Fürsten-Roman 2741 - Clarissa von Lausitz - E-Book

Fürsten-Roman 2741 E-Book

Clarissa von Lausitz

0,0
1,99 €

-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.

Mehr erfahren.
Beschreibung

Ein mysteriöser unbekannter Großonkel und ein ebenso unbekannter, höchst attraktiver Surfer - Lovisas bis dahin ruhig verlaufenes Leben als Prinzessin von Aldenbek steht plötzlich Kopf: Alles schreit nach Abenteuer und Gefühlschaos. Denn um in einer spannungsgeladenen Familienangelegenheit zu vermitteln, ist die junge Frau nach Madeira gereist. Ihre offene, ehrliche Art soll Türen öffnen, die lange Jahre verschlossen waren. Soweit der Auftrag. Was nicht vorgesehen war, ist, dass Lovisa sich aus dem Stand und rettungslos verliebt - nämlich in jenen unbekannten Surfer, dem sie schon am Flughafen kurz nach der Landung das erste Mal begegnet. Nie hätte die Prinzessin, die zudem kurz vor der Verlobung mit ihrem langjährigen Lebensgefährten steht, gedacht, so fühlen zu können, wie sie es jetzt mit Finn tut - verbotene Küsse am Strand inklusive. Eine ungekannte Freiheit liegt plötzlich vor Lovisa - doch die ist nicht von langer Dauer ...

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
MOBI

Seitenzahl: 121

Veröffentlichungsjahr: 2025

Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhalt

Cover

Inhalt

Verbotene Küsse am Strand

Vorschau

Hat Ihnen diese Ausgabe gefallen?

Impressum

Cover

Inhaltsverzeichnis

Inhaltsbeginn

Impressum

Verbotene Küsseam Strand

Prinzessin Lovisa und der Surfervon Madeira

Von Clarissa von Lausitz

Ein mysteriöser, unbekannter Großonkel und ein ebenso unbekannter, höchst attraktiver Surfer – Lovisas bis dahin ruhig verlaufenes Leben als Prinzessin von Aldenbek steht plötzlich Kopf: Alles schreit nach Abenteuer und Gefühlschaos. Denn um in einer spannungsgeladenen Familienangelegenheit zu vermitteln, ist die junge Frau nach Madeira gereist. Ihre offene, ehrliche Art soll Türen öffnen, die lange Jahre verschlossen waren. Soweit der Auftrag. Was nicht vorgesehen war, ist, dass Lovisa sich aus dem Stand und rettungslos verliebt – nämlich in jenen unbekannten Surfer, dem sie schon am Flughafen kurz nach der Landung das erste Mal begegnet. Nie hätte die Prinzessin, die zudem kurz vor der Verlobung mit ihrem langjährigen Lebensgefährten steht, gedacht, so fühlen zu können, wie sie es jetzt mit Finn tut – verbotene Küsse am Strand inklusive. Eine ungekannte Freiheit liegt plötzlich vor Lovisa – doch die ist nicht von langer Dauer ...

Glatt und silbrig glänzend erstreckte sich der Atlantik bis zum Horizont, diesiger blauer Himmel wölbte sich darüber. Stille lag über dem Kiesstrand von Calheta an der Südwestküste von Madeira. Finn Schönhoff konnte sich kaum vorstellen, dass die Entdeckung dieser wundervollen, friedlichen Insel auf eine tragische Legende zurückging.

Der große junge Mann mit den halblangen braunen Haaren saß auf seinem Surfbrett an der Wasserkante und blickte sehnsüchtig aufs Meer. Gewiss, alle hatten gestern gesagt, dass der Wind heute zu schwach sein würde: keine hohen Wellen, keine wilde Brandung, die den einst winzigen Fischerort zum Treffpunkt der Surferszene gemacht hatten. Doch Finn hatte den Vorhersagen zum Trotz gehofft, die Bedingungen würden für ein paar Ritte auf seinem Board ausreichen.

Er hatte sich getäuscht, als Einziger. Denn er war allein an diesem Naturstrand, der keinen weichen Sand zu bieten hatte und den die Badeurlauber deshalb mieden.

