allein wie noch nie in seinem Leben. Er griff eine Broschüre von dem schweren Mahagoni-Couchtisch und fächerte sich Luft zu.

Nach einer gefühlten Ewigkeit dann öffnete sich die Tür endlich wieder und die Verkäuferin kam zurück. In der Hand hielt sie eine Art Tablett, das gepolstert und mit dunklem Samt bezogen war. Darauf thronte ein Schmuckkästchen aus türkisem Leder.

Maximilian schluckte. Seine Hand krallte sich in die Armlehne des Sessels. Langsam setzte die Verkäuferin das Tablett ab und lächelte ihn an. Er wusste, dass er nun nach dem Kästchen greifen und es öffnen sollte, aber er war wie unter Schock.

»Bitte«, sagte die Verkäuferin.

»Äh, ja, natürlich, danke«, entfuhr es ihm, und er streckte endlich die Hand aus.

Das Leder des Kästchens war glatt und kühl. Der Prinz nahm die Schatulle und öffnete den goldenen Schnappverschluss. Das dezente Klicken ließ sein Herz fast stehen bleiben. Dann aber hob er den Deckel des Kästchens an – und war geblendet. Noch nie in seinem Leben hatte Maximilian Prinz von Tannberg einen solch großen, prächtigen und funkelnden Diamanten gesehen.

Das Freizeichen tutete in Fürst Gunnars Ohr wie ein Hohn. Er schnaubte, und als eine monotone Frauenstimme schließlich verkündete, dass Gunnars gewünschter Gesprächspartner vorübergehend nicht zu erreichen sei, warf der Fürst sein Handy von sich. Es schlitterte über den Schreibtisch und blieb bei der leeren Kaffeetasse liegen. Der Fürst seufzte und rieb sich die Nasenwurzel.

»Volkmann!«, rief er.

Gunnars Privatsekretär Stefan Volkmann erschien in der Tür und lächelte.

»Durchlaucht? Wünschen Sie noch Kaffee?«

»Nein«, antwortete der Fürst und sah auf seine leere Tasse. »Ja, doch, aber deshalb habe ich Sie nicht gerufen. Ich erreiche meinen Sohn nicht.«

»Der Prinz ist doch auf Reisen, Durchlaucht.«

»Man kann auch auf Reisen ans Telefon gehen. Dafür gibt es Mobiltelefone.«

»Er wird sicher zurückrufen«, erwiderte Volkmann und griff nach der leeren Tasse. »Cappuccino?«

»Mhm, ja«, brummte der Fürst und lehnte sich zurück.

Er drehte seinen schweren Schreibtischstuhl herum und wandte dem ausladenden alten Eichenschreibtisch den Rücken zu, sodass er aus dem Fenster in den Schlosspark blicken konnte. Die ersten Bäume hatten schon zarte hellgrüne Blättchen. Nicht mehr lange, und Fürst Gunnar würde bei geöffnetem Fenster arbeiten und den Duft von Frühlingsblüten riechen.

Im Vorzimmer zischte die Kaffeemaschine. Volkmann klapperte mit der Tasse und stellte sie wenig später auf dem Schreibtisch ab. Fürst Gunnar fuhr wieder herum.

»Ich warte seit drei Tagen, dass Maximilian zurückruft.«

»Zucker?«, fragte Volkmann.

»Ich dachte, er will sich nur das Spiel der Mets ansehen.«

»Ach, er wollte sicher nur ein paar Tage länger in New York bleiben.«

»Aber warum denn?«

»Zucker, Durchlaucht?«

»Was haben Sie denn immer mit dem Zucker?«, fuhr der Fürst genervt auf. »Ich kann mich doch auch selbst bedienen.«

»Natürlich, Durchlaucht.« Volkmann lächelte knapp und drehte sich um.

Fürst Gunnar musterte seinen Privatsekretär. Volkmann plauderte immer mit so einer Leichtigkeit mit Prinz Maximilian, dass der Fürst fast eifersüchtig wurde. Ihm selbst war der Draht zu seinem Sohn vor Jahren abhandengekommen. Sie sprachen selten, und wenn sie dann mal miteinander redeten, führten sie oberflächliche Gespräche.

Gunnar wusste eigentlich nie, was wirklich in seinem Sohn vorging, geschweige denn, dass er es wagte, mit dem Prinzen über seine eigenen Gefühle zu sprechen. Und zusätzlich waren diese Unterhaltungen verkrampft. Gunnar hatte nichts gegen oberflächliche Plauderei, aber Maximilian und er brachten nicht einmal das zustande. Stefan Volkmann hingegen tauschte sich mit einer Leichtigkeit mit dem Prinzen aus, die ihresgleichen suchte.

