Gabriel und die Frau in Schwarz - Rita Janaczek - E-Book

Gabriel und die Frau in Schwarz E-Book

Rita Janaczek

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Beschreibung

Er, hat, sein, Leben, im, Griff. Hebt Gräber aus und schüttet sie wieder zu. Ebnet, sie, ein, mit, schwarzer, Erde. Sie, legt, Rosen, auf, diese, Erde. Rosen rot wie ihr Blut, auf Erde schwarz wie, ihre, Kleidung. Wie, kann, er, ihr ,da, widerstehen? Eine Psycho-Krimi-Kurzgeschichte

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Seitenzahl: 30

Veröffentlichungsjahr: 2023

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Gabriel und die Frau in Schwarz

Krimi-Kurzgeschichte

Rita Janaczek

Alle Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen nicht beabsichtigt.

 ©Rita Janaczek 2023   

Machandel Verlag
Neustadtstr.7, 49740 Haselünne

Coverdesign: Ch. Erpenbeck

mit 3d-generierten Bildern von DAZ3D

und einem zusätzlichen Midjourney-Hintergrund

Kapitel 1

Auf den ersten Blick merkt man mir meinen Wahnsinn nicht an. Aber ich spüre, wie er in mir gärt. Mein Hirn lässt mich nicht zur Ruhe kommen, mein weit überdurchschnittlicher IQ ist ein zähes Mistvieh. Die graue Masse lauert wie ein Fremdkörper unter meiner Schädeldecke und sie ist zu nichts zu gebrauchen. Seit einiger Zeit erzeugt sie furchtbare Geistesblitze und sie drängt mich immer stärker, ihnen zu folgen.

Montag. Eine neue Woche liegt vor mir. Die Arbeit wird beschissen bezahlt, aber sei‘s drum. Es ist endlich ein fester Job. Hier muss ich mich nicht mit irgendwelchen neunmalklugen Idioten herumschlagen. Und besser als im Fabrikakkord ist es hier allemal. Ich bin draußen an der Luft und ich bin für mich. Solitär sein ist mein Dauerstatus, und das seit meiner frühen Kindheit. Okay, da gab es eine kurze Symbiose mit meiner Mutter, fürsorglich, alleinerziehend, aber nicht besonders helle. Die Abnabelung erfolgte früh. Als ich in die Grundschule kam, reichte ihr Niveau nicht mehr aus, um mit mir zu kommunizieren. Ich war auch heilfroh, wenn sie mich mit ihren Bilderbüchern in Ruhe ließ. Ich interessierte mich nicht für degenerierte Tiere in Menschenkleidern, sondern für Zahlen, Biologie, Chemie und das alte zehnbändige Lexikon, das in unserem miefigen Wohnzimmer vor sich hin staubte.

Vielleicht war sie auch schlicht mit mir überfordert.

Der Schulunterricht langweilte mich bis zum Erbrechen. Meine Mitschüler waren auch im Kopf nur Kinder. Ich fühlte mich deplatziert, und keiner erkannte mein Problem. Mit grottenschlechtem Zeugnis und ohne Abschluss verließ ich die Schule. Mein weiteres Leben spielte sich zwischen meiner bescheidenen Wohnung, Gelegenheitsjobs und Psychiatrieaufenthalten ab.

Präzise an einer Fuge entlang, die etwas breiter geraten ist als der Rest, lenke ich den Minibagger über den gepflasterten Weg und halte an der Grabstelle B68/234. Nebenbei multipliziere ich die beiden Zahlen im Kopf. Der alte Marmorstein ist bereits abgeräumt, daher fehlt mir die Information, wer sich hier die letzten dreißig Jahre in seine Bestandteile zersetzt hat. Kann mir auch völlig egal sein. Mein Hirn rechnet ungefragt dreißig Jahre in Tage um und berücksichtigt dabei sämtliche Schaltjahre. Danach befördert es Zink an die Oberfläche, Ordnungszahl dreißig im Periodensystem. 

Ich beginne mit den Baggerarbeiten, um einen Neuro-Trans zu vermeiden. So nenne ich die blitzartigen Gedankensprünge, die mich gelegentlich dicht an den Abgrund führen. Doch da ist er bereits, der elende Trans. Ich sehe einen Zinksarg. Meine Neuronen legen eine Frau hinein. Ich habe sie Anfang letzter Woche hier auf dem Friedhof beobachtet. Schwarzer Kurzmantel, schwarze Stiefel. Ich knurre mich selbst an und versuche mich auf meine Arbeit zu konzentrieren. Schließlich soll hier morgen der nächste Kandidat versenkt werden. Mit dem Grab-löffel hebe ich den Boden aus. In dieser Umgebung macht die Bezeichnung der Schaufel tatsächlich Sinn. Während ich die Technik schlafwandlerisch bediene, zähle ich in alphabetischer Reihenfolge siebenundzwanzig Hersteller von Minibaggern auf. Die Konzentration auf dieses sinnlose Wissen bringt mich wieder in die Spur. Ich lasse die Erde auf einen Haufen fallen und entdecke ein Knochenfragment. Vermutlich der Rest eines Oberschenkelknochens, die Dinger sind widerstandsfähige Biester. Ich frage mich, ob das bleiche Etwas nach so langer Zeit noch Aminosäureketten enthält oder ob es nur noch aus den harten Tatsachen besteht, Calciumchlorid, Calciumkarbonat, Magnesiumphosphat und ähnliches Zeug. Der Mensch ist reine Chemie.