Finn seufzte und warf gelangweilt einige Steinchen ins Wasser. Wieder dachte er an die Legende, von der Einheimische und Touristenführer gleichermaßen gern berichteten. Siebenhundert Jahre war es demnach her, dass ein englisches Liebespaar aus seiner Heimat geflohen war. Die Familie der Frau war gegen die Heirat gewesen, also waren die beiden in See gestochen – und hatten Schiffbruch erlitten. Sie waren auf Madeira gestrandet und wenige Tage später gestorben.

Überlebenskünstler waren sie wohl nicht, ging es Finn durch den Kopf. Dabei hätten die verzweifelten Liebenden auf der Blumeninsel mit ihrem milden Klima und dem allgegenwärtigen üppigen Grün eigentlich gute Chancen haben müssen. Aber ihnen hatte die moderne Infrastruktur gefehlt, die den Madeirern und der Masse an Gästen ein angenehmes Dasein bereitete. Auch ihm, Finn Schönhoff aus Deutschland, einziger Sohn von Claus Schönhoff, dem erfolgreichen Selfmade-Millionär und Herrscher über das Schönhoffsche Schrauben-Imperium – dessen selbstverständlicher Nachfolger Finn sein sollte.

Nach Abschluss seines BWL-Studiums mit Bestnoten hatte es ja auch danach ausgesehen. Bis Finn scheinbar aus dem Nichts alles hingeworfen und sich mit zwei Surfbrettern und einer Sporttasche voller Shirts und Shorts abgesetzt hatte, etwa 2800 Kilometer weit in den Süden.

»Nur für ein Jahr«, hatte er seinem entsetzten Vater mitgeteilt. Aber ob das stimmte, wusste Finn nicht.

»Hey, Wind, wo bleibst du?«, rief er halblaut und stand auf.

Finn streckte seinen langen, muskulösen Körper und blinzelte mit warmen braunen Augen in den Himmel. Er machte einige Schritte nach vorn und ließ sich rückwärts ins zweiundzwanzig Grad warme Wasser fallen. Den Neoprenanzug werde ich erst im Januar wieder anziehen müssen, dachte Finn.

Er trieb träge auf der Oberfläche, das ernste, gerade geschnittene Gesicht der Sonne zugewandt. Immer noch stand er dem Nichts an windstillen Tagen ratlos gegenüber, dieser Leere, die sich zwangsläufig einstellte, wenn die rasante Surf-Action fehlte. Seit drei Monaten war Finn auf Madeira, hatte den entschleunigten Lebensstil auf der Insel jedoch noch nicht vollständig verinnerlicht.

In drei Tagen wollte er in die Hauptstadt Funchal fahren, zum Flughafen Aeroporto Internacional da Madeira Cristiano Ronaldo, um ein weiteres Surfbrett abzuholen. Finn fand es zwar dekadent, sich ein Sportgerät einfliegen zu lassen, doch dieses Gun-Board musste er haben. »Sehr schwierig zu fahren, für die richtig guten Tage mit wirklich großen Wellen«, hatte es der Hersteller beworben. Finn konnte es kaum erwarten, sich damit dem Atlantik zu stellen.

Ein lautes Bellen riss ihn aus diesen angenehmen Gedanken. Finn fuhr hoch und kam sofort auf die Füße. Ein kräftiger hellbrauner Jagdhund stand auf dem Strand neben Finns Board und kläffte ohne Unterlass. Dabei machte das Tier kurze Sprünge nach vorn, wagte sich aber nicht ins Wasser.

Zum Glück, dachte Finn, dessen Magen sich augenblicklich zusammenzog. Sein Mund wurde trocken, jeder Muskel im Körper spannte sich an. Finn kannte diese Reaktion und verfluchte sie – abstellen konnte er sie jedoch nicht. Seine Angst vor Hunden war das Ergebnis einer schlimmen Begegnung mit einem unfreundlichen Rottweiler vor vielen Jahren, der den kleinen Finn fest und schmerzhaft in die Schulter gebissen hatte. Die Narbe war Finn geblieben, ebenso wie die Furcht vor großen Hunden.

»Balu, hierher«, rief jemand auf Deutsch.

