7 Minuten vor Mitternacht - Rita Janaczek - E-Book

7 Minuten vor Mitternacht E-Book

Rita Janaczek

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Beschreibung

Selina möchte nur eines: ganz normal leben. Das jedoch ist leichter gesagt als getan. Die Situation zuhause ist alles andere als normal. Selina muss ihre kranke Mutter unterstützen und ihren kleinen Bruder versorgen. Das allein ist schon anstrengend genug. Doch der wahre Horror beginnt abends. Eine Krimi-Kurzgeschichte

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Seitenzahl: 31

Veröffentlichungsjahr: 2024

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7 Minuten vor Mitternacht

Krimi-Kurzgeschichte

Rita Janaczek

Alle Personen sind frei erfunden, Ähnlichkeiten mit lebenden Personen nicht beabsichtigt.

 ©Rita Janaczek 2024   

Machandel Verlag
Neustadtstr.7, 49740 Haselünne

Coverdesign: Ch. Erpenbeck

Mit Bildern von vork/depositphotos.com und toots/yayimages.com

ISBN 978-3-95959-453-0

58:45 Stunden

Meist gibt es nur eine im Leben – eine beste Freundin. Ich bin froh, Levke zu haben. Wir gehen in dieselbe Klasse, mögen dieselbe Musik, können gemeinsam über jeden Blödsinn lachen. Wir machen alles zusammen. Mit ihr verfliegt die Zeit viel zu schnell. Meiner besten Freundin Levke kann ich alles erzählen. Fast alles. Was zu Hause abgeht behalte ich für mich. Und von der Axt unter meinem Bett weiß sie auch nichts.

Nach dem Klingeln verlassen wir gemeinsam das Schulgebäude. Levke und ich leben in unterschiedlichen Welten und dennoch, oder gerade deswegen, mögen wir uns. Sie läuft relaxed in Richtung Bushaltestelle und ich rückwärts vor ihr her, Auge in Auge.

„Danke Selina. Ohne deine Hilfe hätte ich die Mathearbeit nicht gepackt.“

„Kannst du stolz drauf sein“, sage ich. Und das meine ich genauso. „Die Drei ist super, und nächstes Mal wird’s eine Zwei.“ Das schafft sie, da bin ich mir sicher.

„Na, ich weiß nicht.“

„Klar doch. Überleg mal. In der Siebten haben deine Eltern noch Panik geschoben, du könntest auf eine Sechs abrutschen.“

„Stimmt“, sagt Levke. Sie grinst. Wenn sie das macht und ein kleines Grübchen auf ihrer rechten Wange erscheint, sieht sie noch süßer aus. Die Jungs aus unserer Klasse sind alle hinter ihr her. Aber die sind ihr zu kindisch. Dem kann ich nur zustimmen. Da hilft nur Abstand halten. Mir gefällt Joel, aber er ist in der Zehn, zwei Klassen über mir, unerreichbar.

Levkes Eltern sind Zahnärzte. Sie haben es anfangs nicht gern gesehen, dass sie sich mit mir abgibt. Aber jetzt, wo ihre Noten besser werden, tolerieren sie den Umgang ihrer Tochter. Trotzdem sind sie mir gegenüber sehr distanziert, vielleicht sogar misstrauisch. Dabei können sie mir voll vertrauen. Ich mag Levke total. Deshalb habe ich ihr nicht beigebracht, wie sie geschickt Abschreiben oder Spicken kann. Stattdessen haben wir gemeinsam Matheformeln gepaukt und Probeaufgaben gemacht, bis uns beiden die Köpfe rauchten. Levke ist gar nicht so schlecht in der Schule, aber Mathe und Bio sind nicht so ihr Ding. Im Gegensatz dazu sind es meine absoluten Lieblingsfächer.

Der Bus fährt an uns vorbei und hält in Sichtweite an der Haltestelle. Es sieht nach Regen aus. Wir sprinten und erreichen die Tür. Das erste Gedränge hat sich bereits gelegt. Der alte Schulbus ist proppenvoll. Wir stellen unsere Taschen ab und hocken uns auf die Einstiegstreppe. Hier sitzen wir oft.

„Bleibt es dabei, dass du deinen Geburtstag nicht feierst?“, fragt Levke.

„Ich feiere doch!“, protestiere ich. „Mit dir und Benny.“

„Ja, im Jugendzentrum. In der Lounge. Die kleinste Feier aller Zeiten.“ Levke grinst.

„Na und? Vielleicht wird die kleinste Feier ja auch die schönste Feier.“

„Ja. Könnte sein. Das bekommen wir hin.“

„Wie findest du Joel?“, frage ich. Er kommt mir gerade so in den Sinn.

„Den Typen aus der Zehn?“

Ich nicke.

„Ziemlich krass, würde ich sagen. Biste verknallt?“

Ich spüre, wie mir die Röte ins Gesicht schießt.

„Hey, Selina, da lässt sich doch was machen.“

„Untersteh dich.“ Ich schaue extra finster und boxe ihr freundschaftlich in die Seite. Insgeheim wünsche ich mir, nichts gesagt zu haben. Die brachte es fertig und quatschte den Typen an.

Der Bus hält. Einige Jungs drängeln grob an uns vorbei und springen lässig aus dem Bus.

„Die sind so cool, die pieseln sogar Eiszapfen“, lästere ich.

„Meine Eltern behaupten, du würdest mit deinem Einfluss meine Ausdrucksweise versauen. Kann ich gar nicht verstehen. Wir sprechen doch echt krass korrekt.“