»Haben Sie mit ihm geredet, Volkmann?«

»Diese Woche nicht, nein«, antwortete der Privatsekretär und blieb stehen, als hätte man ihn bei etwas ertappt.

»Aber letzte Woche?«, hakte der Fürst nach.

»Nur kurz.«

Gunnar von Tannberg kaute auf seiner Unterlippe und betrachtete seinen Privatsekretär. Dann plötzlich fiel es ihm wie Schuppen von den Augen.

»Er hat sie mitgenommen. Natürlich ...«

»Wie meinen, Durchlaucht?«

»Er hat Alice mitgenommen und schämt sich vor mir dafür, und deshalb geht er nicht ans Handy.«

»Nein«, entgegnete Volkmann. »So ist es nicht.«

»Wie dann?«, fragte der Fürst. »Sie müssen Maximilian nicht in Schutz nehmen, wenn er seine schreckliche Freundin mit nach New York nimmt.«

»Aber das hat er nicht.«

»Sicher?«

»Natürlich«, antwortete Volkmann. »Man kann die Dame doch nicht mitnehmen, wenn man ...«

Der Privatsekretär verstummte. Röte flatterte über sein Gesicht.

Gunnar schluckte und stand auf.

»Wenn man was?« Sein Ton wurde schärfer.

»Ich bin ja auch gar nicht sicher, ob er wirklich ...«, begann Volkmann wieder, lächelte hastig und verstummte.

»Volkmann!«, sagte Gunnar streng. »Sie arbeiten für mich, nicht für meinen Sohn. Was macht er in New York?«

»Vielleicht schaut er sich ja auch erst einmal nur um.«

»Wo?«, fragte der Fürst nun fast drohend.

Volkmann wurde immer kleiner, seine Stimme immer dünner. Schweißperlen glänzten auf seiner Stirn.

»Bei Tiffanys'«, brachte er schließlich hervor.

»Bei Tiffanys'?!«, wiederholte Gunnar fassungslos und versuchte, sich zu sammeln. Dann schrie er doch: »Tiffanys'?!«

»Er hat so was angedeutet«, stammelte Volkmann. »Man kann nicht sicher sein. Vielleicht kauft er ihr nur ein Armband ...«

»Und wenn nicht ...?«, brüllte der Fürst. »Was, wenn er kein Armband kauft? Nicht auszudenken, wenn er ... ich kann es nicht mal aussprechen ... Er ist doch erst vierundzwanzig, das wäre zu früh.«

»Habe ich ihm auch gesagt«, brachte Volkmann hervor.

»Und?«

»Wie meinen, Durchlaucht?«

»Wie hat er reagiert?«, wollte der Fürst wissen. »Auf Sie hört er ja wenigstens noch.«

»Ich mache doch Ihrem Sohn keine Vorschriften, Durchlaucht. Er hat es auch nur angedeutet, und ich ...«

»Sie hätten sofort zu mir kommen sollen. Sofort!«

Volkmann nickte. »Natürlich, Durchlaucht.«

Der Fürst atmete durch und stützte sich auch den Schreibtisch.

»Er würde nichts von der Stange kaufen, er würde etwas anfertigen lassen ... Also kann er beim ersten Mal gar keinen Ring kaufen, nur in Auftrag geben.«

»Ja«, stimmte Volkmann zu. »Nur dass er vor drei Monaten doch schon in New York war.«

»Wie bitte?!«, polterte der Fürst und sah alle seine Felle davonschwimmen.

Die Tür quietschte leise, und der alte Holzboden knarrte unter Fionas Füßen. Es waren nur zwei Schritte bis zum Bett. Fionas Tasche glitt auf den Boden. Sie selbst ließ sich fallen, war einfach zu müde, um ihre Schuhe oder gar ihre Jeans auszuziehen. Das Licht hatte Fiona gar nicht erst eingeschaltet. Sie gähnte. Ihre Augenlider waren schwer und schlossen sich wie von selbst. Kurz bevor Fiona gar nichts mehr sah, bemerkte sie das Licht, das aus dem Flur durch den Türspalt drang. Ihre Tür hatte sich nicht richtig geschlossen.

Die junge Frau stöhnte auf, griff nach einem ihrer Kissen und warf es in Richtung der Tür, aber es landete in dem kleinen Waschbecken der Pantryküche dahinter. Fiona nahm das nächste Kissen und warf es. Es tangierte die Tür, plumpste aber auf den Boden, ohne sie zu schließen. Das dritte Kissen flog und riss den Bilderrahmen über dem kleinen Schreibtisch von der Wand. Das Foto von Fionas Eltern fiel scheppernd auf den geschlossenen Laptop. Und dann waren keine Kissen mehr übrig.