Der Vierbeiner verstummte, wandte sich um und stürmte davon, in Richtung zweier Spaziergänger mit kochtopfartigen Wanderhüten. Rentner auf Naturentdeckungstour, schätzte Finn.

»Der tut nichts«, informierte der Mann den im Wasser wartenden Surfer.

Finn bemühte sich um ein freundliches Lächeln und nickte. Jetzt müsste der Nachsatz »Der will nur spielen« kommen, doch dieser blieb aus, und das rüstige Paar zog samt Balu seiner Wege.

Finn schüttelte den Kopf, mehr über sich als über den überraschenden Hundebesuch. Wie konnte er nur so schreckhaft sein? Peinlich war das, und niemals würde er diese Schwäche einer anderen Person gegenüber freiwillig zugeben. Blöd genug, dass Melissa davon wusste.

Als habe er sie herbeigedacht, sah Finn eine schlanke Gestalt mit feuerroten Haaren, die sich aus der Ferne näherte. Sie winkte, und er winkte leidenschaftslos zurück. Es war klar, dass Melissa am Strand auftauchen würde, das tat sie jeden Tag.

Manchmal bereute es Finn, dass er sich auf eine Affäre mit der hübschen Aussteigerin eingelassen hatte. Melissa erwies sich als ausgesprochen anhänglich und wich Finn nicht von der Seite, sobald sie andere Frauen in seiner Nähe witterte. Er ertappte sich dabei, wie er mittlerweile die Stunden genoss, in denen sie in der Strandbar und im Restaurant im Zentrum von Calheta arbeitete. Andererseits war Melissa wirklich hübsch, braun gebrannt und grünäugig und stets in knappen Shorts oder bunten Strandkleidern unterwegs. Und Finn fühlte sich oft einsam, nachdem er seinen vorgezeichneten Weg in Deutschland verlassen hatte.

»Du gibst die Hoffnung wohl nie auf, was?«

Melissa baute sich vor ihm auf, stemmte die Hände auf die Hüften und lachte ihn an.

»Man weiß ja nie«, erwiderte Finn vage, stieg aus dem Wasser und gab ihr einen leichten Kuss auf die Wange.

»Ich kenne niemanden, dem der Wind so sehr fehlt wie dir«, erklärte Melissa und nahm seine Hand. »Komm, wir gehen zur Bar. Ich mache dir einen Galão oder eine Bica, okay?«

»Okay.« Finn klemmte sich sein Board unter den Arm und ließ sich von Melissa über den Strand dirigieren. Er dachte darüber nach, ob er lieber den großen Milchkaffee oder den kleinen Espresso wollte. Und darüber, dass ihm in all dieser Schönheit und Ruhe etwas fehlte und dass er nicht darauf kam, was es war.

Das Herrenhaus von Gut Aldenbek bot eine üppige Auswahl an großen Räumen, in denen sich beeindruckende Arbeitszimmer hätten einrichten lassen. Arno Fürst von Aldenbek hatte jedoch auf ein repräsentatives Büro verzichtet und betrieb die Geschäfte der Familie von der kleinen Bibliothek im Nordflügel aus.

In dem überschaubaren Raum mit den Bodendielen aus gebleichter Eiche, der hellen Holzvertäfelung und den hohen Regalreihen, gefüllt mit in Leder gebundenen Büchern, fühlte er sich am wohlsten. Im Sommer leuchtete die Sonne durch die schmalen Bogenfenster, im Winter entzündete der Fürst den Kachelofen in der Ecke neben seinem Schreibtisch. An diesem Ort konnte er sich hervorragend konzentrieren, und an diesem Ort dachte er in den wenigen freien Minuten an seine Frau Edda.

Sie hatte den leicht angestaubten Bestand der Bücherei um interessante moderne Literatur ergänzt – und sie hatte einen Großteil davon auch tatsächlich gelesen, bis sie vor elf Jahren viel zu jung verstorben war.

»Das fehlt jetzt auch noch«, knurrte der Fürst und öffnete einen Briefumschlag, von dem er bereits wusste, was er enthielt: die Endabrechnung der Firma, deren Handwerker monatelang das Dach des eleganten Herrenhauses saniert hatten.

