Pokern und andere Abgründe - Rita Janaczek - E-Book

Pokern und andere Abgründe E-Book

Rita Janaczek

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Beschreibung

Schnell verdientes Geld? Das ist für den ewig klammen Ben verlockend genug, um auf die Zeitungsanzeige zu antworten. Allerdings wirken die Kerle, die ihn abholen ziemlich zwielichtig. Und sie wirken nicht nur so. Ben muss schnell begreifen, dass Geld jetzt seine geringste Sorge ist. Gibt es einen Ausweg aus der Falle, in die er sich selbst hineingesteuert hat?

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Seitenzahl: 36

Veröffentlichungsjahr: 2024

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Pokern und andere Abgründe

Krimi-Kurzgeschichte

Rita Janaczek

Alle Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen nicht beabsichtigt.

 ©Rita Janaczek 2024   

Machandel Verlag Charlotte Erpenbeck
Neustadtstr.7, 49740 Haselünne

Coverdesign: Ch. Erpenbeck

Geldrollen-Bild und Hintergrund: dibrovark und migfoto/depositphotos.com, 

Tresor eigenes Foto

ISBN 978-3-95959-456-1

Chiffre

Es war schon wieder Samstag. Und nur samstags kaufte ich die Tageszeitung. Eigentlich interessierten mich ausschließlich die Stellenausschreibungen und von denen nur die ganz unscheinbaren. Die großformatigen Anzeigen, die Karriere und Verantwortung versprachen, passten so gar nicht zu meiner Qualifikation: abgebrochenes IT-Studium, BWL noch schneller hingeschmissen, Germanistik eingeschrieben und fix wieder ausgeloggt. Nichts hatte zu mir gepasst und ich fragte mich inzwischen, lag es an den Studiengängen oder an mir? Ich war noch mit zwei grundverschiedenen Ausbildungen gestartet, die ich ebenfalls recht schnell wieder abbrach.

Ich war nun jenseits der dreißig und hielt mich seit einigen Jahren mit Gelegenheitsjobs über Wasser. Außerdem war ich durchgängig bei einer Zeitarbeitsfirma gemeldet. Das versprach Abwechslung. Nebenher lief noch das ein oder andere unter der Hand. An meiner Motivation lag es nicht, ich arbeitete viel. Nichtsdestotrotz wurde es immer schwieriger mit ungelernten Jobs über die Runden zu kommen. Alles war teurer geworden, besonders die Miete meiner zu großen Dreizimmerwohnung. Etwas Kleineres wäre schon zu bekommen, allerdings zum höheren Preis. So konnte ich gleich da hocken bleiben, wo ich mich befand. Hin und wieder lieh ich mir Geld von Freunden. Allerdings schaffte ich es zuletzt nicht mehr, die Kohle zurückzuzahlen. Ich bemühte mich die Anzahl meiner Freunde dennoch konstant zu halten. Sagen wir es so. Es blieben zwei. Und zwei verlässliche Freunde sind tausendfach besser als keine oder falsche Freunde. Auf Robbie konnte ich zählen, weil wir uns seit dem Sandkasten kannten. Und Hannes konnte mich bestens einschätzen, er hatte sich immer geweigert mir Geld zu leihen. 

Ich schloss die Wohnungstür auf, streifte mir die Schuhe von den Füßen und legte die Brötchentüte auf den Küchentisch. Seit Silvie weg war, fand mein Frühstück wieder schmucklos ohne Servietten statt. Meine Beziehungen zu Frauen verliefen unstet, ähnlich wie meine Jobs. Doch ich überließ meinen Partnerinnen die Initiative und wartete einfach ab, bis sie gingen. Ich war kein Macho, aber sie konstatierten mir Unaufmerksamkeit und darüber hinaus ein Langweiler zu sein.  

Der Kaffee war während meiner kurzen Abwesenheit durchgelaufen. Während ich frühstückte, studierte ich die Seite mit den Kleinanzeigen. In Spalte zwei fiel mir ein Dreizeiler ins Auge.

Kein Abschluss aber Bock auf Kohle?

Deine Chance! Schnelle Einarbeitung.

5000€ für den ersten Job. Chiffre: C/444/987-P

Mein Verstand sagte mir sofort, dass da etwas nicht stimmen konnte. Die wohlklingenden Worte Drückerkolonne und Schneeballsystem waren mir durchaus ein Begriff. Aber vielleicht ging es um etwas anderes. Und mit Fünftausend Euro konnte ich auf Schlag alle Schulden begleichen und noch mindestens eine Miete vom Rest zahlen. Der Reiz des Geldes, wenn man es nicht hat. Das sukzessive Aussetzen des Verstandes, wenn die Kohle leicht und fluffig in greifbare Nähe rückt. Warum nicht mal auf Risiko gehen? Ich war ja nicht blöd. Sobald ich merkte, dass der Zug in die falsche Richtung fuhr, konnte ich jederzeit abspringen. Der Gedanke, dass er zu diesem Zeitpunkt vielleicht schon zu schnell fuhr, kam sehr ungelegen. Ich schob ihn unwirsch beiseite.

Am nächsten Tag meldete ich mich bei der Zeitung. Sie notierten meine Handynummer, die wollten sie weitergeben. Man würde sich bei mir melden. Nun denn, ich konnte warten.

Zwei Tage verstrichen, dann hatte ich eine anonyme Nachricht im Messenger:

Chiffre: C/444/987-P

Nerven wie Drahtseile? Morgen 22.00 Uhr. Treffen am alten Industriehafen bei den Silos.

Nerven wie Drahtseile? Was sollte das denn heißen? Einen Moment lang wurde mir ganz anders. Doch dann sortierte ich mich innerlich. Vielleicht ging es um ein Fahrgeschäft, ein Riesenrad, Kletterei bei Wind und Wetter in schwindelnder Höhe. Oder es handelte sich um Objektschutz, mit Gummiknüppel am Hosenbund nachts durch dunkle Bürolabyrinthe stromern. Okay, mit dem fahrenden Volk durch die Gegend reisen, das kam für mich nicht in Frage. Ich war ein sesshafter Charakter. Aber Objektschutz, warum nicht? Ein wenig Nervenkitzel konnte mir vermutlich nicht schaden. Ich entschied am nächsten Tag zum Treffpunkt zu fahren.



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