Mit einem widerwilligen Grunzen setzte Fiona sich auf. Sie musste noch einmal zur Tür. Es waren nur zwei Schritte, aber die kamen ihr vor wie ein Gewaltmarsch, und zwar bergauf. Sie raffte sich auf, die Holzdielen knarzten wieder, und dann hatte Fiona den Türknauf in der Hand. Sie wollte gerade die Tür schließen, als ein Schatten über den Flur huschte und stehen blieb.

»Fiona, wie war der letzte Arbeitstag?«, fragte ihre Nachbarin Sadie.

»Anstrengend«, antwortete Fiona. »Ich bin froh, dass es vorbei ist.«

»Brauchst du denn dann keinen Nebenjob mehr, um den Rest deines Studiums zu finanzieren?«

»Doch«, antwortete Fiona erschöpft. »Aber nicht zwei. New York City ist einfach zu teuer.«

»Wem sagst du das?« Sadie schüttelte resignierend den Kopf. »Ich habe drei Nebenjobs.«

Fiona gähnte und nickte. Ihre Eltern halfen ihr, das Studium zu finanzieren, und sie hatte zusätzlich noch ein Stipendium bekommen. In dieser Hinsicht hatte sie Glück. Im Gegensatz zu Sadie hatte Fiona nur zwei Jobs gebraucht, um ihre Auslandssemester an der Columbia University zu finanzieren.

»Ich werde dich jedenfalls im Sommersemester vermissen«, erklärte Sadie jetzt.

»Du kannst mich ja mal in Deutschland besuchen.«

Die Kommilitonin lachte traurig.

»Von welchem Geld? Soll ich einen vierten Job annehmen?«

Fiona lehnte sich erschöpft in den Türrahmen.

»In zwei Jahren, wenn wir fertige Architektinnen sind, sieht das alles anders aus.«

»Ich hoffe es«, murmelte Sadie. »Das alles scheint so furchtbar weit weg. Besonders, wenn ich die dreckigen Teller im Restaurant spülen muss. Dann glaubt man gar nicht, dass man mal davon leben wird, Häuser zu entwerfen.«

»Manchmal baue ich ein Haus aus den Büchern in der Bibliothek, die ich eigentlich wegräumen soll«, gestand Fiona.

»Lass dich nicht dabei erwischen.«

Fiona lachte. »Mein letzter Tag in der Bibliothek war gestern. Sieht so aus, als wäre ich noch mal davongekommen.«

»Sehen wir uns Freitag zu Pizza?«, wollte Sadie wissen.

»Klar, ist doch mein letztes Wochenende hier.«

»Schlaf gut.«

»Du auch.«

Fiona winkte Sadie noch einmal zu und schloss die Tür nun fest hinter sich. Ihr Ellbogen schaltete dabei aus Versehen das Licht ein, und ihr kleines Studentenwohnheimzimmer erstrahlte in vollem Glanz. Links die Pantryküche, rechts der Schreibtisch, dahinter stand direkt das Bett, dem gegenüber ein Kleiderschrank. Zwischen Bett und Kleiderschrank war nicht mal ein Meter Platz. Das kleine, schmale Fenster zeigte auf eine braune Backsteinmauer von einem weiteren Wohnheim.

Fiona stieg aus ihren Turnschuhen und schlurfte zum Fenster. Sie schloss das Rollo und sah auf das Bett. Die Kissen fehlten. Sie verdrehte die Augen über sich selbst, ging zurück zur Tür und sammelte die Kissen ein. Als sie die aufs Bett geworfen hatte, fühlte sie sich wach genug, nun doch ihre Jeans auszuziehen und in einen Pyjama zu schlüpfen. Sie huschte sogar noch einmal in ihr winziges Bad, schminkte sich ab und putzte sich die Zähne.

Als Fiona wenig später im Bett lag, ließ sie das letzte Jahr Revue passieren. Die Lehrenden an der Columbia Universität waren fantastisch, die Zeit hier war herrlich gewesen. Sie hatte mehr gelernt, als in den zwei Jahren vorher in Deutschland. Aber Fiona freute sich auch, zu ihrer Familie zurückzukehren. In einer Woche würde sie wieder zu Hause sein.

Bis dahin aber hatte sie noch drei Prüfungen zu schreiben, ihre Koffer zu packen und einige Formulare im Student's Office auszufüllen.