Das Gebäude aus rotem Ziegelstein, zweistöckig mit weißen Sprossenfenstern, Seitenflügeln und einem prächtigen Sandsteinportal, zog wegen seiner Schönheit zahlreiche Besucher an. Wie teuer der Erhalt dieser Schönheit auf Dauer war, konnten sich allerdings nur wenige vorstellen. Fürst Arno war einer von ihnen.

Die Rechnung war so hoch, wie Arno es befürchtet hatte. Er seufzte, erhob sich von seinem Schreibtischstuhl und trat an eines der Fenster, die auf den Innenhof hinausgingen. In dessen Mitte ragte ein pittoresker Springbrunnen mit plätscherndem Wasserspiel auf, drumherum erstreckte sich eine sorgfältig geharkte Kiesfläche. Gepflegte Blumenbeete mit Dahlien, Astern und Anemonen umrahmten den Platz, auf dem alles so aussah, wie es aussehen sollte.

Noch, dachte Fürst Arno düster, noch sieht es so aus. Aber wenn nicht bald Geld hereinkommt, können wir diesen Standard nicht länger halten.

Er strich sich durch seine kurzen grauen Haare und richtete den Blick seiner grauen Augen auf den antiken goldgerahmten Spiegel neben dem Kachelofen. Arno von Aldenbek musterte sich selbst – einen hochgewachsenen, schlanken Mittsechziger in einem teuren dunklen Anzug, mit ernstem Blick und scharfen Gesichtszügen.

Damals, als Edda noch lebte, hatte er nicht blass gewirkt – neben seiner blonden, blauäugigen und stets gut gelaunten Frau, einer molligen Schwedin, die Schwung und Lebensfreude nach Gut Aldenbek gebracht hatte. Nach ihrem Tod war keine andere Frau für den Fürsten infrage gekommen.

Arno gab sich einen Ruck und griff zum Hörer des altmodischen schwarzen Bakelittelefons auf seinem Schreibtisch, das er schon allein deshalb weiterhin benutzte, weil es immer noch funktionierte. Routiniert setzte er die schwere Wählscheibe in Gang.

»Lauritz, wie schön, dass ich dich gleich erreiche«, sagte Fürst Arno wenige Sekunden später. »Wir müssen besprechen, wie wir die Sache jetzt am besten angehen. Hast du Zeit, bei mir vorbeizuschauen?«

Nach dem kurzen Gespräch trat Arno erneut ans Fenster. Es gab nur noch diese eine Lösung: Die Fürstenfamilie musste sich von einem Teil ihres Grundbesitzes trennen. Diesen schmerzhaften Gedanken wälzte der Fürst seit geraumer Zeit hin und her und hatte ihn bereits seinem Sohn Lauritz offenbart. Der schlaksige, jungenhafte Prinz von Aldenbek hatte Verständnis für die Überlegungen seines Vaters gezeigt. Vielleicht auch, weil Lauritz frei von Sentimentalitäten war und sich seine pragmatische Ader während seines Studiums des Internationalen Managements noch gefestigt hatte.

»Uns bleibt keine andere Wahl, Papa«, hatte er erklärt. »Das Areal ist perfekt geeignet, und der Verkauf wird uns viele Sorgen nehmen.«

Damit hatte Lauritz vollkommen recht. Fürst Arno plante, fünfzig am Aldenbeker See gelegene Hektar abzugeben – gegen einen ordentlichen Preis, denn das Gebiet würde Bauland werden. Vermögende Häuslebauer in spe würden sich darum reißen, die Lage war fantastisch. Zudem machten fünfzig Hektar nur einen Bruchteil der Ländereien aus, die die Fürstenfamilie besaß.

Somit war der Verkauf der ideale Ausweg aus der finanziellen Misere. Fast ideal. Wäre da nicht dieser eine, womöglich alles verhindernde Haken. Fürst Arno verzog das Gesicht. Warum konnte nicht einmal etwas einfach sein?

Er rückte den Silberrahmen auf seinem Schreibtisch zurecht. Das darin enthaltene Foto war mindestens fünfzehn Jahre alt, und es zeigte die Fürstenfamilie in glücklichen Tagen im Park von Gut Aldenbek. Sie saßen auf einer weißen Bank: Fürst Arno links, Edda Fürstin von Aldenbek rechts, in der Mitte Lauritz und seine Schwester Lovisa, einzige Tochter und jüngstes Kind des Fürstenpaares.

Lauritz und Lovisa hatten die blonden Haare und die blauen Augen ihrer Mutter geerbt. Lovisa hatte bereits als junges Mädchen eine frappierende Ähnlichkeit mit ihrer Mutter aufgewiesen, die sich verstärkt hatte, je älter sie geworden war. Einzig die schlanke Figur hatte sie, ebenso wie ihr Bruder, von ihrem Vater.

Was Schwung und Lebensfreude betraf, stand Lovisa ihrer Mutter in nichts nach. Wo Lauritz ernsthaft über seinen Hausaufgaben gesessen hatte, war sie munter singend durchs Herrenhaus gewirbelt oder hatte im Park mit ihren Hunden herumgetobt. Regelmäßig hatte sie aus dem örtlichen Tierheim ein weiteres bemitleidenswertes Geschöpf aufs Gut gebracht und zu einem fröhlichen Vierbeiner aufgepäppelt. Fürst Arno hatte die bellenden besten Freunde seiner Tochter irgendwann nicht mehr gezählt.

»Schluss mit den Erinnerungen«, ermahnte sich der Fürst.

Er schaute auf die Uhr. In wenigen Minuten würde sein Sohn eintreffen. Sie mussten klären, wie sie diese eine Hürde nehmen konnten, die noch vor dem Verkauf des Geländes am Aldenbeker See stand. Es ging um den Fortbestand von Gut Aldenbek, dessen Tradition Lauritz und Lovisa fortsetzen würden.

»Tão teimoso! So ein sturer, alter Mann!«

Violeta Monteiros dunkle Augen funkelten empört. Sie hatte die Fäuste in die Hüften gestemmt. Ihre einst tiefschwarzen und nun von grauen Strähnen durchzogenen Haare flogen um ihr schmales, von Falten gezeichnetes Gesicht. Von der Veranda des aus dunkelgrauem Naturstein gemauerten Farmhauses aus hatte die kleine, energische Madeirerin einen guten Blick auf beinahe das gesamte Gelände der Fazenda da Vida. Und was sie linker Hand sah, am Holzklotz neben den Pferdeställen, gefiel ihr überhaupt nicht.

»Carlos, pare imediatamente, hör sofort auf!«, rief sie dem Mann zu, der gerade mit beiden Armen eine schwere Axt in die Höhe hob. Neben ihm lag ein Haufen bereits gespaltener Holzstücke.

»Hat sie mich doch erwischt«, murmelte der Mann und ließ sein Werkzeug sinken. »Was ist denn, Liebes?«, erwiderte er scheinbar ahnungslos und wandte sich zu Violeta um.

Die war mittlerweile die ausgebleichten Stufen der Veranda herabgestiegen und marschierte mit entschlossenem Gesichtsausdruck auf den Holzhacker zu.

»Du weißt genau, was ist«, schimpfte Violeta. Die zarte Seniorin hatte erst vor wenigen Monaten ihren siebzigsten Geburtstag mit einem bunten Fest auf der Fazenda gefeiert. Doch wenn sie in Fahrt kam, wirkte sie keinen Tag älter als sechzig. »Ich habe dir verboten, Holz zu hacken. Das können die Arbeiter machen, die nachher kommen, um den Zaun zu reparieren, ich habe sie schon gefragt.« Violeta musterte ihren eigensinnigen Lebensgefährten von oben bis unten. »Sieh dich an, du bist eine Ruine. Holz hacken, in deinem Alter. Bei der Hitze!«

Anklagend richtete sie einen Zeigefinger zum wolkenlosen, blauen Himmel.

»Willst du sagen, dass ich ein alter Mann bin?« Karl, den Violeta nur Carlos nannte, lehnte seine Axt an den Holzklotz und breitete die sehnigen Arme aus. Er strahlte über sein ganzes sonnenverbranntes, wettergegerbtes Gesicht. »Schau, ich bin topfit, wie ein Zwanzigjähriger!«

»Du bist nicht zwanzig, Querido, du gehst auf die achtzig zu«, antwortete Violeta.